Spaß mit dem Fahrrad in der Bahn, Teil 6234. Heute morgen ging’s mit dem ICE-T schon gut los — ich habe Platz 102 reserviert. Zwischen den beiden E-Bikes mit breiten Lenkern habe ich aber keine Chance, mein Fahrrad abzustellen. Das Hinterrad einzuhängen haut auch nicht hin, denn der Sattel ist zu hoch und stößt an die Unterseite des Regalbodens. Auf die Idee, den Sattel runterzuschrauben, komme ich in dem Moment leider nicht. Das Zugpersonal findet’s mäßig geil, aber mit meinem Gesichtsausdruck mache ich deutlich, dass die Debatte über das vernünftig gesicherte Fahrrad länger dauern wird als die Fahrt von Lüneburg bis Hamburg.
Ich seh’s ja mittlerweile so: Ich habe einen Fahrradstellplatz reserviert, den ich gerne nutzen möchte. Der Bahn steht es frei, in den Beförderungsbedingungen für die Fahrradmitnahme eine maximale Lenkerbreite anzugeben oder die Fahrradstellplätze umzubauen, so dass sie vernünftig nutzbar sind. Aber ich sehe nicht, dass ich mich jetzt über Gebühr mit anderen Fahrgästen auseinandersetze, um irgendwie mein Fahrrad dort reinzuprügeln, womöglich noch mit Beschädigungen.
Nach einem halben Arbeitstag bin ich superentspannt, denn ich habe für die Weiterfahrt nach Münster den Fahrradstellplatz 107. Das ist der zweite von links, vertikale Aufhängung, nur ein sehr geringes Beschädigungsrisiko. Die Fahrt beginnt schon ganz witzig, denn im Fahrradabteil thronen zwei Kinderanhänger. Und die machen natürlich auch keine Anstalten Platz zu machen. Das Zugpersonal zuckt mit den Schultern, wir möchten uns bitte arrangieren, aber zum Arrangieren gehören mindestens zwei. Und wenn ich oben noch der Meinung war, es wäre nicht meine Aufgabe, mich mit den übrigen Fahrgästen auseinanderzusetzen, dann überschreitet es ganz sicher meine Kompetenzen, zwei Familien mit Fahrrädern und Kinderanhängern irgendwie deutlich zu machen, dass für Kinderanhänger eigentlich Wagen 9 vorgesehen ist.
Das Zugpersonal am Bahnsteig sieht die Not, darf den Zug aber nicht betreten. Ich lach mich ja scheckig.
Wir arrangieren uns dann irgendwie doch und ich stehe im wahrsten Sinne des Wortes vor dem nächsten Problem: Im Fahrzeug 5812 017-2 sind die Fahrradhalterungen falsch eingebaut. Statt der Aufnahme für das Hinterrad bei den vertikalen Halterungen wurde ein langer Bügel für die horizontalen Halterungen eingebaut. Ein Fahrrad mit Kettenschaltung kann man in dieser Fehlkonstruktion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit demolieren.
Die übrigen Fahrgäste sehen das nicht so ernst, man müsse sich auch nicht so anstellen, andere hängen das Fahrrad dort ja auch rein, was ja erstens nicht stimmt, weil zwei der anderen Fahrräder einfach nur mit dem Ständer vor die Stellplätze geparkt wurden (ich tippe mal drauf: Reifen des, Sorry, Baumarktfahrrades zu breit für die Fahrradhalterung), bei einem anderen Fahrrad drückt ebenjener langer Bügel von links auf die Hinterradstrebe. Das beschädigt wenigstens nur den Lack und nicht die Schaltung.
Stellplatz 108 ist auch nicht besser, dort befinden sich die obere Halterung und die untere Aufnahme nicht in einer Flucht, so dass das Fahrrad schief hängt und aus der Halterung hüpfen möchte. Blöder wird’s ja heute nicht mehr.
Ich habe nun mit einem anderen Radfahrer die Stellplätze getauscht, der das ganze Drama nicht nachvollziehen konnte und Beschädigungen am Fahrrad eher locker sieht. Auch sein Fahrrad hängt schief und nicht in der unteren Aufnahme, aber dem Umstand misst er nicht so viel Bedeutung bei wie ich.
Aber vielleicht schreibe ich mal der Deutschen Bundesbahn, dass dieser Mangel behoben wird.
Edit: Das Problem ist ganz einfach, diese beiden unteren Halterungen wurden um 180 Grad gedreht angebracht. Würde man das drehen, passt alles. Ich hatte eben schon das Werkzeug gezückt und war drauf und dran, die Halterungen einfach selbst richtig hinzubasteln, aber ich glaube, das findet die Bahn nicht so geil. Ich habe den Mangel jetzt über das Kontaktformular gemeldet.