• Zitat

    Diesen Leuten ist der Umweltaspekt egal weniger wichtig


    So wie mir. Ich halte das ja jedes Mal für einen strategischen Fehler, wenn auf Umwelt abgestellt wird, um den Radverkehr zu propagieren.


    Zitat

    Den ich mal als urbane obere Mittelschicht, also als typischen Grünenwähler beschreiben würde


    Die haben doch alle ein Auto.

  • Geht mir genauso. Damit wird das Fahrrad immer in die Peace-lange Haare-Öko-Jesuslatschen-Hanf- und Leinenklamotten-Ecke gedrängt und nicht als Verkehrsmittel wahrgenommen.Nicht jeder, der mit dem Fahrrad seinen Alltag (Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Sportverein etc) erledigt, tut das um die Welt zu retten.

  • Das würde ich nicht so grob verallgemeinern. Gerade in Großstädten, wechseln viele Leute (egal ob jung oder alt) aufs Fahrrad und/oder ÖPNV, weil sie merken, dass sie damit oft bequemer, mindestens genauso schnell und auf Dauer auch billiger durch den Alltag kommen. Diesen Leuten ist der Umweltaspekt egal weniger wichtig. Viel mehr interessieren sie sich für das gesparte Geld (Kfz-Steuer, Versicherung, Parkgebühren, Strafzettel, Reparaturen...), die gewonnene Zeit und vielleicht noch die verbesserte körperliche Fitness/Gesundheit.

    Mit Thema meinte ich "Thema in den Medien". Die Leute, die du beschreibst, die also das Rad ganz pragmatisch einsetzen, lesen darüber keine Zeitungsartikel und das Thema Radverkehr spielt wahrscheinlich auch keine Rolle für ihre Wahlentscheidung. Sehr wohl eine Rolle spielt das Thema aber für diejenigen, denen Autofahren und das Auto als Statussymbol wichtig ist, nämlich immer dann, wenn sie das Gefühl haben, ihnen würde etwas weggenommen. Ich habe vor kurzem einen sehr guten Artikel über Kopenhagen gelesen (FAZ?), der den großen Erfolg der Radverkehrspolitik damit erklärte, dass das Rad komplett entideologisiert wurde. Mit Umweltschutzgedanken würde man kaum jemanden aufs Rad bekommen, mit praktischen oder finanziellen Vorteilen schon. Das ist doch genau die Einstellung, zu der wir auch in Deutschland hinkommen sollten: das Rad als gleichwertiges, nicht bevorteiltes, aber vor allem auch nicht benachteiligtes Verkehrsmittel. Sowohl vom "Grünenwähler", als auch vom Autolobbyisten wird das Thema aber immernoch als Glaubensfrage betrachtet. Die Bildzeitung stellt das Thema doch gerade so da, dass jeder Euro Investition in den ÖPNV und den Radverkehr Platz und Geld wegnimmt. Stichwort Fahrradstraßen: Da heißt es dann gleich, die Grünen wollten Straßen zu Parks umwandeln...


  • Die haben doch alle ein Auto.

    Das widerum ist ja ein ganz anderes Thema: das die meisten Cayenne und Q7 gerade von Leuten gekauft werden, die in den engsten Innenstadtquartieren wohnen und mutmaßlich alle im Biosupermarkt einkaufen, scheint sie nicht davon abzuhalten, den Umweltschutz als Herzensangelegenheit zu sehen...

  • Geht mir genauso. Damit wird das Fahrrad immer in die Peace-lange Haare-Öko-Jesuslatschen-Hanf- und Leinenklamotten-Ecke gedrängt und nicht als Verkehrsmittel wahrgenommen.Nicht jeder, der mit dem Fahrrad seinen Alltag (Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Sportverein etc) erledigt, tut das um die Welt zu retten.

    Und genau deshalb bin ich von 1/3 der ADFC Zeitung immer wieder genervt (2/3 sind ja sinnvoll). In jedem zweiten Satz über die Förderung des Radverkehrs muss da wieder erklärt werden, wie dem Autoverkehr was weggenommen wird, damit die RadfahrerInnen (auch da krieg ich schon Würgereiz) besser vorankommen. Keine Frage, Förderung des Radverkehrs geht oft nur über Zurückdrängung des Autoverkehrs, aber immer nur mit Klimaschutz und Umweltschutz zu kommen, nervt mich total.

  • Kann mich mal jemand aufklären, was an dem Artikel in der Bild so schlecht ist?

    Wenn die Politik davon redet, dass immer mehr aufs Fahrrad umsteigen, finde ich es schon interessant, dass die Zulassungszahlen beim Auto weiterhin steigen. Soweit finde ich den Artikel eigentlich sachlich.

    Wenn es nur nach Anzelh der Fahrzeuge geht, dann dürfte für die Autofahrer in den nächsten Jahren kaum noch Geld gespendet werden. Es gibt in Hamburg deutlich mehr als 1 Mio Fahrräder. Das wäre der eine Betrachtungsfehler.

    Der andere: Klar geht es darum, wieviel Platz die abgestellten Fahrzeuge in der Stadt beanspruchen, vor allem wenn sie Stehzeuge und nicht Fahrzeuge sind und wer den Flächenanspruch für die Stehzeuge bezahlt. Darf ich meinen Flügel draussen auf der Straße hinstellen, weil er nicht in meine Wohnung passt? Oder meine Modelleisenbahn oder was auch sonst?

  • 2. Andererseits passt es gut zu Scholz, SPD und der übrigen Autolobby-Politik, einfach zu behaupten, dass die Autos weniger würden, natürlich dank ihrer weisen Politik. Klingt doch beruhigend.

    Laut Verkehrszählungen nimmt der Autoverkehr in der Innenstadt ab, selbst der Schwelastverkehr. Das basiert auf laufenden Messungen, nicht nach BILD weiß irgendwas besser. Steht im VEP drin, ist nicht von der sPD erfunden. Gleiches galt schon unter Schwarz-Schill-FDP, CDU, CDU-Grün. Die Zahlen haben sich nicht den Parteifarben angepasst.

  • Bergedorfer Zeitung vorgestern: Jetzt kommen "Himbeerrote Spuren für Radler", z.B. in der Holtenklinker Straße (Bergedorf). Zitat: "Die breit angelegte Signalfarbe dient der Verkehrssicherheit".

    Super! Endlich fahren die Radler in der Holtenklinker Straße auf "sicheren Radwegen"!

    Ob dem Bezirksamtskeiter auch bekannt ist, dass weite Abschnitte des "Radwegs" (und des Gehwegs!) in der Holtenklinker Straße wegen darauf parkender Autos ständig unbenutzbar sind? Ein bisschen Farbe macht die Wege nicht frei! Der Polizei ist es jedenfalls schon seit geraumer Zeit bekannt. Dass weder Polizei, noch Bezirk sich trauen, gegen das behindernde Parken vorzugehen, weil es einfach mehr Autos als legale Parkplätze gibt, liegt auf der Hand ist natürlich nur meine Vermutung... Ein bisschen Farbe auf "Radwegen" kommt natürlich viel besser an. Da unterscheidet sich Bergedorf nicht vom Hamburger Rest.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Ein bisschen Farbe auf "Radwegen" kommt natürlich viel besser an. Da unterscheidet sich Bergedorf nicht vom Hamburger Rest.

    Die Farbe war für die Furten, nicht für die zugeparkten "Radwege". Nach meiner Kenntnis sind die Furten eher selten zugeparkt, sonst wäre ja auch der querende AUTOverkehr blockiert. ;)

    Mir sind die Holtenklinker "Radwege" seit den 1990er Jahren als dauerhaft mit Stehzeugen verschönert bekannt. Schon damals beim Bergedorder PK mehrmals gemeldet. -> Keine Zeit, keine Gefährdung der Verkehrssicherheit, usw. blablabla.

  • BILD weiß alles besser

    Interessant finde ich dann ja doch noch diesen Satz hier:

    Zitat

    In Schleswig-Holstein sank die Zahl der Fahrgäste von 216 Millionen (2012) auf 157 im Vorjahr.

    Das ist ja ganz grob mal ein Drittel weniger — stellt sich da gar niemand, natürlich schon gar nicht „BILD deckt auf“, die Frage, warum das so ist? Ich tippe mal auf einen Zusammenhang mit dem vorigen Satz:

    Zitat

    Das teilte die Statistik Nord mit. Berücksichtigt wurden nur Unternehmen, die mindestens 250 000 Fahrgäste pro Jahr in Bussen und Bahnen befördern.

    Wenn nur die Unternehmen, aber nicht die Fahrgäste berücksichtigt werden, dann ist Schleswig-Holstein beim Jahreswechsel 2012–2013 die VHH-PVG Flöten gegangen, die ihren Unternehmenssitz mittlerweile in Hamburg hat — was für Radlinge daran erkennbar war, dass die Nummer der Beschwerdehotline plötzlich eine andere Vorwahl hatte. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die VHH-PVG, die ja auch einige Buslinien im Hamburger Stadtgebiet betreibt, insgesamt etwa 70 Millionen Fahrgäste transportiert hat.

  • ... und zum neueren VEP


    Es gibt keinen geltenden VEP.
    Was du da verlinkst ist eine hingeschluderte Powerpoint-Präsentation von Huber aus der BWVI zu Verkehrsentwicklungsplanung.

    Da steht drin, das und warum es irgendwie schon gut wäre, wenn HH Verkehr planen würde. Und auch, dass ein Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für HH seit langem gefordert wird.

    Ob der "Verkehr" mehr oder weniger geworden ist, lässt sich daraus nicht schließen.

    S.4 ist süß:

    "Herausforderung Verkehrswachstum" heißt es dort, und nicht Verkehrsrückgang.

    Die Lösung im bewährten Polit-/Verwaltungssprech:

    "Wachstumspotenziale müssen konsequent genutzt und die Kapazität ausgebaut werden."

    Haben die Zulassungszahlen, wie BILD behauptet, zugenommen, dann ist davon auszugehen, dass zumindest die Unwirtlichkeit Hamburgs durch den stehenden MIV (Platzverbrauch, Unfälle durch sichtbehinderndes und verkehrsgefährdendes Parken) ebenfalls zugenommen hat.

    In velo veritas.

  • Die Farbe war für die Furten, nicht für die zugeparkten "Radwege". Nach meiner Kenntnis sind die Furten eher selten zugeparkt, sonst wäre ja auch der querende AUTOverkehr blockiert.


    Ja schon, aber wenn man wegen der unbenutzbaren "Radwege" auf der Fahrbahn fahren muss, sind die farbigen Furten unnütz.

    Zitat

    Mir sind die Holtenklinker "Radwege" seit den 1990er Jahren als dauerhaft mit Stehzeugen verschönert bekannt. Schon damals beim Bergedorder PK mehrmals gemeldet. -> Keine Zeit, keine Gefährdung der Verkehrssicherheit, usw. blablabla.


    Komisch..., dieselben Antworten bekomme ich auch immer, wenn ich dort mal anrufe. Zufall? Wohl kaum...

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • hugo790 schrieb:
    Erstens dürfte nicht nur die Zahl der Autos, sondern auch die Bewohnerzahl von 2007 bis 2013 gestiegen sein. Zweitens ist zwar von "privaten Pkw" die Rede, aber ich bezweifle dass Dienst- und Firmen-Pkw extra aus der Statistik herausgerechnet wurden

    Private PKW in Hamburg sind in HH zugelassen. Firmen-PKW am Sitz der Firma. Für die Anzahl der Privat-PKW in HH reichen also ein paar Knopfdrucke am Computer, für die Anzahl der Autos die in HH parken müsst man wohl entweder zählen oder eine großangelegte Untersuchung zumindest im näheren Umland machen.

  • Hier noch ein Artikel zum Thema "Spaß mit Statistiken":
    ...
    In Münster sollen die Radfahrer verstärkt kontrolliert werden, weil die Unfälle mit Radfahrerbeteiligung um 20 % gestiegen sind,

    Haben in Münster nicht erst vor kurzem unsere Grün-Beigen gejubelt das sie dort fast alle (hochgefährlichen?) ohne-Licht-Fahrer ausgemerzt hätten?
    Naive Geister hätten ja vermutet das sich die Polizei dort darum kümmert Unfallschwerpunkte zu beseitigen. Das ist zumindest das Argument was mir hier regelmäßig entgegenschlägt wenn ich frage warum Z. 205 an benutzungspflichtigen Radwegen hängt: wegen der Sicherheit!

  • Besonders der Kommentar von Zenzei (ich zitiere ihn mal nicht, bevors wieder teuer wird) ist an Widerlichkeit mal wieder kaum zu übertreffen...


    Der sagt nicht mehr als das Fehler machen menschlich ist.
    Interessanter hätte ich gefunden: Wie und wo ist der LKW-Fahrer ausgebildet worden?
    Wie war er angestellt? Wie wurde er bezahlt? Stundenlohn oder nach Job (Akkord)? Wann hatte er die letzte Sicherheitsschulung? Sind die LKWs seiner Firma schon öfter auffällig geworden? Wenn ja, wer beauftragt sie trotzdem noch? Etwa auch die öffentliche Hand?

    In velo veritas.