Wer bezweifelt eigentlich, dass Ausgangssperren ein geeignetes Mittel der Pandemiebekämpfung sind?
Ein wichtiges Argument, auf das auch schon zud_ritt hingewiesen hat, wird von Fachleuten vertreten, die Ausgangssperren an sich nicht ablehnen, sondern eher als probates Mittel zur Pandemiebekämpfung sehen. Die weisen darauf hin, dass eine Ausgangssperre nicht schon um 18:00 Uhr angeordnet werden sollte: "Die Ausgangssperren um 20 Uhr in Toulouse verringerten die Verbreitung des Virus, die vorverlegten Ausgangssperren um 18 Uhr verschlechterten die Lage allerdings. Grund dafür, so die Gruppe, könnte sein, dass mehr Menschen in Supermärkten zusammentrafen." DW vom 13.4.2021 https://www.dw.com/de/faktencheck…rren/a-57045074
Bei uns im Stadtteil schließt der größte Supermarkt um 24:00 Uhr. Und bis ca. 21:00 Uhr ist da immer noch gut Betrieb. Da liegt es auf der Hand, dass eine Schließung bereits um 18:00 Uhr problematisch sein würde. Bei der ersten (und bisher letzten) Ausgangssperre, die per Gerichtsbeschluss vorzeitig beendet wurde, galt die Ausgangssperre von 22:00 Uhr bis 5:00 Uhr.
Nachdem was darüber berichtet wurde, ist gegen die Ausgangssperre von Einzelfällen abgesehen, nicht verstoßen worden. Ob es einen nachweisbaren Effekt auf das Infektionsgeschehen hatte, kann ich nicht beurteilen. Das ist vielleicht auch gar nicht möglich, weil die Ausgangssperre in der Region Hannover nur 6 statt der ursprünglich geplanten 12 Tage dauerte.
Bei diesem Plakat, das anlässlich der ersten Ausgangssperre seit dem Zweiten Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit in Hannover an vielen Stellen wild plakatiert wurde, wird hingegen nicht deutlich, wer genau da Kritik an der Ausgangssperre übt:
Sind das nun linke Gruppierungen, die hier plakatiert haben, wie man es vermuten könnte aufgrund zum Beispiel dieser Aussage:
"Ausgangssperren sind ein polizeistaatliches Mittel, dass die Einschränkungen im Privaten auf die Spitze treibt, damit die Wirtschaft weiter am Laufen gehalten werden kann." Zitat aus dem Plakattext.
Meines Erachtens macht es Sinn, bei der Verhängung einer Ausgangssperre nicht gleichzeitig zu versuchen, sogenannte Modellversuche anlaufen zu lassen, wie sie auch in mehreren Kommunen in Niedersachsen am vergangenen Montag gestartet werden sollten, und die aus dem Bereich der wirtschaftsnahen politischen Kräfte vehement eingefordert werden.
Bislang ist in Niedersachsen glücklicherweise keine Modellkommune an den Start gegangen.
In einem NDR-Beitrag vom 15.4.2021 mit dem Titel: "Städtetagspräsident sieht Modellkommunen-Projekt vor dem Aus" sagt der SPD-Politiker und Städtetagpräsident Ulrich Mägde:
"Der landesweite Stopp der Modellprojekte sei "tief frustrierend", sagte Mädge bei einer Online-Veranstaltung des Landesverbands des CDU-Wirtschaftsrats zur Krise in den Innenstädten. Solang die Bundesregierung an einem Inzidenz-Grenzwert von 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen festhalte, rückten Öffnungen in weite Ferne. Er warf der Berliner Politik Realitätsferne vor und sagte laut "Braunschweiger Zeitung", dass "viele der Damen und Herren dort gar nicht mehr selbst einkaufen gehen".
https://www.ndr.de/nachrichten/ni…corona7540.html
Diese Aussage halte ich für sehr gefährlich. Hier wird von einem SPD-Politiker, der dem Arbeitgeberlager sehr nahe steht, Stimmung gemacht gegen Corona-Schutzmaßnahmen. Solche Aussagen sind es, die dann Gewerbetreibende direkt in die Arme der Querdenker und Coronaleugner treibt.