Beiträge von Malte

    „Fahrradschwuchtel“

    Falls sich jemand wundert, warum ich mir mittlerweile den absurd teuren Luxus der ersten Klasse gönne: Weil’s die Fußballfans nicht tun.

    Der ICE 594 rollt gerade mit sehr vielen betrunken Rot-Weißen nach Köln, im Bordrestaurant sitzen die Leute auf und unter den Tischen, trinken ihr mitgebrachtes Bier und sind recht unangenehm. Ich gehe durchs Restaurant hindurch, will mir eigentlich nur den nächsten Kaffee bestellen, da fasst mir schon einer an den Hintern.

    Bestellen kann ich nicht, weil die Leute auch vor der Theke auf dem Boden sitzen. Für eine „Schwuchtel“ werde man nicht aufstehen, macht man mir direkt deutlich.

    Ja, ich trage keine Krawatte und mit Fahrradhose und blauer Sportjacke falle ich schon auf. Ist mir klar. Danke. Aber warum a) immer und b) von Fußballsfans diese homophoben Kommentare? Und Zusatzfrage c): Warum diese Homophobie, während man sich gleichzeitig im Alkoholrausch gegenseitig abschlabbert und filmt, was nun wirklich keinem heteronormativen Kriterium entspricht?

    Das Zugpersonal zu behelligen halte ich mittlerweile für eine verwegene Idee. Da musste ich in den vergangenen Jahren die Erfahrung machen, dass die beispielsweise lieber den Radfahrer aus dem Zug verweisen als Gepäckstücke oder Kinderwagen aus dem Fahrradabteil zu entfernen oder sich ohnehin aufs Schulterzucken beschränken (wobei das natürlich auch eine Gratwanderung ist: Im Nahverkehr haben Kinderwagen Vorrang vor Fahrrädern und ich sehe durchaus die Schwierigkeit, dass man im Fernverkehr schlecht eine Familie mit Kinderwagen aus dem Zug werfen kann. Das geht mit dem Radfahrer schon einfacher, denn den kann — Vorsicht, Opferrolle — eh keiner leiden).

    Und in den letzten fünf Jahren Fernverkehr habe ich es ja tatsächlich drei Mal (?) erlebt, das Zugpersonal zu suchen, weil ein renitenter Beförderungsfall meinen reservierten Sitzplatz nicht freigeben möchte, das Zugpersonal dann aber wieder schulterzuckend feststellt: Die Viertelstunde nach Abfahrt ist rum, der Anspruch auf den Sitzplatz ist verfallen, schöne Fahrt noch.

    (Edit: Ich muss an dieser Stelle allerdings erwähnen, dass nicht der Eindruck entstehen soll, das Zugpersonal wäre immer blöd. Ich habe auch viele tolle Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter kennenlernen dürfen und weiß so einigermaßen um den Stress, dem sie täglich ausgesetzt sind. Aber ich habe trotzdem den Eindruck: Wenn ich ganz hinten in Wagen 1 Probleme mit meinem Fahrradstellplatz habe oder wenn es wirklich um Konflikte mit anderen Fahrgästen geht, dann schrumpft die Menge der tollen Zugbegleiter etwas ein.)

    Klar, man kann auch Glück haben, aber wenn ich mit Fahrradkleidung und dem Faltrad in der Hand durch den überfüllten Zug humple und mein Kontrahent ein einfacher perfekt gekleideter Orchestermusiker mit Fliege ist, dann kann ich mir schon vorstellen, wie diese Debatte ablaufen wird. Das ist mir der Ärger mittlerweile einfach nicht mehr wert. Recht haben ist schön, Ruhe haben ist noch schöner.

    Ein Sitzplatz ist für sowas höchstens zulässig. wenn Karte und Reservierung auch für das Instrument bezahlt wird.

    Auch das funktioniert nicht. Ein Fahrgast darf nur einen Sitzplatz belegen und Gegenstände können weder Fahrkarten noch Reservierungen kaufen oder nutzen — abgesehen von Fahrrädern. Es gibt ja tatsächlich auch Fahrgäste, die sich einen zweiten Sitzplatz nebenan reservieren, um ihre Ruhe zu haben, aber die Beförderungsbedingungen haben dazu glücklicherweise eine gefestigte Meinung.

    Geht um den Transport der Tuba, allerdings im Flieger, aber vielleicht gehts ja auch im Boardrestaurant im ICE, die "Fanny" ist seine Tuba:

    Dazu habe ich auch eine Anekdote — es fahren nämlich relativ häufig große Musikinstrumente mit der Bahn und so ein Kontrabass oder eine Tuba, die braucht, wenn sie 1. Klasse reist, einen ganzen Sitzplatz. Die großzügig dimensionierten Gepäckregale, die man beispielsweise aus der 2. Klasse des ICE 4 kennt, gibt’s auf der anderen Seite des Bordrestaurants nämlich nicht. Und ich bin mir auch nicht sicher, welche Instrumente man vielleicht lieber nicht liegend transportieren möchte.

    Und so trug es sich zu, dass in einem recht vollbesetzten ICE ein Kontrabass auf meinem reservierten Sitzplatz thronte. Ich habe ja schon meine liebe Not, menschliche Fahrgäste von meinem reservierten Sitzplatz herunterzubitten, aber in diesem Fall machte der Besitzer recht deutlich, dass das Instrument dort verbleiben wird. „Dann setze ich mich auf Ihren Platz“, schlug ich vor, „und Sie stehen einfach den Rest der Fahrt neben Ihrem teuren Instrument?“

    Fand ich als Antwort eigentlich ganz schlagfertig, aber der Musiker machte deutlich, was er von mir hielt: Von einer „Fahrradschwuchtel“ werde er sich nichts sagen lassen.

    Insofern finde ich es ja recht angenehm, dass andere Musiker mit großen Instrumenten durchaus Humor haben.

    Da hast Du ja Erfahrung, wäre es für den Seelenfrieden nicht besser, und viel ökonomischer, erst kurz vorher versuchen zu buchen, um festzustellen, dass es nicht geht? So rennst Du mehrmals ins Reisezentrum, der Zeitaufwand ist viel, das Ergebnis ist überschaubar und das selbige.

    Tatsächlich habe ich geplant, die Bahnfahrten im nächsten Jahr mit einem vernünftigen Fahrradkoffer zu bestreiten. Nur: Falls ich mit diesem Fahrradkoffer dann auch überall anecke, sei es beim Einsteigen oder beim Bahnpersonal, reserviere ich mir lieber für die andere Seite des Zuges noch einen Fahrradstellplatz. Ich bin auch ganz schmerzbefreit, den im Zweifelsfall leer herumfahren zu lassen nach den ganzen Erfahrungen aus diesem Jahr.

    Falls jemand im neuen Jahr eine Reise mit dem Fahrrad unternehmen möchte: Nicht nur die Fahrkarten lassen sich bis Dezember 2025 buchen, sondern auch die Fahrradreservierungen und -tickets. Rund um die Termine meiner Radrennen ist schon einiges ausgebucht.

    Fehlt beides, ist es aus meiner Sicht eine Grauzone, weil man dem Weg nicht unbedingt ansieht, ob er für den Radverkehr vorgesehen ist, also ob es ein rechter Radweg ist, den man benutzen darf.

    Ich kann diese Argumentation nachvollziehen, halte sie aber nicht für sinnvoll, weil da jeder seine subjektive Sicht mit reinbringt. Für Kraftfahrer und die Polizei ist das dann in der Regel immer ein Radweg, für Familien mit Kindern auch, für „normale“ Radfahrer sowieso, und dann kommen wir als regelkundige Radfahrer dort an (oder sitzen gar auf dem Rennrad) und erkennen darin einen Gehweg.

    Beispiel: Bei einem gemeinsamen Geh- und Radweg neben einer Kreisstraße wird die Benutzungspflicht aufgehoben. VZ 240 wird ersatzlos entfernt. Es wird die Meinung vertreten, dass es keiner Radfreigabe bedarf, um diesen Weg weiter zu befahren, da dies außerorts generell erlaubt sei.

    Ne. Das ist meines Erachtens ein Märchen, das sich seit Ewigkeiten hartnäckig hält.

    Hier in der Gegend meiner Heimat wurden ja explizit die Zeichen 240 entfernt, damit der Radverkehr künftig auf der Fahrbahn und tatsächlich ausschließlich auf der Fahrbahn stattfände. Die Polizei versteht’s laut mehreren Anmerkungen drüben auf Facebook aber auch nicht und bittet aus Sicherheitsgründen auf den benachbarten Gehweg ( Torben?) und für den Kraftfahrer ist ja durch die Windschutzscheibe auch nicht ersichtlich, ob er angesichts eines Fahrbahnradlers huppflichtig ist — es ist ja nur der zugewachsene Gehweg zu erkennen und die Leute achten ja nicht drauf, ob am Anfang ein blaues Schild steht oder nicht.

    Am 2. Februar soll es eine Gedenkfahrt für Natenom geben:

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    Spaß mit dem Fahrrad in der Bahn, Teil 6234. Heute morgen ging’s mit dem ICE-T schon gut los — ich habe Platz 102 reserviert. Zwischen den beiden E-Bikes mit breiten Lenkern habe ich aber keine Chance, mein Fahrrad abzustellen. Das Hinterrad einzuhängen haut auch nicht hin, denn der Sattel ist zu hoch und stößt an die Unterseite des Regalbodens. Auf die Idee, den Sattel runterzuschrauben, komme ich in dem Moment leider nicht. Das Zugpersonal findet’s mäßig geil, aber mit meinem Gesichtsausdruck mache ich deutlich, dass die Debatte über das vernünftig gesicherte Fahrrad länger dauern wird als die Fahrt von Lüneburg bis Hamburg.

    Ich seh’s ja mittlerweile so: Ich habe einen Fahrradstellplatz reserviert, den ich gerne nutzen möchte. Der Bahn steht es frei, in den Beförderungsbedingungen für die Fahrradmitnahme eine maximale Lenkerbreite anzugeben oder die Fahrradstellplätze umzubauen, so dass sie vernünftig nutzbar sind. Aber ich sehe nicht, dass ich mich jetzt über Gebühr mit anderen Fahrgästen auseinandersetze, um irgendwie mein Fahrrad dort reinzuprügeln, womöglich noch mit Beschädigungen.

    Nach einem halben Arbeitstag bin ich superentspannt, denn ich habe für die Weiterfahrt nach Münster den Fahrradstellplatz 107. Das ist der zweite von links, vertikale Aufhängung, nur ein sehr geringes Beschädigungsrisiko. Die Fahrt beginnt schon ganz witzig, denn im Fahrradabteil thronen zwei Kinderanhänger. Und die machen natürlich auch keine Anstalten Platz zu machen. Das Zugpersonal zuckt mit den Schultern, wir möchten uns bitte arrangieren, aber zum Arrangieren gehören mindestens zwei. Und wenn ich oben noch der Meinung war, es wäre nicht meine Aufgabe, mich mit den übrigen Fahrgästen auseinanderzusetzen, dann überschreitet es ganz sicher meine Kompetenzen, zwei Familien mit Fahrrädern und Kinderanhängern irgendwie deutlich zu machen, dass für Kinderanhänger eigentlich Wagen 9 vorgesehen ist.

    Das Zugpersonal am Bahnsteig sieht die Not, darf den Zug aber nicht betreten. Ich lach mich ja scheckig.

    Wir arrangieren uns dann irgendwie doch und ich stehe im wahrsten Sinne des Wortes vor dem nächsten Problem: Im Fahrzeug 5812 017-2 sind die Fahrradhalterungen falsch eingebaut. Statt der Aufnahme für das Hinterrad bei den vertikalen Halterungen wurde ein langer Bügel für die horizontalen Halterungen eingebaut. Ein Fahrrad mit Kettenschaltung kann man in dieser Fehlkonstruktion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit demolieren.

    Die übrigen Fahrgäste sehen das nicht so ernst, man müsse sich auch nicht so anstellen, andere hängen das Fahrrad dort ja auch rein, was ja erstens nicht stimmt, weil zwei der anderen Fahrräder einfach nur mit dem Ständer vor die Stellplätze geparkt wurden (ich tippe mal drauf: Reifen des, Sorry, Baumarktfahrrades zu breit für die Fahrradhalterung), bei einem anderen Fahrrad drückt ebenjener langer Bügel von links auf die Hinterradstrebe. Das beschädigt wenigstens nur den Lack und nicht die Schaltung.

    Stellplatz 108 ist auch nicht besser, dort befinden sich die obere Halterung und die untere Aufnahme nicht in einer Flucht, so dass das Fahrrad schief hängt und aus der Halterung hüpfen möchte. Blöder wird’s ja heute nicht mehr.

    Ich habe nun mit einem anderen Radfahrer die Stellplätze getauscht, der das ganze Drama nicht nachvollziehen konnte und Beschädigungen am Fahrrad eher locker sieht. Auch sein Fahrrad hängt schief und nicht in der unteren Aufnahme, aber dem Umstand misst er nicht so viel Bedeutung bei wie ich.

    Aber vielleicht schreibe ich mal der Deutschen Bundesbahn, dass dieser Mangel behoben wird.

    Edit: Das Problem ist ganz einfach, diese beiden unteren Halterungen wurden um 180 Grad gedreht angebracht. Würde man das drehen, passt alles. Ich hatte eben schon das Werkzeug gezückt und war drauf und dran, die Halterungen einfach selbst richtig hinzubasteln, aber ich glaube, das findet die Bahn nicht so geil. Ich habe den Mangel jetzt über das Kontaktformular gemeldet.

    Mittlerweile gilt es als gesichert, dass der Radfahrer sein Fahrrad geschoben hat. Nach meinem Verständnis wird man dadurch zum Fußgänger. Ich hatte ja die naive Hoffnung, die üblichen Überschriften der einschlägigen Zeitungen würden vielleicht angepasst.

    Obwohl ich ja jeden Tag mit meinem blauen Brommie unterwegs bin, ist so einiges an Neuentwicklungen an mir vorbeigegangen — die so genannte G-Line gibt es bald mit 20-Zoll-Laufrädern, hydraulischen Scheibenbremsen und einer Nabenschaltung mit acht Gängen. Die Geometrie soll wohl auch etwas verändert worden sein.

    G Line - 8 Gang
    Folding Bikes, Fold Up City Bicycles, Mens & Ladies Folding Road Bikes | Brompton Bikes
    de.brompton.com

    Puh. Ob ich da nach bald sieben Jahren und 21.200 km auf ein neues Brommie umsteige? Allein die hydraulischen Scheibenbremsen sind für mich eigentlich schon Grund für einen Umstieg, denn das Bremsen auf der Felge bei so kleinen Reifen gefällt mir einfach mal so gar nicht.

    Nun rächt es sich, dass ich von dieser Stelle kein Foto habe: Da stehen äußerst ungünstig platziert einige Baken auf der Fahrbahn, der Kraftverkehr soll links vorbei, der Radverkehr rechts, anschließend folgt eine Arbeitsstelle im Straßenverkehr. Ich bin dort in diesem Jahr schon zwei Mal vorbeigekommen und empfand die Verkehrsführung als äußerst ungünstig, einmal fuhr auch ein Lieferwagen mit mir rechts an den Baken vorbei, aber wie es momentan dort aussieht und wie der Lkw dort auf diese Art und Weise hineingeraten ist, kann ich nicht beurteilen. Aber ich lehne mich bewusst ohne weitere Kenntnis des Sachverhaltes weit genug aus dem Fenster um zu mutmaßen, dass die mangelhafte Infrastruktur wohl nicht ganz unschuldig ist.

    Nachtrag: Hier gibt es offenbar einigermaßen aktuelle Fotos von der Situation: https://www.mapillary.com/app/?lat=53.54…412&focus=photo

    Edit: Ich habe mich glatt vertan: 2029 könnte eventuell der Betrieb zwischen Lüneburg und Amelinghausen aufgenommen werden. Die Betonung liegt auf „eventuell“. Der Betrieb der restlichen Strecke bis Soltau könnte dann 2033 folgen. Und obwohl ich über die Widrigkeiten weiß, die mit der Reaktivierung einer Bahnstrecke einhergehen, kann ich da nur mit dem Kopf schütteln. Die Schienen liegen schon dort, teilweise sogar schon saniert, es müssten wohl primär ferngesteuerte Weichen und Signale eingebaut werden, aber dafür fünf, beziehungsweise zehn Jahre veranschlagen? Für eine existierende Nebenbahn, die momentan sogar mit Ausnahme eines mittwöchigen Zugpaares ohne Verkehr ist?

    Ich will der Vollständigkeit halber ergänzen: In Soltau müsste für den Betrieb dieser Bahnstrecke noch ein neues Stellwerk gebaut werden, außerdem soll wohl noch ein Bahnübergang durch eine Unterführung ersetzt werden, damit nicht pro Stunde knappe 35 Minuten der Verkehr vor dem Bahnübergang steht. So kommt dann auch der Betrieb ab 2033 zustande, wobei man immer noch in Frage stellen könnte, ob das nicht auch etwas schneller ginge.