Brauchen wir eine Fahrrad-Gerwerkschaft?

  • Moin allerseits,

    nachdem die StVO-Änderung sowohl in den sozialen Medien als auch in der Blogosphäre recht hohe Wellen geschlagen hat, ist zu beobachen, dass beim ADFC eine Art Brain-Drain einsetzt. Der ADFC-Bundesvorstand hatte in der Sache äußerst zurückhaltend agiert und womöglich die Entrechtung der Radfahrer mit voran getrieben. Nicht erst seither sind einige der engagiertesten Radfahrer in Deutschland der Ansicht, dass der ADFC als Rechtevertretung nicht funktioniert.

    Ich selbst bin in diesem Zuge aus dem ADFC ausgestreten, wobei dies nicht der Einzige Grund war. Auch die eher zurückhaltende Unterstützung bei meiner Klage hier in Münster hat mich aus dem Verein getrieben. Für mich persönlich ist der ADFC als Serrviceeinrichtung nett, teilweise unterstützenswert - aber als Bürgerrechtsvrein gescheitert.

    Seither bin ich auf der Suche nach Mitstreitern für eine Art Radfahrer-Gewerkschaft. Mir schwebt eine Art Verein vor, der sich in der derzeitigen Situation bewußt auf Klagen gegen Schrottradwege spezialisiert und letztlich vor allem um die Alltagsradfahrer als Unterstützergruppe wirbt.

    Auf Empfehlung von Peter Viehrig in der Kommentarfunktion habe ich mich hier angemeldet und mache hier mal einen neuen Thread auf...

    Wer wäre dabei?

    Grüße,

    Rasmus

  • Hallo Rasmus,

    ich wäre dabei.

    Ich muss aber gleich gestehen, bevor jemand anderes es mir vorhält, dass ich mich eher positiv zu den Änderungen an §45 der StVO geäußert habe.
    Die Straßenverkehrsbehörden und Verkehrsplaner sind für mich nicht der Feind den es auszumerzen gilt, sondern da arbeiten Mitmenschen die versuchen ihren Job zu machen. Manchmal machen sie ihn gut, manchmal halt nicht.

    Meine Erwartungshaltung an so eine Radfahrer-Gewerkschaft wäre, auch eine Art Leitbild zu entwickeln, wie diese sich die Radverkehrsinfrastruktur, dazugehörige Beschilderung und vielleicht auch Gesetze/Verordnungen vorstellt. Und dann auf dieses Ziel hinarbeitet. Wenn nötig natürlich auch auf dem Rechtsweg.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Brauchen wir eine Fahrrad-Gerwerkschaft?

    Ja.

    Wer wäre dabei?

    Ich ebenfalls.

    Nachdem ich das Thema mit hierher entführt habe und die Resonanz doch hinter meinen Erwartungen zurückbleibt, ein paar Gedanken von mir.

    1. @Gerharts Unschuldsvermutung teile ich nicht. Wir haben es mit veränderungswiderständigen Verwaltungen zu tun, die von ideologisch betonierten Ewiggestrigen darin bestärkt werden. Sichtbar wird das beispielsweise daran, daß auch neu angelegte Radverkehrsanlagen seltenst die ERA-Regelvorgaben erreichen, schon gar nicht überschreiten, wirklich niemals aber dann, wenn es mal tatsächlich darauf ankäme, also Einschränkungen für den MIV bedeutete.

    Und ganz gleich, welche politische Ausrichtung man präferiert, alle relavanten politischen Strömungen (ausgenommen das offen menschenverachtende Nazigeschmeiß sowie die Korrupteste Partei Deutschlands KPD FDP) verraten bei diesem Thema jeweils ihren Wertekanon, seien es die Konservativen (Schutz der Familie, insbesondere Kinder, durch mehr körperliche Bewegung, weniger Autolärm und -abgase sowie damit einhergehend Bewahrung der Schöpfung), Sozialdemokratie (sozialer Ausgleich und soziale Gerechtigkeit durch Stärkung der Mobilität für wirklich alle, also auch Unmotorisierte), Grüne (noch Fragen, Herr Kretschmann, Herr Kuhn?). Die Linke schlief in Berlin, als sie die Gelegenheit hatte. Am Ende also immer derselbe Aufguß, auch wenn das Etikett des Teebeutels wechseln mag.

    Ich teile nicht die Begeisterung, die manche für Radverkehrsanlagen (RVA) aufbringen, auch nicht für die niederländischen innerorts. Andererseits sehe ich doch ein, daß sie hilfreich dabei sein *können*, die Zahl der Radfahrer schneller als bisher zu steigern. Aber wenn schon RVA, dann

    - immer ohne Benutzungspflicht,
    - innerorts immer als Teil der Fahrbahn (also Radstreifen statt Hochbord - Fußwege den Fußgängern!),
    - immer *mindestens* heutiges Regelmaß nach ERA.

    Ohne eine Vertretung politisch aufmerksamer Alltagsradler, die das deutlich einfordert, werden die Strizzis, Dorigonis und Röhls wieder und weiter als bisher schon die Richtung vorgeben. Ein Blick an die nächstbeste Straßenkreuzung Deutschlands mit irgendeiner RVA bringt offen zutage, wohin uns das geführt hat. Und der ADFC ist unfähig oder unwillig und warum auch immer - es spielt letztlich keine Rolle - einer Hure gleich mit ins Bett der Blechkaravanenprediger von dunnemals gestiegen.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Ui, hatte ich ganz vergessen, daß Malte damals ja dieses Forum aufgemacht hatte, als er dann seine alte erfolgreiche Seite beendete. Bin aber seit damals hier nicht mehr aufgeschlagen.
    Nun denn, bin wieder da. Und gelobe weniger viel zu schreiben, als es früher zumeist der Fall war.


    Meine möglichst kurzen Gedanken dazu:
    Etwas Neues - Ja!
    Etwas das direkt nen Verein ist und ne Satzung braucht? - Besser nicht! Bananenvereine nach Vorbild "der" Bananenpartei (erst sind sie grün, dann gelb und dann werden sie schwarz und verfaulen langsam) *Die Grünen* sind meines Erachtens nicht das, was man hierfür benötigt.

    Keep it simple!

    Wenn Jeder versucht seine genauen, also konreten Vorstellungen einzubringen, wird es zwangsläufig schnell wieder knirschen und das wars dann auch schon -> Bananenentwicklung. Besser sich auf das wirklich essentielle, also ganz wesentliche und wichtige beschränken.

    Was ist wichtig?
    - Weniger Unfälle im Straßenverkehr.
    - Weniger Stress im Straßenverkehr.
    - Verkehrswende, weg von der Masse der übelsten Risikofaktoren, hin zu mehr allg. wie spezieller Lebensqualität.
    - Menschlicher, reifer, "gesunder" Umgebung miteinander und also auch im Straßenverkehr. -> Verhaltensgrundregeln formulieren und vor allem was man tut sich zuerst hieran dann auch erinnern! (*an eigene Nase pack* - Ich rege mich zu schnell und gründlich auf)

    Wie erreicht man diese/solche Ziele?
    - Vernetzung
    - Geduld
    - Überlegtes Handeln
    - Öffentlichkeit
    - Ehrliche Umgangsformen
    - Konstruktivismus (z.B. indem man nicht nur kritisiert, sondern immer auch bessere Alternativen aufzeigt und eben mitarbeitet)


    Aber wie nun genau anfangen und vorgehen?

  • Ich könnte mir auch vorstellen mitzumachen.

    Zuerst müssten aber die Ziele halbwegs abgesteckt werden, damit man weiss, worum es geht. Da sehe ich durchaus Konfliktpotential.

    Einen derartigen Verein halte ich für notwendig, seit im ADFC der Tuiflügel die Verkehrspolitik vereinnahmt hat. Ich sehe auch eine Gegnerschaft zum ADFC, da dort noch nicht einmal gegen das Auto gedacht wird und die Forderungen sehr gut für eine autozentrierte Politik genutzt werden können.

    Den VCD halte ich auch potentiell für interessant, jedoch für zu groß und träge. Ein wirklich Kompetenz in Sachen Radverkehr sehe ich jedoch nicht (Ausnahmen bestätigen die Regel). Für eine "Übernehme" durch Radfahrer bräuchte man reichlich Personal.

    Jetzt etwas Konstruktives:

    Hauptziel wäre für mich, das Fahrrad als Fahrzeug in die Köpfe zu kriegen. Vieles würde dann von alleine folgen.
    Deswegen sind Infrastrukturmaßnahmen für mich Nebensachen. Es geht um Aufklärung.


  • Ich muss aber gleich gestehen, bevor jemand anderes es mir vorhält, dass ich mich eher positiv zu den Änderungen an §45 der StVO geäußert habe.
    Die Straßenverkehrsbehörden und Verkehrsplaner sind für mich nicht der Feind den es auszumerzen gilt, sondern da arbeiten Mitmenschen die versuchen ihren Job zu machen. Manchmal machen sie ihn gut, manchmal halt nicht.

    Meine Erwartungshaltung an so eine Radfahrer-Gewerkschaft wäre, auch eine Art Leitbild zu entwickeln, wie diese sich die Radverkehrsinfrastruktur, dazugehörige Beschilderung und vielleicht auch Gesetze/Verordnungen vorstellt. Und dann auf dieses Ziel hinarbeitet. Wenn nötig natürlich auch auf dem Rechtsweg.

    Moin Gerhart,

    Feindbild sind die Verkehrsbehörden für mich prinzipiell erstmal auch nicht. Eher natürlicher Gegner. Deswegen auch der Vergleich mit der Gewerkschaft. Ich sehe da durchaus gewisse Parallelen zu Koalitionsfreiheit. EIne Gewerkschaft hält ja auch die Füße still,so lange es mit dem Boss klappt...

    Aber wenn es nicht klappt, wird sie normalerweise eben auch bissig.

    Die beiden Vorgehensweisen, die ich jetzt in Sachen Radverkehr imHinterkopf habe sind:

    1. Ausschöpfung des Rechtswegs:

    Anfangs wird man sicherlich noch nicht viel Geld zur Verfügung haben. Aber zwei, drei Klagen mit Kettler oder anderen Anwälten zusammen sind sicherlich drin. Anstatt wie bisher hier und dort mal eine Klage anzustreben, sollte man das allerdings auf eine besonders renitente Stadtverwaltung konzentrieren und die möglichst öffentlichkeitswirksam regelrecht sturmreif klagen. Münster wäre da natürlich mein absoluter Favourit.

    Ziel dieser Klagewut ist, den Behörden gleich klar vor Augen zu führen, dass Verzögerungstaktikten nicht geduldet werden. Damit sollte man gar nicht erst in diese Passivhaltung des ADFC kommen.

    2. Aufklärung

    Genau so wichtig ist es, Aufklärungsmatrial zur Verkehrssicherheit des Radverkehrs zu schaffen, welches völlig frei von irgendwelchen Lobby-Vorstellungen der KfZ-Industrie ist. Wenn ich da so sehe, was die Verkehrswachten immer wieder so an Müll rausbringen, oder auch die jährlichen Wahnwestenaktionen hier in Münster...

    Dieses Material sollte wirklich professionell wirken und nicht, wie diese ganzen Feelgood-Kampagnen (superccol, so ein Helm in Wehrmacht-OPtik, nicht?). Also nüchterne Information statt Anbiederei.

    Soweit erst mal meine Gedanken,

    Grüße,

    Rasmus

  • Die Straßenverkehrsbehörden und Verkehrsplaner sind für mich nicht der Feind den es auszumerzen gilt, sondern da arbeiten Mitmenschen die versuchen ihren Job zu machen. Manchmal machen sie ihn gut, manchmal halt nicht.

    Das würde ich erst dann unterschreiben, wenn ich weiß, welche "gestalterischen" Freiheiten sie haben...
    Die StVB des PK 23 enttäuscht mich regelmäßig in einem Ausmaß, das ich mir nicht hätte vorstellen können.

    Ansonsten wäre ich mit von der Partie!

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Wenn mal wieder jemand vergessen hat ein Blauschild abzunehmen, reicht i.d.R. ein kurzer Anruf oder eine formlose Mail beim PK. Also, das gilt natürlich nur dann, wenn das PK die Anordnung bereits rausgeschickt hat und sie nicht umgesetzt wurde.
    In dem Sinne habe ich meistens gute Erfahrungen gemacht. An anderer Stelle hieß es am Telefon erst "nö", aber dem Widerspruch wurden dann doch nicht widersprochen, sondern die Schilder abgenommen.
    Und dann gibt es natürlich die Fälle, wo sich die Behörde querstellt und das Gericht bemüht werden muss.

    Was ich eigentlich ausdrücken wollte: Nicht immer gleich den großen Hammer rausholen, sondern erstmal freundlich fragen, versuchen die Dinge ohne viel Aufwand (für beide Seiten) zu regeln. Und wenn das auf Widerstand stößt, halt doch den Rechtsweg gehen. Wenn man mit den Menschen freundlich umgeht, glaube ich, dass sie einem eher zuhören.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • StVBs können sehr unterschiedlich reagieren. Sehr gute Erfahrung durfte ich in Herford machen. Die von mir gemeldeten Blauschilder an Hochborden wurden dort innerhalb kürzester Zeit entfernt. Dauerhafte Totalverweigerung dagegen habe ich noch nicht erlebt.

    Auch ich wäre dabei.

    Ja, ich bin Kampfradler! Nein, ich fahre nicht aggressiv!
    Denn ich kämpfe mit den Waffen des Wortes, des Papiers und des Toners, meine Verbündeten sind die Regeln und Normen der StVO und VwV-StVO.

    Radfahren ist nicht gefährlich, Radwege schon!


  • Was ich eigentlich ausdrücken wollte: Nicht immer gleich den großen Hammer rausholen, sondern erstmal freundlich fragen, versuchen die Dinge ohne viel Aufwand (für beide Seiten) zu regeln. Und wenn das auf Widerstand stößt, halt doch den Rechtsweg gehen. Wenn man mit den Menschen freundlich umgeht, glaube ich, dass sie einem eher zuhören.

    Das ist eigentlich auch meine Haltung. Allerdings habe ich es hier in Münster mit einer reinen Willkürbehörde unter Leitung eines CDU-Parteioffiziers zu tun. Deswegen ist mein Ton auch manchmal für Außenstehende roh. Ich bin der festen Überzeugung, dass die hiesige Verwaltungshansel Blut an den Händen kleben haben. Diese Intesivschreibtischtäter wehren sich mit Händen und Füßen, Deutschlands gefährlichsten Radweg stillzulegen. Dabei haben sie auch noch eine Propaganda-Abteilung aufgebaut, die diesen Mist auch noch an andere Kommunen als nachahmenswert weiterverkauft. Mit diesen Menschen will ich gar nicht mehr reden - strategisch ist das auch kontraproduktiv.

    Und genau da liegt das Grundproblem in der Struktur des ADFC, was Verkehrspolitik angeht:

    Neben der verkehrspolitischen Arbeit gibt es noch etliche Nebenaktivitäten, in denen man auf die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Verwaltungen angewiesen ist, bzw. für die eine Zusammenarbeit mit der Kommune erhebliche Vorteile für beide Seiten bildet. Das betrifft beispielsweise Planung von touristischen Radrouten, Selbsthilfewerkstätten, Fahrradschulen etc.

    Aus dieser Struktur heraus ergeben sich immer wieder vereinsinterne Konfliktherde, wenn es denn mal härter gegen die Verwaltung werden muss. Normalerweise wäre Münster ja recht einfach juristisch sturmreif zu schießen, aber das ist eben auch genau an dieser vereinsinternen Zögerlichkeit gescheitert.

    Und @Jochen

    Ja, keep it simple will ich auch. Aus gewissen juristischen Überlegungen heraus ist genau deswegen aber aus meiner Sicht die Gründung eines Vereins die einfachste Lösung. Beispiele sind etwa der Status der Gemeinnützigkeit, der mit gewissen steuerlichen Vorteilen verbunden ist. Ein Verein bietet jetzt zwar auch nicht 100%ige Sicherheit, dass irgendwelcher Murks passiert, aber zickig kann es beispielsweise werden, wenn man eine Sammelaktion für Klagen anlaufen lässt und irgendwer sein Geld zurückfordert...

    Grüße,

    Rasmus

  • Genau so sehe ich das auch.

  • Moin

    Nu steh ich wieder vor meinem speziellem Dilemma: Soviele Ansatzpunkte und Gedanken und ich will mich ja kurz fassen. Schwierig.

    Gedanke Verein:
    Nen Verein hat Vorteile, aber auch Nachteile. Ein wesentlicher Nachteil ist die Eigenart von Vereinen, daß sie eine Struktur benötigen und wenn es ein behlördlich abgesegneter Verein sein soll, auch Vorgaben des BB genügen muss. Das führt nach meiner Meinung und Efahrung mit bislang allen Vereinen dazu, daß zuviel Energie für Vereinsbürokratie und den sich fast schon zwangsläufig entwickelnden Zwist und die Lagerbildung und tralala verloren geht. Schreibe ich vielleicht später nochmal mehr dazu.


    Mit meinen Gedanken des "worum geht es?" möchte ich zeigen, daß "kepp it simple" im Grunde sehr einfach kann, es aber aus einer allg. Gewohnheit heraus eher nicht ist.

    Wo sind wir hier? In einem Forum. Es melden sich Leute aus allen Teilen der Republik, die auch was tun wollen. Aber viele, so auch du Rasmus, wollen ja in erster Linie positive Veränderungen bei sich im Ort. Die Probleme sind aber durchaus vergleichbar, betreffen also im Grunde fast jeden.
    Wir haben daher zwei Ebenen: Was auf der allg. Ebene tun // Was auf der speziellen Ebene, eben vor Ort tun.

    Ich möchte daher vorschlagen - erstmal unabhängig von Fragen zur Struktur - sich erstmal mit dem zu befassen was wir benötigen, um a) zusamnen und b) jeder für sich, also vor Ort, erfolgreich(er) zusammenarbeiten zu können.

    Die Problematik hat ja viele Gesichter (und Namen) und Paragraphen. Mir schwebt zunächst einmal eine allgemeine Anlaufebene vor, auf der sich Interessierte mit handfesten und praktisch gut verwertbaren Informationen versorgen können und wo sie weitere Gelcihgesinnte bei sich vor Ort finden können.
    Und dann würde ich eine zweite Ebene bauen, auf der sich diese lokal Interessierten/Netzwerke dann untereinander austauschen und sich soweit möglich helfen, damit jeder für sich vor Ort weiter voran kommt.
    Jede Ebene ist für sich wichtig, aber sie ergänzen einander auch.

    Eigentlich zur zweiten Ebene gehörend, ist dann noch die Ebene der allg. Aufklärung, wir kennen es unter dem Stichwort "Verkehrserziehung". Auch dies ist sehr wichtig, langfristig vielleicht sogar am allerwichtigsten, denn (Radverkehrs)Struktur allein macht nicht selig; es braucht auch den richtigen Umgang mit ihr, sowie eben auch untereinander.

    Und damit noch kurz zu dem Punkt der Umgangsformen.
    Ich kann dich gut verstehen Rasmus, daß dir gewisse Leute so extrem auf den Senkel gehen, daß es in der Folge dann zu starken Worten kommt. Das geht mir nicht viel anders. Das blöde ist aber, damit kommt eben nicht wirklich effektiv weiter! Könnte ich jetzt noch genauer ausführen, aber ich finde ich habe für jetzt ertmal genug geschrieben. :whistling:

    Ciao ohne Au


    PS: @Malte - ist es möglich das erste "r" in Gerwerktschaft in dem Tröötnahmen zu entfernen? ;)

  • zunächst einmal eine allgemeine Anlaufebene vor, auf der sich Interessierte mit handfesten und praktisch gut verwertbaren Informationen versorgen können und wo sie weitere Gelcihgesinnte bei sich vor Ort finden können.Und dann würde ich eine zweite Ebene bauen, auf der sich diese lokal Interessierten/Netzwerke dann untereinander austauschen und sich soweit möglich helfen, damit jeder für sich vor Ort weiter voran kommt.
    ...dann noch die Ebene der allg. Aufklärung,

    All das haben wir doch hier im Forum bereits.
    Man könnte höchstens nochmal die Grundlagen-Threads (z.B. das Kleine 1x1 der OWi-Anzeigen) hervorheben, aktualisieren, zusammenfassen oder was-auch-immer.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • All das haben wir doch hier im Forum bereits.

    Es gibt massig Seiten wo sich all das findet, wenn man nur lange und genau genug sucht und weiß wonach man suchen muss.
    Das ist aber nicht wirklich massentauglich/praktikabel, wenn man sowas aufziehen möchte, wie - um den Thementitel zu verwenden - eine Art Gewerkschaft aufzubauen. Der Begriff Gewerkschaft ist dabei zunächst etwas irritierend, aber wenn man sich mal klar macht was eine Gewerkschaft leisten können soll, dann trifft es ja durchaus den Kern. (Ich würde das Vorhaben dennoch nicht Gewerkschaft nennen, habe bis jetzt aber noch keinen besseren Vorschlag.)

    Was ich eher sehe:
    Eine Seite auf der die bisherigen Strukturprobleme und auch -fehler nicht wiederholt werden, wo keine Ideologien gewälzt und gepflegt werden, sondern es nüchtern-sachlich auf den Punkt um die tatsächlich gemeinsamen, zentralen Anliegen geht.

    - Leute erreichen und motivieren
    - Interessierten sachliche Aufklärung anbieten
    - Hilfestellungen allgemeiner wie auch speziellerer Art
    - Erfahrungsaustausch (ohne es in wie bislang meist der Fall, nervendem klein-klein zu zerfasern und endlos zu wiederholen)

  • Ich habe zwar kein Interesse an einer Fahrrad"gewerkschaft" [1], aber wenn ich Interesse hätte, wäre die wichtigste Frage wohl:


    Welche Radfahr-Subkulturen sollen denn angesprochen werden und welche müssen draußen bleiben? (oder kurz: Wessen Interessen will die Organisation vertreten)?

    - Rennradfahrer
    - Tourenfahrer
    - Alltagsradfahrer
    - Radwegbefürworter
    - Radweggegner
    - Auch-Auto-Fahrer
    - Auch Rad-Fahrer
    - Radikale Radfahrer (für die z.B. Sachbeschädigung ein legitimes Mittel ist)
    - Polizisten, Stadtplaner,....
    - Antifa, Pegida,....

    Und es gibt nicht nur die Unterschiedlichsten Rollen und Interessen, nein, die meisten potentiellen Mitglieder haben auch noch mehrere, teilweise sich sogar widersprechende, Interessen.

    Wenn man dann weiß, welche Ziele man hat, welche Definitiv nicht, und welche vielleicht,... dann sollte man sich mal die Konkurrenz anschauen: Wieso ist der RadEntscheid in Berlin so erfolgreich 2] und andere Rad-Projekte eben nicht?

    [1] Gewerkschaften sind für mich Einrichtungen die mit ihren "5% mehr Gehalt"-Forderungen die Einkommenslücke zwischen Mittel- und Unterschicht vergrößern.
    [2] Meiner Meinung nach vor allem deshalb weil da erfahrene Lobbyisten mitmischen, ohne Expertise wird sowas eher nichts.

  • Ich denke, ein großes Problem ist, dass die Ansprüche unterschiedlicher Radfahrer so sehr auseinander gehen.

    Gegensätzliche Positionen sehe ich z. B. bei Familien mit Kindern, bei denen die Kinder mit ca. 13-15 km/h unterwegs sind und noch nicht hundertprozentig geradeaus fahren, und die sich sichere Radwege wünschen, gerne hinter parkenden Autos. Kreuzungen sind bei dem Tempo ja nicht so problematisch.
    Und bei schnellen Radfahrern, z. B. Rennradfahrern oder Fahrradkurieren, die kein Problem damit haben, mehr oder weniger im fließenden Autoverkehr mitzuschwimmen und daher gerne auf der Fahrbahn fahren.

    Welche Gruppe soll denn nun eine Fahrradgewerkschaft vertreten? Die "ich will am liebsten einen geschützen Radweg, gerne hinter parkenden Autos"-Fraktion oder die "bloß kein Radweg, sondern Fahrbahn"-Fraktion? Die gemeinsame Forderung könnte höchstens heißen: Wir wollen Radstreifen auf der Fahrbahn, die mindestens so breit sind, dass zwei Anhängergespanne einander mit 1 m Abstand überholen können (wie viel Meter sind das?) und die durch irgendeine Art von Barriere (Poller? Betonblumenkübel?) vom Autoverkehr getrennt sind. Und das halte ich bei den vielen Menschen, die ja ein "Recht" darauf haben, ihre Autos in den Straßen zu parken, zumindest im Moment für absolut utopisch.