Schädliche Auswirkungen des Autoverkehrs reduzieren - durch Tempolimit und Fahrradfahrer-freundliche Infrastruktur

  • Laut dem dort verlinkten Fernsehbeitrag spart der typische Spediteur etwa 7500€ pro Jahr an Ad-Blue, wenn er sein Fahrzeug manipuliert. Und wie berichtet: die Polizei kennt die Manipulation nicht (und wie im Fernsehen gezeigt, öffnet die Motorhaube nicht, weil Datenschutz oder so). Theoretisch mag ein neuer LKW ja wenig NOx ausstoßen. Theoretisch könnte es ein Fahrzeug ebenso.


    Den Fernsehbericht kann man leicht auf youtube finden. Erschreckend wie für ein paar Euro Gewinn im Jahr die Gesundheit aller einfach angegriffen wird. Da könnte ich echt kotzen, besonders wenn man bedenkt dass hier die Behörden nichts machen können.

    Gut fand ich wie die Behörden in Polen das Problem angehen. Darüber informieren und dann gezielt danach suchen können. Manipulationsbox gefunden, raus ziehen, Messer nehmen und das Kabel der Box einfach durchschneiden. Genau so muss es gemacht werden.
    Seltsam, es ist nicht nur ein Umweltverstoß, es ist auch Steuerhinterziehung. Zumindest dieser Part müsste doch ein Grund sein, dass die hier mal danach gucken. Zumal es auch einfach möglich wäre. Tankquitting zeigen lassen, ist dort kein AdBlue in ausreichender Menge zum Diesel mit drauf, dann Elektronik prüfen.

    Irgendwie frage ich mich, wie es ein kann, dass Speditionen derartig von der Politik in Watte gepackt werden. Schwarze Koffer? Was eine Beifahrerpflicht angeht oder zumindest eine Pflicht für Schutzsystem was per Radar sicher stellt, dass beim Abbiegen/Rangieren niemand überfahren wird, da tut sich nichts. Wenn Abgassystem manipuliert (und damit wir alle vergiftet) werden, da tut sich nichts. Gleichzeitig werden immer weniger Güter per Bahn transportiert. Das wäre aber deutlich umweltfreundlicher und hat im Straßenverkehr viel weniger Unfalltote.
    Klar man braucht LKW für die Strecken in die Stadt hinein, aber nicht um Güter quer durchs Land zu fahren.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)


  • Übrigens: Das Symbolbild Smart ist denkbar ungeeignet. Den Smart gibt es nicht als Diesel (hier: ).

    Ich hatte das schon nachgeguckt, ob es den smart auch als Diesel gibt:
    "Dieselmotoren
    smart city-coupé cdi
    3
    799 cm³
    30 kW (41 PS) bei 4200min−1
    100 Nm bei 1800 min−1
    1999–2002
    Smart cdi
    3
    799 cm³
    30 kW (41 PS) bei 4200min−1
    100 Nm bei 1800 min−1
    2004–2006"
    Quelle:

    Auf den Luftverpester smart bin ich in diesem Artikel vom 6.1.2017 auf der Internetseite von Grand Tourisme worldwide gestoßen: "Smart cdi Diesel: ICCT bestätigt Abgasuntersuchungen der Deutschen Umwelthilfe von März 2016"

    Darin heißt es:
    "Zu der heute bekannt gewordenen ICCT-Untersuchung über im Realbetrieb doppelt so hohe Dieselabgase von Euro 6 Pkw zu Euro VI Lkw erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH): "Der ICCT bestätigt in seiner heute bekannt gewordenen neuen Studie Abgasuntersuchungen der DUH vom 21. März 2016. Wir enthüllten, dass ein moderner Actros 28-Tonner mit 158 mg NOx/km über dreimal geringere Abgasemissionen hat als ein von der DUH gemessener Smart cdi Diesel (Euro 5b) mit 589 mg/NOx. Messungen sowohl vom ICCT als auch von der DUH haben ergeben, dass moderne Euro 6 Diesel-Pkw im Sommerhalbjahr im Durchschnitt über 500 mg NOx/km ausstoßen. Der Grenzwert liegt bei 80 mg NOx/km. Bei Temperaturen von plus 10 Grad Celsius und darunter verschlechtern sich die Werte nochmals auf 800-1.000 mg NOx/km.""

    Ich muss allerdings gestehen, dass ich nicht weiß, ob der smart aktuell noch als Neuwagen mit Dieselantrieb verkauft wird. Hast du denn ein besseres Fahrzeugmodell, das als Symbolbild dienen könnte?


    Der smart ist halt lange Zeit umworben worden als das Stadtauto der Zukunft. Tatsächlich hat der smart wohl vor allem als Zweit- oder gar Drittwagen Karriere gemacht. Und besser geworden ist die Verkehrssituation in der Stadt damit auch nicht.

  • Das spielt keine Rolle, weil ein Flugzeug auf kurzen Strecken, die für Bus/PKW/Radfahrer üblich sind gar nicht praktikabel sind. Und wenn man diese Strecken tatsächlich berechnen würde, dann sähe es sofort anders aus, weil beim Start sehr viel verbraucht wird.

    Wobei Flugzeuge so ein Thema für sich sind, mir wäre neu, dass Flugzeuge eine hochwertige Abgasreinigung hätten.
    In der Tabelle lese ich 0,3g bis 0,5g Stickoxid pro km und Fluggast (je nachdem wie Fett der Fluggast ist und wie viel Gepäck so mit genommen wird). Der Bus hat nur 0,2g.

    Das Flugzeug ist nicht nur deshalb 'ne andere Baustelle. weil viele Abgase weit weg von der Stadt produziert werden. Obwohl, da wie du sagst beim Start viel verbraucht wird, könnte es durchaus interessant sein, da mal genauer hinzugucken. Wie ist es denn bestellt um die Luftreinhaltung in Flughafen-Nähe? Man hört ja auch immer wieder von den Problemen mit dem abgelassenen Kerosin.

    Schiffsdiesel sind auch so ein Thema, auf das man immer wieder mal kommt, wenn man über Autoabgas-Belastung ins Gespräch kommt. Und tatsächlich gibt es in Hafenstädten ja das Bestreben, Schiffe ans städtische Stromnetz antzuschließen, damit die Schiffsmotoren nichtso viel schmutzige Abgase produzieren. Und dann gibt es da noch die unterschiedlichen Schiff-Diesel-Mischungen, die je nachdem mehr oder weniger stark giftige Abgase erzeugen.

    Meines Erachtens sind das jedoch "Ausweichmannöver". Da hat ganz offensichtlich jemand keine Möge das Thema Autoabgase und Verkehrsbelastung durch Autoverkehr zu vertiefen, also sucht er sich einen anderen Skandal aus, der tatsächlich oder auch nur scheinbar viel schlimmer ist.

    Neulich kam mir mal einer damit, dass er die Behauptung aufstellte, ein einziges Schiff würde auf hoher See mehr giftige Abgase in die Luft blasen als alle Autos auf der Welt zusammen. Ich meinte dann nur: "Und wenn dieses Schiff dann noch vollgestopft ist mit 'ner Ladung Autos ..." Dann haben wir uns lieber über was anderes unterhalten.

  • Den Fernsehbericht kann man leicht auf youtube finden. Erschreckend wie für ein paar Euro Gewinn im Jahr die Gesundheit aller einfach angegriffen wird. Da könnte ich echt kotzen, besonders wenn man bedenkt dass hier die Behörden nichts machen können.

    „Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“

    Der Autor - der britische Gewerkschafter P. J. Dunning - kannte die IG Farben, Volkswagen und Donald Trump noch nicht, aber das Zitat passt immer noch.

  • „Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“

    Oh mein Gott.

    Den halben Tag geht es in den Diskussionen darum, dass es nicht DEN Autofahrer, nicht DEN Radfahrer und nicht DEN Hundehalter gibt. Viel mehr sind das alles Menschen, die irgendwelche Gruppenzugehörigkeiten nutzen, um fremdes Fehlverhalten anzuprangern.

    Und dann kommt dieses Zitat um die Ecke. Wie peinlich!

  • Es ging um Spediteure und Automobilhersteller (einige, hoffentlich nicht alle), die ihre Motoren manipulieren, um Geld zu sparen, dabei aber die Gesundheit anderer schädigen. Das kann man auch anprangern, ohne sich "den Radfahrern", "den Hundehaltern" und so weiter zuzurechnen.

  • Es ging um Spediteure und Automobilhersteller (einige, hoffentlich nicht alle), die ihre Motoren manipulieren, um Geld zu sparen, dabei aber die Gesundheit anderer schädigen.

    Du hast vollkommen recht: Es ging hier um ein paar Idioten, die bei den Abgaswerten betrügen.
    Das nutzt Du, um "Das Kapital" allgemein zu diskreditieren. Dir ist schon bewusst, dass dieses Zitat aus "Das Kapital" von Karl Marx stammt und eine Grundlage des Klassenkampfes ist, oder?

  • Du hast vollkommen recht: Es ging hier um ein paar Idioten, die bei den Abgaswerten betrügen.Das nutzt Du, um "Das Kapital" allgemein zu diskreditieren. Dir ist schon bewusst, dass dieses Zitat aus "Das Kapital" von Karl Marx stammt und eine Grundlage des Klassenkampfes ist, oder?

    Also in dem Tagesschau-Beitrag mit Werner Eckert ( ) ging es nicht um ein paar Idioten, sondern um namhafte große Autoproduzenten, die beiderseits des Atlantiks die Menschen verschaukeln, indem sie ihnen vormachen, es sei kein Problem immer leistungsstärkere größere und schwerere Autos zu bauen und damit alle Menschen zu "beglücken".
    In Europa, so stellt es Werner Eckert da, habe man versucht, durch die Begrenzung des CO2-Ausstoßes diesen Wettlauf um mehr PS einzudämmen. Folge: Der Dieselmotor rückte in den Mittelpunkt, weil sich da ein paar PS mehr rausholen lassen bei gleicher CO2-Emmission als beim Benziner. Die giftigen Stickoxid-Emissionen ignorierte man lange Zeit.
    In Amerika fokusierte man sich auf die Stickoxid-Abgabe und erklärte das CO2-Problem kurzerhand für nichtig. In beiden Fällen geht es darum, dass die Automobil-Produzenten es nicht akzeptieren wollen, dass gewählte und damit demokratisch legitimierte Regierungen erkannt haben, dass immer mehr Autos mit immer stärkeren Motoren und immer mehr Gewicht deutlich mehr Probleme verursachen als sie vorgeben zu lösen.
    Besonders dramatisch in Niedersachsen: Der Staat selbst ist Anteilseigner bei denjenigen, die letztlich staatsgefährdend handeln.
    Und in der Bevölkerung gibt es eine erschreckend hohe Bereitschaft, diese Lügenmärchen vom Segen des Automobilismus zu glauben. Immerhin ist dieser Aberglaube in jüngster Zeit etwas erschüttert.
    Leider ist das nächste Lügengebilde absehbar: So lange Verbennungsmotoren die Autos antreiben kann man zumindest ansatzweise ein kleines Riegelchen der wuchernden PS-Inflation entgegensetzen durch Grenzwerte für Emmissionen.
    Doch die Batterie-getriebenen PKW stehen bereits in den Startlöchern und wir werden eine Fahrzeug-Generation erleben, bei der sich in kürzester Zeit die PS-Zahl verdoppeln wird! Bis es der Politik gelingt, auch hier Grenzelinien zu ziehen.
    Warum? "Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinen Profit, ..." Das es ein "Klassenkämpferisches Zitat" ist bedeutet ja nicht, dass man es deshalb einfach beiseite wischen dürfte als Erklärungsansatz für das, was da gerade läuft und noch auf uns zukommen wird
    Es gibt da übrigens ein sehr interessantes Buch in der Bibliothek der verbrannten Bücher:
    Ilja Ehrenburg: "Das Leben der Autos", 1930.
    Ilja Ehrenburg war übrigens Kommunist! Das sollte dich aber nicht davon abhalten, das Buch zu lesen! Auch heute, fast 90 Jahre später ist das Buch noch absolut lesenswert!
    Ein kurzes Zitat daraus: "Citroen verteilt an fünftausend Agenten im Land die Aufgabe, das Automobil unter die Leute zu bringen. Er sieht seine Mission darin, jedem Menschen eines zu beschaffen. Werbung, Ausbreitung und Vermarktung der Automobile."

  • Warum? "Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit, oder sehr kleinen Profit, ..." Das es ein "Klassenkämpferisches Zitat" ist bedeutet ja nicht, dass man es deshalb einfach beiseite wischen dürfte als Erklärungsansatz für das, was da gerade läuft und noch auf uns zukommen wird

    Pauschalisierungen sollte man praktisch immer einfach beiseite wischen und als das abtun, was sie sind: Gefährlicher Unsinn. Sie machen das Leben einfach, aber nicht besser. Oft fühlt sich der Leser noch besonders gut, weil er "das Problem" jetzt verstanden hat.
    Das ist ein oft eingesetztes Stilmittel: die AfD schimpft auf "die Ausländer", viele Autofahrer auf "die Radfahrer" und Marx halt auf "das Kapital". Die Welt ist nunmal leider nicht so einfach.
    Für eine wirkliche Erklärung helfen Feindbilder aber nicht:
    In allen Positionen auf allen Ebenen sitzen Menschen wie Du und ich. Und jeder einzelne hat seinen eigenen Grund für seine Handlungen. Vielleicht ist der eine oder andere wirklich ein egoistisches Arschloch. Der nächste hat vielleicht einfach Angst um seine Existenz. Und wieder ein anderer ist einfach vollkommen überfordert.

    Das Problem bei dem Zitat ist, dass es eben hauptsächlich zur Begründung von Sozialismus und Kommunismus eingesetzt wird. Zwei Strömungen, die meiner Meinung nach aufgrund ihrer einfachen Feindbilder sehr gefährlich sind. Und genau darum möchte ich es nicht so im Raum stehen lassen. Einfache Erklärungen für unsere heutigen Probleme sind leider einfach immer falsch. Ich finde das auch sehr schade, kann es aber nicht ändern.


  • Das Problem bei dem Zitat ist, dass es eben hauptsächlich zur Begründung von Sozialismus und Kommunismus eingesetzt wird. Zwei Strömungen, die meiner Meinung nach aufgrund ihrer einfachen Feindbilder sehr gefährlich sind. Und genau darum möchte ich es nicht so im Raum stehen lassen. Einfache Erklärungen für unsere heutigen Probleme sind leider einfach immer falsch. Ich finde das auch sehr schade, kann es aber nicht ändern.

    Epamianidos, du schreibst: "Einfache Erklärungen für unsere heutigen Probleme sind leider einfach immer falsch." Aber ist das nicht auch eine "einfache Erklärung", zu sagen, das es keine einfachen Erklärungen gäbe? Sogar eine gefährlich einfache Erklärung, weil sie die Gefahr beinhaltet, einfach alles so weiter laufen zu lassen, auch dann, wenn es dringend Zeit ist eine Kurskorrektur vorzunehmen.
    Bezogen auf das Abgasproblem, das hat VW selbst zugegeben, gab es ein Betriebsklima, dass keinen Misserfolg zulässt. Es sollten Lösunge her und es sollte niemand in Frage stellen, dass es möglich sei immer PS-stärkere Autos zu bauen, ohne dass der Kunde mit so unangenehmen Aufgaben belastet wird, wie hin und wieder mal Harnstoff nachzutanken. Selbst der Begriff "Harnstoff" wurde eliminiert und durch "Adblue" ersetzt.
    Es trifft sicher zu, dass es nicht immer die eine einfache Lösung gibt. Aber in einem Diskussionsprozess müssen mögliche Ursachen für Fehlentwicklungen benannt werden! Und es macht keinen Sinn, jeden Erklärungsansatz im Keim zu erstricken, indem man ihn als "einfache Erklärung" brandmarkt!
    Ein Autoproduzent will ein Maximum an Autos verkaufen, zu einem maximal hohen Preis und den versucht er durch eine völlig überdimensionierte Motorisierung seiner Produkte in die Höhe zu treiben. Das ist kapitalistische Wirtschaftsweise und muss durch staatliches Gegenlenken so kanalisiert werden, dass dadurch kein Schaden für die ganze Gesellschaft daraus erwächst. Nach meiner Einschätzung ist das bislang nicht hinreichend gelungen. Besonders in den Städten leiden viele Menschen in hohem Maß unter dem extrem hohen Motorisierunggrad des Indidvidualverkehrs. Und der umweltverträgliche Individualverkehr mit dem Fahrrad wird nach wie vor "stiefmütterlich" behandelt.

  • Sogar eine gefährlich einfache Erklärung, weil sie die Gefahr beinhaltet, einfach alles so weiter laufen zu lassen, auch dann, wenn es dringend Zeit ist eine Kurskorrektur vorzunehmen.

    Das ist überhaupt nicht meine Absicht. Die Lösung besteht aber nicht in der "Überwindung des Kapitalismus". Denn genau das folgert Marx aus diesem und ähnlichen Zitaten.

    Dem Rest Deines Postings stimme ich weitgehend überein zu. Denn Du analysierst, was in dem konkreten Fall zu dem Skandal geführt hat. Ganz im Gegensatz zu dem Zitat. Dort wird der Abgasskandal als undifferenzierte Untermauerung für die Polemik "Kapital ist böse" verwendet.

    Die wirklich spannende Frage sind die Schlussfolgerungen, die man daraus zieht. Aktuell bin ich sehr gespannt, ob am Ende die Politik mal wieder versagt. Es wird ja gerade über die Details der zukünftigen Tests diskutiert.
    Die eine Seite möchte auch nach der Typzulassung Stichproben mit ganz normalen Autos von der Straße durchführen. Die andere Seite möchte es weiterhin bei einmaligen Tests mit vom Hersteller gestellten Prototypen belassen. Bin sehr gespannt, wer sich durchsetzt.

  • Ein Autoproduzent will ein Maximum an Autos verkaufen, zu einem maximal hohen Preis und den versucht er durch eine völlig überdimensionierte Motorisierung seiner Produkte in die Höhe zu treiben. Das ist kapitalistische Wirtschaftsweise und muss durch staatliches Gegenlenken so kanalisiert werden, dass dadurch kein Schaden für die ganze Gesellschaft daraus erwächst. Nach meiner Einschätzung ist das bislang nicht hinreichend gelungen.

    "bislang nicht hinreichend gelungen" würde ja heißen, dass es zumindest versucht wurde. Das dürfte kaum der Fall sein.
    Es gab und gibt praktisch kein einziges Gesetz, keine Vorschrift, die die Autohersteller zu einer wirklich bedeutenden Änderung ihrer Modelle zugunsten einer besseren Umwelt und Gesundheit der Bürger verpflichtet hat hat (Kleinigkeiten, wie Sicherheitsgurt oder Katalysator mal ausgenommen). Auch gibt es bis heute keine Strafen für Raser, Drängler und andere Aggressoren, die andere Verkehrsteilnehmer gefährden, sondern lediglich lachhafte Bearbeitungsgebühren.

    Nicht genug damit, verweigert sich die Bundesregierung einer echte Aufklärung des "Abgasskandals" von VW (und ganz sicher auch weiteren Herstellern), von wirksamen Maßnahmen, die weiteren Gesundheitsschaden vom Volk fernhalten (Emissionsprüfung unter realistischen Fahrbedingungen), ganz zu schweigen.

    Mit anderen Worten: Der korrupte Staat hat nicht das geringste Interesse daran, das Wohl der Bürger (seiner Wähler!) höher zu gewichten, als die Gewinne der Autoindustrie.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Aktuell bin ich sehr gespannt, ob am Ende die Politik mal wieder versagt. Es wird ja gerade über die Details der zukünftigen Tests diskutiert.

    Die Politik hat bereits dadurch versagt, dass über Details der zukünftigen Tests diskutiert wird! Die "Diskussion" dreht sich sich um nichts anderes, als darum, wie man einen Test unter realen Alltagsbedingungen vermeiden kann, weil das dann zutage tretende Ergebnis der Autoindustrie nicht passen würde.

    Diskutierte "die Politik" mit Hartz IV-Empfängern über die Höhe des "Regelsatzes"?
    Diskutierte "die politik" mit den Rentnern über die perversen Senkungen der Rente?
    Diskutierte "die politik" mit den Steuerzahlern über die "Rettung" der Banken, die sich in ihrer Gier verzockt haben?
    Diskutierte "die Politik" mit dem Wählervolk über TTIP, TISA und CETA?

    Warum also muss "die Politik" mit Autoherstellern darüber diskutieren, wie zukünftig Schadstoffemissionen geprüft werden?

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Es gab und gibt praktisch kein einziges Gesetz, keine Vorschrift, die die Autohersteller zu einer wirklich bedeutenden Änderung ihrer Modelle zugunsten einer besseren Umwelt und Gesundheit der Bürger verpflichtet hat hat (Kleinigkeiten, wie Sicherheitsgurt oder Katalysator mal ausgenommen).

    Ich finde, Katalysatoren und Rußfilter sind keine Kleinigkeiten, sondern wesentliche Fortschritte. Beides wurde eingeführt und beides funktioniert meines Wissens nach in der Praxis sehr gut. Gerade bei den Rußfiltern kann ich mich noch gut an den Aufschrei der Dieselbesitzer bei der Einführung erinnern.

    Das hilft bei dem aktuellen Desaster nicht weiter. Es zeigt nur, dass es auch anders geht, wenn die richtigen Personen an der Macht sind.

    Rein volkswirtschaftlich betrachtet ist der Staat bei allen Themen ursprünglich fast lehrbuchmäßig vorgegangen: Grenzwerte mittel- bis langfristig vorgeben und die Autohersteller die beste Lösung finden lassen. Ist eigentlich perfekt. Nur wurde irgendwann unterwegs die Kontrolle der Einhaltung "vergessen". Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern praktisch weltweit. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. In Ländern mit starker Autoindustrie ist mir das schon klar. Aber es gibt doch auch Länder ohne mächtige Autoindustrie. Haben die keine Grenzwerte für Abgase?

  • Ich finde, Katalysatoren und Rußfilter sind keine Kleinigkeiten, sondern wesentliche Fortschritte.

    Mit "Kleinigkeiten" meinte ich nicht die Auswirkungen der Maßnahmen, sondern die durch die Maßnahme entstehenden "Belastungen" der Autoindustrie und der Bürger. Einen Kat einzubauen ist vergleichsweise einfach und bewirkt keine Einschränkungen beim Fahren. Ein Maximalgewicht für Pkw aus Vernunft- und Gründen wäre für viele ignorante Vollidioten Autofahrer bereits "Gängelung".

    Beides wurde eingeführt und beides funktioniert meines Wissens nach in der Praxis sehr gut.

    Nach anderem Wissen funktioniert es weniger gut:

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Rein volkswirtschaftlich betrachtet ist der Staat bei allen Themen ursprünglich fast lehrbuchmäßig vorgegangen: Grenzwerte mittel- bis langfristig vorgeben und die Autohersteller die beste Lösung finden lassen. Ist eigentlich perfekt. Nur wurde irgendwann unterwegs die Kontrolle der Einhaltung "vergessen".

    "lehrbuchmäßig"? Welches Lehrbuch? Die bisherige Geschichte zeigt, dass die Autoindustrie stets an einer viiiiel zu langen Leine gelassen wurde.
    Frage: Wer hat denn die "Grenzwerte" ermittelt und anhand welcher Kriterien? Es kann sich eigentlich nur um ein Lehrbuch der Autohersteller handeln, also die in Europa übliche Vorgehensweise: Die Industrie unterbreitet Gesetzesvorschläge, "die Politik" übernimmt sie weitestgehend ohne Änderungen. Mit der von den Konzernen(!) und ihren Vasallen Ansprechpartnern in den Regierungen geplanten "Regulatorischen Kooperation" soll diese Vorgehensweise in weiteren Lehrbüchern sog. "Freihandelsabkommen" auf ewig zementiert werden.

    Immerhin setzt Du "vergessen" in Anführungszeichen...

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Pauschalisierungen sollte man praktisch immer einfach beiseite wischen und als das abtun, was sie sind: Gefährlicher Unsinn. Sie machen das Leben einfach, aber nicht besser. Oft fühlt sich der Leser noch besonders gut, weil er "das Problem" jetzt verstanden hat.
    Das ist ein oft eingesetztes Stilmittel: die AfD schimpft auf "die Ausländer", viele Autofahrer auf "die Radfahrer" und Marx halt auf "das Kapital". Die Welt ist nunmal leider nicht so einfach.
    Für eine wirkliche Erklärung helfen Feindbilder aber nicht:
    In allen Positionen auf allen Ebenen sitzen Menschen wie Du und ich. Und jeder einzelne hat seinen eigenen Grund für seine Handlungen. Vielleicht ist der eine oder andere wirklich ein egoistisches Arschloch. Der nächste hat vielleicht einfach Angst um seine Existenz. Und wieder ein anderer ist einfach vollkommen überfordert.

    Ich zitiere einfach mal, Kampfradler. Weil es so schön passt. Glaube zwar nicht, dass es beruhigend wirkt, aber den Versuch ist es wert. Ich will keine Politik, die diktatorisch vorschreibt wie sich die Industrie zu benehmen hat. Ich möchte fundiert festgelegte Grenzwerte. Die sollen bitte von einem gut informierten Fachausschuss bestimmt werden - und nicht vom Politiker selbst, der im Idealfall "Politik" kann, aber nicht "Grenzwerte festlegen".

    Dazu gehört auch die Auswahl von mehreren Quellen. Inklusive solcher, die durch ein vernünftiges Peer-Review gelaufen sind. Jetzt nicht unbedingt eine Webseite wie "kein Diesel", bei der ich mir bereits bei der Adressauswahl keine recht offene Auseinandersetzung mit dem Thema erwarte.

  • Ein Maximalgewicht für Pkw aus Vernunft- und Gründen wäre für viele Autofahrer bereits "Gängelung".

    Die Regulierung des Gewichts wäre genau der falsche Ansatz. Die Politik sollte der Wirtschaft die Ziele vorgeben, die sie mit beliebigen (legalen) Mitteln erreichen muss.
    Ob nun eine Gewichtsreduktion oder etwas anderes sinnvoll ist, soll die Wirtschaft selber entscheiden.
    Genau das tut sie eigentlich: Die Schadstoffe werden immer schärfer begrenzt. Und auch der Kraftstoffverbrauch wird über den Flottenverbrauch begrenzt.
    Das meine ich mit "nach Lehrbuch": Die Politik gibt die Rahmenbedingungen vor und die Hersteller müssen zusehen, wie sie diese erfüllen.
    Steht so in jedem VWL-Lehrbuch. Rein theoretisch wären Emissionszertifikate und deren Handel noch sinnvoller. Das kann aber mMn mit Privatverbrauchern nicht funktionieren.

    Die Grenzwerte an sich müssen sogar in Zusammenarbeit mit der Industrie entstehen. Niemand hat etwas gewonnen, wenn unerreichbare Grenzwerte vorgeschrieben werden. Nur muss die Politik aufpassen, dass sie sich dabei nicht betrügen lässt. Dabei hat sie bei den Stickoxiden leider jämmerlich versagt.

    Die Höhe der Grenzwerte finde ich auch gar nicht so schlecht. Bei Stickoxiden kenne ich mich gerade am besten aus. Der schärfste mir bekannte Grenzwert zur "Erhaltung von Flore und Fauna" für Stickoxide beträgt 30µg/m³. An einer der schlimmsten Messstationen in Berlin sind es mit den ganzen Betrügereien aktuell 80µg/m³ im Jahresmittel. Wenn die Diesel nun endlich die Abgase so filtern, wie sie sollten, könnte er also tatsächlich erreicht werden.

    Und bei aller Empörung sollte man nicht vergessen, dass die Lebenserwartung in der Stadt nach wie vor höher ist als auf den Land. Natürlich kann man alles noch besser machen. Und dank der Messungen in den USA passiert es so langsam auch.