Woche 2 vom 10. bis 16. Januar 2022

  • Dank Bezahlschranke kann ich leider nicht sehen, was der Faktencheck ergibt.

    Die Schlagzeile klingt jedenfalls ziemlich reißerisch ...

    (S+) Fahrradwege: Der Staat investiert Milliarden – ist das Geldverschwendung?
    In den Ausbau von Radwegen fließt viel Geld. Doch in der dunklen Jahreszeit radelt kaum jemand – so zumindest eine landläufige Vermutung. Ist das Geld also…
    www.spiegel.de
  • Dank Bezahlschranke kann ich leider nicht sehen, was der Faktencheck ergibt.

    Die Schlagzeile klingt jedenfalls ziemlich reißerisch ...

    Das ist echt schlimm. Ich kanns zwar auch nicht lesen, ich bin aber ziemlich sicher, dass im "Faktencheck" nicht erwähnt wird, dass innerörtlicher Radwegbau eigentlich kontraproduktiver Quatsch ist: Mit jedem Meter "Radweg a la Deutschland" verschwindet gleichzeitig die Chance, das Fahrrad dem Auto ebenbürtig zu machen. Sozusagen die konsequente Fortsetzung der bisher erfolgreichen Bemühungen, dem Radfahren etwas exotisches anzuhaften, das auf der Straße (sic) nun gar nichts zu suchen hat.

    Der Städtetag fordert ja inzwischen eine Reform des §45 STVO, "weil auch immer öfter die Benutzungspflicht von guten Radwegen nicht aufrechterhalten werden kann".

    Ich beantrage: Der Bundestag möge beschließen: Das Geld für den Radwegebau soll dazu verwendet werden, die aktuelle Ordnung herzustellen und überall innerorts ein sicheres, gleichberechtigtes Fahren aller Fahrzeuge auf den Fahrbahnen zu ermöglichen.

  • ausm SpiegelOnline:

    Großbritannien stoppt Ausbau »intelligenter« Autobahnen ohne Seitenstreifen

    Futter für die "protected bikelanes!!!"-Rufer :S

    Da baut man also Autobahnen, bei denen der Seitenstreifen "flexibel" und je nach verkehrslage zum Befahren freigegeben wird. Deutschland hat davon auch ein paar kilometer.

    Offensichtlich lässt man diese Autobahnabschnitte in England von Kameras überwachen. Aber:

    Zitat

    ...eine von zehn Überwachungskameras auf den Strecken defekt oder funktionsuntüchtig sei oder in die falsche Richtung ausgerichtet

    ja gut, und wenn man dann natürlich auf dem freigegebenen Seitenstreifen fährt und sich drauf verlässt, dass da gerade kein Fahrzeug herumsteht X/

    Aber nun gut, Sichtfahrgebot hin oder her - auf der Autobahn will ich auch keinen Liegenbleiber auf dem rechten Fahrstreifen haben. :/

  • Aber nun gut, Sichtfahrgebot hin oder her - auf der Autobahn will ich auch keinen Liegenbleiber auf dem rechten Fahrstreifen haben.

    Ich bin sehr viel auf Autobahnen gefahren, der kindliche Drang zum Schnellfahren hat mich immer genervt (Motto: Cruisen statt Rasen). Davor, nicht mehr rechtzeitig bremsen zu können, hatte ich nie wirklich Angst. Eher, dass mir ein Blödmann hinten drauf knallt, wenn ich mal stark abbremsen musste.

    Meine Angst galt immer den plötzlich vom Himmel herunterfallenden Elefanten... Woher auch immer.

  • Aber nun gut, Sichtfahrgebot hin oder her - auf der Autobahn will ich auch keinen Liegenbleiber auf dem rechten Fahrstreifen haben. :/

    Sie sind zwar inzwischen selten, aber es gibt sie noch, die deutschen Autobahnen ohne Seitenstreifen. A65 bei Kandel fiele mir so spontan ein ...

  • Hamburg: Warum benutzt keiner die Radwege im Winter?
    Gähnende Leere dort, wo erst vor ein paar Monaten die „Straße der Zukunft“ errichtet wurde: Auf den neu umgewandelten Radstreifen in der Königstraße, die…
    www.mopo.de

    Das Foto hätte statt mit

    • Auf dem breiten Radweg in der Königstraße sind in den kälteren Monaten nur noch sehr wenige Radler unterwegs.

    durchaus auch mit

    • Auf der breiten Königstraße sind zu vielen Tageszeiten nur sehr wenige Autofahrer unterwegs.

    untertitelt sein können.

  • Weil die Autoindustrie daran mehr verdient ...

    So profan? Früher hieß das "Platz dem Landvogt", als noch alle zur Seite springen mussten, wenn die Kutsche mit dem Typen im Pelzmantel ankam. :)

    Heute müssen sie gar nicht mehr zur Seite springen, weil sie eh immer auf der Seite gehen/fahren müssen.

  • Die wichtigste Frage bleibt unbeantwortet: Warum eigentlich hat ein Auto, in dem nur ein einziges Manschgerl sitzt, mehr Platzanspruch als ein Fahrrad?

    In dem von Yeti dankenswerterweise verlinkten Spiegelartikel heißt es: "»Unser Verkehrsrecht ist von gestern – das Auto steht an erster Stelle, alle anderen Verkehrsarten sind marginalisiert«, sagte ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider. »Diese Unwucht passt nicht mehr in unsere Zeit.« Deutschland hinke im internationalen Vergleich hinterher."

    Abkehr von E-Fuels: Verkehrsminister Wissing warnt vor Kauf von Autos mit Verbrennungsmotor
    Volker Wissing verlässt überraschend die Linie seiner Partei: Der FDP-Minister setzt nun auch voll auf batterieelektrische Pkw und erteilt E-Fuels eine Absage.…
    www.spiegel.de

    Aber was genau ist denn nun die Position des ADFC? Und welche Punkte in der Verkehrsrechtssprechung anderer Länder sind es, die in Deutschland von gestern sind?

    Dazu ein Beispiel ebenfalls von dieser Woche aus Hannover, aus der HAZ vom 10.1.2022:

    ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg
    Monatelang ist die Wülfeler Straße zwischen Hannover und Hemmingen saniert worden – einen separaten Radweg gibt es nun aber immer noch nicht, weil der Weg…
    www.haz.de

    "ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg

    Monatelang ist die Wülfeler Straße zwischen Hannover und Hemmingen saniert worden – einen separaten Radweg gibt es nun aber immer noch nicht, weil der Weg neben der Straße zu schmal ist. Der Fahrradclub ADFC ist entsetzt – die Landesstraßenbehörde spricht hingegen von einer guten Lösung."

    ADFC verärgert: Zwischen Hannover und Hemmingen fehlen 50 Zentimeter für Radweg
    Monatelang ist die Wülfeler Straße zwischen Hannover und Hemmingen saniert worden – einen separaten Radweg gibt es nun aber immer noch nicht, weil der Weg…
    www.haz.de

    Leider ist der gesamte Artikel hinter einer Bezahlschranke, deshalb diese Kurzzusammenfassung:

    Dem ADFC ist der Radweg zu schmal. Es ist ein Zwei-Richtungsradweg auf der von Hannover aus gesehenen rechten Seite der Fahrbahn.

    googlestreetview:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    googlesatellit:

    Dieselbe Stelle auf GoogleSatellit zeigt bereits den renovierten Zustand des Fußweges mit Radverkehrsfreigabe:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    "Nach Einschätzung von Annette Teuber vom ADFC hat dieses Vorgehen System. Der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr fehle es beim Radwegebau an Geld und Personal. Deshalb würden solche Lösungen wie bei Wilkenburg bevorzugt. „Bei einem ganz neuen Radweg dürften sie das so nicht umsetzen. Aber wenn sie in der bisherigen Breite der Straße bleiben, können sie das so machen. Da gibt es eine Klausel.“" (aus demselben Artikel)

    Die Straßenbaubehörde, hier Frau Fundheller, dagegen argumentiert damit, dass ein breiterer Radweg das ganze Bauvorhaben um Jahre verlängert hätte, weil Landschaftsschutzgebiet, private Grundstücke etc. dem im Wege gestanden hätte.

    „Vor dem Hintergrund des Straßenzustandes und der Risiken, die ein solches Planrechtsverfahren birgt, wurde hier zugunsten einer schnellen planerischen und baulichen Realisierung auf eine solche Planung verzichtet“, berichtet Fundheller. Im Ergebnis stehe „eine gut für Fußgänger und Radfahrende nutzbare Nebenanlage zur Verfügung“. Das Land verweist auch darauf, dass diese für Radfahrer „nicht benutzungspflichtig“ sei. Diese dürften also auch auf der Straße fahren.

    Interessant sind ja immer die Dinge, die nicht angesprochen werden in einer solchen Berichterstattung:

    In diesem Fall zum Beispiel:

    Warum, keine Komplettsperrung für privaten KFZ-Verkehr, Freigabe nur für ÖPNV und Versorgungsfahrzeuge sowie betriebliche Zwecke wie Handwerker oder Lieferverkehr mit Sondererlaubnis sowie Fahrradverkehr? Dabei Tempobegrenzung auf eine niedrige Höchstgeschwindigkeit, so dass Fußverkehr und Radverkehr auf der Fahrbahn stattfinden kann. Dann hätte man den Nebenweg ganz der Natur zurückgeben können.

    Oder: Tempobegrenzung, weil mit Fahrradverkehr auf der Fahrbahn im hohen Maße zu rechnen ist, weil die Fahrradfahrer*innen den Fußverkehr nicht stören wollen.

    Oder: Wie hätte der vom ADFC gewünschte breitere Zweirichtungsradweg denn ausgeschildert werden sollen? Die geltende Rechtsprechung hätte den Autolobby-Verband ADAC garantiert dazu veranlasst zu fordern, dass eine Benutzungspflicht anzuordnen sei. Und dass auf der Fahrbahn kein niedrigeres Tempolimit angeordnet wird, als die ohnehin auf Landstraßen generell geltenden Tempo 100.

    Oder: Hätte der ADFC Chancen gehabt im Falle dass ein breiterer Rad- und Fußweg gebaut worden wäre, dass dieser aufgetrennt worden wäre in einen Teil für Radfahrer, der aber nicht benutzungspflichtig ist und in einen Teil für Fußgänger?

    Auf den streetview-Aufnahmen von 2008 der Strecke kann man übrigens sehen, dass der Nebenweg früher als gemeinsamer Fuß- und Radweg ausgeschildert war:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    Es gibt auf den streetview-Aufnahmen auch ein Tempo 70-Schild:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    Das steht allerdings vor eine kurvigen Brückenüberfahrt und gilt vermutlich nur für diesen Brückenbereich.

    Wie die Strecke hinsichtlich Tempobegrenzung heute ausgeschildert ist, steht leider nicht in dem Artikel. Und ich hatte noch keine Gelegenheit, mir das vor Ort anzusehen. Ich vermute, wenn dort Tempo 100 erlaubt ist, dann ist es ziemlich schnuppe, dass dort Radverkehr auf der Fahrbahn stattfinden darf, weil nur wenige Fahrradfahrer*innen davon Gebrauch machen werden, dass sie außer auf dem Fußweg mit Radverkehrsfreigabe auch ganz ordnungsgerecht auf der Fahrbahn fahren dürfen.

    Würde allerdings die Fahrbahn mit Tempo 60 max. ausgeschildert werden. Und würde durch Zusatzschilder darauf hingewiesen, dass Fahrradverkehr auch auf der Fahrbahn stattfindet, dann gäbe es mehr Fahrradfahrer*innen, die die Fahrbahn nutzen würden. Außerdem könnte die Mittelstreifenmarkierung auf den Fahrbahn entfernt werden.

  • "Ich glaube, dass der Radweg oder der Seitenstreifen der sicherste und am besten geeignete Ort ist, wenn UNTER ZEHN Meilen pro Stunde gefahren wird. Bei den niedrigeren Geschwindigkeiten haben Sie Zeit, die Bremsen zu betätigen, wenn Sie eine Tür bekommen und wahrscheinlich Trümmer sehen können, bevor sie Sie erreichen, und Sie behindern den Verkehr nicht. Jedoch, höher als 10, insbesondere wenn mehr als 14 mph, dann müssen die Fahrer Sie als VERKEHR akzeptieren." Dieses Zitat aus dem Link deutet darauf hin, dass der Autor für eine Radverkehrsinfrastruktur plädiert für Fahrradfahrer, die im Bereich um die 10 mph (entspricht 16 km/h) unterwegs sind.

    Das ist der Bereich, mit dem man mit einem Fahrrad als regelmäßiger Fahrradfahrer fährt. (Nicht als jemand, der es mit sportlichen Ambitionen betreibt.) Und es ist vor allem der Bereich, in dem die vielen Menschen Fahrrad fahren würden, die zur Zeit noch nicht oder nur selten oder sehr selten mit dem Fahrrad mobil sind. So gesehen ist der Artikel ein Plädoyer für den Radwegebau, weil damit mehr Menschen zum Fahrradfahren bewegt werden können.

    In dem Artikel heißt es auch: "... insbesondere wenn mehr als 14 mph, dann müssen die Fahrer (gemeint sind Autofahrer) Sie als VERKEHR akzeptieren." Das ist eine nicht ganz unproblematische Aussage, denn sie könnte auch von der anderen Seite aus betrachtet werden und würde dann bedeuten: "Fahrradverkehr unter 14 mph (das sind ca. 23 km/ muss nicht als "VERKEHR" akzeptiert werden und darf deshalb weggehupt werden, bzw. ist auf Radwege zu verbannen.

    Hinweis: Yetis Link hat mich auf die offensichtlich automatische deutsche Übersetzung geführt. Aber so weit ich das englische Original verstanden habe, sind die zitierten Inhalte im Wesentlichen richtig übersetzt.