Radfahren in Lurup: Radweg rechts, Gehweg links

  • Ich habe gestern den Wechsel auf Sommerreifen gewagt in der Annahme, dass es angesichts der gestrigen neun Grad Celsius wohl in diesem Winter nichts mehr wird mit Schnee und Eis. Total irre, wie leise man plötzlich wieder unterwegs ist, abgesehen davon, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit plötzlich wieder um über fünf Kilometer pro Stunde steigt.

    Im Glückstädter Weg sprach mich dann ein Passant an, warum ich denn nicht auf dem Radweg fahre. Na gut, lieber mit einem Passanten diskutieren als durchs Beifahrerfenster, aber von einem Radweg hatte ich hier überhaupt nichts bemerkt, wobei ich in einer [Zeichen 274.1] auch nicht unbedingt mit einem Radweg gerechnet hatte. Was er meinte, war das hier:

    Das ist natürlich witzig: Radweg rechts, Gehweg links, Fahrbahn noch weiter links. Ich weiß ja nicht, wer sich sowas ausdenkt, aber ich glaube nicht, dass es funktioniert. Und wozu nun in einer Tempo-30-Zone, die außerdem noch als Sackgasse eher selten frequentiert sein dürfte, ein Radweg notwendig ist, verstehe ich auch nicht so richtig. Ist aber wohl ein Überbleibsel vergangener Zeiten. Das wird dann auch an jeder Einmündung hervorgehoben:

    Und wenn man dann aus dem Verkehrsberuhigten Bereich am rechten Rand des Bildes los möchte, wird man noch mit dem schmuddeligen Zusatzschild vor Radlingen gewarnt, die auf diesem komischen Radweg offenbar auch noch in beiden Fahrtrichtungen fahren dürfen und dass hier wirklich § 10 StVO gilt:

    Ich fahr auf sowas ja total ab. Wahrscheinlich rechnet in einer Tempo-30-Zone sowieso niemand mit Radfahrern auf dem Radweg, hier dürfen die rechts des Gehweges fahren, wo sie aus Einmündungen und Querstraßen noch schlechter zu erkennen sind und dann sogar noch in beide Richtungen. Bis ein aus der Querstraße einfahrender Kraftfahrer den Radfahrer von rechts erkennt, liegt der schon auf der Windschutzscheibe. Oh Mann.

    Zur eigentlichen Frage: Immerhin ist der Kram nicht mehr benutzungspflichtig, insofern kann’s ja egal sein, solange man nicht von einem Kraftfahrer mit Nachdruck zur Benutzung aufgefordert wird. Ich behaupte hier und drüben im Blog ja immer wieder, dass ein Radweg das wäre, was ein Verkehrsteilnehmer als Radweg erkennt. Insofern ist ja eigentlich klar, dass rechts der Radweg verläuft und links der Gehweg, aber andererseits: Warum sollte nicht links der Radweg sein und rechts der Gehweg mit einem blöden Piktogramm? Jedenfalls dürften sich tagsüber Fußgänger traditionell wie in anderen Straßen eher auf dem rechten Sonderweg aufhalten, während Radfahrer links unterwegs sind, so dass die Sache mit der Erkennung eines Radweges ad absurdum geführt wird. Ich wüsste zu gerne, ob dort auch regelmäßig geklingelt und gekampfradelt wird.

    Auf dem weiteren Weg habe ich dann noch die freundliche Erlaubnis gesehen, diesen schmuddeligen, tja, Hochbord-Seitenstreifen-Gehweg in beiden Richtungen mit dem Rad zu befahren. In der Sackgasse einer Nebenstraße einer Nebenstraße, in der Tempo 30 gilt und vermutlich nie jemand entlangfährt. Früher gab es da kein Schild und jetzt zu Hause sitzend vermute ich, dass man das wohl in Erwartung des Schwerlastverkehrs so angelegt hat: Nebenan baut DESY seine Beschleuniger-Rennbahn raus nach Schenefeld und die Lastkraftwagen werden da wohl den Großteil der Fahrbahn in Anspruch nehmen.

    Immerhin: Auch die Freigabe dieses Sonderweges ist rechtlich nicht einwandfrei. Insofern bleibt man sich auch im westlichen Hamburg der konsequenten Beschilderung treu.

  • Das ist doch nichts kurioses, schliesslich musst du auf allen 240ern kraft des Rechtsfahregebotes rechts der Fußgänger fahren.

    Hier ist es besonders spannend, weil nur die Furt plötzlich rechts neben die Fußgängerfurt verschwenkt wird:

  • Lurup und besonders Lurup-Osborn hat hamburgweit gesehen überdurchschnittlich viele Kinder.
    Und in Osborn herrschen (nicht nur) im Strassenverkehr raue Sitten.
    Das Prinzip "Vorfahrt und Rücksicht im Str.Verkehr gilt auch für Schwächere" ist dort nicht besonders tief verankert.
    Das hat auch kulturelle Gründe.

    In velo veritas.

  • Das ist doch nichts kurioses, schliesslich musst du auf allen 240ern kraft des Rechtsfahregebotes rechts der Fußgänger fahren.

    Ja, schon, aber bei einem gemeinsamen Fuß- und Radweg rechnet man ja auch mit so etwas. Hier hingegen gibt es einen Radweg und einen Gehweg, die aber entgegen der bundesweit relativ einheitlichen Tradition vertauscht sind, nämlich Radweg rechts und Gehweg links. Das halte ich für ausgesprochen konfliktträchtig.

    Das hat auch kulturelle Gründe.

    Welche denn?

  • Welche denn?


    Schwieriges Thema. Kann man sich schnell die Pfoten verbrennen. Aber da bin ich ja Spezialist. :)

    Ich hab's mal the other way round erlebt. Das war sehr hifreich. 3 Jahre, 2005 - 2008, Almaty, Kasachstan. Mit (nur z.T., aber auch Rad-) Ausflügen quer durchs Land und nach Usbekistan, Kirgisien, Tadschikistan und China.

    In den 3 Jahren habe ich in Almaty 12 Verkehrstote mit eigenen Augen gesehen. Hier in D in über 50 Jahren noch keinen. Die Begegnungen im öffentlichen Raum waren für mich sehr befremdlich, gelinde gesagt.
    Besonders auch, weil die Zusammentreffen in Privaträumen immer so ausgesprochen herzlich waren.
    Öffentlicher Raum dagegen war sozusagen Kampf um jeden cm. Die für mich einzig erkennbare Regel: Der Stärkere oder Schnellere setzt sich durch.
    Buseinstieg? Drängeln! Bei Bedienung im Geschäft auf Reihenfolge achten? Dann bis morgen! Vertrauen auf Grüne Ampel? Auf Zebrastreifen? Auf Rechts vor links? Selbstmörderisch. Kommt n LKW, dann hat der Vorfahrt. SUV vs Lada? SUV hat Vorfahrt oder es knallt. Bürgersteig? Wenn da einer parken will, dann heißt es: Springen!
    Fahrrad, das unbekannte Wesen, steht am Ende der Nahrungskette. Viel lachten, wenn sie mich sahen, und winkten. Freundliche Leute.
    Ich lief, besonders anfangs, oft Gefahr, auf dem Rad mein Leben zu verlieren. Das war narürlich überhaupt nie böse gemeint. Der "Fehler" lag bei mir. Ich konnte halt meine eingefleischte Kultur nicht einfach ablegen wie einen Mantel.

    Ich hatte vor ca einem Jahr eine unangenehme Begegnung mit einem Mercedes-SUV, polnisches Kennzeichen, auf der Strese -> einwärts, Ecke Ruhrstr. Ich fuhr geradeaus, SUV kam mir entgegen und wollte links in die Ruhrstr einbiegen.
    Ich sah ihn blinken, verlangsamte und es gelang mir Blickkontakt aufzunehmen. Also fuhr ich weiter. Er aber auch. Notbremsung alle beide, mein Hinterrad hob sich gefährlich. Wir standen cm entfernt, ich mit akutem Anfall von Radfahrer-Tourette.

    Lange hinterher, sowas vergisst man ja nicht so schnell, war mir klar was passiert war.
    Zu Hause bei ihm hätte er logo Vorfahrt gehabt, bei SUV vs Rad. Er hätte noch nicht mal Blickkontakt aufgenommen. Das macht man nur "unter Gleichen". Der Blickkontakt war einen aktive Anpassungsleistung an die hiesige, ihm fremde Kultur. Für die ich ihn ihm unverständlicherweise auch noch beschimpft habe.
    Der Blickkontakt stellte für ihn sicher, dass ich ihn bemerkt hatte und die - ihm ihn seinen Augen oder nach seiner Erfahrung selbstverständlich zustehende - Vorfahrt auch gewähren würde. Interkultureller Clash.
    In den globalisierten Großstädten gibt's den häufig.
    In Quartieren mit vielen Einwanderern aus Ländern mit nicht sehr ausgeprägter Fahrradkultur besonders häufig.

    In velo veritas.

  • Zu Hause bei ihm hätte er logo Vorfahrt gehabt, bei SUV vs Rad.

    Ist es noch als PC zu sehen wenn man "solche" Verkehrsteilnehmer lieber auf ihren Heimatstrassen sieht?

    Die von mir erlebte Hamburger Realität kennt diese Grenzen glücklicherweise nicht wirklich.

    Die rücksichtslose Park- und Fahrweise der Arschlöcher lässt für mich bisher keine Rückschlüsse auf Ihre heimatliche Sozialisierung zu.

    Ganz anders sehe ich allerdings das Konfliktverhalten wenn man sich "danach" gegenübersteht.

    Das ist mir der E-Klasse fahrende Deutsche Nazi-Rentner (werden ja auch immer weniger) natürlich viel lieber als der vielleicht mit Messer aber auf alle Fälle mit Testosteronüberschuss bewaffnete Jüngling mit Migrationshintergrund.

    Mal im Ernst: Es ist alles egal solange es keinen Kratzer im Lack gibt. Das verbindet Schwarz, Weiß, Rot, Gelb ...

  • Nein, was ich nur sagen wollte: Es gibt auch kulturelle Gründe, in einigen Quartieren den Radverkehr besonders zu schützen. Da soll man die Augen nicht vor verschließen.
    Andererseits: Radfahren hat ein hohes Integrationspotential.

    Gegenüber eindeutig deutschstämmigen hardcore Autofahrern, sog. Autonazis, die mich "übersehen", ist seit Almaty, das leider keiner kennt, deshalb Timbuktu, also seitdem ist mein Standardspruch:
    Hier nix Timbuktu! In Deutschland du müssen fahren wie in Deutschland!
    Die gucken mich immer an wie ...
    Auto.

    In velo veritas.

  • Also ich habe grad einen Film über Verkehr in Hanoi (Vietnam) gesehen. Viele Radfahrer, Massen an Motorrollern und Motorrädern, einige Autos und Fußgänger. Und das unglaubliche: Es klappt!

    Es sieht für deutsche Augen ein wenig horrormäßig aus, aber es schien mir weder erkämpft noch aggressiv dort vorzugehen. Der Filmemacher sagte im Off, er hätte sich die ersten tage nicht getraut die Straße zu queren. Es hält niemand für einen an. Aber dann hat er gelernt: Man muss einfach loslaufen. Man darf dabei nicht schneller oder langsamer werden oder anhalten. Dann fahren alle einfach um einen herum und nichts passiert. Dazu eine Videoszene wie jemand auf diese Weise die Straße quert.

    Hat mich ein wenig an die Leute erinnert, die bei der CM einfach durch den Strom von hunderten Radfahrern durchlaufen, wenn sie sich trauen. Nur das dort in beide Richtungen gefahren wurde. Ja, auch auf beiden Spuren in beide Richtungen, und auch in Einbahnstraßen und generell und sowieso und kreuz & quer. Einfach unglaublich wuselig!

    Ich glaube die Schlüsselwörter dort sind Gelassenheit, Rücksicht und konsequentes, berechenbares Auftreten.

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    [Zeichen 244] sike tu li ilo tawa li pona! [Zeichen 244]


  • Ich hatte vor ca einem Jahr eine unangenehme Begegnung mit einem Mercedes-SUV, polnisches Kennzeichen, auf der Strese -> einwärts, Ecke Ruhrstr. Ich fuhr geradeaus, SUV kam mir entgegen und wollte links in die Ruhrstr einbiegen.
    Ich sah ihn blinken, verlangsamte und es gelang mir Blickkontakt aufzunehmen. Also fuhr ich weiter. Er aber auch. Notbremsung alle beide, mein Hinterrad hob sich gefährlich. Wir standen cm entfernt, ich mit akutem Anfall von Radfahrer-Tourette.

    Lange hinterher, sowas vergisst man ja nicht so schnell, war mir klar was passiert war.

    Moin moin, ich hab' mich jetzt auch mal angemeldet. Radfahrer seit Wembley 1966, Autofahrer seit der letzten Meisterschaft des HSV ;)

    Mir wird an diesem Beispiel wieder mal klar, wo der »Fehler« liegt: »Ich … verlangsamte« – zack, und das interpretiert der gemeine Autofahrer als »der hält jetzt an und lässt mich abbiegen«. Es ist die fatale Crux am sichtbar defensiven Fahren, dass der andere Verkehrsteilnehmer dadurch womöglich in seinem Vorurteil oder falsch gelernten bzw. veralteten Verständnis der Verkehrsregeln bestärkt wird. Der Radler bremst bei Grün auf dem geradeaus führenden Radweg, weil er überleben will, und der Autofahrer denkt, der Radler bremst, weil er muss (weil er ja nicht auf der Fahrbahn, sondern auf dem »Bürgersteig« fährt, Schild hin oder her).
    Diese Fehleinschätzung spiegelt sich ja auch in den Medien wider, wenn der geradeaus fahrenden Radlerin der Vorwurf gemacht wird, warum sie nicht angehalten habe, wo doch der links von ihr fahrende LKW rechts abbiegen wollte.
    Und eine Rolle spielt hier auch noch der falsche Analogieschluss bei der Anwendung einer Verkehrsregel: In irgendeinem auf einem Radlerforum verlinkten Fernsehbeitrag echauffierte sich ja eine Autofahrerin sinngemäß: »Wie kommt der Radler dazu, mich rechts zu überholen, ich habe doch geblinkt!« Nein, es war kein Überholen, sondern ein Vorbeifahren auf dem geradeaus führenden Radweg, und der Radler hatte Vorrang. Aber was hatte die Autofahrerin mal gelernt? »Wenn ich mich zum Linksabbiegen einordne und links blinke, darf mich keiner überholen.« Und das wird auf rechts übertragen.

    In Fällen, die mit dem SUV auf der Strese vergleichbar waren, habe ich schon mal mit dem linken Arm auf die Straße gezeigt, kurz vor die Stoßstange vom abbiegewilligen Auto, nach dem Motto »Hier hältst Du an, mein Lieber! Ich habe Vorfahrt!« Die Intelligenz des Autofahrers und meine rechte Hand an der Bremse haben ausgereicht, um einen Unfall zu vermeiden.

  • Mir wird an diesem Beispiel wieder mal klar, wo der »Fehler« liegt: »Ich … verlangsamte« – zack, und das interpretiert der gemeine Autofahrer als »der hält jetzt an und lässt mich abbiegen«. Es ist die fatale Crux am sichtbar defensiven Fahren


    Das ist eine Theorie, ebenso wie meine Erklärung eine Theorie ist. Deine Theorie hakt, da ich nach erfolgreichem Blickkontakt das Tempo wieder angezogen habe.

    Also fuhr ich weiter

    Mein "Verlangsamen", d.h. bremsbereit, kein weiterer Vortrieb, war gerade defensiv genug, um einen Zusammenstoß bzw einen Sturz zu vermeiden.
    Könnte trotzdem sein, das deine Theorie stimmt. Dann wäre es bei dem von dir vorgeschlagenen Verhalten gar nicht erst zu einer kritischen Situation gekommen.
    Könnte auch sein, das meine Theorie stimmt. (Er nimmt an, er hätte Vorfahrt.) Dann wäre es bei dem von dir vorgeschlagenen Verhalten zu einem Unfall gekommen.
    Ich fahre lieber so, dass ich, Theorie hin, Theorie her, auf der sicheren Seite bin.
    Andererseits, wenn mir jemand die Vorfahrt nimmt, ist es räumlich immer knapp. D.h. ich stecke erst sehr spät zurück. Fahre ich mit Spikes, dann rechne ich den Lack als allerallerletzte Sicherheitsreserve bevor ich selbst stürze (damit ich mir nicht selbst wehtue an den Spikes), zur Verkürzung des Bremsweges dazu.
    Da ein polnisches Kennzeichen vorlag, spricht einiges dafür, dass der Fahrer hier nur auf Besuch war und mit den Gepflogenheiten nicht vertraut war.

    In velo veritas.


  • Da ein polnisches Kennzeichen vorlag, spricht einiges dafür, dass der Fahrer hier nur auf Besuch war und mit den Gepflogenheiten nicht vertraut war.

    Es fahren erstaunlich viele Kfz mit polnischem Kennzeichen hier bei uns herum. Die können unmöglich alle "nur mal kurz zu Besuch sein".
    Ich tippe viel eher darauf, dass viele Firmenwagen und Privatfahrzeuge von Arbeitnehmern darunter sind.

    Und: wer es bis nach HH geschafft hat, der braucht mir nicht zu erzählen, dass er keine Verkehrsregeln kennt. Wenn ich mit einem festlandseuropäischen Wagen in Glasgow einen Unfall baue, wär es auch dämlich, mit mit "ach, hier ist Linksverkehr?!" rausreden zu wollen.

    Oder in Südfrankreich in einem Kreisverkehr "aber bei uuuuuuuns ist das mit der Vorfahrt im Kreisverkehr aber ganz anders geregelt. Da war ich jetzt etwas verunsichert..."

    Wer sich - beruflich oder privat - ins Ausland begibt, hat die dortigen Verkehrsregeln zu beachten, sich vorher darüber zu informieren und im Zweifelsfalle einfach mal anzuhalten.
    "Bei uns ist das anders" ist niemals eine gute Ausrede.

  • Wenn ich mit einem festlandseuropäischen Wagen in Glasgow einen Unfall baue, wär es auch dämlich, mit mit "ach, hier ist Linksverkehr?!" rausreden zu wollen.

    Naja, ich war 2mal für einige Wochen in GB. 1mal sogar in Glasgow (Auf'm Rückweg von den Outer Islands). Immer mit Rad. Ich hab auch nach 3 Wochen noch Fehler gemacht.
    Z.B. morgens verpennt aus'm Zelt gekrochen und auf der falschen Seite losgefahren - bis zum ersten Gegenverkehr. Und beim Queren das automatisierte "erst links, dann rechts" gucken umzudrehen in erst rechts dann links ..., oh Mann, da muss man Kopf fast mit Gewalt zu zwingen. Zum Glück waren wir zu zweit. Der hintere hat das dann vorm Queren immer laut hergebetet. Richtig schlimm, wenn das auch noch Auf- bzw Abfahrten zu größeren Straßen sind! Die fahren die ja auch falsch rum rauf bzw ab. :thumbdown:

    "Bei uns ist das anders" ist niemals eine gute Ausrede.


    Das ist wohl richtig. Kommt man auch nicht mit durch. Hinterher, vor Gericht.

    jan pi sike tu

    Also ich habe grad einen Film über Verkehr in Hanoi (Vietnam) gesehen. Viele Radfahrer, Massen an Motorrollern und Motorrädern, einige Autos und Fußgänger. Und das unglaubliche: Es klappt!

    Es sieht für deutsche Augen ein wenig horrormäßig aus,

    Ich kenne solche Filme auch über Indien. Da staunt der Westeuropäer: Anarchie im Verkehr ist machbar. Er guckt aber auch nur ne 1/4 Stunde zu.
    Lt. Zukunft Mobilität liegt Vietnam im weltweiten Vergleich Verkehrstote/100 000 Einwohner im oberen Drittel. 24,7. In Kasachstan, wo ich es schon hart fand, 21,9.
    In Deutschland 4,7.

    In velo veritas.

  • Gut, @Vorstadt Strizzi 5x so viel ist fünfmal so schlimm. Klar, keine Frage! Aber stell dir solche Verhältnisse in Deutschland vor. Da wären fünf mal mehr nicht annähernd genug, so egoistisch rechthaberisch und selbstherrlich wieder Deutsche im Allgemeinen hierzulande unterwegs ist. Natürlich ganz davon abgesehen, dass es sich sowieso verböte! ;)

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    [Zeichen 244] sike tu li ilo tawa li pona! [Zeichen 244]

  • Also ich habe grad einen Film über Verkehr in Hanoi (Vietnam) gesehen. Viele Radfahrer, Massen an Motorrollern und Motorrädern, einige Autos und Fußgänger. Und das unglaubliche: Es klappt!

    Ich glaube die Schlüsselwörter dort sind Gelassenheit, Rücksicht und konsequentes, berechenbares Auftreten.

    Ich war gerade im Dezember in Hanoi und kann obiges nur bestätigen (bis auf Rücksicht, die "klassische" Hierarchie ist auch in Vietnam stark ausgeprägt - je größer das Fahrzeug, desto mehr Vorfahrt). Aber: Insbesondere Mofa- und Radfahrer entwickeln da so eine Art Schwarmintelligenz. Stehende und sich konstant bewegende Hindernisse werden fließend umfahren. Problematisch wirds meist bei Touristen aus USA und grundsätzlich ängstlichen Menschen, die beim Queren der Straße plötzlich stehen bleiben oder Haken schlagen. Ich behaupte sogar, dass man mitten in Hanoi eine Straße blind überqueren könnte - das sollte man aber nicht in Deutschland gegenprüfen.
    Was mir aber aufgefallen ist: mehrspurige Fahrzeuge zerstören diesen fragilen Verkehrsstrom. Einerseits weil sie deutlich mehr Platz benötigen und andererseits weil die Fahrer dieser Fahrzeuge sich meist für "was Besseres" halten. Hier insbesondere teure Luxusfahrzeuge, die es in Hanoi zahlreicher gibt als in München. Und mit steigendem Wohlstand in Vietnam werden es immer mehr. Über kurz oder lang wird es also dieses fließende Straßenleben nicht mehr geben. Wie das endet kann man sich in Bangkok ansehen, dort fährt jetzt schon niemand mehr mit dem Rad oder nur sehr wenige mit Mofas und der Verkehr (zumeist Taxis) steht mehr als dass er fährt.