Ich habe gestern den Wechsel auf Sommerreifen gewagt in der Annahme, dass es angesichts der gestrigen neun Grad Celsius wohl in diesem Winter nichts mehr wird mit Schnee und Eis. Total irre, wie leise man plötzlich wieder unterwegs ist, abgesehen davon, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit plötzlich wieder um über fünf Kilometer pro Stunde steigt.
Im Glückstädter Weg sprach mich dann ein Passant an, warum ich denn nicht auf dem Radweg fahre. Na gut, lieber mit einem Passanten diskutieren als durchs Beifahrerfenster, aber von einem Radweg hatte ich hier überhaupt nichts bemerkt, wobei ich in einer auch nicht unbedingt mit einem Radweg gerechnet hatte. Was er meinte, war das hier:
Das ist natürlich witzig: Radweg rechts, Gehweg links, Fahrbahn noch weiter links. Ich weiß ja nicht, wer sich sowas ausdenkt, aber ich glaube nicht, dass es funktioniert. Und wozu nun in einer Tempo-30-Zone, die außerdem noch als Sackgasse eher selten frequentiert sein dürfte, ein Radweg notwendig ist, verstehe ich auch nicht so richtig. Ist aber wohl ein Überbleibsel vergangener Zeiten. Das wird dann auch an jeder Einmündung hervorgehoben:
Und wenn man dann aus dem Verkehrsberuhigten Bereich am rechten Rand des Bildes los möchte, wird man noch mit dem schmuddeligen Zusatzschild vor Radlingen gewarnt, die auf diesem komischen Radweg offenbar auch noch in beiden Fahrtrichtungen fahren dürfen und dass hier wirklich § 10 StVO gilt:
Ich fahr auf sowas ja total ab. Wahrscheinlich rechnet in einer Tempo-30-Zone sowieso niemand mit Radfahrern auf dem Radweg, hier dürfen die rechts des Gehweges fahren, wo sie aus Einmündungen und Querstraßen noch schlechter zu erkennen sind und dann sogar noch in beide Richtungen. Bis ein aus der Querstraße einfahrender Kraftfahrer den Radfahrer von rechts erkennt, liegt der schon auf der Windschutzscheibe. Oh Mann.
Zur eigentlichen Frage: Immerhin ist der Kram nicht mehr benutzungspflichtig, insofern kann’s ja egal sein, solange man nicht von einem Kraftfahrer mit Nachdruck zur Benutzung aufgefordert wird. Ich behaupte hier und drüben im Blog ja immer wieder, dass ein Radweg das wäre, was ein Verkehrsteilnehmer als Radweg erkennt. Insofern ist ja eigentlich klar, dass rechts der Radweg verläuft und links der Gehweg, aber andererseits: Warum sollte nicht links der Radweg sein und rechts der Gehweg mit einem blöden Piktogramm? Jedenfalls dürften sich tagsüber Fußgänger traditionell wie in anderen Straßen eher auf dem rechten Sonderweg aufhalten, während Radfahrer links unterwegs sind, so dass die Sache mit der Erkennung eines Radweges ad absurdum geführt wird. Ich wüsste zu gerne, ob dort auch regelmäßig geklingelt und gekampfradelt wird.
Auf dem weiteren Weg habe ich dann noch die freundliche Erlaubnis gesehen, diesen schmuddeligen, tja, Hochbord-Seitenstreifen-Gehweg in beiden Richtungen mit dem Rad zu befahren. In der Sackgasse einer Nebenstraße einer Nebenstraße, in der Tempo 30 gilt und vermutlich nie jemand entlangfährt. Früher gab es da kein Schild und jetzt zu Hause sitzend vermute ich, dass man das wohl in Erwartung des Schwerlastverkehrs so angelegt hat: Nebenan baut DESY seine Beschleuniger-Rennbahn raus nach Schenefeld und die Lastkraftwagen werden da wohl den Großteil der Fahrbahn in Anspruch nehmen.
Immerhin: Auch die Freigabe dieses Sonderweges ist rechtlich nicht einwandfrei. Insofern bleibt man sich auch im westlichen Hamburg der konsequenten Beschilderung treu.