Hamburg: Spaß beim G20-Gipfel

  • Wenn es stimmt, dass mehrere tausend Hamburger G20-Sonderurlaub (oder ähnliches) haben, relativiert das allerdings den Wert der Aussage, dass sie heute ohne Auto auskommen.

    Meine Frau nahm gestern auch Urlaub und fuhr mit ihren Kolleginnen (jede im eigenen Kfz) aus Hamburg raus zum shoppen.

    @Malte: Ich selbst hatte in Hamburg keinerlei Probleme mit G20 bisher (wohne aber auch knapp östlich vom Ring 2 in Wandsbek und pendle aus Hamburg raus).
    Ich vermute mal die Aussage der Polizei bezieht sich auf die Sperrungen für die Konvois und nicht auf von "Demonstranten" blockierte Straßen?

    Heute fahr ich dann mal in die Innenstadt und will (mein Rad schiebend) an der G20 Demo teilnehmen (und für "Frieden in der Welt und auf Hamburgs Straßen" demonstrieren).
    Solange ich keinen Helm (Schutzwaffe) mitführe, sollte das Mitführen eines Fahrrads bei einer Demo doch ok sein, oder?

    P.S. Da hattet ihr aber Glück, dass ihr Busverweigerer nicht als unangemeldete Versammlung festgenommen wurdet ;)

  • Ich vermute mal die Aussage der Polizei bezieht sich auf die Sperrungen für die Konvois und nicht auf von "Demonstranten" blockierte Straßen?

    Ich war gestern Nachmittag nochmal unterwegs, da gab es massive Sperrungen durch die Anti-Demo-Trupps der Polizei, aus Richtung Heiligengeistfeld/Reeperbahn ist man nicht mehr weiter Richtung Innenstadt gekommen. Mutmaßlich haben die alles zwischen Messehallen und Elbphilharmonie dichtgemacht.
    Es ist durchaus ein Unterschied, ob eine Straße, die parallel zur Elbe verläuft, dicht macht, oder ob man quer dazu zwischen Elbe und Messe mit Hundertschaften, Wasserwerfern und Räumpanzern sperrt. Da konnte man nur noch *sehr* weiträumig ausweichen.

    Demonstranten hatten, zumindest tagsüber, eigentlich nichts blockiert, soweit ich es sehen konnte.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Der HVV bietet ja nun G20 geschädigten Autobesitzern kostenlose Monatskarten an, damit sie weiter mobil sein können (die nun autolosen Autobesitzer).
    "In den vergangenen Tagen sind in mehreren Hamburger Stadtteilen willkürlich Fahrzeuge in Brand gesetzt worden. Den Geschädigten wurde seitens des Senats bereits schnelle Hilfe zugesagt.
    Der HVV als Mobilitätsdienstleister möchte darüber hinaus alle betroffenen Autobesitzer sofort unterstützen und stellt ihnen deshalb kostenlose Monatskarten für den HVV-Gesamtbereich zur Verfügung. Ab Montag können die Fahrkarten in der HVV-Servicestelle am Johanniswall abgeholt werden." So heißt es in einer Pressemitteilung des HVV vom 9.7.2017

    Schade dass StadtRAD anscheinend gepennt hat. Aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät. Wäre doch noch eine tolle Sache wenn seinerseits StadtRAD verkündete:
    "In den vergangenen Tagen sind in mehreren Hamburger Stadtteilen willkürlich Fahrzeuge in Brand gesetzt worden. Den Geschädigten wurde seitens des Senats bereits schnelle Hilfe zugesagt. StatRAD als Mobilitätsdienstleister möchte darüber hinaus alle betroffenen Autobesitzer sofort unterstützen und stellt ihnen deshalb für einen Monat kostenlos die Teilnahme am StadtRAD-Verleihsystem zur Verfügung. Ab Dienstag können die Fahrräder an den bekannten StadtRAD-Standplätzen kostenlos ausgeliehen werden. Weitere Informationen über unsere Service-Telefonnummer: ....."

    Foto: Fahrradverleihsystem Konrad, Kassel

  • Besser nicht: kostenloser Nahverkehr bedeutet ja nur, dass die betroffenen Brandschadenopfer in einen Bus einsteigen und mit fahren können. Der Bus steht auch weiterhin für alle anderen zur Verfügung.

    Kostenlose Ausleihe bei Leihrädern bedeutet, dass ein Rad dem System entzogen wird, so lange es in Benutzung ist. Das ist zwar in Prinzip vergleichbar mit dem Sitzplatz im Bus - bedeutet aber in der Praxis natürlich, dass irgendwer das Radl mit nach Hause nimmt und es dort bis zum nächsten Morgen stehen lässt, wenn er es wieder braucht.

    Sieht man hier schön: Seit im Innenstadtbereich die Radrückgabe beliebig erfolgen kann steht hier häufiger mal ein "freies" Rad im Innenhof. Das könnte ich mir schon ausleihen - man muss es aber halt sehen.

  • Nä, der Plan. Wisst ihr Bescheid, nä? Ist ja wie beim Hafengeburtstag, nä (...)

    Heute war sich jeder selbst der nächste. Ich wartete an der Gärtnerstraße ewig auf einen Metrobus 5 und stieg dann in einen wagen, der kurz zuvor von Niendorf hergekommen war und dann wieder zurückfuhr. Bis zum Siemersplatz brauchten wir eine gute halbe Stunde — zu Fuß wäre ich schneller gewesen. Das lag auch daran, dass sich heute jeder selbst der nächste war und linksabbiegende Kraftfahrer bei jedem Umlauf wieder die Kreuzung blockierten. Erst als der Busfahrer einem Kraftfahrer verdeutlichte, wer hier das größere Fahrzeug führe, konnten wir die Haltestelle anfahren.

    Was mich wundert ist, dass anscheinend trotz G20 noch so viele Leute mit ihren Autos unterwegs waren. Waren nicht viele Hamburger stinksauer, dass ihnen G 20 zugemutet werden sollte. Weil mit empfindlichen Einschränkungen zu rechnen war? Aber das hält anscheinend viele Autofahrer nicht davon ab trotzdem so zu tun. als ob nichts wäre. Also immerzu möglichst alle innerstädtischen Wege mit dem Auto zurücklegen.

  • Betroffen waren auch und vor allem die Randbezirke.
    Da muss ich ausnahmsweise mal den Motorisierten zur Seite springen:
    Wenn von kurzfristigen Sperrungen die Rede ist, rechne ich mit 30 Minuten. Wenn es dumm läuft, auch mit einer Stunde.
    5-6 Stunden sind allerdings eine Hausnummer mit der niemand rechnen konnte.
    Der Verkehr war schon sehr gering, hätte mit den angekündigten Sperrzeiten auch funktioniert.

  • Da schließe ich mich @Blaue Sau an. Laut der Ankündigungen ging es um „relativ kurze“ Sperrungen der Straßen entlang der Transitkorridore. Da hätte ich vermutet, dass man mit dem Auto nicht in die Innenstadt fährt, aber nicht, dass sich der Stau bis in die Randbezirke fortpflanzt. Das war alles für den normalen Verkehrsteilnehmer überhaupt nicht vorhersehbar: Die Kieler Straße beispielsweise war quasi autofrei, dort konnte man problemlos fahren, die parallel verlaufende B443 war komplett dicht.

    Ich habe mittlerweile Geschichten von Menschen gehört, die ihr Auto nach drei Stunden Stillstand einfach am Fahrbahnrand stehenließen und sich zu Fuß oder mit dem Stadtrad auf den Weg nach Hause gemacht hat. Ein Kollege, der sonst offenbar mit dem Auto unterwegs ist, kam erst nach langer Verspätung im Bureau an: Mit dem Rad.

    Hamburg war diesem Gipfel einfach nicht gewachsen. In jeglicher Hinsicht nicht.