Woche 3 von 17. bis 23. Januar 2022

  • Es handelt sich bei dieser Fahrradstraße in dem von Fahrbahnradler verlinktem Artikel um dieselbe, die schon einmal Thema eines Threads hier im Radverkehrsforum wurde:

    Hannover: 40 Minuten Blockade in der Fahrradstraße

    Ullie
    20. November 2018 um 11:17
  • Bleibt die ungelöste Frage: Warum ist die Autofahrerin nicht einfach stehengeblieben, als "die Kinder leider nicht auf den Verkehr geachtet hätten."

    Zitat

    Da an der Unfallstelle montags bis freitags Tempo 30 vorgeschrieben ist, ist das ein Ausschlusskriterium [für einen Zebrastreifen]...

    https://www.sueddeutsche.de/muenchen/fuers…inder-1.5511955

    Ich denke, diese "Debatte über Verkehrssicherheit" wird falsch geführt? Wenn man bei 30 km/h innerorts Kinder einfach so überfahren "kann", sollte man vielleicht etwas tiefer graben?

    "Eine Querungshilfe mit einer "Warteinsel" in der Mitte der Fahrbahn wäre für [Olchings Polizeipressesprecher] das "Optimum" :) ja klar... wir warten gerne

  • "Selbst wenn die Führerscheinprüfung noch nicht so weit zurückliegt, an die Vorschriften, die an Bushaltestellen gelten, können sich viele Autofahrer im Alltag nicht mehr erinnern. Vor allem, wann und ob man an haltenden Bussen vorbeifahren darf, ist schnell wieder vergessen. Frischen Sie Ihre Kenntnisse auf." Quelle:

    ADAC, Bus überholen: So geht's richtig vom 25.03.2021

    Bus überholen: So geht's richtig
    Für Autofahrer gelten an Bushaltestellen besondere Regeln.
    www.adac.de

    In dem Video wird viele Minuten lang die rechtliche Lage korrekt erörtert.

    Nur ist diese so vielfältig, beinhaltet so viele wenn-danns, Ausnahmen, Sonderfälle usw., dass es niemanden wundern kann, wenn immer wieder solche Unfälle, wie in dem Artikel geschildert, geschehen.

    "Vermutlich haben die wenigstens von uns gerne einen Bus vor der Nase."

    Diese Aussage in Minute 4:05 ist in mehrfacher Hinsicht entlarvend.

    1. Was heißt hier uns?

    Selbst wenn man zugesteht, dass es sich um ein Werbevideo der Autolobby handelt, muss man es noch lange nicht hinnehmen, dass darin so getan wird, als sei es ganz selbstverständlich, dass "wir" und "uns" Menschen sind, die in einem Auto sitzen und von Omnibussen genervt sind, als seien diese Fahrzeuge und die Omnibusfahrgäste so was wie Ungeziefer, von dem man ganz selbstverständlich einfach nur genervt sein darf.

    2. Dass Autoverkehr überhaupt möglich ist, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sehr viele Menschen mit Bus und Bahn (und Fahrrad) fahren. Wären die auch noch alle mit einem eigenen PKW unterwegs, dann gäbe es auf vielen Straßen noch viel häufiger und viel längere staubedingte Wartezeiten für den MIV.

    3. Logischer Schluss: Die StVO sofort so ändern, dass grundsätzlich jeder Autoverkehr grundsätzlich keinen Omnibus überholen darf und an jeder Haltestelle hinter dem Omnibus wartepflichtig ist. Auch der Gegenverkehr muss anhalten, aussteigende Omnibusfahrgäste genießen denselben Vorrang an Bushaltestellen, wie an Zebrastreifen.

    Unfälle wie der in dem von Pepschmier verlinkten Artikel, müsste es dann nicht mehr geben. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/fuers…inder-1.5511955

  • Bleibt die ungelöste Frage: Warum ist die Autofahrerin nicht einfach stehengeblieben, als "die Kinder leider nicht auf den Verkehr geachtet hätten."

    Ich denke, diese "Debatte über Verkehrssicherheit" wird falsch geführt? Wenn man bei 30 km/h innerorts Kinder einfach so überfahren "kann", sollte man vielleicht etwas tiefer graben?

    "Eine Querungshilfe mit einer "Warteinsel" in der Mitte der Fahrbahn wäre für [Olchings Polizeipressesprecher] das "Optimum" :) ja klar... wir warten gerne

    Warum kommt der Polizeisprecher auf die Idee, die Kinder seien kein Verkehr? Warum sagt er nicht, die Autofahrerin habe "leider nicht auf den Verkehr geachtet"?

    Und das hier

    Zitat

    Auch bei der Einrichtung einer Bedarfsampel spielt die Fußgängerfrequenz eine wichtige Rolle. Hier sind ebenfalls 50 Querungen pro Stunde notwendig. "Wir lassen gerade zählen", teilt Christian Richter, der Leiter des Olchinger Ordnungsamtes, mit.

    ist ja wohl grotesk. Ich übersetze das mal in ein richtig ländliches Gebiet:

    Bei der Errichtung einer Hängebrücke über einen krokodilreichen Fluss spielt die Schwimmerfrequenz eine wichtige Rolle. Hier sind 200 Querungen pro Tag notwendig. "Wir lassen gerade zählen", teilt ... na ja und so weiter.

  • "Eine Querungshilfe mit einer "Warteinsel" in der Mitte der Fahrbahn wäre für [Olchings Polizeipressesprecher] das "Optimum" :) ja klar... wir warten gerne

    Die Unterstellung, durch einen Unfall sei die besondere Gefährlichkeit einer Straßenstelle nachgewiesen, gleicht der Erwartung, am kommenden Samstag würden wegen der Kombination von der letzten Ausspielung beim Lotto mit erhöhter Wahrscheinlichkeit wieder die selben Zahlen gezogen werden. Das ist aber Abgerglaube bzw. statistischer Unsinn. Es wird nicht an dieser besonderen Stelle zu schnell gefahren, sondern überall gleichmäßig. Also entweder, Tempo überall was runter, oder gar nix machen. So aber sind spezifische Maßnahmen bloß irrationaler Aktivismus.

    Einmal editiert, zuletzt von Th(oma)s (22. Januar 2022 um 09:21)

  • So aber sind spezifische Maßnahmen bloß irrationaler Aktivismus.

    Ich bin da vom Prinzip her ganz bei Dir.

    Im politischen Alltag ist ein Unfall ein brauchbarer Anlass, um Maßnahmen umzusetzen, die sich einige Menschen schon längst gewünscht haben, aber an Widerständen oder fehlenden Mitteln scheitern.

  • Dienst nach Vorschrift

    Zitat

    „An Fußgängern darf man deshalb auch nicht mit 100 km/h vorbeifahren“, so Mini. Zwar würden das einzelne Fahrzeuge in Seeshaupt tun, jedoch ergab eine Messung der Durchschnittsgeschwindigkeit für den genannten Streckenabschnitt einen Wert von nur circa 78 km/h. Wer sich als Fußgänger auf dem Bürgersteig nicht wohl fühlt, könne einen anderen Weg benutzen.

    https://www.tz.de/muenchen/regio…n-91252685.html

  • In dem ursprünglich von Pepschmier verlinkten Artikel aus der SZ

    Olching: Debatte über Vekehrssicherheit nach Unfall mit Elfjährigen
    Ob und wie der Übergang an der Ecke Feursstraße und Ferdinandstraße umgestaltet werden kann, ist offen
    www.sueddeutsche.de

    wird überhaupt nicht thematisiert, dass es da eine entscheidende Regelung gibt, die die Gesundheit und das (Über-)Leben der Fahrgäste schützen soll vor einer Schädigung durch Autos, die an dem haltenden Omnibus vorbeifahren.

    Dieses Bild zeigt, dass leider an vielen Bushaltestellen der Omnibus hält, ohne das Warnblinklicht einzuschalten. Das bedeutet für den nachfolgenden KFZ-Verkehr, dass er vorsichtig an dem Omnibus vorbeifahren darf, wie es im Bild zu sehen ist. Dabei gilt 30 km/h noch als vorsichtig, vermutlich weil dabei der Fußgänger (wie hier auf dem Bild) noch einigermaßen reelle Überlebenschancen hat, wenn er unvorsichtigerweise vor das Auto läuft. Im Prinzip muss der Autofahrer natürlich für den Fußgänger bremsen. In dem Fall dürfte es jedoch bei Tempo 30 nur eine geringe Aussicht geben, dass das Fahrzeug noch rechtzeitig stoppt.

    Dieses Foto zeigt den Bus mit eingeschaltetem Warnblinklicht: (Wurde von mir eingezeichnet.)

    In dem Fall gilt, dass der nachfolgende KFZ-Verkehr nur mit Schrittgeschwindigkeit an dem haltenden Bus vorbeifahren darf. Und der Fahrer muss jederzeit bremsbereit sein und Fußgänger, die plötzlich auftauchen vorbeigehen lassen.

    Und das gilt auch für den Gegenverkehr!

    Wer wirklich eine Verkehrswende will, der kann gar nicht anders als die geltende StVO so zu verändern, dass grundsätzlich Linienbusse und Schulbusse nicht überholt werden dürfen und an Bussen, die an Haltestellen halten, grundsätzlich nicht vorbei gefahren werden darf.

    Denn diese ganze "Firlefanz" wie

    "mit Warnblink" gegenüber "ohne Warnblink",

    "vorsichtig" gegenüber "Schrittgeschwindigkeit"

    und "bremsbereit" gegenüber "Fußgänger hat Vorrang",

    das überfordert die Verkehrsteilnehmer*innen und ausbaden müssen es die Fahrgäste des ÖPNV, die bei der geltenden Rechtssprechung viel zu leicht und viel zu oft totgefahren werden.

    Was die Kommunen jetzt schon machen können, das ist an möglichst vielen oder an allen Bushaltestellen das Halten mit eingeschaltetem Warnblinklicht anordnen. Im Falle einer Pauschallösung, also Warnblinklicht an allen Bushaltestellen, ist jedoch umgehend damit zu rechnen, dass Autofahrer mit ihren Lobbyvereinen im Rücken versuchen werden diese pauschale Regelung wegzuklagen. Diese ganze "Kinderkacke" könnte man sich sparen, wenn der Gesetzgeber im Sinne einer Verkehrswende generell anordnet: Linienbusse und Schulbusse und ihre Fahrgäste genießen Vorrang vor dem Individualverkehr.

  • Aber diesen anderen Weg für Fußgänger hat er nicht aufgezeigt, dieser Leiter des Verkehrswesens, der zufällig denselben Namen trägt wie ein ikonisches Auto.

    Sehr schön finde ich auch diesen Satz:

    Zitat

    „Aus rein präventiven Gründen Verkehrsbeschränkungen anzuordnen ist nach der Gesetzeslage nicht möglich.“

    Ich nehme also an, dass überall in seinem Fürstentum Radfahrer auf der Fahrbahn fahren dürfen.

  • Was die Kommunen jetzt schon machen können,

    Also ich stelle fest, dass offensichtlich

    1) überall, wo es um ein Tempolimit oder eine Einschränkung des Autoverkehrs geht, keine ausreichende Gefahrenlage zu erkennen ist.

    2) überall, wo es um benutzungspflichtige Radwege geht, sehr wohl eine ausreichende Gefahrenlage zu erkennen ist.

    Ich schlußfolgere daraus ganz primitiv, dass die verantwortlichen alten weißen Säcke in den Kommunen (und da schließe ich die STVB-Chefin Birgit Thron in FFB ein :) ) schlicht und einfach keine Änderung wollen:

    1) Autos sollen überall so schnell wie möglich fahren können

    2) alles andere hat den 4 leeren Beifahrersitzen pro Auto gefälligst Platz zu machen, immer und überall

    3) wer sich nicht dementsprechend verhält, muss halt ggf. sterben

    4) wenn wer stirbt, wird ein bisschen Trara gemacht, so dass man den Anschein erweckt, als wolle man alles vorangegangen Gesagte eigentlich nicht

    Und wir uns deshalb alles Gerede bzgl. "Wende" in die Haare schmieren können, solange nicht flächendeckend diese sog. Verantwortlichen zum Teufel gejagt werden.

  • Ich nehme also an, dass überall in seinem Fürstentum Radfahrer auf der Fahrbahn fahren dürfen.

    Ich denke, der Typ würde sich am liebsten eine Lafette aufs Auto montieren und Radfahrer persönlich abschießen, egal wo sie sich verkriechen. Das ist Landkreis Fürstenfeldbruck Starnberg. Das ist glaub ich Einstellungsvoraussetzung für jedes öffentliche Amt. Gilt genauso für Fürstenfeldbruck, LKs in Niederbayern und im tiefen Schwarzwald. Und in Jena. Und...

  • Zitat

    Mit einem Kaufkraftindex von 141,1 des Bundesdurchschnitts bzw. 33.363 Euro je Einwohner verfügt der Landkreis Starnberg im Jahr 2021 über das höchste Pro-Kopf-Einkommen aller Stadt- und Landkreise in der Bundesrepublik Deutschland.[2] Er weist außerdem die deutschlandweit höchste Lebenserwartung auf (Stand: 2013/15).[3]

    Letzteres dürfte wohl eher auf die Konzentration von Villenbesitzern und Privatkliniken zurückzuführen sein, weniger auf die dortige Fahrradkultur :)

  • Also ich stelle fest, dass offensichtlich

    1) überall, wo es um ein Tempolimit oder eine Einschränkung des Autoverkehrs geht, keine ausreichende Gefahrenlage zu erkennen ist.

    In Bezug auf die Anordnung von Warnblinklicht beim Halten des Linienbusses an den Haltestellen ist es so, dass es die örtlichen Verkehrsbehörden entscheiden. Und das kann sehr unterschiedlich sein.

    Das reicht von, damit haben wir und noch nie beschäftigt in dem einen Landkreis, dass heißt dort gibt es gar keine Warnblinklicht-Bushaltestelle, bis zu anderen Landkreisen in denen an allen Haltestellen der Bus grundsätzlich immer nur mit Warnblinklicht hält.

    Und dazwischen jede Menge Zwischenlösungen.

    Eigentlich erschreckend, dass das Halten mit Warnblinklicht nicht grundsätzlich angeordnet ist. Im Sinne der Verkehrssicherheit für Fußgänger*innen, insbesondere Kindern, ist es eine dringend notwendige Maßnahme, aber dadurch, dass es den örtlichen Verkehrsbehörden überlassen bleibt, wie sie damit umgehen, passiert vielerorts nichts. Wo was passiert, wird es nicht wahrgenommen. Und durch die von Landkreis zu Landkreis unterschiedliche Handhabung kommt es zu einem Flickenteppich von Regelungen. ;(

    Das einzige, das mit ziemlicher Zuverlässigkeit immer wieder passiert sind Unfälle wie der in dem von Pepschmier verlinkten SZ-Artikel:

    Olching: Debatte über Vekehrssicherheit nach Unfall mit Elfjährigen
    Ob und wie der Übergang an der Ecke Feursstraße und Ferdinandstraße umgestaltet werden kann, ist offen
    www.sueddeutsche.de

    In Hannover gab es auch schon mehrere dieser Unfälle an Bushaltestellen. Der Artikel in Nonstopnews vom 3. Juni 2014 über einen der Schlimmsten in den letzten Jahren beginnt so:

    "Zwei Mädchen wurden am Dienstagnachmittag in einen schlimmen Unfall in Laatzen verwickelt. Die beiden Schwestern saßen in einem Linienbus, der an der zweispurigen Erich-Panitz-Straße hielt. ..."

  • Dienst nach Vorschrift

    In dem zu Grunde liegenden Artikel, den du dankenswerterweise verlinkt hast, heißt es:

    "„Da rauschen die Autos mit Tempo 100 an mir vorbei, wenn ich täglich mit meinem Hund spazieren gehe“, sagte Bernd Habich in der vergangenen Seeshaupter Gemeinderatssitzung. „Das kann doch irgendwo nicht sein“, so der zweite Bürgermeister. „Ich kenn keine andere Straße, an der es sowas gibt.“

    Hier noch mal der Link:

    Der zweite Bürgermeister von Seeshaupt ist anscheinend noch nicht sehr weit herumgekommen.

    Auf deutschen Landstraßen gilt ein generelles Tempolimit von 100 km/h.

    Es ist erlaubt, diese Landstraßen als Fußgänger zu benutzen.

    §25 StVO schreibt dazu: "(1) Wer zu Fuß geht, muss die Gehwege benutzen. Auf der Fahrbahn darf nur gegangen werden, wenn die Straße weder einen Gehweg noch einen Seitenstreifen hat. Wird die Fahrbahn benutzt, muss innerhalb geschlossener Ortschaften am rechten oder linken Fahrbahnrand gegangen werden; außerhalb geschlossener Ortschaften muss am linken Fahrbahnrand gegangen werden, wenn das zumutbar ist. Bei Dunkelheit, bei schlechter Sicht oder wenn die Verkehrslage es erfordert, muss einzeln hintereinander gegangen werden."

    Eigentlich müssten Fußgänger nach dem Vorbild der "Critical mass" viel öfter mal eine "Fußgänger-Critical mass" im wahrsten Sinne des Wortes "auf die Beine Stellen". Oder gibt es das schon längst irgendwo? In §25 StVO heißt es ja, dass das Nebeneinandergehen grundsätzlich erlaubt ist. Nur wenn es die Verkehrslage erfordert, muss hintereinander gegangen werden.

    Es brauchte als nicht einmal die für eine "Fahrrad-Critical-mass" erforderliche kritische Masse von 16 Teilnehmer*innen. Schon eine kleine Fußgänger-Gruppe von 5 bis 6 Personen würde vermutlich einige Aufmerksamkeit erregen, wenn sie von ihrem guten Recht Gebrauch macht, die Fahrbahn einer Landstraße zum zu Fuß gehen zu benutzen.

    Und der 2. Bürgermeister von Seeshaupt sollte unbedingt mit dabei sein, dann merkt er nämlich, das es fast überall in Deutschland so geregelt ist, dass der Fahrzeugverkehr mit Tempo 100 an den Fußgängern "vorbei rauscht" (Zitat des 2. Bürgermeister aus dem verlinkten Artikel). Und in vielen Fällen gibt es nicht einmal einen Bürgersteig für die Fußgänger an diesen Straßen.

  • Diese Woche berichtete die HAZ (und viel andere Zeitungen) über die "Rekordfahrt" eines tschechischen Milliardärs auf deutschen Autobahnen: "Zwischen Berlin und Hannover: Multimillionär rast mit 417 km/h über die A2" HAZ vom 20.1.22 https://www.haz.de/Nachrichten/De…-h-ueber-die-A2

    Das erinnerte mich an die Todesfahrt von Bernd Rosemeyer, der 1938 auf einer, damals allerdings auf einer für diese geplante Rekordfahrt abgesperrten Autobahn, mit Tempo 430 in den Tod raste.

    vgl. wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Rosemeyer

    Über Rosemeyers tödliche Raserei im nationalsozialistischen staatlichen Auftrag gibt es eine swr-Sendung vom 23.5.2021 :

    "Die Rosemeyer-Tragödie | Im Temporausch SWR"

    In Minute 7:38 heißt es in dem Film: "Die Nazis wollten beweisen, dass sie nicht nur die besten Wagen haben, sondern auch, dass sie die besten Straßen haben."

    Link zu dieser Stelle in dem Film:

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    Und bei 13:03 heißt es, dass sich Rosemeyers Wagen nach seinem Unfall auf einer Strecke von 900 m mehrfach überschlägt, bevor das Wrack an der Brückenböschung einer Brücke, die über die Autobahn führt, zum Liegen kommt.

    Link zu dieser Stelle in dem Film:

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    Die Raserei auf Deutschlands Autobahnen ist ein Relikt aus der Zeit des Nationalsozialismus. Ein Relikt das dringend demontiert werden muss. Und zwar nicht nur deshalb, weil damit kapriziöse "Rekordfahrten" verantwortungsloser Verkehrsteilnehmer erschwert würden, sondern auch deshalb, weil ein Straßensystem, das ausschließlich auf den tatsächlich notwendigen Mobilitäts-Bedarf ausgerichtet ist, und das ist vorwiegend Transportverkehr mit max. Tempo 80, deutlich kostengünstiger gebaut und unterhalten werden kann, als Autobahnen, die solche Raserfahrten ermöglichen, wie die des tschechischen Milliardärs.

    "Aktuell kostet ein Autobahnkilometer rund 10 Millionen Euro. Breite Pisten, für langsame Verkehrsteilnehmer und Tiere meist nicht zu passieren, fräsen sich durch die Landschaft. Einer der Gründe hierfür ist die notwendige Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen. Auch hier könnte anders agiert werden. Die Einführung des scheinbar so kleinen und kostenlosen Tempolimits hätte somit gravierende Änderungen zufolge." KFZ Sachverstand.de vom https://kfzsachverstand.de/lander-ohne-ge…eitsbegrenzung/

    Straßen und Autobahnen mit einem niedrigeren Tempolimit sind deutlich kostengünstiger zu bauen und zu erhalten als Straßen und Autobahnen mit einem hohen Tempolimit oder ganz ohne Tempolimit.

  • Diese Woche berichtete die HAZ (und viel andere Zeitungen) über die "Rekordfahrt" eines tschechischen Milliardärs auf deutschen Autobahnen

    Ich hab die Headline überflogen und mir spontan gedacht: "Wenn es da kein Tempolimit gab, ist die Empörung Heuchelei."

    Entweder ihr wollt ungehemmte Raserei, oder nicht. Entscheidet euch. Ohne Tempolimit ist es auch OK, wenn ich mit MACH-2 daherkomme...

  • Es ist nicht einfach nur so, dass Deutschland das Eldorado der Raser in Europa und weltweit ist. Beispiele dafür gäbe sicher noch andere als diese extrem gefährliche Raserei eines tschechischen Milliardärs.

    Viel schlimmer noch ist die Argumentation der Autoindustrie, das müsse so sein, weil die Autobahnen ohne generelles Tempolimit die Überlegenheit der deutschen Autoindustrie unter Beweis stelle. (Im Fall des tschechischen Milliardärs handelte es sich allerdings um eine italienischen Sportwagen.)

    Hochpreisige Sportwagen bauen und verkaufen können also auch die Italiener, trotz generellem Tempolimit von 130 km/h aus Autobahnen.

    Viel schlimmer ist also diese absurde Theorie, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem internationalen Automarkt sei quasi an das in Deutschland fehlende Tempolimit gebunden. So vorgetragen zum Beispiel von Christian Malorny, er ist "Weltautochef" der Unternehmensberatung Kearney.

    Der "Weltautochef" schreibt: "Eine aktuelle Studie von Kearney zeigt, was die Menschen weltweit mit Autos deutscher Herstellern assoziieren: Wegweisendes Design, hochwertige Optik und Haptik, beste Verarbeitungsqualität, begehrenswerte Marken, innovative Technik, höchste Sicherheitsstandards und vorbildlicher Klimaschutz. Und schließlich hohe Fahrdynamik." Der "lebende Beweis" dafür, dass diese positiven Merkmale von deutschen Automarken erfüllt werden, so der "Weltautochef", ist die Tatsache, dass es in Deutschland kein generelles Tempolimit auf Autobahnen gibt.

    manager magazin vom 2.3.2020

    Deutsche Autoindustrie: Deutschland braucht Autobahn ohne Tempolimit
    Kein anderer Wirtschaftszweig ist für den deutschen Wohlstand so wichtig wie die Automobilindustrie. Weltweit fertigten die hiesigen Autohersteller 2019 rund…
    www.manager-magazin.de

    ;) "höchste Sicherheitsstandards"? In Deutschland selbstverständlich, aus deutschen Autos steigst du auch noch gesund und munter heraus, wenn es dich bei Tempo 400 zerlegt hat, wie einst Bernd Rosemeyer (Wie der starb dabei? Ach was Rosemeyer lebt!)

    Und "vorbildlicher Klimaschutz"? Klar auf deutschen Autobahnen fährst du auch noch mit Tempo 400 klimafreundlich! Ach was sag ich, bei Tempo 400 fängt der Klimaschutz doch erst an, du bist dann ja viel schneller dort, wo du hinwillst und verbrauchst folglich weniger Kraftstoff.

    Und nicht zuletzt: "hohe Fahrdynamik"? Aber so was von, schließlich gibt es in Deutschland 9100 km* Rennstrecke auf öffentlichen Autobahnen ohne jegliches Tempolimit. Wer denn sonst als die Deutschen verstehen was von "hoher Fahrdynamik"? ;)

    Schlimm ist die weite Verbreitung dieser Legende von der Notwendigkeit der deutschen Autobahnen ohne Tempolimit auch deshalb, weil viele Menschen, die der Raserei eines tschechischen Milliardärs wenig abgewinnen können und grundsätzlich einem Tempolimit zugeneigt wären, sich durch diese abstruse Argumentation ins Bockshorn jagen lassen.

    Ich sehe in diesem verbissenen Festhalten daran, dass es auf deutschen Autobahnen angeblich kein Tempolimit geben dürfe, die direkte Fortsetzung der Nazi-Auto-Politik der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts.

    *"In der Summe sind rund 3.900 Autobahnkilometer (30 Prozent) mit einer Tempobeschränkung belegt, auf den restlichen gut 9.100 Kilometern gibt es kein Tempolimit, ..." Quelle: AvD-Internetseite

    https://www.avd.de/mein-club/avd-…%20130%20km%2Fh.

    3 Mal editiert, zuletzt von Ullie (23. Januar 2022 um 20:15) aus folgendem Grund: Link angegeben, zusätzliche Absätze eingefügt