17. Juni: Fahrradsternfahrt

  • Ich habe hier ein paar Fotos von der Fahrradsternfahrt von Wedel über die Köhlbrandbrücke bis zum Rathausmarkt hochgeladen:


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    Das Medienfeedback ist bislang… naja, die so genannten Drunterkommentare sind mal wieder abgrundtief böse. Ich frage mich ja, welche Sternfahrt die Leute wohl vor ihren Windschutzscheiben haben vorbeiziehen sehen, wenn da von einer Schneise der Verwüstung und heruntergerissenen Deutschland-Fahnen die Rede ist.

  • Mittlerweile wird bei den Kommentaren unter dem NDR-Beitrag die obligatorische Problematik diskutiert, ob die Fahrräder der Teilnehmer wohl verkehrssicher waren.

    Nun kann man wohl feststellen: Bei den Teilnehmern, die es über die Köhlbrandbrücke geschafft haben, werden die Bremsen wohl funktioniert haben. Ansonsten wäre man direkt nach der Abfahrt mit 120 Sachen bis nach Bergedorf geflogen.

    Und Licht? Immer dieses Gelaber, Radfahrer hielten sich nie an die Regeln, aber selbst davon keine Ahnung haben: Bei Tag gilt keine Lichtpflicht und ansteckbare Beleuchtung muss mittlerweile nicht einmal mehr mitgeführt werden, sondern nur noch bei Bedarf in Betrieb sein.

  • Bin erst das 3. Mal dabei gewesen. Ich fand es immer voll.

    Die Schätzungen von Veranstaltern und Polizei liegen wie gewohnt weit auseinander: Jene sprechen von 30 000, diese meint 8 000.

    Ich finde es erbärmlich, dass die Polizei nicht einmal bei einer Veranstaltung, bei der man an 20 verschiedenen Punkten sehr übersichtlich zählen kann, bereit ist, korrekte Zahlen zu nennen. Nicht alle fahren bis zum Rathausmarkt; ich gestern auch nicht. Man konnte aber an den großen Treffpunkten vorher oder auch an den Zufahrtsstraßen wunderbar zählen. Wenn man wollte.

  • Ich habe noch nie eine Demo gesehen, bei der die Zahlen der Polizei korrekt gewesen sind. Die sind halt geschätzt. Finde ich auch in Ordnung. Für korrekte Zahlen gibt es Demobeobachter, oder halt nicht. Die Zahlen sind aber in beinahe jedem Fall geschönt.

    Wenn die Presse korrekte Zahlen will, soll sie zählen.

  • DIE ZEIT besinnt sich mal wieder ihrer bürgerlich-konservativen Wurzeln und schreibt im täglichen Newsletter Elbvertiefung vom 18. Juni:

    Zitat

    Räume besetzen, das war auch das Stichwort bei der traditionellen Fahrradsternfahrt in Hamburg. Tausende Fahrradfahrer strampelten gestern durch das Stadtgebiet, über die Straßen und Autobahnen. Hintergrund der Aktion sei es auch diesmal gewesen, die Stadt symbolisch zu erobern, erklärten die Veranstalter. Ein Ansatz, der 1995, als die erste Fahrradsternfahrt stattfand, sicher Sinn machte. Allmählich aber sollte man angesichts der egozentrischen Fahrweise etlicher Radfahrer (vgl. unten: "kriminelles Radeln") vielleicht doch lieber damit anfangen, das Miteinander zu betonen.

    Die Phrase „kriminelles Radeln“ bezieht sich übrigens mitnichten auf Kampfradelei, sondern kalauert sich nur zu einem Veranstaltungstipp zurecht:

    Zitat

    Kriminelles Radeln: Wie gefährlich ist Hamburg wirklich? Wo verstecken sich die Gauner des Nachts, welche Leichen modern in ihren Kellern? Die Reihe "Hamburg Spotlight" ist dem Verbrechen auf der Spur: Bei der Tour "Hamburgs große Kriminalfälle" begeben sich Fahrradfahrer "hinab in die Unterwelt" – wie das praktisch funktioniert, bleibt abzuwarten.

    Hamburg City Cycles, Bernhard-Nocht-Straße 89–91, Sa, 23. Juni, 14–18 Uhr, 28 Euro.

    So langsam frage ich mich allerdings tatsächlich, was man von Mark Spörrles Morgengrüßen halten soll, wenn schon in der Anleitung die Leistung der Deutschen Fußballnationalmannschaft der Herren als „wie eine in einer anderen Zeitdimension gefangene Autistentruppe“ bezeichnet wird.

    Insgesamt passt das aber ganz gut zur generellen Abneigung der ZEIT gegenüber Radfahrern und deren Demonstrationen. Schon im letzten Jahr riet Frank Driescher von einer Teilnahme an der Fahrradsternfahrt ab, weil man damit nur den Kraftfahrern auf dem Weg an den Strand auf die Nerven ginge. So werde das nichts mit dem Miteinander im Straßenverkehr.

  • Es wird ja auch nix mit dem Miteinander, gerade auch in Hamburg, was ich hier so lese. Die anderen haben aber damit angefangen und behalten es bei, und das hier ist nur das übliche Mimimi, wenn die Gegenseite auch mal aus der Deckung kommt und Freiräume einfordert.

    Also eigentlich nix besonderes für einen Schreiber aus Windschutzscheibenperspektive.

    Nur dass diese Herren ihr Mimimi effektvoller verbreiten können als der gemeine Lenkradbeißer.

    bye
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