Es gab mal vor ein paar Wochen auf facebook so eine lustige Diskussion, in der sich jemand über schlechte Radwege in Schleswig-Holstein beschwerte. Ich glaube, @Michael und @Torben waren da mit involviert.
Nun ist es ja nicht so, dass andere Bundesländer nicht auch hässliche Radwege hätten, aber ich habe so das Gefühl, so verwahrlost wie in Schleswig-Holstein sind sie in den seltensten Fällen. Teilweise ist das Radfahren von einer Stadt in die nächste gar unmöglich, weil die Sonderwege abseits der Fahrbahn vollkommen zerstört sind, die Kraftfahrer die Fahrbahn aber vehement verteidigen.
Ich will mal im Laufe der Zeit ein paar Radwege exemplarisch mit Fotos vorstellen. Los geht’s mit der L42, die von Büdelsdorf am Nord-Ostsee-Kanal entlang bis Sehestedt führt und von dort aus nach Eckernförde abbiegt. Es handelt sich also durchaus um eine für den Tourismus interessante Route, dementsprechend häufig ist sie von Radfahrern frequentiert, die da auch durchaus mal mit schwerem Gepäck und Kinder-Anhängern angeradelt kommen.
Interessantes Detail für uns Kampfradler: Der Sonderweg ist zu großen Teilen nicht mit beschildert, es handelt sich also genaugenommen um einen Gehweg, auf dem unsereins überhaupt nichts verloren hat. Leider handelt es sich bei der L42 um eine so genannte Fahrbahnverteidigungsstraße, auf der das Radfahren überhaupt keinen Spaß macht. Ich bin in diesem Jahr drei Mal am Nord-Ostsee-Kanal entlang nach Kiel gefahren, doch leider wird der Weg am Kanal entlang zwischendurch von einer Liegenschaft der Bundeswehr unterbrochen, so dass man etwa einen Kilometer auf oder neben der L42 zurücklegen muss. Im März habe ich diesen Kilometer auf der Fahrbahn zurückgelegt — alles andere wäre ja schließlich eine Ordnungswidrigkeit — und wurde umgehend von drei überholenden Kraftfahrzeugen mit der Hupe zurechtgewiesen, einer betätigte außerdem die Scheibenwaschanlage. Mitte April setzte sich ein Kraftfahrer neben mich, damit mich der Beifahrer wüst durchs Beifahrerfenster beschimpfen konnte. Und im Juni war der so genannte Radweg dermaßen von anderen Radfahrern überfüllt, dass an eine ordnungswidrige Benutzung überhaupt nicht zu denken war, was einen Kraftfahrer immerhin dazu brachte, mich sanft auf den so genannten Radweg zur Seite zu drängen.
Seitdem habe ich einfach keine Lust mehr. Es handelt sich nicht um einen Radweg, ich darf dort gar nicht fahren, selbst wenn ich es wollte, müsste ich andauernd anhalten, um Radfahrer aus dem Gegenverkehr auf diesen handtuchbreiten Streifen passieren zu lassen. In Sehestedt stehen sogar noch die Pfosten, an denen mal das befestigt war, irgendjemand muss diese Schilder ja offenbar mal abgenommen haben. Was hat man sich dann dabei gedacht? Dass alles wie vorher ist, die Radfahrer weiterhin auf dem Gehweg kampfradeln, man aber jetzt aus der Haftung raus wäre, weil’s ja kein Radweg ist? Oder dass es eine friedliche Koexistenz auf der Fahrbahn gäbe?
Ich habe ja den Verdacht, dass es durchaus um die Haftung geht, denn dieser exzellente Radweg sieht stellenweise so aus:
Hier wird noch vor Wegschäden gewarnt — früher hing dort mal ein blauer Lollie. Auch wenn man das den Fotos nicht ansieht: Geschwindigkeiten größer zwölf Kilometer pro Stunde machen auch mit Federgabel keinen Spaß. Es ist ein lästiges Gerumpel ohne Ende.
Kurz darauf kam uns hier eine Familie mit Kinderanhängern entgegen. Wie man seinen Kindern eine derart rumpelige Strecke zumuten kann ist mir ein Rätsel — andererseits hätte ich auch keine Lust, mich in Gegenwart meiner Kinder von wildgewordenen Kraftfahrern gefährden zu lassen. Übrigens wurde vor fünf Jahren (?) versucht, diesen Weg noch einmal zu sanieren, indem man rechts einen Teerstreifen anklebte. Damals war der Weg noch einen ganzen sagenhaften Meter breiter, bis sich die Natur ihren Platz zurückeroberte. Man beachte auch, wie verwackelt das Foto ist, weil ich während der Fahrt fotografiert hatte.
Hier, ein weiteres Rätsel für euch: Was soll das wohl bedeuten?
Eigentlich wollte man hier wohl vor einem nicht befestigten Seitenstreifen warnen, hat aber leider zum falschen Zusatzschild gegriffen. Macht aber nichts, kapiert ja eh niemand. Wenn man aber diese Kombination irgendwie deuten müsste, so würde sie wohl vor dem Befahren des Seitenstreifens warnen — ist ja auch recht charmant.