Heizen mit Wärmepumpe

  • Wäschetrockner sind keine überflüssigen Energiefresser. Sie ermöglichen verdichtete Besiedlung und Mehrfamilienhäuser.

    Naja, die erste Aussage ist ja gleich in zweierlei Hinsicht zweifelhaft, denn statt die Wäsche bei Raum- oder Außentemperatur einfach ablüften zu lassen, wird sie im Trockner mit elektrisch hochgeheizter Luft getrocknet. Ein Vorgang für den immer mehr Energie erforderlich ist, als wenn man es einfach der Umgebungsluft überlässt.

    Hinzukommt noch der schnellere Verschleiß der Kleidung, die entsprechend nach kürzerer Nutzungszeit energie- und ressourcenintensiv nachproduziert und durch die halbe Welt transportiert werden muss.

    Dass Trockner für Mehrfamilienhäuser unumgänglich sind, weil sich sonst die Straßen von der aufgehangenen Wäsche verdunkeln würde, klingt auch wie an den Haaren herbeigezogen. Früher gab es einfach Trockenböden und bei den da noch üblichen Kaltdächern war das komfortabler als das wetterabhängige Aufhängen im Garten und zumindest in DDR-Neubaublocks gab es das Äquivalent entsprechend im Keller; meist in der Nähe vom Fernwärmeanschluss oder Zentralheizungskeller, um die Verlustwärme noch bestmöglich nutzen zu können.

    Aber Wäsche ohne weite Wege elektrisch zu trocken, ist natürlich moderner / bequemer; genau wie Autofahren ;)

  • Aber Wäsche ohne weite Wege elektrisch zu trocken, ist natürlich moderner / bequemer; genau wie Autofahren ;)

    Also das Argument mit den weiten Wegen, das hast du jetzt aber aufgebracht. Ich halte es übrigens für sehr stichhaltig: Treppensteigen mit vollen Wäschekörben bis zum Dachboden oder in den Keller ist besonders für viele Menschen mit Behinderungen schlicht unzumutbar. Und selbst ohne Behinderung ist Treppensteigen mit Wäschekörben Mist. Und es birgt eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr.

    Es geht dabei auch gar nicht um "bequemer; genau wie Autofahren". Ich werfe in der Regel keinem Autofahrer vor, dass ich ihn für zu "bequem" halte, um das Fahrrad zu benutzen oder den ÖPNV. Aber ich lenke ein entsprechendes Gespräch gerne dahin, dass sich sehr grundlegend die Infrastruktur ändern muss, so dass es schlicht keinen Sinn macht, ein Auto zu benutzen. Und es auch nicht bequemer ist das Auto zu benutzen.

    Auch für das Wohnen gilt: Ein Aufzug ist bei einem Mehretagenhaus ein Muss. Und das hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun, sondern mit Teilhabe. Allen Menschen muss es möglich sein in einer Wohnung zu wohnen, die gut erreichbar ist. Und wenn die dann auch noch nachhaltig sein soll, dann ist es eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Und das kann dann auch gerne schon ab 4 Etagen gelten, dass ein Haus einen Aufzug haben muss. Meines Wissens ist erst ab 5 oder 6 Etagen ein Aufzug vorgeschrieben.

    Das Problem sind nicht Leute, die das Auto aus Bequemlichkeit nutzen, sondern diejenigen, die zu bequem sind, die Phantasie dafür zu entwickeln, dass ein Leben ohne Auto viel bequemer sein kann, als mit! Und die deshalb (aus Mangel an Phantasie, was möglich ist) Menschen, die an einer autofreien Zukunft arbeiten, schwerste Vorwürfe machen, sie gar als "Klima-Terroristen" oder ähnliches beschimpfen.

    Es geht eben gerade nicht darum, dass wir alle wieder in die Höhlen unserer Vorfahren zurückkehren. Aber wenn das mit dem Autowahn und dem ungebremsten Ressourcenverbrauch auch in vielen anderen Bereichen so weiter geht, dann kann genau das sehr schnell passieren. Die "Klimaterroristen" sind nicht die, die sich auf der Straße festkleben, sondern die, die an den Lenkrädern der Autos kleben.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (28. April 2023 um 19:44) aus folgendem Grund: Korrekturen

  • Und selbst ohne Behinderung ist Treppensteigen mit Wäschekörben Mist. Und es birgt eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr.
    [...]

    Auch für das Wohnen gilt: Ein Aufzug ist bei einem Mehretagenhaus ein Muss. Und das hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun, sondern mit Teilhabe. Allen Menschen muss es möglich sein in einer Wohnung zu wohnen, die gut erreichbar ist. Und wenn die dann auch noch nachhaltig sein soll, dann ist es eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Und das kann dann auch gerne schon ab 4 Etagen gelten, dass ein Haus einen Aufzug haben muss. Meines Wissens ist erst ab 5 oder 6 Etagen ein Aufzug vorgeschrieben.

    Bergen nicht alle Fortbewegungsarten, die ohne eine TÜV-geprüfte Metallhülle ausgeübt werden, "eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr"? Wäre es nicht viel sicherer, mit dem ersten Schutzpanzer gleich bis in die Tiefgarage durchzufahren und dort mit möglichst kurzen Laufwegen in den mobilen Schutzpanzer umzusteigen, der einen dann wieder möglichst dicht an den nächsten Aufzug im Büro oder Einkaufstempel bringt?

    Wie nachhaltig kann so ein Aufzug eigentlich sein, der halt dummerweise auch wieder einen elektrischen Antrieb braucht, für den Transport von einem Dutzend Menschen ausgelegt ist, aber dann doch meistens mit elf leeren "Beifahrersitzen" unterwegs ist, dabei 24h beleuchtet wird und regelmäßiger Anfahrten für Prüfung/Wartung und Instandhaltung bedarf?


    Das Problem sind nicht Leute, die zu bequem sind das Auto zu nutzen, sondern diejenigen, die zu bequem sind, die Phantasie dafür zu entwickeln, dass ein Leben ohne Auto viel bequemer sein kann, als mit!

    Mein Eindruck ist gerade, dass Leute, die die Phantasie haben, auf eine einzelne Maschine verzichten zu können, schnell mal zwei andere Maschinen brauchen, damit ihre Phantasie Wirklichkeit wird. Ob das Verteilen von Emissionen auf Wäschetrockner, Aufzüge, Lieferdienste usw. in Summe dann wirklich weniger schädlich ist oder nur dem persönlichen Seelenfrieden dient, müsste mal jemand in einer Gesamtbilanz nachrechnen.


    Es geht eben gerade nicht darum, dass wir alle wieder in die Höhlen unserer Vorfahren zurückkehren. Aber wenn das mit dem Autowahn und dem ungebremsten Ressourcenverbrauch auch in vielen anderen Bereichen so weiter geht, dann kann genau das sehr schnell passieren.

    Wenn man der Wissenschaft glauben kann, ging es unserem Planeten als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten, so gut wie danach nie wieder. Also bedeutet jeder Schritt zurück in diesen Zustand eigentlich auch aktiven Umweltschutz, oder? Auch wenn es erstmal eine Talsohle für unsere Spezies bedeutet. ;) ^^

  • Bergen nicht alle Fortbewegungsarten, die ohne eine TÜV-geprüfte Metallhülle ausgeübt werden, "eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr"?

    Nein, das ist ganz und gar nicht so. Nimm zum Beispiel den Aufzug, eine "schützende Metallhülle", wie du es nennst, ist gegeben. Aber dieser Schutz würde bei einem Aufzug den Insassen nicht viel nutzen, wenn er abstürzte.

    Und die Skepsis gegenüber dem Aufzug war zu Beginn seiner Ausbreitung sehr groß.

    Um 1850 wurde die Skepsis überwunden mit der Aufzug-Notbremse. Das bereits in der Antike bekannte Transportmittel breitete sich rapide aus.

    Hör dir doch die vielen zum Teil hochgradig irreführende abstrusen Gegenreden von Autofahrenden an gegen einen voll funktionsfähigen Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten. In Neufahrzeugen ist der Intelligente Geschwindigkeitsassistent Vorschrift. Er könnte tatsächlich so konfiguriert werden, dass er zuverlässig ein zu starkes Beschleunigen und damit ein zu schnelles Fahren im Gefahrenbereich verhindert. Aber das will die Autofahrerschaft nicht, denn die will rasen, bis der Notarzt kommt.

    Dieser Weigerung entspräche es, wenn in einem Aufzug per Knopfdruck die automatische Aufzugbremse außer Betrieb gesetzt werden könnte. Würde doch auch keiner machen. Aber beim Auto muss gerast werden dürfen? Was soll der Quatsch?

  • Mein Eindruck ist gerade, dass Leute, die die Phantasie haben, auf eine einzelne Maschine verzichten zu können, schnell mal zwei andere Maschinen brauchen, damit ihre Phantasie Wirklichkeit wird. Ob das Verteilen von Emissionen auf Wäschetrockner, Aufzüge, Lieferdienste usw. in Summe dann wirklich weniger schädlich ist oder nur dem persönlichen Seelenfrieden dient, müsste mal jemand in einer Gesamtbilanz nachrechnen.

    Es kann nicht darum gehen, die Emissionen von einer Maschine auf andere zu verteilen. Und das habe ich auch nirgends auch nur angedeutet. Du tust ja gerade so, als würden Leute, die intensiv das Auto benutzen, gleichzeitig an anderer Stelle Energie und Ressourcen einsparen, indem sie die Wäsche auf dem Dachboden trocknen oder im Garten. Tasächlich dürfte es sich jedoch so verhalten, dass autofahrende Mitmenschen genau so oft ihre Wäsche mithilfe eines Trockners trocknen als Menschen, die ohne Auto leben.

  • Wenn man der Wissenschaft glauben kann, ging es unserem Planeten als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten, so gut wie danach nie wieder. Also bedeutet jeder Schritt zurück in diesen Zustand eigentlich auch aktiven Umweltschutz, oder? Auch wenn es erstmal eine Talsohle für unsere Spezies bedeutet. ;) ^^

    "Als wesentliche Ursache von Umweltverschmutzung gilt heute der industrielle Fortschritt seit dem 19. Jahrhundert. Doch handelten die Menschen vor 1000 oder 2000 Jahren umweltbewusster, weil es keine Industrie im modernen Sinne gab? Lebten sie im Einklang mit der Natur, wie es idyllische Darstellungen in antiker und mittelalterlicher Literatur vermuten lassen? „Keineswegs“, sagt Gian Franco Chiai, „im Gegenteil.“ Der promovierte Althistoriker und Philologe erforscht gemeinsam mit seiner Edinburgher Kollegin Orietta Cordovana die Umweltverschmutzung in der Antike."

    Und weiter unten heißt es in dem Tagesspiegel-Artikel vom 14.2.2015:

    "Bleibt die Frage: Haben wir etwas von unseren Vorfahren gelernt? Wieder lautet Chiais eindeutige Antwort: Nein. „Schon in der Antike wollten die Menschen der Natur nicht bewusst schaden – und verschmutzten ihre Umwelt dennoch. Wir machen leider die gleichen Fehler wie sie.""

    Umweltverschmutzung in der Antike: Wo selbst die Götter machtlos waren
    Umweltverschmutzung ist schon im Altertum ein Problem gewesen - an mangelndem Bewusstsein lag es auch damals nicht.
    www.tagesspiegel.de

    Ich möchte jedenfalls keinen Schritt zurück in eine Vergangenheit, die nur in einer hoffnungslos unwissenschaftlichen Sicht der Dinge verklärt wird zu einem paradiesischen Idealzustand, den es so nie gab.

    Leider wird gerne so getan, als sei es unausweichlich, dass wir die negativen Begleiterscheinungen unserer Form der Moderne, wie zum Beispiel Unfalltod und Luftverschmutzung durch Autoabgase hinnehmen müssten. Das muss ich nicht, das musst du nicht und auch sonst keiner. Aber wir müssen etwas dafür tun, um dieses Bewusstsein weiterzuverbreiten.

  • Wenn man der Wissenschaft glauben kann, ging es unserem Planeten als unsere Vorfahren noch in Höhlen lebten, so gut wie danach nie wieder. Also bedeutet jeder Schritt zurück in diesen Zustand eigentlich auch aktiven Umweltschutz, oder? Auch wenn es erstmal eine Talsohle für unsere Spezies bedeutet. ;) ^^

    Es dürfte wohl auch an der Gesamtzahl der Menschen auf diesem Planeten liegen. Acht Milliarden sind schon eine Hausnummer. Da hätten sich vor 500 Jahren die 500 Millionen Menschen schon gewaltig anstrengen müssen, um solch nachhaltige Schäden zu verursachen. Das Problem ist in erster Linie also unsere Ausbreitung. Und da müsste zuallererst angesetzt werden. Ansonsten werden jegliche Versuche, die Menschheit zu retten, im Keim erstickt.

  • Vergleich z. B. mal USA (16.1) mit UK (5.6). Woher kommt dieser enorme Unterschied? (n.b.: Ich weiß es nicht, hab es auch nicht rechertchiert!)

    Ich denke, dass ordentliche Infrastruktur und Erneuerbare Energien der entscheidende Faktor sind, nicht die Zahl der Menschen. Zumal dieses Argument gerne rassistisch verwendet wird nach dem Motto dass sich die Afrikaner nicht weiter vermehren dürften.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Vergleich z. B. mal USA (16.1) mit UK (5.6). Woher kommt dieser enorme Unterschied? (n.b.: Ich weiß es nicht, hab es auch nicht rechertchiert!)

    Ich würde sagen da gibt es mindestens zwei Faktoren:

    Komplett autozentrierte Städte sind in de USA der Normalfall, in UK weniger verbreitet. Und es gibt in UK auch weniger "Pampa" , wo man nicht ohne KFZ auskommt.

    Und schlecht isolierte EFH ,die zudem im Sommer mit Kiimaanlage gekühlt werden, sind in den USA auch sehr viel verbreiteter.

  • Das Problem ist in erster Linie also unsere Ausbreitung. Und da müsste zuallererst angesetzt werden. Ansonsten werden jegliche Versuche, die Menschheit zu retten, im Keim erstickt.

    Das denke ich nicht, dass unsere Ausbreitung in erster Linie das Problem ist. Aber ich fürchte, es gibt viele Menschen, die sich sagen, jeder Mensch könnte mit einem sehr hohen Konsumstandard und Ressourcenverbrauch ein sehr auskömmliches Leben führen, wenn es deutlich weniger Menschen gäbe. Und manche wünschen sich dann noch eine Seuche oder einen schlimmen Krieg herbei, der dann dazu führen soll, dass sich die Zahl der Menschen so deutlich reduziert, dass die verbleibenden Menschen auf einem hohen Konsumniveau weiterleben könnten. :(

    Das halte ich für keine akzeptable Zukunftsvision.

  • Heizölhändler hält viele Häuser für ungeeignet für Wärmepumpen (hna.de)

    Meines Wissens nach hat er damit nicht Unrecht. Ich habe gerade am WE mit einem Bekannten dazu gesprochen, der so ein vermeintlich ungeeignetes Haus besitzt. Er steht wohl vor einer größeren Investition und kann nicht einfach die Heizung austauschen.

    Denn durch die fehlende Dämmung benötigt er eine höhere Vorlauftemperatur. Wärmepumpen brauchen aber möglichst niedrige Vorlauftemperaturen. Damit er die erreicht, muss er also sein Haus dämmen und vermutlich auch die Heizkörper austauschen. Dazu kommt dann noch die Wärmepumpe selbst.

    Das sind alles Dinge, die ich für sinnvoll erachte. Er auch. Aber es ist halt viel teurer als das einfache "tausch halt die Heizung aus" suggeriert.

  • Es dürfte wohl auch an der Gesamtzahl der Menschen auf diesem Planeten liegen.

    Unser Wohlstand beruht auf zunehmender Spezialisierung des Einzelnen. Inzwischen hat die Komplexität an vielen Stellen ein Niveau erreicht, dass sich so langsam ganze Länder spezialisieren (Maschinen- und Autobau in Deutschland, Chipfertigung in Taiwan, etc.). Außerdem bedeutet "viele Menschen" auch "viele schlaue Köpfe mit neuen Ideen".

    Es ist also nicht sicher, dass weniger Menschen das Problem besser lösen können.

  • Meines Wissens nach hat er damit nicht Unrecht. Ich habe gerade am WE mit einem Bekannten dazu gesprochen, der so ein vermeintlich ungeeignetes Haus besitzt. Er steht wohl vor einer größeren Investition und kann nicht einfach die Heizung austauschen.

    Denn durch die fehlende Dämmung benötigt er eine höhere Vorlauftemperatur. Wärmepumpen brauchen aber möglichst niedrige Vorlauftemperaturen. Damit er die erreicht, muss er also sein Haus dämmen und vermutlich auch die Heizkörper austauschen. Dazu kommt dann noch die Wärmepumpe selbst.

    Das sind alles Dinge, die ich für sinnvoll erachte. Er auch. Aber es ist halt viel teurer als das einfache "tausch halt die Heizung aus" suggeriert.

    Natürlich ist eine gute Wärmedämmung eine wichtige Voraussetzung für den effektiven Wärmepumpeneinsatz.

    Ärgerlich sind halt folgende "Scheißhaus-Parolen", die in der Vergangenheit immer wieder von denselben Leuten herauskrakeelt wurden, die jetzt die Horrorszenarien an die Wand malen, wenn es um den Einbau von Wärmepumpen geht.

    Beispiel:

    Man darf die Häuslebauer nicht dazu zwingen, eine gute Wärmedämmung einzubauen, weil das zu teuer ist, so dass dann gar nicht mehr gebaut wird. Besonders von der FDP kam immer wieder der Einwand, zu strenge Vorgaben würden die Bauwirtschaft abwürgen und den Wohnungs-Neubau verhindern.

    Schlimmer noch finde ich dieses verbissene und äußerst populistische Polemisieren gegen Politiker, die den Einfamilienhaus-Kult in Frage stellen.

    Dabei liegt es auf der Hand, dass Wohnen sehr teuer ist, wenn es in Einfamilienhäusern mit großem Grundstück drum rum stattfindet. Auch verkehrstechnisch ist das äußerst problematisch. Heiztechnisch ist es natürlich auch sehr ungünstig, weil nach all den vielen Außenseiten gedämmt werden muss. Eine Wohneinheit in einem Mehrfamilienhaus hat nach vielen Seiten keine Außenwände sondern Nachbarwände, die nicht wärmegedämmt werden müssen.

    Im Grunde genommen war es ein Fehler, dass viele kleine Kommunen im ländlichen Raum, besonders solche, die in den Speckgürteln der Großstädte liegen, so viele Bauflächen ausgewiesen haben. Dabei haben sie sich teils noch gegenseitig Konkurrenz gemacht, um mit Billigpreisen Menschen anzulocken. Fehlentwicklungen, die jedoch nicht zur Kenntnis genommen werden und über die niemand laut spricht, der bei der nächsten Wahl seine Chancen bewahren will.

    Klar ist es auch so, dass ich z. B. einem Bekannten, der darüber jammert, dass ihn die nötige Wärmedämmung für den effizienten Wärmepumpeneinsatz einen Haufen Geld kostet, auch nicht auf den Kopf zusagen würde: "Alter, hätteste halt nicht so eine Villa im Grünen dir hinstellen sollen." Aber genau so isses!

    Wie sollte denn die Politik sinnvoll reagieren?

    Soll sie allen Hausbesitzer*innen den kompletten Umbau der Heizungsanlage und die komplette Wärmedämmung finanzieren? Wäre das der einzige Weg erfolgreich den dringend notwendigen Heizungsumbau voranzutreiben? (Aber wäre der dann überhaupt erfolgreich, weil dadurch je erneut das stark vereinzelte Wohnen hochgradig subventioniert würde.)

    Und was viel zu kurz kommt: Auch wenn der Heizungsumbau plus Wärmedämmung teuer wird, langfristig rechnet sich das, je stärker die Preise für fossile Heizstoffe steigen, umso mehr! Aber verständlich:

    Allerdings will auch damit keiner hausieren gehen, denn der würde ja "zugeben", dass das Benzin dann auch bald 5 Euro der Liter kosten wird. Und so was ähnliches hatten die Grünen schon mal bei der 10. ordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz 1998 vorgetragen:

    "Für ein großes Medienecho sorgte der sogenannte „Fünf-Mark-Beschluss“. Mit diesem Beschluss forderten die Grünen, der Preis für einen Liter Benzin müsse schrittweise auf 5 DM angehoben werden."

    Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen 1998 in Magdeburg – Wikipedia

    Spätestens seit dem herrscht durch die Bank in allen politischen Lagern die Auffassung vor, keine unangenehmen Wahrheiten vor allem nicht vor Wahlen zu verkünden.

    Ein anderes Beispiel für das "Verschwiegenheits-Kartell": Sollten tatsächlich erfolgreich alle Autos auf Elektro umgestellt werden, wie wird denn dann der Einnahmeausfall bei der Mineralölsteuer kompensiert? Bisher sehe ich da keine Perspektive.

  • Interessantes Zitat aus dem verlinkten Artikel:

    "Ein neuer Ölkessel ist deutlich günstiger. Nicht jeder Hauseigentümer ist wohlhabend. Deshalb muss es beispielsweise für ältere Menschen ab dem Rentenalter deutlich mehr Ausnahmen geben. Ich gehe davon aus, dass diese im Bundesrat noch in das Gesetz verhandelt werden." Sollte es wirklich zu großflächigen Ausnahmegenehmigungen kommen, dann ist in wenigen Jahren absehbar, dass ebenso großflächig und lautstark nach einem Heizölkosten, bzw. Heizgaszuschuss verlangt wird, wenn sich nämlich die Preise dafür deutlich nach oben entwickelt haben.

  • US-Perspektive: Waffenhändler hält Waffenverbot für ungeeignet, um die Anzahl der durch Schussverletzungen getöteten Menschen zu reduzieren.

    Oder der hier: Süßwarenhersteller lehnen Werbeverbote für Produkte der Süßwarenindustrie ab, weil nicht nachgewiesen ist, dass Süßwaren dick machen.

  • Meines Wissens nach hat er damit nicht Unrecht. Ich habe gerade am WE mit einem Bekannten dazu gesprochen, der so ein vermeintlich ungeeignetes Haus besitzt. Er steht wohl vor einer größeren Investition und kann nicht einfach die Heizung austauschen.


    Denn durch die fehlende Dämmung benötigt er eine höhere Vorlauftemperatur. Wärmepumpen brauchen aber möglichst niedrige Vorlauftemperaturen. Damit er die erreicht, muss er also sein Haus dämmen und vermutlich auch die Heizkörper austauschen. Dazu kommt dann noch die Wärmepumpe selbst.

    Eine Wärmepumpe ist umso effizienter, je niedriger die Vorlauftemperatur und je höher die Temperatur der Wärmequelle ist. Das bedeutet aber nicht, dass eine Wärmepumpe sonst gar nicht funktioniert, sondern nur, dass sie im gut isolierten Neubau effizienter funktioniert.

    Es ist daher auch richtig, dass es sinnvoller ist, erst zu dämmen und dann eine zum energetischen Zustand des Hauses passende Wärmepumpe einzubauen. Wenn man das nicht tut, ist die Wärmepumpe nach der Dämmung überdimensioniert. Aber auch das heißt nicht im Umkehrschluss, dass es nicht funktioniert, wenn man das nicht macht. Auch eine Gas- oder Ölheizung ist nach der energetischen Sanierung überdimensioniert, weil der Wärmebedarf dadurch sinkt.

    Man kann auch Wärmepumpen mit einer Zusatzheizung kombinieren, die an besonders kalten Tagen einspringt, während die Wärmepumpe die meiste Zeit des Jahres ausreichend ist.

    Im Übrigen vermisse ich von der ganzen "aber-Wärmepumpen-gehen-nicht-im-Altbau"-Fraktion einen konstruktiven Vorschlag, wie es denn sonst klimaneutral gehen sollte. Fakt ist, dass zur Erzeugung von Wasserstoff noch mehr elektrische Energie benötigt wird als wenn man direkt mit Strom heizen würde. Und bereits gegenüber der Stromdirektheizung ist eine Wärmepumpe immer besser. Also was soll das FDP-Gequatsche von "Technologieoffenheit", wenn es gar keine vergleichbar effiziente Technologie gibt? Das ist doch alles nur Augenwischerei, um den Leuten einzureden, dass sie auch in 20 Jahren noch mit Gas heizen können. Das wäre dann aber entweder nicht klimaneutral oder im Vergleich zur Wärmepumpe unbezahlbar.

    Vor Ort können Fern- oder Nahwärmenetze eine Lösung darstellen, insbesondere in dicht bebauten Gebieten. Die werden aber künftig auch von Wärmepumpen versorgt werden.

    50-MW-Großwärmepumpe ersetzt künftig im dänischen Esbjerg Wärme aus Kohlekraftwerk | Aktuelle Neue Energie Nachrichten | ContextCrew

  • Selbst die bräsige Stadt Stade plant ein Nahwärmenetz für die Altstadt, das mit Wärmepumpen gespeist wird, die die Abwärme des Klärwerks und das Wasser des Burggrabens als Wärmequelle nutzen. Wärmenetz für die Altstadt | Hansestadt Stade (stadt-stade.info)

    In der Altstadt haben wir ansonsten das Problem, dass es nicht so einfach ist, überhaupt einen Aufstellort für eine Luft-Wärmepumpe zu finden und dass es hier keine ausreichend großen Grundstücke gibt, auf denen man die Bodenwärme anzapfen kann.

  • Im Übrigen vermisse ich von der ganzen "aber-Wärmepumpen-gehen-nicht-im-Altbau"-Fraktion einen konstruktiven Vorschlag, wie es denn sonst klimaneutral gehen sollte. Fakt ist, dass zur Erzeugung von Wasserstoff noch mehr elektrische Energie benötigt wird als wenn man direkt mit Strom heizen würde. Und bereits gegenüber der Stromdirektheizung ist eine Wärmepumpe immer besser. Also was soll das FDP-Gequatsche von "Technologieoffenheit", wenn es gar keine vergleichbar effiziente Technologie gibt? Das ist doch alles nur Augenwischerei, um den Leuten einzureden, dass sie auch in 20 Jahren noch mit Gas heizen können. Das wäre dann aber entweder nicht klimaneutral oder im Vergleich zur Wärmepumpe unbezahlbar.

    Ich höre in der öffentlichen Debatte zu diesem Thema ganz stark diese Sehnsucht nach 16 Jahren Merkel zurück: Es soll sich nichts ändern.

    Und das sehe ich mittlerweile auch als größte Bedrohung für den Wirtschaftsstandort Deutschland: Wir wollen gar keinen Fortschritt, wir wollen irgendwelchen esoterischen Hokuspokus. Während China die Marktführerschaft bei Elektroautos längst gewonnen hat, warten wir lieber drauf, dass irgendjemand was mit E-Fuels macht und jemand anderes was mit Fusionsenergie und ein Dritter was mit Wasserstoff, damit wir weiter unsere Verbrenner fahren und unsere Gasheizungen nutzen können. Wir behaupten zwar, auf bahnbrechende Innovationen zu warten, aber eigentlich ist das nur eine Schutzbehauptung für: Wir möchten, dass sich nichts ändert.

    Und dann ist man eben um keine Ausrede verlegen. Die größte Ausrede ist, das Klima habe sich ja immer geändert und der Mensch keinen Einfluss darauf, weil es nur 280 ppm CO2 in der Atmosphäre gebe (dass es mittlerweile knapp 425 ppm sind, wird glatt ignoriert). Und so dreht sich das munter weiter: Wir wollen weiter unsere Verbrennungsmaschinen fahren, also wird German Engineering irgendwann E-Fuels zur Serienreife bringen, die dann mit Solarzellen und Windrädern hergestellt werden, die wir ja aber gar nicht haben wollen, also warten wir einfach weiter auf Fusionskraftwerke, die ja seit 30 Jahren in den jeweils nächsten fünf Jahren bereit zur Netzsynchronisation sein sollen.

    Es ist einfach nur noch albern, wie sehr wir uns die Augen zuhalten.

    Aber es passt ja auch dazu, dass wir als Gesellschaft immer stärker bereit sind, die Ukraine einfach an Putin abzutreten, damit wir endlich wieder unser günstiges Gas bekommen können.

  • Sehnsucht nach 16 Jahren Merkel zurück: Es soll sich nichts ändern.

    Und dabei wird verdrängt, dass sich in Folge der Untätigkeit in den nächsten Jahren / Jahrzehnten sehr viel ändern wird. Für mich ist das die größere Herausforderung im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Die technischen Möglichkeiten hätten wir, das Schlimmste abzuwenden. Aber die Leute sind nicht bereit, ihre Gewohnheiten zu ändern. Nicht einmal dann, wenn es eigentlich egal ist, woher der Strom kommt, oder ob der Heizköper durch eine Gastherme oder eine Wärmepumpe warm wird. Wie soll das erst sein, wenn es ans Eingemachte geht: Um Änderung des Konsumverhaltens oder der Ernährung? Oder wenn nach weiteren Dürre-Sommern das Trinkwasser rationiert wird.

    Und ich frage mich, wie das die heute 10-Jährigen in 20-30 Jahren sehen werden. Die bekommen ja jetzt schon mit, wie Klimaaktivisten kriminalisiert werden und wie aufgeheizt die Stimmung schon heute bei Themen wie der Verkehrswende oder der Wärmewende ist und wieviel Desinformation betrieben wird. Wir werden einmal -glaube ich- an einen Punkt kommen, wo wir gefragt werden, wie es dazu kommen konnte. Genauso, wie wir vielleicht unsere Großeltern mal gefragt haben, wie damals die Nazis an die Macht kommen konnten und warum niemand etwas dagegen getan hat, obwohl es doch rückblickend offensichtlich war, wohin das führen wird.

    Wenn man verstehen will, wie solche Dinge trotzdem passieren, ist man gerade live dabei.