Bahntrassenradeln in Norddeutschland

  • In Norddeutschland gibt es einige alte Bahntrassen, die ich mal abfahren möchte:

    Teilweise liegen noch Schienen, teilweise kann man den Verlauf nur noch auf Luftbildern erkennen, teilweise gibt es noch alte Bahnhöfe und Brückenbauwerke.

    Kommt jemand aus der jeweiligen Gegend und könnte sich vorstellen, ein paar der Strecken gemeinsam abzufahren? Gruppen von drei bis fünf Rädern böten sich erfahrungsgemäß an, dann findet man plötzlich auch noch verborgene Kilometersteine oder ähnliche Reliquien. Teilweise lassen sich auch einige Strecken kombinieren, etwa von Niebüll über Flensburg nach Schleswig oder von Friedrichstadt über Schleswig nach Kappeln oder von Lübeck über Bad Segeberg nach Kiel oder von Kirchbarkau über Lütjenburg nach Bad Malente.

    Die von mir oben angelegten Routen folgen grundsätzlich der eigentlichen Trasse, sofern sie sich aufgrund von Bahntrassenradwegen oder Überlandstraßen direkt befahren lässt, oder versuchen die Trasse möglichst häufig zu kreuzen und sehenswerte Bereiche zu erfassen.

  • Hane 20. Februar 2020 um 09:09

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Deine Strava-Tracks kann ich nicht öffnen (obwohl ich Dir "folge").

    Eigentlich genau mein Thema, allerdings gibt mein Zeitbudget derzeit leider kaum etwas her, ggf. müsste ich mir in der Woche einen Tag frei nehmen, die Wochenenden sind meist mit Familie belegt. Wenn Du Termine planst sag aber gerne Bescheid.

    Die von Bad Oldesloe abgehenden Strecken kennst Du sicher?

    Lübeck-Bad Segeberg oder Bad Segeberg-Kiel (aber eigentlich auch alle anderen Strecken...) würden mich auf jeden Fall interessieren (die anderen Strecken aber auch...). Will man auf der Trasse bleiben macht bei einigen Strecken ggf. eine Wanderung mehr Sinn, da das ja nicht überall mit dem Rad befahrbare Wege sind.

    Wittenberge-Salzwedel bin ich damals kurz vor Stillegung noch lang gefahren (per Bahn), müsste mal die Fotos raussuchen. Das ist auch "noch" kein Radweg.

    Bin allerdings weder routinierter Langstreckenradler noch Rennradradler.

  • Nicht zu vergessen die alte Kaiserbahn zwischen Bad Oldesloe und Ratzeburg:

    Die kannte ich auch noch nicht. Hier nochmal bei OSM: https://www.openstreetmap.org/relation/2902987

    Ansonsten gibt's noch die "Südstormansche Kreisbahn": Hamburg-Glinde-Lütjensee-Trittau (bis Glinde noch Zugverkehr, danach Bahndamm), sowie von Trittau aus nach Bad Oldesloe.

    * https://www.openstreetmap.org/relation/3371112

    * https://www.openstreetmap.org/relation/3370920

    Wenn ich mir die ganzen Bahn-Strecken anschaue, die es nicht mehr gibt, werde ich schon wieder wütend…

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wenn ich mir die ganzen Bahn-Strecken anschaue, die es nicht mehr gibt, werde ich schon wieder wütend…

    Das stimmt.

    Darf ich noch einen zweiten Ärger anhängen: Die derzeitigen Bahnstrecken haben fast immer eine Versorgungs"-straße" nebenan. Diese ist dann meistens einfach wassergebunden oder sonst mistig geschottert. Aus rein touristischer Sicht fände ich dort eine geteerte Rennradstrecke einfach fantastisch.

  • Wenn ich mir die ganzen Bahn-Strecken anschaue, die es nicht mehr gibt, werde ich schon wieder wütend…

    Dann schau dir vor allem mal an, was in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung alles stillgelegt wurde. Mir fallen da direkt ein:

    Die Fahrgastzahlen gaben damals einfach keinen weiteren Betrieb mehr her, dementsprechend wurden die Verbindungen eingestellt. Soweit ist das für mich auch noch nachvollziehbar. Leider hat man nicht damit gerechnet, dass ein paar Jahre später eine so genannte Verkehrswende in Gang kommen könnte und eventuell die Möglichkeit bestünde, wieder einen positiven Kosten-Nutzen-Grad bei der Reaktivierung zu erreichen.

    Stattdessen geht es ratzfatz: Stillgelegt, entwidmet, abgebaut. Zack, Supermarkt oder Wohnhäuser drauf, vielleicht eine Straße oder Gewerbegebiete. Auf diesen Strecken wird niemals wieder eine Bahn fahren, diese Orte sind für alle Ewigkeit vom Bahnverkehr abgehängt. Einen Supermarkt bekommt man womöglich noch mal wieder weg, aber Wohn- oder Gewerbeflächen? Mit welcher Gesetzgebung sollte man derartige Gebäude wieder abreißen?

  • sind wir mal ehrlich: das nördliche Sachsen-Anhalt (Geestgottberg, Seehausen, Arendsee) ist tot. Da bringt keine Bahntrasse irgendeinen Unterschied. :/

    Natürlich. Aber wenn sich wie in heutigen Zeiten herausbildet, dass ein ordentlicher Eisenbahnanschluss eine Art Standortfaktor sein kann, dann wundere ich mich schon, ob man sich mit dem Abbau der Schienen tatsächlich einen Gefallen getan hat. Dömitz oder Havelberg sind ja eigentlich ganz hübsche Städtchen, aber wenn sich der nächste brauchbare Bahnanschluss (Dannenberg mit seinem Dreistundentakt zähle ich mal nicht dazu) zehn bis dreißig Kilometer entfernt befindet, dann finde ich das jetzt eher nicht so geil.

    Ob ich nun dort unbedingt leben und nach Hamburg oder Berlin pendeln wollte, das sei mal dahingestellt, aber wenigstens für eine Urlaubsreise wäre das ganz nett. Als ich gestern wieder durch Havelberg kurbelte, dachte ich mir: Hier könnte man auch mal ein paar Tage Urlaub machen. Nur ist die Verbindung vom Bahnhof Glöwen mit einem Bus bis nach Havelberg relativ unattraktiv und langsam. Da braucht man also wieder ein Fahrrad oder ein Auto.

    Aber vermutlich kann man es sich als Stadt ganz gut leisten, sowohl auf eisenbahnaffine Pendler oder Urlauber zu verzichten, wenn der Erlös aus den schienenbefreiten Grundstücken lockt.

  • Standortfaktor? Für wen denn?

    im Landkreis Stendal wohnen knappe 110.00 Menschen.

    Stendal als Kreisstadt: 40.000 EW

    Der Rest der Bevölkerung verteilt sich auf über 2000km². Das ist mal eben Landesfläche Hamburg x 2,5. Wir reden da von riesigen Einheitsgemeinden, bei denen Dörfer und Weiler zusammengeschmissen wurden, um überhaupt noch Verwaltungsstrukturen aufrecht erhalten zu können.

    Da leben ca. 35 EW pro km².

    Landstrich zur Gänze entvölkern, der Natur zurückgeben. fertig. :|

  • Landstrich zur Gänze entvölkern, der Natur zurückgeben

    Du meinst die "blühenden Landschaften", die Kohl uns vor 30 Jahren versprochen hat?

    Manche Projekte dauern in Deutschland halt etwas länger.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich bin am Sonnabend die Strecke von Neumünster nach Ascheberg mit dem Rad abgeklappert.

    Die Strecke wurde je nach Quelle um 1985 stillgelegt, danach fand vereinzelt noch Güterverkehr statt, größtenteils aber wohl nur zu den Anschlussgleisen in Neumünster. Relativ schnell wurde nach der Stilllegung die Brücke kurz vor dem Bahnhof Ascheberg abgebrochen, so dass die Strecke nicht mehr durchgängig befahren werden konnte. Der steigende Lkw-Anteil war wohl ursächlich für die Entfernung der Brücke, wobei mir nicht ganz klar ist, ob die Brücke zu niedrig war oder der Schwerlastverkehr die Stabilität beeinträchtigte.

    Im August 1996 wurde die Strecke ein letztes Mal von einem TALENT bis Wankendorf befahren, in den folgenden Jahren wurden wohl auch die Bahnübergänge entlang der Strecke sowie einige weitere Brücken zwischen Wankendorf und Neumünster abgebrochen. In Wankendorf sind von den einst umfangreichen Bahnanlagen und der Kreuzung mit der Kleinbahn von Bad Segeberg nach Kiel noch drei Gleise, das Bahnhofsgebäude, ein paar Weichen und ein zugewachsener Mittelbahnsteig übrig.

    Zwischen Wankendorf und Neumünster kann auf einem Teil der Strecke mit einer Draisine gefahren werden. Darauf hätte ich ja auch mal Lust.

  • Komm im Sommer mal in die Pfalz. Wir haben hier zwei Draisinenstrecken, eine 40 km im Nordpfälzer Bergland zwischen Staudernheim/Nahe und Altenglan (http://www.draisinentour.de), die andere 12 km in der Südpfalz zwischen Bornheim und Westheim (http://www.suedpfalz-draisine.de). Ich hab bisher keine der beiden Touren selbst gefahren, aber es ist ja immer so, dass man die Sehenswürdigkeiten seiner Heimat erst nutzt, wenn Besuch da ist.

  • Wenn ich mir die ganzen Bahn-Strecken anschaue, die es nicht mehr gibt, werde ich schon wieder wütend…

    Gestern haben Lischen-Radieschen und ich mal geschaut, was denn nun die nächste Station nach Kiel sein könnte: Irgendwas im nördlichen Niedersachsen eventuell. Wir haben festgestellt, dass es im nördlichen Niedersachsen eigentlich nur drei Bahnlinien gibt, die sternförmig auf Hamburg zulaufen, sowie ein paar Querverbindungen, etwa von Buchholz nach Hannover oder von Buxtehude nach Bremerhaven. Dazu gesellen sich dann schier dutzende eingestellte Bahnlinien, die für uns interessant sein könnten, etwa von Lüneburg nach Buchholz oder von Stade nach Bremervörde. Klar, da lohnte sich damals kein Personenverkehr mehr, da lohnt sich heute auch kein Personenverkehr mehr, aber ich muss feststellen: Für zwei berufstätige Menschen, die nicht in der gleichen Stadt arbeiten werden, einen Wohnort ausfindig zu machen, der dann auch noch ohne Auto funktioniert, ist eine gewisse Herausforderung.

  • ...oder von Stade nach Bremervörde. Klar, da lohnte sich damals kein Personenverkehr mehr, da lohnt sich heute auch kein Personenverkehr mehr...

    A propos, wenn auch Off-Topic: http://chng.it/GVwLzsNFQj

    Tatsächlich ist die Reaktivierung der Bahnlinie zwischen Stade und Bremervörde inzwischen auch in der Politik angekommen und findet dort breite Unterstützung (jedenfalls so lange nicht darüber geredet wird, wie die Kosten zwischen den Gemeinden und Landkreisen verteilt werden).

    https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-politi…hrt-auf_a164999

    *edit: Ich würde es auch gut finden, wenn diese Verbindung auf der Trasse der Niederelbebahn, auf der derzeit stündlich der RE5 auf der Linie HH - Cuxhaven fährt, bis Himmelpforten verlängert wird. Damit könnte man auch Pendler aus Richtung Nordwesten einsammeln, die bislang jeden Tag mit dem Auto nach Stade fahren.

    Insgesamt gibt es hier täglich 24.000 Berufspendler, von denen 16.000 aus dem Umland nach Stade fahren und 8.000 aus Stade ins Umland (hauptsächlich nach Hamburg).

    Einmal editiert, zuletzt von Yeti (22. April 2020 um 11:01)

  • Tatsächlich ist die Reaktivierung der Bahnlinie zwischen Stade und Bremervörde inzwischen auch in der Politik angekommen und findet dort breite Unterstützung (jedenfalls so lange nicht darüber geredet wird, wie die Kosten zwischen den Gemeinden und Landkreisen verteilt werden).

    https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-politi…hrt-auf_a164999

    Ah, der Weser-Kurier hat letzte Woche auch darüber berichtet: Die Idee: Vom Auto in die Bahn

    Es geht um