Corona und öffentliche Verkehrsmittel

  • Wenigstens im öffentlichen Nahverkehr in Schleswig-Holstein gibt es keine Abstandsregelungen:

    In Bussen und Bahnen reichten ja auch schon zwei oder vier ungünstig platzierte Fahrgäste aus, um eine Benutzung der Fahrzeuge für weitere Fahrgäste zu unterbinden.

    Zugegeben, in dem von dir zitierten Absatz steht der Satz: "Auch dann können Sie einsteigen - einen vorgeschriebenen Mindestabstand gibt es im Nahverkehr nicht."

    Allerdings gibt es dann auch noch einige Corona-bedingte Zusatzaufforderungen, zum Beispiel diese:

    "Meiden Sie die Hauptverkehrszeit und fahren Sie früher oder später als sonst üblich, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben.

    Ist ein Bus so gut besetzt, dass eine Abstandswahrung nicht mehr gewährleistet ist, prüfen Sie, ob Sie den nächsten Bus abwarten können." https://www.nah.sh/de/themen/neuigkeiten/hinweise-zu-corona/

    Eine telefonische Nachfrage meinerseits bei der Üstra, Hannoversche Verkehrsbetriebe AG, ergab, dass die Abstandsregel unverändert in Kraft ist. Man wird auch die nächsten Wochen wieder zusätzliche Fahrzeuge einsetzen (wo es geht Dreiwagenzüge statt Zweiwagenzüge usw.), auch wenn die Anzahl der Fahrgäste immer noch deutlich niedriger ist als früher.

    Möglicherweise ist das einer der vielen Punkte von Bundesländer-Differenzen, die eher ärgerlich sind, als dass man ihnen noch irgendwie einen Sinn abgewinnen kann.

    Bei Bussen und Bahnen im Nahverkehr allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zum Flieger: Die Verweildauer ist in der Regel geringer. Andererseits ist die Verweildauer im Flieger bei einem Inlandflug im Vergleich zu einer Zugfahrt für dieselbe Strecke geringer. Gilt dort im Fernzug eigentlich auch die Maskenpflicht? Fernzugfahrten finden ja nach wie vor statt, aber es dürften doch vermutlich nur relativ wenige Fahrgäste mitfahren?

    Und ist vielleicht gar nicht so sehr der ÖPNV betroffen von einem Umsatzrückgang auch perspektivisch, weil dort ja nur kurze Verweildauer. Sondern vielleicht der Schienenfernverkehr, weil dort höhere Verweildauer auch höhere Verweildauer als im Flieger?

  • Ich bin am Sonntag plötzlich nach acht Wochen Abstinenz plötzlich wieder in der Bahn gelandet. Das war auch gar nicht so leicht, denn der erste Nahverkehrszug war halb voll, was in Zeiten wie diesen bedeutet: „Hallo! Bitte nicht einsteigen! Hallo! Hallo!“ Mit dem Rad hatten wir sowieso keine Chance, also wurden wir zusammen mit ein paar anderen Fahrgästen auf den nächsten Zug eine Stunde später vertröstet.

    Das ist natürlich überhaupt keine Alternative, denn niemand wird das Risiko eingehen wollen, an einem Unterwegsbahnhof mit Stundentakt und einem kleinen, zur Seite offenen Wartehäuschen artig eine Stunde auf den nächsten oder womöglich noch eine weitere Stunde auf den übernächsten Zug zu warten. Die Pünktlichkeit im schleswig-holsteinischen Nahverkehr ist bei der Nordbahn mit ihren LINTs sowieso ein Thema für sich, da hat bestimmt keiner Lust, sich jetzt noch an der Pandemielotterie zu beteiligen und auf einen Zustieg zu wetten.

    Tja — ist halt echt übel.

    Der Fahrgastverband Pro Bahn meint momentan, dass das Ansteckungsrisiko in der Bahn eher nicht so schlimm wäre, während anderswo immer wieder das Ansteckungsrisiko bei langen Aufenthalten innerhalb geschlossener Räume thematisiert wird.

    Und während wir uns momentan ziemlich gut darin gefallen, dass Ende der Bahn herbeizuschreiben, beziehungsweise das Ende der Bahn von Seiten der Politik offenbar als nicht allzu großer Verlust einkalkuliert wird, gibt es für den hinsichtlich des Tourismus’ wesentlich relevanteren Flugverkehr natürlich längst entsprechende Konzepte: Abstand auf Flughäfen und eine ordentliche Durchlüftung der Kabine. Für einen Moment dachte ich mir, das müsste doch in der Bahn ähnlich funktionieren, dann fiel mir aber ein: Höhöhö. Selbst die modernen Züge, die vor kurzer Zeit aus den Fabriken gerollt sind, wurden noch nicht durchgängig mit einer Klimaanlage und dem damit verbundenen Belüftungssystem ausgestattet, beziehungsweise müssen Klimaanlage und Heizung ja auch noch funktionieren, was ja bekanntlich nicht immer selbstverständlich ist.

  • Wenn die Umluft macht ja. Wenn aus den Düsen ausschließlich von außen angesaugte Luft kommt, sollte eine ordentlich aufgedrehte Lüftung das ganze tatsächlich recht sicher machen. Dann wird da auch nix verteilt.

  • So eine ordentliche Lüftungs- und / oder Klimaanlage verteilt die Tröpfchen dann sicherlich gleichmäßig im gesamten Flugzeug / Waggon.

    Entschuldige, dass ich das so deutlich sage, aber die Behauptung eine Klimaanlage würde alles nur noch schlimmer machen, ist wirklich Unfug und gehört ganz tief in die Mottenkiste. Tatsächlich habe ich das Thema Klimaanlage in Bussen und Bahnen in Hannover bei verschiedenen Gelegenheiten schon öffentlich angesprochen . Leider ist es mir aber immer wieder passiert, dass andere Bus- und Bahn-Fahrgäste mir widersprochen haben, mit der Behauptung, eine Klimaanlage sei eine Virenschleuder, oder man bekäme dann einen steifen Nacken. Oder, und das fand ich dann ganz schlimm, eine Klimaanlage sei doch Energieverschwendung. Vertreter der Verkehrsunternehmen berufen sich gerne darauf, dass in Stadtbussen eine Klimaanlage nicht funktionieren könne, weil die Türen so oft öffneten. Kleiner Trost in Corona-Zeiten: Das häufige Öffnen der Türen sorgt dann hoffentlich auch für viel frische Luft in den Fahrzeugen.

    Letztlich ist auch dieses Argument, die Klimaanlage funktioniere nicht, wenn die Türen häufig öffneten, nur ein vorgeschobenes Argument. Tatsächlich scheuen die Nahverkehrsunternehmen die Kosten, weil eine solche Klimaanlage leistungsstärker sein muss und deshalb teurer wird als eine normale Klimaanlage.


    Viel frische Luft in den Fahrzeugen, das geht auch ohne Klima-Anlage, wenn es möglich ist, die Fenster zu öffnen. An den Fahrzeugen in Hannover sind die Fenster sowohl in der Stadtbahn als auch in den Bussen so angebracht, dass es nicht möglich ist, einen maximalen Durchzug zu erreichen. Direkt gegenüber liegen keine Fenster, die sich öffnen lassen. Man kann die Fenster Abschnittsweise entweder auf der ein oder auf der anderen Seite öffnen. So wird ein sehr starker Durchzug, der unangenehm werden könnte, verhindert.

    Trotzdem ist es so: Wenn du versuchst im Omnibus oder der Straßenbahn ein Fenster zu öffnen, dann tust du gut daran, vorher andere Fahrgäste schonend darauf vorzubereiten. Sonst ruft dir unweigerlich jemand zu: "Lass gefälligst das Fenster zu!" oder Ähnliches. Besser ist es zunächst das Vorhaben anzusprechen, so wie ich es weiter oben schon beschrieben habe. Und in der aktuellen Situation hilft bestimmt auch ein Hinweis darauf, dass die Viren-Belastung effektiv vermindert wird, wenn die Fenster geöffnet sind.

  • Luftfluss nur von oben nach unten,vergleichbar mit einem OP Saal:

    https://www.aerotelegraph.com/warum-man-sich…-anstecken-kann

    Vielen Dank, David Scott, für deinen Link.

    Was ich sehr bezeichnend finde:

    Auch im Flugzeug gibt es die Vorbehalte der Passagiere gegen Klimaanlagen, genau wie in öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber im Flugzeug käme keiner auf die Idee, dass man ja auch zur Luftverbesserung die Fenster öffnen könnte. Darum sind die Luftfahrtgesellschaften so wie es der von dir verlinkte Artikel zeigt, sehr daran interessiert, die einwandfreie Funktion ihrer Anlagen herauszustellen.

    Und daran sollten eigentlich auch die Nahverkehrsunternehmen interessiert sein. Aber dort ist das Thema schwerer vermittelbar. Denn wenn es angesprochen wird, habe ich häufig erlebt, dass ganz schnell sich Diskussionsteilnehmer zu Wort melden, die sämtlich Bemühungen um gute und ausreichend dimensionierte Klimaanlagen sofort beiseite schieben mit Argumenten wie, die fallen doch sowieso ständig aus, die seien doch dann sowieso immer falsch eingestellt oder das seien reine Energiefresser.

    Wenn du gute und ausreichend dimensionierte Klimaanlagen im ÖPNV zum Standard machen willst, dann wirst du das vermutlich gegen den Willen vieler Fahrgäste durchsetzen müssen. Und jede Panne wird mit Argusaugen verfolgt und zum typischen "ÖPNV-Totalversagen" hochgespielt.

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

    Leider weiß ich nicht, wie sehr man solchen Aussagen wie denen in dem von dir verlinkten Artikel, über die besonders hohe Qualität der Klimaanlagen in Flugzeugen, vertrauen kann und wie effektiv das Kontrollwesen in diesem Bereich ausgestattet ist. Auch weiß ich nicht, ob in Omnibussen und Straßenbahnen, oder Nah- und Fernverkehrszügen mehr oder weniger streng kontrolliert wird als in Flugzeugen.

    Leider weiß ich aus eigener Anschauung, dass es in Zügen (dann aber meistens nur in einzelnen Wagen), zu Ausfällen der Klimaanlage kommen kann , was ja auch Malte schon beschrieben hat. Ob es auch in Flugzeugen zu Ausfällen- oder Teilausfällen kommen kann, weiß ich leider nicht.

    Mein Gefühl ist: In Bezug auf den ÖPNV wird über Klimaanlagen mehr in der Form gesprochen und berichtet, dass es ein Glücksfall sei, wenn sie mal funktioniert. Aber dann auch oft in der Form, dass das im Grunde genommen nicht weiter schlimm sei, weil es sich beim öffentlichen Personen Nah- und Fernverkehr ohnehin um eine Arme-Leute-Transportmittel handele.

    Bei Flugzeugen wird da wertschätzender berichtet, was man auch an dem von dir verlinkten Artikel erkennen kann.

    Und noch ein kleiner Seitenhieb in Richtung Radfahrerschaft: Es gibt einige Radfahrer*innen, wie viele es letztlich sind, das ist vermutlich schwer zu erfassen, die sich immer wieder sehr abfällig über den ÖPNV äußern. Und genau diese Gefahr sehe ich in der aktuellen Situation einmal mehr gegeben. Deshalb möchte ich alle bitten sehr genau abzuwägen bei der Frage, welche Vorteile Radfahren gegenüber dem ÖPNV hat. Zur Zeit ist es Frühling, der Sommer kommt mit Macht und Appelle, das Fahrrad aus dem Keller zu holen, kommen gut an.

    Die meisten ÖPNV-Nutzer aber, die in der kalten Jahreszeit häufiger den ÖPNV nutzen, haben aber ohnehin schon, das Fahrrad rausgeholt. Aber es kommt irgendwann auch wieder der Winter, möglicherweise eine zweite Infektionswelle und dann ist es wenig hilfreich, wenn der ÖPNV möglicherweise zu Unrecht als gefährliche Infektionsquelle gebrandmarkt wird. Zumal zuverlässige Erkenntnisse dazu bislang ausstehen.

  • Im Flugzeug oder im ICE ist das aber schwierig, das Fenster zu öffnen :)

    Dass die Klimaanlage im Flugzeug aufgrund der Luftführung eher als unproblematisch anzusehen ist, hat David Scott oben mit dem Link richtig gestellt

    Ja im ICE ist es genau wie im Flugzeug nicht möglich, dass Fenster zu öffnen.
    Aber im Flugzeug sieht das jeder sofort ein, dass es nicht möglich ist, dass Fenster zu öffnen.

    Im Schienennahverkehr dagegen, aber selbst auch im Schienenfernverkehr gibt es viele Fahrgäste, die meinen, es sei ohnehin Quatsch, dass es Klimaanlagen gäbe, früher habe es in den Eisenbahnwagen Fenster gegeben, die sich öffnen ließen und sowieso sei früher alles besser gewesen.

    Und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es ein echter Kraftakt ist, gegen solche "Scheißhausparolen" anzureden.

    Das fängt schon damit an, dass mit den höheren Geschwindigkeiten, die Züge heute fahren, ein Öffnen der Fenster nicht mehr möglich ist. Aber kaum hast du das ausgesprochen, wird dir entgegengehalten, die Bahn komme doch sowieso immer zu spät, das mit den hohen Geschwindigkeiten könne also gar nicht zutreffen.

    Ich sage dir: Eine Pudding an die Wand zu nageln ist ein Kinderspiel im Vergleich dazu, einen Eisenbahnfahrgast mit technischen Innovationen im Eisenbahnwesen vertraut zu machen.

    Lese dir mal diesen Bericht durch, in dem beschrieben wird, wie es einst war mit dem "Airbus der 20er-Jahre" zu reisen: "Nachdem nun die Passagiere in der engen - aber gemütlichen - Kabine Platz genommen haben, ihr Handgepäck (einen Unterflurfrachtraum wie in modernen Jets gibt es bei der Ju 52 nicht) in den Netzen über ihren Sitzen verstaut haben, und die Einstiegstüre geschlossen wurde, beginnt die mitreisende Flugbegleiterin über die Sicherheitsvorschriften und - damals noch viel wichtiger als heute - über den korrekten Gebrauch der Spucktüten zu informieren. Da man bei der Ju 52 die Fenster tlw. öffnen kann, werden die Passagiere auch darüber informiert, dass es nicht die „feine englische Art“ sei, die benutzten Spucktüten einfach aus dem Fenster zu werfen und gebeten, diese doch nach der Landung fachgerecht zu entsorgen." https://www.austrianwings.info/2009/02/ein-flug-in-der-tante-ju/

    Die Ju 52 hatte übrigens eine Reisegeschwindigkeit von 150 bis 180 km/h. Und die JU 52 flog im Sichtflug, Reisehöhe ca. 1500 Meter.

    Erstaunlich ist allerdings. Auch heute noch gibt es zahlreiche Menschen, die viel Geld zu zahlen bereit sind, um mit einem so alten Flugzeug fliegen zu können, obwohl es in jüngster Zeit gefährliche Unfälle gab.

    Da fahre ich doch lieber historische Eisenbahnen. Dabei ist mir übrigens aufgefallen: Wenn du das Fenster aufmachst und Pech hast, dann wehen dir die Qualmwolken der Lokomotive ins Abteil.

  • Entschuldige, dass ich das so deutlich sage, aber die Behauptung eine Klimaanlage würde alles nur noch schlimmer machen, ist wirklich Unfug und gehört ganz tief in die Mottenkiste.

    Gegenmeinung 1:

    https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/26/7/20-0764_article

    Klimaanlagen bzw. in dem Fall Lüftungsanlagen erzeugen einen konstanten Luftstrom. Die Viren breiten sich in Richtung des Luftstroms aus. Die Menschen bleiben aber i.d.R. stehen/sitzen und so reicht der Mindestabstand nicht aus.

    Gegenmeinung 2:

    https://academic.oup.com/aje/article/173/2/127/99316

    Es gibt einen Zusammenhang zwischen Luftfeuchtigkeit und Reproduktionszahl. Klimaanlagen reduzieren die Luftfeuchtigkeit.

  • Auf der Internetseite haustec.de vom 06.05.2020 gibt es einen Artikel, der betont, dass Klimaanlagen ohne Bedenken betrieben werden können. Allerdings weist der Artikel auch darauf hin, dass die Filtertechnik vorschriftsmäßig gewartet werden muss. Und dass Raumluft nicht von einem in einen anderen Raum geleitet werden darf, was allerdings bei vorschriftsmäßig eingebauten Klimaanlagen nicht der Fall ist. siehe: "Darf man in Zeiten von Corona eine Klimaanlage betreiben?" https://www.haustec.de/klima-lueftung…nlage-betreiben

    Ob eine hohe Luftfeuchtigkeit tatsächlich die Ausbreitung von Viren erschwert ist zumindest umstritten: "Forscher der University of Pittsburgh haben hingegen bereits vor anderthalb Jahren erklärt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Luftfeuchtigkeit und der Aktivität von Viren gebe. Einer Studie der Wissenschaftler zufolge schützt eine Art Schleimschicht Viren in der Luft – die Luftfeuchtigkeit spiele dabei laut der Tests keine Rolle."

    https://www.ingenieur.de/technik/fachbe…ung-eindaemmen/

    Aber mal abgesehen davon. Besonders im Winter entsteht in Räumen ein sehr trockenes Klima, weil die Räume beheizt werden. (Auch dann wenn sie ohne Klimaanlage beheizt werden.) Im Sommer dagegen kann tatsächlich die Klimaanlage die Luft austrocknen, so dass unabhängig von der Virenfrage kein gesundes Raumklima mehr gewährleistet ist. Deshalb sind gute Klimaanlagen mit Luftbefeuchtern ausgestattet, die eine optimale Luftfeuchte gewährleisten.

    Die Qualität der Klima-Anlage ist eben immer auch eine Kostenfrage. Leider gilt im ÖPNV häufig das Billigste ist grad gut genug. Und so fahren auf manchen Omnibuslinien heute noch Uralt-Omnibusse, die nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen. Besonders augenfällig wird das bei der Frage barrierefreier Einstieg. Und gerade im Schülertransport ist häufig zu beobachten, dass dort sehr alte Fahrzeuge eingesetzt werden. Das halte ich für eine Katastrophe, weil damit dann natürlich schnell das "Elterntaxi" mit solchen Beobachtungen legitimiert wird.

    Überhaupt halte ich das meiste von dem was im Zusammenhang mit der Corona-Infektionsgefahr vorgebracht wird, um den ÖPNV madig zu machen, für Legitimationsversuche derjenigen, die das Verkehrsmittel Auto schönreden wollen. Was die Autos angeht, gibt es übrigens keine so laute, oft plakative und häufig genug unzutreffende Vorwürfe gegen Klimaanlagen. Und die Ausstattung von PKW's mit Klimaanlagen ist heutzutage Standard: "92 Prozent der im Jahr 2018 erworbenen Neuwagen waren mit einer Klimaanlage ausgestattet. Bei den erworbenen Gebrauchtwagen waren dies 88 Prozent."

    https://de.statista.com/statistik/date…it-klimaanlage/

    Trotzdem ist es natürlich richtig, immer wieder auf die Wichtigkeit der Abstandsregel hinzuweisen und in diesem Zusammenhang den Einsatz zusätzlicher Fahrzeuge und die Verstärkung von Linien einzufordern und diese Forderung umzusetzen. Damit kann langfristig mit Blick auf Nach-Corona-Zeiten die Attraktivität des ÖPNV deutlich gesteigert werden. Klar kostet das Geld, aber hier wäre es zumindest richtig angelegt, anstatt es für Kaufprämien für Autos zu verschwenden.

    Genau so wie es jetzt wichtig ist, die Fahrradinfrastruktur zu verbessern, auch wenn dafür Autofahrspuren zurückgebaut werden müssen. Aber das diskutieren wir ja hier schon im Forum an anderer Stelle.

  • Boah.

    Jetzt üben wir mal zusammen Medienkompetenz.

    Vorgetragene Quellen für "Klimaanlage Problematisch" waren das "Centre for Disease Control and Prevention" und das "American Journal of Epiodemiology".

    Von Ullie vorgetragene Gegenmeinungen sind aus dem "Haustec" - einer Webseite für Sanitärinstallateure, das Sanitär und Lüftungshandwerk und Werbung für World-of-Warships und "Ingenieur.de", einer Karriereberatungsseite für Ingenieure.

    Lassen Sie sich die Heizungsinstallation auch vom Urologen machen, weil beide mit Abwasser arbeiten? Oder die Elektroinstallation am Sicherungskasten vom Gärtner? Holla die Waldfee - kein Wunder dass Falschinformationen durch die sozialen Medien geistern.

  • Man kann pauschal nicht sagen, ob Klimaanlagen gut oder schlecht sind. Das hängt eben von einigen Faktoren ab:

    -Umluft oder ausschließlich frische Außenluft? Wenn ersteres: Außreichende Filtertechnik?

    -Luftfluss im Innenraum: Vertikal von oben nach unten (gut) oder quer durch den Raum (nicht gut und kann zur Virenschleuder werden).

    -Außreichende Wartung der Klimaanlage: Wenn man in der Klimaanlage Schimmel- und Bakterienpiotope züchtet ist das was da rauskommt nunmal eher ungesund.

    Zum Thema Notwendigkeit von Klimaanlagen: Zum Zweck des Pandemieschutzes braucht man eigentlich gar keine komplette Klimaanlage mit Wärmepumpe etc. Da reicht im Prinzip eine funktionierende Lüftung, eine zusätzliche Kühlung der Luft bringt in der Hinsicht keinen Vorteil, sondern erhöht höchstens den Komfort (wobei auch das Geschmackssache ist).

  • Nbgradler: "An haustec.de arbeiten wir alle zusammen und gemeinsam mit unseren Kollegen der Fachmedien aus dem Gentner Verlag." So steht es auf der Seite "Das sind wir" auf der von mir zitierten haustec-Seite.

    https://www.haustec.de/management/team-haustecde

    Der Gentner-Verlag wiederum ist ein durchaus renommierter Verlag, der unter anderem das "Ärzteblatt Baden-Württemberg" und die Fachzeitschrift "ASU Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin" herausgibt. Jedenfalls kein Verlag, bei dem zu befürchten ist, dass er grob fahrlässig irgendwelche fakenews verbreitet.

    Die andere von mir zitierte und von dir als verdächtig eingestufte Quelle ist: https://www.ingenieur.de/technik/fachbe…ung-eindaemmen/

    http://www.ingenieur.de wird herausgegeben von VDI Fachmedien. "VDI-Fachmendien ist ein deutscher Fachzeitschriftenverlag. Er wurde 1997 unter dem Namen Springer-VDI-Verlag als gemeinsames Unternehmen von Springer Verlag und VDI Verlag gegründet." https://de.wikipedia.org/wiki/VDI_Fachmedien

    Man kann vielleicht daran kritteln, dass auf den http://www.ingenieur.de-Seiten extrem arbeitgeberfreundlich berichtet wird. Aber wo genau siehst du da einen Anlass das anzuzweifeln, was da in Zusammenhang mit Corona berichtet wird, nämlich dass es unter Medizinern einen Streit darüber gibt, wie stark trockene Luft die Weitergabe von Corona-Viren begünstigt?

    Aber selbst wenn das nicht ganz klar ist, dass trockene Luft die Weitergabe der Corona-Viren begünstigt. Ich hatte doch ausdrücklich geschrieben, dass das letztlich keine Rolle spielt, wenn die Klimaanlage dazu benutzt wird, eine optimale Raumfeuchte zu gewährleisten.

    Ich habe übrigens nicht beobachten können, dass auf haustec.de Werbung für World-of-Warships gemacht wird. Aber solche Werbeeinblendungen sind ja auch nicht immer überall gleich. Das heißt es kann sein, dass bei dir auf deinem Bildschirm zu einem bestimmten Zeitpunkt dafür Werbung gemacht wurde, bei mir aber eine andere Werbung lief. Zur Zeit ist es übrigens gerade Werbung für "Die Gelben Seiten" und für die "VGH-Versicherung".

  • Nbgradler: "An haustec.de arbeiten wir alle zusammen und gemeinsam mit unseren Kollegen der Fachmedien aus dem Gentner Verlag." So steht es auf der Seite "Das sind wir" auf der von mir zitierten haustec-Seite.

    https://www.haustec.de/management/team-haustecde

    Ist nicht Dein Ernst, oder?

    Diese Webseite ist eindeutig mehr ein Verkaufsportal als ein neutrale Informationsquelle. Das sieht man eigentlich auf den ersten Blick.

    Der Verlag versucht ja nichtmal, seriös zu wirken. Gleich auf der Homepage steht ein dickes Banner, dass er Werbung produziert und keine neutralen Informationen.

    Der VDI hingegen ist ein Zusammenschluss von Industrie-Unternehmen. Und natürlich hat er deshalb ein Interesse daran, die Produkte möglichst gut darzustellen.

  • Mal ganz abgesehen von diesen Widersprüchen (Hervorhebung von mir):

    Auf der Internetseite haustec.de vom 06.05.2020 gibt es einen Artikel, der betont, dass Klimaanlagen ohne Bedenken betrieben werden können.

    Zitat

    Umluftanteile, wenn möglich, zugunsten von Außenluftanteilen reduzieren.

    Gibt es bei Umluft doch Bedenken?

    Zitat

    Sekundärluftgeräte (Ventilatorkonvektoren, Split-Innenteile, etc) sind nur im jeweiligen Raum (Umluft) wirksam und übertragen die Luft/Viren nicht in andere Räume.

    Wieso die Einschränkungen?

    Zitat

    Für die Wartung und den Austausch beladener Filter ist immer persönliche Schutzausrüstung (Schutzkittel, Mund-/Nasenschutz FFP3 und Schutzbrille) zu tragen.

    Wozu, wenn man doch gar keine Bedenken haben muss?

    Zitat

    Überströmung zwischen verschiedenen Nutzungseinheiten nach Möglichkeit minimieren

    Also besteht doch Handlungsbedarf, um genau das zu verhindern, was in meinem ersten Link beschrieben wird.

    Zitat

    Coronavirus: Präventive Luftbefeuchtung kann die Verbreitung reduzieren

    Ups, das bestätigt auch noch den zweiten Link.

  • Es ist doch immer wieder erstaunlich, wieviel Gegenwind man erntet, wenn man es wagt auszusprechen, dass ein guter ÖPNV einer ist, in dem Busse und Bahnen mit Klimaanlagen ausgestattet sind.

    Zu Bedenken bei Umluft: Wenn du einen Ventilator anwirfst, dann erzeugt er zwar Abkühlung aber nicht für frische Luft. Das heißt, wenn sich Corona-Virenin der Raumluft befinden, dann werden sie nur dann mit einer Klimanlage entfernt, wenn damit frische Luft von außen in den Raum geführt wird und verbrauchte Luft nach draußen.

    Es besteht aber auch keine spezielle zusätzliche Gefahr, wenn ein Ventilator die Innenraumluft nur umwälzt. Es sei denn die Gefahr, dass du in einem Luftstrom sitzt der vorher einen Corona-Kranken umstreift hast.

    Umgekehrt kannst du dich freuen, wenn du im Luftstrom vor dem Corona-Kranken sitzt. Am besten ist es so wie von Adsche beschrieben: Luftstrom von oben nach unten.

    Dass der Monteur beim Filterwechsel einen Mundschutz tragen soll bedeutet doch nicht, dass von Klimananlagen eine Infektionsgefahr ausgeht. Schließlich soll der Mundschutz den Monteur nicht vor dem schützen, was in den Raum hineinkommt, sondern vor dem was nicht hineingekommen ist, weil der Filter das verhindert hat.

    In dem zweiten Link geht es um eine Diskussion, ob trockene Luft tatsächlich die Corona-Übertragung begünstigt. Sollte das so sein, dann ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Klimaanlage für ausreichend Raumfeuchte sorgt. Aber das ist auch aus anderen Gründen wichtig. Da sehe ich keinen Widerspruch.

  • Gute Klimaanlagen werden von ganz verschiedenen Seiten gefordert:

    "ÖPNV-Fahrzeuge sollten durch leistungsfährigere Klimaanlagen auch bei Hitzewellen benutzbar bleiben."

    Das fordert der Städte und Gemeindebund. Der Westen vom 4.9.2012, Städtebund warnt Kommunen vor Gefahren des Klimawandels https://www.derwesten.de/politik/staedt…-id7060095.html

    "Sommerhitze: VCD fordert Klimaanlagen in Bus und Straßenbahn" in Würzburg erleben vom 26.7.2029 https://www.wuerzburgerleben.de/2019/07/26/som…s-strassenbahn/

    Süddeutsche vom 8.8.2018: "Klimaanlagen für mehr öffentliche Verkehrsmittel" https://www.sueddeutsche.de/bayern/sommerh…ittel-1.4085807

    Aber leider, leider, sehr häufig, wenn es konkret wird, dann wird gemauert, zum Beispiel weil die Investitionen gescheut werden, oder weil das Thema ÖPNV von keinem so richtig ernst genommen wird. Leider auch von manchen Radfahrern nicht.

    Klimaanlagen würden auch dazu beitragen, dass das Corona-Virus sich weniger schnell ausbreitet, gerade im ÖPNV! Denn eine gute Durchlüftung des Fahrzeuginnenraums ist außerordentlich wichtig. Und diese Durchlüftung kann durch eine gute Klimaanlage erreicht werden. Das mit dem Fensteröffnen klappt im ÖPNV leider längst nicht so gut, auch wenn ich den Eindruck habe, dass hier zu diesem Thema sich lauter Leute zu Wort gemeldet haben, die sofort dabei wären, in einem ÖPNV-Fahrzeug alle Fenster aufzukippen, um für genügend frische Luft zu sorgen.;)

  • Es sei denn die Gefahr, dass du in einem Luftstrom sitzt der vorher einen Corona-Kranken umstreift hast.

    Und wenn nur diese Gefahr besteht, gehört das Thema schon nicht in die Mottenkiste.

    Um mehr ging es mir nicht. Es ging mir nicht darum den ÖPNV schlecht zu machen, Klimaanlagen grundsätzlich zu verbieten o.ä. Wenn du meinen Link gelesen hast, ist dir sicher nicht entgangen, dass einer aus dem Restaurant gestorben ist.

    Selbst wenn eine Einschränkung drin gewesen wäre, wie "gut durchdachte Klimaanlagen sind kein Risiko" hätte ich mich zurück gehalten.