Woche 29 vom 15. bis 21. Juli 2024

  • Ich habe in DK auch sehr viele mit Helm gesehen. Zumindest in Kopenhagen ist mir allerdings bezüglich der Kleidung aufgefallen, dass nur sehr wenige in Funktionskleidung unterwegs waren. Wahnwesten habe ich nur einmal bei deutschen Touristen gesehen (auf dem Rücken der Aufdruck irgendeiner ADFC-Ortsgruppe).

    Das Motto "dress for Your destination, not for Your jouney" scheint dort eher gelebt zu werden als hier.

  • Ich habe in DK auch sehr viele mit Helm gesehen. Zumindest in Kopenhagen ist mir allerdings bezüglich der Kleidung aufgefallen, dass nur sehr wenige in Funktionskleidung unterwegs waren. Wahnwesten habe ich nur einmal bei deutschen Touristen gesehen (auf dem Rücken der Aufdruck irgendeiner ADFC-Ortsgruppe).

    Einmal mehr eine Frage von Ursache und Wirkung. NL und DK haben keine NGOs, die das Radfahren unermüdlich öffentlich gefährlich quatschen, und sie haben eine grundsätzlich entspannte Einstellung zur Verkehrsunfallstatistik, die einerseits aus der Nichterfassung der bei uns das Geschehen stark dominierenden leichten Unfälle und andererseits aus der Nichterfassung(?)/Nichtveröffentlichung der Unfallschuld resultiert. Damit fehlt der breiten Bevölkerung auch der Aufreger, der zum Bangemachen benutzt werden könnte.

  • Die völlige Abwesenheit von Helmen kenne ich tatsächlich nur aus den Niederlanden – da einen zu tragen ist schon regelrecht verpönt (außer für Kinder und alte Leute). Aber auch im Verhalten bemerkt man ein extremes Selbstverständnis von "wir sind hier sicher": Ständig Leute auf dem Gepäckträger oder die komischen Kindersitze zwischen den Armen; abenteuerliche Frachttransporte aller Art; an Kreuzungen wird nichtmal geguckt, ob die Autos anhalten… Selbst dort sagen viele schon, dass ein _wenig_ mehr Risikobewusstsein schon nicht schaden würde.

    Funktionskleidung fällt mir in Deutschland eigentlich nur im Winter früh morgens (wenn's noch dunkel ist) extrem auf. Im Endeffekt waren das aber auch nur etwa 10%, die da wie menschliche Verkehrshütchen aussahen. Im Sommer bleiben davon meist nur die neongelben Helme übrig.

  • Aber auch im Verhalten bemerkt man ein extremes Selbstverständnis von "wir sind hier sicher"

    Dieses trügerische Sicherheitsgefühl halte ich übrigens für einen nicht unerheblichen Grund, warum das Unfallrisiko auf Radwegen so hoch ist. Manchen Unfug, den man auf "Radwegen" beobachten kann, machen die Leute einfach nicht, wenn sie auf der Fahrbahn fahren. Das kommt zu den objektiven Risiken (in der Regel schlechtere Sichtbeziehungen an Kreuzungen, Geradeausverkehr rechts neben Rechtsabbiegern) noch hinzu.

  • NL und DK haben keine NGOs, die das Radfahren unermüdlich öffentlich gefährlich quatschen […]

    Wobei das nicht nur Fahrrad betrifft. Frag Mal Leute auf der Straße, für wie sicher sie die deutschen Straßen im internationalen Vergleich halten – da glaube nicht wenige, dass kaum irgendwo mehr sterben… Tatsächlich gibt es nur zwei größere Länder, die besser abschneiden: Japan (das in den letzten Jahren einen Wandel von "ganz ok" zu "sensationell gut" hingelegt hat) und UK, dass schon seit vielen Jahren ganz vorne ist.

  • Dieses trügerische Sicherheitsgefühl halte ich übrigens für einen nicht unerheblichen Grund, warum das Unfallrisiko auf Radwegen so hoch ist. Manchen Unfug, den man auf "Radwegen" beobachten kann, machen die Leute einfach nicht, wenn sie auf der Fahrbahn fahren. Das kommt zu den objektiven Risiken (in der Regel schlechtere Sichtbeziehungen an Kreuzungen, Geradeausverkehr rechts neben Rechtsabbiegern) noch hinzu.

    Das ist diese "Gefühlte Sicherheit", von der immer alle reden, dass sie so wichtig wäre.

    Wer Beispiele für kognitive Verzerrung sucht, wird mühelos für jede denkbare Spielart bei den Ansichten zum Radverkehr was finden. Mitlesende selbstverständlich ausgenommen 8o

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/65/Cognitive_bias_codex_en.svg

  • Einmal mehr eine Frage von Ursache und Wirkung. NL und DK haben keine NGOs, die das Radfahren unermüdlich öffentlich gefährlich quatschen, und sie haben eine grundsätzlich entspannte Einstellung zur Verkehrsunfallstatistik, die einerseits aus der Nichterfassung der bei uns das Geschehen stark dominierenden leichten Unfälle und andererseits aus der Nichterfassung(?)/Nichtveröffentlichung der Unfallschuld resultiert. Damit fehlt der breiten Bevölkerung auch der Aufreger, der zum Bangemachen benutzt werden könnte.

    Th(oma)s, schüttest du da nicht das Kind mit dem Bade aus, wie man sprichwörtlich sagt?

    Wenn erst mal ADFC, VCD und andere Verkehrsverbände sich auflösen, dann wird alles gut für den Fahrradverkehr in Deutschland? Meinst du das wirklich so, oder ist das eine polemische Zuspitzung von dir?

    Ich bin schon mal in Dänemark Fahrrad gefahren, aber das ist bereits viele Jahre her. Trotzdem habe ich noch schöne Erinnerungen daran. Wieviele Fahrradfahrer*innen sich da in Clubs oder Vereinen wie dem ADFC organisieren, weiß ich nicht. Aber ich habe diese Internetseite gefunden, die deiner Aussage widerspricht, es gäbe dort keine NGO's, die sich für den Fahrradverkehr stark machen. Oder meintest du, dass die Fahrradverkehrsverbände in den Niederlanden und Dänemark mit anderen Forderungen sich für den Fahrradverkehr stark machen, als die in Deutschland?

    Deutsch

    Dort heißt es: "Der Dänische Radfahrerverband kämpft für und repräsentiert die Dänischen Radfahrer. Der Verband ist eine auf Mitgliedsbeiträge basierte Interessenorganisation, die für die 4,5 Millionen Fahrradfahrer in Dänemark kämpft."

    Und auch in den Niederlanden gibt es eine Fahrradfahrer*innen-Vereinigung, dort ist es nicht ganz so lange her, dass ich da Fahrrad gefahren bin. Und da gibt es auch Verbesserungs-Bedarf.

    "Fietsersbond
    Der Fietsersbond Routenplaner ist ein Projekt des Radfahrerbundes 'Fietsersbond', des Interessenvertreters von Radfahrern in den Niederlanden. Wir haben 35.000 Mitglieder, 150 Ortsgruppen und 1500 ehrenamtliche Mitarbeiter im ganzen Land und wir arbeiten an mehr und besseren Leistungen für Radfahrer. Der Fietsersbond ist Mitglied in der European Cycling Federation (ECF) und Partner in der Dutch Cycling Embassy."

    Fietsersbond | Fietsersbond Routeplanner
    Der Fietsersbond Routenplaner ist ein Projekt des Radfahrerbundes 'Fietsersbond', des Interessenvertreters von Radfahrern in den Niederlanden. Wir haben …
    routeplanner.fietsersbond.nl

    In diesem Artikel der Verbandszeitschrift fordert der niederländische Fietserbond zum Beispiel ein Verkaufsverbot für aufgemotzte Fatbikes mit Elektroantrieb. https://www.fietsersbond.nl/nieuws/pak-opg…atbikes-nu-aan/

    Und es wird in dem Artikel ausdrücklich auf Unfallgefahren hingewiesen. In dem Fall allerdings gezielt auf die Unfallgefahren durch elektrifizierte Fatbikes: "Diese Elektrofahrräder, die oft von Kindern gefahren werden, verursachen immer mehr Verkehrsunfälle und unsichere Situationen im Straßenverkehr." (google-Übersetzung)

  • Das ist diese "Gefühlte Sicherheit", von der immer alle reden, dass sie so wichtig wäre.

    Ich sage mal so: Es spricht nichts dagegen, dass eine sichere Fahrradverkehrsinfrastruktur auch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.

    Dieses trügerische Sicherheitsgefühl halte ich übrigens für einen nicht unerheblichen Grund, warum das Unfallrisiko auf Radwegen so hoch ist. Manchen Unfug, den man auf "Radwegen" beobachten kann, machen die Leute einfach nicht, wenn sie auf der Fahrbahn fahren. Das kommt zu den objektiven Risiken (in der Regel schlechtere Sichtbeziehungen an Kreuzungen, Geradeausverkehr rechts neben Rechtsabbiegern) noch hinzu.

    Das hört sich jetzt ein bisschen so an, als dürfe deiner Meinung nach eine wie auch immer beschaffene Fahrradverkehrsinfrastruktur auf keinen Fall das Gefühl von Sicherheit vermitteln, weil das zu unsicherem Fahrradfahren verleitet. Möchtest du wirklich Fahrradfahrer*innen unter Dauerstress setzen, damit deren volle Aufmerksamkeit und Konzentration ständig auf das Fahren fokussiert ist? So kannst du vielleicht einige Adrenalinjunkies für das Fahrradfahren begeistern. Aber das war's dann auch.

  • Zitat

    Ich sage mal so: Es spricht nichts dagegen, dass eine sichere Fahrradverkehrsinfrastruktur auch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.

    Dagegen spricht, dass sichere Fahrradinfrastruktur ein Oxymoron ist.

    Bild


    Möchtest du wirklich Fahrradfahrer*innen unter Dauerstress setzen, damit deren volle Aufmerksamkeit und Konzentration ständig auf das Fahren fokussiert ist? So kannst du vielleicht einige Adrenalinjunkies für das Fahrradfahren begeistern. Aber das war's dann auch.

    Ich möchte, dass Radwegfreunde aufhören, die Radfahrerschaft in Dauerstress zu versetzen, indem sie den (be)trügerischen Eindruck vermitteln, dass es da insgeheim doch eine okkulte Kongruenz zwischen gefühlter und realer Sicherheit von Infrastruktur (eigentlich ja genauer "gefühlter und realer Unsicherheit von Mischverkehr") gäbe.

  • Möchtest du wirklich Fahrradfahrer*innen unter Dauerstress setzen, damit deren volle Aufmerksamkeit und Konzentration ständig auf das Fahren fokussiert ist?

    Ich möchte niemanden unter Dauerstress setzen, aber ich halte es für erforderlich, bei der Teilnahme im öffentlichen Straßenverkehr die volle Aufmerksamkeit auf das Fahren zu fokussieren. Das gilt unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels für alle, immer und überall.

    Einzige Ausnahme: Fußgänger auf Gehwegen. Gehwege sollten so beschaffen sein, dass Fußgänger jederzeit stehen bleiben oder abrupt ihre Richtung ändern oder spontan einen Schritt zurückgehen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Voraussetzung dafür ist die Abwesenheit jeglichen Fahrverkehrs auf Gehwegen, also auch Fahrräder und E-Scooter. Wer mit einem elektrisch angetriebenen Krankenfahrstuhl auf dem Gehweg fährt, soll sich verhalten wie ein Fußgänger oder ansonsten auf der Fahrbahn fahren.

    Die Vorschrift, dass Kinder bis zum 8. Lebensjahr auf Gehwegen fahren müssen, würde ich streichen. Es ist schlimm genug, dass sie es bis zum 10. Lebensjahr dürfen. Auch Kinder sollten dann auf dem Gehweg langsam fahren und größtmögliche Rücksicht auf Fußgänger nehmen. Wenn ihnen das zu doof ist, sollen sie ihr Fahrrad auf dem Gehweg schieben oder einen anderen Weg wählen. Ich halte es für fatal, dass man Kindern erst beibringt, dass sie aus "Sicherheitsgründen" auf Gehwegen fahren sollen, um ihnen das anschließend wieder abgewöhnen zu müssen, ebenfalls aus Sicherheitsgründen.

  • Ich möchte niemanden unter Dauerstress setzen, aber ich halte es für erforderlich, bei der Teilnahme im öffentlichen Straßenverkehr die volle Aufmerksamkeit auf das Fahren zu fokussieren. Das gilt unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels für alle, immer und überall.

    Wenn ich mit rund 15 km/h auf einem breiten Fahrradweg fahre, dann ist es etwas anderes, als wenn ich mit Tempo 150 km/h mit einem PKW auf der Autobahn fahre. Ich will jetzt hier nicht auf die ganzen Details eingehen wie Reaktionsweg, Bremsweg, kinetische Energie bei unterschiedlichen Massen und Geschwindigkeiten usw., ich denke, das ist offensichtlich.

    Einzige Ausnahme: Fußgänger auf Gehwegen. Gehwege sollten so beschaffen sein, dass Fußgänger jederzeit stehen bleiben oder abrupt ihre Richtung ändern oder spontan einen Schritt zurückgehen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

    Was Fußgängern in unserer vom Autoverkehr dominierten Umwelt abverlangt wird, ist einfach unverschämt. Das fängt schon an mit der Gehweg-Benutzungspflicht. Warum soll ich als Fußgänger in einem Wohngebiet mit Tempo 30 Vorgabe nicht die Fahrbahn benutzen dürfen, zumal mir genau das, nämlich die Fahrbahn zu benutzen ausdrücklich erlaubt wird, wenn es keinen Gehweg gibt? Klar muss ich dann auf der Fahrbahn darauf achten, Fahrzeugen ggf. Platz zu machen. Und mitunter ist es dann gleich einfacher einen Gehweg zu nutzen, wenn vorhanden. Aber eine Gehwegbenutzungspflicht ist in vielen Fällen mindestens so ein Unfug wie eine Fahrradwegbenutzungspflicht.

    Auch die Verpflichtung, eine Fahrbahn nur auf kürzestem Weg zu überqueren, ist ein Unding. In vielen Fällen ist es für Fußgänger kürzer, eine Fahrbahn diagonal zu queren.

    Ich halte es für fatal, dass man Kindern erst beibringt, dass sie aus "Sicherheitsgründen" auf Gehwegen fahren sollen, um ihnen das anschließend wieder abgewöhnen zu müssen, ebenfalls aus Sicherheitsgründen.

    Du bringst auch einem Kind erst bei, dass es zum Beispiel nicht den Herd benutzen soll, und später lernst du mit ihm, den Herd richtig zu benutzen.

  • Ich möchte, dass Radwegfreunde aufhören, die Radfahrerschaft in Dauerstress zu versetzen, indem sie den (be)trügerischen Eindruck vermitteln, dass es da insgeheim doch eine okkulte Kongruenz zwischen gefühlter und realer Sicherheit von Infrastruktur (eigentlich ja genauer "gefühlter und realer Unsicherheit von Mischverkehr") gäbe.

    Die Abwesenheit von Autoverkehr besonders von schnellem Autoverkehr verbessert die Sicherheit von Fahrradfahren, gefühlt und real. Fahrradwege können in vielen Fällen die Abwesenheit von Autoverkehr sicherstellen. Auch wenn es hin und wieder dazu kommt, dass Autofahrer*innen sich auf Fahrradwege "verirren". Problematisch wird es an Kreuzungspunkten und Überschneidungen. Diese Stellen müssen so beschaffen sein, dass der Fahrradverkehr die Chance hat, vom Autoverkehr rechtzeitig wahrgenommen zu werden. Und es muss noch sehr viel selbstverständlicher werden, dass Fußverkehr, Fahrradverkehr und ÖPNV Vorrang genießen gegenüber dem MIV.

  • Wenn ich mit rund 15 km/h auf einem breiten Fahrradweg fahre, dann ist es etwas anderes, als wenn ich mit Tempo 150 km/h mit einem PKW auf der Autobahn fahre.

    Wenn man ganz alleine da ist, macht es keinen Unterschied. Da man im öffentlichen Straßenverkehr aber nicht alleine ist, muss man mit 15 km/h auf einem "Radweg" genauso aufpassen wie mit 150 km/h auf der Autobahn.

    Du bringst auch einem Kind erst bei, dass es zum Beispiel nicht den Herd benutzen soll, und später lernst du mit ihm, den Herd richtig zu benutzen.

    Nicht alles, was hinkt, ist auch ein Vergleich. Man kann meinetwegen Kindern beibringen, dass sie stark befahrene Fahrbahnen anfangs nicht benutzen, bis man ihnen zeigen kann, wie sie die Fahrbahn richtig benutzen.

    Man würde ein Kind aber nicht aus Sicherheitsgründen an einen Gasgrill stellen, weil der Herd zu gefährlich ist.

    Ich habe mit vier Jahren das Fahrradfahren gelernt, auf der Fahrbahn einer kleinen Anwohnerstraße. Die Gehwege wären dafür viel zu schmal gewesen. In Hauptstraßen, wo es auf der Fahrbahn für Kinder zu gefährlich ist, ist es das auf dem Gehweg ebenfalls. Mit Kindern würde ich daher solche Straßen komplett meiden, bis sie alt genug sind, das Verkehrsgeschehen begreifen zu können. Wenn ich mir hier einige Erwachsene anschaue, wie gedankenlos die auf Geh- und "Radwegen" fahren, wäre es für die vermutlich auch besser, Hauptstraßen zu meiden.

  • Und auch in den Niederlanden gibt es eine Fahrradfahrer*innen-Vereinigung, dort ist es nicht ganz so lange her, dass ich da Fahrrad gefahren bin. Und da gibt es auch Verbesserungs-Bedarf.

    In NL gibt es zwei Organisationen, die eine unterschiedliche Ausrichtung haben: Der Fietsersbond ist dazu da, die Radfahrer gegenüber den Staat (als Gesetzgeber und Bauherr) zu vertreten und hat da durchaus jede Menge zu meckern. Dies macht der aber ohne größere Öffentlichkeit direkt gegenüber den staatlichen Vertretern. Das andere ist die "Dutch Cycling Embassy", die gegenüber der Öffentlichkeit den ganzen Tag erzählt, wie toll und sicher Radfahren ist.

    In Deutschland haben wir dagegen nur zwei Vereine, die kaum mehr tun als der Öffentlichkeit zu erzählen, wie dumm und unfähig alle deutschen Behörden wären (positive Beispiele müssen unbedingt aus dem Ausland sein!) und dass man als Radfahrer bitte in ständiger Todesangst lebt und am besten gleich mit dem viel sichereren Auto fährt…

    Ich möchte niemanden unter Dauerstress setzen

    Tust du auf der Fahrbahn aber: Bei jedem Auto, dass mit höherer Geschwindigkeit und viel Lärm von hinten ankommt, sagt das Gehirn "Achtung, da will dich einer fressen". Das ist ein menschlicher Ur-Instinkt, den man nicht einfach wegdiskutieren kann. In 30-Zonen wird der Mischverkehr auch nicht von den Radfahrern primär akzeptiert, weil es objektiv sicherer ist (ist es natürlich auch), sondern weil die Autos da nicht "mit Gebrüll" ankommen – bei einer Harley oder irgendeiner Potenzprothese mit "Hubraum ersetzt Hirn" kommt dieses unwohle Gefühl dagegen auch da.

    Ein Radweg (vor allem außerorts oder sonst mit wenig Konfliktpunkten) dagegen löst dieses Problem: Das Gebrüll von hinten betrifft einen nicht; man muss sich nur an bestimmten Punkten auf eine Gefahr konzentrieren, die man sehen kann. Zudem ist die Möglichkeit jeder Zeit anhalten zu können ein Qualitäsaspekt des Radverkehrs, den man nicht unterschätzen darf.

    Die Vorschrift, dass Kinder bis zum 8. Lebensjahr auf Gehwegen fahren müssen, würde ich streichen.

    In der Schweiz gilt die Regel nur, wenn die Kinder alleine unterwegs sind, auf der Straße 50 erlaubt ist und es keinen Radweg gibt – so in der Richtung ergibt das für mich Sinn. Und so wird es nach meiner Erfahrung auch hier meist gelebt, zumal es in vielen 30-Zonen gar keinen Gehweg gibt, auf dem die Kinder fahren könnten. Und wer noch nicht sicher geradeaus fährt, sollte wohl kaum auf <1,5 Meter zwischen Außenspiegeln und Maschendrahtzaun üben. Übrigens sollten IMHO auch Tretroller in 30-Zonen und Fahrradstraßen die Fahrbahn und bei 50 den Radweg benutzen dürfen – ebenfalls etwas, was eh gelebte Praxis ist.

    Das kann doch gar nicht sein, so ganz ohne Radwegbenutzungspflicht!!!11elf

    So ganz ohne Radfahrer geht's halt doch… In kaum einer Industrienation ist das Fahrrad bedeutungsloser. Dafür geht kaum einer so viel zu Fuß.

  • Tust du auf der Fahrbahn aber: Bei jedem Auto, dass mit höherer Geschwindigkeit und viel Lärm von hinten ankommt, sagt das Gehirn "Achtung, da will dich einer fressen". Das ist ein menschlicher Ur-Instinkt, den man nicht einfach wegdiskutieren kann.

    Das ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, Unsinn. Ohne dass vorher jemand Radfahrer mit dem „Radwege-sooo-sicher“-Virus infiziert, kommt keiner auf die Idee, Autos von hinten könnten ein Problem sein. Und mehr noch, ohne dass jemand Autofahrer mit dem Radwege-sooo-sicher--Virus animpft kommen auch Autofahrer nicht in Versuchung, ihren Sadismus gegenüber Radfahrern ausleben zu wollen. Erwähnte ich schonmal, dass ich in Wuppertal das Radfahren lieben gelernt habe?

  • Als ich Kind war, war für uns die Straße der Spielplatz. Wir sind dort Fahrrad und Skateboard gefahren, oder haben Fußball gespielt. Wenn ein Auto kam, sind wir beiseite gegangen oder sind daran vorbei gefahren.

    An einen Ur-Instinkt (Offtopic: wusstet ihr, dass "Urin stinkt" sich nur durch die Position des Leerzeichens unterscheidet?), dass uns dort jemand fressen wollte, kann ich mich nicht erinnern. Ich bin damals sogar manchmal mit dem Fahrrad ins 5km entfernte Nachbardorf zur Grundschule (<= 10 Jahre) gefahren. Bis zum Nachbardorf gab es auf der ganzen Strecke nicht einmal Gehwege. Soll heißen: Für mich war es als Kind völlig normal, mich auf der Fahrbahn zu bewegen.

    Ich kann mich nicht daran erinnern, das als ungewöhnlich oder als gefährlich empfunden zu haben und meine Eltern haben auch nicht versucht, mir einzureden, dass ich das nicht tun sollte. Was wäre denn auch die Alternative gewesen?

  • Als ich Kind war, war für uns die Straße der Spielplatz. Wir sind dort Fahrrad und Skateboard gefahren, oder haben Fußball gespielt. Wenn ein Auto kam, sind wir beiseite gegangen oder sind daran vorbei gefahren.

    Lies, was ich zu 30-Zonen geschrieben hab. Ich bezweifle, dass dich deine Eltern auf der B 73 spielen ließen.