Mit der örtlichen Lokalpolitik bin ich knappe drei Monate nach dem Umzug in die Hansestadt Lüneburg natürlich noch nicht vertraut und ich kenne mich bislang nur soweit aus, dass hier seit knapp 30 Jahren Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) die Verwaltung leitet. Er kann in diesem Herbst kein weiteres Mal antreten, weil er mit dann 71 Jahren über der Altersgrenze von 65 Jahren liegt. Über seine Leistungen und Positionen vermag ich mir kein Urteil zu erlauben, wenngleich ich den Eindruck habe, dass es hier mit Umwelt- und Klimaschutz und Verkehrswende nicht im Ansatz soweit her ist wie es das knuffige Image Lüneburgs eigentlich vermuten lässt. Darauf hat er als Chef der Verwaltung natürlich nur mittelbaren Einfluss, aber bei mir bleibt das Gefühl, da ginge noch mehr.
Von der langen Liste der Bewerberinnen sind wohl nur noch vier Namen relevant, soweit ich das einschätzen kann:
- Monika Scherf (CDU)
- Pia Steinrücke (unterstützt von der SPD)
- Claudia Kalisch (Grüne)
- Heiko Mayer (parteilos)
Hinsichtlich den für dieses Forum relevanten Themen mit Verkehrswende und Fahrradinfrastruktur sind sich alle sehr einig, da müsse viel passieren, man ist sich sogar so doll einig, dass drei der vier Kandidatinnen auf ihrer Webseite (Kalisch hat offenbar noch keine) ganz viele Fotos von Fahrrädern und Lastenrädern und nachhaltiger Mobilität zeigen.
Aber das hat ja auch Ulrich Mädge in der Vergangenheit gewusst. Trotzdem sind wir hier im Februar überraschend in eine autogerecht ausgebaute Stadt gezogen, die er ja seit nunmal 30 Jahren verwaltet und formt. Ich bin dementsprechend jetzt nicht so richtig zuversichtlich, dass sich künftig viel verändern wird, zumal das die Oberbürgermeisterin nicht selbst entscheidet.
Geradezu ubiquitär in der Hansestadt ist Monika Scherf, die gerade zwei Veranstaltungen zum Thema Straßenverkehr prominent auf Plakaten bewirbt:
Scherf ist mir noch ein Rätsel, denn einerseits macht sie mit der Quote an Fotos, auf denen sie sich mit dem Fahrrad abbilden ließ, meiner eigenen Quote deutlich Konkurrenz, andererseits hat sie für mich den Makel der CDU-Mitgliedschaft, die sich auch auf kommunaler Ebene hinsichtlich einer Verkehrswende eher als hinderlich erwiesen hat. Nun ist Kommunalpolitik immer etwas anderes als Landes- oder Bundespolitik, aber mit meinen Erfahrungen aus Hamburg und Kiel mag ich nicht glauben, dass es in Lüneburg gänzlich anders laufen sollte.
Und dann möchte sie in der morgigen Veranstaltung ausgerechnet mit Marcus Lewe über „Moderne Mobilität für Lüneburg“ sprechen, während sich Lewe wohl gerade freut, sich in Münster nicht mehr allzu sehr mit den Ambitionen einer autoarmen Innenstadt herumschlagen zu müssen.
Vielleicht mag ja der eine oder andere dem Termin beiwohnen?