Autoland ist abgebrannt

  • ... dass der PKW-Dieselmotor mit dem Argument eingeführt und beworben wurde, er sei die ökologische Alternative zum Benzinmotor. Da bin ich doch eher skeptisch, was die Entwicklung neuer PKW-Antriebskonzepte und der Propaganda dafür angeht.
    Ebenfalls im Film und auch von dir genannt, Deutschland brauche nun mal die Autoindustrie wegen der Wirtschaft ...
    Das halte ich für kompletten Unfug. Weltweit brauchen die Menschen nicht Autos für ein besseres Leben und mehr Mobilität. Sondern sie brauchen gute und solide ÖPNV-Systeme, die sehr viel mehr Menschen mehr Mobilität ermöglichen als Autos. Und die Autofirmen sollten doch wohl durchaus in der Lage sein, hier wettbewersfähige Lösungen zu anzubieten!
    ...

    Man hat bei der Einführung der Dieslemotoren noch nicht alle Aspekte auf dem Schirm gehabt. Hätten die Hersteller nicht betrogen, unter Duldung des KBA, wäre der Diesel mittlerweile so sauber, wie erhofft. Daraus kann man nicht unbedingt Rückschlüsse darauf ziehen, wie die Nachfolgetechnologie zu beurteilen ist.

    Dann zu ÖPNV und MIV. Man kann das Eine tun, ohne das Andere zu lassen. Wer MIV nahezu komplett mit ÖPNV ersetzen will, hat da in einer freiheitlichen Demokratie ein Problem. Das lässt sich nicht einfach per Order di Mufti regeln.
    Ich schrieb doch nicht, dass jeder ein Auto fahren soll, sondern dass es durchaus Gründe für Viele gibt, Auto zu fahren und sich das dann eben zu leisten. Wer keine zwingenden Gründe hat oder es sich schlicht nicht leisten kann, fährt eben kein Auto. Dazu ist ein gut ausgebauter ÖPNV erfoderlich, der auch diesen Menschen das Leben erleichtert. Da stimme ich zu. Aber das ist doch kein Widerspruch.

    Was stimmt, in vielen Ländern wäre es gut, wenn der MIV weniger und der ÖPNV und auch das Radfahren mehr würde. Da bin ich dabei, kein Problem. Es wird aber eine lange Entwicklung sein, da man das fast nur über die Angebotsseite angehen kann. Man muss dafür sorgen, dass für Viele der ÖPNV die bessere Alternative ist und dann abwarten, bis diese Vielen umsteigen. Es wird aber immer welche geben, die trotzdem ein eigenes Auto haben wollen für was auch immer und damit für genügend Nachfrage sorgen.

    bye
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  • Was stimmt, in vielen Ländern wäre es gut, wenn der MIV weniger und der ÖPNV und auch das Radfahren mehr würde. Da bin ich dabei, kein Problem. Es wird aber eine lange Entwicklung sein, da man das fast nur über die Angebotsseite angehen kann. Man muss dafür sorgen, dass für Viele der ÖPNV die bessere Alternative ist und dann abwarten, bis diese Vielen umsteigen. Es wird aber immer welche geben, die trotzdem ein eigenes Auto haben wollen für was auch immer und damit für genügend Nachfrage sorgen.

    Es genügt nicht, den vermehrten Umstieg vom eigenen PKW auf's Rad und den ÖPNV ausschließlich über die Angebotsseite anzugehen. Der ADAC zum Beispiel vertritt diese Position vehement und fordert beispielsweise massenahaften U-Bahn-Bau, weil die U-Bahn ein Verkehrsmittel ist, das dem Autoverkehr nicht im Weg ist. Die Argumentation des ADAC: Nur wenn jeder freie Bürger die freie Entscheidung hat, mit dem ÖPNV in Form der U-Bahn zu fahren (die den freien Autoverkehr nicht behindert) oder mit dem Auto zu fahren auf Straßen, die nicht durch Busse oder Straßenbahnen blockiert werden, nur dann könne man von einer freien Entscheidung der Bürger für das eine oder andere Verkehrssystem, also ÖPNV oder MIV sprechen.
    Es liegt auf der Hand. dass das eine perfide Argumentationsstrategie des ADAC darstellt, mit dem Ziel die gegenwärtige durch nichts zu rechtfertigende Vorrangstellung des MIV zu festigen und weiter auszubauen. Mal abgesehen davon, dass diese U-Bahn-Projekte nicht finanzierbar sind, würde es Jahrzehnte dauern, bis sie umgesetzt wären. Und selbst wenn man das alles mal bei Seite lässt: Wozu sollten denn die großformatigen Autostraßen, die der ADAC sich wünscht, dann am Ende gut sein, wenn sich tatsächlich irgendwann dann alle Menschen dazu entschließen würden, lieber mit der U-Bahn zu fahren?
    Verbesserungen auf der Angebotsseite im Radverkehr und ÖPNV müssen stets einhergehen mit Einschränkungen für den MIV. Andernfalls kannst du im besten Fall einen leichten Zuwachs an Radfahrern und ÖPNV-Nutzern erzielen, ohne jedoch eine Reduktion des Autoverkehrs herbeizuführen. Umgangssprachlich gesprochen im Stil eines Radrennen-Reporters: Die Lücke im Peloton (das ist das Hauptfeld in einem Radrennen) wird sofort wieder zugefahren.

  • Nur weil der ADAC versucht, die Sache in seiner Richtung zu korrumpieren, muss sie ja nicht falsch sein. Man muss dem ADAC auch nicht nachgeben.

    Wer eine Stadt mit U-Bahn-Netz erlebt hat, weiß, dass das eine feine Sache sein kann. Aber allein die Tatsache, dass nicht alle größeren Städte eine U-Bahn besitzen, zeigt, dass es keine universelle Lösung ist. Unter anderem die Kostenseite spricht dagegen.

    Aber auch abseits der U-Bahnen kann man ÖPNV fördern, zum Teil auf Kosten des MIV, da gebe ich Dir recht. Separate Busspuren, die man den üppig breiten Fahrbahnen abknapst und nicht den eh zu schmalen Seitenräumen, sind ein gutes Beispiel dafür. Damit eben der gewünschte ÖPNV nicht zusammen mit dem ungeliebten MIV im Stau steht, sondern daran vorbei fährt.
    Citimaut ist ein weiteres Thema. Wer unbedingt mit dem Auto in die City will, kann dies tun, aber nicht kostenfrei. Mit dem eingenommenen Geld kann man den ÖPNV querfinanzieren, der dadurch günstiger wird. Und attraktiver.

    Das muss man aber politisch erst mal durchsetzen. Dazu muss die Not leider noch größer werden, was wir aber alle nicht wollen.

    bye
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  • Es gibt mehr als genug Platz für den sich bewegenden Verkehr. Das Problem in Städten ist die enorme Verschwendung von Fläche für das Abstellen von ruhendem Verkehr.
    Die einfachste Lösung wäre es grundsätzlich Verkehrsflächen nicht dafür zu verschwenden dort mehrspurige Kraftfahrzeuge ungenutzt lange herum stehen zu lassen. Wer sich ein Auto gönnt muss sich dann neben auch einen Stellplatz dafür leisten. Ausnahmen nur für Leute die körperlich zu Fuß eingeschränkt sind UND sich sonst keine Mobilität leisten könnten.

    Kann man etwa einen Pool im Sommer auf öffentlicher Verkehrsfläche aufstellen, weil man keinen Garten hat und ja sonst nicht weiß wohin damit?

    Städte lassen gerne überall neue Häuser bauen, zumindest hier in der Gegend. Was spricht denn dagegen alle paar Reihen mal nur einen Parkplatz zu bauen anstatt ein Haus? Die Straßen würden mit einem Schlag viel übersichtlicher, angenehmer zu nutzen und auch deutlich sicherer werden.

    Leider weiß ich was dagegen spricht, zum einen die Autolobby zum anderen die Hauseigentümer die oft in der lokalen Politik mit dabei sind. Beide profitieren von dieser Subventionierung.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Was spricht denn dagegen alle paar Reihen mal nur einen Parkplatz zu bauen anstatt ein Haus?

    Zum einen ist da die schiere Größe des Problems.
    Direkt danach kommt das Problembewusstsein: Sehr viele Menschen nehmen die parkenden Autos nicht als Problem wahr. Ob es an Betriebsblindheit liegt oder ob die Leute das wirklich in Ordnung finden weiß ich nicht.
    Warum sollte die Politik das Thema angehen, wenn es gar keine Mehrheit dafür gibt?

    Und dann ist da das Platzproblem: Soll man wirklich Wohnhäuser abreißen, um Parkplätze zu schaffen?
    In den Städten herrscht aktuell eher Wohnungsnot.

    Wenn, dann wohl eher Parkhäuser. Dann beklagen sich die Leute aber wieder, dass sie so weit laufen müssen.

    Ich darf gar nicht so lange darüber nachdenken, wie schön die Städte wären, wenn die ganzen parkenden Autos in Tiefgaragen untergebracht wären. Da werde ich nur traurig.

  • Für besseren und vor allem leistungsfähigeren ÖPNV und zwar jetzt und nicht erst in 10-20 Jahren, muss man den Auotverkehr in den Städten radikal verringern. Dies ist möglich, kann jedoch nicht schmerzfrei und ohne ebenso radikale Umstellungen für alle per PKW am Verkehr teilnehmenden erfolgen.

    Weg 1: Man macht es wie Tokyo oder Singapur. Ein Auto besitzen darf nur, wer auch einen eigenen Parkplatz hierfür nachweisen kann, damit der PKW eben keinen knappen öffentlichen Raum wegnimmt. In Singapur sind zudem auch nur soundsoviele PKW zugelassen und man braucht eine Genehmigung und die kostet Geld oder man muss in einer Lotterie Glück haben.
    Und "schon" hat man den Raum um einen funktions- und leistungsfähigen ÖPNV zu realisieren.

    Weg 2: Mit dem PKW in die Stadt hinein darf nur noch, wer: a) von ausserhalb kommend nachweist das die Fahrt in die Stadt eben mit dem PKW erfolgen muss und der PKW dann keinen öffentlichen Raum fürs Parken benötigt, b) wer dort wohnt und einen parkplatz auf privatem Grund hat. LKW Lieferverkehr darf hinein, aber auch nur unter gewissen Auflagen für die Verkehrssicherheit (wie es London nun plant), oder Umweltschutz (-> Emissionen).
    Alle übrigen müssen ihr Kfz, auch LKW, vor der Stadt abstellen und mit dem ÖPNV Angebot (schließt dann auch Leihräder und dergleichen mehr ein) weiterfahren.

    Die Folge: Genug Raum für alles was wieder Lebensqualität schafft und v.a. Raum für "guten" ÖPNV und emissionsfreie Fortbewegungsmittel und für Fussgänger.

    Möglich? Ja, wenn man will. Aber nur wenn wirklich alle wollen und gemeinsam und konsequent an einem Strang ziehen.