Tolle Radwege in Nordrhein-Westfalen

  • Der Titel trügt eigentlich — das sind schließlich gar keine Radwege.

    Und ich find’s ja immer sehr lästig, wenn man erst auf der Fahrbahn oder auf einem Radfahrstreifen oder einen Schutzstreifen (jaja, ist auch Fahrbahn, ich weiß) fährt und dann so eine Auffahrtmöglichkeit auf einen nicht-benutzungspflichtigen Radweg lockt, womöglich der Streifen auch noch zielgenau darauf zusteuert.

    Aber wenn dann nicht mal ein Radweg, sondern nur ein freigegebener Gehweg folgt, hört der Spaß auf. Kraftfahrer fordern hier das Befahren des Radweges und flippen vollkommen aus, wenn man weiter „mitten auf der Straße“ fährt — wie soll man denen das mit der Schrittgeschwindigkeit überhaupt erklären?

  • Ich vermute ganz stark, dass dort "früher" mal [Zeichen 240] hing. Und dann kam jemand und hat es weggeklagt...

    In meiner Heimatstadt (ebenfalls NRW) hat man einen Schutzstreifen im Bereich einer Einmündung auf den Gehweg führen wollen. Die Markierungen waren schon entsprechend aufgemalt, nur den Bordstein hatte man nicht abgesenkt. Das ist dann Wochen später aufgefallen (oder jemand hat darauf hingewiesen) und dann wurde eine Warnbake(!) dort aufgestellt. Inzwischen hat man auch den Bordstein abgesenkt und doch tatsächlich ein [Zeichen 240] aufgestellt. In die andere Richtung gibt es dort natürlich auf gleicher Höhe keinen benutzungspflichtigen Radweg, da ist sogar der Gehweg stellenweise nur 50cm breit.

    klick (hellgrau bis weiß die neue Absenkung)

    Die neue Benutzungspflicht führt natürlich direkt auf eine Bettelampel zu. :cursing:

  • Interessant! Bei Bild 3 und 4 handelt es sich ja sogar um einen Radstreifen, was eine Sperrlinie zur Folge hat. Hier stellt sich mir die Frage, ob das quasi "um 's Eck" eine Benutzungspflicht des Gehweges ergibt, oder ob man dann doch die Sperrlinie überfahren darf.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Hier stellt sich mir die Frage, ob das quasi "um 's Eck" eine Benutzungspflicht des Gehweges ergibt

    Denk nicht so kompliziert. Hier wird lediglich den Radlingen die Vorfahrt im Kreisel genommen. Natürlich zu ihrer "eigenen Sicherheit(TM)" X/

    "I've noticed that the majority of traffic 'safety' campaigns seem to focus on everything except the bull in the china shop - the automobile." copenhagenize.com

  • Die Fotos sind schon etwas älter, aber ich glaube, in Bochum spart man genau wie in Hamburg am Zeichen 237. Das sind also nur Sonderwege mit Fahrradpiktogrammen ohne Benutzungspflicht.

    An der Stelle würde ich mich jetzt auch nicht festlegen wollen, aber grundsätzlich werden Radstreifen in Bochum auch als solche mit Zeichen 237 ausgeschildert. Unbeschilderte Sonderwege ohne entsprechendes Verkehrszeichen wie in Hamburg sind mir hier noch nicht aufgefallen.

  • In Köln musste man bei der Einführung von 30er Zonen einige Benutzungspflichten aufheben. Es wurde dann einfach das Schild für den gemeinsamen Geh/Radweg entfernt.

    Somit führt die Markierung auf den Gehweg ohne Radfahrer-Freigabe.

  • In Köln musste man bei der Einführung von 30er Zonen einige Benutzungspflichten aufheben. Es wurde dann einfach das Schild für den gemeinsamen Geh/Radweg entfernt.

    Somit führt die Markierung auf den Gehweg ohne Radfahrer-Freigabe.

    In Hamburg gibt es gefühlt massenhaft Radwege (z.T. sogar b-pflichtig), die auf Gehwege ohne Radlerfreigabe führen, weil die früheren [Zeichen 240] entfernt wurden oder abhanden gekommen sind. U.a. Holstenstraße 199, Große Bergstraße / Virchowstraße, Stresemannstraße / Sternbrücke . . . .

  • Bei der Fahrradsternfahrt NRW bin ich dieses Jahr am 8. Mai aus Dortmund losgefahren. In Dortmund war’s mit dem Fahrrad auch nicht so richtig schön, auch wenn man sich in einigen Straßen mittlerweile wirklich Mühe gibt, eine brauchbare Infrastruktur herzustellen, die über einen weißen Strich auf dem Gehweg hinausgeht. Trotzdem ist man halt froh, die Stadtgrenzen hinter sich zu lassen, denn so richtig schön ist das Radfahren dort einfach nicht, weder hinsichtlich der Infrastruktur noch von der Gemütslage der Kraftfahrer oder anderer Verkehrsteilnehmer.

    Am Wochenende war ich erst zur Critical Mass dort und düste dann am nächsten Tag von Dortmund über Münster nach Osnabrück.

    Und kam an der Walther-Kohlmann-Straße vorbei. Walther Kohlmann war wohl wohl in ein Pfarrer aus dem Widerstand zur Zeit des Nationalsozialismus und das ist auch schon alles, was das Internet über ihn weiß, denn ansonsten gibt es zum Suchbegriff eher Unfallmeldungen aus der gleichnamigen Straße.

    Die Sache begann auch schon ganz komisch, ich kam hier von Süden auf dem Hochbordradweg angekurbelt und wollte irgendwie geradeaus. Musste aber erst einmal rechts abbiegen, dann über die Straßenbahnschienen rüber, dann… ja, keine Ahnung. Dem Straßenverlauf folgen bot sich nicht an. Nach einer Extrarunde über die Kreuzung tat sich das, was ein Rennradler mir vormachte: Bei grünem Licht für Fußgänger (Signalgeber für den Radverkehr gab es keine) auf die Kreuzung rollen, dort vor der Haltlinie warten und dort wiederum bei grünem Licht Vollgas geben, um auf dem Seitenstreifen weiterzufahren.

    Der Seitenstreifen sah so aus, war hin und wieder mit parkenden Kraftfahrzeugen belegt, wie das bei einem Seitenstreifen so ist, und mit arg vielen kleinen Steinchen übersäht, so dass ich mich vor der Wahl sah, meine Radtour entweder aufgrund eines platten Reifens auf dem Seitenstreifen vorzeitig zu beenden oder aber auf dem rechten Fahrstreifen von aggressiven Kraftfahrern gemaßregelt zu werden:

    Dann kam dieser Canyon-artige Abschnitt, auf dem man mit dem Rad nun zwangsläufig auf dem rechten Fahrstreifen fahren muss, weil auf dem Seitenstreifen dicke Lastkraftwagen parken und sogar mehrere Blumenhändler ihren Wagen aufgebaut haben. Der Kraftverkehr findet das nicht so geil und ich bin mehrfach von Lkws unangenehm dicht überholt worden, während es immer wieder Lücken auf dem Seitenstreifen gibt, bei denen erwartet wird, ich führe direkt wieder rüber und ließe die aufgestauten drei Kraftfahrzeuge direkt passieren:

    Ganz am Ende klärt sich die Sache dann: Es ist in Ermangelung von Zeichen 237 zwar kein echter Radfahrstreifen, aber wohl schon irgendwie zum Radfahren vorgesehen. Eigentlich eine lustige Idee: Man braucht sich nicht mit Falschparkern auf dem Radfahrstreifen herumzuschlagen, weil’s kein Radfahrstreifen ist, kann aber trotzdem behaupten, ganz viel für den Radverkehr getan zu haben.

    Direkt danach folgt diese Auffahrt, an der mit großzügiger Geschwindigkeit abgebogen wird:

    Und wenn’s am Platz mangelt, hört der Möchtegern-Radfahrstreifen einfach auf. Dann darf man sich auf dem Fahrstreifen zum Geradeausfahren einordnen und das kommt bei den Leuten nicht so richtig gut an:

    Naja, und als Bushaltestelle dient der Multifunktionsstreifen dann auch noch:

    Okay, easy, klar, nächstes Mal fährt man dann einfach auf dem rechten Fahrstreifen und lässt diese Albernheiten rechts liegen, aber das ist auch nicht unbedingt die Art und Weise, wie ich mir eine entspannte Radtour vorstelle.

  • wäre aber total entspannt, wenn der Beißreflex hinterm Steuer mal aufhören würde... :rolleyes:

    Da wird ewig und 100Jahre an der Infrastruktur gebastelt, die niemals(!) flächendeckend einen Standard erreicht haben wird, der zufriedenstellend oder gar "gut" ist. Aber ans eigentliche Problem, das "soziale Miteinander" will man lieber nicht herangehen. Könnte unangenehm werden. So mit Gegenwind und man müsste vllt mal sanktionieren.

    :whistling:

    Als ich beim Kartendienst nachschaute, wäre ich - jaja, im LuBi is immer alles ganz easy 8) - auch einfach auf dem Seitenstreifen gefahren :saint: