"So gut wie jeder Mensch ist fast jeden Tag zu Fuß unterwegs, denn Fußverkehr ist Basismobilität: Das Gehen ist die erste Art der Fortbewegung, die wir in unserem Leben lernen und die letzte, zu der wir am Ende unseres Lebens noch fähig sind. Selbst wenn wir dazu Hilfsmittel wie Rollatoren oder Rollstühle brauchen, zählen wir auf der Straße immer noch zum Fußverkehr."
Dieses Loblied auf den Fußverkehr wird auf Hamburgs offizieller Internetseite angestimmt.
Bei meinen bisherigen Besuchen in Hamburg hatte ich allerdings eher den Eindruck, dass diese Lobeshymne auf den Fußverkehr allenfalls ein frommer Wunsch ist. Als Fußgänger kommt man sich in Hamburg reichlich verloren vor, von Autos umzingelt, immer wieder zu langen Umwegen gezwungen und letztlich unerwünscht. Das ist leider nicht nur in Hamburg so, sondern in vielen Städten in Deutschland und der Welt. Und noch viel mehr auf dem Land, wo oftmals selbst auf kleinen Nebenstraßen der Fußverkehr (und der Fahrradverkehr) dem Autoverkehr vollständig untergeordnet wird.
Wie so oft, wenn die HAZ etwas zu aktuellen Themen sagen will, bei dem sie Angst hat, damit Leser abzuschrecken, versteckt sie es im Kulturteil. So auch dieser Artikel mit einem Lobgesang auf den Fußverkehr: Geht so! Vom 23.9.23 in der print-Ausgabe.
Darin heißt es: "Der Spaziergang ist eine kulturelle Errungenschaft, deren Bedeutung in unserem zunehmend funktionalisierten Alltag immer weiter abgenommen hat. Fast haben wir das Spazierengehen schon verlernt. Die neuen Innenstädte können eine Einladung sein, sich wieder daran zu erinnern. Denn in der Stadt geht es nicht länger nur darum, bestimmte Dinge schnell zu erledigen. Sie soll auch zum Verweilen einladen, zum Beispiel mit gastronomischen oder kulturellen Angeboten."
Diese "Verweil-Qualitäten" finden sich oftmals nur in Fußgängerzonen und selbst da sind sie rar, denn wer sich einfach so auf eine bereitstehende Bank setzt, der verzehrt am Ende womöglich nichts in der Außenbewirtschaftung der umliegenden Gastronomie-Betriebe. In Straßen mit Autoverkehr dagegen gilt Tempo 50 Richtgeschwindigkeit innerorts. Eine Kommune, die daran rüttelt, muss mit gerichtlichen Klagen rechnen, angestrengt aus Kreisen der Autofahrerschaft und unterstützt von deren Lobbyverbänden und den besonders autoaffinen Parteien.
Es ist eine Kunst in dieser Auseinandersetzung auch noch den Fahrradverkehr so zu positionieren, dass sich die Verkehrssituation für den Fahrradverkehr verbessert. Von den Fußgänger*innen oft als bedrohlich wahrgenommen und von den Autofahrer*innen als Verkehrshindernis verhasst, sind die Fürsprecher*innen für den Fahrradverkehr vielen Anfeindungen ausgesetzt.
Und doch bleibt es dabei: Fußverkehr ist Basismobilität und auf einer Skala der Verkehrsarten sehe ich den Fahrradverkehr sehr dicht bei dieser Basis stehen und den Autoverkehr sehr weit weg davon. Dieser Thread soll positive Beispiele darstellen, wie die Basismobilität zu Fuß gehen und die andere Form von Basismobilität, das Fahrradfahren, gut miteinander auskommen.
Der Thread soll aber auch dazu dienen, Probleme aufzuzeigen und Lösungsansätze vermitteln.