In diesem SZ-Artikel (=Süddeutsche Zeitung) vom 26. Februar 2016 mit dem Titel: „Höhere Gebühren für Komfort-Parkplätze“ heißt es: „Erste Unternehmen (unter den Parkhausbetreibern) haben sogar bereits reagiert und ein Geschäftsmodell entwickelt: Sie haben Parkflächen ummarkieren und aus drei engen Parkplätzen zwei XXL-Stellplätze machen lassen - fürs "Komfortparken" muss der Nutzer mehr zahlen. Nicht ganz so einfach lassen sich Stellflächen unter freiem Himmel, also entlang von Straßen oder auf Plätzen in den Städten, anpassen. Dort sind oft Randsteine gesetzt, die die wuchtigen Wagen und deren Lenker in ein Korsett pressen. (…)
Bei den Kommunen indes trifft das auf Gegenwehr. "Wir sehen keinen Anlass, die Parkplatzbreiten oder -höhen in der Musterverordnung zu verändern", sagt Helmut Dedy, Vize-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags. "Wer ein großes Auto kauft, der muss wissen, dass es damit schwieriger wird, einen geeigneten Parkplatz zu finden." Der öffentliche Raum stehe nur begrenzt zur Verfügung und sei ohnehin begehrt - etwa um zusätzliche Radwege anzulegen oder eine neue "Aufenthaltsqualität" für Passanten zu schaffen, etwa durch zusätzliche Ruhebänke oder das Anpflanzen von Bäumen und Hecken. All das benötigt Platz. Aus Sicht der Städte sei es daher "zielführender, Stellflächen anzubieten, die für kleinere Autos oder Carsharing geeignet sind", sagt Dedy. Oder gleich den öffentlichen Nahverkehr zu stärken und attraktiver zu gestalten.“
Jedoch mit Unterstützung der örtlichen Presse machen Autofahrer mobil, um sich noch mehr städtische Verkehrsflächen anzueignen. So widmet die HAZ diesem von der Autofahrerschaft selbst verursachten Problem eine Bildergalerie mit dem Titel: „Parkplätze: Hier wird es für Autos in Hannover ganz eng“
HAZ (=Hannoversche Allgemeine Zeitung) Bildergalerie zum Thema:
Eigentlich könnte man die Sache ja ganz pragmatisch betrachten: Die Autos werden immer breiter und länger, also werden aus drei alten Parkplätze zwei neue, bzw. aus drei alten Parkplätze werden vier neue. Dadurch reduziert sich die Anzahl der Parkplätze ganz von selbst. Und da breite Autos, wenn sie sich gefahrlos durch den Verkehr bewegen wollen, dies langsamer tun müssen, wäre das eigentlich ein Anlass, das Tempo auch auf Hauptverkehrsstraßen zu reduzieren. Eigentlich! Aber so pragmatisch und naheliegend wird leider in vielen Redaktionsstuben nicht gedacht. Stattdessen werden breitere Straßen und breitere Parkbuchten gefordert, auf Kosten der Radfahrer und Fußgänger.
Zumindest in Form eines Leserbriefes lässt die HAZ einen Widerspruch zu gegen die scheinbar unumkehrbare Logik, dass breitere Autos eben breitere Straßen und Parkplätze erfordern:
„Nicht zulasten der Fußgänger und Radler (Leserbrief in der HAZ vom 3.1.2017):
Die Autos werden immer „dicker“, dies wird als Fortschritt verkauft – gleichzeitig wachsen die Städte aber nur, was die Einwohnerzahlen angeht, es wird also ohnehin „enger“. Räumlich können die Städte, besonders im Zentrum, gar nicht mehr Platz für das Auto einräumen. Leidtragende wären die, denen weniger Platz auf dem Gehweg oder Radweg bleibt, die Grünflächen, die verkleinert werden müssen. Nein, das kann nicht die Lösung sein! Parkhäuser können gerne, auf Kosten der Anzahl der Plätze größere Parkbuchten einrichten. Der öffentliche Raum aber darf nicht Spielball von Moden der Autoindustrie sein – fehlt noch, dass nach den SUV der Trecker als innerstädtisches Bedürfnis mancher Menschen erscheint und die Parkplätze dann 3 x 6 Meter groß sein müssen!
Martin Nebendahl, Hannover“
Schade nur, dass nicht noch sehr viel mehr Menschen sich mit solchen Leserbriefen zur Wehr setzen. Während Autolenker offensichtlich kein Problem damit haben, sich offensiv den öffentlichen Raum für ihre hochproblematische Form von Mobilität anzueignen, scheint bei Fußgängern und Radfahrern eine gewisse „Beißhemmung“ vorzuherrschen. Warum eigentlich?
Der wiedergegebene Leserbrief soll ein Anstoß sein, diese „Beißhemmung“ abzubauen. Besonders gelungen finde ich den Hinweis auf die Trecker als mögliches neues „Livestyle-Produkt“ der städtischen Autofahrerschaft.
Wie wird dieseThematik eigentlich in anderen Städten diskutiert und was unternehmen die Betroffenen dort, um sich gegen die schleichende Enteignung der Verkehrsflächen durch den MIV (=Mototrisierter Individualverkehr) zur Wehr zu setzen?