Putins Überfall auf die Ukraine

  • Die Ukraine habe die russische Sprache verboten, sagte mir kürzlich ein Bekannter. Der Sache bin ich nachgegangen und auf diesen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen gestoßen:

    Das Russische abwürgen vom 18.01.2022, ein Zitat:

    "In der Ukraine ist ein Gesetz in Kraft getreten, das im Zuge der Konsolidierung der Nation die Staatssprache schützen und das Russische zurückdrängen soll. Überregionale Zeitungen und Zeitschriften müssen nun auf Ukrainisch erscheinen. Russische Ausgaben sind nicht verboten, doch parallel dazu muss eine ukrainische Version in gleicher Auflage ge­druckt werden. Für die Verlage ist das freilich unrentabel."

    Ukraine-Russland-Konflikt: Das Russische abwürgen
    Vor drei Jahren beschlossen, tritt in der Ukraine ein neues Sprachgesetz in Kraft. Es soll das Russische zurückdrängen, schafft aber neue Probleme für Verlage…
    www.faz.net

    Und wie sieht das in den Schulen aus?

    "Ukraine - Ärger um neues Bildungsgesetz" auf dlf vom 19.9.2017

    "Ein neues Bildungsgesetz in der Ukraine soll den Unterricht in Minderheitssprachen deutlich einschränken. Die Empörung ist groß – nicht nur bei der russischen und ungarischen Minderheiten, sondern auch bei den Nachbarn in der Europäischen Union."

    Ukraine - Ärger um neues Bildungsgesetz
    Ein neues Bildungsgesetz in der Ukraine soll den Unterricht in Minderheitssprachen deutlich einschränken. Die Empörung ist groß - nicht nur bei der russischen…
    www.deutschlandfunk.de

    Was die Sprache angeht, da bin ich etwas empfindlich, schließlich lebe ich als eingereister "Süddeutscher" seit vielen Jahren in Hannover, wo mir tatsächlich immer wieder Leute begegnen, die sich dran stören, wenn wer kein astreines Hochdeutsch spricht. So ein leicht hochnäsiges Verhalten löst bei mir eine gewisse Störrigkeit aus.

    Gelle!

    gelle – Wiktionary

  • Noch eine Ergänzung:

    "Schreibt die Ukraine bald mit lateinischen Buchstaben?" mdr vom 11.4.2018

    "Der ukrainische Außenminister will das kyrillische durch das lateinische Alphabet ersetzen. Realistisch ist das zwar nicht, sagt aber viel über den aktuellen Zustand des Landes aus - und darüber, wie rasant es sich vom einstigen Brudervolk in Russland entfernt."

    Schreibt die Ukraine bald mit lateinischen Buchstaben? | MDR.DE
    Der ukrainische Außenminister will das kyrillische durch das lateinische Alphabet ersetzen. Realistisch ist das zwar nicht, sagt aber viel über den aktuellen…
    www.mdr.de

    Im Hinblick darauf, dass es beim gestrigen Besuch des französischen Präsidenten und des deutschen Kanzlers, sowie des italienischen Ministerpräsidenten und des rumänischen Präsidenten auch um die Frage der EU-Mitgliedschaft der Ukraine geht, finde ich die verlinkte mdr-Meldung von 2018 ganz interessant.

    Die Griechen hatten übrigens bei ihrem EU-Beitritt an ihren griechischen Buchstaben festgehalten, was man besonders gut an den Euroscheinen sehen kann.

  • Die Griechen hatten übrigens bei ihrem EU-Beitritt an ihren griechischen Buchstaben festgehalten, was man besonders gut an den Euroscheinen sehen kann.

    Auf den Euroscheinen steht auch "ЕВРО" drauf, ergo in kyrillisch. Würde die Ukraine dem €-Raum beitreten, müsste man also nichts ändern :)

    Um nicht missverstanden zu werden: Ich finde es keineswegs erstrebenswert, dass sich Landesteile von einem Staat abspalten und ich bin ganz und gar kein Fan von solchen Nationalisten oder meinetwegen nenn' es Patrioten, die neue Staaten gründen wollen, oder eine Verschiebung des von ihnen gegründeten Staates in einen anderen Staat anstreben. Würden zum Beispiel die Bayern aus der Bundesrepublik Deutschland aussteigen wollen, und stattdessen eines oder mehrere österreichische Bundesländer werden wollen, dann würde ich von der Bundesregierung erwarten, dass sie einen solchen Quatsch nicht duldet und dagegen einschreitet, notfalls auch mit den Möglichkeiten der Staatsgewalt.

    Das sehe ich anders. Warum sollten Staatsgrenzen für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt sein? Man braucht nur vernünftige Mechanismen, um Neuaufteilungen zu entscheiden und durchzuführen. Also gerade nicht das, was in der Ukraine passiert (ist).

    Wegen mir könnte man auch Deutschland aufteilen, solange alle Teilstaaten in der EU verbleiben, die weiter zu stärken wäre.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Trotzdem denke ich, dass es falsch wäre, das Krim-Referendum von 2014 einfach zu ignorieren.

    Genau darum hat Putin es durchführen lassen. Weil er genau weiß, dass so ein Referendum immer als Argument verwendet werden kann, über das dann diskutiert werden muss. Egal wie offensichtlich es gefälscht wurde.

  • Wegen mir könnte man auch Deutschland aufteilen, solange alle Teilstaaten in der EU verbleiben, die weiter zu stärken wäre.

    In dieser Hinsicht wirkt die EU destabilisierend auf die Nationalstaaten. Sie bietet Regionen, die sich vom Nationalstaat abspalten möchten, eine Art Sicherheitsnetz.

  • Sie bietet Regionen, die sich vom Nationalstaat abspalten möchten, eine Art Sicherheitsnetz.

    Nein, tut es nicht, war mal Thema bei der Schottland-Katalonien-Frage, wo es hieß, Spanien könnte sich querlegen bei einem EU-Beitritt Schottlands, um keinen Präzedenzfall für Katalonien zu schaffen ...

    (Dann bliebe aber noch eine "Groß-Irland-Lösung": Irland lässt Schottland (ehtnisch-sprachlich aus historischen Gründen eh eng verwandt) beitreten (und gleich auch noch Nordirland ...) und schon wächst die EU ohne Katalonienpräzedenzfall ...

  • Genau darum hat Putin es durchführen lassen. Weil er genau weiß, dass so ein Referendum immer als Argument verwendet werden kann, über das dann diskutiert werden muss. Egal wie offensichtlich es gefälscht wurde.

    Ich kann nur davor warnen, jetzt, wo Russland die Ukraine mit einem rücksichtslosen Angriffskrieg überzogen hat, so zu tun, als sei die Ukraine in jedweder Hinsicht ein demokratischer Musterstaat. Ich hatte weiter oben ja schon auf das Verbot der russischen Sprache hingewiesen.

    In Hinblick auf den von der Ukraine angestrebten EU-Beitritt warnen gestern und heute im Zusammenhang mit dem Besuch von Macron, Draghi und Scholz auch Zeitungen davor, die Ukraine allzu blauäugig für einen demokratischen Musterstaat zu halten.

    Fakt ist: Das Referendum der Bevölkerung auf der Krim für die Sezession von der Ukraine und einen Beitritt zu Russland hatte Schwachstellen bezüglich einer einwandfrei demokratischen Durchführung. Zuvor jedoch gab es gar kein Referendum.

    Und die Mainzer Allgemeine vom 17.6.22 schreibt in Bezug darauf, dass die Ukraine EU-Beitrittskandidat werden will:

    "Die Ukraine soll zur europäischen Familie gehören. Scholz persönlich dürfte es damit gelungen sein, in der Ukraine nach dem langen Streit um Waffenlieferungen und um den Kiew-Besuch Vertrauen zurückzugewinnen. Allerdings: Mehr als das starke Signal der Solidarität kann das Ganze vorerst nicht sein. Denn wie soll ein Beitrittsverfahren vollzogen werden, wenn wie derzeit ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets von den russischen Aggressoren besetzt ist? Offen bleibt auch, welche Kriterien die EU an Kiew anlegen will - denn eine Musterdemokratie war die Ukraine auch schon vor Beginn des Krieges wahrlich nicht."

    Pressestimme: 'Allgemeine Zeitung' (Mainz) zu Ukraine/EU
    MAINZ (dpa-AFX) - 'Allgemeine Zeitung' (Mainz) zu Ukraine/EU: Die Ukraine soll zur europäischen Familie gehören. Scholz persönlich dürfte es damit gelungen…
    www.finanznachrichten.de
  • Auf den Euroscheinen steht auch "ЕВРО" drauf, ergo in kyrillisch. Würde die Ukraine dem €-Raum beitreten, müsste man also nichts ändern :)

    Das sehe ich anders. Warum sollten Staatsgrenzen für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt sein? Man braucht nur vernünftige Mechanismen, um Neuaufteilungen zu entscheiden und durchzuführen. Also gerade nicht das, was in der Ukraine passiert (ist).

    Wegen mir könnte man auch Deutschland aufteilen, solange alle Teilstaaten in der EU verbleiben, die weiter zu stärken wäre.

    Danke für den Hinweis auf die kyrillischen Buchstaben. Wow, so wenig genau schaue ich mir die Euro-Scheine an, dass ich das mit der kyrillischen Schrift noch gar nicht bemerkt habe. Das kommt u. a. von der Mitgliedschaft Bulgariens in der EU. Dort gilt zwar (noch) nicht der Euro. Es ist aber ein Ziel, dass der Euro in allen EU-Ländern gilt.

    Siehe auch: https://www.welt.de/finanzen/artic…Buchstaben.html

    Das mit dem Aufteilen der Staaten sehe ich anders.

    Große Länder haben in der EU relativ weniger Abgeordnete im EU-Parlament als kleine Länder. Würde sich zum Beispiel Deutschland in 16 Länder aufteilen, dann säßen dort mehr Abgeordnete aus den ehemals deutschen Ländern (denn Deutschland gäbe es dann ja nicht mehr) als vorher.

    Könnte man natürlich sagen:

    "Dolle Sache."

    Aber: Es würde das bereits bestehende Missverhältnis im EU-Parlament noch weiter verstärken zu Ungunsten der verbleibenden großen Staaten (falls die sich dann nicht ebenfalls aufteilen).

    Und grundsätzlich halte ich Zusammenschlüsse für sinnvoller als Aufteilungen.

    Also: Wenn Bayern sich tatsächlich loslösen will von der Bundesrepublik Deutschland, dann sollen sie gefälligst ein Teil von Österreich werden. ;)

  • "Was ist wichtiger: Gerechtigkeit oder Frieden?

    Die Macher der Studie betonen, dass diese Ergebnisse der Haltung der europäischen Regierungen teilweise zuwiderlaufen. Bisher hat kein europäisches Land offiziell gefordert, die Ukraine solle Zugeständnisse machen, um den Krieg zu beenden. Ein Drittel der EU-Bürger, und in Italien sogar die Mehrheit, wünscht sich aber genau das. "Wenn die politischen Führer mit diesen verschiedenen Standpunkten nicht vorsichtig umgehen, könnten sie das Ende der bemerkenswerten europäischen Einheit beschwören", schreiben Krastev und Leonard."

    Zitat aus: SZ vom 15.6.22, Geeintes Europa, gespaltene Bürger

    Umfrage: Europa und der Ukraine-Krieg
    Die Bürger Europas sind im Umgang mit Russland längst nicht so einig wie ihre Regierungen. Das könnte zum Problem für die Ukraine werden.
    www.sueddeutsche.de

    Leider wird in der Studie nicht näher darauf eingegangen, was denn "Zugeständnisse der Ukraine" bedeutet.

    Schon sehr früh hatte die Ukraine betont, dass der Krieg nicht am 24.2.2023 begonnen habe. Und es gab auch in Deutschland Politiker, die diese Darstellung über den Kriegsbeginn sehr ausdrücklich übernommen haben:

    "Dieser Krieg hat bereits 2014 begonnen, als die Menschen in der Ukraine sich entschieden haben, in Richtung EU aufbrechen zu wollen. Dieser Weg in Richtung Demokratie und Freiheit war es, den Putin nicht hinnehmen wollte. Deshalb hat die Ukraine es verdient, dass wir mit offenen Armen auf ihren Wunsch (=EU-Beitrittsgesuch) reagieren."

    Zitat aus einem Interview mit Robin Wagener (Leiter der Europa-AG der Grünen-Fraktion und Vorsitzender der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe).

    NTV vom 10.3.2022: "Dieser Krieg hat bereits 2014 begonnen"

    "Dieser Krieg hat bereits 2014 begonnen"
    Der Vorsitzende der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Robin Wagener, fordert eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. Zugleich…
    www.n-tv.de

    Folgte man dieser Darstellung, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine bereits 2014 begonnen habe, dann würde es bedeuten, dass man die Ukraine zu Zugeständnissen auffordert, um Frieden zu ermöglichen.

    Allerdings sehen viele Menschen in Europa und in Deutschland die Sezession der Krim nicht eindeutig als einen kriegerischen Akt der Okkupation der Krim durch Russland. Es wäre also so betrachtet kein Zugeständnis der Ukraine an Russland, wenn zum Beispiel bei einem Friedensabkommen der Status der Krim zunächst offen bleiben würde.

    Der zitierte Robin Wagener sieht das vermutlich anders und würde das als ein Zugeständnis der Ukraine an Russland bezeichnen, wenn bei einem Friedensabkommen der Status der Krim nicht ganz eindeutig so geregelt würde, dass die Krim Teil des Staatsgebietes der Ukraine ist.

    Die Macher der Studie warnen davor, dass "die politischen Führer mit diesen verschiedenen Standpunkten nicht vorsichtig umgehen". (siehe oben) Diese Warnung ist nur allzu berechtigt, vor allem wenn nicht einmal ganz klar ist, welche Position denn die Regierungen einnehmen. Eine 1 zu 1-Übernahme der beschriebenen ukrainischen Haltung beinhaltet die Gefahr zu einem lang anhaltenden Dauerkonflikt. Und bald wird bei mehr und mehr Menschen die uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine schwinden.

  • Natürlich hat der Krieg RUS gegen Ukraine schon 2014 begonnen. Lesen Sie keine Zeitung?

    Zwischen 2014 und dem im Februar begonnen 2.Teil sind etwa 13.000 Zivilisten gestorben. Stand halt nicht immer auf Seite 1.

  • Natürlich hat der Krieg RUS gegen Ukraine schon 2014 begonnen. Lesen Sie keine Zeitung?

    Zwischen 2014 und dem im Februar begonnen 2.Teil sind etwa 13.000 Zivilisten gestorben. Stand halt nicht immer auf Seite 1.

    "Seit Kriegsbeginn 89 Tote in Kiew

    (...)

    Zum vermeintlichen Schutz der aus seiner Sicht bedrohten russischen Staatsbürger startete Putin am 24. Februar 2022 einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine."

    in taz vom 6.4.22

    +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Seit Kriegsbeginn 89 Tote in Kiew
    Die USA haben bei den UN beantragt, Russland aus dem Menschenrechtsrat auszuschließen. Nach Behördenangaben sind in Kiew seit Beginn des Krieges 89 Menschen…
    taz.de

    Auch die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (lpb) schreibt, dass der Russland-Ukraine-Krieg 2022 begonnen hat:

    "Ukraine-Krieg 2022 – Russland-Ukraine-Konflikt erklärt" lpb abgerufen am 23.6.2022

    Ukraine Krieg 2022 - Russland Ukraine Konflikt erklärt - tägliche Zusammenfassung liveblog Ukraine aktuell - Lage Karte Hintergrund Analyse Chronik - LpB BW

    in dem lpb-Artikel heißt es:

    "Im Frühjahr 2021 ist der 2013/2014 begonnene Konflikt um die Ukraine wieder aufgeflammt. Russland hatte an der Grenze zur Ukraine mit einem massiven Truppenaufmarsch begonnen. Bis Februar 2022 hatte Russland sukzessive rund 150.000 Soldaten und militärisches Gerät an den Grenzen rund um die Ukraine zusammengezogen. 30.000 russische Soldaten wurden in Belarus stationiert. Mittlerweile sind diese Einheiten nahezu vollständig in die Ukraine eingerückt. Mit der Anerkennung der Separatistengebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten und der Militäroffensive in der Ukraine hat Präsident Wladimir Putin die diplomatischen Bemühungen abgebrochen und einen Angriffskrieg auf das Land gestartet."

    Hervorhebung von mir. Die Anerkennung der Sepratistengebiete Donezk und Luhansk durch Russland erfolgte sozusagen am Vorabend des Krieges gegen die Ukraine am

    Die Zeit vor dem Krieg wird in dem lpb-Artikel also Konflikt genannt. Und da sehe ich schon einen Unterschied! Du nicht, Autogenix?

    Die in dem lpb-Artikel von mir fett hervorgehobene Aussage zur Anerkennung der Autonomiegebiete erfolgte am 21.2.2022, also quasi am Vorabend des Kriegsbeginns:
    "Im Beisein ukrainischer Separatistenführer und vor laufenden Kameras hat Wladimir Putin am 21. Februar seine Unterschrift unter ein so bezeichnetes Freundschaftsabkommen mit den Separatisten gesetzt und eine Rede im Fernsehen gehalten. Noch am selben Abend ordnete Russlands Präsident die Entsendung von Truppen in die sogenannten Volksrepubliken an."

    dlf vom 22.2.22: "Russland-Ukraine-Konflikt - Was Putins Anerkennung der Separatistengebiete bedeutet"

    Russland-Ukraine-Konflikt - Was Putins Anerkennung der Separatistengebiete bedeutet
    Russlands Präsident Wladimir Putin hat die selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk als unabhängige Staaten anerkannt. Die von prorussischen…
    www.deutschlandfunk.de

    Ich halte es deshalb für wichtig genau zu unterscheiden, weil bei Vereinbarungen zu einem Waffenstillstand oder gar bei Friedensverhandlungen die Frage der Zumutungen für die Konfliktparteien anstehen wird. Wenn zum Beispiel die Forderung im Raum steht, der Ukraine dürften keine Gebietsabtritte zugemutet werden, dann stellt sich doch unter anderem die Frage, ob damit der Zustand von vor 2014 gemeint ist, als die staatliche Hoheit der Ukraine auf der Krim noch Geltung hatte. Oder ob damit die Ukraine ohne die Krim gemeint ist.

    Eine Einstufung der Ukraine als "Autonomer neutraler Staat unter UNO-Aufsicht" würde vermutlich von Russland ebenso wie von der Ukraine als Zumutung bezeichnet werden. Wenn jedoch die Sezession der Ukraine eindeutig als ein Kriegsgewinn Russlands bezeichnet wird, dann reduziert das vermutlich die Chancen auf eine Waffenstillstands-Vereinbarung.

    Die Frage ist doch: Wo beginnt die Propaganda der Kriegsparteien:

    Russland behauptet: Die Krim gehöre zweifelsfrei zu Russland, was auch durch ein Referendum der Krim-Bewohner bestätigt wurde.

    Die Ukraine dagegen wirft Russland vor, 2014 die Krim in einem Krieg annektiert zu haben.

    Ich sehe da keine Notwendigkeit mich zu hundert Prozent auf eine der beiden Darstellungen festzulegen.

    Warum ist das für dich anscheinend so wichtig, Autogenix?

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (23. Juni 2022 um 10:16) aus folgendem Grund: vorletzter Absatz eingefügt

  • Klar gibt es einen neuen Kriegsbeginn am 24.02. Unzweifelhaft. Aber es gab eben schon Krieg davor zwischen RUS und UA.

    Also nicht ganz so offiziell von russischer Seite.

    Es gibt, bis auf wenige Staaten, die häufig mit Russland stimmen, in der UN eine klare Meinung zur Annexion der Krim. Und sogar eine Resolution dazu, mit den üblichen UN-Rats-Spielchen, Russland hat natürlich Veto eingelegt.

    Und auch zu den Separatisten in der Ostukraine. Die natürlich keine russischen Soldaten waren.

  • Klar gibt es einen neuen Kriegsbeginn am 24.02. Unzweifelhaft. Aber es gab eben schon Krieg davor zwischen RUS und UA.

    Also nicht ganz so offiziell von russischer Seite.

    Es gibt, bis auf wenige Staaten, die häufig mit Russland stimmen, in der UN eine klare Meinung zur Annexion der Krim. Und sogar eine Resolution dazu, mit den üblichen UN-Rats-Spielchen, Russland hat natürlich Veto eingelegt.

    Und auch zu den Separatisten in der Ostukraine. Die natürlich keine russischen Soldaten waren.

    Und ich fürchte auf alle diese Feinheiten wird es sehr genau ankommen, wenn es darum geht erfolgreiche Waffenstillstandsabkommen in Gang zu setzen und zum Abschluss zu bringen. Ganz zu schweigen von einem Friedensvertrag.


    Aber genau da muss der Weg hingehen. Leider sieht es zurzeit nicht danach aus, als seien Waffenstillstandsverhandlungen in unmittelbarer Nähe. Deshalb halte ich die Position, die Ukraine muss siegen und zwar in der Form, dass sowohl die sogenannten Separatistengebiete als auch die Krim hundertprozentig vom ukrainischen Militär kontrolliert wird, nicht für hilfreich.

    Und ich halte auch nichts davon, diese Position sozusagen zur Staatsräson in Deutschland erklären zu wollen. Einem Land, das an diesem Krieg selbst gar nicht beteiligt ist.

  • Tut doch keiner. Bis jetzt höre ich deutsche Politiker nur drauf hinweisen, das es einzig Sache der Ukraine ist, festzulegen, ob, wann und worüber sie verhandelt. Ist schließlich ein souveräner Staat.

    Momentan scheint es so, als wäre die Ukraine lieber erst einmal in einer stärkeren Position als aktuell, bevor sie sich mit Arschlöchern an einen Tisch setzt, die sich dann sowieso nicht an die Vereinbarungen halten.

    Vielleicht sollten Sie mal "Notes on Nationalism" lesen von Georg Orwell.

  • Tut doch keiner. Bis jetzt höre ich deutsche Politiker nur drauf hinweisen, das es einzig Sache der Ukraine ist, festzulegen, ob, wann und worüber sie verhandelt. Ist schließlich ein souveräner Staat.

    Sie sagen, keiner versuche die Bevölkerung dahingehend zu beeinflussen, den Sieg der Ukraine zu einer Art Staatsräson zu erklären? Welche Bedeutung haben dann Aussagen wie „Die Ukraine muss gewinnen“? Das sagte Außenministerin Baerbock am Mittwoch, 1.6.2022, in der ZDF-Talkrunde „Markus Lanz“.

    rnd vom 3.6.22

    Ukraine: Was ist das Kriegsziel? Gewinnen oder sich verteidigen - wie ein Satz zwischen Baerbock und Scholz steht
    Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Er macht sich fest an einem Satz.…
    www.rnd.de

    Oder von Merz:

    Im selben Artikel heißt es:

    "Parteichef Friedrich Merz hilft mit einer Definition aus: „Gewinnen heißt, die Aggression zu stoppen und mindestens bis zur Kontaktlinie vom 24. Februar zurückzudrängen“, sagt er dem WDR."

    Die Kontaktlinie vom 24. Februar ist eine Krim, die sich mit einem umstrittenen Referendum von der Ukraine losgesagt und sich dafür entschieden hat, Mitglied der Russischen Föderation zu werden.

    Und es sind die sogenannten Separatistengebiete im Donbass, die von prorussischen Milizen kontrolliert werden und die Russland am 21.2.2022 als selbstständige Staaten anerkannt hat.

    Über solche Aussagen wird seit Wochen erbittert gestritten in Deutschland. Und Sie sagen: "Tut doch keiner".

    Sicher finden sich auch in dem Buch von George Orwell, "Bemerkungen über Nationalismus" dazu interessante Vergleiche. Das wichtigste aber ist, die aktuellen Hinweise wahrzunehmen, anstatt sie zu ignorieren oder so zu tun, als ob die Außenministerin in einer Fernsehshow ganz und gar persönliche Aussagen macht, die darüber hinausgehend völlig irrelevant seien.

    In Minute 28:50 sagt Baerbock: "Die Ukraine muss den Krieg gewinnen."

    Baerbock bei "Lanz": "Die Ukraine muss gewinnen"
    Außenministerin Baerbock hat sich bei "Lanz" klar zu den Zielen im Ukraine-Krieg positioniert. Sie forderte auch Aufklärung von Kriegsverbrechen.
    www.zdf.de

    Und bitte tun Sie nicht so, als ob Merz mal eben in einem Interview mit der Welt eine belanglose Aussage trifft.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.
    siehe Minute 4:44 in dem verlinkten Video.

    "Es ist in der Tat so: Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen."

    Bei solchen Aussagen ist es nur begrenzt beruhigend zu hören, dass Baerbock in der bereits oben verlinkten Lanz-Fernsehshow immerhin darauf hinweist, dass wir nicht aktiv in den Krieg eingreifen dürfen. (Minute 20:00)

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (24. Juni 2022 um 08:50) aus folgendem Grund: Einen Satz verschoben auf vor den 2. Link, statt dahinter.

  • Das die Ukraine gewinnen muss ist:

    1. die aktuelle, offizielle Linie der Ukraine

    2. für Rest-Europa momentan die einzig vernünftige Option, solange 1.

    Wenn ein Herr Merz dazu weitreichende Meinungsäußerungen zu wie, wann, wo tut, dürfte seiner typischen Überheblichkeit geschuldet sein.

    Immerhin aber war er vor Ort und hat mit dem UA-Präsidenten gesprochen.

  • Ich komm mit dem Wort "gewinnen" nicht klar. Nach meinem Verständnis steht man nach einem Gewinn besser als vorher da. In Anbetracht der angerichteten Zerstörung hat die Ukraine eigentlich schon verloren. Ziele sollten also sein: Putin-Russland muss verlieren, die Ukraine kein Diktat"frieden" unter Russland eingehen, ihre Gebiete zurückerobern und bei all dem möglicht wenig weitere Zerstörung erleiden.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Da hast Du nicht ganz unrecht, aber "Putin muss verlieren" klingt halt sehr viel weniger positiv als "Ukraine muss gewinnen".

    Wobei ich mich frage, wenn man die zerstörten Städte in der Ostukraine anschaut, was will Russland dann mit einem völlig zerstörten Land anfangen. Ohne funktionierende Infrastruktur, kein Strom, kein Wasser, keine Arbeitsplätze, nix mehr. Dazu dann weitestgehend entvölkert.