Wäre es nicht wesentlich sinnvoller (und umweltfreundlicher), endlich eine Verkehrspolitik zu betreiben, die zu einer deutlichen Reduktion der privaten Autos führt?
Ja.
Die Milliarden, mit denen der Autoverkehr subventioniert wird, könnte man gut für eine echte Verkehrswende einsetzen.
Korrekt.
Und was ist jetzt die Schlussfolgerung für obige Überlegungen/Erörterungen? Alles obsolet, weil man nur den Schalter umlegen muss, um von heute auf morgen im Radfahrerparadies ohne Autos in der Stadt zu landen?
Meiner Ansicht nach wäre es für Mensch und Umwelt am sinnvollsten, insbesondere den privaten Kraftverkehr in deutlich engeren Grenzen als heutzutage zuzulassen. Vorbild London: Wenn jede Fahrt in den Citybereich 20 € kostet, wird’s sicherlich etwas leerer (in London waren’s in den ersten 10 Jahren nur 10 % Reduktion iirc). Und wenn das nicht reichen sollte, macht man’s halt so lange teurer bis die gewünschte Verkehrsdichte erreicht ist. Ähnliches gilt für sämtliche Kfz-relevanten Steuern. Selbstverständlich Tempo 30 innerorts (notfalls mit Ausnahmen auf den Magistralen) und schon wären die Städte deutlich lebenswerter, menschen- und damit auch radfahrerfreundlicher. Ergänzt man noch 70 außerorts und 120 auf Autobahnen und sorgt auch dafür, dass sich alle daran halten, könnten Umwelt und Rettungskräfte (etwas) durchatmen. Ich nehme mal an, dass mir da im Groben und Ganzen die meisten hier zustimmen werden.
Dummerweise ist hier keiner König von Deutschland, sondern meist nur ein kleines Rädchen in einer Demokratie. Was nutzt es da, wenn man die wahre Lehre erkannt hat, aber nicht in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass sich diese auch in der Mehrheit der Bevölkerung oder bei den Entscheidungsträgern durchsetzt? (vgl. Lobbykratie) Einiges wird die Zeit regeln, manches können "wir" anschieben, aber vieles wird sich nicht von heute auf morgen ändern lassen. Es wird auch mittelfristig MIV geben. So sehr man das alles verteufeln mag, so muss man den Realitäten meines Erachtens auch ins Auge blicken und eben auch Überlegungen anstellen, die nicht den (eigenen) Idealvorstellungen entsprechen.
Ich würde gerne auf die angesprochenen Apps oder Geschwindigkeitsanzeigen verzichten. Grüne Welle bei Tempo 25 und gut ist. Aber so lange das nicht umsetzbar (oder mehrheitlich gewollt) ist, gilt es eben auch, mögliche Alternativen zu erwägen, um den Status Quo wenigstens erträglich zu gestalten oder gar zu verbessern.
/rant