Nürnbergs Osten: Ein Versuch

  • In einer Diskussion über die seltsamen Radwege in Nürnbergs Nordosten sagte ich ja kurz vor den Sommerferien (2019) ich wollte noch einmal vorbeifahren und Bilder machen. Nun ist es so weit, die Sommerferien sind fast rum. Ein paar Bilder gibt es. Ich dokumentiere einfach mal die Lage hier, und überlege mir wo etwas nötig ist.

    Das heutige Beispiel ist relativ harmlos.

    https://www.google.com/maps/@49.46353…!7i13312!8i6656

    Hier liegt die Dr.Carlo-Schmid- Straße. Eine 30 Zone mit einer großen Schule und einem Kindergarten. Parkhaus und stark ansteigendes Gelände einseitig (mit Bahnlinie oben), daher nicht durchgängig beidseitig bebaut. Diese Straße muss nicht viel beradelt werden, es gibt nebenan einen praktischen Fluß mit ordentlicher, autofreier Infrastruktur. Hier, am östlichen Rand der Stadt, sind vergleichsweise wenige Fußgänger unterwegs. Der Radweg am Fluß entlang ist gut.

    In der Dr. Carlo-Schmid Straße wurde baulich verkehrsberuhigt. Im Nürnberg der 80er und 90er Jahre (ich meine, so alt müsste das etwa sein) bedeutete das einfach: Fahrbahn verengen. Hindernisse einbauen. Dann erledigt sich der Rest von selbst. Auch wenn das unsere Hamburger Kollegen nicht glauben können - es klappt im Großen und Ganzen recht gut.

    Damit die Radler auf der Fahrbahn sich aber nicht mit den Hindernissen aufhalten müssen wurde ein seltsamer Kompromiss gebaut. Und den möchte ich euch nicht vorenthalten.

    [image='7019'][/image]

    Das hier sieht nicht so wahnsinnig gelungen aus. Die Idee schätze ich so ein: Autos müssen warten, Fußgänger haben eine schöne (kleine) Aufstellfläche, aber die Radler können elegant weiterfahren. Nur allein.. der Pfeil. Der macht den ganzen Plan irgendwie zunichte.

    [image='7020'][/image]

    Beim zweiten Versuch ist das schon viel besser gelungen. Das ist nur 200m weiter die Straße runter, und plötzlich könnte ich dort legal überholen.

    Klar.. in beiden Fällen geht es nicht. Durch die Straße fährt auch ein Bus (hatte ich oben noch nicht erwähnt) und breit genug ist sie auch nicht. Wenn da einer warten muss, dann wartet er am äußersten Rand. Aber wenigstens einen Versuch hat es gegeben.

  • Wie ist denn der Vorrang beim Wieder-Zusammentreffen geregelt? Auf dem zweiten Bild ein abgesenkter Bordstein, also Radfahrer wartepflichtig? Und im ersten Bild? Hätte die Missachtung des blauen Pfeils nach links für den Radfahrer noch negative Auswirkungen am ende des kurzen Stücks Sonderweg?

  • Ein Auto überholen halte ich dort für schwierig. Aber bei einem entgegenkommenden Bus muss man ggf. als Radfahrer nicht warten. Sowas gibt es hier in Köln auch massig. Wobei man imho an linksweisenden Baken auch links vorbeifahren muss.

  • Ist sicherlich gut gemeint, aber in beiden Fällen schlecht gemacht.

    Im ersten wie Du schon schreibst wegen dem Pfeil. Im zweiten wegen dem Bordstein. Der ist beim Drüberfahren nur nervig und begründet obendrein eine Wartepflicht für Radfahrer beim Wiedereinfädeln.

    Wie sieht eigentlich die "perfekte" Beschilderung so einer Verkehrsführung aus?

    • Der Pfeil ist natürlich vollkommen falsch.
    • Die Leitbake fordert zum Vorbeifahren links auf.
    • Eine Leitbake zur "Fahrbahnteilung" (also rot-weiße V-Formen) stimmt auch irgendwie nicht, weil Autofahrer nicht rechts vorbei dürfen.
    • Ein Fahrradpiktogramm auf dem Sonderweg würde wieder einen Nachrang beim Einfädeln begründen

    Mir fällt keine einfache und korrekte Beschilderung ein. Am ehesten noch Zeichen 600. Schön ist das aber auch nicht.

  • Wie ist denn der Vorrang beim Wieder-Zusammentreffen geregelt? Auf dem zweiten Bild ein abgesenkter Bordstein, also Radfahrer wartepflichtig? Und im ersten Bild? Hätte die Missachtung des blauen Pfeils nach links für den Radfahrer noch negative Auswirkungen am ende des kurzen Stücks Sonderweg?

    Einer der wenigen Fälle, wo ich kein Problem sehe. Die abmarkierte Stelle ist ja ca. 5m lang (vielleicht unterschätze ich das .. 10m sinds nicht). Wenn dort ein Fahrzeug stünde, dass ich rechts überholen könnte, dann wäre ich vorbei bevor das Fahrzeug wieder anfährt.

    Wie gesagt.. die Situation ist eh recht egal. Wenn Fahrzeuge vor dem Radler unterwegs sind kommt man nicht durch. Hugo hatte schon recht: Bei Gegenverkehr geht es dennoch weiter (also: in dem Fall ohne Pfeil), aber so viel ist dort auch nicht los.

    Dennoch begrüße ich die baulichen Maßnahmen mehr als eine durchgesetzte Tempo 30 Zone. Auf der einen Seite ist oft kein Platz eine Radarfalle aufzustellen (wegen Wall und Bahn und so). Die Baumaßnahme wirkt immer. Das geht recht gut.

    Und allzu kleinlich wollen wir hier die Verkehrsregeln auch nicht auslegen - die Bilder musste ich ja auch irgendwie machen.

  • Wobei man imho an linksweisenden Baken auch links vorbeifahren muss.

    Baken sollen so aufgestellt werden, dass die Streifen in die richtige Richtung weisen (was bei Baustellen oft genug missachtet wird), aber eine Pflicht, so zu fahren, steht in der StVO nicht drin (sonst gäbe es wegen der vielen Fehlaufstellungen auch ein Kuddelmuddel in Baustellen), ganz im Gegensatz zum blauen Schild mit Pfeil ...

  • Eine ähnliche Situation wurde auch in Hamburgs Jenfelder Straße errichtet.

    Die Straße war zuvor eine Straße, in der 50kmH erlaubt gewesen ist.

    Dann wurden die Barrieren errichtet. Mapilary.

    Nach einer Probezeit wurden die Radfahrstreifchen zum Umfahren der Barrieren zugemacht.

    Es gab wohl Konflikte, da Radfahrer nach dem Radfahrstreifen sich wieder einordnen müssen.

  • Weiter gehts, der Schrecken ist ja noch nicht zu Ende.

    Heute hier: https://www.google.com/maps/@49.47224…6thumbfov%3D100

    Das ist die B14 von Osten nach Nürnberg rein. Berufsverkehr, überland, Ich weiß nicht so genau, wer da woher kommt - ich überquere den Fluß in der Stadt. Stadteinwärts ist dort ein linksseitig benutzungspflichtiger Radweg. Sieht man auch im Bild, rechts wird es da etwas schwierig einen anzulegen. Dieser gehts bis zur Bahnbrücke:

    [image='7021'][/image]

    Dort dürfte ich dann über eine Ampel auf der Fahrbahn fahren, wenn ich denn unbedingt wollte könnte ich aber weiter geradeaus.

    Das ist deswegen etwas doof, weil ich 156m weiter wieder auf die linke Seite wechseln müsste (https://www.google.com/maps/@49.471654,11.1364925,17.5z ):

    [image='7022'][/image]

    Und nur wenige Meter weiter ist es dann wieder vorbei mit der linksseitigen Benutzung. Diesmal sogar ohne Angebot. Ab der Eichendorffstraße wird gefälligst richtig gefahren:

    [image='7023'][/image]

    Im weiteren Verlauf war ich leider nicht mehr zu fotografieren in der Lage und hatten den Finger auf der Linse. Es geht gar nicht so schlimm weiter wie es am Anfang aussah. Den "Hügel" hinauf ein geteilter Fuß/Radweg, danach Radweg vorhanden aber nicht mehr benutzungspflichtig. Ich bin da schon einmal angehupt worden, war aber ein Auswärtiger.

    Und weil ich schon länger in der Stadt wohne: Ich unterstelle da noch nicht einmal böse Absicht (weil ja ganz offenbar jemand den verpflichtenden Radweg weiter in der Stadt schon entfernt hat). Der "Hügel" war vor 20 Jahren noch steiler, das wurde im Rahmen einer Brückenrenovierung deutlich geändert. Rechtsseitig gibt es dort kaum Fußgänger (die laufen weiter oben am Hang) - da mag durchaus einfach jemand langsame Radler von der kurvigen Strecke entfernt haben, um der Straßenbahn freie Fahrt zu verschaffen.

  • Und die Gegenrichtung mit der Todesfalle wollte ich euch auch nicht vorenthalten.

    In stadtauswärtiger Richtung ist das alles noch ein wenig seltsamer. Dort wechselt die Strecke munter zwischen "Fahrbahn" und "daneben". Teils Hochboard, teils Radstreifen. Alles bunt gemischt.

    https://www.google.com/maps/@49.46175…!7i13312!8i6656

    Etwa da.

    Meine Lieblingsstellen wären hier:

    [image='7024'][/image]

    Wo ich zwar auf die Fahrbahn soll, und das Ganze wegen mangelndem Platz zwischen vergammelten Pfosten und Gras auch notwendig ist, die Stadt es aber noch nicht geschafft hat eine Aufleitung hin zu malen. Ich mein... wäre sich ja Kostenmäßig vermutlich genau gleich geblieben dort etwas nach links zu pinseln.

    Und ein Stückerl weiter kommt dann der Friedhof. Das ist ein historisches Gebäude, da muss man nicht unbedingt was abreißen. Der Radweg wandert mal wieder von "auf dem Hochboard" zu "irgendwie nicht so ganz auf dem Hochboard".

    [image='7025'][/image]

    Da wird auch geparkt (nur heute nicht, deswegen müsst ihr mit dem Streetview Bild leben: https://www.google.com/maps/@49.46528…!7i13312!8i6656 ).

    Und mir ist schon klar, dass ich da zimperlicher bin als andere, aber ich hätte gerne etwas mehr Platz. So zwischen Sandsteinmauer mit scharfer Kante und parkendem Auto. Mehr als meinen Rennradlenker, bitte:

    [image='7026'][/image]

    Ich finde dies nicht ausreichend.

  • Könntest du das mit der Todesfalle noch weiter erläutern und ist das auf dem letzten Bild benutzungspflichtig bzw. wie ist das ausgeschildert? Auf dem Bild sieht die Fahrbahn so aus, als wenn man gut außerhalb des Türbereichs fahren kann und überholt werden kann ohne dass auf die Gegenfahrbahn ausgewichen werden muss.

  • Ah, schlecht fotografiert. Bin mir noch nicht sicher, ob es besser gelingt.

    An der Stelle der "Todesfalle" ist der Radweg benutzungspflichtig. Das hellgraue Auto steht halb auf dem Radweg, nicht da wo er dürfte (auf der Fahrbahn). Muss heute Abend mal sehen, ob ich noch ein Bild des Radwegs mit parkenden Autos links (legal) und rechts (ich hoffe sehr: illegal) machen kann.

  • Also ich hätte die rot-weiße Bake ja als freundlichen Hinweis an die Autobesitzer aufgefasst, beim schwungvollen Überfahren des Bordsteins zum aufgeschulterten Parken nicht allzu weit auszuholen ... aber was haben Fahrräder oder Fußgänger da verloren?