Das 49-Euro-Ticket kommt

  • Vielleicht schaust Du einfach mal auf eine Landkarte. Dann wirst Du feststellen, dass die Straßeninfrastruktur hauptsächlich große Städte mit großen Städten verbindet. Und auf diesen Straßen fahren Leute von großen Städten zu großen Städten. Und an diesen Straßen liegen zu 95% Orte, die so groß sind, das sich eh nix ändern würde, weil sie deiner Meinung nach groß genug wären.

    Und wenn du dir die Landkarte noch einmal genauer anschaust wirst du feststellen, dass an diesen Straßen viele kleine Anschlüsse and viele kleinere Orte sind. Und aus genau diesen Orten kommen dann die in Summe eben nicht mehr unerheblichen Pendlermengen, die am Ende auf den Einfallstraßen im Stau stehen und Probleme verursachen.

    Wo ist das denn noch so dass böse, bucklige, schwer verständliche einheimische Einpendler mit Hasenscharte aus 200 Einwohner-Dörfern morgens in die Stadt drängen und einen Stau auf der Autobahn verursachen?

    Im finde ich es interessant, dass du mit unvorteilhaften Charakterisierungen einen Strohmann aufbaust. Wo kommt dieses Bedürfnis bei dir denn her?

    Nur mal so: nur etwa 15% in diesem Land leben überhaupt in Orten mit <5000 Einwohner ;-).

    5000 Einwohner in einer Verwaltungseinheit machen im übrigen noch keine Stadt. Nach dieser Definition ist der kleine Ort Ellerau nördlich von Hamburg eine Stadt. Ein großer Teil der Fläche ist allerdings gar nicht bebaut. Und auf dem Teil der bebaut ist, befinden sich zu einem guten Teil Einfamilienhäuser. Und es waren gerade die Bewohner dieser Häuser, die den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke an dieser Stelle blockiert haben. Unter anderem auch mit dem Hinweis, dass man ja ganz toll und schnell mit dem Auto nach Hamburg fahren könne. Da hat dann praktischerweise jemand anders wieder das Problem mit der Verkehrsbelastung. Das Muster wiederholt sich auch hier.

    Die Frage ist auch gar nicht, wie man die Leute vom Land in die Stadt lockt, sondern warum man Flächenfraß und Resourcenverschwendung subventionieren sollte. Infrastruktur kostet nun einmal Geld. Und bei zwei Anwohner-Parteien sieht die Rechnung nun einmal ganz anders aus als bei 20.

    Dafür braucht es auch keine Wohnsilos, derlei Schauermärchen sind also völlig überflüssig. Wenn man sich den Hamburger Stadtteil Winterhude mit 7500 Einwohnern/qkm anschaut (die Hälfte der Fläche der Stadtpark, in dem niemand wohnt) oder Ottensen mit 12500 Einwohner/qkm wird das schnell offensichtlich. Mit vier bis fünf Stockwerken bekommt man schon einiges bewegt. Die Einwohnerdichte dieht hier auch noch als Einordnung zu deiner Eingangsbemerkung, in der zu 230 Einwohner/qkm als Zeichen für eine urbanisierte Gesellschaft deutet willst.

    In 20 Jahren fährt im Sommer vielleicht niemand mehr freiwillig Rad in einer von Dir erwünschten Wohnsilo-Stadt.

    Oh noch ein Strohmann. Wird hier schon fürs Osterfeuer vorgesorgt?

    Einmal editiert, zuletzt von orvio (3. Februar 2023 um 13:49)

  • Aber vielleicht magst du mal erklären, warum du denkst, dass wir alle verhungern werden, sobald wir nicht länger teure Infrasturktur für Leute auf dem Land hochziehen.

    Ohne Infrastruktur kommen die Lebensmittel nicht mehr in die Stadt.

    Dir mag missfallen, dass Pendler die für die Stadt vital wichtige Infrastruktur mitbenutzen, aber ich bin froh, dass es diese Infrastruktur gibt. Und zu fordern, dass diejenigen, die diese Infrastruktur im Gegensatz zu mir nicht brauchen, diese Infrastruktur zu bezahlen haben, ...

  • Und wenn du dir die Landkarte noch einmal genauer anschaust wirst du feststellen, dass an diesen Straßen viele kleine Anschlüsse and viele kleinere Orte sind. Und aus genau diesen Orten kommen dann die in Summe eben nicht mehr unerheblichen Pendlermengen, die am Ende auf den Einfallstraßen im Stau stehen und Probleme verursachen.

    Mal abgesehen davon, dass die Infrastruktur in diese kleinen Anschlüsse schon seit 50 Jahren besteht, von diesen kleinen Anschlüssen kommen, zumindest bei uns, etwa 10% Pendler. Die Großgemeinden im Landkreis haben zusammen etwa 180.000 Einwohner, dann bleibt für alles unter 5000 Einwohner-Orten bissl unter 40.000 Einwohner übrig. Das heißt es geht also etwa um 4000 böse Pendler aus dem Landkreis.

    Dafür machen wir also dann ein Umsiedelprogramm für vielleicht 35.000 Leute. Die anderen sind mehr oder weniger tätige Landwirte.

    Die verbleibenden Landwirte dürfen dann also weiterhin aufm Hof sitzen, die wohl etwa 2000 Nebenerwerbslandwirte pendeln dann dafür nach München zur Arbeit, weil ja auch die Schreinereien, Zimmererbetriebe, Bäckerein, Heizungsbauer, Reifenhändler, Gastwirte, Supermärkte, ... alle nun in München angesiedelt sind.

    Die dafür pendeln dann von München zu den Kunden nach Augsburg, Landsberg, Mammendorf, Maisach, etc, weil da ja die Kunden sind.

    Da ist gut, das es nur Landwirte und Pendler auf dem Land gibt, sonst wärs mit dem Umsiedel-Programm echt kompliziert.4


    PS: die Fahrradreifen & Autoreifen fürs Osterfeuer sammeln wir natürlich schon seit Mai 22

    2 Mal editiert, zuletzt von Autogenix (4. Februar 2023 um 01:25) aus folgendem Grund: PS: die Fahrradreifen & Autoreifen fürs Osterfeuer sammeln wir natürlich schon seit Mai 22

  • Ohne Infrastruktur kommen die Lebensmittel nicht mehr in die Stadt.

    Dir mag missfallen, dass Pendler die für die Stadt vital wichtige Infrastruktur mitbenutzen, aber ich bin froh, dass es diese Infrastruktur gibt. Und zu fordern, dass diejenigen, die diese Infrastruktur im Gegensatz zu mir nicht brauchen, diese Infrastruktur zu bezahlen haben, ...

    An dieser Stelle hat sich die Diskussion dann einmal im Kreis gedreht. Auslöser für meinen anfänglichen Einwurf war das Klagen einer gewissen Person darüber, dass die Landbevölkerung das 49€ Ticket subventionieren würde, und selbst nichts davon habe.

    Die Aussicht darauf, einfach jede Infrastruktur aussschließlich von den Leuten vor Ort bezahlen zu lassen, wurde dann mit Schreckensszenarien beantwortet, in denen wir erst in Wohnsilos zusammengepfercht werden und dann verhungern.

    Die Infrakstruktur wird von den Leuten, die gerne im Häuschen im Grünen wohnen wollen, nicht einfach nur mitbenutzt, sonder überfordert. Und dann stecken wir im Teufelskreis aus der Errichtung von Flächenfraßsiedlungen und "Just one more lane, bro". Die aktuelle Runde ist mit dem Ausbau der A7 zumindest nördlich von Hamburg gerade wieder in vollem Gange und eine neue Generation baut sich buchstäblich in eine Ecke und jammert dann darüber, dass sie auf das Auto angewiesen sei. Auch nur ein bisschen dichtere Bebauung in der Nähe der AKN/S-Bahnstationen? Fehlanzeige.

    Allein die Idee diese Fehlanreize zu beenden und diesen Teufelskreis zu durchbrechen sorgt bei einigen ja schon für aufgregte Schnappatmung.

    Mal abgesehen davon, dass die Infrastruktur in diese kleinen Anschlüsse schon seit 50 Jahren besteht,

    Und in der Zwischenzeit haben diese auch Instandhaltungskosten nach sich gezogen. Straßen erzeugen auch nach dem Bau Kosten.

    Die Großgemeinden im Landkreis haben zusammen etwa 180.000 Einwohner, dann bleibt für alles unter 5000 Einwohner-Orten bissl unter 40.000 Einwohner übrig.

    Schön auch, dass du dich völlig auf reine Bevölkerungszahlen versteifst und den Faktor Bevölkerungsdichte (und zwar die auf der tatsächlich Siedlungsfläche) völlig außer acht lässt. Dass ein Meer aus Einfamilienhäusern, das versucht sich als Stadt auszugeben, immer ein Problem ist hatte ich auch schon angesprochen. Und ja, selbst dann, wenn diese sich nominell auf dem Gebiet einer Großstadt befinden.

    Dafür machen wir also dann ein Umsiedelprogramm für vielleicht 35.000 Leute. Die anderen sind mehr oder weniger tätige Landwirte.

    Denn Faktor Vollerwerb hast du hier gekonnt einfach ignoriert.

    weil ja auch die Schreinereien, Zimmererbetriebe, Bäckerein, Heizungsbauer, Reifenhändler, Gastwirte, Supermärkte, ... alle nun in München angesiedelt sind.

    All diese Dinge finden sich auch jetzt schon in Städten. Sogar in Großstädten. Die meisten dieser Dinge habe ich hier in einem Umkreis von vielleicht 500m Luftlinie. Teilweise auch direkt im Hinterhof. Was hast du eigentlich für Vorstellungen von Städten? Nur Wohnsilos und sonst nichts?

    Aber offenbar hast du vor allem großen Gefallen daran, dir Schreckensmärchen von "Umsiedlungsprogrammen" herbei zu fantasieren.

    Das heißt es geht also etwa um 4000 böse Pendler aus dem Landkreis.

    Die Lust am Selbstmitleid ist jedenfalls unverändert hoch.

  • Es völlig egal ob ein Landwirt Landwirt ist im Nebenerwerb oder in Vollzeit. Er ist Landwirt, er hat den Grund & Boden. Er arbeitet als Landwirt. Wir haben freie Berufswahl.

    Einfamilienhäuser finden sich auch überall in der Stadt und in den Großgemeinden. Wo genau wäre da der Unterschied?

    Wenn jemand von Augsburg nach München pendelt und in einem Einfamilienhaus wohnt, wo genau ist der Unterschied zu jemandem, der in Odelzhausen in einem Einfamilienhaus wohnt und nach München pendelt?

    Und nochmal, was willst Du den Leuten anbieten, dass sie umziehen?

    Was willst Du dem Schreiner oder Zimmerer anbieten, dass er seinen Betrieb schließt und umsiedelt? Weil er in einem 300 Seelen Dorf wohnt?

    Ich brauch nur nach Freiham schauen und weiß, wo ich nicht leben will. Obwohl es da sogar eine Fahrradstraße gibt.

  • Diese Diskussion ist völlig abgedriftet und eigentlich wollte ich mich hier nicht mehr melden.

    Aber nun nochmal zur Klarstellung:

    Ich kritisiere, dass mit dem 49€-Ticket die "Betriebskosten" des ÖPNV zu einem Teil auf alle umgelegt werden (über Steuern) - also auch auf diejenigen, die kaum/nichts davon haben. Die "Bereitstellung" (Schiene, Tunnel, usw.) von ÖPNV wird ganz erheblich von Steuergeldern (aller Bürger) finanziert und das finde ich in Ordnung. Das ist in vielen Bereichen so bzw. sollte m.E. so sein.

    Eine Stadt unterhält ein Theater (auf Kosten aller), aber der engagierte Künstler wird im wesentlichen von Eintrittsgeldern bezahlt. Und so will ich das auch für den ÖPNV. Und dann kommen nicht €49 raus.

    Da kann man mir zustimmen oder anderer Meinung sein, aber mit der Diskussion wie und wer irgendwelche Straßen mit oder ohne Tempolimit finanzieren soll, Subventionen von sonst was oder Flächenverbrauch auf dem Land hat das nichts zu tun.

  • Eine Stadt unterhält ein Theater (auf Kosten aller), aber der engagierte Künstler wird im wesentlichen von Eintrittsgeldern bezahlt. Und so will ich das auch für den ÖPNV. Und dann kommen nicht €49 raus.

    Also wenn Du so herangehst, müsstest Du beim ÖPNV sagen: "Der Staat finanziert die Kosten der Trassen, der Haltestellen, der Fahrzeuge incl. Sprit und Instandhaltung, aber die Busfahrerin und der Ubahn-Fahrer werden im Wesentlichen von den Fahrkarteneinnahmen bezahlt".

    Hm. Dann sind 49 Euro eher noch zu viel :)

  • Also wenn Du so herangehst, müsstest Du beim ÖPNV sagen: "Der Staat finanziert die Kosten der Trassen, der Haltestellen, der Fahrzeuge incl. Sprit und Instandhaltung, aber die Busfahrerin und der Ubahn-Fahrer werden im Wesentlichen von den Fahrkarteneinnahmen bezahlt".

    Hm. Dann sind 49 Euro eher noch zu viel :)

    Komischerweise ist der ÖPNV aber jetzt schon hoch defizitär. Wie erklärst Du das denn?

    Einmal editiert, zuletzt von Michael Rudolph (4. Februar 2023 um 16:08)

  • Ich kritisiere, dass mit dem 49€-Ticket die "Betriebskosten" des ÖPNV zu einem Teil auf alle umgelegt werden (über Steuern) - also auch auf diejenigen, die kaum/nichts davon haben. Die "Bereitstellung" (Schiene, Tunnel, usw.) von ÖPNV wird ganz erheblich von Steuergeldern (aller Bürger) finanziert und das finde ich in Ordnung. Das ist in vielen Bereichen so bzw. sollte m.E. so sein.

    Wie schaut's denn mit Polizei aus?

    Es gibt in Deutschland gut ne Viertel Million Polizisten, die verursachen ziemlich hohe Kosten. Ich vermute irgendwas im Milliardenbereich. Monatlich.

    Aber an Einnahmen dürfte nicht allzu viel zusammenkommen.

    Der ÖPNV hat ca. 75% Kostendeckungsgrad. Auf wieviel kommt die Polizei?

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wie schaut's denn mit Polizei aus?

    Es gibt in Deutschland gut ne Viertel Million Polizisten, die verursachen ziemlich hohe Kosten. Ich vermute irgendwas im Milliardenbereich. Monatlich.

    Aber an Einnahmen dürfte nicht allzu viel zusammenkommen.

    Der ÖPNV hat ca. 75% Kostendeckungsgrad. Auf wieviel kommt die Polizei?

    Super tolles Argument. Dann würde ich vorschlagen, alles gibt es kostenlos. ÖPNV, Theater, Schwimmbad, weil die Polizei ja auch nichts kostet.

    Mir wird es zu blöd hier.

    Ich schweige jetzt 🙊. Auf mit dem Flugzeug nach Bali und dann klebe ich mich da auf die Straße.

  • Ich erwarte mal, dass das 49€-Ticket nichts "bringt".

    Die Millionen Menschen, die "schon immer" mit Jahres- und Monatstickets rumfahren, werden zwar ziemlich massiv entlastet. Ich erwarte aber nicht, dass Leute wegen dieses Tickets massenhaft aufs Auto verzichten, wenn nicht gleichzeitig das Autofahren sehr viel teurer und unattraktiver gemacht wird.

    In meinem Bekanntenkreis warten ÖPNV-Nutzer sehnsüchtig auf das Ticket, den Autofahrern ist das aber völlig schnuppe.

  • das ist eben der Unterschied zum 9€ Ticket. Wenn ich mal mit der Sausebahn in die Stadt fahre, dann kaufe ich mir kein 49€-Ticket bzw nur als Vielnutzer. Aber ein 9€-Ticket eben schon. Und wenn man es dann hat, wird es auch genutzt.

    Insofern sollte es dem Staat das Wert sein.

  • Es völlig egal ob ein Landwirt Landwirt ist im Nebenerwerb oder in Vollzeit. Er ist Landwirt, er hat den Grund & Boden. Er arbeitet als Landwirt. Wir haben freie Berufswahl.

    Berufsfreiheit bedeutet nicht, dass die Allgemeinheit es jeder Person ermöglichen muss jeden Beruf an jedem Ort auszuüben. Da liegt bei dir ein Missverständnis vor. Wenn einige Berufe nicht für alle Interressenten wirtschaftlich tragbar sind, gehen am Ende einige leer aus.

    Und dass die Landwirtschaft bei dir in der Gegend sich aktuell nicht wirklich trägt hast du ja bereits zugegeben, auch wenn du es vermutlich gar nicht gemerkt hast. Denn warum sollten all die Landwirte im Teilerwerb den ganzen Weg nach München auf sich nehmen, wenn auf ihren Höfen Vollerwerb eine Option wäre? Mit Blick auf den deutlich höheren Personaleinsatz, mit denen in den alten Bundesländern die Flächen bewirtschaftet werden ist es auch kein Wunder, dass am Ende pro Nase nicht genug hängen bleibt um allein von der Landwirtschaft zu leben.

    Wir haben es hier mit ineffizienter Landwirtschaft zusammen mit ineffizienten Siedlungsstrukturen zu tun, die sich auf den wirtschaftlichen Gegebenheiten längst vergangener Zeiten gründen.


    Und nochmal, was willst Du den Leuten anbieten, dass sie umziehen?

    Warum sollte man da ein Angebot machen? Ich frage mich manchmal wirklich wo diese ländliche Ansprunchshaltung herkommt, dass alles was für das eigene Leben nützlich ganz selbstverständlich Teil der staatlichen Daseinsfürsorge ist, während alles andere ebenso selbstverständlich als Privatvergnügen Angesehen wird. Und wehe das wird in irgendeiner Form angezweifelt! ÖkOdIkTaTuR!

    Einfamilienhäuser finden sich auch überall in der Stadt und in den Großgemeinden. Wo genau wäre da der Unterschied?

    Fangen wir doch hiermit an. Dass diese Strukturen problematisch sind, habe ich hier im Thread bereits angemerkt. Mehrfach sogar. Der Unterschied ist, dass diese Siedlungen sich in direkter Nachbarschaft von sehr dichter Bebauung befindet. Wenn man solche Strukturen zu sehr ausufern lässt landet man in der Hölle von Suburbia, mit denen an sich in Nordamerika so gern die kommunalen Finanzen ruiniert.

    Denn: Straßen sind teuer. Und die Kosten pro Kopf sind um so geringer, je mehr Menschen sie direkt nutzen. Bis zu einer gewissen grenze natürlich. Umgekehrt gilt aber auch: Die Kosten pro Kopf sind um so höher je weniger Menschen sie direkt nutzen können. Ganz besonder, wenn erst einmal längere Strecken ohne Anrainer überbrückt werden müssen um überhaupt bei den eigentlichen Nutzern anzukommen. Dass es einen wichtigen Unterschied macht, ob ein Stück Straße von zwei oder 20 Parteien finanziert werden muss habe ich in diesem Thread ebenfalls schon einmal angemerkt. Bei Einfamilienhäusern auf dem Land kommen all diese Kosten noch on top. Das ist der Unterschied.

    Und wenn je die Infrastrukturkosten pro Kopf immer höher werden, je weniger Nutzer sie finanzieren, dann stellt sich auch unmittelbar die Frage wo diese Grenze eigentlich liegt. Autobahnanschluss an jeden Weiler? Wohl kaum.

    Das Leben im eigenen Häuschen mit Garten drum herum ist ein Luxus den man sich leisten wollen, aber auch leisten können muss. Dass es Aufgabe der Gesellschaft sein soll, dem Nebenerwerbslandwirt die tägliche Reise nach München in erträglicher Zeit zu ermöglichen, ganz gleich unter welchen Randbedingungen, mutet schon ein wenig bizarr an.

    Ganz Nebenbei: Die Ankündigung zumindest einiger Hamburger Bezirke für Einfamilienhäuser keine Baugenemigung zu erteilen hat landauf landab schon für ordentlich Schnappatmung gesorgt. Gar nicht unähnlich den Reaktionen hier im Thread. Der Unterschied zu den Einfamilienhaussiedlungen auf dem Land ist also der Umstand, dass es zumindest in einigen Städten vorsichtige Bestrebungen gibt daran etwas zu ändern. Vollkommen anders als die Reaktionen hier im Thread.

    Um es mal ganz drastisch zu formulieren: Es ist nicht Aufgabe der Gesellschaft einigen Leuten ihr Bedürfniss danach Farmville IRL zu spielen zu finanzieren. Das Gleiche gilt für den Zimmerer mitten im Nirgendwo. Die Konsolidierung des ländlichen Raums ist schon lange überfällig. Und das Ende der Befeuerung des Flächenfraßes durch immer weiteren Infrastrukturausbau ist da einer der wichtigsten Faktoren.

    Wenn jemand von Augsburg nach München pendelt und in einem Einfamilienhaus wohnt, wo genau ist der Unterschied zu jemandem, der in Odelzhausen in einem Einfamilienhaus wohnt und nach München pendelt?

    Den Versuch mir ein vielfaches der durchschnittlichen Pendeldistanz als Normalzustand unterzujubeln gehe ich jetzt mal nicht weiter ein. Wenn du mir schon etwas vom Pferd erzählen möchtest kannst du dir ruhig etwas mehr Mühe geben.

    Ich brauch nur nach Freiham schauen und weiß, wo ich nicht leben will. Obwohl es da sogar eine Fahrradstraße gibt.

    Zwingt dich ja auch niemand. Nur wenn man die Zeche für die Anbindung ins Grüne nicht mehr zum Großteil von Dritten zahlen lassen kann, macht die Party womöglich nur noch halb so viel Spaß.

  • Der ÖPNV hat ca. 75% Kostendeckungsgrad. Auf wieviel kommt die Polizei?

    Bitte Quelle.

    Die letzten Zahlen, die ich gelesen habe für den ÖPNV waren etwa 1/3 über Ticketeinnahmen direkt gedeckt gewesen, der Rest ist über viele Töpfe finanziert.

    Nur ÖPNV, keine Bahn.

    Berufsfreiheit bedeutet nicht, dass die Allgemeinheit es jeder Person ermöglichen muss jeden Beruf an jedem Ort auszuüben. Da liegt bei dir ein Missverständnis vor. Wenn einige Berufe nicht für alle Interressenten wirtschaftlich tragbar sind, gehen am Ende einige leer aus.

    Viel Ahnung von dem, was zumindest hier an Struktur ist, wie hier Dorfleben funktioniert, hast Du nicht. Musst Du ja auch nicht.

    Gibt Nebenerwerbslandwirte, die bis nach München fahren, ist aber nur ein kleiner Teil. Die meisten haben ein zusätzliches Handwerk gelernt, wie es so üblich war (ist). Das heißt die haben entweder am Hof ein zweites Gewerbe, oder fahren relativ kurze Entfernungen zum anderen Arbeitsplatz.

    Die arbeiten auch meistens nicht, weil es nicht zum Leben reicht, sondern weil sie keine Viecher mehr haben. Nachdem einiges an Arbeit inzwischen eh über Lohnarbeit erledigt wird, bleibt genug Zeit was anderes zu machen.

    Man kanns ja einfach so machen, alle Subventionen aus dem Verkehrssektor herausnehmen und alles direkt auf den Verbraucher umlegen. Das hätte viele Auswirkungen, davon auch viele positiv. Gäbe viel weniger Innerdeutschen Flugverkehr, viele Leute würden kurze Entfernungen selber zurücklegen. KFZ Verkehr würde deutlich weniger werden. Dinge wie die 2. Stammstrecke in München würde keiner diskutieren.

    Wäre interessant, ob und wo es dann wieder Landflucht gäbe. Ob es Teile von Nord-Ostdeutschland komplett entvölkert.

    Der ÖPNV würde dann wohl auch in den Großstädten nur so fahren wie auf dem "Land", also Werktags von 6:00 - 22:00

    Mir selber ging das ziemlich am Hintern vorbei. Den meisten Nebenerwerbslandwirten hier im Landkreis übrigens auch.

    Hauptproblem wären hier wohl die Schüler.

  • das ist eben der Unterschied zum 9€ Ticket. Wenn ich mal mit der Sausebahn in die Stadt fahre, dann kaufe ich mir kein 49€-Ticket bzw nur als Vielnutzer. Aber ein 9€-Ticket eben schon. Und wenn man es dann hat, wird es auch genutzt.

    Insofern sollte es dem Staat das Wert sein.

    Was dem Staat, bzw. denjenigen, die ihn gerade regieren, etwas wert ist, das kannst du an dieser Meldung sehen:

    "Die Bundesregierung darf nach Ansicht der Autoländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen die Pläne der EU-Kommission zur Abgasnorm Euro 7 nicht akzeptieren. Die drei Länder fürchten im Falle einer Umsetzung erhebliche Nachteile für die deutsche Autoindustrie.

    »Ob eine weitere Normenverschärfung wegen anderer diffuser Emissionsquellen überhaupt zu einer weiteren wesentlichen Verbesserung der Luftqualität führt, scheint uns eher fraglich«, heißt es in einem Brief der drei Ministerpräsidenten an Kanzler Olaf Scholz (SPD), der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt."

    Spiegel vom 2.2.23 https://www.spiegel.de/wirtschaft/soe…25-28eb724bb56b

    Die Meldung lässt befürchten, dass alles was dazu beitragen könnte, die Autonutzung in Deutschland zu reduzieren, ganz bestimmt nicht von den Regierenden beschlossen wird. Da besteht offensichtlich Einigkeit über die Parteigrenzen hinweg.

    Das 49 Euro-Ticket wird also schon mal auf jeden Fall nicht dazu beitragen, dass weniger Auto gefahren wird.

  • Da die Ministerpräsidenten aus Bayern, Baden-Württemberg mit den üblichen Worthülsen arbeiten, habe ich kurzerhand beschlossen, diesmal keinen Leserbrief an die Zeitung zu schreiben, sondern es dem PC überlassen, einen Leserbrief zu schreiben.

    Ich wollte ohnehin gerne mal ausprobieren, was chat.openai so drauf hat.

    Und ich bin überrascht, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im Vergleich zu den steifen Worthülsen der Auto-Ministerpräsidenten kann das Computer-Programm durchaus mithalten:

    "Sehr geehrte Redaktion,

    ich schreibe Ihnen heute, um meine Meinung zum Thema der jüngsten Bemühungen von Ministerpräsidenten aus Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen zu äußern, EU-Abgasgrenzen für Autos zu verhindern.

    Es ist unbestreitbar, dass der Klimawandel eine größte der Herausforderungen unserer Zeit darstellt. Als Teil der Europäischen Union haben wir eine Verantwortung, aktiv zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen beizutragen und den Klimawandel zu bekämpfen. Daher finde ich es besorgniserregend, dass einige politische Führer in Deutschland den Widerstand gegen EU-weite Abgasstandards für Autos anführen.

    Diese Abgasstandards sind ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Mobilität und eines umweltfreundlicheren Verkehrssystems. Sie tragen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei und helfen, die Luftqualität zu verbessern.

    Ich bin der Meinung, dass wir uns bemühen sollten, diese Standards zu erfüllen und zu übertreffen, statt uns gegen sie zu stellen. Als herausragender Automobilstandort hat Deutschland eine einzigartige Gelegenheit, eine Vorreiterrolle in der Entwicklung und Produktion umweltfreundlicher Technologien einzunehmen. Wir sollten uns nicht auf kurzfristige wirtschaftliche Interessen konzentrieren, sondern die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft im Auge behalten.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und würde mich freuen, wenn Sie diese wichtige Debatte weiter in den Fokus rücken könnten.

    Mit freundlichen Grüßen,"

    Achtung: Der kursiert gedruckte Text wurde von einem Computerprogramm geschrieben.

    Hier meine Vorgaben an das Programm:

    "Schreiben Sie einen Leserbrief zum Thema deutsche Ministerpräsidenten aus Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen wollen EU-Abgasgrenzen für Autos verhindern."

    Trotzdem werde ich das so nicht abschicken, an einigen Stellen fehlt mir noch ein wenig die Würze.

  • Dafür machen wir also dann ein Umsiedelprogramm für vielleicht 35.000 Leute. Die anderen sind mehr oder weniger tätige Landwirte.

    Jetzt sind es schon Umsiedelungsprogramme. In Wohnsilos!!!

    Was kommt als nächstes? Fahrbahnzwang! Weil die B-Pflicht eines Radwegelchens entfällt... :rolleyes:

  • Die Kosten pro Kopf sind um so höher je weniger Menschen sie direkt nutzen können. Ganz besonder, wenn erst einmal längere Strecken ohne Anrainer überbrückt werden müssen um überhaupt bei den eigentlichen Nutzern anzukommen.

    Die Straßen werden auch dann gebaut werden müssen, wenn kein Kopf sie nutzen würde, von Salatköpfen abgesehen. Solange sich Kartoffeln nicht in den Supermarkt teleportieren können, müssen diese Straße gebaut werden. Was ist daran nicht zu verstehen?

    Und wenn man nicht die ökologische, das Pendel selber betreffende Argumente bringt, zeugt es nur von Missgunst, Pendlern die Nutzung der für Städter lebensnotwendigen Infrastruktur vorzuwerfen.

    Ein weiteres Gedankenexperiment: Was bleibt von Deiner Argumentation übrig, wenn die Pendler in Mehrfamilienhäusern leben würden?

  • Also hab jetzt mal auf Nummernschilder geschaut und gezählt, als ich in die Halle am Arsch vom Landkreis (Steinbach) gefahren bin.

    Sieht nicht so aus, als ob die Nebenerwerbslandwirte die Straßen komplett selber finanzieren müssten. Das alles an einem regnerischen Sonntag:

    Das kurze Stück St2054 nach Aich hoch, das ist ja immerhin noch so etwas wie eine überörtliche Verbindung Richtung Landsberg, 12x nicht Landkreis, 3x Landkreis, wobei da 2 x erstaunliche Herkunftsorte waren, so als nicht Touristen-LK. Danach auf einer absoluten Nebenstrecke 4 x Kennzeichen M, was daran liegt dass dort ein Reithof liegt. Zwischen Pfaffenhofen und Adelshofen 2 x Einheimisch. Nach Grunertshofen 1x Einheimisch. Steinbach 2 x 5 Minuten gezählt: 1x vom Ort, 8 x Augsburg, 2 x LL, 3 x AIC, 1 x STA, 1 x DBR. Letzteres muss eine Fälschung gewesen sein, noch nie gesehen.

    Würde sagen, da werden viele Städter die Straßen mitfinanzieren dürfen.

  • Warum wird hier darüber diskutiert, wer die Straßen bezahlen soll? Viel wichtiger ist es doch festzustellen, dass eine wirklich nachhaltige Mobilitätswende bedeutet, dass sehr viel weniger Straßen gebraucht werden. Und diejenigen, die dann noch gebraucht würden, sind keine Autobahnen, die staatsanwaltschaftlich bestätigt, für ein Tempo über 400 km/h geeignet sind: "Millionär schießt mit 417 Km/h über A2 – Staatsanwaltschaft hält Geschwindigkeit für angemessen" Stern vom 22.4.22

    Millionär schießt mit 417 Km/h über A2 – Staatsanwaltschaft hält Geschwindigkeit für angemessen
    Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen einen Tschechen eingestellt, der in einem Bugatti Chiron mit 417 Stundenkilometer über die A2 gebrettert war.
    www.stern.de

    Die Frage muss lauten, was machen wir sinnvollerweise mit dem vielen Geld, dass wir durch eine wirklich nachhaltige Mobilitätswende einsparen werden.