Autoverkehrsflächen fressen Fahrradverkehrsflächen auf – weil die Autos immer „dicker“ werden

  • In diesem SZ-Artikel (=Süddeutsche Zeitung) vom 26. Februar 2016 mit dem Titel: „Höhere Gebühren für Komfort-Parkplätze“ heißt es: „Erste Unternehmen (unter den Parkhausbetreibern) haben sogar bereits reagiert und ein Geschäftsmodell entwickelt: Sie haben Parkflächen ummarkieren und aus drei engen Parkplätzen zwei XXL-Stellplätze machen lassen - fürs "Komfortparken" muss der Nutzer mehr zahlen. Nicht ganz so einfach lassen sich Stellflächen unter freiem Himmel, also entlang von Straßen oder auf Plätzen in den Städten, anpassen. Dort sind oft Randsteine gesetzt, die die wuchtigen Wagen und deren Lenker in ein Korsett pressen. (…)
    Bei den Kommunen indes trifft das auf Gegenwehr. "Wir sehen keinen Anlass, die Parkplatzbreiten oder -höhen in der Musterverordnung zu verändern", sagt Helmut Dedy, Vize-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags. "Wer ein großes Auto kauft, der muss wissen, dass es damit schwieriger wird, einen geeigneten Parkplatz zu finden." Der öffentliche Raum stehe nur begrenzt zur Verfügung und sei ohnehin begehrt - etwa um zusätzliche Radwege anzulegen oder eine neue "Aufenthaltsqualität" für Passanten zu schaffen, etwa durch zusätzliche Ruhebänke oder das Anpflanzen von Bäumen und Hecken. All das benötigt Platz. Aus Sicht der Städte sei es daher "zielführender, Stellflächen anzubieten, die für kleinere Autos oder Carsharing geeignet sind", sagt Dedy. Oder gleich den öffentlichen Nahverkehr zu stärken und attraktiver zu gestalten.“
    Jedoch mit Unterstützung der örtlichen Presse machen Autofahrer mobil, um sich noch mehr städtische Verkehrsflächen anzueignen. So widmet die HAZ diesem von der Autofahrerschaft selbst verursachten Problem eine Bildergalerie mit dem Titel: Parkplätze: Hier wird es für Autos in Hannover ganz eng“
    HAZ (=Hannoversche Allgemeine Zeitung) Bildergalerie zum Thema:

    Eigentlich könnte man die Sache ja ganz pragmatisch betrachten: Die Autos werden immer breiter und länger, also werden aus drei alten Parkplätze zwei neue, bzw. aus drei alten Parkplätze werden vier neue. Dadurch reduziert sich die Anzahl der Parkplätze ganz von selbst. Und da breite Autos, wenn sie sich gefahrlos durch den Verkehr bewegen wollen, dies langsamer tun müssen, wäre das eigentlich ein Anlass, das Tempo auch auf Hauptverkehrsstraßen zu reduzieren. Eigentlich! Aber so pragmatisch und naheliegend wird leider in vielen Redaktionsstuben nicht gedacht. Stattdessen werden breitere Straßen und breitere Parkbuchten gefordert, auf Kosten der Radfahrer und Fußgänger.

    Zumindest in Form eines Leserbriefes lässt die HAZ einen Widerspruch zu gegen die scheinbar unumkehrbare Logik, dass breitere Autos eben breitere Straßen und Parkplätze erfordern:

    „Nicht zulasten der Fußgänger und Radler (Leserbrief in der HAZ vom 3.1.2017):
    Die Autos werden immer „dicker“, dies wird als Fortschritt verkauft – gleichzeitig wachsen die Städte aber nur, was die Einwohnerzahlen angeht, es wird also ohnehin „enger“. Räumlich können die Städte, besonders im Zentrum, gar nicht mehr Platz für das Auto einräumen. Leidtragende wären die, denen weniger Platz auf dem Gehweg oder Radweg bleibt, die Grünflächen, die verkleinert werden müssen. Nein, das kann nicht die Lösung sein! Parkhäuser können gerne, auf Kosten der Anzahl der Plätze größere Parkbuchten einrichten. Der öffentliche Raum aber darf nicht Spielball von Moden der Autoindustrie sein – fehlt noch, dass nach den SUV der Trecker als innerstädtisches Bedürfnis mancher Menschen erscheint und die Parkplätze dann 3 x 6 Meter groß sein müssen!
    Martin Nebendahl, Hannover“

    Schade nur, dass nicht noch sehr viel mehr Menschen sich mit solchen Leserbriefen zur Wehr setzen. Während Autolenker offensichtlich kein Problem damit haben, sich offensiv den öffentlichen Raum für ihre hochproblematische Form von Mobilität anzueignen, scheint bei Fußgängern und Radfahrern eine gewisse „Beißhemmung“ vorzuherrschen. Warum eigentlich?

    Der wiedergegebene Leserbrief soll ein Anstoß sein, diese „Beißhemmung“ abzubauen. Besonders gelungen finde ich den Hinweis auf die Trecker als mögliches neues „Livestyle-Produkt“ der städtischen Autofahrerschaft.
    Wie wird dieseThematik eigentlich in anderen Städten diskutiert und was unternehmen die Betroffenen dort, um sich gegen die schleichende Enteignung der Verkehrsflächen durch den MIV (=Mototrisierter Individualverkehr) zur Wehr zu setzen?

  • Eigentlich könnte man die Sache ja ganz pragmatisch betrachten: Die Autos werden immer breiter und länger, also werden aus drei alten Parkplätze zwei neue, bzw. aus drei alten Parkplätze werden vier neue. Dadurch reduziert sich die Anzahl der Parkplätze ganz von selbst.

    Außerdem wird der Verkehr entschleunigt.
    StreetView taugt ja inzwischen für geschichtliche Untersuchungen.
    Folgend ein Bild von meinem morgendlichen Weg. Dort belegen auf beiden Seiten Autos heute das Kopfsteinpflaster meist komplett und stehen oft noch etwas über. Bei Gegenverkehr muss man mit dem Auto spürbar abbremsen und teilweise sogar schon anhalten, wenn rechts ein recht langes Auto steht.

  • Außerdem wird der Verkehr entschleunigt.StreetView taugt ja inzwischen für geschichtliche Untersuchungen.
    Folgend ein Bild von meinem morgendlichen Weg. Dort belegen auf beiden Seiten Autos heute das Kopfsteinpflaster meist komplett und stehen oft noch etwas über. Bei Gegenverkehr muss man mit dem Auto spürbar abbremsen und teilweise sogar schon anhalten, wenn rechts ein recht langes Auto steht.

    Leider führt die Querparkerei dazu, dass noch mehr Straßenquerschnittsfläche zur reinen Autofläche verkommt. Besonders ärgerlich sind daran zwei Phänomene: Das Heck, bzw. die Front eines quer parkenden Autos ragen oft sehr weit in die Gehwegfläche hinein. Und häufig wird auf der gegenüberliegenden Seite am Längsparken festgehalten und damit das dann auch weiter geht, wird das halbseitige Hochbordparken angeordnet. Zudem habe ich in Bürgerbeteiligungs-Veranstaltungen anlässlich von Straßen-Umgestaltungen schon erlebt, dass sich bestimmte Anwohner vehement gegen Baumpflanzungen ausgesprochen haben, um zusätzliche Parkflächen zu erhalten. Dabei ziehen diese Autofahrer, die so gar nichts von Bäumen halten, alle Register. Es wird gejammert, "Aber wo soll ich denn dann noch einen Parkplatz finden", es wird kaum verhüllt gedroht, "Dann werden wir es erleben, dass die Bürgersteige zugeparkt sein werden", es wird das übliche Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum-Argument vorgetragen usw.. Mitunter werden Bürger, die dem widersprechen dann mehr oder weniger offen beleidigt, "da spricht der Autohasser", oder "Weltverbesserer", oder "Wer keiner Arbeit nachgeht, braucht sich ja keine Sorgen zu machen, wo er sein Fahrzeug abstellt." usw. Es wird geradezu die Eskalation herbeigeredet, und leider gehen Politiker und Verwaltung solchen Provokateuren häufig genug auf den Leim. Und auch andere Besucher der Veranstaltung, die sich mehr Grün und mehr Gehwegfläche wünschen, lassen sich davon beeindrucken, bzw. einschüchtern.
    Besonders wenn Nachbarn sich kennen, wird dann um des "lieben Friedens willen" auf eine klare Posititionierung gegen weitere Parkflächen verzichtet.
    Hier ein google-street-view-Bild von der Husarenstraße in Hannover, das zeigt, wie der "ruhende Verkehr" den Straßenquerschnitt erobert:

    Immerhin ist es den Stadtplanern in der Husarenstraße gelungen noch ein paar einzelne Bäume unterzubringen. Vermutlich war das ein Deal nach dem Motto: Wir erlauben das Querparken in Kombination mit dem halbseitig Hochbordparken auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dann kriegen die Anwohner mehr Parkplätze, dafür dürfen dann einige von den zusätzlich geschaffenen Parkplätzen für Baumpflanzungen genutzt werden. Und diejenigen, die sich für eine Beibehaltung des Längsparkens auf der Straße und Bäume inklusive Parkplatzrückbau aussprachen, wurden in die Rolle gedrängt, damit gefährdet ihr die Baumbepflanzung. Dass sich die Bäume wesentlich günstig auf das Mikroklima in einer Straße auswirken, wird von vielen Autofahrern glatt negiert. Als Ergebnis bleibt bei manchen Autofahrern dann leider nur hängen: "Die Stadt schafft zusätzliche Probleme durch Baumpflanzungen, die kein Mensch braucht und die dazu noch mein parkendes Auto gefährden, etwa durch Absonderung klebriger Stoffe oder Astbruchgefahr."

  • Wenn ich in Hannover wohnen würde, dürften die armen Autofahrer regelmäßig in der Husarenstraße hinter mir her fahren, weil die lichte Breite (Abstand zum ruhenden Verkehr + Fahrradbreite + Überholabstand + Autobreite) kein Überholen zulässt... :thumbup:

    Was das "Drohen" von Autofahrern angeht, Bürgersteige zuzuparken: Wann immer meine Zeit es zulässt, zeige ich Autohalter an, die auf Geh- und Radwegen parken. Ob sie vorher gedroht haben oder nicht, ist mir dabei völlig egal. Würden das mehr Leute tun, hätte sich das "Falschparkproblem" in kurzer Zeit erledigt.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Was das "Drohen" von Autofahrern angeht, Bürgersteige zuzuparken: Wann immer meine Zeit es zulässt, zeige ich Autohalter an, die auf Geh- und Radwegen parken. Ob sie vorher gedroht haben oder nicht, ist mir dabei völlig egal. Würden das mehr Leute tun, hätte sich das "Falschparkproblem" in kurzer Zeit erledigt.

    "Knöllchenstreifen arbeiten regulär von 9 Uhr bis 20.30 Uhr Bislang hat die Stadt gegen eine Ausweitung der Kontrollen mit den dadurch entstehenden Kosten argumentiert. 2015 lagen die Einnahmen durch die Knöllchen bei 3,95 Millionen Euro, dem stehen Kosten von etwa 1,8 Millionen gegenüber. Außendienstmitarbeiter für die Verkehrsüberwachung arbeiten in Teilzeit. Im Stellenplan der Stadt sind dafür 1070 Wochenstunden vorgesehen. Einzelne Mitarbeiter fangen bereits morgens um 7 Uhr an, allerdings nur für die Schulwegsicherung. Die reguläre Arbeitszeit im Schichtdienst beginnt um 9 und endet um 20.30 Uhr. Mindestens eine Streife ist auch Samstags und bei Großveranstaltungen im Einsatz." Aus: "Parksünder fürchten Ende der Toleranz", Neue Presse Hannover vom 27.12.16
    Schon den Begriff "Knöllchenstreifen" finde ich empörend. Wenn ich die Aufrufe der Forumsleitung hier vernehme, doch bitteschön auf die Wortwahl zu achten. Aber sei's drum, die Forumsleitung hat recht, es macht keinen Sinn ausfällig zu werden. Aber das eine seriöse Tageszeitung, oder zumindest eine, die diesen Anspruch erhebt, sich zu solcher Wortwahl hinreißen lässt, darauf sollte in diesem Zusammenhang auch mal hingewiesen werden.

    Fakt ist, das geht auch aus dem Artikel hervor: Nachts kontrolliert der Verkehrsaußendienst nicht und die Polizei wird von sich aus nicht aktiv und auf Anforderung nur sehr zurückhaltend, außer in Fällen, in denen z. B. eine Rettungswagen-Zufahrt blockiert ist. Und nur dann wird auch abgeschleppt, das sind die wenigen Fälle in denen es m. E. Sinn macht, einen Falschparker anzuzeigen, weil er dann abgeschleppt wird und weil in den vielen anderen Fällen, auch dann, wenn zum Beispiel eine Bürgersteigabsenkung zugeparkt ist, oder ein Radweg blockiert ist, eine Anzeige lediglich dazu führt, dass ein sehr geringes Ordnungsgeld verhängt wird, das der Falschparker bereits "eingepreist" hat. (Das Abschleppen erfolgt allerdings auch dann nur, wenn es der Polizei nicht gelingt, den Halter telefonisch zu erreichen, so dass er den Wagen selbt fortfahren kann.) Leider nutzen die Ordnungsbehörden nach meiner Beobachtung nicht den ihnen zustehenden Ermessensspielraum, um ein Abschleppen oder Umsetzen eines Fahrzeuges zu veranlassen, was tatsächlich mit Kosten für den Falschparker verbunden wäre, die eine Verhaltensänderung befördern könnten. Die Bußgelder für's Falschparken dagegen sind eindeutig zu niedrig.
    Es ist schon sehr bezeichnend, dass das teuerste Delikt in Sachen Falschparken, sogar noch teurer als Rettungswege zuparken, dieses hier ist: "Parken auf Autobahnen oder Kraftfahrtstraßen 70 €" Quelle: Will heißen: Nur wenn sich ein Autofahrer einem anderen Autofahrer in den Weg stellt, dann wird's richtig teuer. Wobei 70 Euro ...

    Aber was glaubst du wohl, wie schnell ein solcher PKW abgeschleppt werden würde, der auf einer Kraftfahrtstraße abgestellt wird?

    Dass der eine Autofahrer dem anderen Autofahrer nicht im Weg stehen soll, ist m. E. auch der Hauptgrund dafür, dass überhaupt Falschparkerkontrollen durchgeführt werden. Denn eigentlich wäre es doch als deutlich weniger schlimm einzuschätzen, wenn ein Autofahrer die Parkzeit überschreitet, als wenn er einen Gehweg blockiert. Ersteres kostet bei einer Parkzeitüberschreitung von mehr als 3 Stunden 30 €, das Parken auf Geh- oder Radwegen jedoch nur 20 €. Quelle: ebenda

    Wie ist das in Hamburg? Ich bin mir nicht sicher, ob das massenhafte Anzeigen von Falschparkern dazu führt, dass sich "sich das "Falschparkproblem" in kurzer Zeit erledigt..." hätte. Bist du dir denn sicher, dass deine Anzeigen überhaupt bearbeitet werden? Und wie ist das mit der zeitlichen Staffelung? Wenn du z. B. einen Gehwegparker anzeigst, kostet ihn das ja zunächst erstmal nur 20 €. Erst dann wenn er länger als eine Stunde auf dem Gehweg parkt, zahlt er so viel wie für's Parken bei überschrittener Parkdauer. Aber da kann es der Verkehrsaußendienst ja an der Parkscheibe oder dem Parkschein sehen, wie lange er falsch geparkt hat. Du wirst doch vermutlich nicht eine Stunde lang danach schauen ob da immer noch jemand auf dem Gehweg parkt?

  • Es fällt mir wieder schwer, den nötige Unmut aufzubringen. Gerade das oben verlinkte Bild der Husarenstraße zeigt doch kein ernsthaftes Problem. Ja, viele der Autos parken zu weit "hinten" und hängen über den Bordstein. Auf dem Bild scheint jedoch mehr als ausreichend Platz für einen Zwillingskinderwagen zu sein - und das wäre halt mein Referenzobjekt. Wenn der noch durch passt - wo ist das Problem.

    Mit dem Radl ist die Straße doch offenbar recht angenehm zu befahren ... kaum Verkehr, nur einseitig eine Dooring-Zone. Nichts gegen verbesserte Bedingungen im Straßenverkehr für Fußgänger und Radfahrer - aber muss dass immer an Beispielen herangezerrt werden die wirklich unkritisch aussehen?

  • Ich mag sowas wie auf der Husarenstraße auch nicht. Gar nicht mal wegen des "Durchpassens", sondern aus psychologischer Sicht. Parken wird eindeutig über Straßenleben gestellt. Außerdem animiert dieses erlaubte Gehwegparken dazu, auch an anderen Stellen so zu parken. Das ist ähnlich beschissen wie die Freigabe linker Radwege oder die von Gehwegen.
    Ich war ca. 2 Jahre lang regelmäßig in Nürnberg zu Gast und dort hat mich auf der Bahnhofstraße das erlaubte aufgeschulterte Gehwegparken massiv angenervt. Weil dort - um den Verkehr auf der rechten Spur vernünftig zu ermöglichen - nicht wie angeordnet mit dem halben Fahrzeug auf dem Gehweg geparkt wurde, sondern so, dass quasi bis auf die linken Räder da ganze Fahrzeug auf dem Gehweg steht. Das war aber offensichtlich von der Stadt schon so kalkuliert, denn aufgeschultert parkend wäre die rechte Spur nicht nutzbar gewesen, man hätte also auch gleich das normale Parken am Fahrbahnrand erlauben können. Aber Fußgänger sind Verschiebemasse und können auch ruhig mal ein paar Hundert Meter im Gänsemarsch da lang trippeln.

  • Es fällt mir wieder schwer, den nötige Unmut aufzubringen.

    Die Husarenstraße ist nun nicht so ein großer Skandal, dass ich nächtelang nicht schlafen kann. Sie zeigt aber schön die aktuellen Prioritäten: Von Wand zu Wand sind es dort ca. 16m.
    Wenn ich darüber nachdenke, wie diese Fläche ohne Autos aussehen würde, kommt bei mir schnell der nötige Unmut auf.
    Denn aktuell verkommt diese eigentlich großzügige Straße zu einem reinen Transferraum: Jeder versucht, möglichst schnell irgendwo anders zu sein. Aufenthaltsqualität gibt es praktisch nicht.
    Und das finde ich schade.
    Ähnlich geht es mir auch an vielen anderen Stelle in meiner Umgebung. Wenn ich Sonntags beispielsweise mit meinen Kindern zum Spielplatz laufe, ist das ein schöner Spaziergang durch die Stadt. Vollkommen ungewohnt höre ich meine Tochter auch dann, wenn sie 10m vor mir läuft. Um mich herum sehe ich dann vielleicht zwei Dutzend Menschen, die auch gemütlich spazieren und nicht im geringsten stören. Und alle 1-2 Minuten kommt ein einzelner Autofahrer und fährt mit 50 über das Kopfsteinpflaster. Wo gerade noch zwei Dutzend Menschen störungsfrei spazieren gingen, herrscht nun ein Heidenlärm. Plötzlich muss ich meinen Gesprächspartner gefühlt fast anbrüllen. Und über einen Zeitraum von vielleicht 15s höre ich meine Tochter eben nicht mehr.
    Auch das finde ich schade. Da wird mir dann erst bewusst, wie groß die negativen Auswirkungen von Autos sind. Und daher kommt dann auch der nötige Unmut, wenn sie sich immer breiter machen.

  • Gerade das oben verlinkte Bild der Husarenstraße zeigt doch kein ernsthaftes Problem.

    Ich schließe mich @Epaminaidos an und ergänze mal mit folgender Frage:

    Wie würde diese Straße zu gleicher Uhrzeit aussehen, wenn keiner die Straße dort mit seinem Großraumblech zuparkte?

    Sähe man dann mehr oder weniger Menschen? Spielende Kinder in einer Wohnstraße etwa?

    Dunnemals waren nahezu alle Straßen innerorts "Begegnungsflächen", heutzutage werden solche "Begegnungsflächen" explizit ausgewiesen und bekommen deshalb in der Verwaltungssprache diesen schauderhaften Begriff, entsprechende Totgeburten sind das dann.

    ebayForumKopfverkl.jpg
    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Dazu auch ein Beispiel von mir.
    Hier das älteste Foto, das ich habe, von einer Kreuzung ganz bei mir in der Nähe:

    Bei Streetview das gleiche Haus.

    Der aktuelle Stand ist, dass zwischen den zwei Bäumen, bei denen in Streetview kein Auto steht, noch 1-2 Autos parken. Das ist erst seit ca. 2-3 Jahren so.

    Früher war es Aufenthaltsraum, Kinder konnten dort spielen. Bei meinem Umzug konnte man noch bequem dort langgehen. Jetzt muss man sich durchquetschen. Diese Entwicklung halte ich für sehr bedenklich.
    Ein Kind kann aktuell dort mit dem Fahrrad nicht auf dem Gehweg entlangfahren, ohne regelmässig anzuhalten bzw. abzusteigen, z.B. wenn ein einzelner Fußgänger entgegen kommt. Von Sicherheitsabstand zu Haustüren oder Autos ganz zu schweigen.

  • Ich schließe mich @Epaminaidos an und ergänze mal mit folgender Frage:
    Wie würde diese Straße zu gleicher Uhrzeit aussehen, wenn keiner die Straße dort mit seinem Großraumblech zuparkte?

    Sähe man dann mehr oder weniger Menschen? Spielende Kinder in einer Wohnstraße etwa?

    Dunnemals waren nahezu alle Straßen innerorts "Begegnungsflächen", heutzutage werden solche "Begegnungsflächen" explizit ausgewiesen und bekommen deshalb in der Verwaltungssprache diesen schauderhaften Begriff, entsprechende Totgeburten sind das dann.

    Wie ein als Parkplatz missbrauchter Stadtplatz aussehen würde, wenn dort keiner sein "Großraumblech" platziert, das kann man zum Beispiel hier sehen:

    "#PlatzDa! am 21.05.2016 auf dem Lindener Marktplatz in Hannover Linden-Mitte"

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    Der Lindener Marktplatz ist zu etwa 2/3 als Parkplatz ausgewiesen. Nur Dienstag und Samstags müssen die Autos weichen, um den beliebten Lindener Wochenmarkt abhalten zu können.
    Bereits an mehreren Samstagen nutzten die Anwohner den Zeitpunkt zu dem die Wochenmarktstände einräumten, um den Platz zu beleben. Statt totes Blech lebendige Menschen, die zeigen, was möglich ist, wenn man sich gegen die Okupation durch den "ruhenden Verkehr" zur Wehr setzt.
    Das Video zeigt, die Rückeroberung eines städtischen Platzes, der zum Parken missbraucht wurde, durch die Menschen!

  • Weil wir die Diskussion schon angefangen haben, machen wir weiter :)

    Ich kenne solche Bilder. In Nürnberg werden gelegentlich ein paar Parkplätze in der Innenstadt mit Rädern, Blumentöpfen, Liegestühlen belegt und dann wird gezeigt wie wir schöner die Stadt sein kann. In dem Moment sieht das immer sehr schön aus - im wirklichen Leben gibt es das aber nicht. Hier, in meinem Wohngebiet spielen Kinder immer noch (gelegentlich) draußen. Der Antrieb auf einer Fahrbahn zu spielen ist aber klein - und das liegt nicht unbedingt am vielen Verkehr. Gelegentlich gibt es da ein Federballspiel, aber für Fußball und Tennis braucht es eine Wand und zum Rennen und Hüpfen sind die Wald- und Wiesenflächen schöner.

    Das ist aber nur selten der Fall. Häufiger wird freigegebener Raum in der Innenstadt einfach belegt. Irgendwie. In Nürnbergs Süden gerne durch die wandernde Drogen- und Trinkerszene - die gerade nach längerer Umgestaltung aus der Südstadt verschwindet und in den Hauptbahnhof abgetaucht ist. Dort wird sie dann wieder vergrämt um sich irgendwo anders anzusiedeln. Kinder, redende und spielende Erwachsene gibt es nicht mehr. Und das liegt nicht nur am Verkehr und den parkenden Fahrzeugen.

    Nun will ich nicht nur widersprechen. Schöner ist es allemal. Vor allem für junge, fitte Menschen die sich mit dem Rad bewegen und nicht eingeschränkt sind. Nur, die Zeiten in der Heerscharen von juchzenden Kindern auf der Straße herum gerannt sind sind seit meiner frühen Teenagerzeit vorbei. Und da sind mehr Fernsehen, Computer, Internet und größere schulische Pflichten dran Schuld als die Parkplätze vor der Tür.

  • Nur, die Zeiten in der Heerscharen von juchzenden Kindern auf der Straße herum gerannt sind sind seit meiner frühen Teenagerzeit vorbei.

    Also ich wohne in einem verkehrsberuhigten Bereich. Durchgangsverkehr gibt es praktisch nicht und die Autos parken auf Privatgrundstücken.

    Und was ist das typische Bild an einem Samstag Vormittag bei halbwegs brauchbarem Wetter?
    Kinder spielen auf der Straße, Eltern sitzen mit einem Kaffee vor dem Haus und treffen Nachbarn.

    So ähnlich habe ich es auch in meiner Kindheit an anderer Stelle erlebt.

  • Nachts kontrolliert der Verkehrsaußendienst nicht und die Polizei wird von sich aus nicht aktiv und auf Anforderung nur sehr zurückhaltend,

    Genau so ist es. In der Holtenklinker Straße (Hamburg-Bergedorf) wird z.B. jeden Tag (!) der Radweg vollständig zugeparkt - allerdings erst ab den Abendstunden. Ich weiß nicht, wie oft ich schon beim zuständigen PK angerufen habe. Jedes Mal ließ es angeblich die Einsatzlage nicht zu, kurzfristig dort hinzufahren. Mehrfach hatte ich in der Sache Schriftwechsel mit dem PK und dem Bezirksamtsleiter. Ergebnis: Viel Blah Blah und nicht die Geringste Maßnahme. Widerlege ich dämliche nicht ztutreffende Argumente, wird darauf nicht mehr eingegangen. So wird immer gern zu bedenken gegeben, dass man Poller nicht dichter als 50 cm vom Fahrbahnrand aufstellen dürfe. Auf meine Fotos von Stellen, wo das trotzdem der Fall ist, wird dann nicht mehr reagiert.

    Hier wird sehr deutlich, dass es aufgrund von "Quartiersbelangen" und "Parkdruck" politisch nicht gewollt ist, den Autofahrern die Möglichkeit zu nehmen, auf dem Radweg zu parken. Ein Skandal!

    eine Anzeige lediglich dazu führt, dass ein sehr geringes Ordnungsgeld verhängt wird, das der Falschparker bereits "eingepreist" hat.

    Eine Anzeige schon. Nun komme ich aber an einigen Stellen sehr oft vorbei... ;)

    Wie ist das in Hamburg? Ich bin mir nicht sicher, ob das massenhafte Anzeigen von Falschparkern dazu führt, dass sich "sich das "Falschparkproblem" in kurzer Zeit erledigt..." hätte. Bist du dir denn sicher, dass deine Anzeigen überhaupt bearbeitet werden? Und wie ist das mit der zeitlichen Staffelung? Wenn du z. B. einen Gehwegparker anzeigst, kostet ihn das ja zunächst erstmal nur 20 €.

    Wie ich bereits schrieb (s.o.): Wenn es mehrere Leute gäbe, die regelmäßig die Falschparker konsequent anzeigten, würde sich ganz schnell etwas ändern. Ein, zwei Knöllchen pro Monat sind wohl in der Tat eingepreist.

    Und ja, meine Anzeigen werden berabeitet. Sonst wäre ich nicht schon diverse Male als Zeuge vor Gericht geladen worden. Vielleicht gibt es aber Ausnahmen aufgrund von Ermessensspielraum der Bußgeldstelle.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Genau so ist es. In der Holtenklinker Straße (Hamburg-Bergedorf) wird z.B. jeden Tag (!) der Radweg vollständig zugeparkt - allerdings erst ab den Abendstunden. Ich weiß nicht, wie oft ich schon beim zuständigen PK angerufen habe. Jedes Mal ließ es angeblich die Einsatzlage nicht zu, kurzfristig dort hinzufahren. Mehrfach hatte ich in der Sache Schriftwechsel mit dem PK und dem Bezirksamtsleiter. Ergebnis: Viel Blah Blah und nicht die Geringste Maßnahme. Widerlege ich dämliche nicht ztutreffende Argumente, wird darauf nicht mehr eingegangen. So wird immer gern zu bedenken gegeben, dass man Poller nicht dichter als 50 cm vom Fahrbahnrand aufstellen dürfe. Auf meine Fotos von Stellen, wo das trotzdem der Fall ist, wird dann nicht mehr reagiert.
    Hier wird sehr deutlich, dass es aufgrund von "Quartiersbelangen" und "Parkdruck" politisch nicht gewollt ist, den Autofahrern die Möglichkeit zu nehmen, auf dem Radweg zu parken. Ein Skandal

    Dein Beitrag ermutigt schon die gegebenen schlechten Zustände nicht weiter widerstandslos hinzunehmen. Was den Einsatz (bzw. häufiger der "Nichteinsatz") der Polizei angeht: Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatte mir mal empfohlen, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Leitenden Beamten der Polizeistation vor Ort zu stellen, wenn dort nichts passiert, im Falle dass man auf zugeparkte Gehwege oder Bordsteinabsenkungen hinweist. Hast du damit Erfahrung?

    Was den Einsatz der Verkehrsaußendienstmitarbeiter angeht: Zu wieviel Prozent werden die eingesetzt um, Gehwegparker und Radwegparker zu ahnden? (Das nenne ich Falschparken!)
    Und bei wieviel Prozent geht es um Fälle, in denen Parken im Bereich von kostenpflichtigen Parksäulen geahndet wird oder in Bereichen mit Parkscheibenregelungen? (Das nenne ich "Schwarzparken" analog zum Schwarzfahren.)
    Meinetwegen könnte der Verkehrsaußendienst das Schwarzparken gänzlich ungeahndet lassen und sich vollständig auf das Falschparken konzentrieren. Denn wenn stets alle Stellplätze im Bereich von kostenpflichtigen Parksäulen usw. zugeparkt sind, dann trägt das auch dazu bei, dass die Leute auf ÖPNV und auf's Rad umsteigen.

    Mein Eindruck in Hannover ist, dass der Verkehrsaußendienst zum überwiegenden Teil im Bereich von Parksäulen und parkscheibenpflichtigen Parkplätzen kontrolliert, also eigentlich vornehmlich im Interesse von anderen parkplatzsuchenden Autofahrern aktiv sind. Während echtes Falschparken bei den Kontrollen erst an zweiter Stelle steht. Deshalb finde ich es auch so schäbig, wenn sich die Tageszeitung mal wieder über die angebliche "Abzocke" der Autofahrer ereifert, wenn über den Einsatz der Verkehrsaußendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter berichtet wird.

    Noch eine Frage: Arbeitest du gänzlich allein, oder gibt es in Hamburg formelle oder informelle Gruppen, die das Problem zugeparkte Geh- und Radwege gemeinsam in der Form angehen, dass sie durch Anzeigen dem etwas entgegensetzen?

  • Mein Eindruck in Hannover ist, dass der Verkehrsaußendienst zum überwiegenden Teil im Bereich von Parksäulen und parkscheibenpflichtigen Parkplätzen kontrolliert, also eigentlich vornehmlich im Interesse von anderen parkplatzsuchenden Autofahrern aktiv sind. Während echtes Falschparken bei den Kontrollen erst an zweiter Stelle steht.

    Das muss nicht falsch sein, denn wenn erst die kostenpflichtigen Parkplätze alle durch Schwarzparker belegt sind, weichen mehr zum Falschparken auf Geh- und Radwege aus.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • ...eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Leitenden Beamten der Polizeistation vor Ort zu stellen, wenn dort nichts passiert, im Falle dass man auf zugeparkte Gehwege oder Bordsteinabsenkungen hinweist. Hast du damit Erfahrung?

    Keine Erfahrung. Die Frage ist, wer diese Dienstaufsichtsbeschwerde bearbeitet und ob der Leitende tatsächlich gegen vorhandene Vorschriften verstößt. Ich vermute, die Chancen sind eher gering. Andererseits - wenn man bereits zehn Mal beim PK angerufen hat und noch nie ist etwas passiert...

    Noch eine Frage: Arbeitest du gänzlich allein, oder gibt es in Hamburg formelle oder informelle Gruppen, die das Problem zugeparkte Geh- und Radwege gemeinsam in der Form angehen, dass sie durch Anzeigen dem etwas entgegensetzen?

    Ich "arbeite" allein ;) Wäre natürlich schön, wenn es möglichst viele Gleichgesinnte gäbe... Man muss auch gar nicht zusammen"arbeiten". Wenn zehn, zwanzig Leute jeweils fünf Anzeigen pro Tag abschickten, wäre das schon eine ganze Menge. Allerdings muss man die Zeit dafür haben oder sie sich nehmen. Nicht jedermanns/-fraus Sache...

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Eine Dienstaufsichtsbeschwerde in dieser Sache kann gar nicht zielführend sein.
    Die Verfolgung von OWis kann auf Grund des Opportunitätsprinzips in jeder Phase und ohne Angabe von Gründen eingestellt werden.
    Dazu würde ich auch schon die Aufnahme von OWis zählen.

    Es handelt sich beim Falschparken nicht um eine Straftat, es liegt auch kein Anfangsverdacht hierfür vor, dem die Polizei nachgehen müsste.
    Die Ausred... Begründung, gemeldete Missstände im Rahmen personeller Kapazitäten nach Dringlichkeit zu beheben, ist ein ausreichender Nachweis für: "Ich wollte mich ja kümmern! ehrlich! aber ... es waren einfach keine Beamten frei, um die Falschparker zu erfassen."

    Daher: Dankbar sein, dass die Bussgeldstelle Hamburg überhaupt Privatanzeigen aufnimmt und bearbeitet.
    Ein korrekter Weg könnte hier sein:
    2 Wochen lang täglich alle Falschparker anzeigen.
    Danach mit den gesammelten und verschickten Anzeigen/Bildern an den Bezirk herantreten, die unhaltbare Lage für Fußgänger/Radfahrer schriftlich darlegen. Hier und da Kinder, alte Leute, Beinaheunfälle einstreuen und um Abhilfe bitten.
    Dann noch erwähnen, dass das örtlich zuständige PK sich leider bislang offensichtlich nicht in der Lage sah, durch entsprechende Kontrollen Abhilfe zu schaffen, man daher anregt, Trennelemente einbauen zu lassen, die ein Falschparken auf den den schwächeren Verkehrsteilnehmern vorbehaltenen Flächen nachhaltig verhindern.

  • Danach mit den gesammelten und verschickten Anzeigen/Bildern an den Bezirk herantreten, die unhaltbare Lage für Fußgänger/Radfahrer schriftlich darlegen. Hier und da Kinder, alte Leute, Beinaheunfälle einstreuen und um Abhilfe bitten.
    Dann noch erwähnen, dass das örtlich zuständige PK sich leider bislang offensichtlich nicht in der Lage sah, durch entsprechende Kontrollen Abhilfe zu schaffen, man daher anregt, Trennelemente einbauen zu lassen, die ein Falschparken auf den den schwächeren Verkehrsteilnehmern vorbehaltenen Flächen nachhaltig verhindern.

    Guter Vorschlag! Jetzt braucht's nur noch jemanden, der diese Arbeit auf sich nimmt... ;(

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