Radfahren auf Gehwegen

  • Die Verkehrswende wird nur gelingen, wenn sich jeder weiterhin der Nächste sein kann.

    Der "Wohlfühlfaktor" ist ein Bestandteil der Verkehrsmittelwahl. Wenn jemand sich im Auto wohler fühlt als auf dem Fahrrad, kann das zur Entscheidung führen, mit dem Auto zu fahren statt mit dem Fahrrad. Ganz einfach.

    Und wer bestimmt, unter welchen Umständen man sich wohl zu fühlen hat?

  • ... ("Das beste Tempolimit ist die Angst des Autofahrers vor einer Beule"); samt Radfahrern als "rollenden Bremsschikanen" und geparkten Autos als stationären Hindernissen.

    Das erzähle mal den Leuten bei uns im Ortsbeirat, dass sie als lebende Bremsschikanen aus Fleisch und Blut dienen sollen. Dann kannst Du froh sein, wenn Du die Sitzung überlebst.

  • Und wer bestimmt, unter welchen Umständen man sich wohl zu fühlen hat?

    Zum Beispiel die Entscheider darüber, ob in ÖPNV-Transportmitteln, sprich Bussen und Bahnen, eine leistungsfähige Klimaanlage eingebaut ist, die eine gute Steuerung hat, sodass darin keine Kühlschranktemperaturen mit Eiswinden erzeugt werden, aber eine angenehme Temperatur herrscht, die insbesondere auch Menschen zugutekommt, die von hohen Temperaturen gesundheitlich besonders belastet sind.

  • Und wer bestimmt, unter welchen Umständen man sich wohl zu fühlen hat?

    Der erste Punkt ist nicht das "Wohlfühlen", sondern die Frage, was geht und was geht nicht.

    Motorisierter Individualverkehr geht nicht, wenn jeder mit seinem Auto von zu Hause bis vor die Tür seines Betriebes, seines Einkaufgeschäftes, seiner Kneipe, seiner Bäckerei, seines Fitnesszentrums fahren will, dann geht das nicht. Die Mindesteinschränkung ist der Fußweg von einem mehr oder weniger großen Parkplatz zum Eingang des Geschäftes usw.

    Viele Politiker*innen und Entscheider*innen jedoch tun so, als sei es möglich, dass die völlig unrealistische Erwartungshaltung vieler Autofahrer*innen erfüllt werden könne.

    Um aus dieser Schleife herauszukommen, muss als Erstes ein Einverständnis erzielt werden, dass nicht weiter so getan wird, als sei es möglich alles Autogerecht auszubauen und umzustrukturieren. Weil das oft sehr schwer zu vermitteln ist, wird lieber so getan, als komme es darauf an, für Fahrradfahrer "Wohlfühl-Lösungen" anzupreisen. Zum Beispiel in Form "sicherer Radwege", die bei genauer Betrachtung manchmal gar nicht so sicher sind.

    Aber noch weniger sicher ist es, unkontollierten Autoverkehr und Fahrradverkehr im Mischverkehr zu betreiben. Ich befürchte, es ist eine falsche Hoffnung, anzunehmen, dass der Autoverkehr ganz von selbst Rücksicht auf den Radverkehr nimmt, wenn es keine Fahrradwege mehr gibt.

    Deshalb wird derzeit versucht, den Autoverkehr durch Verkehrslenkungsmaßnahmen auf möglichst wenige breite stark befahrene Straßen zu konzentrieren, die dann mit Radwegen ausgestattet sind.

    Und in anderen Straßen wird nach Möglichkeit Tempo 30 angeordnet und versucht, den Autoverkehr zu minimieren. Beides gelingt oft nur mit mäßigem Erfolg. Es gelingt nicht, Tempo 30 max. anzuordnen und selbst wenn es gelingt, wird schneller gefahren als Tempo 30 gilt. Und der Autoverkehr wird oft nicht weniger, trotz des Versuches, das so zu steuern.

    Ersetze den Begriff "Wohlfühllösung" durch "Schutz-Lösung". Das trifft es wohl eher.

  • Kein leichtes Thema im Stadtverkehr angesichts des Umstands, dass "alle paar Meter" die Türen aufgehen ... Überland mag das anders aussehen ...

    Gerade im Stadtverkehr ist die Klimaanlage wichtig, denn wenn sich die Türen häufig öffnen, dann kommt auch bei warmem Wetter viel warme Luft rein. Dadurch wird allerdings auch die Steuerung der Klimaanlage schwieriger. Den zusätzlichen Energieverbrauch wiederum würde ich für vertretbar halten. Besonders dann, wenn man den Autovergleich macht. Die öffnen zwar nicht so oft die Türen, aber gekühlt werden oft sehr große Innenräume für oft nur eine Person.

  • Besonders dann, wenn man den Autovergleich macht. Die öffnen zwar nicht so oft die Türen, aber gekühlt werden oft sehr große Innenräume für oft nur eine Person.

    naja, ist dann aber auch nur ein Wärmestrahler drin.

    Im ÖPNV hast du zwischen 0 und 100 Wärmestrahler sitzen

    und das Türenöffnen skaliert mit der Anzahl der Wärmestrahler: wenn du schon viele von denen drin sitzen/stehen hast, gehen die Türen noch häufiger auf.

  • Zum Beispiel in Form "sicherer Radwege", die bei genauer Betrachtung manchmal gar nicht so sicher sind.

    Aber noch weniger sicher ist es, unkontollierten Autoverkehr und Fahrradverkehr im Mischverkehr zu betreiben.

    Falsch. Noch kein Unfallforscher konnte bei Risikovergleich zwischen fahrbahnbegleitenden Radweg und Fahrbahn feststellen, das der Radweg objektiv sicherer ist , also Radfahrer ein geringeres Unfallrisko haben. Nur das subjektive Sicherheitsgefühl ist auf Radwegen höher.

  • Nur das subjektive Sicherheitsgefühl ist auf Radwegen höher.

    Und dieses subjektive Sicherheitsgefühl ist so entscheidend, dass es jeden Versuch einer objektiven Überprüfung aussichtslos macht. Wenn eine Straße keinen Radweg hat, ist es ja nicht so, dass die gleichen Leute auf der Fahrbahn radeln – vielmehr meiden viele die Straße dann ganz oder fahren auf dem Gehweg. Und es sind nicht einfach nur weniger, sondern auch andere Radfahrer und das auch noch abhängig von der Straße und der aktuellen Verkehrssituation anders.

  • Falsch. Noch kein Unfallforscher konnte bei Risikovergleich zwischen fahrbahnbegleitenden Radweg und Fahrbahn feststellen, das der Radweg objektiv sicherer ist , also Radfahrer ein geringeres Unfallrisko haben. Nur das subjektive Sicherheitsgefühl ist auf Radwegen höher.

    Kann gar nicht sein. Im LK Fürstenfeldbruck hab ich noch keinen Verbands- oder Stadtrats-Funktionär getroffen, der nicht Stein und Bein geschworen hätte, dass Radfahrer aus Sicherheitsgründen auf der Strasse nichts zu suchen haben... Ausser Autogenix :)

  • 1. Bin ich (noch) kein Funktionär, -> das wolltest doch eigentlich Du machen?

    Und Du täuscht Du Dich. Habe mit Heinz drüber gesprochen, ob er Probleme sieht wegen der St2054 vor deiner Tür und einer privaten Klage des offiziellen Vertreters des VCD in FFB. Und nein, hat er nicht, er war dem Argument, das ich der Stadt versuche zu helfen, rechtssichere Anordnungen zu treffen, sehr aufgeschlossen.

  • 1. Bin ich (noch) kein Funktionär, -> das wolltest doch eigentlich Du machen?

    Äh nein. Ich hatte überlegt, ob man evtl. über den VCD Kontakt zu den anderen drei Fahrradpendlern im LK FFB herstellen und sich ggf. mal austauschen könnte. Unter "Praktikern", locker-lässig bei einem Bierchen. Mit Funktionären wollte ich nie was zu tun haben, schon gar nicht mit Stadträten, die haben ja dafür gesorgt, dass es heute so aussieht.

    VCD-Heinz hat das, glaube ich, nie verstanden, er redet immer von "Aktiven". Ich denke aber, die wirklich Aktiven sind die, die einfach Fahrrad fahren. Mich interessieren keine Wochenend-Ausflugsstrecken, S-Bahnsteige schon gar nicht, und ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe an, irgendwelche "Pläne" oder Fähnchenschwing-Veranstaltungen zu machen.

    Das Thema "Illegalität von Radwegen" interessiert doch da keinen und meinen Vorschlag, die Verkehrsplanungstruppe wegen Verabredung zum Gesetzesbruch bei der Münchner Staatsanwaltschaft als kriminelle Vereinigung anzuzeigen, nimmt auch keiner Ernst.

  • Für Bierchen bin ich jederzeit offen und Robert & Chris auch. Ich hätte noch en Flo an der Hand, der ist auch fleißiger Radlpendler,

    hat aber schon ganz schön geschreckt geschaut bei der Sternfahrt über die Teilnehmer. Da ei kennt er mich.

    Alf würde sich vielleicht auch mal treffen

    Können ja einen Mini-Stammtisch aufmachen

  • Apropos Radfahren auf Gehwegen: In FFB wird ein neuer Stadtteil geplant (Fliegerhorst-Gelände soll "normal" werden). Dafür gibts eine Verkehrsplanung und die sieht tatsächlich überwiegend "gemeinsame Geh/Radwege" vor (lt. Legende).

    Was sagen denn die juristischen Experten zu dem Umstand, dass hier Fahrbahnverbote "im Voraus" geplant werden? Könnte man gegen so eine Planung juristisch vorgehen?

  • Mit Funktionären wollte ich nie was zu tun haben, schon gar nicht mit Stadträten, die haben ja dafür gesorgt, dass es heute so aussieht.

    Was meinst du denn, wer etwas dafür tun kann, dass es anders aussieht, als es heute aussieht? Man kann sicher einiges an gewählten Stadträten vorbei bewirken, über Gerichtsentscheidungen zum Beispiel. Aber im Prinzip gilt in einer Demokratie, dass Entscheidungen von gewählten Vertretern in den Parlamenten getroffen werden. Deshalb halte ich es für richtig und wichtig, mit gewählten Vertretern in den Kommunalparlamenten Kontakt zu halten oder sich selbst zur Wahl zu stellen.

  • Aber im Prinzip gilt in einer Demokratie, dass Entscheidungen von gewählten Vertretern in den Parlamenten getroffen werden.

    Nicht, wenn diese Entscheidungen gegen geltendes Recht verstoßen.

    Dieses "Argument" mit demokratischer Entscheidung höre ich immer wieder. Da könnten die gewählten Vertreter ja auch demokratisch beschließen, dass am nächsten Sonntag nach der hl. Messe der Dorfdepp gelyncht wird. Kein Problem, wenn die Mehrheit dafür ist...

  • Nicht, wenn diese Entscheidungen gegen geltendes Recht verstoßen.

    Dieses "Argument" mit demokratischer Entscheidung höre ich immer wieder. Da könnten die gewählten Vertreter ja auch demokratisch beschließen, dass am nächsten Sonntag nach der hl. Messe der Dorfdepp gelyncht wird. Kein Problem, wenn die Mehrheit dafür ist...

    Nur noch auf einer Seite darf geparkt werden.

    Dass die Entscheidungen gewählter Vertreter bisweilen gegen geltendes Recht verstoßen, ist richtig. Aber Parlamente sind die gesetzgebende Gewalt. Gerichte prüfen einerseits, ob bestimmte Entscheidungen gegen geltendes Recht verstoßen. Dann müssen Entscheidungen zurückgenommen werden oder die entsprechenden Gesetze geändert werden.

    Gerichte entscheiden aber auch, ob Gesetze gegen Grundrechte verstoßen. Da ist es dann schon deutlich schwieriger, für das Parlament geltende Gesetze zu ändern.

    Ein Beispiel, das hier gerade in Hannover aktuell ist:

    Schilder umgelegt: Widerstand in Hannovers Zooviertel gegen Parkverbote
    Um Platz auf den Gehwegen zu schaffen, hat die Stadt Hannover in Straßen im Zooviertel die Hälfte der Parkplätze gestrichen. Anwohner sind verärgert - und…
    www.haz.de

    Leider ist der ganze Artikel hinter einer Bezahlschranke, aber der Titel und das Bild sind schon sehr aussagekräftig:

    Schilder umgelegt: Widerstand in Hannovers Zooviertel gegen Parkverbote

    In dem Artikel steht, dass Anwohner gegen die Entscheidung der Verwaltung, nur noch einseitiges Parken zuzulassen, klagen wollen. Hier geht es also noch gar nicht einmal um eine Entscheidung des Stadtparlamentes, sondern um die Entscheidung der Verwaltung, mit einem gewählten Bürgermeister an der Spitze.

    Ich hoffe sehr, dass das Gericht die Entscheidung der Verwaltung bestätigt!

  • jein.

    Bebauungsplan? dann per Einwendung bei öffentlicher Auslegung

    Wobei eigentlich Beschilderung von Radwegen nicht Teil der Festlegungen ist. :/

    Es ist Teil des "Verkehrsentwicklungsplans der Großen Kreisstadt Fürstenfeldbruck" unter Mitwirkung allerlei externer Dienstleister. Auf Nachfrage meinte eine Stadträtin, die eingezeichneten gemeinsamen Geh/Radwege seien nur "Platzhalter".

    Ich frage mich, welchen "Platzhalter" man genommen hätte, wenn dort eine Kirche gebaut werden sollte. Einen Scheiterhaufen?

  • Eigentlich sollte es Teil der Planung sein, welche Straßen Durchgangsstraßen sind – auf denen man zumindest den Platz für *getrennte* Geh- und Radwege einplant – und welche 30-Zonen sind, wo ein reiner Gehweg (wenn überhaupt) reicht.