Noch ein aktuelles Beispiel aus der Soltauer Straße. Die führt — Überraschung — grob in Richtung Soltau mit einer nicht unerheblichen Steigung aus der Stadt heraus und steht schon länger in der Debatte, zusammen mit der einigermaßen parallel verlaufenden Uelzener Straße einen Einbahnstraßenring zu bilden. Das kommt natürlich nicht besonders gut an und beim momentan amtierenden sozialdemokratischen Oberbürgermeister schon gar nicht.
Darum besteht auch ein biiiischen der Verdacht, dass hier noch mal schnell mit einer Sanierung der Straße Fakten geschaffen werden sollten. Wie soll man des denn schon dem Wähler verklickern, im nächsten Jahr einen Einbahnstraßenring zu basteln, wenn doch erst dieses Jahr für viele Steuergelder die Straße umgebaut wurde?
In der Straßenmitte gab es bislang pro Fahrtrichtung einen Fahrstreifen, dann auf der östlichen Seite beinahe durchgängig einen Seitenstreifen zum Parken, benachbart von einem buckeligen, von Bushaltestellen durchsetzten Hochbordradweg und einem Gehweg. Auf der anderen Straßenseite gibt es den Seitenstreifen mitsamt Rad- und Gehweg nur in der südlichen Hälfte, auf der nördlichen Hälfte gibt es nur noch einen Sonderweg, der farblich gesehen wohl ein Radweg ist und auf einer kleinen Anhöhe parallel zur Straße verläuft.
Momentan ist die Straße stadteinwärts, also abwärts gesperrt.
Stadtauswärts sieht’s dann halt so aus:
Links darf man sowieso nicht mit dem Rad fahren, aber verboten ist es trotzdem und das Schild soll wohl sagen: Fahrt’s halt auf der rechten Seite:
Rechts ist’s aber auch verboten. Ich mutmaße mal, das soll ein Gehweg sein, was aus der Beschilderung aber nicht hervorgeht — anhand der roten Oberfläche war bislang für die meisten Verkehrsteilnehmer klar, dass es sich um einen Radweg handelt. Tja.
Während ich dort fotografierte, begegnete ich einem Fahrbahnradler, der kurz darauf wiederum einen Kraftfahrer begegnete. Es wurde mehrere Sekunden lang gehuuuuuuuuuuupt, dann versuchte der Kraftfahrer rechts zu überholen und drängte den Radling schließlich nach links in die Arbeitsstelle ab:
Das Schauspiel wiederholte sich kurz darauf ein zweites Mal mit neuen Kontrahenten, wobei sich der Kraftfahrer in tüchtigen Beschimpfungen erging. Ein Foto habe ich davon leider nicht.
Macht aber nichts, denn während meines Spazierganges gab es noch eine dritte, von mehreren Kraftfahrern mit Hupen geführte Auseinandersetzung, die ebenfalls zum Radfahren in der Arbeitsstelle führte. Auf diesem Foto sieht man auch, wo der Radverkehr im Regelfall stattfindet: Mutmaßlich ordnungswidrig auf dem Was-auch-immer-Sonderweg.
Von der Gegenseite sieht es dann so aus:
Zu Fuß auf diesem Sonderweg zu laufen ist übrigens auch geil. Man wird angeklingelt und dann eng überholt, weil die lieben Radfahrer natürlich Angst haben, auf den glitschigen Überresten des goldenen Oktobers den Hang runterzurutschen.
Wie man das besser machen kann? Weiß ich nicht. Hier helfen nach meinem Dafürhalten weder „Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt“-Schilder noch Piktogramme auf der Fahrbahn, weil die Leute am Lenkrad ja komplett austicken, wenn sie über 400 Metern hinter einem Radling herzuckeln müssen, der einen Höhenunterschied von neun Metern hochkraxelt.
Ich glaube nicht, dass es in diesen Fällen eine friedliche Koexistenz von Kraftfahrern, Radfahrern und Fußgängern geben wird. Die einzig sinnvolle Lösung wird wohl die Beschilderung einer großzügigen Umleitung sein — sofern man den Kraftverkehr nicht aussperren möchte. Denn davon ausgehen, dass der Radverkehr hier artig 400 Meter schieben wird, braucht man wohl auch nicht.