Neuer Kreisverkehr am Schiffertor

  • An der Schiffertorskreuzung wird der nächste Kreisverkehr gebaut. Das Spannende an dieser Kreuzung ist, dass an ihrer Westseite drei Fahrrad-Hauptrouten zusammentreffen: https://www.google.de/maps/@53.60154…m/data=!3m1!1e3

    Von Nordwesten der Hellmut-Ernst-Mierecke-Weg (Schulweg zum Vincent-Lübeck-Gymnasium, zur BBS und Hauptweg für Fußgänger und Radfahrer zur Stadthalle), nach Südwesten der Synold-Klein-Weg und nach Süden/Südosten der Georg-Christoph-Lichtenberg-Weg, der die Verlängerung von Stades erster Fahrradstraße darstellt. Ein Kreisverkehr ist daher für Radfahrer an dieser Stelle keine geeignete Lösung, weil man dann nordwärts entweder dreiviertel des Kreises umfahren muss (was niemand machen wird), oder den direkten Weg verkehrt herum wählt (was in der Planung sogar so vorgesehen ist).

    Ich kannte die Planungen schon vorher und war daher auch über das Ergebnis nicht überrascht. Alle Einwände wurden vorher vom Tisch gewischt. Heute wurde nach Abschluss des ersten Bauabschnittes die Verkehrsführung geändert und man kann sich in Teilen schonmal anschauen, was die Stadt da wieder verbockt.

    Typisch für Stader Kreisverkehre sind die abrupten Verschwenkungen der Radwege direkt vor der Überfahrt. Während die StVO nur vorsieht, das Verlassen des Kreisverkehrs anzuzeigen, ist man hier gut beraten, Handzeichen zu geben, wenn man dem Kreisverkehr folgen will. Dabei aber bitte nicht mit dem ausgestreckten Arm am Laternenmast hängen bleiben und auch einhändiges Bremsen will geübt werden, während man gleichzeitig den Kopf nach hinten dreht, um den rückwärtigen Kraftverkehr einzusehen.

    Zebrastreifen und Radwegfurt fehlen hier noch, aber egal: Hier ist ja seit heute der Autoverkehr freigegeben und im Winter geht doch sowieso niemand zu Fuß (oder fährt gar Fahrrad). Das Wort "Radwegende" hat man hier auch wörtlich genommen und wer in die Falle getappt ist, diesen Mist zu benutzen, darf dann später zusehen, wie er sich beim Verlassen des Kreisverkehrs in den Fahrbahnverkehr einfädelt. Gut, dass es die ERA 2010 genau anders herum vorsieht: Vor dem Kreisverkehr auf die Fahrbahn und hinterher ggf. wieder runter auf den Radweg, wenn einer da ist, und ansonsten weiter auf der Fahrbahn.

    So geht es weiter: Das Wort "Kreisverkehr" trifft für Radfahrer an diesen Stader Sonder-Konstrukten nicht zu, sondern Radwege umlaufen einen Kreisverkehr immer im Zickzackkurs (ich hoffe, das ist durch die Absperrung hindurch zu sehen). Der Knick im Vordergrund ist der Übergang der Radwegfurt als Teil des "Kreises" und damit der Weg des gegenüber den von rechts in den Kreisverkehr einfahrenden Radlingen vorfahrtberechtigten Radverkehrs.

    Hatte ich schon geschrieben, dass Stader Kreisverkehre in der örtlichen Unfallstatistik auffällig sind?

    Der Hammer ist aber gerade die "Radverkehrsführung" in der Baustelle: Sie ist schlichtweg nicht vorhanden. Egal, aus welcher Richtung man kommt, endet die Reise mit dem Fahrrad an einem [Zeichen 254] .

    Für Fußgänger hat man immerhin eine Umleitung durch die Unterführung ausgeschildert. Die Treppe auf der anderen Seite ist aber auch gesperrt und die steile Rampe daneben ist bestimmt für Menschen mit Gehhilfe, Kinderwagen oder artig ein Fahrrad schiebend vor allem bei Eisglätte unlustig.

    Aus Richtung des Stadeums (Stadthalle) hat man unmotiviert eine Umleitung ausgeschildert, die auf einer Wiese endet und danach an der Schiffertorsstraße ohne Querungsmöglichkeit. Dafür hat man aber noch extra ein [Zeichen 254] spendiert, damit niemand durch die Absperrschranke in den Bauzaun geisterradelt (was hier nicht nur bei verkorksten Baustellenführungen sehr beliebt ist).

    Sie können es nicht nur nicht, sondern sie wollen es anscheinend nicht einmal können. Genausogut hätte man aus allen Richtungen für den Radverkehr einen 3m hohen Mittelfinger aufstellen können.

  • uff. also die Ausgangslage ist schon kacke (Platz, Verkehr, Fahrbeziehungen). Und bestimmt auch nicht "gut" für alle unter einen Hut zu bekommen. Aber sowas ist halt echt übel.

    Ich mag gar nicht so recht glauben, dass ein Planungsbüro das erstellt hat. :/

  • Ist das einer der Kreisverkehre, bei denen ich mir bei dieser Einzel-Critical-Mass im letzten Herbst einen Drehwurm geholt habe? Da wird man ja tatsächlich geradezu mit Ansage „übersehen“. Wenn die Radverkehrsführung den übrigen Verkehr maximal im Unklaren lässt, ob ich jetzt abbiege oder geradeaus fahren möchte, wenn ich um den Kreisverkehr herumdüse, ist das ein ähnlich imposanter Mist wie Zeichen 205 für kreiselnde Radlinge.

  • Dieser Kreisverkehr ist noch im Bau und das Bild zeigt nur, dass dort der selbe Fehler gemacht wird wie an allen anderen Stader Kreisverkehren auch. Die abrupten Verschwenkungen der "Radwege" direkt neben der Radwegfurt sind an fast allen Kreisverkehren zu finden, während man den Kreisverkehr tangential verlässt und natürlich niemand auf die Idee kommt, das gefühlte Geradeausfahren durch Handzeichen rechts anzuzeigen.

    Jeder sechste Unfall vom Typ "Einbiegen-/Kreuzen-Unfall" ereignete sich in den letzten Jahren an einem der 11 Kreisverkehre im Stadtgebiet mit umlaufenden "Radwegen".

    Hier noch andere Stellen

    Einmal editiert, zuletzt von Yeti (11. Januar 2022 um 11:06)

  • Kreisverkehre sind eine Form von Verkehrsinfrastruktur, die einzig und allein dem imaginären Verkehrsfluss der Autofahrenden geschuldet sind. Bei den Fahrradfahrenden finden sie deshalb nur geringe Akzeptanz.

    Die orangen Pfeile zeigen, wie rund 80 bis 90 % der Fahrradfahrenden von dem engeren Teil der Küchengartenstraße unter Auslassung des Kreisels direkt in die Haasemannstraße fahren. Gilt genau so auch für die darauf folgende Einfahrt in die Gartenallee.

    Die grünen Pfeile zeigen den 7x längeren, rund 140 m langen aber korrekten Fahrweg. Vereinzelt steigen Fahrradfahrende auch ab und schieben das orange eingezeichnete Stück, womit sie sich rechtssicher verhalten und trotzdem schneller sind, als wenn sie dem grünen Pfad fahrend folgten.

    Die orange eingezeichnete Wegstrecke beträgt ca. 20 m, der korrekte grüne Weg hat ca. 140 m.

    In dem verlinkten Kartenausschnitt kommt der schmalere Teil der Küchengartenstraße, dort startet der orange Pfeil, von oben ins Bild. Die Haasemannstraße gehen nach oben rechts, die Gartenallee nach rechts ab. https://www.google.com/maps/place/Fra…811!4d9.7125063

    Von Nordwesten der Hellmut-Ernst-Mierecke-Weg (Schulweg zum Vincent-Lübeck-Gymnasium, zur BBS und Hauptweg für Fußgänger und Radfahrer zur Stadthalle), nach Südwesten der Synold-Klein-Weg und nach Süden/Südosten der Georg-Christoph-Lichtenberg-Weg, der die Verlängerung von Stades erster Fahrradstraße darstellt. Ein Kreisverkehr ist daher für Radfahrer an dieser Stelle keine geeignete Lösung, weil man dann nordwärts entweder dreiviertel des Kreises umfahren muss (was niemand machen wird), oder den direkten Weg verkehrt herum wählt (was in der Planung sogar so vorgesehen ist).

    Es ist gut, dass es in der Planung für den neuen Kreisel in Stade vorgesehen ist, dass Fahrradfahrer*innen den direkten Weg verkehrt herum wählen können, um sich Kreiselumfahrungen zu ersparen. Weniger gut ist die Kreiselplanung selbst. Solche Planungen finden in der Regel erst mal viel Zustimmung bei den Autofahrenden, weil die den Märchen glauben, dass damit der Verkehrsfluss verbessert werde, die Kapazität eines Kreuzungspunktes erweitert wird und andere "Verkehrsfluss-Ammenmärchen".

    Zum Beispiel: "Nie mehr vor der Roten Ampel warten müssen." Da werden Märchen war, denkt sich da manche Autofahrerin und mancher Autofahrer. Bis sie dann je nach Verkehrszunahme eines Tages erneut vor einem dann beampelten Kreisel an der gehassten roten Ampel warten müssen. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, dass genau das auch bei Stades neuem Kreisel der Fall sein wird. Viele Millionen Euro wurden verpulvert um eine Schimäre zu bauen, die den Verkehrsinfarkt verhindern sollte, ihn aber tatsächlich verstärkt hat.

    Immerhin bleibt es den Radfahrenden an diesem Kreisel in Stade erspart wegen dieses Autowahns täglich zum Absteigen und Schieben zu greifen, ordnungswidrig verbotene Wege zu fahren oder Umwege in Kauf zu nehmen. Dafür verstärkt die Kreisel-Konstruktion einmal mehr das Lamento der Autofahrerschaft über angebliche Radfahr-Rowdies, die sich angeblich illegal verhalten und die sich wohl alles erlauben könnten, ohne dass die Ordnungsmacht eingreift.

    Leider habe ich auf dem verlinkten googlemaps-Ausschnitt aus Stade nicht alle angegebenen Wege wiedergefunden. Sind da welche nicht hinterlegt bei google-maps?

    Es handelt sich aber doch um diese Baustelle: tageblatt.de vom 15.10.2021?

    https://www.tageblatt.de/lokales/stade_artikel,-kreiselbau-am-schiffertor-deswegen-drohen-jetzt-verz%C3%B6gerungen-_arid,2286256.html

  • Jeder sechste Unfall vom Typ "Einbiegen-/Kreuzen-Unfall" ereignete sich in den letzten Jahren an einem der 11 Kreisverkehre im Stadtgebiet mit umlaufenden "Radwegen".

    In Stade werden neue Kreisverkehre gebaut, in Hannover werden Kreisverkehre zurückgebaut:

    HAZ vom 4.6.2012 zum Rückbau des Klagesmarktkreisels:

    "Rückbau des Kreisels hat begonnen"

    Rückbau des Kreisels hat begonnen
    Sechs Millionen Euro Kosten, anderthalb Jahre Bauzeit – die Stadt macht Ernst am Klagesmarktkreisel. Seit Montag müssen Autofahrer sich an neue…
    www.haz.de

    Und so sieht es dort nach dem Umbau aus:

    Satellitenbild auf googlemaps, so gedreht, dass es der Perspektive des ersten Bildes entspricht:

    Goseriede · 30159 Hannover
    30159 Hannover
    www.google.de

    Und hier noch mal ein googlestreetview-Bild von 2008 aus der selben Blickrichtung:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.de

    Der Klagesmarktkreisel war einmal Unfallschwerpunkt, besonders viele Radfahrer wurden zu Unfallopfern siehe auch Bericht der HAZ vom 20.3.2012

    "Unfallschwerpunkte: Zu den Unfallschwerpunkten im Stadtgebiet zählen weiterhin der Deisterplatz (105 Unfälle), der Ricklinger Kreisel (98 Unfälle) und der Klagesmarktkreisel (42 Unfälle). Dort kommt es häufig zu Zusammenstößen, weil Autofahrer unachtsam zwischen den Spuren wechseln oder Radfahrer übersehen."

    Zahl der Verkehrsunfälle nimmt zu
    Die Zahl der Verkehrsunfälle in Hannover und Umland nimmt wieder leicht zu. Am Dienstag hat Polizeivizepräsident Thomas Rochell die Unfallstatistik 2011…
    www.haz.de
  • Leider habe ich auf dem verlinkten googlemaps-Ausschnitt aus Stade nicht alle angegebenen Wege wiedergefunden

    Die Wege sind bei Google unvollständig oder falsch bezeichnet. Wo bei Google Maps "Erleninsel" steht, ist es der Georg-Christoph-Lichtenberg- Weg. Der Weg, der nach Nordwesten hinter dem Zollamt zur Stadthalle ("Stadeum") verläuft, ist der Helmut-Ernst-Miericke-Weg. Bei Openstreetmap passt es: OpenStreetMap

  • Ich war gerade noch einmal im Hellen dort. Funktioniert alles super. Es wird gescootert, gemotorrollert und geistergeradelt, was das Zeug hält. Und zwischendrin ein paar verlorene Fußgänger, die aufpassen müssen, dass sie nicht über den Haufen gefahren werden. Der gelbe Fußgängerüberweg wird größtenteils ignoriert oder allenfalls im letzten Moment wahrgenommen.

    Wer vermutet hinter dieser Ecke schon einen neuen und provisorischen FGÜ?

    Ja, ist klar...

    Anstatt [Zusatzzeichen 1012-32] wäre wohl eine Klarstellung mittels [Zeichen 239] angebrachter. Wobei der Typ auf dem Roller vorher schon über einen [Zeichen 240] angekommen sein muss, was ihn auch nicht interessiert hat.

    Am Ende der Unterführung sieht es so aus. Da ist er dann wohl hochgerollert und ich mag mir nicht vorstellen, wie viel Rücksicht er dabei auf Fußgänger genommen hat.

  • Wer schafft es, auf engstem Raum, so viele [Zeichen 259][Zeichen 254][Zeichen 250] wie möglich unterzubringen?

    "Radwegende" made in Stade. Ich überlege, dort einen Kasten mit Infoflyern über den §10 StVO aufzustellen.

    Geister-Scooter & Geisterradler. Wenn es keine Möglichkeit gibt, legal weiterzufahren, fahren sie natürlich einfach da, wo sie gerade sind.

    An den hat auch niemand gedacht. Die Unterführung dürfte für solche Rollstühle zu steil und zu eng sein. Pech gehabt, kauf dir halt ein Auto!

  • Sollen wir mal dem Verkehrsamt in Stade eine Tafel mit dem berühmten Einstein-Zitat schenken?

    Zitat

    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

  • Schick das lieber ans Tiefbauamt (Abteilung Straßen und Brücken). Die Leitung der Verkehrsbehörde hat vor kurzem gewechselt und die Dame hat noch nicht viel Erfahrung und macht nur, was ihr die anderen sagen.

  • Jeder sechste Unfall vom Typ "Einbiegen-/Kreuzen-Unfall" ereignete sich in den letzten Jahren an einem der 11 Kreisverkehre im Stadtgebiet mit umlaufenden "Radwegen".

    Komisch, dabei sollen Kreisverkehre doch angeblich so "sicher" sein: "Wer bei Stade die Autobahn A 26 verlässt, um in die Altstadt zu gelangen, merkt schnell, dass die Verkehrsplaner der Hansestadt ein Faible für Kreisverkehre haben. Allein im vergangenen halben Jahr wurden im erweiterten Stadtgebiet drei neue Kreisel gebaut. Für den Ersten Stadtrat Dirk Kraska liegen die Vorteile auf der Hand: Kreisel seien sicherer und sorgten für einen besseren Verkehrsfluss, das sei an allen umgebauten Kreuzungen feststellbar."

    Quelle: SZ vom 9.12.14, "Der Kreisel ist die bessere Kreuzung" https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ver…141205-99-03087

    Solche Artikel sind vermutlich der Grund dafür, dass Verkehrsplaner in Städten wie Stade auf Gedeih und Verderb den Verkehrsraum in eine Kreisellandschaft verwandeln. Dabei stimmt diese Aussage mit den wenigen Unfällen gar nicht, wie Yeti in seinem Beitrag gezeigt hat.

    Aber auch in dem verlinkten SZ-Artikel ist eine Passage enthalten, die hellhörig macht:

    "Kreisel gelten als wesentlich sicherer. Schwachpunkt sind die Autofahrer, die mitunter mit dem richtigen Blinken Schwierigkeiten haben." (ebenda) Wie bitte? Der Kreisel ist das Non plus Ultra "ever" sicherer Verkehrsplanung, wenn nur die blöden Autofahrerinnen und Autofahrer nicht da wären?"

    Und auf dieser Basis wird in Stade (und andernorts) Verkehrsplanung betrieben? So frei nach dem Motto: "Unsere Straßen sind sicher. Wer zum Unfallverursacher und/oder Unfallopfer wird, der ist halt einfach zu blöd, um am Straßenverkehr teilzunehmen."

    Das erinnert an den Begriff "Jay-Walking" aus den 20er-Jahren in den USA, als viele Fußgänger von Autos totgefahren wurden. Nbgradler hatte kürzlich in einem seiner Beiträge darauf hingewiesen. "Jay bedeutet „unerfahren“, wurde aber auch generell mit der einfachen Landbevölkerung in Verbindung gebracht. Nach der Lesart von Motordom waren zwar auch die Fahrer an Unfällen schuld, hauptsächlich und vor allem jedoch unerfahrene „Landeier“, die gedankenlos vor das Auto liefen." https://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fverkehr

    Noch ein interessanter Hinweis in dem SZ-Artikel lässt aufhorchen:

    "Ganz billig sind Kreisverkehre für die Städte und Gemeinden nicht."

    Warum regt sich in Stade so wenig Widerstand gegen den kostspieligen und dabei unsinnigen Bau von Kreiseln, die dann zu Unfallschwerpunkten werden? Soll es dann irgendwann in Abwandlung der Sitting Bull zugeschriebenen berühmten Rede heißen: "Wenn die letzte Fahrradfahrerin und der letzte Fußgänger im Kreisel totgefahren sind, dann werdet ihr merken, das Kreisel auch nicht sicherer sind als Kreuzungen." (Und dann werdet ihr vielleicht endlich MIV-freie Mobilität für Alle organisieren!)

  • An den hat auch niemand gedacht. Die Unterführung dürfte für solche Rollstühle zu steil und zu eng sein. Pech gehabt, kauf dir halt ein Auto!

    "Rampen im öffentlichen Bereich und im Mietwohnungsbau sind immer nach DIN 18040-1/2 mit max. 6% auszuführen!"

    Ob's der elektrische Rollstuhl auf dem Foto schafft eine steile Steigung zu überwinden? Wer mal versucht hat, mit einem gewöhnlichen Rollstuhl ohne Motorunterstützung eine Rampe zu befahren, der weiß warum es die oben genannte Vorschrift gibt.

    Das ist eines der ganz großen Ärgernisse in der Verkehrsplanung, dass jahrzehntelang immer wieder die Trennung der Verkehrswege, gegebenenfalls auch in verschiedene Ebenen propagiert wurde, obwohl die dafür notwendigen Rampen nie eingeplant und gebaut wurden, sondern stattdessen kurze und steile Rampen gebaut wurden. Das Verrückte dabei ist: Einem großen Teil der Bevölkerung kann man auch eine kurze aber viel zu steile Rampe als "barrierefrei" verkaufen. Und melden sich dann die Betroffenen selbst zu Wort, um darzustellen, was wirklich Sache ist, dann müssen sie sich noch in Acht nehmen, nicht plötzlich als "undankbare Nörgler" hingestellt zu werden.

  • Komisch, dabei sollen Kreisverkehre doch angeblich so "sicher" sein:

    Für den Benutzer der Fahrbahn sind sie sicher. Aber für Verkehr der neben der Fahrbahn läuft ( z.B. auf "sicheren Radwegen" ) eben nicht. Wer den Kreisverkehr nur aus Windschutzscheibenperspektive sieht, verdrängt gerne das letztere.

  • Solche Artikel sind vermutlich der Grund dafür, dass Verkehrsplaner in Städten wie Stade auf Gedeih und Verderb den Verkehrsraum in eine Kreisellandschaft verwandeln.

    kurze Antwort: nein.

    Die SZ oder andere Tages-/Wochenzeitungen haben keinen maßgeblichen Einfluss auf Entscheidungen zur Anlage und Gestaltung von Verkehrsraum.

  • Ob's der elektrische Rollstuhl auf dem Foto schafft eine steile Steigung zu überwinden?

    Um zur Unterführung zu gelangen, müsste er hier runter.

    *edit: und hier wieder rauf. Das ist die Rampe neben der zur Zeit gesperrten Treppe, die auf den vorherigen Bildern schon zu sehen ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von Yeti (12. Januar 2022 um 10:11)

  • Komisch, dabei sollen Kreisverkehre doch angeblich so "sicher" sein: "Wer bei Stade die Autobahn A 26 verlässt, um in die Altstadt zu gelangen, merkt schnell, dass die Verkehrsplaner der Hansestadt ein Faible für Kreisverkehre haben. Allein im vergangenen halben Jahr wurden im erweiterten Stadtgebiet drei neue Kreisel gebaut. Für den Ersten Stadtrat Dirk Kraska liegen die Vorteile auf der Hand: Kreisel seien sicherer und sorgten für einen besseren Verkehrsfluss, das sei an allen umgebauten Kreuzungen feststellbar."

    Für Kraska & Co ist Verkehr = Autoverkehr und da gilt diese Aussage. Für Fahrradunfälle interessiert sich ja niemand, das gilt als Kollateralschaden. Nicht einmal der Kreisverkehr Bremervörder Straße / Schiffertorsstraße war der Stader Polizei als Unfallschwerpunkt aufgefallen, obwohl es alleine dort in den vergangenen Jahren 5 Unfälle gab. Konsequenzen hat das aber auch nicht, weil es weiterhin niemanden interessiert.

    Unfälle mit Radfahrern gab es auch nur an den Kreisverkehren mit umlaufenden "Radwegen" und keinen an den Kreiseln ohne Radweg. Ich fahre wann immer es möglich ist auf der Kreisfahrbahn durch Kreisverkehre, aber manchmal ist es vorher schwer möglich, auf die Fahrbahn zu wechseln, weil das auch baulich nicht vorgesehen ist.

    Hier gibt es eine Publikation der UDV zur Sicherheit umlaufender Radwege an Kreisverkehren | Unfallforschung der Versicherer (udv.de)

    Darin kann man lesen, dass die Führung des Radverkehrs auf der Kreisfahrbahn sicher / am sichersten ist. In dem Bericht werden aber detailliert nur umlaufende Radwege betrachtet. Da steht dann leider auch im Bericht, dass von der erhöhten Sicherheit, die Kreisverkehre bieten, Radfahrer am wenigsten profitieren und bei unsachgemäßer Ausführung die Risiken für Radfahrer sogar zunehmen.

    Als Probleme an Kreisverkehren mit "Radwegen" werden die Nutzung in falscher Fahrtrichtung genannt, eine zu starke Verschwenkung der Radwege und die Lage des Verzweigungspunktes zu nah an der Radwegfurt. Alles das sind Merkmale der typischen Stader Kreisverkehre und beim aktuellen Neubau ist die Nutzung entgegen der Kreisrichtung ja sogar explizit vorgesehen, was Sie, Ullie ja auch ganz toll finden. Die Unfallforschung findest das eher uncool.

    Was ich über die Verantwortlichen denke, darf ich hier nicht öffentlich schreiben, denn das wäre vermutlich justiziabel.

  • Kennt von euch vielleicht jemand ein Urteil, wo erfolgreich gegen ein Fahrradverbot an einer Baustelle geklagt hat, weil überhaupt keine Führung des Radverkehrs und keine Umleitung vorgesehen war?

    Ich habe der Verkehrsbehörde gestern noch diesen Vorschlag geschickt.

    Die rote Route wäre im Zweirichtungsverkehr erforderlich, um in beiden Richtungen die Verbindung vom Helmut-Ernst-Miericke-Weg und der Straße An der Wassermühle im Norden zum Synold-Klein-Weg und Georg-C.-Lichtenberg-Weg im Südwesten der Kreuzung herzustellen. Derzeit ist da eine Umleitung ausgeschildert, die einerseits mit einem recht großen Umweg verbunden ist und andererseits an einer ungesicherten Stelle auf die Schiffertorsstraße gegenüber dem Autohaus Spreckelsen trifft. https://goo.gl/maps/AsK7AGcZdwJ9R3tC6

    Es gibt da eine Engstelle (Bild oben rechts), die auf einer Länge von 10m ca. 2m breit sein dürfte. Da könnte man aber meines Erachtens während der Bauzeit eine Durchfahrt mit [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] in beiden Richtungen ermöglichen. Die Querung der Straße An der Wassermühle wäre unproblematisch neben der Absperrung möglich, wo die Fahrbahn in dem Bereich komplett gesperrt ist.

    Dann die Überfahrt über die Straße Am Schiffertor (Richtung Osten), wo es noch keine Markierungen gibt und wo Zweirichtungsverkehr verdeutlicht werden müsste. Derzeit darf man dort nur aus der Kreiselbaustelle nach rechts abbiegen, aber aus der Gegenrichtung ist die Straße noch gesperrt.

    Am problematischsten ist auf der Verbindung der temporäre gelbe Zebrastreifen über die Wallstraße. Zum Einen, weil FGÜ und Radverkehr ohnehin immer mit Missverständnissen verbunden sind und zum Anderen, weil das aus Richtung Schiffertorsstraße hinter der Kurve liegt und schlecht einsehbar ist.

    Ich verstehe aber auch nicht, warum auf der Seite die ganzen Absperrungen stehen. Die Baustelle befindet sich doch auf der anderen Seite und die Sichthindernisse könnte man sich sparen. Also warum hat man hier bereits alles abgeriegelt und nicht erst auf der anderen Seite der Fahrbahn? Vermutlich wollte man um jeden Preis verhindern, dass Radfahrer dort auf die Fahrbahn fahren oder Fußgänger in alter Gewohnheit rübergehen und dann erst merken, dass es auf der anderen Seite nicht weitergeht. Aber das könnte man ja ändern.

    Das wäre auch die Stelle, wo man einen Wechsel auf einen rechtsseitigen Behelfsradweg ermöglichen müsste. Platz dafür wäre ggf. zwischen Fahrbahnrand und Bauzaun vorhanden, aber das habe ich mir nur von dieser Seite aus angeschaut. Blick Schiffertorsstraße Richtung Westen.

    Die Unterführung sollte man deutlich aus beiden Richtungen mit [Zeichen 239] als reinen Gehweg kennzeichnen. Das Umleitungsschild für Fußgänger und das alleinstehende [Zusatzzeichen 1012-32] an der Ecke haben ja verkehrsrechtlich keine Wirkung.

  • Für den Benutzer der Fahrbahn sind sie sicher. Aber für Verkehr der neben der Fahrbahn läuft ( z.B. auf "sicheren Radwegen" ) eben nicht. Wer den Kreisverkehr nur aus Windschutzscheibenperspektive sieht, verdrängt gerne das letztere.

    "Vor allem der "Kleine Kreisverkehr" gilt als sehr sicher. Er wird einspurig befahren, hat einen Durchmesser von mindestens 26 Metern und eine fest eingefasste Kreisinsel."

    So heißt es in dem weiter oben bereits einmal verlinkten SZ-Artikel: "Der Kreisel ist die bessere Kreuzung".

    Der Kreisel ist die bessere Kreuzung
    Immer häufiger ersetzen Städte und Gemeinden Ampelkreuzungen durch Kreisverkehre - und das aus guten Grund: Kreisel gelten als wesentlich sicherer.…
    www.sueddeutsche.de

    Der kleine Kreisverkehr wäre demnach ein Verkehr, bei dem die Fahrzeuge auf nur einer Fahrspur unterwegs sind. Gibt es eine Radweg, dann sind das bereits zwei Fahrspuren. Und dann gibt es ja auch noch die Fußwege. Die werden ja oft noch sträflicher vernachlässigt als Verkehrsteilnehmer als die Fahrradfahrenden.

    Wer weiß, vielleicht ist Stade eine Stadt die außer Autofahrern keine anderen Verkehrsteilnehmer will und baut deshalb so viele Kreisel?

    Selbst bei einem Kreiseldurchmesser von 26 m ist es bereits ein nicht unerheblicher Umweg, wollte man dem Kreisverkehr folgend einen Dreiviertelkreis fahren, anstatt einen Viertelkreis, wenn sich das anbietet. (Ca. 80 m anstatt 20 m)

    Was ich über die Verantwortlichen denke, darf ich hier nicht öffentlich schreiben, denn das wäre vermutlich justiziabel.

    Ich weiß ja nicht was du da über die Verantwortlichen schreiben wolltest. Ich bleibe bei meiner grundsätzlichen Kritik am Kreisverkehr. Wenn die Verkehrsplaner Kreisverkehre so planen, dass der Fahrradverkehr grundsätzlich nur auf einer Fahrbahn gemeinsam mit dem Autoverkehr stattfindet, dann mag das sicherer sein (siehe Zitat aus dem verlinkten Artikel), wenn sich denn alle dran hielten. Das würde aber auch bedeuten, dass auf dieser Fahrbahn Fahrradfahrer und Autos hintereinander fahren müssten und keine Überholmanöver durchgeführt werden dürfen. Das wiederum würde bedeuten, das alles findet bei einer Geschwindigkeit um die 15 bis 20 km/h statt. Wie realistisch ist das?

    Und wo in Stade oder anderswo gibt es einen solchen Kreisverkehr?

    Und dann gibt es da ja auch noch die Fußgängerinnen und Fußgänger.

    Wenn Kreisverkehre für Fahrradfahrer*innen nur dann sicher zu befahren sind, wenn sie sich wie Autofahrer verhalten und im "Autoverkehrsstrom mitschwimmen" sollen, dann halte ich das für eine völlig unrealistische Forderung, so lange es kein deutliches und von allen Verkehrsteilnehmer*innen respektiertes niedriges Tempolimit von max. 20 bis 25 km/h gibt und Fahrradfahrer*innen nicht gedrängt werden schneller zu fahren als sie das für gewöhnlich tun. Und das sind oft Geschwindigkeiten unter 20 km/h.

    Eine Verkehrsverwaltung, die mehr Fuß- und Radverkehr will, muss aufhören, Kreisverkehre einzurichten.

    Als Probleme an Kreisverkehren mit "Radwegen" werden die Nutzung in falscher Fahrtrichtung genannt, eine zu starke Verschwenkung der Radwege und die Lage des Verzweigungspunktes zu nah an der Radwegfurt. Alles das sind Merkmale der typischen Stader Kreisverkehre und beim aktuellen Neubau ist die Nutzung entgegen der Kreisrichtung ja sogar explizit vorgesehen, was Sie, Ullie ja auch ganz toll finden. Die Unfallforschung findest das eher uncool.

    Da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich finde es nicht ganz toll, wenn für Radfahrer*innen die Nutzung des Kreisels entgegen der Kreisrichtung möglich ist. Aber es wäre noch schlimmer, wenn das nicht möglich wäre. Viele Radfahrerinnen würden nämlich damit dazu angestiftet, sich nicht ordnungsgerecht zu verhalten. Oder sie würden absteigen und schieben, was nicht dazu beiträgt den Radverkehr attraktiv zu gestalten. Das beste allerdings ist der Verkehrskreisel, der niemals gebaut wird. Übrigens eine Kritik, die man vortragen kann, ohne befürchten zu müssen, dass es "justiziabel" wird.