Radfahren auf Gehwegen

  • Das ist ein Problem, weil sich ja offensichtlich ein Teil der Radfahrer auch nicht wohlfühlt, wenn er auf dem Radweg unterwegs ist. Und das sind imho meistens Leute, die heute schon (viel) Radfahren

    Es spräche aber meiner Meinung nach nichts dagegen die Radwegpflicht generell aufzuheben, dann könnten alle nach Gusto fahren und die Gemeinden wären gezwungen deutlich bessere Radwege zu bauen, um die Radfahrer von der Fahrbahn zu locken.

  • warum sollten die Gemeinden das tun?

    gibt wie so oft push- und pull-faktoren.

    so lange immer schön von der Fahrbahn weg-gepushed wird durch:

    - hupen, belästigen, beleidigen durch Teile des KFZ-Verkehrs

    - Wiederholungen vom gefährlichen Radfahren durch Medien

    - Polizei mit Helmpflicht und pi-pa-po

    da gibt's genug Agitatoren, die so viel pushen, dass du als Gemeinde gar nicht pullen musst.

    Die Leute fahren auf allem, was aussieht, wie ein Radweg.

  • Die Leute fahren auf allem, was aussieht, wie ein Radweg.

    Das klingt jetzt ein bisschen so, als würdest du das den Leuten vorwerfen.

    Dazu folgendes Beispiel aus Hamburg:

    Ich war zufällig dort, wegen einer Geburtstagsfeier in der nahegelegenen Kleingarten-Kolonie und habe dort unter anderem die beiden Aufnahmen gemacht.

    Die Straße heißt Klotzenmoor.

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Ich war samstags um die Mittagszeit dort. Da war nicht viel Verkehr auf der Fahrbahn. Aber die Fahrradfahrer*innen, die mir begegnet sind, die fuhren auf dem Radweg oder direkt daneben auf dem Fußweg, wo sie mir als Fußgänger den Raum streitig machten. Sie fuhren allerdings wirklich sehr vorsichtig und langsam, sodass ich als Fußgänger nicht in Gefahr geriet.

    Ich will da auch keinen der Fahrradfahrer*innen einen Vorwurf machen.

    Dafür aber den Autofahrer*innen, die mit ihren Riesen-Dickschiffen quer zur Fahrbahn parken, dabei den Grünstreifen überparken und mit ihrem Auto den Fahrradweg ganz oder teilweise blockieren.

    Und die Verkehrsbehörden schauen dabei untätig zu.

    Der Fahrradweg ist nicht als benutzungspflichtig ausgeschildert.

    Aber es gibt viele Fahrradfahrer*innen, die ihn gerne benutzen. Deshalb sehe ich die Verkehrsbehörden in der Pflicht, diesen Angebotsradweg zu schützen, auch wenn er eigentlich zu schmal ist. Und auch wenn es erlaubt ist, dass Fahrradfahrer*innen die Fahrbahn benutzen. Das heiße ich ausdrücklich gut, dass Fahrradfahrer*innen die Fahrbahn benutzen dürfen. Aber es darf für die Verkehrsverwaltung keine Ausrede sein, den Angebotsradweg für wildes Parken "freizugeben".

  • Das ist ein Problem, weil sich ja offensichtlich ein Teil der Radfahrer auch nicht wohlfühlt, wenn er auf dem Radweg unterwegs ist. Und das sind imho meistens Leute, die heute schon (viel) Radfahren

    Es spräche aber meiner Meinung nach nichts dagegen die Radwegpflicht generell aufzuheben, dann könnten alle nach Gusto fahren und die Gemeinden wären gezwungen deutlich bessere Radwege zu bauen, um die Radfahrer von der Fahrbahn zu locken.

    Ich sehe da vor allem die Gefahr, dass die Gemeinden darin die Chance sehen, nichts mehr für den Unterhalt von nicht benutzungspflichtigen Radwegen zu tun.

    Dabei will ich gar nicht in Abrede stellen, dass der eine oder andere Angebotsfahrradweg aufgegeben werden sollte, um Grünstreifen und/oder Fußwege zu verbreitern. Aber dann bitte immer in Verbindung mit einer klaren und schlüssigen Aufklärungskampagne und nicht einfach so nach Gusto. Oder so wie im Bünteweg in Hannover. Siehe Fotos!

    Weil es Wurzel-bedingte Unebenheiten im Angebotsfahrradweg gab, wurde der an den schlimmsten Stellen gesperrt.

    Und dass auch ja keiner sagen kann, dass auf diese Sperrung nicht hingewiesen wird, hat die Verkehrsverwaltung rund 400 m vorher einen entsprechenden Hinweis angebracht.

    Immerhin im Bünteweg gilt Tempo 30 und weil in der Regel Rechts vor Links gilt, wird auch meist nicht sehr viel schneller gefahren.

    Aber dann wurde die Strecke Umleitungsstrecke für eine Hauptverkehrsstraße.

    Immerhin galt weiter Tempo 30, aber Rechts vor Links wurde aufgehoben und prompt deutlich schneller gefahren als Tempo 30.

    Radfahrer müssen an der fotografierten Stelle mit der Sperrung auf die Fahrbahn wechseln oder absteigen und vorbeischieben. Das ist nicht die Radverkehrsinfrastruktur, die ich mir wünsche. Möglicherweise wollte die Verkehrsverwaltung damit ein Zeichen setzen: Es ist höchste Zeit, den Radverkehr auf die Fahrbahn zu verlegen und dafür den Grünstreifen zu verbreitern. Aber kommt dieser Appell an?

  • Aber es darf für die Verkehrsverwaltung keine Ausrede sein, den Angebotsradweg für wildes Parken "freizugeben".

    hat die StVB sich dir gegenüber so geäußert?

    Sprich: ist dieser "sonstige Radweg" nun kein sonstiger Radweg mehr, sondern Teil der Parkplatzfläche?

    Denn nur, weil es OWis begangen, OWis nicht geahndet werden, ist das noch lange keine "Freigabe" zum Falschparken.

    aber unabhängig von faktischer nicht-benutzbarkeit wegen "Auto steht drauf".

    Zoom mal im rechten Foto auf die Baumscheibe :rolleyes:

    wer fährt dort? niemand. und das, obwohl kein Auto drauf steht

  • Zoom mal im rechten Foto auf die Baumscheibe :rolleyes:

    wer fährt dort? niemand. und das, obwohl kein Auto drauf steht

    Da fährt niemand weil davor und dahinter der Radweg mit parkenden Autos zugestellt ist. Und weil im Herbst keiner das Laub entfernt hat, das sich am Rand der Baumscheibe ansammelt. Im Frühjahr wurzeln dann Pflanzen darin und nach und nach wächst der Radweg zu. Aber nicht deshalb weil der Fahrradverkehr jetzt die Fahrbahn benutzt, sondern weil der Fahrradverkehr mehr und mehr Richtung Gehweg ausweicht weil der ohnehin schon viel zu schmale Fahrradweg immer schmaler wird. Vor allem von parkenen Autos schmaler gemacht wird.

    hat die StVB sich dir gegenüber so geäußert?

    Sprich: ist dieser "sonstige Radweg" nun kein sonstiger Radweg mehr, sondern Teil der Parkplatzfläche?

    Ich habe noch mal auf google-street-view nachgesehen, und dabei dieses Bild gefunden, dass vom street-view-Auto an der Straße Klotzenmoor aufgenommen wurde in Höhe der Bushaltestelle kurz vor der Einmündung in die Borsteler Chaussee und nicht weit von dem Ort, wo ich meine Fotos aufgenommen habe.

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Im Bereich der Bushaltestelle ist Fahrradfahren auf dem Fahrradweg angeordnet. Und es steht da ein Schild, dass Querparken anordnet. Aus dem geht aber nicht hervor, dass das Querparken auf dem Radweg erfolgen soll. Und für Autos, die keine Riesendickschiffe sind, ist eigentlich auch genug Platz auf dem Grünstreifen und dem Parkstreifen, der einmal zum Längsparken benutzt wurde.

  • Möglicherweise wollte die Verkehrsverwaltung damit ein Zeichen setzen: Es ist höchste Zeit, den Radverkehr auf die Fahrbahn zu verlegen und dafür den Grünstreifen zu verbreitern.

    Da liegt ja die Krux: Es gibt keine Konsistenz.

    In einer 30-Zone hat nichts was zu suchen, was den Eindruck vermittelt, es könnte ein Radweg sein – weil nämlich überall rechts-vor-links gilt und ein zügiges Vorankommen des Autoverkehrs ausdrücklich unerwünscht ist. Da, wo 50 eindeutig vorgesehen (und der Verkehr meist zahlreich) ist, radeln wiederum >95% auf allem was ansatzweise wie ein Geh- oder Radweg aussieht. Und dazwischen gibt es ja nichts… nach unserem Verkehrsminister.

    Also wird eine der beiden Regelungen gedehnt und geknotet um eine "Vorfahrtsstraße 30" zu erzeugen: In der 30-Zone "ausnahmsweise" doch eine Vorfahrt geschaffen oder die Straße (bei nominell weiter 50) so gebaut, dass jeder mit mehr als zwei Gehirnzellen 30 fährt ("Das beste Tempolimit ist die Angst des Autofahrers vor einer Beule"); samt Radfahrern als "rollenden Bremsschikanen" und geparkten Autos als stationären Hindernissen.

  • Da liegt ja die Krux: Es gibt keine Konsistenz.

    In einer 30-Zone hat nichts was zu suchen, was den Eindruck vermittelt, es könnte ein Radweg sein – weil nämlich überall rechts-vor-links gilt und ein zügiges Vorankommen des Autoverkehrs ausdrücklich unerwünscht ist.

    In der Straße Klotzenmoor gilt Tempo 50, nicht Tempo 30!

    Allerdings ist es eine Straße, bei der ich aus dem Bauchgefühl heraus sagen würde, dass da gut Tempo 30 gelten könnte.

    Aber selbst mal angenommen, man würde sich in der Verkehrsverwaltung und der Politik darauf verständigen, dass für die Straße Klotzenmoor Tempo 30 max. gilt oder sie Teil einer Tempo-30-Zone wird:

    Der Aufschrei der Auto-Besessenen wäre so laut, dass bei Politik und Verwaltung die Schere im Kopf zuschnappt, so was auch nur anzudenken.

    Trotzdem da Tempo 50 gilt, wird von der Verkehrsverwaltung nichts getan, um die vorhanden Fahrradwege auch nur instand zu halten. Die Beschaffenheit der Fahrradwege ist so miserabel, dass man die Blauschilder, die es da mal gab, einfach deshalb entfernt hat, dass die Verwaltung die Fahrradfahrer*innen auf Nachfrage die Fahrbahn empfiehlt, und so jede Menge Ausgaben spart, die zur Pflege der Fahrradwege aufgewendet werden müssten. Zum Beispiel sieht man auf dieser Googlestreetview-Aufnahme, dass der Fahrradweg in der Straße Klotzenmoor im Winter nicht geräumt wird:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Was die Konsistenz angeht:

    Es gibt leider nach meiner Beobachtung nur eine Form von Konsistenz: Den Fahrradverkehr (und ÖPNV und Fußverkehr) maximal benachteiligen und ihm nur minimal Raum geben. Den Wünschen der Radfahrer*innen (und ÖPNV und Fußverkehr-Teilnehmenden) hin und wieder mal ein bisschen entgegenkommen, um den Eindruck zu vermitteln, man kümmere sich auch um die Belange dieser Gruppe von Verkehrsteilnehmer*innen. Aber an der absoluten Vorherrschaft des Autoverkehrs nichts ändern.

    Also wird eine der beiden Regelungen gedehnt und geknotet um eine "Vorfahrtsstraße 30" zu erzeugen: In der 30-Zone "ausnahmsweise" doch eine Vorfahrt geschaffen oder die Straße (bei nominell weiter 50) so gebaut, dass jeder mit mehr als zwei Gehirnzellen 30 fährt ("Das beste Tempolimit ist die Angst des Autofahrers vor einer Beule"); samt Radfahrern als "rollenden Bremsschikanen" und geparkten Autos als stationären Hindernissen.

    Wer Auto fährt, hat (von wenigen Ausnahmen, für die der Einsatz eines Autos Sinn macht, z.B. Rettungswagen abgesehen) nicht mehr als zwei Gehirnzellen, sonst würde er kein Auto fahren. Oder er ist von der Autosucht befallen, was eine schlimme Krankheit ist, die weit verbreitet ist.

    Die hohe Zahl der Autosucht-Erkrankten und der große Einfluss der Dealer und Drogenproduzenten, die von dieser Suchterkrankung profitieren, trägt dazu bei, dass Verkehrsräume so gestaltet werden, dass möglichst viele Menschen möglichst ungebremst ihrer Sucht nachgehen können.

    Gibt es denn Beispiele dafür, dass Straßen so gebaut sind, dass der Autoverkehr nicht schneller als 30 fährt, obwohl dort Tempo 50 max. gilt?

    Ich kenne eher Straßen, in denen Tempo 30 gilt, aber trotzdem Tempo 50 gefahren wird.

  • Allerdings ist es eine Straße, bei der ich aus dem Bauchgefühl heraus sagen würde, dass da gut Tempo 30 gelten könnte.

    Breite (zu breite?) Fahrbahn, Mittellinie, Radweg vorhanden, Autos parken neben der Fahrbahn -> soweit eigentlich nichts, was gegen 50 spricht.

    Gibt es denn Beispiele dafür, dass Straßen so gebaut sind, dass der Autoverkehr nicht schneller als 30 fährt, obwohl dort Tempo 50 max. gilt?

    Ganze Menge sogar – bei gepflasterten oder sehr schmalen (~5m) Fahrbahnen geht das fast von alleine. Auch Fahrbahnparken (gerne im Zickzack) oder irgendwelche Einbuchtungen helfen. Für die ganze zähen Fälle gibt's erhaben gebaute Fußgängerquerungen; da fahren auch die Poser nicht schneller drüber. Halt alles, was einem 'ne Beule bescheren kann oder den Eindruck vermittelt, dass man das Schild "30-Zone" nur übersehen hat. Benutzungspflichtige Radwege (die ohne Benutzungspflicht fallen weniger auf), Ampeln zwischendurch oder andere Dinge, die auf hohe Verkehrsaufkommen schließen lassen, sind allerdings Gift.

  • Pärchen biegt auf unsere neue Umweltspur, um dann nach 3-4 Metern schlagartig wieder auf den nebenliegenden Gehweg zu wechseln und sich dort durch die zu Fuß gehenden zu schlängeln. So sehr ist Fahrbahn manchmal Lava.

  • Breite (zu breite?) Fahrbahn, Mittellinie, Radweg vorhanden, Autos parken neben der Fahrbahn -> soweit eigentlich nichts, was gegen 50 spricht.

    Grundsätzlich halte ich es für möglich, dass auf allen Straßen innerorts Tempo 30 max. angeordnet wird. Zum Beispiel Mainz hat das so gemacht mit der Begründung Umweltschutz.

    In Stuttgart gilt auf vielen Hauptverkehrsstraßen (Foto Charlottenstraße) Tempo 40, ebenfalls wegen Umweltschutz.

    Das Problem:

    Ohne rigide Verkehrskontrollen werden solche Tempolimits oft übertreten.

    Dann wird gerne argumentiert, man müsse doch auch durch eine entsprechende Umgestaltung des Straßenraums deutlich machen, dass Tempo-30 gilt. Sonst dürfe man sich nicht wundern, wenn Tempo 50 gefahren wird.

    Das halte ich für absurd.

    Im Fall der Straße Klotzingmoor könnte man m. E. sofort Tempo 30 anordnen, ohne irgendwelche Umbauten vorzunehmen.

    Im Vergleich zu den zahlreichen vier und sechsspurigen Fahrbahnen in Hamburg ist alleine die Tatsache, dass die Straße Klotzingmoor nur einspurig je Richtung ist, Grund genug Tempo 30 anzuordnen. Außerdem dient sie augenscheinlich als Straße, auf die viele kleinere Wohnstraße münden, vor allem dazu, diesen Autoverkehr aus den Wohngebieten herauszuleiten (hineinzuleiten).

    Aber du hast natürlich recht mit deinem Einwand, dass solche Fragen immer in einem Konglomerat von wenn-dann Beziehungen verstrickt sind. Klar kann die Mittelstreifen-Strichlinie entfernt werden. Die ist vermutlich einem Konstrukt geschuldet, in dem die Straße Klotzingmoor als Hauptverkehrsstraße gilt, auf der grundsätzlich immer Mittelstreifen-Markierungen aufgebracht sein müssen.

    Oder nimm diesen Zebrastreifen auf der Straße Klotzingmoor:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Sehr wahrscheinlich gilt auch in Hamburg eine Regelung, die vorsieht, dass auf Tempo-30-Straßen keine Zebrastreifen sein dürfen. Jede Wette, dass es viele Fans dieses Zebrastreifens gibt! Auch oder gerade unter den Fußgängern. Und die fänden es blöd, wenn der wegkäme, weil Tempo 30 auf der Straße Klotzingmoor gelten soll.

    Ein Grundübel bei der Beurteilung der Frage, welche maximalen Höchstgeschwindigkeiten gelten sollen, ist meines Erachtens: Es wird so getan, als sei man es dem Autofahrer schuldig, Straßen so zu gestalten, dass der Autofahrer das "Gefühl" hat, er dürfe nicht schneller als Tempo 30 fahren. Dem halte ich entgegen: Wozu haben Autos einen Tachometer? Wozu haben Navis die Funktion, auf das Überschreiten der geltenden Höchstgeschwindigkeiten hinzuweisen? Wozu haben moderne Fahrzeuge einen Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten (ISA), der so eingestellt werden kann, dass das Fahrzeug nicht schneller beschleunigt als die angeordneten Tempolimits es vorgeben? Nicht zuletzt: Wozu gibt es Tempolimit-Überwachungsanlagen, die man noch deutlich dichter aufstellen könnte?

    Aber selbst wenn Tempo 30 auf der Straße Klotzingmoor gilt. Ich habe die Straße nur am Wochenende gesehen. Wenn dort zu Hauptverkehrszeiten es zu Autoschlangen kommt, dann rechtfertigt auch das einen eigenen Fahrradweg, auf dem man am Auto-Stau mit dem Fahrrad vorbeifahren kann.

    Wenn eine Verkehrsverwaltung aber die Sache so anpackt, dass sie den Menschen erklärt, wenn wir Tempo 30 auf dieser oder jener Straße statt Tempo 50 anordnen, dann werden wir die noch vorhandenen Fahrradwege und vorhandenen Fußgängerüberwege komplett entfernen, dann ist das ein Freifahrtschein für Nicht-tätig-werden. Dann wird auch der noch vorhandene Hochbordfahrradweg den parkenden Autos und wuchernden Büschen überlassen. Ist ja "nur ein Angebotsradweg". Und rechten Populisten werden das ausnutzen: Die sagen dann, die Stadt lasse die Fahrradwege verlottern.

    3 Mal editiert, zuletzt von Ullie (30. Juni 2023 um 13:29) aus folgendem Grund: Bild aus Stuttgart zugefügt

  • Pärchen biegt auf unsere neue Umweltspur, um dann nach 3-4 Metern schlagartig wieder auf den nebenliegenden Gehweg zu wechseln und sich dort durch die zu Fuß gehenden zu schlängeln. So sehr ist Fahrbahn manchmal Lava.

    Es ist nicht jeden*r Radfahrer*ins Sache, sich den Radfahrstreifen mit Omnibussen zu teilen.

    Besonders dann nicht, wenn sich auch noch Autos auf die Umweltspur "verirren":

    Ein Beispiel aus Wiesbaden, wo die Umweltspur als Radfahrstreifen ausgeschildert ist, der für den Omnibusverkehr freigegeben ist.

    Auf manchen Umweltspuren sind darüber hinaus sogar Taxis zugelassen. Und wenn ich mir dann noch eine Umweltspur auf einer mehrspurigen Straße vorstelle, auf der dann eine weitere Spur für den Autoverkehr existiert, dann frage ich mich schon, warum der Verkehrsraum nicht anders aufgeteilt werden kann, nämlich so, dass keine Autos fahren dürfen. :saint: Auf dem Foto aus Wiesbaden siehst du drei Fahrspuren für den Autoverkehr in der einen Richtung, in die ich fotografiert habe, und eine Umweltspur. Und diese Umweltspur teilen sich Fahrradverkehr und Omnibusverkehr.

    Klar ist das ein Vorteil gegenüber der zuvor gegebenen Situation. Da gab es vier Autospuren und die mussten vom Bus und Radverkehr mitgenutzt werden. Das heißt, man musste im Bus oder auf dem Rad zu vielen Tageszeiten mit im Stau stehen.

    Hast du ein Link zu mapillary oder googlemaps, wo du diese Situation mit dem Pärchen beobachtet hast?

    Ich will hier nicht das Fehlverhalten von Fahrradfahrer*innen schönreden, die sich auf den Gehweg "verirren". Aber es erfordert Fahrradfahrer*innen schon eine gehörige Portion Bereitschaft zum Umdenken ab, sich daran zu gewöhnen, die Radfahrspur mit dem Omnibusverkehr zu teilen. Und wenn dann noch Autos die Umweltspur blockieren, dann wird halt auf den Gehweg ausgewichen und das nächste Mal steigen viele gleich gar nicht mehr erst aufs Rad.

    Die Kritik am unerlaubten "Gehwegradeln" ist richtig, aber wenn es nicht gelingt und/oder zu wenig unternommen wird, die missbräuchliche Nutzung von Umweltspuren zu unterbinden, dann braucht man sich nicht wundern, dass es manche Fahrradfahrer*innen nicht so schlimm finden, unerlaubt auf den Gehweg auszuweichen.

  • Im Vergleich zu den zahlreichen vier und sechsspurigen Fahrbahnen in Hamburg ist alleine die Tatsache, dass die Straße Klotzingmoor nur einspurig je Richtung ist, Grund genug Tempo 30 anzuordnen. Außerdem dient sie augenscheinlich als Straße, auf die viele kleinere Wohnstraße münden, vor allem dazu, diesen Autoverkehr aus den Wohngebieten herauszuleiten (hineinzuleiten).

    "Nur einspurig" als Argument für 30 ist aber der speziellen Situation Hamburgs geschuldet – in Lüneburg gibt es keine einzige echte vierspurige Straße (allerdings teils exzessiv lange Abbiegespuren). Abbiegespuren hat Klotzenmoor freilich nicht, aber eben gewaltige Breite (etwas, woran viele dieser Alleenstraßen leiden). Das die Straße ob des Umfeldes nur 30 sein sollte, will ich nicht widersprechen – aber wenn du da nur das Schild änderst, werden die Leute nicht langsamer fahren. Dafür muss man umbauen und eben vor allem die Breite runter.

    Hier mal was ähnliches, wo de facto 30 is, ohne dass man's dran schreibt: https://www.mapillary.com/app/?lat=53.24…51395058&zoom=0

    Wenn die Entfernungsmessung von Google richtig funktioniert, ist die Fahrbahn fast ZWEI METER schmaler. Das ganze ist übrigens die Zufahrt zum Freibad und der Radweg de facto für Kinder <8, damit die nicht die Fußgänger ummähen; ansonsten befährt den keiner freiwillig – einige Stellen sind aber auch zum Testen der Federung zu gebrauchen.

    Zebrastreifen bei 30 sind übrigens kein Problem, nichtmal in 30-Zonen – halte ich aber nix von, weil sie den Eindruck vermitteln, dass Fußgänger nur da queren sollen/dürfen.

  • "Nur einspurig" als Argument für 30 ist aber der speziellen Situation Hamburgs geschuldet – in Lüneburg gibt es keine einzige echte vierspurige Straße (allerdings teils exzessiv lange Abbiegespuren). Abbiegespuren hat Klotzenmoor freilich nicht, aber eben gewaltige Breite (etwas, woran viele dieser Alleenstraßen leiden). Das die Straße ob des Umfeldes nur 30 sein sollte, will ich nicht widersprechen – aber wenn du da nur das Schild änderst, werden die Leute nicht langsamer fahren. Dafür muss man umbauen und eben vor allem die Breite runter.

    Zugegeben, die vielen mehrspurigen Straßen in Hamburg lassen bei einem Besucher schnell den Gedanken reifen, das alles was nur einspurig ist, eigentlich Tempo 30 max. sein müsste.

    Aber gegen die Aussage, dass wer Tempo 30 will, der muss auch dafür die Straßen umbauen, dagegen wehre ich mich.

    Das kann ja kein Mensch finanzieren oder eine solche Maßnahme der Temporeduktion verbunden mit Straßenumbauten dauert Jahrzehnte.

    Und ich sehe da auch objektiv keinen Grund.

    Um mal bei Hamburg zu bleiben: Auf eine der vielen anderen Straßen Hamburgs, von denen viele zweispurig sind, ist mir an einer Stelle ein Tempomessgerät aufgefallen, dass auch bei den Autofahrern gut bekannt sein muss.

    Viele Straßen Hamburgs sind so breit und so ausgebaut, dass darauf gerast wird und zwar deutlich schneller als 50 km/h. An der beschriebenen Stelle mit dem Tempo-Kontrollgerät war es extrem auffällig, dass die Autos rechtzeitig ihr Tempo reduzierten, mit vorgeschriebener Höchstgeschwindigkeit passierten und dann wieder Gas gegeben haben.

    Wenn man das nicht hinnehmen will, dass ständig und geradezu flächendeckend zu schnell gefahren wird, dann müssen die Tempokontrollen intensiviert werden und die Autofahrer dazu "bewegt" werden, ihre Navigationsgeräte so zu benutzen, dass Tempolimits eingehalten werden, anstatt sie so zu benutzen, dass Tempolimits nur an Tempokontrollstellen eingehalten werden.

    Auf keinen Fall dürfen Raser mit der Ausrede davon kommen, es sei ja ganz und gar nicht offensichtlich, dass nicht zu schnell gefahren werden dürfe. Und das gilt für Straßen auf denen Tempo 50 gilt und für Straßen, auf denen Tempo 30 gilt oder eine noch niedrigere Höchst-Geschwindigkeit angeordnet ist.

    Ich finde auch nicht, dass Straßen unter einer großen Breite leiden. Sie leiden viel mehr darunter, dass darauf zu schnell gefahren wird.

    Besonders auffällig ist das Problem bei Fahrradstraßen: Denn viele Fahrradstraßen sind dort eingerichtet worden, wo die Straßen sehr eng sind. Und in Hannover hat sich gezeigt, das diese Enge oft dazu führt, dass Fahrradfahrer nicht mehr nebeneinander fahren können, obwohl doch gerade das ein Plus in Fahrradstraßen ist, dass man als Fahrradfahrer nebeneinander fahren kann. Kommt aber Gegenverkehr in Form eines Autos oder auch von Fahrradfahrern, die ebenfalls nebeneinander fahren, wird es zu eng.

    Ist eine Fahrradstraße breit und ohne Hindernisse, dann wird vom Autoverkehr zu schnell gefahren. Und ist eine Fahrradstraße breit und ohne Autoverkehr (gibt es nur sehr selten, obwohl Autoverkehr in der Fahrradstraße eigentlich nur ausnahmsweise zugelassen werden soll), dann kommt sofort die Autolobby und reklamiert die Freiflächen für ihre immer größer werdenden Straßenpanzer.

    Warum soll langsamer Verkehr nur auf schmalen Straßen möglich sein?

  • Warum soll langsamer Verkehr nur auf schmalen Straßen möglich sein?

    Weil sich in der Praxis ALLE nur soweit an die Verkehrsregeln halten, wie sie davon ausgehen, dass es nicht knallt. Und das durch Überwachung zu lösen kostet mehr als der Umbau – zumal der Zustand der Straße ja auch nur als "Schrott" bezeichnet werden kann und die Geschwindigkeit hier schon fast das kleinste Problem ist. Die Autos parken ohne jeden Sicherheitsbereich im Schlamm und die "Gehwege" sind eine Beleidigung für jeden Fußgänger. Die Querung war übrigens temporär; die beiden einzigen regulären sind wohl 750 m (!) auseinander. Überall sonst muss man sich erstmal durch's Gebüsch auf den Radweg kämpfen und von da an den parkenden Autos vorbei auf die Fahrbahn.

  • Weil sich in der Praxis ALLE nur soweit an die Verkehrsregeln halten, wie sie davon ausgehen, dass es nicht knallt.

    Ich bin der Meinung, dass hier ein nicht unwesentlich relevanter Grund für das Überschreiten der maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 oder auch 50 km/h gerade bei breiten und/oder gerade verlaufenden Straßen völlig übersehen wird: Und zwar ist es die Angst vor dem Hintermann im Kofferraum. Jeder, der sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit hält, fühlt sich doch wohl als Verkehrshindernis, obwohl er natürlich keines ist. Warum schaut man unentwegt in den Rückspiegel, wenn man sich an die zulässige Höchstgeschwindigkeit ganz bewusst halten will? Weil man denkt, dass der Hintermann vor Wut tobt und einem an der nächsten roten Ampel zur Rede stellen wird. Alles schon passiert! Warum wird man unentwegt überholt, wenn man sich an die zulässige Höchstgeschwindigkeit hält? Warum hat man gerade als Fahrschüler ein wirklich schlechtes Gefühl, wenn man wirklich auf Strich 30 oder 50 fährt, wenn man weiß, dass hinter einem die Karawane immer länger wird, was teils sogar den Fahrlehrer nervös macht? Weil man in den Augen der allermeisten Kraftfahrer einfach "zu langsam" fährt. Deswegen schaukeln sich die Kraftfahrer mit ihren selbst zurechtgelegten Geschwindigkeiten bei freier Fahrt gegenseitig auch immer höher, bis ein gewisses Level an Geschwindigkeit erreicht ist, welches gesellschaftlich unter Berücksichtigung des persönlich gefühlten Empfindens für abstrakte Gefahr allgemein akzeptiert wird. Und dieses Empfinden ist in ihren Variationen sehr breit gestreut.

    Oder mal ganz anders gefragt? Vieviel Prozent aller Kraftfahrer hätten wohl auf einer abgesperrten Landebahn, welche ja nun wirklich sehr breit ist und für gewöhnlich auch keine Kurven hat, ein Problem damit, mit genau 30 km/h dort entlang zu fahren, wenn sie denn genau wüssten, dass im selben Zeitraum absolut niemand anderes dort entlangfährt und auch niemand den Fahrweg kreuzt? Meinetwegen das ganze gerne als Versuch eines Experiments. Da dürfte der Anteil derer, die sich dann an die zulässige Höchstgeschwindigkeit halten, wohl erheblich größer sein als im echten Straßenverkehr. Denn all die negativen Einflussfaktoren entfallen hier und der Fahrzeugführer hätte keinen plausiblen Grund, sich dazu gezwungen zu sehen, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten. Obwohl: In Grünwald besitzen manche Fahrzeugführer SUVs, mit denen man gar nicht so langsam fahren könnte, auch wenn man wollen würde. Ich weiß nicht, wo man sowas einkaufen kann...

  • Vieviel Prozent aller Kraftfahrer hätten wohl auf einer abgesperrten Landebahn, welche ja nun wirklich sehr breit ist und für gewöhnlich auch keine Kurven hat, ein Problem damit, mit genau 30 km/h dort entlang zu fahren, wenn sie denn genau wüssten, dass im selben Zeitraum absolut niemand anderes dort entlangfährt und auch niemand den Fahrweg kreuzt?

    Das wäre ja eine ähnlich Situation wie nachts – und da passieren die wirklich eklatanten Verstöße, wo Leute mit 80 über eine rote Ampel brettern ("wird schon keiner kommen").

  • Ich bin der Meinung, dass hier ein nicht unwesentlich relevanter Grund für das Überschreiten der maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 oder auch 50 km/h gerade bei breiten und/oder gerade verlaufenden Straßen völlig übersehen wird: Und zwar ist es die Angst vor dem Hintermann im Kofferraum. Jeder, der sich an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit hält, fühlt sich doch wohl als Verkehrshindernis, obwohl er natürlich keines ist.

    Die Höchstgeschwindigkeit zu beachten erfordert in der Tat wesentlich mehr Charakter als zu schnell zu fahren.

  • Die Höchstgeschwindigkeit zu beachten erfordert in der Tat wesentlich mehr Charakter als zu schnell zu fahren.

    Manchmal, wenn mir einer zu dicht dranklebt, finde ich tatsächlich echt Gefallen daran, mich sehr genau an das Tempolimit zu halten, gerne auch im vbB.

    Dann kann ich mich mal so richtig wie ein A*****ch fühlen, ganz ohne Leuten absichtlich die Vorfahrt zu nehmen und so Geschichten.