• Naja... Schüler eher nicht. Wenn dann eher (zumindest etwas ältere, so ab 50 steigt das Risiko für schwere Verläufe ja signifikant) Lehrer. Schüler kommen nicht in Frage da der Impfstoff für Kinder nicht zugelassen ist. Außerdem wäre es auch nicht besonders sinnvoll (außer es geht einem nur darum die Infektionszahlen zu schönen), da Jugendliche fast nie schwer erkranken und hospitalisiert werden müssen

  • Angeblich soll jetzt der momentane Lockdown erheblich verschärft werden (Vorsicht, Focus und BILD als Quelle): Merkel prüft massive Verschärfung der Maßnahmen

    Öffentliche Verkehrsmittel sollen nicht mehr fahren, es soll Ausgangssperren und eine Pflicht zur Teleheimarbeit geben.

    Ich find’s ja interessant, dass Frau Merkel die überfüllten Busse und Bahnen ein Dorn im Auge wären. Ja, klar: Die Leute müssen ja weiter zur Arbeit fahren, denn bislang wurden Arbeitgeber ja nur recht freundlich darum gebeten, doch eventuell Teleheimarbeit nach Möglichkeit zu ermöglichen. Und wenn dann in Zeiten einer Pandemie auf einer weiterhin stark nachgefragten Nahverkehrslinie weiterhin nur ein einzelner LINT 41 seine Runden dreht, weil aufgrund fehlender Ausweichgleise und Weichen kein dichterer Takt und aufgrund fehlender Fahrzeuge keine Doppeltraktion gefahren werden kann, dann ist das halt blöd.

    Dann hoffen wir mal, dass alle Arbeitnehmer, die in systemrelevanten Berufen ohne die Möglichkeit von Teleheimarbeit arbeiten, noch ein Auto zu Hause stehen haben.

    Was mich dann doch etwas ernsthafter besorgt: Das Bundesautoministerium soll für die Versorgung der Bevölkerung zuständig sein. Einerseits traue ich dem Herrn Scheuer nicht sooo viel zu, andererseits sehe ich da erhebliche Versorgungsprobleme, wenn sogar der örtliche Busverkehr eingestellt wird. Ich kenne gar nicht mal so wenige Menschen, die sich sowohl auto- als auch fahrradfrei durch die Stadt bewegen. Sollen die dann ihre Einkäufe mit Leihrädern oder Elektrorollern bewegen? Ich bin ja mal gespannt, was sich das Ministerium ausdenken wird.

  • Nein, "die Wissenschaft" ist sich da auch alles andere als einig, wie die Pandemie zu bremsen ist.

    Die Leopoldina spricht sich in ihrer Empfehlungen (https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leo…rtage_final.pdf) für die Notwendigkeit eines Lockdowns aus. Dieses Papier ist allerdings auch lediglich ein Positionspapier, keine wissenschaftliche Publikation. Die Evidenz ist allerdings recht dünn. es wird die Wirksamkeit eines härteren Lockdowns nur am Beispiel Irlands gezeigt. Wobei diese Daten auch noch in etwas fragwürdiger Weise präsentiert werden, da nicht berücksichtigt wird, das man die Infektionskurve eigentlich um ca. 10 Tage (Infektion bis Meldung) verschieben müsste.

    Andererseits gibt es eine (peer reviewte) Publikation (https://doi.org/10.1111/eci.13484), die aus dem Vergleich verschiedener Länder in der ersten Welle eine kaum signifikante Wirkung eines harten Lockdowns gegenüber milderen Maßnahmen feststellt.

    Ok, da geht ein bisschen was durcheinander. 1) Die Empfehlungen der Leopoldina sind keine wissenschaftliche Veröffentlichung, was aber nichts negatives ist. Es ist nicht einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, Handlungsempfehlungen zu geben. Wenn sich jetzt die nationale Akademie der Wissenschaften zusammensetzt und Handlungsempfehlungen schreibt, hat man sowohl breite als auch tiefe Expertise.

    Andersrum heißt peer review nicht, dass die Inhalte eines Artikels unanfechtbar wären. 1) Peer review ist dazu da, unter gleichen gegenseitig zu schauen, dass in Journals und auf Konferenzen kein Müll veröffentlicht wird, es ist die Hürde, um in den Diskurs *einzusteigen* und sagt quasi aus, dass der Inhalt gut genug ist, um danach innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses kritisiert werden kann (oder auch einfach ignoriert, wenn es niemand interessant findet ...). Zudem ist die Latte die angelegt wird je nach Veröffentlichungsort (also Wenn jetzt *eine* Gruppe *eine* Publikation veröffentlicht hat, in der sie auf relativ oberflächliche Weise (mixed effects model gefitted) Handlungen über Ländergrenzen hinweg vergleicht (ohne darauf einzugehen, was in den Ländern tatsächlich passiert ist etc.) heißt das noch lange nicht, dass man keine Wirkung hat. Es heißt nur, dass mit dem in diesem Fall ziemlich stumpfen Element der mixed effects models und ihrem konkreten Ansatz kein Effekt gefunden worden konnte.

    Quelle: Ich schreibe regelmäßig an wissenschaftlichen Veröffentlichungen (die erfreulich oft erfolgreich durchs peer review kommen), reviewe regelmäßig Arbeiten anderer und habe Beiträge mit mixed effects models veröffentlicht.

  • 1) Die Empfehlungen der Leopoldina sind keine wissenschaftliche Veröffentlichung, was aber nichts negatives ist.

    Richtig. Allerdigs wäre es nicht schlecht, wenn man im Rahmen einer solchen Empfehlung die gängigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zitiert. Sonst basiert die Empfehlung nämlich nicht auf Evidenz, sondern lediglich auf einem Autoritätsargument (bzw. dem Glauben diverser Personen, die auf diversen Funktionärsposten sitzen). Ich halte Sachargumente für besser als reine Autoritätsargumente.

    Zitat

    Es ist nicht einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, Handlungsempfehlungen zu geben.

    Eine Handlungsempfehlung sollte aber den Stand der Wissenschaft berücksichtigen und auch klar machen, wie dieser eingeflossen ist (zitieren wäre geboten; natürlich in diesem Fall nicht die Ioannides Studie, da die ja zeitlich nach der Handlungsempfehlung herauskam; aber es gab ja auch vorher Studien, die sich mit der Wirkung von Maßnahmen beschäftigt haben).

    Zitat

    Andersrum heißt peer review nicht, dass die Inhalte eines Artikels unanfechtbar wären. 1) Peer review ist dazu da, unter gleichen gegenseitig zu schauen, dass in Journals und auf Konferenzen kein Müll veröffentlicht wird, es ist die Hürde, um in den Diskurs *einzusteigen* und sagt quasi aus, dass der Inhalt gut genug ist, um danach innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses kritisiert werden kann (oder auch einfach ignoriert, wenn es niemand interessant findet ...).

    Vor allem heißt das, dass methodisch sauber gearbeitet wurde. Natürlich heißt das nicht, dass das Thema damit abschließend analysiert ist und das dabei entwickelte Modell niemals mehr weiterentwickelt werden muss.

    Zitat

    Zudem ist die Latte die angelegt wird je nach Veröffentlichungsort (also Wenn jetzt *eine* Gruppe *eine* Publikation veröffentlicht hat, in der sie auf relativ oberflächliche Weise (mixed effects model gefitted) Handlungen über Ländergrenzen hinweg vergleicht (ohne darauf einzugehen, was in den Ländern tatsächlich passiert ist etc.) heißt das noch lange nicht, dass man keine Wirkung hat. Es heißt nur, dass mit dem in diesem Fall ziemlich stumpfen Element der mixed effects models und ihrem konkreten Ansatz kein Effekt gefunden worden konnte.

    Gibt es denn für diese Fragestellung bessere Modelle? Wenn ja, welche?

  • Die öffis dichtmachen? Ha. Hahahaha. Hahahahahahaha. Ist ja wohl zum Glück kein wirklicher Plan, aber allein die Idee...

    Können wir bitte, bitte bei den Kitas anfangen? Wir drehen durch. Wir drehen allesamt am Rad. Alles ist dicht, wir haben keine Möglichkeit, irgendwie Ausgleich zu unserem ohnehin schon stressigen Job zu finden – aber in einer Gruppe kamen heute 15 vo 18 Kindern. In der anderen 19 von 23 Kindern. Meine Gruppe hat Glück – 10 von 17 Kindern.

    Ich darf als Single nur meinen Corona-Buddy treffen. Meine beste Freundin schon nicht mehr. Aber in meinem Job sehe ich meine Kollegin, die 10 Kinder und (mit Mundnasenschutz und Abstand) die Eltern der 10 Kinder. Die Kinder kriechen auf meinem Schoß herum, mir in den Ärmel, wenn ihnen kalt ist, niesen mir aus Versehen direkt ins Gesicht. Aber sobald ich die Kita verlasse, darf ich niemanden mehr treffen.

    Ehrlich. Ich kotze. Ver.Di ist schon dran, denen habe ich 'ne Mail geschrieben.

    Entschuldigt, das hat nichts zur Diskussion beigetragen. Es musste kurz raus.

  • Das was David Scott da anspricht ist aus meiner Sicht eines der Hauptprobleme. Die Verlässlichkeit politischen Handelns ist überhaupt nicht mehr gegeben. Und die Pandemie dient als großer Teppich unter den man sämtliches Politikversagen kehren kann. In normalen Zeiten müssten Politiker die derart schnell und klar ihre Versprechen brechen zurücktreten.

  • In normalen Zeiten müssten Politiker die derart schnell und klar ihre Versprechen brechen zurücktreten.

    Ich habe das Gefühl, diese Zeiten hätten wir schon lange hinter uns gelassen. Mit vernünftigen Ansprüchen hätten ja alles CSU-Bundesverkehrsminister zurücktreten müssen, aber ich habe den Eindruck, dass ein Rücktritt überhaupt nicht mehr zum politischen Besteck gehört.

  • Können wir bitte, bitte bei den Kitas anfangen?

    Die Elternteile mit Kleinkind dürfen sich ja nicht mehr mit anderen Elternteilen mit gleichaltrigem Kleinkind privat treffen. Und ganz ohne soziale Kontakte mit Gleichaltrigen möchte man die Kinder nun auch nicht lassen. Also schickt man sie in die Kita. (neben vielen anderen Gründen natürlich)

    Bei uns in der Kita sind aber wirklich wohl nur noch eine handvoll Kinder in der Notbetreuung.

  • In Bayern ist ja eine Betreuung innerhalb zweier Familien zugelassen. Immerhin hat man da erkannt, dass es zu sowas eine Notwendigkeit gibt, wie immer man das dann auch umsetzen soll. Es müssen ja immer "dieselben" beiden Familien sein, was freilich niemand kontrollieren kann (und will).

    Ich sehe hier im Übrigen im Großen genau das, was ich im Kleinen seit Jahren oder besser Jahrzehnten mit den hiesigen Straßenverkehrsbehörden erlebe: Man hat wenig Ahnung (außer vielleicht vom Kfz-Verkehr, weil man seit jeher nur durch die Windschutzscheibe auf die Umwelt starrt), man trifft irgendwelche Entscheidungen rein nach Bauchgefühl, ohne überhaupt ansatzweise einmal Fakten zu berücksichtigen, Vorschriften wie die StVO sind bestenfalls gutgemeinte Ratschläge, die man aber nicht weiter beachten muss (außer sie helfen, den Kfz-Verkehr zu beschleunigen).

    Ach ja - und das Verwaltungshandeln muss vom Rechtsstaatsprinzip geleitet werden, also von so Dingen wie Geeignetheit, Angemessenheit und Verhältnismäßigkeit der angeordneten Maßnahme. Doch selbst dieses Prinzip sehe ich eigentlich nirgendwo dort umgesetzt. Evaluation der Maßnahmen, ob sie genau diesen Vorgaben gerecht werden? Wozu? Verkehrsschauen hat man längst abgeschafft oder es sind halt nette Kaffeekränzchen ("schön, dass wir uns mal wieder getroffen haben").

    Da gäbe es auch außerhalb der Politik in den Verwaltungen richtig viel aufzuräumen, aber ich muss mir ja immer anhören, dass meine Erwartungen diesbezüglich viel zu hoch seien. Nicht erfüllte Erwartungen landen allerdings bei mir - zumindest was den Straßenverkehr angeht - immer öfter vor dem Verwaltungsgericht. So what, wenigstens dort habe ich den Eindruck, dass man sich noch großteils am Rechtsstaatsprinzip orientiert.

  • Das Totalversagen von A. Scheuer mit der Corona-Politik zu vergleichen, finde ich etwas unfair (nicht für A. S.). Scheuer hat z.B. bei der Maut gegen ausdrücklichen Rat von Juristen gehandelt, zunächst das EuGH-Urteil abzuwarten. Sein Ministerium hat bei der Umsetzung der StVO-Novelle wieder einmal die reibungslose Einführung durch einen Formfehler verhindert und zeigt sich nicht einmal bereit, diesen Fehler umgehend zu korrigieren. Aktuell steht der Vorwurf im Raum, vor dem Untersuchungsausschuss gelogen zu haben. Scheuer setzt sich immer wieder über Regeln hinweg, ohne dass es für ihn Konsequenzen hat. Da hat er gut von seinem alten Buddy Seehofer gelernt, in dessen Windschatten er sich jahrelang zuvor aufgehalten hat. Sucht mal nach älteren Bildern von Seehofer: Meistens steht A. Scheuer einen dreiviertel Meter seitlich hinter ihm und achtet darauf, immer mit auf dem Bild zu sein.

    Auch bei der Corona-Politik wurden sicherlich Fehler gemacht, aber die sehe ich doch etwas anders gelagert. Es ist nicht wirklich vorhersehbar, wie sich diese Pandemie entwickelt, z.B. durch das Auftreten neuer Virus-Mutationen, aber auch bei der Frage, wie / ob die Leute sich an Auflagen halten oder nach fast einem Jahr der ganzen Situation überdrüssig werden und im privaten Umfeld keinen Abstand halten und ihre privaten Kontakte nicht ausreichend einschränken.

    Es gibt aus meiner Sicht auch eine unerfüllbare Erwartung an die Wissenschaftler: Die können untersuchen, wie es ist und versuchen, daraus Prognosen abzuleiten, wie es sich weiter entwickelt. Aber in diesen Prognosen stecken viele Unbekannte. Wissenschaftler sind nicht allwissend, sondern "Wissenschaft" bezeichnet eine bestimmte Vorgehensweise, um an neue Erkenntnisse zu gelangen.

    Aufgabe der Politik ist es, Entscheidungen zu treffen und dabei zwischen verschiedenen Interessen abzuwägen. Dabei kann man selbstverständlich kritisieren, wie diese Interessensabwägung erfolgt: Warum z.B. Geld für die Lufthansa und eine LKW-Abwrackprämie da ist, aber kein Geld für die bessere Ausstattung der Schulen oder bessere Bezahlung der Pflegekräfte.

    Man kann (und muss) sicherlich auch die Kommunikation der Regierung dafür kritisieren, dass Versprechen abgegeben wurden, die nicht haltbar waren, z.B. diese Fixierung auf Weihnachten. Auf der anderen Seite kann sich auch jeder denken, was passieren würde, wenn sich ein Politiker hinstellt und ehrlich sagt, dass er es auch nicht besser weiß und man nichts anderes tun kann, als auszuprobieren, welche Maßnahmen wirken und wie groß die Einschränkungen sein müssen, damit sie wirken. Ich sehe auch die ständigen Beteuerungen kritisch, dass es keine Impfpflicht geben wird und dass Geimpfte keine Privilegien gegenüber Ungeimpften bekommen sollen. Sollte sich zeigen, dass sich nicht ausreichend viele Menschen freiwillig impfen lassen, wird man gar nicht darum herum kommen, Anreize zu schaffen, indem Geimpften Vorteile eingeräumt werden und im schlimmsten Fall wird man die Leute auch zwingen müssen, sich impfen zu lassen, falls auch das nicht ausreicht.

    Es ist einfach, sich hinzustellen und zu sagen, dass ein kompletter und harter Lockdown die Pandemie in kürzester Zeit eindämmen würde. Klar ist jedenfalls auch, dass der wirtschaftliche Schaden solcher Maßnahmen groß ist. Wer von euch kann genau vorhersagen, wie lange ein kompletter Lockdown sein müsste, um die Fallzahlen signifikant zu senken und wie groß der wirtschaftliche Schaden wäre? Hinterher kann man sich auch einfach hinstellen und sagen, dass Maßnahmen, die wirtschaftlichen Schaden angerichtet haben, aber durch die die Fallzahlen nicht gesenkt werden konnten, nicht ausreichend waren.

    Ich glaube nicht, dass der Regierung schon im November bewusst war, dass die beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen, oder dass die beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichend umgesetzt werden, sondern man hatte die Maßnahmen in der guten Hoffnung beschlossen, dass die Fallzahlen sinken, ohne all zu starke Einschränkungen zu erlassen. Nachdem man gemerkt hat, dass die Maßnahmen nur ausreichten, den weiteren starken Anstieg zu stoppen, musste man nachsteuern und wir sind immer noch in der Situation, dass die Infektionen weiter steigen anstatt zu sinken und daher bin ich mir relativ sicher, dass wir auch im Februar mit deutlichen Einschränkungen leben werden müssen und es derzeit keinerlei begründete Hoffnung auf Lockerungen gibt.

    Anstatt diejenigen, die bereits eingeschränkt werden, noch weiter einzuschränken, sollte man bei künftigen Maßnahmen bitte mal überlegen, ob es derzeit noch Bereiche gibt, wo sich das Virus munter verbreitet, weil dort noch gar keine oder nur geringe Einschränkungen greifen und ob das Geld nicht besser angelegt wäre, um die weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen, anstatt Geld in Industriezweige zu pumpen, die eigentlich gar nicht direkt von der Pandemie betroffen sind (jedenfalls nicht mehr als jeder andere auch).

    Sicherlich gibt es bei den erlassenen Maßnahmen viele Unstimmigkeiten: Die meisten Beschränkungen betreffen das Privatleben und bestimmte Branchen, während es an anderer Stelle einfach weitergeht, als hätten wir gar keine Pandemie. Warum dürfen die Leute z.B. in einem Großraumbüro weiterhin ihrer Arbeit nachgehen, die sie auch von zuhause aus dem Homeoffice erledigen könnten, während Restaurants trotz Hygienekonzept schließen müssen? Warum lässt man komplette Teile der Wirtschaft vor die Hunde gehen, während man anderen den Puderzucker in den Hintern bläst? Warum darf ich mich privat nur noch mit einer weitere Person treffen, während es bei der Arbeit solche Beschränkungen nicht gibt?

  • Das Totalversagen von A. Scheuer mit der Corona-Politik zu vergleichen, finde ich etwas unfair (nicht für A. S.). Scheuer hat z.B. bei der Maut gegen ausdrücklichen Rat von Juristen gehandelt, zunächst das EuGH-Urteil abzuwarten. Sein Ministerium hat bei der Umsetzung der StVO-Novelle wieder einmal die reibungslose Einführung durch einen Formfehler verhindert und zeigt sich nicht einmal bereit, diesen Fehler umgehend zu korrigieren. Aktuell steht der Vorwurf im Raum, vor dem Untersuchungsausschuss gelogen zu haben. Scheuer setzt sich immer wieder über Regeln hinweg, ohne dass es für ihn Konsequenzen hat. Da hat er gut von seinem alten Buddy Seehofer gelernt, in dessen Windschatten er sich jahrelang zuvor aufgehalten hat. Sucht mal nach älteren Bildern von Seehofer: Meistens steht A. Scheuer einen dreiviertel Meter seitlich hinter ihm und achtet darauf, immer mit auf dem Bild zu sein.


    Auch bei der Corona-Politik wurden sicherlich Fehler gemacht, aber die sehe ich doch etwas anders gelagert. Es ist nicht wirklich vorhersehbar, wie sich diese Pandemie entwickelt, z.B. durch das Auftreten neuer Virus-Mutationen, aber auch bei der Frage, wie / ob die Leute sich an Auflagen halten oder nach fast einem Jahr der ganzen Situation überdrüssig werden und im privaten Umfeld keinen Abstand halten und ihre privaten Kontakte nicht ausreichend einschränken.

    Da hast du recht, aber beispielsweise dieses ewige Getue, dass die Schulen so sicher wären wie Fort Knox und sich zehn infizierte Schüler innerhalb einer Klasse ganz sicher außerhalb der Schule angesteckt haben müssen, das war und ist ja nicht zum Aushalten.

  • Danke, Yeti für differenzierte Betrachtung.

    Ich persönlich würde es keinem Politiker ankreiden, wenn er sich hinstellte und sagte: "also eigentlich kennen wir die Mechanismen der Ausbreitung nicht so recht." Auf alle Fälle besser als Aussagen wie "Die Geschäfte werden nie wieder schließen." oder wie jetzt Lauterbach "das wird ein toller Sommer 2021!".

    Die nächste Sau, die derzeit durchs Dorf getrieben wird, ist diese "ZeroCovid"-Geschichte. Man sollte doch gelernt haben - insbesondere, solange man die Wirksamkeit der aktuellen Maßnahmen nicht einmal halbwegs evaluiert hat - dass das mit einem wie auch immer gearteten "100%"-Lockdown, egal wie lange er sein soll, 100%ig nicht hinhauen wird. Zumal es von diesen "100%"-Lockdown wieder unzählige Ausnahmen geben wird oder wird vielleicht sogar geben müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von mgka (15. Januar 2021 um 21:17)

  • in S-H darf man die Kinder auch gegenseitig betreuen, aber Kleinkinder müssen halt oft doch noch von einem Elternteil begleitet werden, wenn es nur darum geht, den Kindern ein Mindestmaß an sozialen Kontakten zu ermöglichen. z.B. wäre es eine Option wenn man sich mit einem festen Nachbarshaushalt als eine Einheit betrachten würde.

    Ein wirkliches Versagen besteht eher in der Kontaktnachverfolgung. Auch in Sachen Homeoffice hätte man viel früher Verpflichtungen einführen müssen, also dass z.B. in Büros mit mehr als 5 Mitarbeiten mindestens 70% im Homeoffice arbeiten müssen und Meetings mit mehr als z.B. 3 Personen nicht mehr durchgeführt werden dürfen. Alternativ 2-Schicht-Betrieb (z.B. 6-13 und 14-21 Uhr) wo nicht anders möglich.

    Natürlich ist es hinterher einfach zu sagen wie man es besser hätte machen müssen, aber als wir Anfang Oktober plötzlich 4000 Neuinfektionen am Tag hatten, war für mich schon klar, dass da zeitnah wieder was passieren muss, man hat aber bis Anfang November gewartet mit den Restaurants und bis Mitte Dezember bis die Schulen zu gemacht haben. Hätte man z.B. 26.10. bis 20.11. das alles zu gemacht hätten wir zum Weihnachtsgeschäft schon wieder ein deutlich niedrigeres Niveau gehabt.

    Genauso hätte man nach den Herbstferien mit einem über den Sommer vorbereiteten 2-Schicht-Betrieb in den Schulen anfangen können, aber auch das hat man versäumt.

    Wir können wirklich von Glück reden, dass das mit dem Impfstoff doch geklappt hat, sonst hätten wir 2021 schon jetzt abschreiben können.

  • Auch in Sachen Homeoffice hätte man viel früher Verpflichtungen einführen müssen, also dass z.B. in Büros mit mehr als 5 Mitarbeiten mindestens 70% im Homeoffice arbeiten müssen und Meetings mit mehr als z.B. 3 Personen nicht mehr durchgeführt werden dürfen. Alternativ 2-Schicht-Betrieb (z.B. 6-13 und 14-21 Uhr) wo nicht anders möglich.

    Mein Arbeitgeber hat das von Anfang an getan. Im Frühjahr mussten zunächst alle Mitarbeiter zuhause arbeiten, sogar diejenigen, bei denen klar war, dass sie eigentlich zuhause ihrer normalen Tätigkeit nicht nachkommen konnten. Einzige Ausnahme waren diejenigen, die sicherheitskritische Aufgaben zu erledigen haben, die nicht aus dem Homeoffice wahrgenommen werden können. Danach hat man die Präsenzquote langsam gelockert von anfangs 25%, später auf max. 50%. Das waren Höchstwerte, die nicht überschritten werden durften, aber die Ansage war immer: Homeoffice, wo immer es möglich ist. Derzeit benötigt man für die persönliche Anwesenheit an den Standorten die Genehmigung des Vorgesetzten. Diese wird nur in begründeten Ausnahmefällen erteilt, wenn dringende Aufgaben von zuhause nicht getan werden können.

    Ich bin da sicherlich in einer sehr privilegierten Situation, weil das in meinem Job so gut funktioniert, aber ich glaube, dass auch in anderen Betrieben viel mehr möglich wäre als getan wird. Dahinter stecken eher noch feste Rollenbilder vom Chef, der seine Mitarbeiter unter Kontrolle haben will, damit alle die ganze Zeit fleißig arbeiten, aber für viele sicherlich auch die tägliche Routine mit dem Gang zur Arbeit und der damit verbundenen klaren Trennung von Beruf und Freizeit. Es funktioniert eben auch nur, wenn alle mit der nötigen Eigenverantwortung an die Sache heran gehen.

  • Mein letzter "normaler" Arbeitstag im Büro war der 28.02.2020. Bei uns gibt es auch ein Hygienekonzept und es wird viel Wert drauf gelegt, dass möglichst viele im Homeoffice arbeiten. Das kommt sicher sehr auf das Unternehmen und die IT-Infrastruktur an.

    Man hätte allerdings schon im Mai ankündigen können, dass es bei einer (ja schon sehr gut absehbaren 2. Welle) eine Homeoffice-Pflicht (bzw. -quote) geben wird. Dann hätte man sich vielleicht in den kleineren Unternehmen auch mehr Gedanken dazu machen müssen.

  • Was man der Politik wirklich vorwerfen muss, sind die Versäumnisse, sich im Sommer nicht auf den kommenden Herbst / Winter vorbereitet zu haben:

    - Konzepte und technische Ausstattung für Online- und Präsenzunterricht an den Schulen, sowie Betreuungskonzepte für die Schüler, deren Eltern berufstätig sind.

    - Klare und einheitliche Regeln, ab welchen Inzidenzwerten welche Kontaktbeschränkungen greifen.

    - Vorbereitung von Maßnahmen, wo Kontaktreduktionen mit geringem wirtschaftlichen Schaden möglich sind (z.B. gesetzliche Vorgaben für Home-Office).

    - Aufstockung des Personals zur Kontaktverfolgung und klare Regeln zur Eindämmung von Infektionsketten.

    Stattdessen hat man sich von dem pöbelnden Mob vorführen lassen und den Schwanz eingezogen. Gegen die Armee der Internet-Trolle, Schwurbler und noch anderer unappetitlicher Zeitgenossen wirken die offiziellen Informationskampagnen des Gesundheitsministeriums immer noch etwas hilflos.

  • Ja, natürlich, über den Sommer war genug Zeit, aber vielleicht schwingt bei vielen Politikern einfach auch der Gedanke mit "ja, wir sollten was tun, aber wenn wir nichts tun, hat das doch eigentlich auch keine Konsequenzen."

    Anders kann ich mir die aktuelle Zustimmung von 48 % für die CSU/Söder in Bayern nicht erklären. Aber wie gesagt, ich habe ja offenbar an unsere herrschende Klasse viel zu hohe Erwartungen im Gegensatz zu vielen anderen.