Radverkehrsführung Niendorfer-Gehege-Brücke, Hamburg

  • Es geht mir um diese Brücke in Hamburg, die momentan im Zuge der Verbreiterung der darunterliegenden Autobahn 7 erneuert wurde. Momentan kann man auf dem Google-Maps-Bildern sehr schön das Widerlager und die Pfeiler der neuen Brücke erkennen, die sich etwa fünf Meter nördlich der alten Brücke befindet und mittlerweile schon weitestgehend fertiggestellt wurde.

    Weil man so toll fortschrittlich ist mit dieser neuen Brücke, hat man natürlich dem Zeitgeist entsprochen und den Radverkehr auf die Fahrbahn geleitet:

    Total super: Man hat zwar den Radweg neu gepflastert, aber eine lockere Breite von einem Meter hingelegt. Das sind zwei Drittel des Mindestmaßes, aber anderers: Der Radweg ist in der gesamten Straße so schmal, wozu ausgerechnet hier und jetzt mit Mindestmaßen anfangen, wenn’s eh auf die Fahrbahn geht?

    In der Straße „Niendorfer Gehege“, die vom namensgebenden Niendorfer Gehege bis zu dieser Brücke führt, gibt es ein Meter breite Handtücher, die in den wärmeren Wochenenden konsequent zugeparkt werden. Hier bekommt man noch einen Eindruck davon, wie es wohl eigentlich dort aussieht. Am Wochenende reisen dort beinahe alle Spaziergänger mit dem Auto an und parken kreuz und quer, die wenigen mutigen Radfahrer rollen nebenan auf dem Gehweg. Ich bin dort meistens so ziemlich der einzige Fahrbahnradler und wurde auch schon mehrmals mit der Hupe auf den bestens ausgebauten und breiten Radweg hingewiesen.

    Früher führte der Radweg über die Brücke hinüber bis zu dieser Stelle, an der er sich einfach in Luft auflöst. Ich nehme an, früher stand hier mal ein [Zeichen 240] und regelte die Sache. Ebenso unvermittelt tauchen die beiden Radwege anschließend wieder auf und enden bald darauf wieder, bis sich kurz vor der Holsteiner Chaussee in [Zeichen 240] einmischt. Heutzutage ist die Sache noch ein bisschen komplizierter, weil irgendwo zwischendurch ein [Zusatzzeichen 1022-10] auf den Gehweg lockt.

    Ich finde das einfach wieder total inkonsequent. Es ist doch abzusehen, dass der Radverkehr sich von der lustigen Aufleitung auf die Fahrbahn nicht beeindrucken lassen wird und auch weiterhin munter ordnungswidrig auf dem Gehweg rollen wird (beziehungsweise nicht ordnungswidrig auf dem Stück, auf dem der Gehweg für ein paar hundert Meter freigegeben ist) — zumal die Aufleitung just zu Beginn der Steigung angelegt wurde: Wie viel Prozent der normalen Radfahrer ohne Elektrounterstützung werden wohl freiwillig dem Kraftverkehr dort vor die Motorhaube purzeln wollen, um dann mit zwölf Kilometern pro Stunde den Hügel hochzuzuckeln?

    Natürlich kann aber momentan nur dieser Abschnitt auf der Brücke neu gebaut werden, weil nur dieser Abschnitt auf der Brücke Bestandteil der momentanen Planung ist. Alles davor oder dahinter können die Planer nunmal nicht anfassen. Und das sehe ich eben als ein elementares Problem beim Bau jeglicher Radverkehrsinfrastruktur: Dieses Flickenwerk ist absolut inakzeptabel.

    Ich hatte das schon mal geschrieben: Mit dem Auto fährt man einfach auf der Fahrbahn. Und mit dem Rad? Mal auf dem Radweg, mal auf der Fahrbahn, mal auf dem Gehweg, mal hier, mal da, mal dort, das alles noch mal in ähnlicher Form auf der linken Straßenseite. Es ist ja echt keine Übertreibung, wenn ich behaupte, dass entlang einiger Strecken in Hamburg alle fünfzig Meter die Art der Radverkehrsinfrastruktur wechselt. Das kapiert nunmal kein normaler Mensch.

    Ich frage mich aber, warum man im Zuge solcher Maßnahmen nicht einfach mal eine komplette Relation erneuern kann. Ich nehme als Beispiel gerne die Hamburger Feldstraße und Glacischaussee, die ja einigermaßen durchgängig vom neuen Pferdemarkt bis zum Millerntor gebaut wurde. Aber davor und danach ist wieder radverkehrspolitisches Rätselraten angesagt, da kann man dann wieder sehen, wo man mit seinem Rad am besten im Sinne der Verkehrsregeln abbleibt; die Stresemannstraße ist ja in Richtung Westen das beste Beispiel für einen Super-GAU.

    Und dann kommt diese bummelige Straße vom Niendorfer Gehege bis zur Holsteiner Chaussee daher, bei der man überhaupt nicht weiß, wie man als normaler Radfahrer dort eigentlich fahren soll. Klar, für unsereins ist das kein Problem, wir sind zugig auf der Fahrbahn unterwegs, uns machen dann auch die drei hupenden Hanseln nichts aus. Nur: Was stelle ich an, wenn ich mal auf die Idee komme, mit meinen Eltern ins Niendorfer Gehege zu radeln? Die werden ganz bestimmt nicht mit mir auf der Fahrbahn radeln und sich drei Mal anhupen lassen.

  • Die Steine sind zumindest verschieden groß, das sollte ein geübter Blindenstocknutzer ertasten können.

    @Malte Es wird in Abschnitten gearbeitet. Da heißt es halt wir machen die Brücke inkl. Nebenflächen. Und alles davor und dahinter bleibt wie es ist.
    In paar Jahren wird dann mal das Davor angefasst, irgendwann auch mal dahinter.

    Genau diese unstetige Radverkehrsführung ist mit ein Grund, warum ich lieber die Fahrbahn benutze. Da brauch ich nicht nachdenken, brauche mir meinen Weg nicht suchen, da fahr ich einfach.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Da brauch ich nicht nachdenken, brauche mir meinen Weg nicht suchen, da fahr ich einfach.

    ja, du.
    Ich auch.
    Überwiegender Teil der Radfahrer? nein.
    Der Grund ist aber nicht Infrastruktur, sondern "die Autofahrer", "deren" Verhalten und, ganz ehrlich: Blödheit, Begriffsstutzigkeit, Ignoranz..

  • Der Grund ist aber nicht Infrastruktur, sondern "die Autofahrer", "deren" Verhalten und, ganz ehrlich: Blödheit, Begriffsstutzigkeit, Ignoranz..

    Die Blödheit und Begriffsstutzigkeit wird aber von einer Infrastruktur gefördert, die sich alle zweihundert Meter ändert. Da blickt doch kein normaler Mensch durch.

  • nein. ich halte weite Teile der Bevölkerung ganz einfach für so beschränkt, dass die überhaupt nicht einschätzen können, wie behämmert ihr verhalten ist.
    Du weisst es doch selbst: egal, ob Radweg vorhanden oder nicht, egal ob Landstraße oder T30-Zone - du wirst als Radfahrer angegangen von Idioten hinterm Steuer.

  • Ich muss hier mal die Autofahrer in Schutz nehmen: Dummheit findet man in allen Verkehrsarten. Bei den Autofahrern kommt bloß noch hinzu, dass manche (längst nicht alle!) sich für was besseres halten und gefährliche Maschinen bedienen.
    Und denkt immer daran: Die Hälfte der Bevölkerung ist unterdurchschnittlich intelligent.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Und denkt immer daran: Die Hälfte der Bevölkerung ist unterdurchschnittlich intelligent.

    Ich sage hier lieber nicht, wie hoch ich den Anteil ansetze... ;(

    @Malte: Die Mindestmaße gelten meines Wissens nur für benutzungspflichtige Radwege - was die Sache natürlich nicht besser macht.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov


  • @Malte: Die Mindestmaße gelten meines Wissens nur für benutzungspflichtige Radwege - was die Sache natürlich nicht besser macht.

    Schon richtig — aber wie du schon sagst, das macht die Sache nicht besser. Die meisten Radlinge düsen trotzdem darauf herum und die Gefährdung wird ja nicht größer oder kleiner, weil da ein blaues Schild steht.

  • Es gibt kein schönes Wort.
    Allerdings ist der IQ so definiert, dass er immer eine Normalverteilung um 100 herum ergibt. Ergibt ein Test diese nicht, wird die Bewertung so angepasst, dass er wieder eine Normalverteilung ergibt.

  • Ich bin da heute im Zuge meiner Kieler-Straße-Vermeidungs-Strategie eher zufällig langgefahren und stellte fest, dass die Bauarbeiten offenbar größtenteils abgeschlossen sind und die Brücke befahrbar ist. Größte Überraschung: Es gibt Schutzstreifen.

    Na gut, die 5,50 Meter restliche Fahrbahnbreite zum Applizieren einer Mittellinie im Sinne der Verwaltungsvorschriften wird man wohl irgendwie hinbekommen haben.

    Es passiert danach das, was ich halt bereits im Eingangsbeitrag bemängelt hatte: Man wird wieder auf den buckeligen Radweg geleitet. Da gibt’s also ein Stück neuer Infrastruktur in der Mitte, die anschließt an einen alten Rumpel-Radweg, der teilweise nur ordnungswidrig befahren werden kann.

    Hier geht’s los:

    Die rote Pflasterung endet umgehend, ab hier kann man sich toll die Zähne auf dem Buckel-Radweg ausschlagen:

    Und natürlich ziehe ich den Ärger an wie ein Magnet: Der Kraftfahrer hinter mir flippt an der Hupe vollkommen aus, weil ich eben nicht der Aufleitung vom Schutzstreifen auf den Radweg gefolgt bin, während vor mir das beste Beispiel zu sehen ist, warum man den Radweg nicht befahren kann: Da parkt nämlich gerade jemand umständlich ein.

    Das Überholmanöver wird angesichts der Mittelinsel abgebrochen, die Nervensäge hinter mir biegt gleich rechts ab. Da hat sich das Pushen des Blutdrucks ja mal richtig gelohnt. Der weiße Transporter rangiert derweil weiterhin mit geöffneter Heckklappe hin und zurück:

    Hier geht noch ein Stückchen Radweg weiter:

    Hier endet der allerdings seit der letzten Sanierung des Gehweges. Ab hier ist entweder Fahrbahnradelei oder Schieben angesagt:

    Das wird im Sommer bestimmt total super, wenn auf den Radwegen wieder die ganzen Besucher des Niendorfer Geheges parken und auf dem Gehweg einige Radfahrer zwischen den Fußgängern kampfradeln:

    Wieder ein Stück Radweg:

    Neue Farbe, neues Glück. Mein Handtuch zum Händetrocknen ist breiter als dieses Ding:

    Naja, toll, okay, geplant wird eben nur für den Bereich der jeweiligen Sanierung, da hat man eben Schutzstreifen geplant und im Westen einen Anschluss an die bisherige Radverkehrsinfrastruktur hergestellt. Ich find’s trotzdem total schade, dass man bei dieser Gelegenheit nicht wenigstens einfach auf die Aufleitung verzichtet hat, die nun jedem Kraftfahrer suggeriert, er dürfe Fahrbahnradlern nun Feuer unterm Hintern machen. Eine Aufleitung auf einen Radweg, den man anschließend nur ordnungswidrig befahren kann, ist einfach nur witzlos.

    Aber das gehört wohl auch irgendwie zur Fahrradstadt Hamburg.

  • Das sollte sich korrigieren lassen. Die Brücke sieht schon mal gut aus, so muss das.

    Huch, wie meinst du das?

    Korrigieren? Was denn? Wie denn? Auch im Anschluss Streifen statt Hochbord? Vergiss es, da ist alter Baumbestand - zu schmal. Oder nur: keine Aufleitung? Dann gibt es immer noch den Konfliktpunkt vor der Mittelinsel. Die kann auch nicht weg, da steht ein alter Baum drauf (mitten auf der Straße !!einself11!!).

    Und was sieht für dich gut aus auf der Brücke? Da fahren Busse. Und wenn das auch nur annähernd breit genug gewesen wäre für einen Radfahrstreifen, dann hätten die da einen hingemalt. Nein, da sieht für mich nix besonders gut aus. Auch dort fährt man besser erst gar nicht drauf auf den Streifen. Angenehmer Nebeneffekt und zusätzlicher guter Grund: Dann muss man auch nicht aufpassen, ganz überraschend auf die Buckelpiste hochgeleitet zu werden.

    Hunde schlafen lassen?

  • Der Streifen auf der Brücke ist gut. Er zeigt dem Kraftverkehr ganz deutlich, dass es eben keinen "Radweg" gibt.
    Ich sehe kaum Konfliktpotential wenn man den Streifen benutzt.
    Die Bezirksversammlung, bzw. das zuständige PK schreibe ich an mit der Bitte zu prüfen ob man keine Y-Aufleitung machen kann.
    Also die Strichlinie noch ein paar Meter weiter auf die Fahrbahn führen, mit Piktogramm.

  • Ich bin heute dort nach langer Zeit mal wieder entlanggefahren, weil ich etwas mehr Zeit beim Weg ins Bureau hatte.

    In Höhe dieser Auffahrt bin ich nach links auf die Fahrbahn ausgewichen. Irgendwann schloss dann ein älterer Herr mit seinem Mercedes auf und hupte ganz aufgeregt. Als er dann endlich hupend überholte, deutete er ganz aufgeregt nach rechts auf den RAAADWEEEG — tragischerweise just in dem Bereich, in dem dieser buckelige Radweg endet und in einen reinen Gehweg mit einigen Bäumen und falsch parkenden Kraftfahrzeugen übergeht.

    Ich wüsste wirklich gerne, wie man diesen Weg stressfrei und im Rahmen der Straßenverkehrs-Ordnung befahren soll. Entweder kurbelt man ordnungswidrig auf dem Gehweg herum oder gerät mit dem Kraftverkehr aneinander.

  • Diese realitätsfremden "Radweg!"- Kreischer wirs immer geben. Einfach ausblenden.
    Wenn man mit einem Fahrzeug unterwegs ist hat man nix auf dem Fußweg zu suchen.
    Du bist auch nicht für das Bildungsdefizit und das Benehmen dieser Personen verantwortlich.
    Wenn solche Personen aussteigen und komische Sachen sagen braucht man auch nicht diskutieren.
    Irgendwann - so mach ich das gerne - fragen: "kann es seine das Ihre Eltern Bruder und Schwester sind?"

    :D