"Fridays for future" fordert die Verkehrswende

  • Da muss ich dir in allen Punkten zustimmen. Die Gewöhnung im Kindesalter geht allerdings genau in die falsche Richtung, weil Kinder bis 8 Jahren auf Gehwegen fahren müssen. Wie soll man es ihnen hinterher wieder abgewöhnen?

    Wenn man den Leuten die realen Unfallzahlen nennt, glauben sie dennoch fest daran, dass es viel mehr Unfälle auf der Fahrbahn geben würde, wenn es keine Radwege gäbe.

  • Mich faszinieren ja in dem Zusammenhang auch die kognitiven Dissonanzen. Es ist ja so, dass (leider) permanent in der Presse von tödlichen Rechtsabbiegeunfällen oder auch sonstigen schweren Unfällen im direkten Zusammenhang mit Radwegen berichtet wird. Aber die Leute wollen einfach nicht 1 + 1 zusammenzählen... :| Warum haben sie vor dem (extrem seltenen) Überfahrenwerden von Hinten trotz allem weiterhin deutlich mehr Angst, als vorm Zermalmtwerden auf einer Furt eines "sich sicher anfühlenden" Radwegs...!?

    Meine These: nach Ansicht der Leser/Hörer/Internetnutzer werden die Opfer nicht »auf dem Radweg« überfahren, sondern »auf der Straße«.

  • Bei 23km und Pendeln in eine andere Stadt stellt sich bei mir die Frage ob ich das Auto oder das Fahrrad nehme. ÖPNV ist da komplett außen vor, ich will ja nicht erst um 10 Uhr ankommen. Ich lehne für mich den ÖPNV komplett ab, komplett überteuert, auf seinen längsten Strecken braucht er ewig, er ist unzuverlässig und er ist hoffnungslos überteuert (3,25€ für eine Fahrt innerhalb einer Tarifzone? Geht's noch?), und ich bin da echt nicht der Einzige, den ich kenne.

    Kommst du aus einer Stadt mit gutem ÖPNV? ich jedenfalls nicht.

    Die 23 km, die du zur Arbeit fährst, sind die innerhalb einer Tarifzone? Und wieviel kostet die Monatskarte?

    Entschuldige, wenn ich so genau frage. Aber nach meiner Erfahrung ist so gut wie jedes Tarifsystem angreifbar. Weil es in jedem Tarifsystem "Verlierer" gibt. Das soll jetzt keine Pauschal-Rechtfertigung für Fahrpreiserhöhungen oder hohe Fahrpreise im ÖPNV sein.

    Aber betrachte die Sache doch mal anders rum: Das Autofahren wird immer billiger:

    "Der Verkehr auf den Autobahnen nimmt zu. An den fünf meistbefahrenen Abschnitten wurden letztes Jahr hohe Wachstumsraten verzeichnet. Gleichzeitig stagniert der Marktanteil des öffentlichen Verkehrs. Das Bundesamt für Statistik verzeichnete im vergangenen Jahr sogar einen Rückgang bei den Personenfahrten im ÖV. Das hat damit zu tun, dass Autofahren immer billiger wird. Moderne Autos verbrauchen weniger Treibstoff. Und sie werden günstiger." Das ist eine Meldung von Juni 2017 aus der Schweiz, die bekanntlich für ihren guten ÖPNV stets gelobt wird. https://www.20min.ch/schweiz/news/s…rklich-28939679

    Im "Autoland" Deutschland sind solche Meldungen rar, obwohl sie hier erst recht zutreffen.

    Denn viele mögen das nicht so sehen, dass das Autofahren immer biliger wird, stattdessen schimpfen sie lieber darüber, dass der Öffentliche Nahverkehr immer teurer wird.

  • Auch in den Ferien sind die Friday for Future Klima-Aktivistinnen aktiv. Am Ferientag "Pfingstdienstag" blockierten sie in Hannover den Autoverkehr an der Pferdeturmkreuzung. Die Neue Presse Hannover berichtete: "Sie hielten einen Banner mit einer Botschaft an die Autofahrer hoch: „Wir sind genauso genervt wie ihr! #Klimakrise“. Dabei riefen sie immer wieder den internationalen „Fridays for Future“-Schlachtruf: „What do we want? Clima justice! When do we want it? Now!“"

    https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…deturm-Kreuzung

  • Die Fridays for future Klima-Aktivist*innen schaffen es auch in die kommunale Gremien:

    "Anhörung zu dem Thema: Forderungen von "Fridays For Future" für den Klimaschutz in der Region Hannover
    Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 17. April 2019

    Klimanotstand ausrufen!
    Antrag der Gruppe REGION vom 21. Mai 2019"

    http://regions-sitzungsinfo.hannit.de/bi/to010.asp?SILFDNR=1007637

    Diese Punkte werden heute im Umweltausschuss der Region Hannover verhandelt:

    Donnerstag, 13.6.2019, um 14:00 im Neuen Regionshaus, Hildesheimer Straße 18

    Die Sitzung ist öffentlich!

    Und es gibt im Rahmen der Einwohner*innen-Fragestunde die Möglichkeit, Fragen zu stellen!

  • Zitat

    Moderne Autos verbrauchen weniger Treibstoff. Und sie werden günstiger."

    Das ist aber auch irgendwo eine sehr seltsam Rosinengepickte Aussage. Meine Autos werden weder teurer noch billiger. Meine Autos leben von einem Budget, das für den Autokauf zur Verfügung steht. Das war mal 2500 Mark und ist heute auf 10k € angestiegen. Damit sind Autos für mich 8x teurer geworden. Gilt jetzt meine Statistik?

    Und der Treibstoffverbrauch bei meinem ersten Peugeot 206 Diesel war irgendwas um die 6l auf 100 km. Mein derzeitiges Auto braucht bestenfalls 8l Super auf 100 km. Es ist auch deutlich schwerer und größer geworden. Ich würde also einfach zunächst sagen: stimmt nicht.

    Um den Nürnberger Nahverkehr zu beschreiben (siehe deiner Frage zu Quinloe oben). Die 23km währen mit hoher Wahrscheinlichkeit 4 Tarifzonen (Erlangen/Nürnberg - diese Rechnung schaffe ich ohne intensives Stalking) und käme damit auf 5€ pro Einzelfahrt. Hier ist die sauteure Preisliste: https://www.vgn.de/tickets/preise2019/

    Versuch nicht den Nürnberger Mist zu verteidigen. Unser ÖPVN ist noch nie gut gewesen, die Stadt leidet unter zurückgelassenen, ehemaligen Straßenbahnschienen an denen Radfahrer zum Sturz eingeladen werden, die automatisierte U-Bahn beaucht mehr Personal als die alte, Menschengefahrene (weil an jeder Station einer stehen muss, der den Schülern auf die Finger haut und sie in den Wagen schiebt - der Computer schließt keine Türen wenn einer drin steht), die S-Bahn ist überfüllt aber seit 10 Jahren in "Neuvergabe des Betreibers". Und teuer sind sie halt. Dafür schaffen die Öffies knapp 40% Befürderungsanteil in Stadt und Umland. Der Bedarf wäre da, der Willen wäre da, alleine die Umsetzung ist dermaßen schlecht dass ich lieber laufe.

  • Meine These: nach Ansicht der Leser/Hörer/Internetnutzer werden die Opfer nicht »auf dem Radweg« überfahren, sondern »auf der Straße«.

    Das ist leider auch das was ich oft aus meinem Bekanntenkreis höre:

    "Auf der Straße werde ich von hinten überfahren und kann nicht mal was dagegen tun. Auf meinem Radweg halte ich zur Not lieber an jeder Kreuzung an und schaue das frei ist" <X

  • Einfach nur zu fordern, dass alle Radfahrer bitte einfach überall auf der Fahrbahn fahren mögen, greift aber meiner Meinung nach auch zu kurz. Damit holt man niemanden vom Auto auf das Fahrrad. Immer wenn ich erzähle, dass ich hier auch an den "Hauptstraßen" (was man in einer Kleinstadt so nennt) auf der Fahrbahn fahre, schaue ich in völlig entsetzte Gesichter, als wäre ich ein Alien. Das wäre ihnen viel zu gefährlich, sagen alle, obwohl es noch niemand von denen mal ausprobiert hat. Und nur weil wir paar Hansel das machen, ändert sich im Großen und Ganzen gar nichts.

    Ich sehe keine ernsthafte Alternative, weil Radwege als Kollateralschaden eine "Auto"Fahrbahn vorhalten. Das Auto wird so gefördert. Abgesehen davon ist eine doppelte Infrastruktur doppelt so umweltschädlich.

    Auch sehe ich die vermeintliche Gefährdung auf Fahrbahnen als Symptom eines andere, des eigentlichen Problems an. Diejenigen, die die Gefährdung als Grund anführen, sind in der Regel beratungsresistent, wollen es einfach nicht wahrhaben. (Anekdote nebenbei wegen Stade: Als ich einmal - lang ist es her - via ADFC zu eines Fraktionssitzung der SPD Stade eingeladen war, habe ich deutlich erklärt, dass und warum die Fahrbahn sicherer und in vielen anderen Belangen besser ist. Zum Schluss kam eine Äußerung einer Abgeordneten: Mag ja so sein, meine Kinder lasse ich dennoch auf dem Fussweg fahren.) Warum ist das so? Radfahrer werden als Minderwertige Verkehrsteilnehmer angesehen, die kein Recht haben, dem "richtigen" Verkehr im Weg zu sein. Das würde aber niemand zugeben, auch sich selbst gegenüber nicht. Deswegen wird die Mär von der gefährlichen Fahrbahn hochgehalten.

    Die Probleme des Radverkehrs sind sozialer Natur. Die sollte man sozial und nicht technisch lösen, weil zweites wohl nicht geht.


    PS: Auch den Klimanotstand halte ich für eine grüne Nebelkerze, die nur das Nichthandeln verschleiern soll.

  • Die 23 km, die du zur Arbeit fährst, sind die innerhalb einer Tarifzone? Und wieviel kostet die Monatskarte?

    Nein, es sind je nach Strecke 3 oder 4 Tarifzonen. Sprich, wenn ich eine 3-Tarifzonen-Monatskarte löhne, fällt die Hälfte der Verbindungen für mich weg, weil der Bus einen Umweg fährt, den ich gar nicht haben will, aber scheiß drauf. Die Einzelfahrt ist 3,70€, die Zehner-Streifenkarte kostet seit einiger Zeit übrigens genau so viel wie diese Zehn Einzelfahrten in Summe, was ich für die nächste Unverschämtheit halte, aber das nur nebenbei.

    Die Monatskarte dafür kostet €95,30


    Für 23km 3,70 ist schon verdammt nahe an dem, was man da an Sprit verbraucht. Eine deutliche Ersparnis gegenüber den KFZ ist damit meiner Meinung nicht gegeben, wenn die Beförderungsfälle ohnehin ein KFZ haben. Und jetzt in den Pfingstferien fährt man die Strecke mit dem KFZ in 30 Minuten zu jeder Uhrzeit.

    Das mit den 3,25 für die einfache Fahrt innerhalb einer Tarifzone habe ich nur genannt, weil das meines wissens der Spitzenreiter des Landes ist. Selbst mit den 30ct pro km gerechnet ist es in Nürnberg damit billiger, mit dem Auto rumzufahren als mit der VAG.

  • 3,25 EUR sind wirklich viel. In Köln sind es "nur" 3 Euro. Leider ist das Taxi bei 3-4 Personen auf vielen Strecken billiger als der ÖPNV. Wenn ich auf meiner Feierabendrunde mit dem Rad liegenbleibe, muss ich bis zu 14,90 EUR zahlen um wieder nach Hause zu kommen. =O

  • Ich sehe keine ernsthafte Alternative, weil Radwege als Kollateralschaden eine "Auto"Fahrbahn vorhalten. Das Auto wird so gefördert. Abgesehen davon ist eine doppelte Infrastruktur doppelt so umweltschädlich.

    Auch sehe ich die vermeintliche Gefährdung auf Fahrbahnen als Symptom eines andere, des eigentlichen Problems an. Diejenigen, die die Gefährdung als Grund anführen, sind in der Regel beratungsresistent, wollen es einfach nicht wahrhaben. (Anekdote nebenbei wegen Stade: Als ich einmal - lang ist es her - via ADFC zu eines Fraktionssitzung der SPD Stade eingeladen war, habe ich deutlich erklärt, dass und warum die Fahrbahn sicherer und in vielen anderen Belangen besser ist. Zum Schluss kam eine Äußerung einer Abgeordneten: Mag ja so sein, meine Kinder lasse ich dennoch auf dem Fussweg fahren.) Warum ist das so? Radfahrer werden als Minderwertige Verkehrsteilnehmer angesehen, die kein Recht haben, dem "richtigen" Verkehr im Weg zu sein. Das würde aber niemand zugeben, auch sich selbst gegenüber nicht. Deswegen wird die Mär von der gefährlichen Fahrbahn hochgehalten.

    Die Probleme des Radverkehrs sind sozialer Natur. Die sollte man sozial und nicht technisch lösen, weil zweites wohl nicht geht.


    PS: Auch den Klimanotstand halte ich für eine grüne Nebelkerze, die nur das Nichthandeln verschleiern soll.

    Dann müssten dir eigentlich diese Umgestaltungspläne für die Schmiedestraße in Hannover ganz gut gefallen: "Die Schmiedestraße soll ein anderes Gesicht bekommen, aber für Radfahrer ändert sich wenig. Sie sollen sich nach Informationen der HAZ weiterhin die Fahrbahn mit dem motorisierten Verkehr teilen. Die Geschwindigkeit soll aber auf Tempo 20 begrenzt werden. Die Grünen finden die Idee eines Shared Space gut, dem ADFC gehen die Pläne nicht weit genug." Quelle: HAZ vom 6.6.2019 https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…Fahrbahn-teilen

    Die Kritik des ADFC bezieht sich darauf, dass die Stadt nichts unternehmen will, um den Verkehr in der Schmiedestraße zu reduzieren. Und ichteile diese Kritik des ADFC. Wenn ich mit dem Rad fahre, dann möchte ich nicht im Autostau stecken bleiben.

    Es sind zwei Aspekte meines Erachtens ausschlaggebend dafür, dass Fahrradverkehr auf der Fahrbahn ohne die Möglichkeit einer Alternative z.B. Fußweg mit Zusatzzeichen Radfahrer frei, gelingt.

    Erstens: Niedrige Geschwindigkeit, wie im Beispiel Tempo 20!

    Zweitens: Geringes Autoverkehrsaufkommen, so dass Autofahrer nicht die Fahrbahn blockieren.

    Wenn das nicht gegeben ist, dann machen Radverkehrsanlagen wie Schutzstreifen oder Fahrradstreifen oder protected bikelines u. U. sogar Hochbordradwege durchaus Sinn. Ebenso Fahrradstraßen.

    Und auch wenn ich es prinzipiell für richtig halte, dass der Radverkehr an den Hauptverkehrsstraßen stattfindet: Auch attraktive Radwege im Grünen (in Hannover z. B. die Eilenriede) sind förderlich für den Ausbau des Radverkehr-Anteils. In Hannover benutzen jedenfalls viele Menschen solche Radwegverbindungen, nicht nur zum Freizeitradeln.

    Anders jedenfalls wird es nicht gelingen eine größere Bevölkerungsgruppe für den Umstieg auf's Rad zu gewinnen!

    Hier ein googlestreetview-Link zur Schmiedestraße in Hannover, die auf Tempo 20 reduziert werden soll: https://www.google.de/maps/@52.37262…!7i13312!8i6656 Zur Zeit gilt dort Tempo 50 km/h.

  • Anekdote nebenbei wegen Stade: Als ich einmal - lang ist es her - via ADFC zu eines Fraktionssitzung der SPD Stade eingeladen war, habe ich deutlich erklärt, dass und warum die Fahrbahn sicherer und in vielen anderen Belangen besser ist. Zum Schluss kam eine Äußerung einer Abgeordneten: Mag ja so sein, meine Kinder lasse ich dennoch auf dem Fussweg fahren

    Das kann ich so bestätigen. An erster Stelle steht das ungehinderte Vorankommen des Autoverkehrs. Eine "besondere Gefahrenlage" wird anschließend begründet mit dem aggressiven Verhalten der Autofahrer gegenüber Radfahrern. Diese sollen dann geschützt werden, indem man sie auf "Radwegen" einsperrt.

    Das ist alles in sich höchst widersprüchlich und zeigt, wie tief das Auto-Denken in den Köpfen verwurzelt ist.

    Mich hat vor einiger Zeit eine SPD-Abgeordnete des Kreistages gefragt, wie man sich als Radfahrer an einer bestimmten Straße, wo es auf einem kurzen Abschnitt keinen Radweg gibt, verhalten solle. Ich bin mit ihr das Stück auf der Fahrbahn gefahren. Was für mich (mittlerweile) völlig normal war, hat ihr Angst bereitet. Und wie sich im Nachhinein herausstellte war das keine Angst, von der Fahrbahn gerammt zu werden, sondern Angst, "den Verkehr" zu behindern.

    Dieser Teufelskreis wird befeuert von der Polizei, die Reflektorkragen an Radfahrer verteilt, die Wichtigkeit von Fahrradhelmen betont und mit abgeklebten LKW-Spiegeln vor dem Toten Winkel warnt, von Verkehrsbehörden, die auch 22 Jahre nach der StVO-Novelle das Radfahren mit [Zeichen 240] auf völlig unzulänglichen Gehwegen vorschreiben, die an jeder Baustelle ein [Zusatzzeichen 1012-32] aufhängen, von Tiefbauämtern, die auf Kritik an gefährlich schlecht einsehbaren Kreuzungen nur mit den Schultern zucken und antworten, dass Radfahrer da eben besser aufpassen müssten bis hin zu Richtern, die das Radfahren auf einer Landstraße als bewusste Provokation und Verkehrsbehinderung einstufen.

    Alles Puzzlestücke motorisierter Gewalt: https://fahrradzukunft.de/25/motorisierte-gewalt/

  • Das ist leider auch das was ich oft aus meinem Bekanntenkreis höre:

    "Auf der Straße werde ich von hinten überfahren und kann nicht mal was dagegen tun. Auf meinem Radweg halte ich zur Not lieber an jeder Kreuzung an und schaue das frei ist" <X

    ... und signalisiere damit den Autofahrern, dass Radfahrer minderwertig sind und niemals Vorfahrt haben, so dass Autofahrer schwungvoll abbiegen können.

  • Dieses Verhalten, dem Auto "vorsichtshalber" Vorfahrt zu gewähren, obwohl man als Radler selbst Vorfahrt hat, hat in Wirklichkeit nicht so sehr mit Angst vor einem Unfall zu tun. Vielmehr ist das ein Ausdruck von Zustimmung zu einem Unterdrücker-System, indem sich die Autofahrer*innen als Herrenmenschen gerieren, von deren Gutmütigkeit man abhängig ist. Und die man nicht allzu sehr reizen darf, weil man sonst Gefahr läuft, vernichtet zu werden.

    Das wird mir immer dann deutlich, wenn ich mit Menschen über die Möglichkeiten autofreier Mobilität spreche. Dann kommt oft der Punkt, an dem man zu hören bekommt. "Die Idee von autofreier Mobilität ist ja ganz schön, aber du darfst nicht vergessen, dass wir unser hohes Wohlstandsniveau und unseren hohen Grad an technischer und wirtschaftlicher Entwicklung vor allem unserer erfolgreichen Auto-Industrie zu verdanken haben."

    Und an der Stelle wird es sehr schwer, argumentativ gegen zuhalten, denn diese Aussage entpuppt sich schnell als absolutes Glaubensdogma. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das oft devote Radfahrerverhalten, das bisweilen sicher gerechtfertigt und notwendig ist als Vorsichtsmaßnahme, in vielen anderen Fällen nicht "Vorsicht" als Ursache hat, vielmehr sind es "Demutsgesten".

    Und natürlich muss man als Radfahrer aufpassen, nicht der Versuchung zu erliegen, dem Autofahrer zeige ich's jetzt aber mal so richtig!

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (13. Juni 2019 um 20:29) aus folgendem Grund: Rechtschreibung dass

  • Noch'n Plakat, diesmal eindeutig mit Fahrrad-Motiv. Erinnert mich an einen Critical-mass-Aufkleber, den ich mal wo gesehen hab:

    Da hab' ich doch gleich noch mal gesucht und: GEFUNDEN!

    O-Gott, was ist das denn, Frau mit Herrenfahrrad. Das Thema wollte ich doch erst mal ruhen lassen in der Hoffnung, dass Malte dafür einen eigenen Themenstrang einrichtet.

    Aber cubernut wird es sicher "attraktiv" finden.

  • Auch in den Ferien sind die Friday for Future Klima-Aktivistinnen aktiv. Am Ferientag "Pfingstdienstag" blockierten sie in Hannover den Autoverkehr an der Pferdeturmkreuzung. Die Neue Presse Hannover berichtete: "Sie hielten einen Banner mit einer Botschaft an die Autofahrer hoch: „Wir sind genauso genervt wie ihr! #Klimakrise“. Dabei riefen sie immer wieder den internationalen „Fridays for Future“-Schlachtruf: „What do we want? Clima justice! When do we want it? Now!“"

    https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…deturm-Kreuzung

    Ich zitiere mich hier mal selbst, weil ich als kleinen Nachtrag noch dieses Foto von der Aktion der Fridays for Future Aktivist*innen an der Pferdeturmkreuzung rausgesucht habe. Das was die Demonstrant*innen antreibt, diese Wut darüber, dass nichts passiert in Sachen Klimaschutz, kommt auf dem Bild sinnbildlich in dem durchgestrichenen [Zeichen 241-30] zum Ausdruck! Auch wenn die Durchstreichung eigentlich der Baustellensituation geschuldet ist.

  • Das was die Demonstrant*innen antreibt, diese Wut darüber, dass nichts passiert in Sachen Klimaschutz, kommt auf dem Bild sinnbildlich in dem durchgestrichenen [Zeichen 241-30] zum Ausdruck!

    Stimmt. Schrecklich...!

    Autofahrer haben dort also keine exklusive Fahrbahn mehr und müssen Rücksicht auf Radfahrer nehmen. Also hin und wieder bremsen und / oder eine Weile langsamer fahren. Wenn die Klimaapokalypse eines Tages wirklich einmal stattfinden sollte: Genau an dieser Stelle schlug der Schmetterling mit seinem Flügel... :evil:

  • Beitrag von cubernaut (14. Juni 2019 um 10:40)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Versehentlich zitiert und gepostet. (14. Juni 2019 um 12:31).
  • Ullie  cubernaut

    Augen auf beim Taggen, andernfalls könnte es sein, dass der Adressat derartige Spitzen überliest ... und das wäre doch zu bedauern!

    Ich habe freilich wenig Ambitionen, in die bereits geführte Diskussion wieder einzusteigen, auch wenn ich an deinem Hinweis ablese, dass du meinen Standpunkt dazu überhaupt nicht nachvollziehen konntest: Dass nämlich m. E. du es bist, der überkommene Rollenbilder zementiert, indem du Frauen und Tiefeinsteiger als feste Korrelation auch noch in ikonografischen Verkehrszeichen haben möchtest, damit sich das "schwache Geschlecht" mit diesen besser identifizieren kann.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)