Ein recht nüchterner, sachlicher Artikel zum Thema.
Woche 42 vom 12. bis 18. Oktober 2015
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- Radfahrer im Straßenverkehr: Gefährdeter als Fußgänger
- Modernes Autodesign: Hübsch gefährlich (Shitstorm)
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Radfahrer fährt bei grün gemütlich los und wird von einem LKW überfahren, der seit 4s rot hatte. Der LKW-Fahrer war bereits wegen Fahren ohne Führerschein vorbestraft. Strafe: 150 Tagessätze, Führerschein darf er behalten.
In den Kommentaren finden sich tatsächlich Leute, die dem Radfahrer eine Mitschuld in die Schuhe schieben wollen.
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In den Kommentaren finden sich tatsächlich Leute, die dem Radfahrer eine Mitschuld in die Schuhe schieben wollen.
Früher hätte ich das noch unter "die muss es immer geben, sonst gerät das Raum-Zeit-Kontinuum aus den Fugen" abgelegt.
Heute bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass solche Leute auch als Zeugen vor Gericht aussagen dürfen. Und es ist erschütternd, was die alles glauben, gesehen zu haben... -
Heute bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass solche Leute auch als Zeugen vor Gericht aussagen dürfen. Und es ist erschütternd, was die alles glauben, gesehen zu haben...
Das erinnert mich immer so an ein Gerichtsverfahren von vor ein paar Jahren, das ich mir mal aus Langeweile angesehen hatte. Ein Kraftfahrer bog halt rechts ab und wie aus dem Nichts materialisierte sich ein Radfahrer auf seiner Motorhaube. Die Sache war eigentlich schon recht eindeutig beschrieben, aber draußen warteten noch zwei Zeugen, die dann auch noch angehört wurden, wenn sie denn schon mal da sind.
Der erste Zeuge nahm Platz und legte gleich mal mit einer Beschreibung des Unfallherganges los, bei der sich sogar der Richter fragte, ob er den richtigen Zeugen geladen hatte oder einem seiner Kollegen im Saal nebenan den Zeugen stibitzt hatte: Der Radfahrer solle nämlich ganz klar auf der falschen Straßenseite auf dem Gehweg gefahren sein und der Kraftfahrer hätte gar keine Chance gehabt, den Unfall zu vermeiden (naja, ein Radfahrer auf der falschen Straßenseite ist beim Rechtsabbiegen deutlich länger im Sichtfeld als ein Radfahrer auf der richtigen Straßenseite, aber okay). Irgendwie bekam man dann heraus, dass der Typ nur ein so genannter Knallzeuge und zum Zeitpunkt des Unfalls noch zwei Kreuzungen vom Ort des Geschehens entfernt war. Er blieb aber bei seiner Geschichte, dass er alles gesehen habe und es ja gar nicht anders abgelaufen sein könne, weil man ja jeden Tag dort Radfahrer sehen könnte, die auf der falschen Seite auf dem Gehweg fahren.
Na klar.
Sowas hatte ich ja selbst erst vor ein paar Monaten, als ich mit einem Kraftfahrer aneinander geriet. Da kamen ja auch gleich einige Leute angelaufen und wussten total genau bescheid, was gerade passiert war und dass ich ja schuld war, weil sie erst gestern einen Radfahrer ohne Speichenreflektoren gesehen hatten und so weiter und so fort.
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Aus dem Münchner Polizeibericht:
"Beim Aussteigen nachfolgenden Radfahrer übersehen – Schwabing
Am Donnerstag, 08.10.2015, gegen 17.50 Uhr, parkte ein Opel- Zafira-Fahrer sein Auto in der Leopoldstraße. Auf dem Beifahrersitz befand sich ein 61-jähriger Mann.Ohne auf den Fahrradverkehr zu achten, öffnete der 61-Jährige die Beifahrertür und übersah dabei einen von hinten kommenden 27-jährigen Fahrradfahrer ohne Licht. Dem 27-Jährigen gelang es weder abzubremsen, noch auszuweichen und er fuhr mit seinem Vorderrad gegen die geöffnete Beifahrertür des Opels.
Durch den Zusammenstoß stürzte der Radfahrer auf den Radweg. Hinter dem 27-jährigen Radfahrer befand sich ebenfalls noch ein 43-jähriger Radfahrer, der diesen Unfall nicht vorhersehen konnte und ihm gelang es ebenso wenig abzubremsen bzw. der Unfallstelle auszuweichen. Er prallte mit seinem Vorderrad gegen das umgestürzte Fahrrad des 27-Jährigen und kam ebenfalls zu Sturz.
Der 27-jährige Radfahrer, der keinen Fahrradhelm trug, musste mit schweren Kopfverletzungen zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Nach Auskunft der behandelnden Ärzte ist sein Zustand kritisch, jedoch besteht zum Glück keine Lebensgefahr.
Der 43-jährige Radfahrer wurde nur leicht verletzt und wurde zur ambulanten Behandlung mit dem Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht.
Der Beifahrer des Opels blieb unverletzt.
Die Gesamtschadenshöhe an den beiden Fahrrädern und am
Opel wird auf ca. 2.200 Euro geschätzt."Der Radweg dort ist stark befahren und eigentlich auch für deutsche Verhältnisse breit. Allerdings weitestgehend neben Parkständen. Die Autos dort stehen zu 50% mit den rechten Rädern auf dem Radweg.
Besonders wichtig im Bericht ist natürlich der Hinweis auf den fehlenden Helm und - Achtung - "ohne Licht". Wohlgemerkt Mitte Oktober um 17:50. -
- Klare Ansage nach Unfall: Nie mehr ohne Helm
- Berlin: Für ADFC kein ungewöhnliches Urteil
- Lessons from Seattle and Amsterdam: Should bike helmets be compulsory?
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Und „als Strafmaßnahme kann ein Gericht den Führerschein gar nicht einziehen“, sagt Tobias Kaehne, Sprecher der Strafgerichte. Eine Aufhebung der Fahrerlaubnis müsse immer dem Schutz Dritter dienen.
Und da der Dritte schon tot ist, kann er ja nicht mehr geschützt werden. Daß zu schützende Dritte andere - noch lebende - Menschen sind, kann man nicht einfach unterstellen, das weiß man erst beim nächsten Male. Und da der zu schützende Dritte dann womöglich auch schon wieder tot ist, kann man die Fahrerlaubnis wieder nicht entziehen, das ist doch klar.
Ich könnt' kotzen.
Ich halte mich lieber zurück, es käme ohnehin nur seitenlanges Richter-Bashing dabei heraus.
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Absolut typisch:
Die CDU meint das ruhig Radfahrer gefährdet werden dürfen und Fußgänger wenig Platz, solange dafür 4 Fahrspuren und zwei Parkstreifen möglich sind. Und wer hat uns auch noch verraten? Die Sozialdemokraten.
Großes Lob an den Kreisverwaltungsreferent, der mit denkt und sich dagegen stemmt.
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Absolut typisch:
Die CDU meint das ruhig Radfahrer gefährdet werden dürfen und Fußgänger wenig Platz, solange dafür 4 Fahrspuren und zwei Parkstreifen möglich sind. Und wer hat uns auch noch verraten? Die Sozialdemokraten.
Großes Lob an den Kreisverwaltungsreferent, der mit denkt und sich dagegen stemmt.
Das schönste ist: Wenn das Ding auf den 500m da oben in 3 Jahren dann zu irgendeiner Lösung umgebaut wurde, geht der Kram auf dem weiteren Stück Richtung Innenstadt wieder los. Stichwort Zweibrückenstraße. Dort sind ja auch Außengastro und Parkplätze wichtiger als die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern.
/ahaha, habe gerade einmal einen Artikel vom letzten Jahr aus der SZ studiert, der die Stadtverwaltung mit ausgewählten Ergebnissen des "Gefahrenatlas" konfrontiert.
"In der Lindwurmstraße wünscht sich der ADFC einen Radweg auf der Fahrbahn. Die Verwaltung hat ein externes Gutachten mit Verbesserungsvorschlägen in einer Schublade liegen. Ob und wann die umgesetzt werden, ist unklar - und hängt laut Stadt von der "politischen Entscheidung zum Projekt Rosenheimer Straße" ab."
Köstlich. Verkehrssicherheit ist also vom politischen Stimmungsbarometer abhängig.//Und passend gabs heute eine ziemlich deutliche Anfrage der Stadtratsfraktion der Grünen, ob der Ausbau des Radverkehrsnetzes systematisch(!) ausgebremst würde.
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//Und passend gabs heute eine ziemlich deutliche Anfrage der Stadtratsfraktion der Grünen, ob der Ausbau des Radverkehrsnetzes systematisch(!) ausgebremst würde.
Schön formuliert:
Sollen vergleichbare Baumaßnahmen für den Kfz-Verkehr (Bsp. Tunnelbauten am
Mittleren Ring) zukünftig entsprechend auch gestoppt werden, wenn zu erwarten
ist, dass die Baustellen den Verkehrsfluss behindern? Wenn nein, warum werden
hier unterschiedliche Maßstäbe zwischen Fahrrad- und Kfz-Verkehr angelegt? -
Und mal wieder müssen blaue Schilder ab gebaut werden. Mal wieder totales Unverständnis. Aber denkt doch mal jemand an die Kinder (die zum Großteil nicht mal wissen werden was so ein Schild bedeutet). Und dann das viele Geld, extra für Radwege. Die sind doch völlig umsonst ,wenn dort nur schwächere Radfahrer fahren und die Fahrbahn daneben dadurch nicht zur Exklusivstrecke für den MIV wird. Und was ist mit dem Geld was verschwendet wird für völlig sinnlose Prozesse, die damit enden, das Verwaltungen geltendes Recht am Ende doch umsetzen müssen?
Immerhin das Gehweg+Radfahrer frei Schrittgeschwindigkeit anordnet ist bekannt und sogar, das diese Regelung außerorts fehl am Platze ist, scheint irgendwie bekannt zu sein.
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Den Artikel hatte ich auch schon im Cache .
Erstaunlich finde ich immer wieder diese Reaktionen a la "Wir haben so viel in Radwege investiert und jetzt muss man die gar nicht mehr benutzen!" Vielleicht sollte man in einigen Verwaltungen einfach mal anfangen, vor Bau eines Radwegs die Notwendigkeit zu prüfen bzw. damit zu leben, dass man keine Benutzungspflicht anordnen darf. Oder Radwege bauen, die vernünftig benutzbar sind. -
Vor allem: Hätten sie wirklich echte Radwege gebaut, dann wären es auch ohne Blaulolli noch Radwege.
Und die werden bekanntlich auch ohne RWBP noch eifrig von denen benutzt, die esfür nötig haltennicht besser wissen. -
Erstaunlich finde ich immer wieder diese Reaktionen a la "Wir haben so viel in Radwege investiert und jetzt muss man die gar nicht mehr benutzen!" Vielleicht sollte man in einigen Verwaltungen einfach mal anfangen, vor Bau eines Radwegs die Notwendigkeit zu prüfen bzw. damit zu leben, dass man keine Benutzungspflicht anordnen darf. Oder Radwege bauen, die vernünftig benutzbar sind.
Das ist nur erstaunlich wenn man davon ausgeht, Radwege wären für Radfahrer gemacht. Wenn man erkennt, das Radwege neben Fahrbahnen eigentlich nur dem MIV freie Bahn schaffen sollen ist diese Reaktion völlig logisch. -
Und dann ist noch zu berücksichtigen, dass in dem Ausgabentopf "Radwegausbau" manchmal der größte Teil in das Anlegen von Autoparkplätzen gebuttert wird!
Schaut Euch mal den Maienweg an:
Wenn die Autos hier asphaltierte Parkplätze an der Seite bekommen und bei dieser Gelegenheit der Radweg rot gepflastert wird, dann sagt die Behörde: "Wir haben x Millionen in den Radweg investiert". Traurig, aber wahr. -
München: Radfahrer verprügelt
Warum man dort überhaupt den "sog. Radweg" benutzt...eng, holprig, hinter Bäumen bzw. parkenden Kfz und um 4 Uhr auch sehr dunkel.
Die Kreuzung
Die Benutzungspflicht gibts dort nicht mehr. -
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Stammtischparolen in der Presse:
Wenn das so stimmt, was dort berichtet wird, hat der Radfahrer damals wohl über reagiert. Der Autofahrer war also schon Geschädigter, weil er kurz warten musste mit dem Überholen. Da muss man natürlich andere anpöbeln. Darauf kam dann die Antwort in Form einer Nötigung und Einschüchterung. Wenn Radfahrer genötigt und eingeschüchtert werden, dann heißt es meistens nur: Ist ja nix passiert.
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Soooo eilig kann der Autofahrer es ja nicht gehabt haben, wenn der korpulente Radfahrer es noch geschafft hat, das Fahrrad vor das Auto zu werfen, nachdem er durch das geöffnete Fenster angepöbelt wurde.
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