Art. 13 und ähnliches: Die nächste Internet-Bedrohung

  • Dafür fallen mir nur wenige mögliche Erklärungen ein:

    1.) Der Typ ist einfach wirklich zu doof, das zu erkennen.

    2.) Er lügt, um seine Interessen durchzusetzen.

    3.) Irgendwo in diesem Konvolut gibt es noch eine Definition, so dass seine Verwendung zumindest innerhalb des Textes der Richtlinie korrekt ist.


    Ich unterstelle Menschen wirklich ungerne böse Absichten oder Dummheit.

    Ich warte immernoch auf die offizielle deutsche Übersetzung. Die müsste doch langsam mal fertig sein?!

    Ich muss aber davon ausgehen, dass die Befürchtungen nicht grundlos sind, und tatsächlich drinsteht, was allgemein verstanden wird. Also Haftung für Plattformen (auch kleine), daraus resultierend Uploadfilter, die lieber mehr als wenig filtern werden.

    3 scheidet für mich klar aus.

    Für 2 müsste man darlegen, aus welchem Interesse heraus er handelt. Lässt er sich vielleicht von den Nutznießern (Medienindustrie) dafür bezahlen? Oder hat er eine Weltanschauung bei dem ihm ein offenes Internet im Weg ist?

    Kann natürlich sein.

    Aber bei all seinen Aussagen tendiere ich zu 1. Man möge mir nun bitte nicht mit dem Argument kommen, ein Mensch in seiner Position müsste eigentlich klug genug sein. Aber vielleicht tut er auch nur so blöd und will nach 2 seine Interessen durchsetzen.

    Letztlich ist's egal. Samstag geht's auf die Straße, in zwei Monaten ins Wahllokal.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Aber bei all seinen Aussagen tendiere ich zu 1. Man möge mir nun bitte nicht mit dem Argument kommen, ein Mensch in seiner Position müsste eigentlich klug genug sein.

    Das ist aber nunmal ein stichhaltiges. Das unterstellte Ausmaß an Dummheit wäre ein solches, das die Bildung eines Satzes mit Kommata ausschließt. Das - kann - nicht - sein. Da fallen mir auch Bütikofers windelweiche Rechtfertigungsversuche seiner Zustimmung zu dem Verhandlungsvorschlag des EU-Parlamentes ein, er habe die Hoffnung gehabt, daß die EU-Parlamentsverhandler die Uploadfilter wieder herausverhandeln, die sie vorher hineingeschrieben hatten.

    So debil bin ich aber nicht, ihm das abzukaufen.

    Für 2 müsste man darlegen, aus welchem Interesse heraus er handelt.

    Nein, muß man nicht. Da kann man mutmaßen oder es lassen. Der Mann ist wegen 2) diskreditiert. Das genügt (mir).

    Letztlich ist's egal. Samstag geht's auf die Straße, in zwei Monaten ins Wahllokal.

    Genau.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

    Einmal editiert, zuletzt von Peter Viehrig (20. März 2019 um 16:59)

  • Bei Vice gibt es ein Interview mit Axel Voss und der Titel des Interviews sagt schon so ziemlich alles: Streit um Uploadfilter: Wie Axel Voss das Internet sieht

    Der Mann offenbart in jeder zweiten Antwort, dass er von Technik keine Ahnung hat, davon aber ganz schön viel.

    Er redet ja davon, dass Memes offensichtlich einfach zu erkennen sind. Google hätte ja schließlich eine eigene Kategorie dafür.

    Nachdem Timo Wolken (SPD) das hinterfragt hat, hat die Union das hochoffiziell erklärt:

    https://twitter.com/CDU_CSU_EP/sta…6101968901?s=19

    Peinlich!

  • Der Content ist nicht sonderlich schwer auszubuddeln:

    F12 -> die Nachricht aus dem DOM-Baum entfernen -> anschließend noch die CSS-Regeln für das ganze Schwarz deaktivieren. Fertig. Kostet einen Webentwickler keine 30 Sekunden.

    Die Hürde dürfte trotzdem für weit über 90% der Nutzer ohne Anleitung unüberwindbar sein. Und um Aufmerksamkeit zu schaffen reicht das sowieso aus.

  • Ausführliches Interview mit Axel Voss von ZDF+.

    Meine Highlights:

    Live-Streams sind natürlich ein Problem bei den Uploadfiltern. Dann da ist einfach nicht genug Zeit, um die Arbeitsweise des Filters menschlich zu überprüfen. Antwort Voss: "Da müsste man mal in Ruhe drüber nachdenken".

    Außerdem:

    "Bei der Haftung kommt es auf die Häufigkeit der Urheberrechtsverletzungen an. Schauen Sie mal in Artikel 2 Absatz 5 (?). Da steht, dass das alles nur für Plattformen gilt, bei denen große Mengen von urheberrechtlich geschütztem Material hochgeladen werden."

    Der Typ hat tatsächlich immer noch nicht den Unterschied zwischen "urheberrechtlich geschützt" und "Urheberrechtsverletzung" kapiert...

  • Bei Vice gibt es ein Interview mit Axel Voss und der Titel des Interviews sagt schon so ziemlich alles: Streit um Uploadfilter: Wie Axel Voss das Internet sieht

    Der Mann offenbart in jeder zweiten Antwort, dass er von Technik keine Ahnung hat, davon aber ganz schön viel.

    Entweder rege ich mich darüber auf oder ich denke mir: Wenn Voss die treibende Kraft hinter der Urheberrechtsreform ist, dann kann es mit der Reform so weit nicht her sein.

    Bei neunetz.com gibt es noch mal einen längeren, lesenswerten Beitrag zu Voss’ Aussagen: Das Vice-Interview und andere Aussagen von Axel Voss, kommentiert

  • Ich hielt es immer für ein absolut infantiles Gebaren, angesichts unliebsamer Berichterstattung immer gleich das jeweilige Zeitungsabo zu kündigen und diese Entscheidung auch noch öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren. Man kann, nein, man muss gegenteilige Meinungen aushalten, das gehört zum Wesen einer Demokratie.

    Dass aber hinsichtlicher der Berichterstattung über die Urheberrechtsreform eigentlich ausschließlich SPIEGEL ONLINE in der Lage war, zusammen mit Sascha Lobo die Problematik einigermaßen wiederzugeben, enttäuscht mich sehr. Alle anderen Medienhäuser, also FAZ, BILD, WeLT, ZEIT, Tagesspiegel, Süddeutsche und so weiter publizieren nicht nur einseitige Artikel, die weit über das hinausgehen, was man bei einer oberflächlichen, nicht hinreichend sorgfältigen Recherche erwarten sollte, wie es beispielsweise immer wieder beim Thema Radverkehr der Fall ist. Hier paart sich das technische Unverständnis von der Funktionsweise des Internets mit einer mir ungewissen Agenda, dem Leser mit Falschinformationen die Urheberrechtsreform schmackhaft zu machen.

    Da steht dann auch so ein Blödsinn drin, dass der Autor eines Zeitungsartikels dank der Urheberrechtsreform mehr Geld bekommt, weil die bislang in Form von Urheberrechtsverstößen veröffentlichten Zeitungsartikel dann direkt monetarisiert würden. Vielleicht bin ich da nicht auf dem neusten Stand, aber allenfalls bekommt die Verwertungsgesellschaft, vielleicht auch der Verlag mehr Geld — aber nicht der einzelne Autor, höchstens mittelbar bei der nächsten Gehaltserhöhung.

    Und abseits dessen wird von vorne bis hinten grotesker Schwachsinn geschrieben. Für einige Journalisten ist Technik immer noch eine ominöse Blackbox, die aber irgendwie funktioniert und die natürlich ganz sicher unterscheiden kann, ob dieser Text, den ich gerade schreibe, womöglich ein Plagiat ist oder ein Zitat eines anderen Textes oder ob die Fotos, die ich in die Galerie lade, wirklich meine eigenen sind oder von einem anderen Urheber stammen. In der bunten Journalisten-Welt funktioniert das.

    Auch mit diesem technischen Unwissen könnte ich noch leben. Journalisten sind keine studierten Informatiker, sonst schrieben sie Software und keine Zeitungsartikel, und man kann natürlich bei dem ganzen hin und her der Urheberrechtsreform schon mal den Überblick verlieren. Das geht mir schließlich genauso.

    Trotzdem habe ich das Gefühl, verarscht zu werden. Gerade weil die ganzen Artikel heutzutage, womöglich wegen der Anbiederung an den Gott des Clickbaits, nicht mehr passiv geschrieben daherkommen, sondern direkt den Leser angreifen: „IHR demonstriert für US-Konzerne!“, „IHR wollt das Urheberrecht zerstören!“ und „IHR seid eigentlich nur Bots!“

    Ich habe bislang, ich muss es mal zusammenrechnen, bestimmt über hundert Euro für die Online-Angebote verschiedener Medienhäuser ausgegeben. Ich habe jetzt beinahe alles gekündigt.

    Und obwohl ich weiß, dass die vierte Gewalt für die Demokratie überlebenswichtig ist, sehe ich mich momentan außerstande, diese Akteure weiter zu finanzieren.

  • Ich verweise da gerne auf Paul Sethe, der 1965 folgendes an den Spiegel schrieb:

    Im Grundgesetz stehen wunderschöne Bestimmungen über die Freiheit der Presse. Wie so häufig, ist die Verfassungswirklichkeit ganz anders als die geschriebene Verfassung. Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Journalisten, die diese Meinung teilen, finden sie immer. Ich kenne in der Bundesrepublik keinen Kollegen, der sich oder seine Meinung verkauft hätte. Aber wer nun anders denkt, hat der nicht auch das Recht, seine Meinung auszudrücken? Die Verfassung gibt ihm das Recht, die ökonomische Wirklichkeit zerstört es. Frei ist, wer reich ist. Das ist nicht von Karl Marx, sondern von Paul Sethe. Aber richtig ist es trotzdem. Und da Journalisten nicht reich sind, sind sie auch nicht frei (jene wenigen Oasenbewohner ausgenommen).

  • Auch gut die Rede von John Swinton:

    Zitat von John Swinton

    So etwas wie eine unabhängige Presse gibt es in Amerika nicht, außer in abgelegenen Kleinstädten auf dem Land. Ihr seid alle Sklaven. Ihr wisst es und ich weiß es. Nicht ein einziger von euch wagt es, eine ehrliche Meinung auszudrücken. Wenn ihr sie zum Ausdruck brächtet, würdet ihr schon im Voraus wissen, dass sie niemals im Druck erscheinen würde. Ich bekomme 150 Dollar dafür bezahlt, dass ich ehrliche Meinungen aus der Zeitung heraushalte, mit der ich verbunden bin. Andere von euch bekommen ähnliche Gehälter um ähnliche Dinge zu tun. Wenn ich erlauben würde, dass in einer Ausgabe meiner Zeitung ehrliche Meinungen abgedruckt würden, wäre ich vor Ablauf von 24 Stunden wie Othello: Meine Anstellung wäre weg. Derjenige, der so verrückt wäre, ehrliche Meinungen zu schreiben, wäre auf der Straße um einen neuen Job zu suchen. Das Geschäft des Journalisten in New York ist es, die Wahrheit zu verdrehen, unverblümt zu lügen, sie zu pervertieren, zu schmähen, zu Füßen des Mammon zu katzbuckeln und das eigene Land und Volk für sein tägliches Brot zu verkaufen, oder, was dasselbe ist, für sein Gehalt. Ihr wisst es und ich weiß es; Was für ein Unsinn, einen Toast auf die ‚Unabhängigkeit der Presse‘ auszubringen! Wir sind Werkzeuge und Dienstleute reicher Männer hinter der Bühne. Wir sind Hampelmänner. Sie ziehen die Fäden und wir tanzen. Unsere Zeit, unsere Fähigkeiten, unser Leben, unsere Möglichkeiten sind alle das Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte.

    Das war 1883. Hat sich also nicht viel geändert... Außer, dass die Medienoligarchen noch mächtiger geworden sind.

  • Wenigstens für Berlin kann ich sagen, es waren mehr als erwartet, aber auch weniger als erhofft. Ob damit das Glas nun halb voll oder halb leer war, wird sich am Dienstag erweisen.

    Die Union hält die wie vorhergesagt für gekauft:

    Die schließen halt von sich auf andere.

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)