• Investieren in den Umbau der Straßeninfrastruktur, etwa indem 13.000 Kilometer überflüssige Autobahnen in Solarflächen umgewandelt werden.

    Ist Ihnen eigentlich schonmal aufgefallen das Deutschland mitten in Europa liegt und wir ein somit ein Transitland z.B. für den Warenverkehr sind? Wie soll das mit Solarzellen statt Straßen funktionieren? :/ Oder wollen Sie gleich ganz Europa umgestalten? =O

  • Vielleicht reden wir aneinander vorbei, weil wir unterschiedliche Vergleichsgrößen benutzen?

    Oder willst du ernsthaft behaupten, die massenhafte Autonutzung mit Fahrzeugen weit jenseits von 100 PS und weit mehr als 1 t Eigengewicht, besetzt mit durchschnittlich 1,2 - 1,3 Personen sei weniger umweltschädlich als der ÖPNV auf dem Stand der heutigen Technik?

    Vielleicht hast du aber auch die Vision, die schweren und PS-starken MIV-Fahrzeuge heutiger Bauart durch Fahrzeuge zu ersetzen, wie Schlau Meier sie vorgestellt hat:

    Mal abgesehen von der einfachen Tatsache, das der ÖPNV in diesem Land so ineffektiv ist, dass, wenn sich in ein "normales" KFZ 3 Leute setzen, ist das etwa genauso umweltschädlich oder freundlich, je nachdem welche Sichtweise man gerne hat.

    Genauso ist auf dem Land leben nicht per se umweltschädlicher als in der Stadt leben. Selbst wenn ich mich im weiteren Kreis der buckligen Verwandtschaft umschaue, und da ist der Großteil richtig "Land", werden die meisten es schwer haben, Sie in "Umweltschädlichkeit" zu schlagen, alleine weil Sie regelmäßig den ÖPNV nutzen. In der Stadt wohnen. Und offensichtlich regelmäßig mit der Bahn fahren.

    Ihre Sichtweise ist typisch in Ihrer von ihrer eigenen Situation geprägt. So, wie die Städter in diesem Land leben, werden wir nie und nimmer auf eine Level kommen, um irgendwelche Grenzen einhalten zu können, die sich die westliche Welt auf de Fahnen geschrieben hat um den Klimawandel zu stoppen.

  • Ja natürlich. Ihre Bus-Fantasie erfasst ja immer noch nicht, dass ein Großteil der Menschen auf dem Land auch morgens aufsteht und abends ins Bett will. Es gibt zwei Pendlerströme (drei, wenn die Schule um 13.00h endet), die einen hohen Aufwand an Beförderungskapazität verlangen und dazwischen nichts. Gar nichts.

    Was denken Sie eigentlich über Menschen, die in der Stadt wohnen? Was bedeutet das, wenn Sie schreiben, dass ein Großteil der Menschen auf dem Land auch morgens aufsteht und abends ins Bett will. Das ist bei den Stadtbewohnern nicht anders! Das ist nun wirklich kein Unterschied zwischen Stadt und Land. Auch dass die Busse zu den Zeiten starker Pendlerströme stark ausgelastet sind, ist in der Stadt nicht anders als auf dem Land.

    Entscheidend für die Busauslastung ist die durchschnittliche Auslastung, dass schließt nicht aus, dass hin und wieder Fahrten mit wenig Passagieren oder gar Leerfahrten stattfinden. "Mit 20 Prozent bewegt sich der Linienbus im Mittelfeld der Auslastungs-Statistik, die laut Destatis "seit Jahren relativ konstant" sind." Eurotransport.de vom 28.1.2019 https://www.eurotransport.de/artikel/auslas…t-10656410.html

    Dass ich hier immer wieder mit Scharffenbergs Vision und Buchtitel herausrücke, "No Car", ist Absicht, denn genau um dieses Buch dreht sich ja der Thread. Es ist ja gerade Scharffenbergs These, dass eine Verkehrswende weg vom Auto erst die Chance bietet, eine echt Verkehrswende zu bewerkstelligen.

    Ausschlaggebend für die grottenschlechte Umweltbilanz des Autos ist einerseits die Tatsache, dass es im Durchschnitt nur mit 1,2 bis 1,3 Personen besetzt ist. Und dass es anders als der Bus keine Stehplätze hat. Der Tonnenschwere Bus, wird zum Fliegengewicht, wenn Sie es auf die Personen umrechnen: Ein Solobus wiegt leer rund 10.000 kg.

    Wenn da hundert Leute drin mitfahren, so viel passen da rein und so viele sind es auch in den Verkehrsspitzen, dann sind das 100 kg pro Person.

    Aber selbst wenn nur 10 Leute drin sitzen, dann ist das Gewicht mit 1000 Kg immer noch weit unter dem Gewicht der meisten heute gängigen PKW. Das sollten Sie unbedingt mit bedenken, wenn Sie mal wieder einen fast leeren Linienbus sehen. Wie Sie jedoch weiter oben lesen konnten beträgt die durchschnittliche Auslastung seit Jahren 20%, das sind dann rund 500 kg pro Fahrgast, also immer noch deutlich weniger als beim PKW.

  • Ist Ihnen eigentlich schonmal aufgefallen das Deutschland mitten in Europa liegt und wir ein somit ein Transitland z.B. für den Warenverkehr sind? Wie soll das mit Solarzellen statt Straßen funktionieren? :/ Oder wollen Sie gleich ganz Europa umgestalten? =O

    Auch wenn's NBGradler zum Hals raushängt. Scharffenbergs Vision ist: "No Car". Und seine Vision ist kein deutscher Alleingang. Deutschland wird auch weiterhin ein Transitland mitten in Europa sein. Aber eben nicht ein Transitland für LKW. Schauen Sie sich die Schweiz an! Die hat sehr viel Geld investiert, um die Alpenpässe vom LKW-Verkehr zu entlasten. Dafür wurden lange Eisenbahntunnel gegraben. Die Investitionen wieder hinein zu holen wird Jahrzehnte dauern. Wieviel einfacher ist es wohl, wenn in ganz Europa der Güterverkehr vom LKW auf die Schiene verlagert wird? Und in Deutschland braucht es sehr viel weniger Tunnelbauwerke als im Transitland Schweiz. Und selbst wenn man annimmt, dass es notwendig wird, einen Teil der meist dreispurigen Autobahnen zu Schienenwegen umzubauen. Der Eisenbahnverkehr benötigt bei gleicher Transportkapazität deutlich weniger Fläche, so dass noch jede Menge Fläche übrig bleibt. Zum Beispiel für Solarzellen.

    Im Übrigen bin ich nicht der König von Europa oder so was. Wie kommen Sie darauf, dass ich alleine die Macht hätte, das alles umzugestalten? Ich habe allerdings nicht vor, ruhig auf der Zuschauerbank zu sitzen und die zunehmende Umweltzerstörung widerstandslos in Kauf zu nehmen. Sie vielleicht?

    Deshalb halte ich es für außerordentlich wichtig, Visionen zu verfolgen, die wichtige Beiträge sein können, die Situation deutlich zu verbessern. Sie doch auch?

    Lindners Aussage, "Das ist eine Sache für Profis.", war ja durchaus so gemeint, die Bevölkerung habe nichts zu melden, wenn es um wichtige Zukunftsfragen geht. Das sehe ich anders. Sie nicht?

  • Dass Menschen auch Übermorgen keinen Strichcode auf die Stirn bekommen.

    Aber eine freiheitliche Gesellschaft kann halt nicht jeder ertragen.

    Von mir bekommen sie keinen Strichcode. Wie kommen Sie darauf?

    Da gibt's jeden Tag Beispiele zu Hauf für, dass es Menschen gibt, die keine freiheitliche Gesellschaft ertragen können.

    Deshalb nehmen die dann den anderen die Freiheit.

    Kurios ist, das sie selbst für ihr Handeln, mit dem sie anderen Freiheiten wegnehmen, sich auf Freiheitsrechte berufen.

  • Entscheidend für die Busauslastung ist die durchschnittliche Auslastung, dass schließt nicht aus, dass hin und wieder Fahrten mit wenig Passagieren oder gar Leerfahrten stattfinden. "Mit 20 Prozent bewegt sich der Linienbus im Mittelfeld der Auslastungs-Statistik, die laut Destatis "seit Jahren relativ konstant" sind." Eurotransport.de vom 28.1.2019 https://www.eurotransport.de/artikel/auslas…t-10656410.html

    Sie legen sich die Welt zurecht, wie sie Ihnen gefällt. Und fokusieren sich dabei auf den Ausschnitt, den Sie gerade wahrnehmen wollen (in diesem Fall "das Buch"). Bitte verstehen Sie dies absolut nicht abwertend, aber das sind autistische Züge. Kann ich nachvollziehen, so ist das manchmal. Wichtig ist es trotzdem, Argumentationen gegen den eigenen Standpunkt zumindest zu verstehen versuchen.


    Ich nehme Ihren Artikel, den Sie schön so gekürzt haben, dass Ihr Standpunkt bestätigt wird. Sie haben diesen Satz weggelassen:

    "Die Fahrgastbesetzung der Verkehrsmittel im ÖPNV kann dabei selbstverständlich je nach spezifischer Strecke und Uhrzeit stark vom errechneten Mittelwert abweichen."

    Das ist aber genau der Satz, der den öffentlichen Nahverkehr besonders im ländlichen Raum so irrsinnig unökologisch macht. Das wird in der Stadt (ja, zwischen aufstehen und zu Bett gehen gibt es keine Unterschiede - das ist genau der Punkt den ich versuche zu verdeutlichen) nur deswegen nicht so schlimm, weil auch in den Nebenzeiten mehr Menschen konzentriert an einem Ort leben. Dies bestätigt übrigens Ihren Standpunkt, dass wir alle in 12m² Studentenbuden mit einer gemeinsamen Waschküche in Hanover leben sollten - dann kann der Rest Deutschlands von fliegenden Elektrodronen automatisiert beackert werden und Lebensmittel in die Megapole fliegen.

    Also zurück zum Bus: 20% durchschnittlicher Auslastung sind furchtbar. Bei 200-300% Auslastung im Berufsverkehr (bitte auch hier genau: angegeben ist das immer auf die Sitzplatzkapazität, nicht auf das Presspackungsvermögen der Straßenbahn, die im Berufsverkehr eingenommen wird) reicht im Berufsverkehr eine Auslastung von 200% für 1,5 Stunden morgens und abends, damit die restlichen 21 Stunden ein leeres Fahrzeug herumfahren kann - und damit kämen Sie immer noch auf 25% Auslastung. Der von Ihnen beschriebene Bus (der typische Bus!) ist 21 von 24 Stunden leer unterwegs!

  • Ullie, ich lebe seit fast 50 Jahren, davon die ersten 18 in Karlsruhe (für die Ortskundigen Karlsrühe Südstadt) . dann 1 Jahr in FFM in Sachsenhausen, dann in Hamburg, wo ich unter anderem zuerst in der Altonaer Altstadt, dann am Pepermölenbek nahe der Reeperbahn, weiter in der Kieler Straße dann in Barmbek und zuletzt in Sasel wohnte. 2014 bin ich aufs Land gezogen, nicht wegen der Pendlerpauschale sondern der Frau wegen.

    Ich lebe schon immer "no car", habe nie einen Führerschein gemacht, weil ich kein eigenes Auto brauche, ich habe meine Mobilität komplett ohne eigenes Auto gelöst. Es gibt aber durchaus auch Situationen wo ich ein Auto (samt Fahrer) nutze. Meine Möbel schleppe ich auch ich nicht mit dem Handkarren durchs Land. Wir nutzen das Auto um nach Karlsruhe oder Hamburg zu fahren. Auch wenn ich die Strecken auch schon geradelt bin, möchte ich das nicht immer tun.

    Statt deines (sorry) dämlichen Wunsches überall schienengebundene Fahrzeuge und Busse fahren lassen zu wollen. gibt es hier bessere Ideen. Welche die auf dem Land viel mehr Sinn machen.

    Ich könnte mir hier in der Honschaft und eigentlich in allen anderen drum rum auch wie im Nachbarort eine "Mitfahrerbank" vorstellen.

    Das setzt natürlich voraus, dass weiterhin private PKWs fahren dürfen. Ansonsten ist sowas nahe an genial hier. Bei einer Frequenz (nun mal erntshaft) von 10-20 Kfz pro h, kommt oft genug irgendwer vorbei, der oder die an den Stellen immer jemanden mitnehmen würde. Ziele sind immer ähnlich in der einen Richtung fährst du nach St. Hubert (1,5km) und in der anderen Richtung Kempen (5km). Ein Bus wäre eine riesige Limousine mit höchstens 1-2 Fahrgästen, Nahmobilität wird hier tatsächlich von weiten Bevölkerungsteilen jeden Alters mit dem Fahrrad erledigt, klar gibt es auch die Fraktion, die mit dem Auto zum Zigarettenautomat fährt, aber viele radeln ins Dorf zum einkaufen (20-25%). Im Dorf ist der Anteil noch höher (33%) und in Kempen insgesamt ist es mehr als jeder 2. der zu Fuß geht oder das Rad nutzt.

    Im Grunde ist hier umgesetzt was viele Planer sich in den Städten wünschen. Shared space Verkehrsflächen ohne Sonderwege, shared cars (im Famililienverbund ist es schon üblich Autos gemeinsam zu nutzen), ride sharing (Mitfahrerbänke).

    Ja zu T30 in Städten, x Durchfahrtssperren, Parkverboten überall auf den Straßen,, Radstraßen und Fußgängerzonen innerorts. Da bin ich bei "no cars", außer zum Ein-Auszug braucht keiner privat da ein Kfz vor der Haustür. ein Kfz ist aber heute wie vor 100 Jahren eine super Lösung um individuelle Mobilität zu ermöglichen.

    Also; statt "no cars" muss eine intelligente Nutzung des Verkehrsmittels Auto her, da wo es gebraucht wird - für Langstrecke oder schwere Lasten soll es genutzt werden. Da habe ich als Radfahrer auch absolut nichts gegen gute Nebenwege entlang von Bundes oder Landstraßen. Wenn dafür im Gegenzug die Dominanz des PKWs in den Städten und Dörfern absolut heruntergefahren wird. :D Damit wäre meine Vision von "no cars" absolut erfüllt. Raus aus dem Straßenbild als Stadtmobiliar, Schluss mit Blechlawinen durch die Innenstädte. Schluss mit der Gefährdung von Rad und Fußverkehr in Siedlungsgebieten. Dafür im Gegenzug: gute Verbindungen raus und rein in die Stadt oder Siedlung, von mir aus auch mit etwas Benachteiligung für Rad und Fußverkehr an diesen Straßen.

  • Also; statt "no cars" muss eine intelligente Nutzung des Verkehrsmittels Auto her, da wo es gebraucht wird

    Du musst aber zugeben, dass "intelligente Nutzung!" ganz, ganz stark nach CDU- und FDP-Sprech klingt, die auch fortwährend "intelligente Ampeln!" und "intelligente Parkplätze!" und "intelligenten Verkehr!" ganz allgemein fordern, nur um bloß nicht an die Ursachen von Verkehrskollaps rangehen zu müssen.

    Ich vertrete den Standpunkt, dass es bei gegenwärtiger Bevölkerungsprognose einfach sinnvoll wäre, nach und nach Dörfer und Kleinstweiler aufzulassen. Die Infrastrukturunterhaltung in der Fläche ist eine unfassbare Geldverbrennungsmaschine. Auf dem Dorf wird gelebt, aber kaum Steuern gezahlt. Aber es fallen die großen Kosten an für Straße, Wasser, Strom. Wir alle hier kennen die Erhebung, was so ein KFZ an gesellschaftlichen Kosten verursacht. Ich wäre sehr daran interessiert, so eine Aufstellung mal für Stadtbewohner vs. Dorfbewohner zu lesen.

    Und nein, da muss man gar nicht die Extreme "Tokio-Style! jeder nur 25m²-Wohnung!" vs. "Einzelhaus auf Wiese, 30km von nächster Stadt entfernt" vergleichen. Auch in Klein- und Mittelstädten lässt es sich entspannt und auf Fläche mit ordentlicher Infrastruktur leben.

    Die von Ullie vertretene "Maximallösung" funktioniert in meinen Augen dann, wenn die Bevölkerungsdichte in einem Gebiet. groß genug ist. Also so irgendwas um 50.000EW-Städte, die natürlich nicht nur aus eingemeindeten Streusiedlungen mit EFH-Bauweise bestehen, sondern eine gewisse Urbanität aufweisen.

    Aber ich bin ohnehin so misantrophisch, dass ich davon ausgehe, dass jedes "System" (Unternehmen, Gesellschaft, etc.) sich fortwährend weiterentwickelt, stets komplizierter und genauer wird, um dann irgendwann unter der eigenen Last der Komplexität zusammenzubrechen. Ich gehe davon aus, dass wir als Gesellschaft in absehbarer Zeit nicht mehr bereit sein werden, die Kosten für die Infrastruktur in der Fläche zu tragen. Oder wir zumindest in intensive Diskussionen gehen müssen. Nur vermute ich, dass auch bei diesem Thema "die Regierung" gern die "to big to fail!"-Karte ziehen wird, weil dann klar wird, dass die theoretischen Vermögen (Immobilienwerte) vieler Bürger innerhalb weniger Jahre in sich zusammenfallen werden. Wer möchte denn dann schon das nette EFH auf dem Dorf haben, wenn klar gemacht wird, dass nur noch eine Straße dahin unterhalten wird, aber eben als Schotterpiste. Und dass kein Bus fahren wird. Und dass die Kosten für Wasserversorgung steigen, weil das nicht mehr alle im Gebiet zahlen, sondern nur die angeschlossenen.

  • Das ist aber genau der Satz, der den öffentlichen Nahverkehr besonders im ländlichen Raum so irrsinnig unökologisch macht. Das wird in der Stadt (ja, zwischen aufstehen und zu Bett gehen gibt es keine Unterschiede - das ist genau der Punkt den ich versuche zu verdeutlichen) nur deswegen nicht so schlimm, weil auch in den Nebenzeiten mehr Menschen konzentriert an einem Ort leben. Dies bestätigt übrigens Ihren Standpunkt, dass wir alle in 12m² Studentenbuden mit einer gemeinsamen Waschküche in Hanover leben sollten - dann kann der Rest Deutschlands von fliegenden Elektrodronen automatisiert beackert werden und Lebensmittel in die Megapole fliegen.

    Ich verstehe. Sie vermuten, dass es in der Stadt mehr Menschen gibt, die zwischendurch, also außerhalb der morgendlichen und abendlichen Rush Hour den Bus benutzen, als das auf dem Land der Fall ist. Das verdient genauer untersucht zu werden. Es liegt meines Erachtens nicht auf der Hand, das es so ist.

    Folgendes Erlebnis: Schwiegereltern wohnen auf dem Land. Es gibt kaum ÖPNV-Anbindungen. In den Ferienzeiten schon gar nicht. Aber es gibt einen ehrenamtlich betriebenen Bürgerbus. Den habe ich schon häufiger benutzt. War nicht so einfach, ich musste geltend machen, dass ich die Schwiegereltern besuche, sonst hätte ich keinen Anspruch darauf mitgenommen zu werden. Unkostenbeitrag 5 Euro pro Fahrt. (Taxi wäre teurer!)

    Mitnahme nur nach Anmeldung mind. 1 Tag im voraus.

    Bei der Fahrt berichtete der Busfahrer leicht angefressen davon, dass immer mehr Kinder sich anmelden, bzw. von ihren Eltern angemeldet werden für eine Fahrt ins Hallenbad im nächsten Mittelzentrum. Schließlich sei der Bus doch vor allem für die älteren Menschen da, die kein Auto mehr fahren könnten. Und die keine Verwandten haben, die sie fahren.

    Ich gab zu bedenken, dass die Strecke mit dem Fahrrad für die Kinder bei schlechtem Wetter schon eine ganz schöne Zumutung sei. (ca. 20 km hin und rück) Und zudem mit einigen gefahrenpunkten für Radfahrer*innen!

    "Das müssten halt die Mütter machen, die Kinder dahin fahren.", so der Fahrer.

    Dieses traditionelle Familienmodell gibt es allerdings auch auf dem Land immer seltener. Letztlich gab der Busfahrer zu, dass er deswegen beim Landkreis (=finanzieller Unterstützer) nachgefragt habe. Und die befürworten auch den Transport der Kinder!

    Freilich gibt es auch noch viele traditionelle Familienstrukturen auf dem Land. Da fährt dann das Mama-Taxi die Kinder. Und das Tochter-Taxi die Oma und den Opa mit dem privaten PKW, tagsüber außerhalb der Rush-Hour. Wenn man jedoch Scharffenbergs Vision "No Car" zugrunde legt, dann gäbe es nicht mehr das private Mama-Taxi / Tochter-Taxi. Und es gäbe auch tagsüber deutlich mehr Bedarf für den ÖPNV und eine entsprechend bessere gleichmäßigere Auslastung.

    Ich glaube übrigens nicht wie die CSU-Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, Dorothee Bär, daran, dass Drohnen jemals in einem nennenswerten Umfang Mobilität für breite Bevölkerungsschichten ermöglichen werden. Was Scharffenberg in "No Car" genau zum Thema Drohnen sagt, das müsste ich noch mal nachblättern. Er will jedenfalls nicht den Autoverkehr durch Drohnen-Verkehr ersetzen.

  • Ich glaube übrigens nicht wie die CSU-Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, Dorothee Bär, daran, dass Drohnen jemals in einem nennenswerten Umfang Mobilität für breite Bevölkerungsschichten ermöglichen werden.

    Das hoffe ich sogar, die Drohen wären dann das, was jetzt die Autos sind. Schwere laute energiehungrige Maschinen die einen bruchteil ihrer eigenen Masse als Nutzlast/Passagiere befördern.

  • Wenn dafür im Gegenzug die Dominanz des PKWs in den Städten und Dörfern absolut heruntergefahren wird. :D Damit wäre meine Vision von "no cars" absolut erfüllt. Raus aus dem Straßenbild als Stadtmobiliar, Schluss mit Blechlawinen durch die Innenstädte.

    So einen Vorschlag hat mal eine im Stadtrat Fürstenfeldbruck gemacht: Parken von Autos nur noch außerhalb der Stadt, dafür ständige Shuttlebus-Verbindungen. Ich denke, die CSU-Fraktion lacht heute noch drüber. Eine Klinikeinweisung a la Mollath blieb ihr, glaube ich, erspart.

    Ich stimme aber zu: Es würde m.E. völlig ausreichen, den Bereich innerhalb geschlossener Ortschaften zu No-Car-Zonen zu erklären. Ich glaube mich zu erinnern, vor ca. 1,5 Millionen Jahren mal gelesen zu haben, dass in den USA in einigen Counties die Regel gilt: Sobald ein Fußgänger die Straße betritt, hat der motorisierte Verkehr stehenzubleiben. Und zwar komplett. Sheriff, Krankenwagen und Feuerwehr ausgenommen. Das fänd ich bei uns gut und richtig.

    PS: Ja, Straße, ich weiß. Man weiß vermutlich, was gemeint ist.

  • Ich glaube mich zu erinnern, vor ca. 1,5 Millionen Jahren mal gelesen zu haben, dass in den USA in einigen Counties die Regel gilt: Sobald ein Fußgänger die Straße betritt, hat der motorisierte Verkehr stehenzubleiben. Und zwar komplett. Sheriff, Krankenwagen und Feuerwehr ausgenommen. Das fänd ich bei uns gut und richtig.

    Das gibt es auch bei uns. Steht in der Straßenverkehrsordnung:

    StVO, §20:

    (4) 1An Omnibussen des Linienverkehrs und an gekennzeichneten Schulbussen, die an Haltestellen (Zeichen 224) halten und Warnblinklicht eingeschaltet haben, darf nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. 2Die Schrittgeschwindigkeit gilt auch für den Gegenverkehr auf derselben Fahrbahn. 3Die Fahrgäste dürfen auch nicht behindert werden. 4Wenn nötig, muss, wer ein Fahrzeug führt, warten.

    (Hervorhebung von mir.)

    https://dejure.org/gesetze/StVO/20.html

    In diesem You tube Video des BR ist das sehr anschaulich und korrekt dargestellt.

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    Leider grassieren auch Erklärvideos, in denen die letzte von mir hervorgehobene Regelung ein bisschen "unter den Tisch gekehrt wird". Geradeso als sei es ein wenig "anstößig".

    Das muss niemanden wundern, denn die einzige andere damit vergleichbare Situation, die ebenfalls mit den von dir geschilderten Regelungen in einigen US-Countis übereinstimmt, ist der Fußgängerüberweg (Zebrastreifen).

    "In die westdeutsche Straßenverkehrsordnung wurde der Fußgängerüberweg zum 24. August 1953 aufgenommen. Der Vorrang für Fußgänger auf Zebrastreifen wurde erst zum 1. Juni 1964 eingeführt." https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fg…g)%20eingesetzt.

    Es hat also einige Jahre gedauert, bis zumindest theoretisch geklärt war, wer am Zebrastreifen Vorrang genießt. Praktisch ist das bis heute nicht gewährleistet, dass der Fahrzeugverkehr tatsächlich anhält. Die oben geschilderte Regelung betreffs Omnibussen, die mit Warnblinklicht an Haltestellen halten, gibt es übrigens seit 1995.

    http://www.schulbus.net/links/stvo20.h…80%937%20km%2Fh.

    Die Regelung wird aber von Landkreis zu Landkreis sehr unterschiedlich gehandhabt. Und ich wage mal die Behauptung, dass diese Regel mit der Wartepflicht des Autofahrers gegenüber Fußgängern, die zu einem Bus mit Warnblinklicht gehen oder von dem Bus weggehen, deutlich weniger bekannt ist, als die Regel, dass nur solche Radwege benutzungspflichtig sind, die mit [Zeichen 237][Zeichen 240] oder [Zeichen 241-30] ausgeschildert sind.

  • Das hoffe ich sogar, die Drohen wären dann das, was jetzt die Autos sind. Schwere laute energiehungrige Maschinen die einen bruchteil ihrer eigenen Masse als Nutzlast/Passagiere befördern.

    Wir haben die schweren energiehungrigen Maschinen, die Autos, bekommen, was spricht dafür und was dagegen, dass wir die anderen schweren energiehungrigen Maschinen, die Drohnen, auch bekommen?

    Spontan fällt mir dazu der Science Fiction Film Blade Runner ein.

  • Also zurück zum Bus: 20% durchschnittlicher Auslastung sind furchtbar. Bei 200-300% Auslastung im Berufsverkehr (bitte auch hier genau: angegeben ist das immer auf die Sitzplatzkapazität, nicht auf das Presspackungsvermögen der Straßenbahn, die im Berufsverkehr eingenommen wird) reicht im Berufsverkehr eine Auslastung von 200% für 1,5 Stunden morgens und abends, damit die restlichen 21 Stunden ein leeres Fahrzeug herumfahren kann - und damit kämen Sie immer noch auf 25% Auslastung. Der von Ihnen beschriebene Bus (der typische Bus!) ist 21 von 24 Stunden leer unterwegs!

    Ich habe das gerade noch mal nachgelesen, was Sie in ihrem Beitrag geschrieben haben und nachgeprüft:

    "Aufgeteilt auf die einzelnen Beförderungsmittel gibt das Bundesamt die Auslastung bei Eisenbahnen und S-Bahnen mit 26 Prozent an, Straßenbahnen, Stadt- und U-Bahnen waren zu 18 Prozent besetzt. Mit 20 Prozent bewegt sich der Linienbus im Mittelfeld der Auslastungs-Statistik, die laut Destatis "seit Jahren relativ konstant" sind.

    Den Auslastungsgrad der Sitz- und Stehplätze errechnet das Statistische Bundesamt mithilfe der Relation der tatsächlichen Beförderungsleistung (110 Milliarden Personenkilometer) zum möglichen Beförderungsangebot (496 Milliarden Platzkilometer). Die Fahrgastbesetzung der Verkehrsmittel im ÖPNV kann dabei selbstverständlich je nach spezifischer Strecke und Uhrzeit stark vom errechneten Mittelwert abweichen." Quelle Eurotransport.de vom 28.1.2019

    https://www.eurotransport.de/artikel/auslas…t-10656410.html

    Diese Angaben sind enorm wichtig, um beurteilen zu können, was möglich ist.

    Bei dem was Sie schreiben entsteht leider der Eindruck, der ÖPNV sei im ländlichen Bereich ein extrem ineffektives Transportsystem. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Der ÖPNV ist ein echtes Massenverkehrsmittel, und der ÖPNV ist ökologisch und ökonomisch ein Erfolgsmodell. Dass ÖPNV in vielen ländlichen Gegenden unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht stattfindet, hängt damit zusammen, dass es ihn nicht gibt. Und es gibt ihn deshalb nicht, weil es das Auto gibt.

    Genau das ist ja der Kern von Scharffenbergs Buch mit dem Titel No car.

    Sind die Autos weg, dann wollen die Menschen ja trotzdem mobil sein. Und das ist kein Problem, denn es gibt ja den ÖPNV. Er ist aber noch nicht überall verbreitet bzw. nicht mehr überall verbreitet, weil der hohe Grad an privatem Autoverkehr dem im Wege steht.

    Vielleicht kann man das damit vergleichen:

    Viele Menschen denken, von vegetarischer Ernährung würden sie nicht satt werden. Das ist natürlich kompletter Unfug, weil vegetarische Ernährung ebenfalls satt macht.

    Genauso glauben viele Menschen, dass sie ohne eigenen PKW nicht mobil sein könnten. Das ist ebenfalls kompletter Unfug, weil ÖPNV ebenfalls Mobilität ermöglicht.

    Die Problematik in beiden Fällen ist es, den Transformations-Prozess hinzubekommen. Und da wird es ganz ohne Verbote nicht gehen.

    Und das kann etwas Gutes sein:

    "Maja Göpel im Interview: Verbote können Menschen befreien"

    in taz futur2 https://taz.de/Maja-Goepel-im-Interview/!169655/

    In dem Interview erzählt Göpel von einer Reaktion auf ihre Forderung im äußersten Falle auch bestimmte Formen von Konsum zu verbieten, dass dann schnell versucht wird mit dem Label Okodiktatur oder Ökostasi die Diskussion abzuwürgen:
    "Die Reaktion eines Politikers einer Volkspartei war noch einiges imposanter. Er habe sich gerade einen SUV gekauft, einen Diesel, als Zweitauto und sei mindestens dreißigmal durch die Gegend geflogen dieses Jahr. Und er werde das weitermachen und diesen ökoirren Stasileuten den dicken, fetten Mittelfinger zeigen. Lebt eure Freiheit, postet eure Maserati-Fotos auf Insta, wo ihr über die Malediven ballert, lebt eure Freiheit, rief er."

    https://taz.de/Maja-Goepel-im-Interview/!169655/

  • Ich hab heute beim Aufräumen in der elterlichen Wohnung eine echte Perle aus dem Jahr 1977 gefunden. Da hat der Landesverkehrsverband Rheinland e.V. einen Prospekt mit dem schönen Titel "Autofahrten und Wanderungen im Siebengebirge und im Bergischen Land" herausgegeben. Inhalt: "Auto-Rundfahrten an den Rhein und ins Bergische Land - steigen Sie aus, es lohnt sich zu wandern. Dazu dann Tourenvorschläge wie "Von Wuppertal zu Stauseen und Talsperren des Bergischen Landes - 210km".

    Ich denke, da hat sich in den 40 Jahren seit dem doch im Bewusstsein etwas geändert. So was gäbe es heute nicht mehr, oder? Der Text ist auch echt der Hit: "Einige hundert Parkplätze außerhalb der Ortschaften ermöglichen dem Autofahrer in den Erholungsgebieten den Pkw abzustellen und [...] selbst eine Wanderstrecke zu wählen". Eine der dort gelisteten Touren als Radtour zu machen hätten die Leute damals sicher als komplett irre betrachtet.

  • Inhalt: "Auto-Rundfahrten an den Rhein und ins Bergische Land - steigen Sie aus, es lohnt sich zu wandern. Dazu dann Tourenvorschläge wie "Von Wuppertal zu Stauseen und Talsperren des Bergischen Landes - 210km".

    Ich denke, da hat sich in den 40 Jahren seit dem doch im Bewusstsein etwas geändert. So was gäbe es heute nicht mehr, oder?

    Ich fürchte das von Pepschmier vorgestellte aktuelle Prospektmaterial für Autotouren enthält nicht mehr den Hinweis, "steigen Sie aus, es lohnt sich zu wandern." :/

    Interessant an deinen Beispielen aus den 70er Jahren finde ich, dass auf einem Prospekt für Autotouren eine Postkutsche abgebildet ist, die die Landstraße dominiert. Möglicherweise würde man das heute nicht mehr abbilden.

    Dabei fällt mir ein, dass der damalige Außenminister und spätere Bundespräsident Walter Scheel unter anderem dafür bekannt war, dass er gerne mal als Sänger auftrat und das Lied "Hoch auf dem Gelben Wagen" angestimmt hat." Womit eine Postkutsche mit Pferden gemeint war, gerade so wie auf dem Prospekt auf deinem Foto.

    Hier ein Video zum Sänger Walter Scheel:

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    Wenn man bedenkt was für eine hundertfünfzigprozentige Autofahrerpartei die FDP damals schon war, ist es doch immerhin bemerkenswert, dass einer ihrer führenden Köpfe die Pferdekutsche besingt, gerade so eine Postkutsche, wie sie auf dem Autotourenprospekt abgebildet ist.

    Und was ist sonst noch so von Walter Scheel zu berichten? Zum Beispiel das hier:

    "Die 46. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt gerät ihnen zum Tempel teutonischer Tüchtigkeit.

    Drinnen in Halle 5, gleich beim Westeingang, wird Bundespräsident Walter Scheel am Donnerstag gegen zwölf dem Star der Auto-Renaissance ins Gesicht schauen: Auf einem polierten Drehpodest schwebt -- silbermetallic, viertürig und in teurer GTI-Version mit 110 PS -- Wolfsburgs neues Wohlstandssymbol, der Käfer-Killer VW »Golf«.

    Der Spiegel vom 7.9.1975

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/der…00-000041419734

    Nicht die Postkutschen-Renaissance, sondern die Benzinkutschen-Renaissance (nach einer kleinen Interimsphase wegen der Ölkrise) das ist Walter Scheels Welt.