Woche 43 vom 21.Oktober bis 27. Oktober 2024

  • Bei dem Artikel weiß man nicht so recht, wann er polemisch sein will oder ironisch und ob das mit eingeplant ist, dass viele, den Artikel als eine totale Vernichtungskritik an jeglichen Maßnahmen für eine Verkehrswende lesen, ohne auf die Idee zu kommen, dass auch einige Ironie in dem Artikel drin stecken könnte. Zum Beispiel diese Aussage: "Viele Wähler wünschen sich einen flugzeugfreien Himmel, fleischlose Kantinen und eben autofreie Innenstädte, doch sobald die erforderlichen Mehrheiten beisammen sind, will mit der Umsetzung niemand mehr etwas zu tun haben." Leider sind keine Ansatzpunkte erkennbar, wie es zu wirklich nachhaltigen Verkehrswende-Lösungen kommen kann. Vielmehr wird der Eindruck erweckt, dass es besser sei, gar nicht erst irgendwelche Versuche zu starten, irgendetwas zu verändern, weil solche Versuche ohnehin zum Scheitern verurteilt sind.

    Und leider machen die Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft immer wieder vor, dass es geradezu lächerlich sei, Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz ernst zu nehmen: "Um unter anderem den deutschen Herstellern das Erreichen der CO 2 -Flottengrenzwerte möglich zu machen, fordern wir die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, die damals geltende abrupte Absenkung des Grenzwertes durch eine flexible Absenkung – das sogenannte Flat-Curve-Modell – zu ersetzen."

    „Die CO₂-Flottenziele der EU müssen modifiziert werden“ FAZ vom 13.10.24 https://archive.ph/Bn1Dw#selection-2905.0-2905.55

    Das Ziel, mit einem Antriebswechsel von Verbrennermotoren zu Elektromotoren einen Beitrag zur Verkehrwende leisten, ist ohnehin schon absurd, besonders im Hinblick auf die tonnenschweren E-SUV's wird das jedem augenfällig. "2.695 Kilogramm bringt der Audi e-tron S auf die Waage, wenn in seinem Innenraum niemand zusätzlich ruht." https://www.carwow.de/audi/e-tron-s/technische-daten#gref

    Und wenn dann Autofahrer*innen so ein Fahrzeug auch noch ins absolute Halteverbot abstellen:

  • Autobahn-Vollsperrung wegen Sonnenaufgang-Bewunderer

    Mapillary

    Was so passieren kann, wenn du hier (siehe Mapillary-Link) mit dem Fahrrad lang fährst oder zu Fuß gehst und stehen bleibst, um dir den Sonnenaufgang anzusehen:

    "Weil auch die Beamten nicht ahnen konnten, dass der Mann nur den Himmel beobachten wollte, wurde die A352 vorsichtshalber voll gesperrt – und das mitten im morgendlichen Berufsverkehr. Außerdem fuhren mehrere Streifenwagen mit insgesamt acht Polizisten zur Brücke, um nach dem 62-Jährigen zu sehen. Erst im Gespräch kam heraus, was den Mann ausgerechnet auf die Brücke verschlagen hatte. Nach einer halben Stunde konnte die A352 wieder freigegeben werden.
    Doch hat der Mann mit dem Gang auf die Brücke etwas Verbotenes getan? Nein, sagt Polizeisprecher Marcus Schmieder. „Es ist keine Ordnungswidrigkeit, dort zu stehen“, so Schmieder. Und das, obwohl kein Fußweg auf die Brücke führt und er zwischen Leitplanke und Brüstung stand und sich so offenbar verdächtig gemacht hat."

    Hier der Link zum HAZ-Artikel: https://archive.ph/4Zmdl#selection-2291.0-2301.319

    "Mann beobachtet Sonnenaufgang und löst Polizeieinsatz aus: Muss er dafür zahlen?" HAZ vom 21.10.24

    Weil in dem Artikel davon die Rede ist, dass kein Fahrradweg oder Fußweg dorthin führt, wo der Mann gestanden hat, ist es wahrscheinlich, dass er auf der anderen Seite gestanden hat, als auf der West-Seite, wo der Radweg- und Fußweg ist. Auf der anderen Seite, auf der Ostseite, wo kein Radweg und Fußweg ist, hätte er denn auch freien Blick gegen Osten gehabt hätte. Dazu hat er möglicherweise die Fahrbahn überquert oder er ist über die Böschung dahin gelangt.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (27. Oktober 2024 um 20:06) aus folgendem Grund: Präzisierung im letzten Absatz

  • Auch in Aachen diese Woche.

    Auto vorne links verbeult, Fahrrad hinten unbeschädigt, Rahmen zentral gebrochen und Vorderrad verbogen. Höchstwahrscheinlich Rechtsabbiegen vom linken Zweirichtungsweg. 83-jährige Pedelecfahrer fahren da jedenfalls nicht Fahrbahn. Unmittelbar an der Kollisionsstelle zweigt ein als Radroute beschilderter Waldweg nach rechts ab.

    Der Unfallort, aus Perspektive der Beteiligten.

    Einmal editiert, zuletzt von Th(oma)s (28. Oktober 2024 um 14:52)

  • Das mit dem ländlichen Bereich und der Streichung finde ich nicht per se schlecht. Wobei vage bleibt, was "ländlich" / "auf dem Land" genau bedeutet. Auf dem Land in BaWü ist halt anders als "auf dem Land" im Thüringer Wald in Hinblick auf Entfernung zu X, zu Anzahl Einwohner, zu Altersstruktur usw.

    Das System der festen Fahrzeiten ist aktuell außerhalb von Schulbus-Verkehr in meinen Augen Mumpitz. Auch wenn man mit kleinen Bussen über die Dörfer gondelt: Personalkosten, Personalverfügbarkeit sind die Killer.

    Und ja, selbstverständlich darf man der Meinung sein, dass ÖPNV nicht kostendeckend arbeiten muss. Nur ist die Kostendeckung eben nicht rein binär zu sehen: ja/nein, sondern muss zwingend unter dem Aspekt "Zuschüsse in welcher Höhe sind nötig?" betrachtet werden.

    Und für mich ist da unbedingt plausibel, dass es so-wie-jetzt nicht funktioniert. Entweder muss das als Ruftaxi besser funktionieren oder man muss andere Lösungen finden. (höhöhö, autonomes Fahren...)

    Um allerdings ganz ehrlich zu sein: Ich bin nicht der Meinung, dass jeder Weiler mit einer Buslinie erschlossen sein muss. Es ist dann eben die pesönliche Lebensgestaltung, der persönliche Entschluss, dort zu wohnen. Und ich tue mich teilweise schwer damit, die Kosten für die Versorgung mit "Mobilität" der Allgemeinheit aufzubürden.

    Ich bin ja immer noch dafür, Kleinstsiedlungen gezielt aufzugeben. Kommt auf Dauer billiger :whistling:

  • Und ich tue mich teilweise schwer damit, die Kosten für die Versorgung mit "Mobilität" der Allgemeinheit aufzubürden.

    Aber das tun wir doch längst nicht nur beim ÖPNV. Wir subventionieren nicht nur den Straßenbau, sondern sogar den Besitz und die Nutzung von Kraftfahrzeugen. Es gibt völlig sinnlose Provinzflughäfen, die rote Zahlen schreiben und den Ländern gehören. Gerade haben sich das Land Niedersachsen und der Bund an einer Werft für Kreuzfahrtschiffe beteiligt.

    Meiner Meinung nach ist die verkehrliche Erschließung (=Versorgung mit Mobilität) eine Aufgabe, die in der Tat die Allgemeinheit zu tragen hat. Dazu zählt für mich neben einer geeigneten Zuwegung (Straßen, Wege) auch eine Grundversorgung mit öffentlichem Verkehr. Dass das in abgelegenen Regionen nicht nach Fahrplan im 15-Minutentakt realisierbar ist, steht außer Frage. Es geht auch nicht um jede abgelegene Hütte im Wald.

    Die Lösung kann nicht im weiteren Zusammenstreichen von starren Fahrplänen liegen, sondern durch Optimierung von On-Demand Angeboten. Dafür bräuchte man aber auf dem Land erstmal Handyempfang.

  • ja, aber das Argument kann doch bitte nicht sein: "wir haben den Flughafen Erfurt und buttern jährlich Millionen rein, da können wir auch den ÖPNV im Niemandsland finanzieren".

    Weil das eine dumm ist (oder sich zumindest der ROI nicht bestimmen lässt... :rolleyes:), müssen wir das andere nicht auch machen.

  • Ich dachte eher an eine App.

    Wie beim Thema "Linienbus vs Rufbus" ist es auch bei "App vs Anruf" am Ende eine Frage der Interessentenzahl. Für dichter besiedelte Gebiete ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es dort auch Datennetz gibt, und dann nimmt der überwiegende Anteil der Kunden natürlich gerne die App; in der dünn besiedelten Fläche, wo das Datennetz noch löchrig ist, ruft man dann eben im Einzelfall klassisch an. Dafür braucht es noch nicht einmal einen hauptamtlichen Dispatcher, das kann auch der Nachtportier annehmen und in die App einpflegen.

    Am Handyempfang sollte das Konzept Rufbus jedenfalls nicht scheitern.

  • Bei Sprach-Telefonie ist angeblich nur für 0,3% der deutschen Fläche kein Empfang gegeben.

    Wie ist das heutzutage eigentlich mit den verschiedenen Mobilfunk-Netzen!? Gibt es die überhaupt noch? Falls ja, sind die 0,3% ja auch wieder Augenwischwerei, weil es mir dann nicht hilft, dass es an meinem aktuellen Standort zwar das Mobilfunknetz A gibt, ich aber leider Kunde im Mobilfunknetz B bin.

  • Die Aussage, dass sich ÖPNV auf dem Lande ja nicht lohnt, ist schon reichlich frech… Das Problem ist ja nicht, dass es dort kein Mobilitäts-Bedürfnis gibt, sondern dass der vorhandene ÖPNV weitgehend dysfunktional ist – oft gibt es ja schon nur den Schulbus und vielleicht eine extra Fahrt abends. Für die Bereiche, die funktionieren (Schülerverkehr und "morgens in die Kreisstadt, Nachmittags zurück") ist der Verkehrsanteil allerdings sogar höher als in den Städten – weil es halt die einzige Alternative zum Auto und vielleicht noch Fahrrad ist. Zu Fuß wäre man den ganzen Tag unterwegs, Taxi ist unbezahlbar und viele Wege sind auch mit dem Rad zu weit. Die, die drauf angewiesen sind, müssen dann eben zwei Stunden auf den Bus warten… ach ne, 4 Stunden, weil der dazwischen ausgefallen ist "Ja, da wissen wir auch nicht, wo der Ist" (soweit ich die Zentrale verstanden habe, denn genau an der Haltestelle ist ein Funkloch…).

    Das man den ÖPNV auf dem Lande völlig anders denken muss, ist insofern richtig; nur eben nicht unter dem Gesichtspunkt "Geld sparen", sondern mit dem Ziel "wesentlich mehr Fahrgäste". Mein Ansatz wäre erstmal den Verkehr von den Grundzentren in die Kreisstadt (und wo sinnvoll auch zwischen diesen) SEHR viel häufiger (rund um die Uhr mindestens stündlich, tagsüber durchaus alle 10-15 Minuten). Von da in die Dörfer sollte das Primärzlel Radverkehr sein (mehr als 5 km sind das hier eigentlich nie) und dazu Rufbusse (pauschal für 1€ pro Fahrt, außer man ist gehbehindert) oder eine Mitnutzung der Schulbusse. Wobei eine Verlagerung des Schülerverkehrs auf's Fahrrad durchaus auch ein Ziel sein sollte. Durch den kurzen Abstand zwischen den Fahrten macht es auch weniger, wenn man mal einen Bus verpasst – bisher kann man sich dann eine Übernachtung suchen oder Stunde(n) zu Fuß gehen…

  • wesentlich mehr Fahrgäste erreicht man nicht durch bessere Taktung. Das ist so ein Trugschluss.

    Ach wobei - wenn man jedem Reisewilligen eine umsteigefreie Direktverbindung zum Ziel zusagt, im 10-Minuten-Takt und noch 10,- für jede angefangene Fahrt... ja also dann könnte es tatsächlich mehr Fahrgäste geben. :rolleyes:

    Aber sonst? mal überlegen... nein. Weil auch mit 10-Minuten-Takt kaum direktverbindungen drin sind, das eigene Wohnzimmer nicht mitfährt, Wetter, Ausfall, Wartezeiten - irgendwie das gleiche wie beim Fahrrad. Davon gibt's auch nicht überbordend viel mehr, nur weil plötzlich 1000m Radweg gebaut wurden zwischen A-Dorf und B-Dorf.

    So lange das Auto eine bequeme, erschwingliche & effiziente Mobilitätsform darstellt, wird nicht plötzlich eine nennenswerte Zahl von Menschen den Bus nehmen.

  • Als Dorfkind bin ich damals mit dem Bus zur Schule gefahren, das war ganz normal. Daher hätte ich das sicherlich auch im Anschluss weiter getan, wenn es nutzbare Verbindungen gegeben hätte, um zu meiner Ausbildungsstelle zu kommen. Dieses Angebot gab es aber nicht und daher bin ich von da an Auto gefahren. Diese Gewohnheiten später wieder zu ändern, ist allerdings schwierig.

    So lange das Auto eine bequeme, erschwingliche & effiziente Mobilitätsform darstellt, wird nicht plötzlich eine nennenswerte Zahl von Menschen den Bus nehmen.

    Du meinst, dass das Auto erschwinglich ist, obwohl es ineffizient ist, weil meistens nur einer drin sitzt. Leider vergisst du auch alle, für die ein Auto eben nicht erschwinglich ist, oder die eigentlich gar nicht mehr fahren wollen und das nur tun, weil sie keine Alternative haben. Meine Mutter fährt jetzt viel mit der Bahn und D-Ticket. Aber zum 5km entfernten Bahnhof nimmt sie das Auto, weil dahin kein Bus fährt. Jedenfalls nicht dann, wenn auch ein Zug kommt. Sie ist jetzt 80 Jahre alt. Mal sehen, wie lange das noch geht.