Baustellen mal verkehrt ausgeschildert, mal gar nicht

  • Hamburg, Ring 3. Vier bis sieben Spuren für Kfz; Hochbordradweg, der auf der Nordseite durch eine »hohle Gasse« in einem Gehölz geführt wird und erst direkt am freien Rechtsabbieger auf die Fahrbahn trifft. Dann auf die Ampelphase achten und hinein ins Vergnügen.

    Interessant. Bezieht sich das ZZ, das es offiziell so nicht gibt, auf das ZZ darüber, das es offiziell so nicht gibt, oder auf das Hauptzeichen? Benutzungsplicht in Sichtrichtung vs. keine Benutzungsplicht. Oder sogar garkein Radweg?

    Und wie erkläre ich sowas inklusive der Feinheiten bei bezüglich aller zu beachtenden Vorrangbeziehungen meinem fiktiven 12- Jährigen Sohn? ||

  • Na das ist doch gaaaaanz einfach: Die Überquerung der Straße "Am Schulwald" ist für Radfahrer in beiden Richtungen zugelassen. Danach ist es ein Radweg, der nur in eine Richtung zugelassen ist.

    :D

    Wir sind bei dem alten Spiel: Woher weiß der Verkehrsteilnehmer, der sich aus der einen Richtung nähert, welche Beschilderung aus der Gegenrichtung erfolgt?
    Da ahnt man nichts Böses und muss dann feststellen, dass auf der anderen Seite [Zeichen 237][Zusatzzeichen 1000-33] hängt oder aber man selber sieht nur [Zeichen 239] und in der Gegenrichtung hängt da ein [Zusatzzeichen 1022-10] drunter.

    Ich habe mir vor langen Zeiten mal den Spaß erlaubt, auf einer kurvigen, recht schmalen Straße in einer spanischen Sierra die Kurven zu schneiden wie ein Rennfahrer. Mein Beifahrer wurde grün und bleich. Daraufhin ich: »Hast Du das Schild [Zeichen 220-20] gar nicht gesehen? Hier kann keiner entgegenkommen!«

  • Fahrbahnverbot ja oder nein?

    Ergebnisorientiert würde ich ja sagen, auch das unterste ZZ bezieht sich auf das Hauptzeichen, damit kein Blauschild ab Schilderstandort. Ich bezweifele, dass ein Hamburger PK überhaupt verstehen würde, was ich meine.

  • Ist ein beliebter Fehler, dass das Schild das auf "So, Baustelle ist vorbei, hier gilt wieder ein getrennter Geh- und Radweg" hinweisen soll falsch herum steht.
    Entweder dreht die irgendwer in seiner Freizeit um, oder (was ich für wahrscheinlicher halte) viele ausführenden Mitarbeiter sind für die Arbeit unterqualifiziert.

  • Langenhorn, Hohe Liedt zwischen Laukamp und Tangstedter Landstraße. Der sonstige Radweg auf der Südseite wird erneuert (100 cm breit, jetzt rote Quadratplatten). Es verbleibt: etwa 1,20 Gehweg. Firma stellt [Zeichen 240][Zeichen 241-30] in beiden Richtungen auf. Dadurch müssten Hunderte von Schülern, die von der Schule kommen, plötzlich die Straßenseite wechseln und links auf diesem bisherigen Gehweg neben der Baustellenabsperrung fahren.

    PK34 angerufen und einer Beamtin erklärt, dass die Beschilderung nicht zulässig ist.
    10 Minuten später Rückruf durch einen Beamten: Also wenn ich der Meinung sei, dass die Baumaßnahme nicht sinnvoll ist, dann sei die Baubehörde ...
    Ich: nein, es geht um die Schilder. Er hat es begriffen. Am nächsten Tag waren die Schilder weg. Da steht jetzt: nix. Und was passiert? Radfahrer fahren über den Gehweg neben der Baustelle ...

  • Neulich habe ich gemerkt, dass mir gar nicht klar ist, wie die korrekte Beschilderung von [Zeichen 240] aus der Gegenrichtung ist, wenn Radfahrer nur in Fahrtrichtung rechts fahren dürfen. Ein Fußgänger muss ja wissen, dass ihm Fahrräder entgegen kommen könnten. Gibt es da ein mir unbekanntes [Zeichen 239] mit "Fahrräder aus der Gegenrichtung" oder wie sollte das eigentlich aussehen?

  • Mit wie wie wenig Platz Benutzer des ÖPNV + Fußgänger + Radfahrer bisweilen auskommen (müssen), kann man zur Zeit an dieser Baustelle in Hannover gegenüber dem Neuen Rathaus am Friedrichswall sehen.
    Im Hintergrund der ersten beiden Bilder ist das Kestnermuseum zu sehen.
    Im Hintergrund des dritten Bildes (aus der Gegenrichtung aufgenommen) ist die Nord-LB zu sehen.
    Ein bisschen stolz bin ich auf den auf dem dritten Bild zufällig mit aufgenommenen Oldtimer-Omnibus vom Typ Setra S 100, Baujahr 1968, mit 31 Sitzplätzen für Fahrgäste.

    Neben der ultraschmalen Kombination aus Radweg + Fußweg + Bushaltestelle verlaufen drei Autofahrspuren, auf der gegenüberliegenden Straßenseite nochmal drei Autofahrspuren für die Gegenrichtung.
    Der Fahrradweg darf in beide Richtungen benutzt werden, allerdings fehlt das blaue Radfahrweg-Fußweg-Schild mit Querbalken auf der Seite entgegengesetzt der üblichen Fahrtrichtung (drittes Bild).
    Ich wage mal zu hoffen, dass das eine sehr sehr kurzzeitige Baustelle ist, denn es steht ein Autokran hinter den Absperrungen. Trotzdem sollte so was eigentlich nicht so gemacht werden!

  • Die Brücke über die Todenbütteler Au wird offenbar endlich verbreitert.

    Am Anfang denkt man sich noch, oh, toll, ab auf die Fahrbahn. Hinten winkt aber schon das [Zeichen 240]:

    Nun gut. Dann wird es wohl einen Fußgänger- und Fahrradnotweg geben. Vermutlich wurden die Ampelphasen nicht für den Radverkehr angepasst und man sieht sich dann plötzlich dem hupenden Gegenverkehr gegenüberstehen.

    Auch lustig: Hier wird vor einer Ampelanlage gewarnt, die man schon längst passiert hat, anschließend wird vor einer beidseitigen Fahrbahnverengung gewarnt, obwohl die sich eigentlich auf der rechten Straßenseite befindet. Naja. Immerhin ist das [Zeichen 208] richtig herum.

    Im Hintergrund wartet schon die nächste Überraschung, jetzt ist doch absteigen und schieben angesagt. Aber jetzt mitten in der Ampelphase schnell auf die Fahrbahn wechseln? Das geht auch nicht klar:

    Und noch einer spielt mit. Jajajajajajaja, mit Radfahrern kann man’s ja machen:

    Ganz heimlich kann man ja mal einen Blick auf das Logo der Firma werfen, die für diese Beschilderung verantwortlich ist. Mit denen hatte ich in meiner Rendsburger Heimat viele, viele lustige Begegnungen. Schön, dass sich manche Prinzipien nicht ändern und man sich dieser Art der Absicherung bis heute treu geblieben ist:

    Hier wird’s mit dem Rad aber echt eng. Gegenverkehr ist genauso wenig möglich wie das Überholen eines Fußgängers. Immerhin hat man aus den vergangenen Zeiten gelernt: Die Fußplatten wurden um 90 Grad gedreht und verengen den Notweg nicht noch weiter. Ist halt die Frage, wie es um die Standsicherheit dieser Zäune bestellt ist:

    Die Gegenrichtung ist nicht ganz so spannend, da gibt’s zwei Schilder weniger:

    Eines versteckt sich nämlich hier:

    Und noch etwas ist anders im Gegensatz zu früheren Absicherungen: Für den dritten Kreuzungsarm gibt es eine eigene Signalisierung. Ich muss mal im Archiv kramen, ich bin der Meinung, man habe bei so etwas früher nur das Zeichen 131 plus „Grünphase anschließen“ aufgestellt.

    „Grünphase anschließen“ freut natürlich jeden Elektriker, auf rsa-95.de finden sich weiter unten auf der Seite ein paar Erläuterungen dazu; ein paar der Fotos stammen aus meiner Kamera.

    Immerhin ist das hier schon beinahe einwandfrei gelöst — wenn man davon absieht, dass die Absperrgitter des Fußgängernotweges mit der nicht-reflektierenden Seite zur Fahrbahn aufgestellt wurden. Klar, wer das übersieht, der sollte lieber kein Kraftfahrzeug führen, aber wenn man die Fahrbahn verengt, dann sollte man… ach, lassen wir’s einfach.

  • Nicht nur der Radverkehr wird dann empfindlich benachteiligt, wenn die Automassen sich durch die Straßen wälzen und dann auch noch Baustellen dazu kommen. In Hannover ist es heute schon zum zweiten mal so, dass auf einer neu gebauten Stadtbahnstrecke der Stadtbahnverkehr umgeleitet wird, wenn Baustellen in Kombination mit massenhaftem Autoverkehr das Verkehrsgeschehen zum Erliegen bringen.

    Zunächst mal die Radfahrersicht: Hier muss sich der Radfahrer erst mal durchtrauen, die meisten fahren freiwillig Umwege.

    Zwar gilt Tempo 30, aber gnadenlos verfolgt von Autos, denen es nicht schnell genug gehen kann und gleichzeitig die tückischen Straßenbahnschienen im Blick. Nach rechts und links keine Ausweichmöglichkeit. Die Bürgersteige nur für Fußgänger freigegeben. Aus gutem Grund, weil baustellenbedingt ebenfalls auf ein Minimum reduziert. Ort: Hannover Münzstraße

    ÖPNV-Fahrgästen geht es auch nicht besser: Heute am "Brückentag" wurden die Stadtbahnen über eine unterirdische Strecke, die rund ein Drittel länger ist, Richtung Hauptbahnhof umgeleitet. Zahlreiche Stadtbahnfahrgäste warteten vergeblich an den gewohnten Haltestellen auf die Bahnen. Folgende Gründe wurden in der HAZ-Berichterstattung genannt: "

    Grund für die Verzögerungen: Zu viele Einkäufer waren am Brückentag mit dem eigenen Auto in die City gefahren und verstopften die Straßen. Zudem machte der Üstra die Baustelle in der Goethestraße zu schaffen. „Dort müssen die Autos derzeit auf unseren Schienen fahren, so dass die Stadtbahnen nicht mehr durch kamen“, sagt Iwannek." http://www.haz.de/Hannover/Aus-d…ieder-im-Tunnel Besser wäre freilich, wenn Iwannek, der Üstra Pressesprecher etwas zum fehlenden Verkehrsmengen-Management der Stadt gesagt hätte. Es kann ja wohl nicht angehen, dass diejenigen, die die Verkehrsbehinderungen verursachen auch noch damit belohnt werden, dass sie ihre gewohnten Wege fahren können, während alle anderen Verkehrsteilnehmer zu Umwegen gezwungen werden.

  • Es kann ja wohl nicht angehen, dass diejenigen, die die Verkehrsbehinderungen verursachen auch noch damit belohnt werden, dass sie ihre gewohnten Wege fahren können, während alle anderen Verkehrsteilnehmer zu Umwegen gezwungen werden.

    Hab ich das nicht schon mal gelesen, mit Bezug auf eine Brücke in Berlin, wo BVG-Busse und Radfahrer ausgesperrt wurden, weil die Autofahrer zu doof waren, Ampeln und sonstige Verkehrsregeln zu akzeptieren?

  • "Doofheit" lasse ich da nicht gelten. Es ist Imponiergehabe und eine den Autofahrern seit Jahrzehnten eingeimpfte Selbstgewissheit, dass sie die Krönung des Verkehrsgeschehens darstellen. Genau das kann man dann am Baustellengeschehen sehr genau ablesen. Es ist ja nicht so, dass nicht auch dem Autoverkehr Einschränkungen zugemutet werden, aber anders als beim Radverkehr wird der Autoverkehr nicht einfach mal eben komplett übersehen bei der Planung.

  • Ich meine mit »Doofheit« ein Verhalten wie das Zufahren von Kreuzungen. Da müsste auch der Autofahrer, dessen IQ seinem Reifenquerschnitt entspricht, eigentlich wissen, dass er sich damit selber ins Knie schießt.