Afd? Bitte bedenken, dass diese Partei, einmal gewählt, für mindestens 15 Jahre an der Macht sein könnte. Ob wir das noch einmal ... ?
Ich weiß. Und ich bin auch wahrlich tausende Kilometer davon entfernt, bei der AfD mein Kreuz zu setzen.
Aber ich spüre in mir auch diese Ohnmacht, diesem System namens Eisenbahn hilflos ausgeliefert zu sein. Ich möchte gern mit der Bahn nach Hamburg zu Arbeit und nach Schleswig-Holstein zu meinen Eltern fahren, aber leider fährt aufgrund des Personalmangels und Baumaßnahmen in Harburg der Nahverkehr nur äußerst eingeschränkt und der Fernverkehr wird zusammengestrichen oder fällt aus. Ich habe eben für diese Woche ganze sieben Fahrgastrechtanträge gestellt, weil ich sieben Mal eine Fahrt nicht antreten konnte oder mindestens eine Stunde zu spät am Ziel ankam.
Und dann passieren eben solche Sachen wie vor einigen Wochen, als ich aus dem Zug geworfen wurde, damit Sekt-trinkende Senioren in Kiel noch ihr Kreuzfahrtschiff erreichen können. Oder dass ich gestern zwar pünktlich unterwegs war (!), dafür aber meine Zeit in einem Zug verbrachte, der nicht einmal mehr der nüchternen Bezeichnung „Rollmaterial“ gerecht wurde, weil er von Fußballfans am gestrigen Freitag in einem bemitleidenswerten Zustand hinterlassen wurde. Da koten dann arme Fahrgäste in ihrer Not in eine Zeitung, weil sämtliche Toiletten des Zuges von Fußballfans außer Betrieb genommen werden. Oder diese ganzen, hier im Thread bereits dokumentierten Albernheiten, dass die Bahn meine Fahrradreservierung doppelt und dreifach storniert, und zwar für jede Fahrt. Oder dass im Oktober, wenn ich nach Koblenz möchte — Überraschung! — noch mal der Fahrplan in Koblenz zusammengestrichen wird.
Ich sehne mich nach diesen glücksseligen Zeiten zurück, als sich die Leute aufgeregt haben, weil ihr Zug zwanzig Minuten Verspätung hat und dann auch noch falsch herum in den Bahnhof gefahren ist. Das war früher quasi das Maximum an Bahn-Anekdoten, das wir uns in der Belegschaft an der Kaffeemaschine erzählen konnten. Heutzutage bin ich froh, wenn ich’s überhaupt noch ins Bureau zur Kaffeemaschine schaffe.
Und leider spüre ich keine Hoffnung, dass sich dieser Zustand in irgendeiner Weise mal verbessern wird. Es werden künftig eher weniger statt mehr Züge fahren, sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr, für den Personalmangel gäbe es ja theoretisch die Möglichkeit eines automatisierten Betriebes, aber den zu entwickeln und umzusetzen kostet Geld, das wir ja nicht ausgeben wollen.
Aber hier in Lüneburg bekommen wir ja bald den Lückenschluss der Autobahn 39 von Lüneburg bis Wolfsburg. Es bleibt ja langsam nur zu hoffen, dass die Autobahn schnell genug gebaut wird, bevor die Bahn hier in der Gegend noch weiter ausgedünnt wird. Da kann man doch echt nur noch verzweifelt in den Tisch beißen.