Autokampagne der CSU München

  • In München versucht die CSU ungefähr so ambitioniert wie die CDU in Hamburg Wählerstimmen mit Gedenkveranstaltungen zur autogerechten Stadt zu suchen:

    Ich wollte eigentlich einen längeren Text über ein paar christsoziale Werbeplakate schreiben, aber „Darmstadt fährt Rad“ war da freundlicherweise schneller: https://twitter.com/DAfaehrtRad/status/1217022675597643776

  • Es ist auch überhaupt ziemlich schwierig über diese ganze Thematik zu diskutieren, wenn der Gesprächspartner diese tollen Vergleiche mit dem Ochsenkarren ins Gespräch bringt: https://twitter.com/CSUMuenchen/status/1217106256525176834

    Edit: Uff, die haben sogar ein „Verkehrskonzept“: https://www.csu.de/common/csu/con…_10.01.2020.pdf

    Einmal editiert, zuletzt von Malte (15. Januar 2020 um 13:05)

  • Na ja, es ist ungefährlich für die CSU, auch in der Großstadt München, denn von den Fahrrad-Vielfahrern werden sie kaum Wählerstimmen verlieren können, dafür im AfD-Lager vielleicht etwas abfischen mit dem "Früher war alles besser und die Staus viel weniger" und "Politik wird nur noch gegen Auto und für Radler" gemacht Thema. An der Politik der CSU kanns in Bayern ja nicht liegen, das München im Verkehrschaos zu versinken droht ;)

    Die Radlstraßen sind definitiv nicht auf Ihrem Mist gewachsen und genau da stehen/parken ja die Autos, nicht auf den Hauptverkehrsachsen.

    Und die zugehörigen Richter halten den Mittleren Ring auch konsequent Radlfrei, wie wir hier Erfahren konnten:

    direktes-abbiegen-und-der-kreisverkehr, Antwort 7 mit Link zu Rechtstreit

  • In München versucht die CSU ungefähr so ambitioniert wie die CDU in Hamburg Wählerstimmen mit Gedenkveranstaltungen zur autogerechten Stadt zu suchen:

    Ich wollte eigentlich einen längeren Text über ein paar christsoziale Werbeplakate schreiben, aber „Darmstadt fährt Rad“ war da freundlicherweise schneller: https://twitter.com/DAfaehrtRad/status/1217022675597643776

    So verabscheuungswürdig diese CSU-Wahlkampfrhetorik auch sein mag, in einem Punkt, der in dem Artikel erwähnt wird, ist möglicherweise ein Krümelchen Wahrheit drin. Und genau so was macht ja solche Kampagnen so gefährlich:

    "Bekanntermaßen sieht die CSU in der Entscheidung, in der Fraunhoferstraße sämtliche Parkplätze zu streichen und in beiden Richtungen rote Radstreifen zu markieren, einen großen Schaden für die dortige Geschäftswelt, da es direkt in der Straße keine legalen Lieferzonen gibt und zum Beispiel die Bierlieferanten des Wirtshauses illegal auf dem Radstreifen stehen bleiben müssen." https://www.sueddeutsche.de/muenchen/wahlk…mobil-1.4751709

    Wenn diese Beschreibung in dem SZ-Artikel tatsächlich zutrifft, dann muss da tatsächlich nachgebessert werden. Aber so, dass deutlich wird, dass Halteplätze für den Lieferverkehr zwar benötigt werden, aber eben auf Kosten von Parkplätzen für den Privat-KFZ-Verkehr und so kontrolliert, dass sie nicht vom Privat-KFZ-Verkehr blockiert werden. Wenn es hier tatsächlich Nachbesserungsbedarf gibt, dann muss nachgebessert werden!

    Ich sage dass auch deswegen, weil hier in Hannover die CDU so tut, als sei es ein grober Fehler, dass Radfahrstreifen auf der Fahrbahn markiert werden, anstatt Hochbordradwege rechts von den parkenden Autos anzulegen.

    Die CDU-Propaganda tut so, als sei alles möglich: Parkstreifen + Hochbordradweg + Fußweg. Tatsächlich ist es aber so, dass die einspurige Fahrbahn nur dadurch möglich ist, dass für den Fall eines Rettungsdiensteinsatzes die Fahrbahn + Radfahrstreifen noch ein Durchkommen ermöglichen. Wäre der Parkstreifen wegen des Hochbordradweges zur Straßenmitte hin verrückt angelegt worden (also etwa dort, wo heute der rot markierte Radstreifen ist), dann gäbe es im Notfall kein Durchkommen mehr.

    Leider kommt die CDU-Propaganda bei verdammt vielen Radfahrern gut an, weil viele Radfahrer sich noch nicht so recht mit den Vorzügen von Radfahrstreifen vertraut gemacht haben. Und auch deshalb, weil dieser Radfahrstreifen ganz oft vom Lieferverkehr zugeparkt ist. Da sagt sich doch der Radfahrstreifen-kritische Radler: "Siehste: Radfahrstreifen taugen nichts!"

    Aber Parkplätze auf dem Parkstreifen durch Halteplätze für den Lieferverkehr ersetzen, dass ist nicht zuletzt deshalb schwer, weil die Halteplätze ja trotzdem zum Parken benutzt würden, wenn dann auch ordnungswidrig.

    Der Radfahrstreifen wird von haltenden Lieferfahrzeugen blockiert, weil die Halteplätze rechts vom Radfahrstreifen von parkenden Autos blockiert sind. (Oder noch schlimmer in München, wenn der SZ-Bericht zutrifft: Weil es keine Halteplätze gibt.)

    Hier muss dringend eine zugkräftige Antwort her! Zugeparkte Radfahrstreifen jedenfalls sind ein Riesenproblem! Ich kann niemandem von Radfahrstreifen überzeugen, wenn diese ständig zugeparkt werden. Da sagen dann ganz viele Radler: Lieber einen handtuchschmalen Hochbordradweg, der nicht zugeparkt ist, als Radfahrstreifen, die ständig zugeparkt werden.

    Das eigentliche Problem aber sind die zugeparkten Halteplätze:

    Und wenn die Polizei dann mal tätig wird und tatsächlich einen Radfahrstreifenblockierer "am Wickel hat", dann bockiert die Polizei auch noch selbst mit ihrem eigenen Einsatzfahrzeug den Radfahrstreifen:

    Das sieht aber nicht jeder Radfahrer gleich, dass hier die Polizei eigentlich "die Guten" sind. Stattdessen schimpfen in einer solchen Situation viele Radfahrer: "Jetzt blockiert auch noch die Polizei meinen Radfahrstreifen. Ich will lieber einen Hochbordradweg auch wenn der nur halb so breit ist. Und da taucht dann die CDU aus der Versenkung und bedient diese kurzsichtigen Überlegungen.

    Leider, leider funktioniert die Münchner CSU-Kampagne wie jede andere Dreck-Kampagne. Ordentlich Dreck schmeißen irgendwo wird schon was hängen bleiben.

  • Ohne jetzt Fachmann für die Fraunhoferstraße zu sein, aber ich bin schon durchgeradelt. Wie meistens in Münchens Innenstadt gabs da schon auch so etwas wie 2-3 kleine Lieferzonen. Aber entladen wird meistens 2. Reihe, weil die Parkverbotsplätze zu 90% zugeparkt sind, von Leuten die nur mal schnell was erledigen müssen für 2 Stunden.

    Insofern ist es etwas verlogen, denn die Lieferanten können durchaus wie früher auch einfach auf der Straße stehenbleiben und entladen, das wäre dann wie immer. Aber weil es jetzt Radstreifen gibt, stellen sie sich halt da drauf, was wiederum positiv für den KFZ-Verkehr ist, denn der kann jetzt ungehindert fahren.

    Tatsächlich, wie fast überall, hätte man sich die Radlspuren auch schenken können, dann müssen die Autofahrer halt hinter den Radler herfahren. Das einrichten der Spuren ist also ein Geschenk an die Autofahrer, dafür haben sind die Parkplätze weg. Wobei es in der Straße sowieso langsam geht und ging. Die Spuren sind schon ok so von der Anlage, und viele Radler mögen sich darauf besser fühlen, der Hauptvorteil ist aber eigentlich, dass die Gefahr von Dooring oder beim Ausparken übersehen werden weniger ist, rein vom fahren kann ich keinen Unterschied feststellen zwischen Straße und so einem Radstreifen. Andere Radl überholen ist schwerer.

  • Es gibt in der Klenzestraße (Querstraße zur Fraunhoferstraße) direkt am U-Bahn-Eingang eine Ladezone, die zusammen mit den Radstreifen eingerichtet wurde, aber wie Autogenix schreibt: da stehen halt "nur mal kurz" in den meisten Fällen irgendwelche Blechpanzer, die nicht hingehören. Müsste man halt mal abschleppen...

    Interessant wird es ja dann in der Lindwurmstraße, wo die CSU den Radweg in den 1. Stock verlegen wollte.

  • Die CSU in München hat quasi alles versucht. Wahlplakate aufgehängt, die von der Beseitigung einer Fahrspur durch Rot-Grün künden, Einwurfbriefe warnten vor der ultimativen Parkplatzzerstörung, man gründete eine Bürgerinitiative für Erhalt der Parkplätze, man verteilte als Strafzettel getarnte Wahlwerbung, warnte vor der „völligen Zerstörung und Umpflügung von 40 Straßen“, wollte aber eigentlich doch wirklich nicht mehr als ein „faires Verkehrskonzept“. Die Münchener Abendzeitung mischte kräftig mit und bemängelte, dass die Grünen in mehr als acht großen Straßen feste Blitzer gegen Raser installieren wollten, während der gebührenfinanzierte Bayerische Rundfunk die Debatte zum Glaubenskampf um Platz auf Straße erhob und Focus Online die Debatte in Fahrrad-Mekka oder Auto-Paradies einteilte.

    Im Endeffekt hat die CSU zwar viel versucht, aber nicht so ganz viel erreichen können:

    29,1 % für die GRÜNEN, 24,7 % für die CSU, 22,0 % für die SPD, der ganze Rest mit FREIE WÄHLER, AfD, DIE LINKE, FDP und ÖDP hat es maximal auf 4 % gebracht. Letzteres reicht dann trotzdem für drei Sitze im Stadtrat, aber viel zu melden hat man da nicht mehr.

    Die Karte zum Bezirksauschuss ist auch ziemlich grün.

    Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu: Mehr abwählen geht kaum, die CSU meint in der Abendzeitung hingegen: "Haben die richtigen Themen gesetzt"