Ich lese da ein ganz anderes Wording:
ZitatAutofahrerinnen missachten jeweils die Vorfahrt der Zweiradfahrer: zwei Verkehrsunfälle in Paderborn am Donnerstag
Ich lese da ein ganz anderes Wording:
ZitatAutofahrerinnen missachten jeweils die Vorfahrt der Zweiradfahrer: zwei Verkehrsunfälle in Paderborn am Donnerstag
Es ist mal wieder Warnwesten-Zeit: Wer auffällt, fährt sicherer
Ich finde es interessant, wie absurd solche Artikel eigentlich klingen, wenn man sie nicht durch die Windschutzscheibe liest, sondern ganz genau drauf achtet, was dort eigentlich steht. Im Text findet nämlich eine ganz klare Trennung statt: Auf der einen Seite der Kraftfahrer, der bei Dunkelheit, Schnee und Regen und Lichtreflexionen auf der Straße nichts erkennen kann. Auf der anderen Seite nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer, die darum eine Warnweste tragen sollen.
Ich wünsche mir wirklich, dass auch irgendwann mal erwähnt wird, dass bei Dunkelheit oder Nässe oder unübersichtlichen Verkehrsverhältnissen auch mal das Tempo reduziert werden, beziehungsweise man sogar anhalten kann. Ich bin es ja gewohnt, dass nachts auf Überlandstraßen eher deutlich zu schnell als mit einer den Sichtverhältnissen angepassten Geschwindigkeit von 60 bis 80 km/h gefahren wird, aber um darauf zu kommen, was nachts eine angemessene Geschwindigkeit ist, muss man sich schon tiefer mit dem Straßenverkehr beschäftigen als nur eine Fahrschule besuchen und solche Warnwesten-Artikel zu lesen.
Und momentan sind die Straßen hier in Kiel teilweise vereist und ich habe tatsächlich die Befürchtung, dass man mich glatt überfahren wird, wenn ich irgendwo an einer Kreuzung auf dem Eis ausrutsche und stürze, weil die Kreuzungen total zugeparkt sind und die Leute trotzdem mit unangemessenem Tempo abbiegen.
Es gibt so viele Dinge, über die man hinsichtlich der Mobilität im Winter sprechen kann, aber wir beschränken uns leider ständig auf Warnwesten für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer. Aber vielleicht ist ein Aufruf, bei schlechter Sicht bitte noch einmal aufmerksamer zu fahren, in der Automobilnation Deutschland so etwas wie Gotteslästerung.
Da steht ja nicht etwa: "Leute fahrt nur so schnell, wie ihr das wesentliche Geschehen um euch erfassen könnt", sondern die übliche Leier: "Kinder packt die buntesten Sachen aus und zieht euch neonfarbene Reflektorwesten an, sonst kann euch der liebe Autofahrer nicht sehen."
Mit anderen Worten: Selber schuld wer im Dunkeln vor die Tür geht ohne zu leuchten wie eine Leuchttafel am Times Square und umgefahren wird.
Ich könnt ko....
Ich trage eine auffällige Jacke eigentlich nur, um laut lachen zu können, wenn mir jemand erzählt, dass er mich nicht gesehen hat. Ich habe immerhin schonmal erlebt, dass dann jemand auf meine Frage "SIE HABEN MICH NICHT GESEHEN???!!!!" zugegeben hat, einfach nicht geguckt zu haben. Zumindest in diesem einen Fall hat dann die Jacke tatsächlich ein wenig bewirkt.
Ich würde den Artikel nicht derart überbewerten.
Der Warnwesten-Abschnitt ist ja nur als Empfehlung in eine Aufzählung von Selbstverständlichkeiten bzgl. Beleuchtung am Fahrrad eingebettet.
Leider ist die Menge an Radfahrern, die nicht fähig oder willens sind, ihr Fahrrad mit einer Beleuchtung auszustatten und diese in Schuss zu halten, scheinbar sehr hoch. Bei manchen Nachtfahrten hier in Jena bekommt man den Eindruck, dass mehr Leute ohne Licht als mit unterwegs sind. Der Knaller war ein "Kollege" der mir ohne Licht oder Reflektoren auf einer stockdunklen Nebenstraße entgegenkam und nach Lichthupe meinerseits irgendeine Art Supernova am Lenker zündete, nur um sie wieder abzuschalten, nachdem er mich passiert hatte ...
Und für's Übersehen braucht es auch nicht viel Geschwindigkeit: es gab hier schon mehrere Zeitungsmeldungen von Unfällen zwischen Radfahrern, bei denen einer oder beide meinten, Licht am Rad sei verzichtbar.
Von daher kann es von Appellen dieser Art ruhig mehr geben; gerne auch mehr Kontrollen der lichttechnischen Einrichtungen nach Einbruch der Dunkelheit.
Nur beschränkt sich der unselige Beitrag nicht auf "denkt an Sichtfahrgebot nach StVO und die aktive/passive Lichtausrüstung am Rad"
der Knaller kommt ja nach dem Absatz. Warnwesten, helle Schuhe, auffällige Kleidung.
Und so eine Einstellung zu Warnweste & Co kommt auch in den Pressemitteilungen der Polizei zum Tragen. der dunkel gekleidete Radfahrer wurde übersehen. Oder der Fußgänger trat plötzlich auf die Straße - bitte liebe Fußgänger, es ist Herbst, tragt helle Kleidung.
Meine Mail an die Dekra:
ZitatMoin moin, war kein Platz mehr für die Aufforderung an die Autofahrer, die eigene Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen anzupassen? Vielleicht garniert mit Hinweisen auf die StVO und auf die Schudlfrage nach einem Unfall?
Prompte Antwort der Dekra:
ZitatHallo Herr xxx, vielen Dank für Ihre Nachricht. In diesem Fall hatten wir das Augenmerk darauf, einen Servicebeitrag mit der Zielgruppe Radfahrer zu schreiben, was sie für ihre Sichtbarkeit tun können. Es ging hier nicht um eine umfassende Betrachtung aller Aspekte, die für die Sicherheit von Radfahrern förderlich und wichtig sind - wenn wir uns so umfassend an derartige Themen heranmachen, kommen eher 80 Seiten heraus, wie etwa im aktuellen DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2020 "Mobilität auf zwei Rädern", den Sie hier zum Download finden und den ich Ihnen gerne zur Lektüre empfehle: http://www.dekra-roadsafety.com/. In General-Interest-Pressemeldungen greifen wir stattdessen Einzelaspekte auf - ohne damit z.B. in diesem Fall behaupten zu wollen, dass, wenn Radfahrer auf ihre Sichtbarkeit achten, alles gut ist. Dass Maßnahmen für die Sichtbarkeit aber für mehr Sicherheit sorgen, ist hoffentlich unbestritten.
Schon klar. Weil man keine 80 Seiten schreiben will, lässt man die zwei Sätze einfach weg.
Und "Servicebeitrag mit der Zielgruppe Radfahrer"? Da Radfahrer eher selten Kunden der Dekra sind, heißt das doch: "Wir hoffen, dass dieser Text von vielen Medien nachgedruckt wird". Also machen wir uns darauf gefasst, dass von Stader Tagblatt bis zum Isarholzener Nachtkurier die einseitigen Schuldzuweisungen in eine neue Runde gehen.
Aber auch auf 80 Seiten findet sich kein Platz für die eigentlichen Verursacher, es geht im Tenor der obigen Nachricht weiter:
So findet man schon im Titel die "Hauptverursacher"
ZitatAlles anzeigenUnfallgeschehen:
Zunehmender
Zweiradverkehr und
kein Rückgang der
Getötetenzahlen in
vielen Ländern
Faktor Mensch:
Viele Unfälle von
Zweiradfahrern unter
anderem durch
mangelnde Kommunikation verursacht
Technik/Infrastruktur:
Systeme der aktiven
und passiven Sicherheit
und gut ausgebaute
Straßen senken
Unfallrisiko
Da haben sie doch das Problem erkannt
Munter geht es auf S. 3 weiter. Im Editorial befleißigt sich der Redakteur zu einer umfassenden Analyse und stellt fest:
ZitatAber mit welcher Art von
Zweirad man auch immer unterwegs ist, ob in der Freizeit oder
für den Weg zur Arbeit und wieder zurück nach Hause: Stets bewegt man sich als weitestgehend
ungeschützter Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr. Und das
wiederum ist mit dem hohen Risiko verbunden, bei einer Kollision insbesondere mit einem Pkw,
Transporter oder Lkw „den Kürzeren zu ziehen“ ...
Dann kommt auf S. 4 schon Super-Verkehrsminister Scheuer zu Wort und beweihräuchert sich hochverdient selbst. (würg)
Auf den Seiten 5+6 geht es in ein munteres Zahlenspiel, das verdeutlicht wie gefährlich zweiradfahren ist. Abschließend nicht ohne darauf verdeckt zu verweisen wo Rad und Fußverkehr hingehört, auf Rad- und Fußwege.
Erstmals danach benennt der Report das wirkliche Problem (Aber ganz gut versteckt soweit unten im Beitrag, dass kaum einer bis dahin durchliest?)
ZitatAlles anzeigenUnsere Infrastruktur muss weniger
Pkw-zentriert werden – Fuß- und Radwege sind vergleichsweise kostengünstig und
machen die aktive Mobilität sicherer.
Darüber hinaus müssen wir das Tempo senken – der Anteil der Fahrer, die in
Städten das Tempolimit überschreiten, liegt
zwischen 35 und 75 Prozent. Und oft sind
die Tempolimits zu hoch, um die Sicherheit
zu gewährleisten.
Im Anschluss wird aber sofort wieder hinter die Windschutzscheibe gewechselt und man möchte ungeschützte Verkehrsteilnehmer gerne entfernt "halten" (ja wir gehören wohl in den Zoo).
Zitat
Dort, wo ungeschützte Verkehrsteilnehmer nicht in einem sicheren Abstand zu Pkw gehalten werden können, sollten 30 km/h die maximal zulässige Standardgeschwindigkeit sein...
So wird also seitens der Dekra dann umfassend aufgeklärt
Von daher kann es von Appellen dieser Art ruhig mehr geben; gerne auch mehr Kontrollen der lichttechnischen Einrichtungen nach Einbruch der Dunkelheit.
Ich will das Radfahren ohne Licht oder auf der falschen Straßenseite und so weiter und so fort auch keinesfalls in irgendeiner Weise schönreden. Im Gegensatz zu Geister- oder Gehwegradlern, die vielleicht tatsächlich aus Unkenntnis auf Abwege geraten, bin ich mir bei Radfahrern ohne funktionierende Beleuchtung tatsächlich sicher, dass die über die Dämlichkeit ihres Vorhabens Bescheid wissen — die brauchen das nicht unter jedem Artikel aus der Polizeipresse lesen, beziehungsweise lesen sich das aufgrund der eigenen Beratungsresistenz ohnehin nicht durch.
Dieses ständige Wiederholen, nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer sollten doch bitte eine Warnweste tragen und besser aufpassen, verschiebt aber die Verantwortung bei Verkehrsunfällen automatisch zu ebenjenen nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern. Das habe ich ja im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Leib erfahren, als ich (mal wieder) über den Haufen gefahren wurde und sowohl Polizei als auch Kollegen oder Verwandte total verwundert waren, warum ich denn nicht einfach besser aufgepasst oder eine Warnweste getragen hätte — wobei diese Idee mit der Warnweste der Komplexität eines Verkehrsunfalls überhaupt nicht gerecht wird. Bei den beiden Verkehrsunfällen, bei denen ich im Krankenhaus gelandet bin, haben mich die Unfallverursacher gesehen und wider besseren Wissens trotzdem auf mich draufgehalten, weil sie ein vermeintliches Fehlverhalten meinerseits sanktionieren wollten.
Und drum fände ich es angenehm, irgendwo auch mal lesen zu können, dass man nachts vielleicht lieber ein bisschen langsamer fährt, in einem Wohngebiet mit dunkel gekleideten Spaziergängern gerechnet werden muss und man im Zweifelsfall, wenn man etwa beim Abbiegen aufgrund von Regen, Schnee oder Lichtreflektionen nicht alles einsehen kann, anhalten muss.
Aber solche Ratschläge lese ich beinahe nie. Und mich beschleicht langsam die wirre Verschwörungstheorie, dass man so etwas in unserer Automobilnation lieber nicht laut sagt, um sich nicht den Unmut der Kraftfahrer zuzuziehen.
Passend zum Thema: Radler übersehen
Ich finde, den Zusammenhang zwischen den nicht von Schnee und Eis befreiten Scheiben und dem Unfall hätte man deutlicher herausarbeiten können, beziehungsweise ich halte den Begriff „übersehen“ für verfehlt.
Die Dekra macht ja auch Sicherheitsaudits in Betrieben. Kann man sich vorstellen, dass die durch einen Betrieb laufen, in dem Kreissägen ohne Abdeckung rotieren, Stromkabel durch Pfützen gelegt oder durchgescheuert sind, Notstopps fehlen und vorgeschriebene Zweihandbedienungen überbrückt sind, und all das nicht oder nur mit einer Fußnote kommentieren, aber 90 % ihrer Zeit mit Vergatterung der Arbeitenden verbringen, diese sollten doch verdammt nochmal eine Ritterrüstung tragen, aber nicht aus Metall (das leitet ja den Strom), sondern aus Super-Duper-Kunststoff, und vielleicht sollten sie woanders arbeiten?
Und drum fände ich es angenehm, irgendwo auch mal lesen zu können, dass man nachts vielleicht lieber ein bisschen langsamer fährt, in einem Wohngebiet mit dunkel gekleideten Spaziergängern gerechnet werden muss und man im Zweifelsfall, wenn man etwa beim Abbiegen aufgrund von Regen, Schnee oder Lichtreflektionen nicht alles einsehen kann, anhalten muss.
Aber solche Ratschläge lese ich beinahe nie. Und mich beschleicht langsam die wirre Verschwörungstheorie, dass man so etwas in unserer Automobilnation lieber nicht laut sagt, um sich nicht den Unmut der Kraftfahrer zuzuziehen.
Nun ist das Sichtfahrgebot ja kein Ratschlag, sondern Teil der StVO und steht dort sogar ziemlich weit vorn. Dazu gibt es meines Wissens auch genügend Gerichtsurteile, die die Schuldfrage zuungunsten derjenigen entschieden, die dagegen verstießen.
Dass einem Radfahrer (von qualifizierter Stelle) eine Mitschuld angelastet wurde, nur weil er sich keine optionalen Gimmicks übergestreift hat, ist mir zumindest nicht bekannt. Selbst beim "Fehlen" eines Fahrradhelms hat man sich meines Wissens dazu in letzter Instanz noch nicht durchringen können.
Insofern kann man die Warnwesten-Empfehlung genauso gelassen nehmen, wie jene "nicht mit vollem Bauch schwimmen zu gehen".
Dass eine reflektierende Weste die Sichtbarkeit erhöht, wirst du wohl nicht abstreiten wollen. Ob man sie deswegen trägt oder doch lieber eine reflektierende Hosenspange in Scheinwerferhöhe oder gar nichts in der Richtung, bleibt ja dennoch jedem selbst überlassen.
Passend zum Thema: Radler übersehen
Ich finde, den Zusammenhang zwischen den nicht von Schnee und Eis befreiten Scheiben und dem Unfall hätte man deutlicher herausarbeiten können, beziehungsweise ich halte den Begriff „übersehen“ für verfehlt.
Mal abgesehen davon, dass die Mitteilung handwerklich schlecht geschrieben ist, weil in jedem Satz eine andere Beschreibung für die Beteiligten verwendet wird und man selbst zusammenkombinieren muss, wer wie alt, mit welchem Fahrzeug welcher Marke unterwegs war, steht doch alles relevante in der notwendigen Neutralität drin. Die Unfallursache unmissverständlich auf die schneebedeckten Scheiben festzulegen, steht der Polizei bei der Unfallaufnahme ja eigentlich nicht zu.
Nun ist das Sichtfahrgebot ja kein Ratschlag, sondern Teil der StVO und steht dort sogar ziemlich weit vorn. Dazu gibt es meines Wissens auch genügend Gerichtsurteile, die die Schuldfrage zuungunsten derjenigen entschieden, die dagegen verstießen.
Dass einem Radfahrer (von qualifizierter Stelle) eine Mitschuld angelastet wurde, nur weil er sich keine optionalen Gimmicks übergestreift hat, ist mir zumindest nicht bekannt. Selbst beim "Fehlen" eines Fahrradhelms hat man sich meines Wissens dazu in letzter Instanz noch nicht durchringen können.
Insofern kann man die Warnwesten-Empfehlung genauso gelassen nehmen, wie jene "nicht mit vollem Bauch schwimmen zu gehen".
Ich würde noch einen Schritt vor der Schuldfrage ansetzen: Wenn man den Leuten endlich mal deutlich machte, dass das Sichtfahrgebot nicht nur zum Spaß gilt, sondern auch tatsächlich Anwendung finden sollte, und zwar nicht nur nachts, dann müssten wir über die Schuldfrage gar nicht so oft diskutieren, weil sich die Leute nicht so häufig zu Klump führen.
Dass eine reflektierende Weste die Sichtbarkeit erhöht, wirst du wohl nicht abstreiten wollen. Ob man sie deswegen trägt oder doch lieber eine reflektierende Hosenspange in Scheinwerferhöhe oder gar nichts in der Richtung, bleibt ja dennoch jedem selbst überlassen.
Naja: Es kommt drauf an. Eine Warnweste erhöht die Sichtbarkeit, wenn eine Sichtachse hergestellt wird, beispielsweise bei den üblichen Beispielfotos zur Visualisierung der Sichtbarkeit. Innerorts, wo ich mit dem Rad dann hinter parkenden Autos oder Straßenbegleitgrün unterwegs bin und erst im Kreuzungsbereich für den abbiegenden Kraftverkehr sichtbar bin, ist es mit der verbesserten Sichtbarkeit vorbei, da sieht der abbiegende Kraftfahrer allenfalls meinen superhellen Scheinwerfer, aber nicht die Warnweste, die ja überdies in diesem Moment allenfalls von der Straßenlaterne oder vom Gegenverkehr beleuchtet wird. Insofern halte ich es auch nicht für überaus glücklich, wenn die Polizeipresse mit den Warnwesten-Formulierungen suggeriert, Abbiegeunfälle in der dunklen Jahreszeit ließen sich vermeiden, wenn nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer eine Warnweste trügen.
Irgendwann im Winter 2011 oder 2012 bin ich mal nach einer Critical Mass mehrere Tage (oder Wochen?) mit mehreren Lichterketten am Rad herumgefahren, mit denen mich eigentlich gar niemand mehr auch nur im Ansatz nicht wahrnehmen konnte. Innerorts hatte ich aber nicht das Gefühl, dass sich meine Sichtbarkeit wesentlich verbessert hatte.
Eine Warnweste erhöht die Sichtbarkeit, wenn eine Sichtachse hergestellt wird, beispielsweise bei den üblichen Beispielfotos zur Visualisierung der Sichtbarkeit
In der Situation, werden reflektierende und selbstleuchtende Kleidung oder Accessoires auch absolut genutzt.
Hier "in den Feldern" geht keiner mit dem Hund spazieren ohne dass dieser ein leuchtendes Halsband hätte und auch die Leine reflektiert. Ohne Frage ziehe ich mir hier reflektierende Klamotten an. Ich will gesehen werden wenn ich auf einem zappendusteren Wirtschaftsweg unterwegs bin und von hinten ein KFZ mit 100 kmh angerast kommt. In HH aber wäre der Nutzen eher fragwürdig. In Städten haben Autos so langsam zu fahren, dass sie rechtzeitig zum stehen kommen. Daher muss konsequent T30 in Städten kommen. Auf der anderen Seite lasse ich mich dann dafür außerorts gerne auf gute Radwege ein.
Auf "Radwegen" nutzt reflektierende Kleidung eigentlich nichts. Dass man da nicht beachtet wird, ist baulich bedingt und dadurch, dass die Aufmerksamkeit der Autofahrer an andere Stelle gerichtet ist. Ich bin schon am hellichten Tag auf einem Radweg "übersehen" worden, der direkt neben der Fahrbahn lag: Von einer Autofahrerin, die mich 2 Sekunden vorher überholt hatte und in deren direktem Sichtfeld ich sicherlich die vorangegangenen 20 Sekunden gefahren bin. Da hätte ich mir vermutlich auch ein Blinklicht auf den Kopf schnallen und alle 3 Sekunden eine Seenotrakete abschießen können und wäre trotzdem "übersehen" worden.
Bei meinem Unfall 2019 bestand zu meinem Unfallgegner vorher mindestens 10 Sekunden lang eine direkte Sichtbeziehung. Es war mitten am Tag, ich trug einen roten Pullover und kam ihm entgegen. Also keine verdeckte Sicht und kein "toter Winkel". Er sagte dann aber auch gegenüber der Polizei bei der Unfallaufnahme ganz ehrlich, dass er beim Abbiegen nur auf den entgegenkommenden Fahrbahnverkehr geachtet hat und nicht auf den daneben liegenden Radweg. Ich habe darauf bestanden, dass die Polizei diesen Satz ins Protokoll aufnimmt: Unfallursache "Radweg".
Wenn man auf der Fahrbahn fährt, mag helle Kleidung schon eher nutzen. Da schauen die Autofahrer wenigstens hin und wenn man nur mit Funzellicht und dunkel gekleidet unterwegs ist, kann man schon eher zwischen den ganzen anderen Lichtern untergehen.
Bei Dunkelheit nutzt einem aber eine Warnweste oder sonst ein Gimmick oder Kleidungsstück in Tagesleuchtfarbe allenfalls wegen der Reflektoren. Tagesleuchtfarbe funktioniert ohne Tageslicht nicht besser als jede andere helle Farbe (daher auch der Name "Tagesleuchtfarbe"). Reflektoren hingegen funktionieren nur, wenn sie direkt angestrahlt werden. Beim häufigen Unfalltyp 3 ist das in der Regel erst kurz vor dem Einschlag.
Gefährlich werden die gut gemeinten Ratschläge der Dekra, Polizei, Autobild und ähnlich intensiv an der Sicherheit von Radfahrern interessierten Gruppierungen deswegen, weil sich unbedarfte Radfahrer mit ihrer Weste möglicherweise in trügerischer Sicherheit wiegen.
Auf "Radwegen" nutzt reflektierende Kleidung eigentlich nichts. Dass man da nicht beachtet wird, ist baulich bedingt und dadurch, dass die Aufmerksamkeit der Autofahrer an andere Stelle gerichtet ist.
Richtig , dafür sprechen auch die die Ergebnisse der Unfallforschung z.B https://phys.org/news/2018-08-d…edestrians.html oder die Untersuchung der UDV 2009 in Münster.
Umso mehr ärgere ich mich hier über den "Verkehrssicherheitsberater" der Stader Polizei, der von sowas gar nichts hören will und immer nur seine dämlichen Reflektordinger verteilt und ermahnt, doch bitte einen Helm zu tragen.
Ohne Frage ziehe ich mir hier reflektierende Klamotten an. Ich will gesehen werden wenn ich auf einem zappendusteren Wirtschaftsweg unterwegs bin und von hinten ein KFZ mit 100 kmh angerast kommt.
Der Weg ist also einsehbar, du hast ein Rücklicht (aktiv), einen Rückstrahler (passiv), vllt sogar noch welche an jedem Pedal und tauchst im Lichtkegel des von hinten herannahenden Fahrzeuges auf. Und weil das alles nichts nützt, trägst du eine Warnweste.
Ok.
Versteh ich nicht.
aktivierst du beim Auto auch den Warnblinker, wenn du auf der Landstraße langsamer als Vmax fährst? Weil: da müsstest du ja auch Angst haben, dass dir hinten einer reinfährt.
Und drum fände ich es angenehm, irgendwo auch mal lesen zu können, dass man nachts vielleicht lieber ein bisschen langsamer fährt, in einem Wohngebiet mit dunkel gekleideten Spaziergängern gerechnet werden muss und man im Zweifelsfall, wenn man etwa beim Abbiegen aufgrund von Regen, Schnee oder Lichtreflektionen nicht alles einsehen kann, anhalten muss.
Aber solche Ratschläge lese ich beinahe nie. Und mich beschleicht langsam die wirre Verschwörungstheorie, dass man so etwas in unserer Automobilnation lieber nicht laut sagt, um sich nicht den Unmut der Kraftfahrer zuzuziehen.
Nam möchte andere nicht in Gefahr bringen, schon gar nicht töten. Ein Auto hat aber das entsprechende Gefährdungspotential, erst Recht bei höheren Geschwindigkeiten. Um diese überhaupt fahren zu können, muss ausgeblendet werden, dass die Gefahr durch einen selber verursacht wird. Deswegen wird die Verantwortung auf andere abgewälzt, mindestens psychologisch. Dass das im Unfall dann nichts mehr hilft, steht auf einem anderem Blatt.