Corona

  • Pro & Contra Ausgangssperren, höhere Inzidenzen bei Kindern.

    Corona: Notbremse - Hamburg zeigt, was sie bringen könnte - DER SPIEGEL

    Der Artikel bestätigt die Wirksamkeit der Ausgangssperren in Hamburg und der Autor plädiert darüber hinaus für Schulschließungen. Das nach hinten verlegen von 21:00 auf 22:00 Uhr für den allabendlichen Start der Ausgangssperre sieht der Spiegelautor kritisch. In Großstädten ist jedoch oft noch zwischen 21:00 und 22:00 Uhr viel Betrieb in den Supermärkten. Deshalb ist es gut, wenn zu der Zeit noch der Einkauf im Supermarkt möglich ist, damit es kein Gedränge gibt.

  • Aus meiner Sicht ist es wissenschaftlich schlicht unseriös zu behaupten, die Ausgangssperren hätten signifikant etwas gebracht.

    Das ist ja kein wissenschaftliches Paper, sondern ein Artikel bei Spiegel Online.

    Durch welche Maßnahmen unterscheidet sich denn Hamburg von anderen Großstädten, durch die der weniger starke Anstieg der Infektionszahlen erklärbar wäre? Ich frage aus Interesse, weil ich nicht weiß, was sonst gerade noch in HH gilt.

  • Also wir haben ja die Ausgangssperren in Bayern auch gehabt bzw. haben sie noch, und das schon länger in weiten Teilen.
    Ich kann von den Zahlen her nicht sehen, das München besser oder schlechter ist als Hamburg, Düsseldorf,...

    Irgendwie scheinen regionale Unterschiede deutlich mehr auszumachen als die Maßnahmen.

    Ob das jetzt dran liegt, das in Plön keiner was mit seinen Nachbarn zu tun haben will, während im Bayrischen Wald fleißig weiter heimlich Feuerwehrfeste gefeiert werden?

  • Durch welche Maßnahmen unterscheidet sich denn Hamburg von anderen Großstädten, durch die der weniger starke Anstieg der Infektionszahlen erklärbar wäre?

    Ich finde das schwierig, Yeti. Das Geschen ist so komplex, dass man leicht Gefahr läuft Korrelationen für Kausalitäten zu halten, oder?

    Sicher ist dieses Problem ein generelles und irgendwie muss man ja zu validen Ergebnissen als Handlungsrichtlinie gelangen, aber es gibt so viele Faktoren, die das Infektionsgeschehen beeinflussen.

    Ich bin wegen meiner starken Abneigung gegen generelle Ausgangsperren aber auch sehr emotional betroffen: Mich triggert das ungemein und ich sehe es nicht als das mildestmögliche Mittel und damit verhältnismäßig.

  • Das Geschen ist so komplex, dass man leicht Gefahr läuft Korrelationen für Kausalitäten zu halten, oder?

    Deshalb habe ich ja gefragt, welche anderen Maßnahmen in HH ebenfalls eingeführt wurden, die sich von anderen Großstädten unterscheiden.

    Ich sehe die Ausgangssperren auch als einen ganz erheblichen Eingriff, zumal die eigentlich nur dazu dienen, eine bereits bestehende Regelung durchzusetzen. Man möchte nämlich eigentlich nur eine Ausgangssperre für die Leute, die sich abends munter in privater Runde treffen und schränkt aber auch diejenigen noch weiter ein, die sich bereits an die Vorgaben halten.

    Ich war vorhin im Supermarkt und habe wieder erlebt, dass die Leute sich nicht an die einfachsten Regeln halten. Maske unterm Kinn, kein Abstand. Bei denen kann ich mir schwer vorstellen, dass die abends immer brav alleine zuhause sitzen. Und deretwegen soll ich abends nicht mehr rausgehen dürfen?

  • Auch wenns komisch klingt, aber wir brauchen relativ einfache Regeln, die auch überprüfbar sind. Sonst enden wir im Polizeistaat und/oder haben keinen Effekt, weil die Hälfte sich nicht dran hält weil nicht kapiert, bestimmt 10-xx% halten sich eh nicht dran.

    Wenn die Exekutive nicht schnell und einfach überprüfen kann, ob jemand mit Grund auf der Straße ist, dann ist es witzlos. Entweder weil kaum Leute überprüft werden können, weil jedes Mal die Story vom toten Hund erzählt wird und das dauert halt. Oder es wird nicht kontrolliert, weil praktisch jeder einen Grund nennen kann.

    Was dazu führen wird das irgendwann die Polizei im Wohnzimmer steht, um direkt vor Ort zu überprüfen, sobald der kleinste Verdacht besteht es könnte was sein.

    Ich selber war z. B. bis jetzt von der Ausgangsbeschränkung betroffen, wenn man aber nur, weil man auf dem Radl sitzt, unterwegs sein kann, werde ich das natürlich schamlos ausnutzen. Nun bastel ich Abends alleine im meiner Halle.Ich könnte aber natürlich genauso mit der FW-Steinbach beim Bier sitzen und dann vor Mitternacht nach Hause fahren.

  • Versteht jemand, wie das RKI rechnet?

    Das RKI hat heute knapp 25.000 Neuinfektionen gemeldet, vor einer Woche knapp 22.000.

    In der 7-Tages-Inzidenz haben wir jetzt also 3.000 Neuinfektionen mehr als noch gestern. Trotzdem meldet das RKI, dass die Inzidenz von gestern 162,4 auf heute auf 160,1 gesunken ist.

    Wie kann das sein?

    Edit: Quelle: https://m.tagesspiegel.de/wissen/coronav…t/25560996.html

  • Versteht jemand, wie das RKI rechnet?

    Das RKI hat heute knapp 25.000 Neuinfektionen gemeldet, vor einer Woche knapp 22.000.

    In der 7-Tages-Inzidenz haben wir jetzt also 3.000 Neuinfektionen mehr als noch gestern. Trotzdem meldet das RKI, dass die Inzidenz von gestern 162,4 auf heute auf 160,1 gesunken ist.

    Wie kann das sein?

    Edit: Quelle: https://m.tagesspiegel.de/wissen/coronav…t/25560996.html

    Müssen nicht alle Tageswerte für Neuinfektionen seit dem 14.4.2021 herangezogen werden, um die 7-Tage-Inzidenz berechnen zu können? Du hast ja nur den Tageswert für Neuinfektionen am 14.4.2021 genannt.

    So weit ich das weiß, berechnet sich der Wert für die 7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner so:

    Beispiel A)

    Stadt A hat 100.000 Einwohner.

    Eine Woche lang erkrankt an jedem Tag ein neuer Einwohner an Corona.

    Das ergibt am siebten Tag einen Inzidenzwert von 7.

    Beispiel B)

    Stadt B hat ebenfalls 100.000 Einwohner.

    Am ersten Tag erkranken 7 Einwohner an Corona. An den anderen 6 Tagen gibt es keine weiteren Erkrankungen.

    Das ergibt am siebten Tag ebenfalls einen Inzidenzwert von 7.

    Beipiel C)

    Stadt C hat ebenfalls 100.000 Einwohner.

    6 Tage lang gibt es keinen einzigen Fall von Neuerkrankung. Am siebten Tag aber erkranken 7 Einwohner an Corona.

    Das ergibt am siebten Tag ebenfalls einen Inzidenzwert von 7.

    Allerdings wäre der Inzidenzwert zum Beipiel am dritten Tag für die drei Städte sehr unterschiedlich.

    Stadt A hätte am dritten Tag den Inzidenzwert 3.

    Stadt B hätte am dritten Tag den Inzidenzwert 0.

    Stadt C hätte am dritten Tag den Inzidenzwert 7.

    Könnte dieser Effekt eine Rolle spielen bei deinen Zahlen?

  • Könnte dieser Effekt eine Rolle spielen bei deinen Zahlen?

    Eher nicht.

    Der Inzidenzwert ist die Summe der Neuinfektionen aus den letzten 7 Tagen geteilt durch die Anzahl der Einwohner. Und das Ergebnis noch mal 100.000.

    Die Anzahl der Einwohner ist mit 83 Mio praktisch konstant. Die Anzahl der Neuinfektionen wird also grob durch 830 geteilt.

    Die 7-Tages-Inzidenz vom 20. April war 162,4.

    Als Formel:

    (Neuinfektionen14.04. + Neuinfektionen15.04. + Neuinfektionen16.04. + Neuinfektionen17.04. + Neuinfektionen18.04. + Neuinfektionen19.04. + Neuinfektionen20.04.) / 830 = 162,4

    Die 7-Tages-Inzidenz vom 21. April war 160,1,

    Als Formel:

    (Neuinfektionen14.04. + Neuinfektionen15.04. + Neuinfektionen16.04. + Neuinfektionen17.04. + Neuinfektionen18.04. + Neuinfektionen19.04. + Neuinfektionen20.04. + Neuinfektionen21.04.) / 830 = 160,4

    Der Tageswert vom 14.04. wird also entfernt, dafür kommt der vom 21.04. dazu.

    Die 7-Tages-Inzidenz vom 21.04. ist aber höher als die vom 14.04.

    Die Zahl der Infektionen vom 21.04. ist aber höher als die vom 14.04.

    Wie kann das sein, wenn man die Summe in der Klammer vergrößert?

    Edit: den vorletzten Satz korrigiert.

    2 Mal editiert, zuletzt von Epaminaidos (21. April 2021 um 16:10)

  • Ich stimme dir zu, Epaminaidos, und bin verwirrt.

    Wenn ich noch mal mein Beispiel mit den Städten A,B und C mit jeweils 100.000 Einwohnern betrachte, und mal annehme, dass in jeder Stadt am achten Tag eine Neuerkrankung auftritt.

    Dann wäre der Inzidenzwert bei Stadt A) 7 [Anzahl der Neuerkrankungen im Vergleich zu der Zahl acht Tage vorher gleich.]

    bei Stadt B) 1 [Anzahl der Neuerkrankungen im Vergleich zu der Zahl acht Tage vorher gesunken.]

    und bei Stadt C) 8 [Anzahl der Neuerkrankungen im Vergleich zu der Zahl acht Tage vorher gestiegen.]

    Aber so richtig dahinter gekommen, wie das jetzt auf die echten Zahlen übertragbar ist, bin ich immer noch nicht.

    Ich habe mir noch mal die von dir zitierte Quelle angeschaut.

    https://m.tagesspiegel.de/wissen/coronav…t/25560996.html

    Dort gibt es dann einen Button mit dem folgenden Link:

    https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/karte-sars…campaign=corona

    Und da habe ich diese Zahlen gefunden:

    Da steht allerdings keine Zahl für heute (21.4.2021)

    Die neuesten Zahlen sind von gestern, 20.4.2021, und die sind:

    22 neue Fälle pro 100.000 Einwohner, 7-Tage Inzidenz: 176 (Stand 20.4.2021)

    am 13.4.2021 waren die Zahlen so

    19 neue Fälle pro 100.000 Einwohner, 7-Tage Inzidenz: 154 (Stand 13.4.2021)

    Unter der von mir zitierten Graphik des Tagesspiegels steht Risklayer, CEDIM (KIT), Tagesspiegel, RKI.

    Darunter ist dann noch eine Karte mit den absoluten Tages-Fallzahlen für Deutschland:

    Am 20.4.2021 waren das 18.521.

    Am 13.4.2021 waren das 15.763.

    Diese Zahlen sind jeweils deutlich niedriger als die von dir genannten. Wie kommt das?

  • FAQ vom RKI

    Zitat

    Bei den Fällen in den letzten 7 Tagen und der 7-Tage-Inzidenz liegt das Meldedatum beim Gesundheitsamt zugrunde, also das Datum, an dem das lokale Gesundheitsamt Kenntnis über den Fall erlangt und ihn elektronisch erfasst hat (also nicht das Datum, an dem ein Fall im RKI übermittelt wird).

    Statistisch wird das alles sauber sein, aber das "Durcheinander" zwischen RKI, Gesundheitsämter usw. wird leider zu häufig negativ ausgenutzt.

    80 Millionen Hobbyvirologen versuchen sich nun an der Auswertung und Interpretation von Zahlen, wobei doch eigentlich die Empfehlungen von Experten (Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachrichtungen) sehr viel mehr zählen sollte.

  • Statistisch wird das alles sauber sein

    Nur bei enger Verwendung des Begriffs "sauber".

    Denn ein Wert, der zu spät gemeldet wird, geht weniger als 7 Tage lang in die Statistik ein.

    Beispiel: angenommen, es gibt täglich genau eine Infektion auf 100k Einwohner.

    Die Inzidenz müsste also 7 sein. Wenn nun das Amt konsequent 4 Tage zu spät meldet, sinkt die vom RKI taglich kommunizierte Inzidenz auf 3. Denn jede einzelne Meldung geht nur noch 3 Tage lang in den Wert ein.

    Das ist für mich nicht "sauber". Ein sauberer Prozess würde zu erwartungstreuen Zahlen führen: der verspäteten Meldungen ist der Wert mal etwas höher, mal etwas niedriger, bildet im Mittel aber den wahren Wert ab.

    Der Wert vom RKI ist aber systematisch zu niedrig.

  • 1. Ist dokumentiert wie die Zahlen erhoben werden

    2. wäre eine Änderung der Erhebungsweise die Vergleichbarkeit mit "alten" Zahlen einschränken (und dann nochmal Kritiker anziehen)

    Schön ist das alles aber trotzdem nicht. Ist aber glaube ich auch nicht unser Job.

  • Geht m.E. nur, wenn man die dazwischenliegenden Werte nachträglich korrigiert.

    Wollte ich nicht so richtig wahrhaben, scheint aber so zu sein.

    Im alten Lagebericht vom 14.04. gibt das RKI die oben als "knapp 22k" gerundeten 21.693 Fälle für den 14.04. an.

    An anderer Stelle gibt das RKI aber inzwischen für den gleichen Tag 28.612 Meldungen an. Dort sind Nachmeldungen berücksichtigt.

    Vermutlich führt die Korrektur der Werte zum irreführenden Wochenvergleich.

  • Wollte ich nicht so richtig wahrhaben, scheint aber so zu sein.

    Im alten Lagebericht vom 14.04. gibt das RKI die oben als "knapp 22k" gerundeten 21.693 Fälle für den 14.04. an.

    An anderer Stelle gibt das RKI aber inzwischen für den gleichen Tag 28.612 Meldungen an. Dort sind Nachmeldungen berücksichtigt.

    Vermutlich führt die Korrektur der Werte zum irreführenden Wochenvergleich.

    Und dank meiner geheimen PSI-Fähigkeiten kann ich vorhersagen (wie zum Teufel heißt das Verb für Präkognition?), dass wir in acht Tagen eine Inzidenz von Null haben, falls sich ab morgen niemand mehr testen ließe. :)

  • 2. wäre eine Änderung der Erhebungsweise die Vergleichbarkeit mit "alten" Zahlen einschränken (und dann nochmal Kritiker anziehen)

    Schön ist das alles aber trotzdem nicht.

    Jein. Einerseits stimmt das, andererseits hinkt dieser Vergleich durch immer mal wieder geänderte Teststrategien sowieso. Und weiterhin ist die Vergleichbarkeit ja ohnehin nicht wirklich gegeben, da der Meldeverzug ja keine Konstante ist, sondern eine Größe die in Abhängigkeit diverser Faktoren (Auslastung im Gesundheitsamt, sowie Krankenstand und Arbeitsmoral der Mitarbeiter dort) erheblich fluktuiert.

  • Hat Corona dazu geführt, dass weniger Autounfälle passiert sind und weniger Verkehrstote zu beklagen sind?

    Dazu diese Aussage von Matthew Baldwin, 57, er ist seit zwei Jahren für die EU-Kommission als Koordinator für Verkehrssicherheit und nachhaltige Mobilität zuständig. Ineinem Interview mit der Süddeutschen Zeitung am 4. August 2020 sagte Baldwin:

    "Es gab weniger Todesopfer, aber die Zahl sank nicht so stark wie das Verkehrsaufkommen. Viele EU-Staaten berichteten von einem Anstieg der Tempodelikte, Autofahrer nutzten leere Straßen zum Rasen und hofften, dass die Behörden wegschauen."

    https://www.sueddeutsche.de/politik/verkeh…0zust%C3%A4ndig.

    Diese Aussage von Matthew Baldin vom August letzten Jahres wird für Niedersachsen bestätigt in einem Bericht über den Verkehrsunfallbericht 2020 für Niedersachsen. Der Weserkurier vom 13.4.2021 schreibt dazu:

    Im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Unfälle und Verkehrstoten in Niedersachsen auf einen Rekordwert gesunken. Die Gesamtzahl aller polizeilich registrierten Verkehrsunfälle sank um 15,2 Prozent. (...) Sogenannte Baumunfälle trüben die Bilanz. Weil im Corona-Jahr 2020 auf den Straßen nicht mehr so viel los war, ging zwar die Zahl der Verkehrstoten in Niedersachsen insgesamt um 15 Prozent auf 370 deutlich zurück. Aber fast ein Drittel davon − vor allem jüngere Leute – verlor das Leben bei einem meist selbst verursachten Aufprall gegen einen Baum. Die Tendenz ist steigend. Im Vorjahr betrug der Anteil noch ein Viertel. Auffällig: Die meisten Todesopfer waren männlich und allein unterwegs. Experten vermuten zu schnelles Fahren und Ablenkung durch einen Blick aufs Handy als Hauptursache.

    https://www.weser-kurier.de/region/nieders…id,1969752.html

  • Hat Corona dazu geführt, dass weniger Autounfälle passiert sind und weniger Verkehrstote zu beklagen sind?

    Habe mich grade eben mit meinem Ur-Ur-Enkel aus dem Jahr 2100 unterhalten. :)

    Er meinte: "Ey, Ur-Ur-Opa, ihr durftet damals mit Dingern rumfahren, wo schon die allerkleinste Unaufmerksamkeit den Tod eines anderen bedeutete, das wurde dann als <<Unfallopfer>> tituliert. Was habt ihr damals eigentlich geraucht?"