Hamburg: Therings kleine Anfrage zu Unfallzahlen und die BILD

  • Erwartest du ernsthaft, dass hier jemand versucht, ein Bild-Erzeugnis nachzuvollziehen? (Abgesehen davon, dass man vor dem Aufruf der Seite erfahrungsgemäß diverse Plugins deaktivieren müsste...)
    Bitte doch einfach den Schreiber/die Redaktion, die Zahlen und ggf. Rechenwege zu belegen ;)

  • Können wir dem Typen auf seiner Facebookpage nicht mal gehörig auf den Sack gehen? Also höflich natürlich. Aber immer, wenn er derartigen Unsinn postet, sollte man seinen Thread kapern mit unzähligen Beiträgen. Den Mann solange beschäftigen, bis er keinen Bock mehr hat (ich weiß, Wunschdenken und so).

  • Ganz ehrlich, wozu auch?

    Ich vermeide ganz bewusst Facebook und werde ganz bestimmt nicht damit anfangen, um auf der Seite irgendeines Herrn Diskussionen zu führen, die dann eh gelöscht werden. Das dann unter meinem Klarnamen, damit die durch ihre Echokammer völlig Verdummten dann in meiner realen Welt auftauchen?

    Sorry, aber dafür ist mir meine Zeit wirklich zu kostbar. Und meine gute Laune auch.

    Diskussionen, wo sie erwünscht und nützlich sind, gerne, aber nicht um der Diskussion willen.

  • Ich bin da ganz bei Dir und habe keinen Facebook-Account.
    Bleiben aber nun in den Diskussionen die Dummen unter sich, weil sich alle halbwegs intelligenten Leser vorher ausklinken, ist die Wirksamkeit der Filterblase maximiert. Eigentlich kommt man dem nur bei, indem man gezielt solche Diskussionen sucht und engagiert für Vernunft, Toleranz, Rechtsstaat etc. eintritt.

    Eigentlich.

    Uneigentlich ist mir meine Lebenszeit dafür auch zu kurz und zu schade. ||

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Besser im Sinne von "macht mir mehr Spaß" schon.

    Wenn mich etwas wirklich stört, hilft das Internet so gut wie nie. Dann gehe ich auf die Politiker zu, gründe Intitiativen*, sammle Unterschriften*, lege Widersprüche ein, klage. Letzteres musste ich zum Glück noch nie selbst.

    *wofür man dann das Internet allerdings sinnvoll nutzen kann.

    P.S. Facebookgruppen sind nicht die Öffentlichkeit, sondern im besten Fall ein kleiner Kreis Interessierter, so wie in diesem Forum auch.

  • Bleibt die Frage: Ist die Diskussion hier im Readverkehrsforum denn besser?

    Ich finde: ja. Um Längen besser.

    Das Radverkehrsforum ist natürlich auch eine eigene Filterblase. Und man sollte darauf achten, es nicht ausschließlich zu konsumieren. 8)
    Ich betrachte alle Äußerungen hier aber durchaus als öffentlich. Und im Unterschied zu irgendjemandes Facebook-Seite werden Beiträge nicht einfach so gelöscht oder User ausgesperrt, bloß weil die geäußerte Meinung nicht in das eigene Weltbild passt.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Das Abendblatt hat die Sache auch noch mal verarbeitet: Mehr Unfälle mit Radfahrern auf Hamburgs Straßen (Hass)

    Mir ist aber nach wie vor nicht so richtig klar, woher die Zahlen nun kommen.

    Ich betrachte alle Äußerungen hier aber durchaus als öffentlich. Und im Unterschied zu irgendjemandes Facebook-Seite werden Beiträge nicht einfach so gelöscht oder User ausgesperrt, bloß weil die geäußerte Meinung nicht in das eigene Weltbild passt.


    Und: Es gibt keinen komischen Algorithmus, der nach Belieben Diskussionen hin und hersortiert. Versuch mal, bei facebook in irgendeiner Gruppe eine Diskussion von vor drei Tagen wiederzufinden. Das funktioniert einfach nicht. Man gibt sich dort ewig viel Mühe mit einem Beitrag, der dem Diskussionsnutzer unter Umständen aufgrund des Algorithmus’ noch nicht einmal angezeigt wird — und kurz danach komplett wegsortiert wird. In diese Informationsvernichtungsmaschine will ich ungern meine Zeit versenken.

  • Beim Hamburger Autoblatt hat man die Geschichte jetzt noch einmal aufgewärmt. Und man hat sich so wenig Mühe gegeben, es mal nicht nach einseitigem Radfahrer-Bashing aussehen zu lassen, dass sogar die Kraftfahrer-Fraktion der Meinung ist, das wäre langsam aber echt ein bisschen lächerlich: Mehr Verkehrstote in Hamburg im ersten Halbjahr 2017

    Nun halte ich den Herrn Verkehrsexperte Thering für einen recht klugen Menschen, er schafft’s ja immerhin regelmäßig mit seinen Anti-Fahrrad-Wahlkampf-Ansagen ins Autoblatt. Nun hat ihm allerdings jemand auf facebook ratzfatz die Hosen ausgezogen:

    Zitat

    Michael:

    Liebes Abendblatt: Warum habt ihr dem Korrelations-Kausalitäts-Vollpfosten Thering wieder den Login für das Abendblatt-CMS gegeben?

    Quizfrage: wie viele Tote/Verletzte gab es auf diese "ach-so-gefährlichen" Radfahrstreifen?


    Nach einer Weile schrieb Thering darauf:

    Zitat

    Dennis:

    Gerne gehe ich auf die Frage der tödlich verunglückten Fahrradfahrer ein. Seit 2011 sind 21 Radfahrer in Hamburg tödlich verunglückt. Davon sind auf der Straße/Radfahrstreifen 9 unterwegs gewesen. 8 auf dem Radweg, einer auf dem Gehweg, einer auf dem Fußgängerüberweg und einer im Parkhaus. Also erstmal informieren und sich dann äußern!


    Da weiß man auch gar nicht, ob da wirklich Thering oder nur ein Satire-Konto geantwortet hat.

    „Also erstmal informieren und dann äußern!“, ja, Herr Thering, das gilt insbesondere für Sie! Wussten Sie, dass Radfahren im Fitnessstudio total gefährlich ist? Seit 2011 sind 21 Radfahrer in Hamburg tödlich verunglückt, davon waren 17 im Fitnessstudio/auf der Straße/Radfahrstreifen unterwegs.

    Im Ernst: Wie kann man denn als Verkehrsexperte die Zahlen dermaßen dreist verdrehen? Wenn man dem Verkehrsexperten zugute hält, dass er mit Straße wahrscheinlich die Fahrbahn meint, vermengt er hier immer noch die so genannten rotgrünen Todesstreifen mit irgendwelchen tödlichen Alleinunfällen in entlegenen Wohngebieten.

    Und selbst wenn man diesen Kniff außer acht lässt wird ja deutlich, dass die von der CDU als so sehr sicher angepriesenen Radwege so sehr sicher gar nicht sind, denn immerhin verunglückte dort nur ein Radfahrer weniger tödlich als auf „Straße/Radfahrstreifen“. Wenn man jetzt noch einmal die Länge des Straßennetzes mit der Länge des Radwegenetzes vergliche oder sogar untersucht, unter welchen Umständen die Radfahrer zu Tode kamen — ich lehne mich mal ganz weit aus dem LKW-Beifahrerfenster und behaupte, dass da ziemlich viel „übersehen“ an Kreuzungssituationen im Spiel war — sieht das schon ganz anders aus.

    Aber so ist das halt mit Statistiken.

  • Seit 2011 sind 21 Radfahrer in Hamburg tödlich verunglückt, davon waren 17 im Fitnessstudio/auf der Straße/Radfahrstreifen unterwegs.

    Ich habe in meiner Datenbank seit Anfang 2013 insgesamt 23 Todesfälle auf Hamburger Stadtgebiet. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist, dass nicht ein einziger davon dem radweg-relevanten Angstszenario "Zusammenstoß im Längsverkehr zwischen Radfahrer und schnellem überholenden KFZ" entsprach - weder auf der Fahrbahn, noch mit auf dem Asphalt markierten Streifen-Führungen auf Fahrbahnniveau. Das waren Abbiegekonflikte (Rechtsabbieger mit Radwegradler im Tödlichen WInkel bzw. Linksabbieger mit Gegenverkehr), Vorfahrtnahmen, Fahrbahnüberquerungen vom/zum Radweg, zwei Alleinunfälle, sowie zwei Freak-Accidents (britischer Tourist radelt am Fähranleger ins Hafenbecken, Seniorin wird auf Gehweg von einem beim Verladen umstürzenden Bagger erschlagen).

  • dass nicht ein einziger davon dem radweg-relevanten Angstszenario "Zusammenstoß im Längsverkehr zwischen Radfahrer und schnellem überholenden KFZ" entsprach

    Die angenommene Gefahr dürfte ausschließlich pschologischer Natur sein. Es ist halt gewöhnungsbedürftig, von hinten ein Blechmonster nach dem anderen schnell näher kommen zu hören, ohne dass man es auch sieht (außer man hat einen Rückspiegel).

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Ich befinde mich gerade in einer Stadt, die ungefähr so viele Einwohner wie Hamburg hat. (Der führende Fußballclub hat allerdings etwas mehr Trophäen im Schrank.)
    Hier ist man dabei, Fahrradinfrastruktur zu schaffen. Und man plakatiert:

    Das Abbiegen der Autos - ohne zu schauen - ist der schlimmste/bedeutsamste Grund für Fahrradunfälle.
    Indem wir aufpassen, machen wir die Stadt sicherer und liebenswerter

  • Noch mal Barcelona. Malte, schieb das gerne irgendwo anders hin, wenn es da besser passt.
    unsichtbarer Radweg auf dem Trottoir bei einem Kreisverkehr
    ampelgeregelte Ausfahrt aus einem Kreisverkehr (nicht jeder hält bei dunkelgelb)
    »Protected bike lanes« auf einer Seite einer Allee (das sind oft auch Zweirichtungsradwege)

  • Aus dem verlinkten Artikel im Abendblatt:

    "Die Hamburger CDU nimmt den Anstieg der Toten und Verletzten zum Anlass, vom Senat verkehrspolitische Konsequenzen zu fordern" und "Hamburg brauche dringend eine ´Task Force Unfallbekämpfung´, in der Vertreter von Behörden, Bezirken, Polizei und Verbänden unter wissenschaftlicher Begleitung erfahrener Unfallexperten ohne Denkverbote nach einem Ausweg aus der Unfallkrise suchen." (Hervorhebungen von mir)


    Nun kenne ich als Westpfälzer die Hamburger Verhältnisse nur am Rande, insbesondere ist mir der Herr Thering nur aus diesem Forum bekannt. Ich gebe zu, dass ich seine Tirade selektiv gelesen habe. Aber wo er Recht hat, hat er Recht (vgl. fettgedruckte Passagen). Er zieht halt nur die falschen Konsequenzen.

  • Interessanterweise mangelt es dem Artikel am eigentlich obligatorischen Fingerpointing auf die bösen Radfahrer.

    Sein Fingerpointing geht aber einmal mehr gegen die pöhsen Radfahrstreifen:

    Zitat von Abendblatt/Thering

    "Viel zu lange haben sich SPD und Grüne auf ideologische Prestigeprojekte wie das Aufpinseln von Radfahrstreifen auf Hauptverkehrsstraßen oder pseudowirksame Dieselfahrverbote eingeschossen. Die Verkehrssicherheit ist so unter die Räder geraten."

    Diese Behauptung ist angesichts des realen Unfallgeschehens ein Schlag ins Gesicht eines jeden verunfallten Hochbord-Radlers. Und wer in der SPD hat eigentlich behauptet, Dieselverbote wären gut für die Verkehrssicherheit? Sooo dick ist der Dieselqualm nun auch wieder nicht. :evil:

    Zitat von Abendblatt/Thering

    "In drei Bezirken nahm die Zahl der Unfällen mit Kindern besonders stark zu: In Altona wuchs sie sprunghaft um 41 Prozent, in Hamburg-Mitte um 36 und in Eimsbüttel um 31 Prozent."

    Ähm. "nahm *besonders* stark zu"? Wenn in drei von sieben Bezirken derartige Steigerungsraten aufgetreten sind, muss bei insgesamt nur 9 % Steigerung die Opferzahl in den anderen vier Bezirken wohl eher gesunken sein. "Trau keiner Statistik, die du nicht selber fehlinterpretiert hast" :D