Hamburg: Unfallschwerpunkt Fruchtallee / Doormannsweg umgebaut

  • Einer der Unfallschwerpunkte auf meinem Weg zur Arbeit wurde „verschlimmbessert“. Am freilaufenden Rechtsabbiegerstreifen von der Fruchtallee in den Doormannsweg wurde man bislang mit hoher Wahrscheinlichkeit „übersehen“, nun gibt es dort plötzlich eine Lichtzeichenanlage:

    Da möchte ich ja glatt mutmaßen, dass diese Stelle dort doch nicht so ganz unauffällig war, wie die Polizei vor einigen Monaten mal auf Nachfrage behauptet hatte, einfach so aus präventiven Gründen nimmt man in Hamburg ja eher nicht das Geld in die Hand, um eine solche Gefahrenstelle zu entschärfen.

    Ich muss zugeben: Ein bisschen ulkig finde ich das ja schon. Meines Erachtens passen diese freilaufenden Rechtsabbiegestreifen nicht mit einer Querungsmöglichkeit für Radfahrer und Fußgänger zusammen: Entweder schafft man eine leistungsfähige Abbiegemöglichkeit für den Kraftverkehr, der dieses Angebot mit entsprechend hoher Geschwindigkeit und entsprechend geringer Fehlertoleranz nutzt, oder man lässt nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer sicher queren.

    Leider hat diese Lösung für den Radverkehr auch gleich wieder drei Nachteile:

    • Beim Geradeausfahren entlang der Fruchtallee wartet man nun zwangsläufig mindestens einmal: Entweder auf der Dreiecksinsel oder vor der neuen Lichtzeichenanlage. Wenn’s ganz blöd kommt, nimmt man auch gleich beide Ampeln bei rotem Licht mit. Allerdings bezieht sich diese Beobachtung auf die Ampelschaltung gegen 21.30 Uhr, es mag tagsüber, insbesondere im Berufsverkehr, ganz anders aussehen.
    • Vormittags sind dort teilweise so viele Radfahrer unterwegs, dass die Dreiecksinsel gerammelt voll ist. Mit der Schleusung durch die neue Lichtzeichenanlage wird sich diese Situation bestimmt nicht verbessern.
    • Der radelnde Querverkehr kann aufgrund von Punkt 2 nicht weiter in den Doormannsweg fahren, weil die Radfahrer entlang der Fruchtallee im Weg stehen.

    Da hat man diesen Knotenpunkt eben wieder auf die Leistungsfähigkeit des Rechtsabbiegestreifens programmiert — aber immerhin wird man dann hoffentlich mit dem Rad nicht mehr so doll „übersehen“.

    Achso, und dem abbiegenden Fahrbahnverkehr müsste noch mal jemand ein [Zeichen 205] verpassen.

  • Zitat von Malte

    Beim Geradeausfahren entlang der Fruchtallee wartet man nun zwangsläufig mindestens einmal: Entweder auf der Dreiecksinsel oder vor der neuen Lichtzeichenanlage. Wenn’s ganz blöd kommt, nimmt man auch gleich beide Ampeln bei rotem Licht mit. Allerdings bezieht sich diese Beobachtung auf die Ampelschaltung gegen 21.30 Uhr, es mag tagsüber, insbesondere im Berufsverkehr, ganz anders aussehen.

    Damit wäre ja schon der straßenbegleitende Charakter des Radweges dahin. Ist dies noch ein Benutzungspflichtiger?

    Hätte es hier nicht auch ein ein Bumper getan, um sicherzustellen, dass dort auf ein sinnvolles Maß heruntergebremst wird?

  • Sehr schön!

    Wenn schon Radweg rechts von Rechtsabiegern, dann bitte nur noch so.

    Dass man hier nun warten muss, liegt ja wieder mal an der einseitigen Bevorzugung des Kraftverkehrs. In richtigen Fahrradstädten würde sich die Ampelschaltung diskriminierungsfrei an den Fahrtrichtungen orientieren. D.h. wenn KFZ-Geradeaus grün hat, selbstverständlich auch Radweg-Geradeaus. Die Rechtsabbieger könnten problemlos mit den Linksabbiegern hier grün bekommen (bzw. "dunkel" und [Zeichen 205] wegen Gegenverkehr-Linksabbiegern).

    Immerhin ist es keine Bettelampel geworden...

    P.S. Müssten nicht eigentlich Rechtsabbieger auf dem Radweg an der Fahrbahnampel halten bei rot?

  • Ist dies noch ein Benutzungspflichtiger?


    Hier hängen noch überall blaue Schilder. Das ist hier meines Erachtens schwieriger als in der Hoheluftchaussee: Hier gibt’s pro Fahrtrichtung drei statt zwei Fahrstreifen, die Verkehrsbelastung ist ungleich größer und die Radwege sind zwar schlecht, aber nicht so ganz grottig wie im @Kampfradler-Gebiet.

    Hätte es hier nicht auch ein ein Bumper getan, um sicherzustellen, dass dort auf ein sinnvolles Maß heruntergebremst wird?


    Ich bin unentschlossen, ob solche Bumper an diesen Stellen eine gute Idee sind. Meine Vermutung ist, dass abbiegende Kraftfahrer dann so sehr mit diesem Hindernis (oder dessen geschickter Umfahrung) beschäftigt sind, dass man als nichtmotorisierter Verkehrsteilnehmer schon wieder keine Beachtung findet.

    Mein Vorschlag wäre gewesen, diesen freilaufenden Streifen zurückzubauen und das Rechtsabbiegen um eine 90-Grad-Kurve zu ermöglichen. Das senkt allerdings nicht nur Geschwindigkeit und Unfallpotenzial, sondern auch die Leistungsfähigkeit dieser Verbindung, weswegen das wohl nicht in Frage kam.

  • P.S. Müssten nicht eigentlich Rechtsabbieger auf dem Radweg an der Fahrbahnampel halten bei rot?

    Ich erkenne auf dem dritten Bild unter der "Fahrbahnampel" mit dem grünen Rechtspfeil eine rote Fahrradampel. Die steht nicht gerade direkt an dem roten Teppich über die Fahrbahn, sondern ein gutes Stück weiter in der Kurve. Ab wann kann ich da eigentlich erkennen, für wen diese Ampel gelten soll?

  • Ich möchte auch an dieser Stelle das Konstrukt des geschützten Bereiches ins Spiel bringen, den man als rechts abbiegender Radfahrer an dieser Kreuzung meines Erachtens nicht durchfährt.

    Aha. Auf den 20 Zentimetern zwischen Bordstein und rechtsabbiegendem Radweg sind die Fußgänger also geschützt?. Oder sind es, man mag die Üppigkeit kaum fassen, gar 40?

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Die "Argumentation" dahinter zerfällt regelmäßig zu Staub, sobald man sie konkret zu greifen sucht, was die Willkür der Schwarzkittel entlarvt, die den Willen des Gesetzgebers, also die Gültigkeit der StVO, mit dieser Umdeutung mal eben zu umschiffen suchten.

    Ist der Radweg fahrbahnbegleitend, dann wird er praktisch immer auch Teil des "geschützten Bereiches" einer Kreuzung der begleiteten Fahrbahn. So auch im obigen Fall: Zeigt die Ampel Rot, ist der Radweg als Teil der Kreuzung für Querverkehr (hier Fußgänger und Radfahrer) "geschützt", damit dieser überhaupt konfliktfrei queren kann.

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Ich möchte auch an dieser Stelle das Konstrukt des geschützten Bereiches ins Spiel bringen, den man als rechts abbiegender Radfahrer an dieser Kreuzung meines Erachtens nicht durchfährt.

    Sicher? Da kommen immerhin Radfahrer über eine grüne Ampel schräg entgegen, denen man dann in die rechte Seite fährt.

  • Ein kurzes Statusupdate, nachdem @Blaue Sau mich darauf hingewiesen hat: Es gibt jetzt extra das Zeichen 131 als Warnung für Kraftfahrer, dass hier mit einer Lichtzeichenanlage zu rechnen ist. Sogar mit bimmeligen gelben Blinklicht! Angesichts dieser Späßchen, wann welcher Signalgeber unter welchen Umständen für Radfahrer gilt, bin ich ja ein bisschen beleidigt, dass Kraftfahrer trotz dieser wirklich herzallerbestens einsehbaren Lichtzeichenanlage noch einen separaten Hinweis benötigen, aber… naja:

    Für Radfahrer hält man noch eine fröhliche Arbeitsstelle kurz vor der Kreuzung bereit. Ich bin selbst drauf reingefallen: Man ist hier so sehr mit dem Umfahren der Arbeitsstelle beschäftigt, dass man gewohnheitsmäßig den ehemals freilaufenden Rechtsabbieger „einfach so“ überqueren möchte, ohne auf die neue Ampelanlage zu achten:

    Während ich auf dieser dreieckigen Insel im Hintergrund auf grünes Licht wartete, missachteten, Pardon, übersahen insgesamt drei Kraftfahrer die rote Ampel für Rechtsabbieger — da braucht’s wohl noch ein paar Wochen, bis sich der Kraftverkehr an die neue Verkehrsführung gewöhnt hat. Vielleicht könnte man ja einen Fotoapparat aufbauen, um den Lernprozess zu beschleunigen? ?(?(?(

  • Die Rechtsabbiegerampel sieht man aber anscheinend verdammt spät.

    In der Tat! Und daß die Ampel aus Sicht der Fahrbahnnutzer noch hinter der Radfurt positioniert ist, bleibt wahrscheinlich auch nur bis nach dem dritten oder vierten Unfall mit Schwerverletzten. Ich halte das Ding für eine üble Falle für alle Verkehrsteilnehmer, auch für die Kfz-Lenker.

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    Peter Viehrig

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    (Andreas Müller)

  • Meine Quelle hatte sich ursprünglich über die Radfahrenden gemeckert, die dort ständig über rot fahren.
    Ich habe mir das heute morgen mal angesehen. Er hat recht. Sind wirklich viele. Hält sich mit dem Kraftverkehr die Waage.
    Da könnte man Vollzeit jemanden von der Polizei abstellen um zu ahnden.
    Oder man baut das endlich mal komplett um. Das ist wieder so eine no-ride-area. Bzw. auch eine no-drive-area.
    Kann man nur meiden.

  • Ich habe mir die Stelle letztens angeschaut. Die Ampelschaltung für Radfahrer ist auch wieder maximal fahrradfeindlich. Nicht nur, dass Fußgänger und Radfahrer gemeinsam signalisiert werden. Nein, die drei Ampeln über den Doormansweg sind nur ungefähr 1,5 Sekunden gleichzeitig Grün. So eine unausgewogene Ampelschaltung provoziert natürlich Fehlverhalten insbesondere an einer Stelle, wo Radfahrer und Fußgänger vorher Vorfahrt hatten.