Staubsauger am Theodor-Heuss-Ring

  • Kein Witz: Die Stadt Kiel will am Theodor-Heuss-Ring ernsthaft so einen Staubsauger aufstellen lassen, um die Stickoxid-Werte an der Station DESH052 in den Griff zu bekommen. Ich schmeiße dazu einfach mal etwas Lektüre ins den Beitrag:

    Der Staubsauger soll in unmittelbarer Nähe zur Messstation aufgestellt werden und wird, wie sollte es auch anders sein, dabei den Radweg blockieren. Der Radverkehr soll über den Gehweg umgeleitet werden. Angesichts des mäßigen Verkehrsaufkommens ist das dort sicherlich eine einigermaßen mögliche Lösung, wenngleich ich wette, dass es mit den Sichtverhältnissen zur nächsten Einmündung, die erfahrungsgemäß nicht so ganz superselten frequentiert wird, wieder kritisch wird:

    Man könnte das Ding ja auch einfach auf die Fahrbahn stellen — schließlich ist es der Kraftverkehr, der diese ganze Schadstoffproblematik überhaupt verursacht, und wenn man für das Teil einfach einen Fahrstreifen sperrte und Anstalten machte, das Verkehrsaufkommen angemessen zu reduzieren, hätte man die Messwerte wahrscheinlich direkt im Griff und könnte den Staubsauger ausgeschaltet lassen:D

    Abgesehen davon wundere ich mich auch ein bisschen, dass man direkt vor der Messstation die Stickoxide beiseite saugen möchte. Da könnte man das messen auch gleich bleiben lassen, denn die Modelle zeigen ja, dass die Luft entlang dieser autogerecht ausgebauten Verkehrsschlagader — Überraschung! — ziemlich schlecht ist, da nützt der Staubsauger mit einem Wirkungsbereich von… keine Ahnung… hundert Metern wahrscheinlich eher wenig.

    Aber man kann damit zwei Dinge demonstrieren: Man tut etwas und die Messwerte gehen im besten Fall runter.

    Morgen um 11 Uhr soll das Teil aufgestellt werden. Ich werde das zeitlich leider nicht einrichten können, am Abend aber mal vorbeischauen.

  • Das Hamburger Abendblatt schreibt auch was dazu.

    Ich frage mich auch, wie die Anlage technisch wirkt. Wird die Luft mit Pisse (Harnstofflösung) gereinigt, was man aber wohl riechen dürfte?

    Oder wird das Ergebnis durch Umwalzung erreicht?

    Kosten pro Stück: 80,000€.

    Stromkosten: Größenordnung 10,000€ pro Jahr.

    Sonstige Betriebskosten: Unbekannt.

    Für eine Reduktion der Stickoxide um 10% seien 6 Container nötig. Das heißt man will ernsthaft ne halbe Million in die Hoffnung investieren, keine Fahrverbote verhängen zu müssen?

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Warum hat man Ding eigentlich nicht auf die Sperrfläche an der Mittelleitplanke gestellt, die genau dort beginnt. Da würde es überhaupt niemanden behindern. :cursing:

    Ich nehme mal an, aufgrund der möglichen Unfallgefahr, wenn Kraftfahrer über die Sperrfläche geradeaus fahren, wenn es mit dem Einfädeln aus der B404 nicht funktioniert hat. Da könnte man natürlich auch wieder auf die Verkehrsregeln pochen, aber… naja.

  • wenn der Radverkehr mit regelmäßig 80km/h im Mehrspur-parallelverkehr ohne Kreuzungen, ohne Gegenverkehr, ohne Radwege, ohne Fußwege ... unterwegs wäre, könnte man darüber auch mal diskutieren. bis dahin bleiben wir der einfachheithalber mal bei der Annahme, dass so ein Hindernis bei 20-25km/h durchaus rechtzeitig erkannt werden kann und man sich dann zurecht darüber aufregen darf. :/

  • Ich bin vorhin mal an dem Kasten vorbeigefahren und es ist ernsthaft das Lächerlichste, was ich mir im Zusammenhang mit dieser Feinstaub-Stickoxid-Debatte überhaupt vorstellen kann. Auf den Fotos wirkt das Ding erstmal nur wie ein Hindernis auf dem Radweg, was schon für hinreichende Aufregung im Netz sorgt, aber wenn man vor diesem Ding steht, dann merkt man erst, wie absolut dämlich dieses Vorhaben ist: Um Gottes Willen dem Kraftverkehr keinen Platz wegnehmen, um Gottes Willen den Kraftverkehr nicht einschränken, nicht lenken, nicht reduzieren, sondern lieber diesen Apparat betreiben, um die Messwerte im Bereich der Station in den Griff zu bekommen.

    Mir fällt dazu nichts mehr ein.

    Immerhin wurde dem Ding nun ein Zeichen 240 mit einem anschließenden Zeichen 237 spendiert:

    Hier sieht man noch mal diese Lamellen, durch die wohl später der Luftaustausch stattfinden soll:

    Und man hat sich dann doch nicht getraut, das Ding direkt neben die Messstation zu stellen, so dass die gereinigte Luft aus der Wäscherei direkt in die Messstation geleitet würde:

    Aber ich fände es von der Stadt Kiel ehrlicher, offen zu kommunizieren, dass man diese Grenzwert-Debatte überspringt. Die Stickoxid-Werte sind ja nicht nur im Umfeld der Messstation zu hoch, sondern auch in anderen Bereichen der Stadt. Dort finden die Überschreitungen aber nicht so öffentlichkeitswirksam statt, weil dort keine Stationen stehen, sondern die Überschreitungen lediglich aus den Modellen hervorgehen.

    Man betreibt also diese ganze Publicity-Show, um den Messwert an dieser einen Station in den grünen Bereich zu drücken, und senkt damit die Luftqualität auf… ja, vielleicht 600 Metern. Toll. Da kann man echt nur applaudieren.

    Bitte: Baut das Ding wieder ab, stellt klar, dass es keine Fahrverbote gibt und dass die Stadt Kiel von dieser ganzen Stickoxid-Feinstaub-Debatte nichts hält. Aber bitte stellt nicht sechs dieser peinlichen Kästen auf. Hier landen mit Kreuzfahrtschiffen Gäste aus aller Welt an, die mit Bussen auf dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung hier vorbeigefahren werden — was sollen die denn von uns denken?