Fahren Hannovers Schulwegheldinnen und -helden nicht mit dem Fahrrad? Oder ist das aus Sicht der Landeshauptstadt Hannover unerwünscht?

  • In Hannover ist man bemüht, den "Elterntaxis" Einhalt zu gebieten. Sie verstopfen die ohnehin häufig engen Verkehrsflächen rund um Schulen, insbesondere rund um Grundschulen zum Schulbeginn und nach Schulschluss. Damit werden sie zur Gefahrenquelle insbesondere für Schülerinnen und Schüler, die zu Fuß gehen oder das Rad für den Schulweg benutzen. Aber die Eltern gefährden damit auch die eigenen Kinder. Zwar würden manche am liebsten ihren Nachwuchs bis vor die Klassenzimmertür chauffieren, aber das wollen andere auch und da häufig ohnehin schon alles mit Autos verstopft ist, lassen manche Eltern ihre Kinder außerdem noch an gefährlichen Stellen, oft in zweiter Reihe, aussteigen.

    Da ist es gut, dass die Stadt Hannover Maßnahmen gegen den "Elterntaxi-Wildwuchs" ergreift. Und die Stadtbevölkerung heißt das gut. Siehe diese Umfrage aus der HAZ vom 18.10.2017,
    Erfolgreicher Test: Soll die Bannmeile für Elterntaxis künftig vor allen Schulen Hannovers gelten?
    So haben unsere Leser abgestimmt (2024 Stimmen):
    Ja, nach dem Versuch vor der Albert-Schweitzer-Schule gibt es kein Argument mehr dagegen. (1536) 76%
    Nein, die Verkehrssituation vor jeder einzelnen Schule ist gesondert zu berücksichtigen. (323) 16%
    Das Problem lässt mich kalt - selbstverständlich geht es mit dem Fahrrad zur Schule. (165) 8%
    Die positive Resonanz aus der Bevölkerung hat die Stadt angespornt. Sie will weitere Schulen zur Elterntaxi-freien Zone machen:
    "Projekt gegen Elterntaxis soll ausgeweitet werden" HAZ vom 18.10.2017
    Zur Unterstützung hat die Stadt Hannover eine Plakataktion gestartet, auf die auch in dem HAZ-Artikel hingewiesen wird. Auf den Plakaten werden Schulwegheldinnen und -helden dargestellt:

    Eines der Kinder, linkes Plakat, verweist auf den ÖPNV als alternatives Verkehrsmittel mit dem Kinder - alternativ zum Elterntaxi - den Schulweg bewältigen können.
    Die beiden anderen - mit Fußgängerampel, bzw. Zebrastreifen-Verkehrsschild - stehen symbolisch für die Heldinnen und Helden die ihren Schulweg zu Fuß zurücklegen.
    Aber was ist mit Kindern, die das Rad benutzen? Oder ist das von der Stadt Hannover nicht erwünscht, das Schulkinder das Rad benutzen?
    Das würde zumindest zu der Tatsache passen, dass nur wenige Schulen mit vernünftigen Radabstellanlagen ausgestattet sind.
    Scheut die Stadt diese Kosten? Oder befürchtet sie das Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern mehr Investitionen für eine sicherere Rahrradverkehrsinfrastruktur einfordern? Andererseits fördert die Stadt doch das Radfahren sogar mit einem Werbefilm auf ihrer Internetseite hannover.de:
    https://www.facebook.com/lustauffahrrad…e=2&theater
    Allerdings kommen auch darin keine Schülerinnen und Schüler vor, die mit ihrem Fahrrad zur Schule fahren.

  • Könnte es sein, dass es noch weitere Plakate gibt, die du nicht kennst?

    Völlig ausschließen will ich das nicht. Aber ich komm in Hannover doch ziemlich viel rum und diese drei Plakate habe ich nun schon auf mehreren Litfaß-Säulen und Plakatwänden gesehen. Weitere aus der Serie - sofern es überhaupt weitere gibt, was ich bezweifle - leider nicht. Aber vielleicht kommen ja noch welche dazu?
    Ich werde mal eine Anregung an die Stadt lossenden. Dafür gibt es ja ein eigenes Online-Formular:

  • Die Elterntaxi Problematik betrifft hauptsächlich Grundschüler. An vielen Grundschulen wird kommuniziert, dass die Kinder erst ab der 3. Klasse alleine mit dem Rad zur Schule fahren sollen. Frühestens nach dem Ablegen der Fahrradprüfung. Ist ja auch einigermaßen verständlich. Denn wer hier in der Stadt viel fährt weiss auch wie gefährlich es ist.

    Grundsätzlich besuchen die Kinder ja auch die nächstgelegene Grundschule und die ist in den meisten Fällen so ca. einen KM entfernt. Das kann man doch zu Fuß laufen. Und auch ohne Eltern.

  • Grundsätzlich besuchen die Kinder ja auch die nächstgelegene Grundschule und die ist in den meisten Fällen so ca. einen KM entfernt. Das kann man doch zu Fuß laufen. Und auch ohne Eltern.

    Kann man zur Not auch mit Eltern laufen. Aber klar, Zeit ist Geld. Morgens hinbringen, abends abholen, insgesamt 6km Strecke zu laufen. Kostet dann ja auch ne Stunde. Und man will ja pünktlich zur Arbeit.
    Alternative: Elterntaxi mit Lastenrad o.ä..

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Die Elterntaxi Problematik betrifft hauptsächlich Grundschüler. An vielen Grundschulen wird kommuniziert, dass die Kinder erst ab der 3. Klasse alleine mit dem Rad zur Schule fahren sollen. Frühestens nach dem Ablegen der Fahrradprüfung. Ist ja auch einigermaßen verständlich. Denn wer hier in der Stadt viel fährt weiss auch wie gefährlich es ist.

    Grundsätzlich besuchen die Kinder ja auch die nächstgelegene Grundschule und die ist in den meisten Fällen so ca. einen KM entfernt. Das kann man doch zu Fuß laufen. Und auch ohne Eltern.

    "Voraussetzung der Schülerbeförderungssatzung der Region Hannover Die Entfernung zwischen Wohnung und Schule beträgt mehr als 2.000 Meter.Messpunkte sind hierbei die Haustür der Schülerin oder des Schülers sowie der auf dem Schulweg nächste und benutzbare Eingang des Schulgebäudes, in welchem der Unterricht in der Regel stattfindet.", so steht es auf der Internetseite der Region Hannover. Nur wer weiter weg wohnt hat Anspruch auf eine Fahrkarte. " 2 km zu Fuß, das ist eine gute halbe Stunde Fußweg. Da kann das Fahrrad schon eine gute Alternative sein.

    Wenn der Region Hannover tatsächlich daran gelegen ist, dass Eltern nicht das Auto benutzen, um ihre Kinder zur Schule zu bringen, und wenn die Region Hannover auch nicht will, dass Kinder das Fahrrad benutzen, warum wird dann nicht einfach dieses Entfernungskriterium zugunsten der Kinder geändert. Warum bekommen nicht schon diejenigen Kinder eine Schülerfahrkarte, die 500 m von der Schule entfernt wohnen? Auch kleine Schulweghelden sind mal nicht so gut drauf und würden auch dann gerne mal den Bus benutzen, wenn der Weg nur 1 km weit ist.

    Es spricht m. E. auch nichts dagegen, dass alle Schülerinnen und Schüler eine Fahrkarte bekommen, egal wie weit weg sie wohnen. Und ich glaube auch nicht, dass das dazu führt, dass die Anzahl der radfahrenden Kinder drastisch zurückgeht. Aber vielleicht sagen sich dann einige Eltern, wenn das Kind ohnehin 'ne Fahrkarte hat, dann kann es auch den Bus benutzen und ich muss es nicht mit dem Auto bringen.

  • Noch besser, man macht den ÖPNV gebührenfrei. Dann können auch die Eltern mit Bus+Bahn ins Büro fahren. Oder mit dem Fahrrad.

    In Hamburg kostet der ÖPNV pro Bürger (alle eingerechnet, auch wer kein ÖPNV nutzt) und Monat insgesamt (Fahrkarten + Zuschuss durch Stadt) etwa 35-40€, wenn ich richtig rechne.

    Man müsste nur schauen, dass ein kostenloser ÖPNV das Radfahren und Fußgehen nicht zu sehr kanibalisiert.
    Ich glaube ich schweife vom Thema "Schulweg" etwas ab...

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Noch besser, man macht den ÖPNV gebührenfrei. Dann können auch die Eltern mit Bus+Bahn ins Büro fahren. Oder mit dem Fahrrad.

    In Hamburg kostet der ÖPNV pro Bürger (alle eingerechnet, auch wer kein ÖPNV nutzt) und Monat insgesamt (Fahrkarten + Zuschuss durch Stadt) etwa 35-40€, wenn ich richtig rechne.

    Man müsste nur schauen, dass ein kostenloser ÖPNV das Radfahren und Fußgehen nicht zu sehr kanibalisiert.
    Ich glaube ich schweife vom Thema "Schulweg" etwas ab...

    Nein, du schweifst keinesfalls ab, denn genau das was du da ansprichst ist das Thema. Vor rund 15 Jahren wurde die Entfernungsgrenze von 0,9 km Schulweg auf 2 km Schulweg heraufgesetzt. Kein Spaß: Das haben damals auch einige Grüne-Sympathisanten gut geheißen. Frei nach dem Motto, ein Fußweg von 2 km ist einem Kind ja wohl zumutbar.
    Das Ergebnis dieses Heraufsetzens der Entfernungsgrenze, ab der es eine Schülerfahrkarte gibt: Die Eltern sehen das anders und laden das Kind ins Auto.

    Ich denke für Schülerinnen und Schüler sollte es grundsätzlich kostenlose Fahrkarten geben, dass hält keinen davon ab, das Rad zu benutzen oder zu Fuß zu gehen. Aber die Eltern hält es vielleicht davon ab, das Kind aus Besorgnis ins Auto zu packen.

    Man könnte das Ganze noch dahingehend ausweiten, dass Eltern, die ihr Kind im Omnibus begleiten, kostenfrei mitfahren können. Das halte ich jedenfalls für sinnvoller als kostenlose Fahrt für alle.

  • Jetzt war ich aber gerade verblüfft, dass das Kind früher bereits bei einer Entfernung der Schule von weniger als 1 km eine Fahrkahrte bekommen habe.
    Wir wohnen im Stadtbereich. Und selbst hier wäre alleine die nächste Straßenbahnhaltestelle schon 800 m entfernt, die nächste Bushaltestelle immer noch 400 m. Strecken, die man ganz selbstverständlich zweimal zu Fuß bewältigen muss, wenn eine Verkehrsteilnahme mit dem ÖPNV gewünscht ist.

    In BY wird die Beförderung übrigens erst bei mehr als 3 km für förderungswürdig erachtet.

    Eine Beförderung durch öffentliche oder private Verkehrsmittel ist notwendig, wenn der Schulweg in einer Richtung mehr als drei Kilometer beträgt

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Das halte ich jedenfalls für sinnvoller als kostenlose Fahrt für alle.

    Warum eigentlich? Der fahrscheinlose ÖPNV ist eine der einfachsten und schnellsten Möglichkeiten, den Kfz-Anteil am Verkehrsaufkommen signifikant zu senken. Finanzierbar wäre das auch, sinnvollerweise durch Rückführung der Subventionen für PKW (z.B. kein kostenloser öffentlicher Parkraum).

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • In Hannover gibt es die 2000 Meter Grenze auch schon seit mindestens den 1980er Jahren. Nicht erst seit 15 Jahren.

    Und andere Städte und Gemeinden haben eine noch höhere Kilometerzahl, zumindest ab der 5. Klasse, das wird nämlich in der Satzung vom zuständigen Landkreis selbst festgelegt.
    Und mal ehrlich, mir hat es nicht geschadet jeden Tag bei Wind und Wetter die 1,5 KM zur Schule und zurück zu laufen. Viele Kinder kommen ja eh kaum noch an die frische Luft.

    Und die Ausgabe von kostenlosen Fahrkarten ist ja auch nicht besonders förderlich für den Radverkehr und die Umwelt. Busse und Bahnen sind ja jetzt schon heillos überfüllt.

    Bin eher für die kostenlose Ausgabe von (Leih) Fahrrädern. 8o

  • Solange die Stadt Hannover toleriert dass auf Fußwegen geparkt und gefahren wird (irgendwo müssen die Anwohner ja ihr Auto hinstellen und ein Parkhaus kostet gebühren) ist die ganze Aktion einfach nur zynisch und nicht diskussionswürdig.

    Nur mal so meinen Meinung als Anlieger der Jakobistraße.

  • @Radschwarzfahrer
    Passend dazu:

    Zitat

    Parken auf dem Bürgersteig ist an der Schwerinstraße offiziell nicht erlaubt, wird von der Stadt jedoch wegen der Stellplatznot geduldet."

    Zitat

    Wenn alles streng nach Satzung geregelt würde, wäre diese Stadt nicht mehr lebenswert


    Ergebnis: Die Rentnerin kann mit ihrem Rollstuhl nicht auf dem Gehweg fahren.

  • Und dann liest man diese kaltschnäuzige Arroganz:

    Man halte es für nicht plausibel, dass sie wegen eines zugeparkten Gehwegs nicht mehr durchkomme. „Bei Bedarf müsste sie das Ordnungsamt anrufen und ein Abschleppen veranlassen. Aber wir gehen davon aus, dass es so gut wie nie vorkommt.“ – Quelle: ©2017

    Ordnungsamt? Nicht die Polizei? Und wer zahlt das Abschleppen?
    Vielleicht noch Strafanzeige?

    Aber wieder was gelernt: Durch rücksichtsloses Parken anderen die Bewegungsfreiheit nehmen, das macht Köln lebenswert.

  • Wie ich es verstanden habe:
    Rein rechtlich ist die Polizei zuständig, aber sie hat die Aufgabe an das Ordnungsamt abgegeben. Nur wenn dort keiner erreichbar ist, kümmert sich die Polizei. Wobei das bedeutet, dass sie erstmal selbst beim Ordnungsamt anrufen. Die Abschleppkosten müsste in dem Fall die Stadt zahlen und das Auto wird erst rausgegeben, wenn die Rechnung beglichen wurde.

    Dass Kinder/Schüler durch die illegal parkenden Autos näher an den Hauseingängen fahren und dadurch immerwieder Unfälle entstehen, ist auch nicht zu vernachlässigen.

  • Ist vermutlich überall das Selbe. Auf dem Bild sieht man eine als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesene Straße, wo das Parken nur innerhalb gekennzeichneter Flächen erlaubt ist (nicht dort, wo die Autos auf dem Bild zu sehen sind). Die Tür links im Bild, die von dem dunklen Mercedes zugeparkt ist, ist der Eingang zu einem Kindergarten. Auf Nachfrage erhielt ich vom Ordnungsamt die Antwort, dass es in einem verkehrsberuhigten Bereich mit niveaugleichen Flächen keinen Gehweg gäbe und man daher auch keinen Aufschlag für das Parken auf Gehwegen geben könne. Dass die Autos immer auf dem glatt gepflasterten Bereich parken, der extra für Gehbehinderte angelegt wurde, damit diese nicht mit dem Rollator auf dem Kopfsteinpflaster gehen müssen, spielt dann wohl keine Rolle. Auch dass sich niemand an die Schrittgeschwindigkeit hält, ist der Stadt bewusst aber sie sieht sich außer Stande, das zu kontrollieren.

    So bleibt es dann bei zugeparkten Kindergartentüren, wo die Kinder zwischen den parkenden Autos auf eine "verkehrsberuhigte" Straße laufen, auf der kaum ein Auto langsamer als 20km/h fährt, viele eher 30km/h oder schneller. Als es vor zwei Jahren an dieser Stelle in der Altstadt gebrannt hat, musste die Feuerwehr erst ein falsch parkendes Fahrzeug abschleppen lassen, um den Einsatzort zu erreichen. So viel Zeit muss sein und der letzte große Stadtbrand in Stade war ja bereits 1659. Da kann statistisch gesehen gar nichts mehr passieren...

  • Wer VBBs schlecht gestaltet, erhält dann auch irgendwann die Quittung. Leider sehe ich hier keinen einheitlich gestalteten Straßenraum, sondern 3 recht deutlich voneinander abgegrenzte Zonen, die die übliche Straßenaufteilung suggerieren. Im Verkehrsportal würde man vermutlich sogar genug Gründe finden, weshalb der rot gepflasterte Bereich eine Parkflächenmarkierung darstellt.