Putins Überfall auf die Ukraine

  • Da haben halt mal wieder ein paar Superschlaue vergessen, per Whatsapp-Umfrage ihre eigene Bevölkerung nach ihrer Meinung zu fragen, bevor sie im Auftrag handeln. Unser G7-Gipfel Gartenzwerg-Zipfel aufm Schloss (wo sonst?) wirds denen aber so richtig zeigen. Ohne Votum der eigenen Bevölkerung geht bei uns bekanntlich gar nichts!

  • Wobei ich mich frage, wenn man die zerstörten Städte in der Ostukraine anschaut, was will Russland dann mit einem völlig zerstörten Land anfangen. Ohne funktionierende Infrastruktur, kein Strom, kein Wasser, keine Arbeitsplätze, nix mehr. Dazu dann weitestgehend entvölkert.

    In diesem tagesschau-Bericht vom 11.6.22 wird geschildert, wie es der Bevölkerung von Mariupol unter russischer Besatzung ergeht. Hier ein Zitat aus dem Bericht:

    "Auch Medikamente sind in Mariupol offenbar Mangelware. Der oberste ukrainische Sanitätsarzt Kusin betont die Verantwortung Russlands: "Gemäß der Genfer Konvention ist der Besatzer-Staat verpflichtet, die Einwohner sowohl mit Lebensmitteln als auch mit Medikamenten zu versorgen. Der Besatzer-Staat muss auch die medizinischen Reserven auffüllen, die es vor der Okkupation gab."Ob das geschieht, lässt sich nicht überprüfen. Sollte Russland humanitären Korridoren nach Mariupol zustimmen, könnte die Ukraine Medikamente und Hilfe in die Stadt bringen, ergänzte Kusin. Doch offiziell ist nicht bekannt, ob darüber überhaupt verhandelt wird."

    Leben im besetzten Mariupol: Kaum sauberes Wasser, Arbeit für Essen
    Mariupol ist seit Wochen unter russischer Kontrolle. Staatsmedien inszenieren ein normales Leben in der Hafenstadt - wer Kontakt in die Stadt hat, hört…
    www.tagesschau.de

    Genau darauf aber kommt es an, nämlich dass verhandelt wird. Auch über die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, Lebensmittel und medizinischer Versorgung in besetzten Gebieten, wie in Mariupol.

    "Nach verschiedenen Schätzungen könnten dort aktuell noch etwa 100.000 Menschen unter der Besatzungsmacht Russlands leben." (ebenda)

    Laut Wikipedia lebten dort rund 440.000 Menschen vor dem Krieg.

    Die russischen Besatzer, so wird es in dem tagesschau-Bericht dargestellt, sind bemüht, in russischen Medien den Eindruck zu erwecken, dass die Bevölkerung ausreichend versorgt würde. Allerdings werden Hinweise aus der Bevölkerung erwähnt, die auf das Gegenteil hinweisen. In dem Artikel heißt es dazu:

    "Wie die Bewohner über ihre und die Zukunft ihrer Stadt denken, lässt sich kaum herausfinden. Aus Furcht vor Repressionen könnten sich viele nicht trauen ehrlich zu sprechen." Mit seinem ganz und gar völkerrechtswidrigen Angriffskrieg hat Russland gezeigt, dass es dann, wenn Russland es für richtig hält, auf internationale Vereinbarungen und Verpflichtungen keine Rücksicht nimmt.

    Trotzdem ist es natürlich enorm wichtig, dass jetzt Verhandlungen stattfinden, die zu mehr Transparenz darüber führen, wie die Situation in den besetzten Gebieten ist und die Russland dazu bewegen, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Zumal es ja auch gerade im russischen Interesse sein müsste, deutlich zu machen, dass der Bevölkerung geholfen wird. Allerdings hätte es auch im russischen Interesse sein müssen, dass Russland den Angriffskrieg nie begonnen hätte. Das ändert jedoch nichts daran, auch an dieser Stelle weiter auf Verhandlungen zu setzen, wenn es darum geht, das Leiden der Bevölkerung in den besetzten Gebieten zu lindern.

    Fatal wäre es, einfach zu erklären, die haben halt Pech gehabt und denen ist sowieso nicht mehr zu helfen. Das geht gar nicht!

  • Ich komm mit dem Wort "gewinnen" nicht klar. Nach meinem Verständnis steht man nach einem Gewinn besser als vorher da. In Anbetracht der angerichteten Zerstörung hat die Ukraine eigentlich schon verloren.

    "Im Krieg gibt es keine Gewinner, sondern alle sind Verlierer, ganz gleich, welche Seite sich zum Sieger erklären mag." Zitat von Arthur Neville Chamberlain,1937 - 1940 britischer Premierminister

    Das Problem ist: Derzeit halten es viele für sehr zutreffend, Putin mit Hitler zu vergleichen und halten es für die richtige Reaktion auf Putins Angriffskrieg, diesen vor allem mit militärischer Gegengewalt zu beantworten.

    Und wer anders darüber denkt, der wird als Pazifist beschimpft und mit Chamberlain verglichen, dessen "Appeasementpolitik" angeblich Schuld daran sei, dass es zum Zweiten Weltkrieg überhaupt erst gekommen ist.

  • Das ist nicht "Radio Moskau" oder "Russia Today", sondern die ARD, die darüber berichtet, dass der ehemalige ukrainische Staatspräsident Juschtschenko (2005 - 2010) die Kampfkraft der ukrainischen Truppen mit Müsliriegeln stärken will, auf denen Stepan Bandera abgebildet ist. Der wird von vielen Ukrainern als Freiheitskämpfer verehrt, ist aber mitverantwortlich für die Ermordung von mehreren tausend Juden zu Beginn des Einmarsches der Wehrmacht in die Sowjetunion im Sommer 1941 durch milkizen von Banderas Partei OUN-B. (OUN-B = Organisation Ukrainischer Nationalisten, das B steht für banderiwzi, also „Banderisten“ oder „Bandera-Leute“)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Bandera Link zu Wikipedia

    "Im Januar 2010 verlieh der damalige ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko Bandera postum den Ehrentitel Held der Ukraine." (ebenda)

    Diese Ordensverleihung kann ich nur schwer verstehen. Immerhin war Juschtschenkos "Vater wie mehrere tausend sowjetische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges in den deutschen KZ Auschwitz und Flossenbürg inhaftiert." https://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Juschtschenko

    Jetzt will der ukrainische Ex-Präsident Viktor Juschtschenko "... den Kampfgeist ukrainischer Soldaten mit Honigriegeln und nationalistischen Logos stärken. "Das ist der von allen geliebte Honig, der aus den Bienenstöcken der Heimat großer Ukrainer stammt", schrieb der 68-Jährige bei Facebook. In einer ersten Lieferung sollen 25.000 Packungen mit den Bildnissen des Nationaldichters Taras Schewtschenko und des umstrittenen ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera an die Front gehen. Der Honig stamme aus den Geburtsorten von Schewtschenko und Bandera in dem zentralukrainischen Gebiet Tscherkassy und dem westukrainischen Iwano-Frankiwsk. "Es gibt keine gemeinsame Sprache mit den Moskowitern. Und beim Honig ebenso", heißt es auf der mit Bandera verzierten Packung."

    ZDF vom 12.8.2022 https://www.tagesschau.de/newsticker/liv…reitag-165.html

    Natürlich rechtfertigt der Bandera-Kult in der Ukraine nicht den Angriffskrieg der Russischen Föderation. Aber solche Vorgänge in der Ukraine dürfen nicht im Interesse einer vorbehaltlosen Solidarität mit der Ukraine unter den Teppich gekehrt werden. Es gibt gute Gründe, wachsam zu sein, denn für eine Friedenslösung muss nicht nur Russland seinen Angriffskrieg beenden und die Propaganda von einer von Nazis regierten Ukraine einstellen. Es macht darüber hinaus keinen Sinn, wenn in der Ukraine am Bandera-Kult festgehalten wird.

    Link zu einem 8-minütigen dlf-Podcast vom 13.4.2022: https://www.deutschlandfunkkultur.de/bandera-kult-ukraine-100.html

    2 Mal editiert, zuletzt von Ullie (14. August 2022 um 11:43) aus folgendem Grund: Namensschreibung korrigiert, Absatz aus Wikipedia eingefügt zum Namen OUN, Link zum DLF-Beitrag über Bandera

  • Na, das werden die Russen schon vorgeahnt haben und gibt Ihnen selbstverständlich jedes Recht, das Land in weiser Voraussicht zu überfallen.

    Wir sollten sofort die Sanktionen gegen Russland aufheben. Wenn wir das nur geahnt/gewusst hätten.

  • Na, das werden die Russen schon vorgeahnt haben und gibt Ihnen selbstverständlich jedes Recht, das Land in weiser Voraussicht zu überfallen.

    Wir sollten sofort die Sanktionen gegen Russland aufheben. Wenn wir das nur geahnt/gewusst hätten.

    Da ich solche Einwände bereits ahnte, habe ich inzwischen, während Sie Ihren Beitrag schrieben, den letzten Absatz angefügt. Knapp zusammengefasst:

    Die Russische Föderation hat nicht das Recht, einen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu führen.

    Es gibt aber auch keinen Grund, die Augen davor zu verschließen, was auf russischer Seite und was auf ukrainischer Seite einer Friedenslösung im Wege steht.

  • was steht denn einer Friedenslösung entgegen auf der jeweiligen Seite?

    Russland: Putin wohl generell gerade, Wirtschaftssanktionen treffen RUS offensichtlich noch nicht genug, woran Deutschland nicht ganz unschuldig ist, die UN ist und bleibt ein zahnloser Tiger, Länder wie China, Indien und vielen auf den afrikanischen Kontinent ist es egal bzw. versuchen nicht nur die Nachteile ausbaden zu müssen sondern verständlicherweise auch entstehende Chancen zu nutzen. RUS hat offensichtlich immer noch zu viel Waffen, zu viel Soldaten.

    Ukraine: möchte aus verschiedenen Gründen nicht Teil von RUS werden.

  • was steht denn einer Friedenslösung entgegen auf der jeweiligen Seite?

    Ukraine: möchte aus verschiedenen Gründen nicht Teil von RUS werden.

    Zunächst einmal muss es unbedingt einen Waffenstillstand geben!

    Leider versucht gerade die CDU eine Stimmung im Deutschland herbeizureden, die vor allem dazu anreizt, vollumfänglich ukrainischen Maximalforderungen in Bezug auf Kriegsziele ein zu eins zu übernehmen:

    "Friedrich Merz hält eine Vermittlerrolle Deutschlands im Ukraine-Krieg für ausgeschlossen. „Ich sage es mal losgelöst von Personen: Die Bundesrepublik Deutschland hat in diesem Konflikt keine Vermittlerrolle“, sagte der CDU-Vorsitzende. „Wir stehen gemeinsam mit Europa auf der Seite der Ukraine und sind damit nicht neutral in diesem Konflikt.“ Dies sagte er der Deutschen Presse Agentur."

    Was bedeutet es denn auf der Seite der Ukraine zu stehen?

    "Gerade hat der ukrainische Parlamentspräsident betont:

    "Dieser Krieg wird nur enden mit einem Sieg der Ukraine", sagte Stefantschuk dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Freitagausgaben). Das bedeute auch die Rückgewinnung des gesamten Territoriums, das zur Ukraine gehört.

    "Für uns ist die Krim ein integraler Bestandteil der Ukraine sowie es beispielsweise Bayern für Deutschland ist. Und deshalb beabsichtigen wir wirklich, alles zurückzuholen, was zur Ukraine gehört.""

    Quelle: AD HOC NEWS vom 12.8.22: https://www.ad-hoc-news.de/ausland/der-uk…eftigt/62928163

    Oder meint Merz das gar nicht so, wie ich es dargestellt habe?

    "Die Ukraine müsse den Krieg gewinnen – in dem Sinne, dass sie die russische Armee zumindest bis an die Kontaktlinie zurückdränge, die vor Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 bestanden habe, sagte Merz." Das sagte Merz am 17.6.22 in einem Interview mit der Zeitung "Welt".

    Was gilt denn nun, Herr Merz? Wie weit soll die Unterstützung der Ukraine gehen?

    Das werden voraussichtlich in wenigen Wochen sehr viele Menschen Deutschland sehr genau wissen wollen. Bislang gab es ein Drei-Monats-Hoch dank billigem Reisen mit den Öffis bundesweit. Idiotischerweise als Nebenerscheinung von gegen Russland gerichtete Sanktionen von Erdöl.

    Denn eigentlich sollten ja die Autofahrer profitieren. Die behaupten aber, die Ölmultis hätten die Steuererleichterungen nicht weiter gegeben. Und überhaupt behaupten Autofahrer ja grundsätzlich immer, sie seien die "Melkkühe" der Nation. ;)

  • Ein Waffenstillstand würde zwischen der Ukraine und Russland verhandelt. Denn dieses sind die Konfliktparteien.

    Momentan scheint es da zwischen den beiden Probleme zu geben. Irgendwie will Russland keinen. Warum auch immer.

    Natürlich könnte die BRD die Ukraine nicht mehr unterstützen. Steht ihr völlig frei. Aber spätestens beim Baltikum stellt sich die Frage dann nicht mehr. Oder bei Rumänien. Wahrscheinlich wirds schon problematisch mit dem raushalten, wenn sich Russland Georgien und Aserbaidschan einverleibt, weil das würde der NATO Partner Türkei wohl nicht mehr so entspannt sehen. Und der schießt gerne in andere Länder.

    Es ist übrigens völlig egal, was Du davon hältst, wer wie wo was in der Ukraine für eine Meinung von Bandera hat. Zumindest für die UA. Ist das Problem der Ukraine. So wie es der völlig egal sein kann, was die AFD hier sagt. Dürfen sie eine Meinung haben, ist aber unser Problem.

    Erstaunlich übrigens, dass Du nicht ständig darauf hinweist, aber in Russland gibts nicht wenige, die finden Stalin auch ganz super. Und der war doch noch eine ganz andere Nummer als Bandera.

  • Mit diesem Beitrag haben Sie sich wortreich um eine Antwort drumherum gedrückt. Und befinden sich da in guter Gesellschaft. In dieser Bundesregierung hat anscheinend so wenig wie in der Opposition jemand Lust darauf, die Antworten zu geben, die nötig sind, eine langfristige Unterstützung durch die Bevölkerung für Maßnahmen zur Sanktionierung der Russischen Föderation und Unterstützung der Ukraine auch dann aufrechtzuerhalten, wenn damit gravierende Einschränkungen in der Bevölkerung in Deutschland verbunden sind.

    Solche Worthülsen wie...

    Es ist übrigens völlig egal, was Du davon hältst, wer wie wo was in der Ukraine für eine Meinung von Bandera hat.

    ... können Sie mir hier im Forum mir gerne nach Lust und Laune um die Ohren hauen. Aber solche Worthülsen ersetzen keine Antworten.

    Vielen Dank für den Hinweis auf die Stalin-Verehrung in der Russischen Föderation. In einem Interview mit der Welt sagt Walter Brakl von der Konrad-Adenauer-Stiftung über Putins Verhältnis zu Stalin (im Vergleich zu Lenin):

    "Putin lobt an der Sowjetunion ihren Status als Supermacht, ihre nationale Stärke, ihren Triumph im Zweiten Weltkrieg. Diese Dinge schreibt er Stalin zu. Lenin dagegen steht in seinen Augen für den Kollaps des Zarenreichs, die Niederlage im Ersten Weltkrieg, sinnlose Zugeständnisse an die nicht-russischen Nationalitäten, in erster Linie die Ukrainer. Seit einigen Jahren ist auch der Jahrestag der Oktoberrevolution kein Feiertag mehr. Stattdessen feiern die Russen am gleichen Tag nun die Befreiung Moskaus von der polnischen Besetzung 1612."

    Welt vom 16.3.22 https://www.welt.de/geschichte/art…kritisiert.html

    Die Abermillionen Opfer der Stalin-Diktatur verdrängt Putin ebenso wie andere Stalin-Verehrer in der Russischen Föderation in den Hintergrund.

    Bandera war ein Gegenspieler Stalins. Aus Sicht mancher Ukrainer DER GEGENSPIELER Stalins. Auch in diesem Fall werden die Opfer des "Helden" in den Hintergrund verdrängt. Ein weiterer Hinweis darauf, welche Hürden überwunden werden müssen, um einer Friedenslösung näherzukommen.

  • Ihre Antwort ist lustig. Ob, wie und wie lang die Leute hier in diesem Land willig sind die Ukraine zu unterstützen, wird sich zeigen.

    Mit Sicherheit weniger lang, als es nötig wäre. Da kann man wahrscheinlich leider die Analogie zum Klimawandel ziehen.

    Unwahrscheinlich, dass sich da viel bewegt, die Leute fahren ja auch lieber Auto mit teurem Benzin, als Bahn oder Radl.

    Es werden also die meisten wenns um 19- 21°C Wohnzimmer-Temperatur im Winter geht, lieber 24°C haben wollen, solange es nur die Ukrainer betrifft.

    Aber viel wichtiger wäre die Antwort auf das Problem, wie man Russland zu einem Waffenstillstand bringen will, oder dem beenden des Kriegs. Davon reden Sie doch ständig.

    Da kommt immer nur wäre wichtig, muss man machen, sollte passieren.

    Wie denn genau?

  • Aber viel wichtiger wäre die Antwort auf das Problem, wie man Russland zu einem Waffenstillstand bringen will, oder dem beenden des Kriegs. Davon reden Sie doch ständig.

    Da kommt immer nur wäre wichtig, muss man machen, sollte passieren.

    Wie denn genau?

    "Putin repräsentiert Faschismus in neuem Gewand

    FR vom 30.07.2022 von Martin Benninghoff

    Die Friedensaktivistin Angelika Claußen und der Sozialdemokrat Karl Adam über den Ukraine-Krieg, den Umgang mit Moskau und politische „Lebenslügen“.

    Frau Claußen, Herr Adam, mit der Bitte um kurze Antworten: Kann die Ukraine diesen Krieg gewinnen, den Russland begonnen hat?

    Adam: Ja.

    Claußen: Nein.

    Soll Deutschland Waffen an die Ukraine liefern?

    Adam: Ja.

    Claußen: Nein.

    Kann man mit Kremlchef Wladimir Putin verhandeln?

    Claußen: Schwierig, aber ja.

    Adam: Nein."

    Es lohnt sich, das ganze Interview zu lesen, die gegensätzlichen Standpunkte, die auch schon hier im Forum deutlich wurden, werden gut erläutert.

    https://www.fr.de/politik/ukraine-news-putin-russland-krieg-streitgespraeche-linke-interview-91694060.html FR vom 30.7.22

    Das Datum des Interviews ist deshalb besonders interessant, weil es wenige Tage nach einem gezielten Raketenangriff der Armee der Russischen Föderation auf den Hafen von Odessa erfolgte: "Auf Hoffnung folgt Ernüchterung: Einen Tag nach der Unterzeichnung eines Abkommens zur Ausfuhr von Getreide und anderer landwirtschaftlicher Güter hat Russland nach ukrainischen Angaben eine Getreideverarbeitungsanlage am Hafen von Odessa angegriffen."

    Das berichtete der Merkur am 24.7.2022 und übernimmt dabei die ukrainischen Angaben zum Ziel des Raketenangriffs.

    https://www.merkur.de/politik/ukraine-news-getreide-abkommen-odessa-russland-krieg-konflikt-un-eu-tuerkei-91684709.html Merkur vom 24.7.22

    "Der Kreml hat den Raketenangriff auf die Hafenstadt Odessa eingeräumt. Als Grund nennt das Verteidigungsministerium die Zerstörung von US-Waffen. Die Regierung in Kiew sieht den Vertrag über die Wiederaufnahme von Getreidelieferungen in Gefahr."

    Das berichtet die tagesschau ebenfalls am 24.7.2022 und erwähnt die russischen Angaben zum Ziel des Raketenangriffs. Die ukrainischen Angaben zu dem Raketenangriff werden in dem tagesschau-Bericht ebenfalls erwähnt.

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-odessa-107.html tagesschau vom 24.7.22

    Inzwischen scheint sich das Abkommen zu den Getreidelieferungen zu bewähren. Allerdings halte ich es für übertrieben, daraus gleich eine Trendwende abzuleiten, die auf baldige Waffenstillstandsverhandlungen oder gar ein Friedensabkommen hindeuten. Aber vielleicht trägt das Abkommen dazu bei, diese fortgesetzte "Verteufelung" Putins ein bisschen auszubremsen, denn diese "Verteufelungs-Taktik" hilft erst recht nicht weiter. Und dass Putin kein "Friedensengel" ist, das ist ohnehin hinlänglich bekannt.

    Aber es scheint manchen Medien eine diebische Freude zu bereiten, keine Gelegenheit auszulassen, Putin als "lupenreine" Ausgeburt der Hölle darzustellen. Und hier in Hannover, wo der Altkanzler wohnt, der Putin einmal einen lupenreinen Demokraten genannt hat, scheinen bei einigen Genossen sämtliche Sicherungen durchzubrennen, weil das Schiedsgericht Schröder nicht, wie von manchen gehofft, aus der Partei ausgeschlossen hat. Geht's noch?

  • Deutschland ist nicht im Krieg.

    Es ist schon bezeichnend, dass das so betont werden muss, denn viele Meldungen zum Ukraine-Konflikt und ein Teil der Berichterstattung erwecken bisweilen den Eindruck, Deutschland selbst sei Kriegspartei.

    Dazu kommen aktuell die Anschläge auf Nordstream I und II. Obwohl dabei nicht klar ist, wer für die Sabotage verantwortlich ist.

    Und dann prescht auch noch Karl Lauterbach nach vorne mit einer Twittermeldung:

    "Als erster Bundesminister hat Gesundheitsressortchef Karl Lauterbach davon gesprochen, dass sich Deutschland mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „im Krieg“ befinde. Der SPD-Politiker benutzte die Formulierung am Samstagabend auf Twitter in einer Reaktion auf den Vorschlag von Philosoph Richard David Precht, einzelne Nato-Staaten sollten Russland garantieren, dass die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen werde, um so den Boden für Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs gegen das Land zu bereiten."

    Welt vom 3.10.22 https://www.welt.de/politik/auslan…derspricht.html

    Immerhin hat sich Lauterbach seine Aussage mittlerweile relativiert:

    "Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat seine Aussage, dass sich Deutschland mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin "im Krieg" befinde, relativiert."

    ZDF vom 4.10.22 https://www.zdf.de/nachrichten/po…ssland-100.html

    Ich halte nichts von diesem "verbalen Aufrüsten". Natürlich liegt die Versuchung nahe, die anstehenden empfindlichen Teuerungen bei den Energiepreisen damit "schönreden" zu wollen, dass in einem Krieg nun mal Opfer zu bringen seien. Das wird nicht funktionieren und davor kann man nicht genug warnen.

    Und auch den Grünen muss klar sein, dass sie sich mit so einer Rhetorik auf gefährlich dünnes Eis wagen würden. Stattdessen muss klar zum Ausdruck gebracht werden: Für eine Verkehrswende, mehr Nachhaltigkeit und mehr Klimaschutz sind keine Opfer zu bringen, sondern es sind Chancen, ein angenehmeres, entspannteres und ja: Letztlich auch ein bequemeres Leben zu führen!

    Leider hat man bisweilen den Eindruck, die Grünen setzen auf den Opferkult: Da wir sowieso gezwungen sind, uns von den Energierohstoffen aus "Putins Tyrannenstaat" loszusagen, müssen wir jetzt die Opfer auf uns nehmen, die der Boykott uns abverlangt. Und wenn wir nur genug Opferbereitschaft zeigen, dann gewinnen wir nicht nur unsere Energiehoheit zurück in Deutschland und der EU, sondern tun auch was für den Klimaschutz. Dieses Kalkül wird nicht aufgehen, befürchte ich. Damit verschreckt man mehr Menschen als dass man sie gewinnt.

  • Deutschland ist nicht im Krieg.

    Wir sind Teil eines Stellvertreterkriegs, jedenfalls nach meinem Verständnis. Es ist ein Krieg zwischen autoritären und liberalen Systemen, stellvertretend ausgetragen zwischen Russland und der Ukraine, mit massiver Unterstützung durch den "liberalen Westen" auf der einen Seite und mäßiger Unterstützung durch andere autoritäre Staaten.

    Gestern haben Unbekannte die Deutsche Bahn sabotiert (eigentlich braucht man das nicht, schafft die auch alleine). Russland gehört zu den Verdächtigen, nach dem Motto "Ihr macht unsere Brücke kaputt, wir eure Bahn". Vielleicht waren's aber auch Fußballfans (HSV hatte gestern Heimspiel, Pauli war in Braunschweig). Oder es waren die Antifas, welche die Nazis an der Anreise zur gestrigen Nazi-Demo in Berlin hindern wollten. Oder vielleicht auch eine False-Flag-Operation durch Deutschland selbst: "Seht her, wir müssen nur zwei Glasfaser-Kabel zerschneiden, dann steht alles still. Sichert euren Mist besser ab!".

    Wir wissen nicht, wer's nun tatsächlich war. Aber uns muss klar sein, dass unsere Kritische Infrastruktur teils mit einfachsten Mitteln angreifbar ist, und dass wir mit der Unterstützung der Ukraine Motivation schaffen, dass solche Angriffe tatsächlich durchgeführt werden.

    Ich bin in der IT tätig für ein Unternehmen, das ein interessantes Ziel für IT-Angriffe sein könnte. Für mich stand schon Ende Februar fest: Wir befinden uns im Krieg mit Russland.

    Eine persönliche Forderung daraus: Wir müssen unsere Infrastruktur besser gegen Angriffe schützen, mit passiven Mitteln. Zum Beispiel IT-Sicherheits-Lücken konsequent schließen und nicht neue aufreißen. Und was die Bahn angeht: Leitungen vielleicht nicht nur mit nem kleinen Beton-Deckel abdecken, sondern physikalisch besser vor Vandalismus schützen.

    Und auch den Grünen muss klar sein, dass sie sich mit so einer Rhetorik auf gefährlich dünnes Eis wagen würden. Stattdessen muss klar zum Ausdruck gebracht werden: Für eine Verkehrswende, mehr Nachhaltigkeit und mehr Klimaschutz sind keine Opfer zu bringen, sondern es sind Chancen, ein angenehmeres, entspannteres und ja: Letztlich auch ein bequemeres Leben zu führen!

    Der durchschnittliche Mensch denkt aber nur von zwölf bis mittags. Probleme die erst am Nachmittag auftreten könnten, sind noch so weit weg, die interessieren doch jetzt nicht. Irgendwas zu ändern ist unbequem, uns es läuft doch? Warum also irgendwas ändern?

    Die Grünen reden seit Jahrzehten, gebracht hat's kaum was.

    (Achtung: Sarkasmus!!) Wladimir Putin ist mein Held. Er schafft in Sachen Klimaschutz in Monaten, was zuvor jahrzehntelang blockiert und verpennt wurde.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Vielleicht waren's aber auch Fußballfans

    Auch wenn das wohl nicht ganz ernst gemeint war:

    Es wurden innerhalb von kurzer Zeit sowohl die Hauptleitung in Herne als auch die Backup-Leitung in Berlin zerstört.

    Dafür braucht mal schon etwas mehr Planung als ein paar Fußballfans normalerweise haben.

  • Gestern haben Unbekannte die Deutsche Bahn sabotiert (eigentlich braucht man das nicht, schafft die auch alleine). Russland gehört zu den Verdächtigen, nach dem Motto "Ihr macht unsere Brücke kaputt, wir eure Bahn".

    Bis steht lediglich fest, dass eine, Explosion die 19 km lange Krim-Brücke an einer Stelle stark beschädigt hat. Die Morgenpost schreibt, es sei eine Bombe in einem LKW gewesen.

    Wie kommst du auf die Idee, dass die gestern durch Sabotage beschädigten Kabel der Deutschen Bahn, mit der Folge temporärer Zugausfälle vor allem in Norddeutschland, ein Racheakt von Russland sei, weil "wir" die Krim-Brücke "kaputt gemacht" haben? Vielleicht deshalb, weil in Niedersachsen heute gewählt wird? Und Putin freie Wahlen ein Graus sind? ;)

    Wir sind nicht im Krieg gegen Russland. Auch nicht in einem "Stellvertreterkrieg".

    Es ist ein Krieg zwischen autoritären und liberalen Systemen, stellvertretend ausgetragen zwischen Russland und der Ukraine, mit massiver Unterstützung durch den "liberalen Westen" auf der einen Seite und mäßiger Unterstützung durch andere autoritäre Staaten.

    Wenn ich mir den Nato-Bündnispartner Türkei anschaue, dann frage ich mich schon, wie tragfähig deine Einschätzung ist vom "Krieg der Welten", oder nimm das von einem Diktator (O-Ton EU-Kommissionschef Juncker) regierte EU-Mitgliedsland Ungarn.

  • Sag ich ja auch, ihm gebührt der neu zu schaffende Klimanobelpreis ...

    ... posthum ...

    Nicht jeder fasst einen solchen Satz ironisch auf. Leider habe ich an den Wahlkampfständen in Niedersachsen erlebt, dass es Leute gibt, die das genau so meinen, dass Putin im Grunde den "Klimanobelpreis" verdient hätte. Hinweise auf die Kohleverstromung und der Forderung nach einem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke in Deutschland jedoch wirken dann schnell ernüchternd.

  • Russland ist seit vielen Jahren wieder im Krieg mit Deutschland, nach einer kurzen Pause dank Gorbatschow , wie mit dem gesamten Westen.

    Vielleicht solltest Du mal zuhören, was der Mann so vor sich hinredet, und das nicht erst seit 24.2.

    Wir haben nur bis jetzt in diesem Land ganz fest unsere Augen zugedrückt und uns die Ohren zugehalten. Aber seit Februar ist es ziemlich schwer, sich dem zu entziehen, was in RUS im offiziellen Staatsfernsehen läuft und gesprochen wird.