Fahrradstadt und so

  • Was mir zum Beispiel gut gefallen würde wären Fahrradstraßen parallel zu den Hauptverkehrsstraßen.

    Das wird durch Bundesrecht aktuell recht zuverlässig verhindert.
    Bei mir hat der Bezirk versucht, meinen Arbeitsweg fast komplett zur Fahrradstraße zu erklären. Das scheitert bisher an der übergeordneten Instanz, da die Einrichtung einer Fahrradstraße nur dann zulässig ist, wenn der Fahrradverkehr in der Straße bereits bestimmend ist oder dies in der näheren Zukunft zu erwarten ist. Das passiert aber nicht, da ja parallel die Hauptstraße mit einem Radweg verläuft. Die meisten Radfahrer fahren nunmal dort.
    Damit kann man dann natürlich praktisch jede Fahrradstraße verhindern.

  • Schön. Kannst Du für die Nicht-Hamburger auch nochmal kurz erläutern, wo auf den Bildern ein Radweg sein soll?

    Ein Radweg, der diese Bezeichnung verdient, ist das natürlich nicht. Das Problem ist immer das gleiche: Alle Radler fahren treudoof neben dem "Radweg" auf dem Gehweg. Alle außer mir. Jedenfalls habe ich dort noch keinen anderen gesehen. Allerdings fahre ich dort nur sehr selten mit dem Rad entlang. Ohropax sollte man dort als Fahrbahnradler schon in den Ohren haben...

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Hier wird gebaut:

    Und zwar wird das, was man nach Genuss von reichlich Alsterwasser als Radweg bezeichnen könnte, erneuert (= aus Asphalt werden Betonsteinchen in rosa). Zu diesem Behufe ist eine Absperrung errichtet worden, die nur den Plattengehweg (jedenfalls zum Teil) freilässt.
    Man ahnt, was passiert ist: Die Baufirma stellt an den Anfang der Absperrung [Zeichen 240] und an das Ende [Zeichen 241-30] .
    Ich als bis zu dieser Stelle legaler Fahrbahnradler habe aber weder vor, mich auf einen ausgerechnet in einer handtuchbreiten Baustelle als benutzungspflichtig ausgewiesenen gemeinsamen Doppelzweckweg einweisen zu lassen noch nach Baustellenende mich am Benutzen der Fahrbahn hindern zu lassen.

    Also rufe ich das Revier an - am Samstag, den 11. Februar. Antwort: »Ich schicke da mal eine Streife vorbei.«

    Heute schreiben wir Samstag, den 18. Februar. Ich rufe wieder an: »Es geht um die Baustelle Hohe Liedt.« - »Ja, Sie hatten vor einer Woche schon mal angerufen.« (!!!) - »Ja, und die Schilder stehen da immer noch.« - »Die können wir als Polizei nicht einfach wegnehmen. Wir wenden uns nochmals an die Baufirma.« Die seien schließlich sachkundig. Aha.

  • Ich hab bisher (bei anderen PKs) gute Erfahrung damit gemacht, unter der Woche direkt bei der Straßenverkehrsbehörde anzurufen.
    Sind sind zuständig. Die müssen der Baufirma sagen, wie sie zu beschildern hat. Und wenn sich die Firma nicht daran hält was die Behörde ihr sagt, wird die Behörde böse :)

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wenn man die Aussage der Polizei hat kann es auch helfen mal anwesende Bauarbeiter anzusprechen ("Hallo, ich möchte bitte mal den verantwortlichen Bauleiter sprechen, laut Polizei ist die Beschilderung hier illegal").

    Aber eigentlich ein Problem um das sich der ADFC mal kümmern könnte:
    - Aufklärung: Ein Flyer das die Polizei zusammen mit der Anordnung versendet in dem beschrieben wird warum man Zeichen X nicht einfach mit Zeichen Y ersetzen kann, wie wichtig es ist dass Verkehrszeichen in die richtige Richtung stehen,...
    - Bußgeld: Bei falscher Beschilderung bekommt das Unternehmen erstmalig ein Bußgeld
    - Consequenzen: Kommt der Fehler nochmal vor, bekommt die Firma hamburgweit für ein Jahr keine weiteren Aufträge mehr.

  • Und wenn sich die Firma nicht daran hält was die Behörde ihr sagt, wird die Behörde böse :)

    Ach, süß! Selten so gelacht.
    Ist das denn in HH wirklich so?
    Hier tut die Behörde einfach nichts. Gar nichts.
    Und jede 10. Beschwerde bekomme ich mal eine nichtssagende Mail zurück, dass man sich das Problem zeitnah ansehen werde. Bußgelder werden zugegebenermaßen nicht verhängt. ;(

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Bußgelder werden zugegebenermaßen nicht verhängt

    Also nachdem ich mal schriftlich Widerspruch gegen die Anordnung eingelegt hatte, wurde (angeblich) ein Bußgeld verhängt (70€ laut Katalog?) und ich wurde gebeten, den Widerspruch zurückzuziehen.
    Und eigentlich wurde die Beschilderung immer umgehend korrigiert :)

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Traumhafte Verhältnisse in Hamburg?
    Das Widerspruchsverfahren ist hier in BY vor Jahren abgeschafft worden. Ich müsste also gegen jede Anordnung klagen.
    Alternativ könnte ich selbst den Verstoß anzeigen und hoffen, dass die Polizei das weiter bearbeitet. Die müssten dann auch erstmal die Auskunft der StVB einholen, wie denn die Verkehrsrechtliche Anordnung aussieht. Irgendwie traue ich der Sache nicht so weit, dass das zum Erfolg führen würde.
    Wenn ich aber selbst bei der StVB anfrage und um die Möglichkeit zur Einsichtnahme in die VA bitte (was mir dereinst als selbstverständlich jederzeit möglich zugesagt wurde), erhalte ich außer der oben genannten Aussage selten eine sinnvolle Antwort. Was wieder darauf hinausläuft, dass ich einfach Anzeige erstatten müsste, in der Annahme, dass der Quatsch so niemals angeordnet sein kann.
    Was kann man da noch tun? Vielleicht prophylaktisch jedesmal selbst anzeigen mit der salvatorischen Klausel, dass für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Unfug tatsächlich genau so angeordnet gewesen sein sollte, Anzeige gegen die StVB erstattet wird?

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Traumhafte Verhältnisse in Hamburg?
    Das Widerspruchsverfahren ist hier in BY vor Jahren abgeschafft worden. Ich müsste also gegen jede Anordnung klagen.

    Wenn der Widerspruch abgelehnt wird und man danach eh vor Gericht zieht, hat das viel Zeit gekostet. Da ist es eher positiv, wenn das Vorverfahren abgeschafft wird.
    Aber klar, andererseits macht ein Widerspruch weniger Aufwand und verursacht weniger Kosten.

    Kannst ja deine Behörde bitten, den Missstand zu beseitigen. Wenn das nicht passiert, drohst du die Klage an. Wenn noch immer nichts passiert, reichst du Klage ein. Wenn die Behörde mehrfach nicht spurt, beschwerst du dich bei der Politik darüber, dass die Behörde ihre Arbeit nicht ordentlich macht und durch vollkommen unnötige Gerichtsverfahren viel Geld und personelle Ressourcen verbrannt werden.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Mit Ausnahme der Klage habe ich sämtliche von Dir empfohlenen Schritte bereits durch, auch das Einschalten der Politik (höher als OB geht in einer Stadt erstmal nicht). Klagen wären also der einzige verbliebene Weg. Könnte ich mal versuchen, als Querulant bekannt bin ich eh schon. Ich bin nur nicht sicher, ob meine Familie das so mitmacht, nach und nach die Haushaltskasse bei Gericht zu hinterlegen. :whistling:

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Wenn man die Aussage der Polizei hat kann es auch helfen mal anwesende Bauarbeiter anzusprechen ("Hallo, ich möchte bitte mal den verantwortlichen Bauleiter sprechen, laut Polizei ist die Beschilderung hier illegal").

    Das habe ich früher mal praktiziert und das ist absolut nicht mein Job. Das hat sicherlich eine Menge Gründe, aber wenn man da als Radfahrer auftaucht, wird man in der Regel eher nicht ernstgenommen. Und die ganzen Diskussionen über Verkehrszeichen, die Bauarbeiter ungefähr so gut verstehen wie der Rest der normalen Verkehrsteilnehmer, gebe ich mir nicht mehr. Da kommen dann solche Schätze raus wie „ [Zeichen 123] auf dem Radweg bedeutet Radfahrer absteigen“. Keine Lust.

    Sowas melde ich mittlerweile einfach der Polizei. Wenn die sich nicht zuständig fühlt, dann bekommt sie eben eine weitere Mail und ansonsten soll es halt so sein.

    Ach, süß! Selten so gelacht.Ist das denn in HH wirklich so?
    Hier tut die Behörde einfach nichts. Gar nichts.
    Und jede 10. Beschwerde bekomme ich mal eine nichtssagende Mail zurück, dass man sich das Problem zeitnah ansehen werde. Bußgelder werden zugegebenermaßen nicht verhängt. ;(

    Genau diesen Frust habe ich fünf Jahre lang drüben in Wedel erlebt, weswegen ich ja auch ganz emsig damals das so genannte Schilderwiki betrieben habe. Die Baufirmen klöterten die Verkehrsschilder einfach wild in der Gegend herum, in Einbahnstraßen darf man plötzlich in beide Richtungen fahren, nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer werden ohnehin nicht berücksichtigt und… naja, die Behörde interessiert’s halt nur mäßig.

  • Hier wird gebaut:

    ...
    Also rufe ich das Revier an - am Samstag, den 11. Februar. Antwort: »Ich schicke da mal eine Streife vorbei.«

    Heute schreiben wir Samstag, den 18. Februar. Ich rufe wieder an: »Es geht um die Baustelle Hohe Liedt.« - »Ja, Sie hatten vor einer Woche schon mal angerufen.« (!!!) - »Ja, und die Schilder stehen da immer noch.« - »Die können wir als Polizei nicht einfach wegnehmen. Wir wenden uns nochmals an die Baufirma.« Die seien schließlich sachkundig. Aha.

    Die Baustelle ist zwei Meter nach außen verlegt, das heißt: der sonstige Radweg ist jetzt hübsch in rot erreichbar, dafür ist jetzt der Gehweg unter Absperrungen verschwunden.
    Alle Schilder sind weg.

    Nein, ich rufe jetzt nicht an, um zu fragen, wo die Fußgänger bleiben sollen ...