Tödliche Radunfälle und Konsequenzen

  • Was mich an der Statistik von Th(oma)s interessiert:

    Gibt es dort einen Trend bei den Unfällen, wo ein Radfahrer vom Seitenraum auf die Straße stürzt und dort sofort überfahren wird?

    Bei so kleinen Zahlen (gefühlt klein einstellig/Jahr, mit zusätzlich in sich nochmal unterschiedlichen Anlässen und Hergängen) wäre die Diagnose "das ist jetzt ein Trend" ziemlich kühn.

  • Naja, wenn es nur darum geht, zu überleben, wäre mehr Strenge bei Alkoholverstößen im Straßenverkehr sicher effektiver.

    Doch auch den Nebeneffekt der Schilder, etwas seltener angehupt oder geschnitten zu werden, nehme ich gern mit. ;)

    Allerdings dürften solche Schilder auch dort, wo sie nicht stehen, eine Wirkung haben. Dort mag der geneigte Autofahrer dann erst recht glauben, dass das Fahrbahnradeln verboten ist, denn dazu hat man ihn mit diesen Schildern erzogen.

    Für mich ist das nicht nachvollziehbar. Dort, wo die Beschilderung steht, soll man beim Überholen einen angemessenen Abstand einhalten. Dort, wo die Schilder nicht stehen, soll man das aber auch. Wer soll das verstehen?

    Und in welchem Zusammenhang stehen die Schilder zu dem tödlichen Verkehrsunfall, wo jemand von einem betrunken Fahrer umgefahren wurde?

    Warum hat man nicht Schilder mit der Aufschrift "Alkohol am Steuer hier verboten" aufgestellt? Wohl, weil man wusste, dass das überall gilt. Warum weiß man das beim Überholabstand nicht?

  • Solche Schilder sind auch ein Symptom einer kranken Gesellschaft. Wenn es kein Überholen ohne Sicherheitsabstand gäbe, wären sie nicht nötig.

    Und ja, man kann sie auch nicht an jeder zweiten Landstraße aufstellen. Das hätte dann schon die psychologische Wirkung, dass man es auf anderen Straßen nicht so genau nehmen müsst.

    Als ich letztes Jahr ahnungslos dort lang fuhr habe ich sie vor allem als (willkommene) Anti-Mobbing-Schilder empfunden. Auf der Hauptverbindung Meißen-Dresden, zwar Landesstraße, aber > 10.000 KfZ/24h mit viel Schwerverkehr, gibt (oder gab) es keinen straßenbegleitenden Radweg. D.h. nicht nur Radsportler machen sich dort bei so manchem KfZ-Fahrer unbeliebt.

    Auch andere Kommunen könnten ihre lokale Anhupstrecke Nr. 1 mit solchen Schildern ausstatten.

    Und in welchem Zusammenhang stehen die Schilder zu dem tödlichen Verkehrsunfall, wo jemand von einem betrunken Fahrer umgefahren wurde?

    Es war nicht irgendjemand, sondern der Dresdener Schulamtsleiter, der dort totgefahren wurde.

  • Es war nicht irgendjemand, sondern der Dresdener Schulamtsleiter, der dort totgefahren wurde.

    Bei allem nötigen Respekt für verstorbene Personen:

    aber die Hervorhebung mit "nicht irgendjemand" irritiert mich.

    Wenn es also der Hausmeister oder die Sekratärin des Schulamtes gewesen wäre... ?

    Oder wie ist das gemeint? :/

    Anders formuliert: Doch, der Schulamtsleiter ist nur "irgendjemand"

  • Bei allem nötigen Respekt für verstorbene Personen:

    aber die Hervorhebung mit "nicht irgendjemand" irritiert mich.

    Wenn es also der Hausmeister oder die Sekratärin des Schulamtes gewesen wäre... ?

    Oder wie ist das gemeint? :/

    Anders formuliert: Doch, der Schulamtsleiter ist nur "irgendjemand"

    Das ist doch unerheblich. Auf jeden Fall ist er "jemand".

    ... wo jemand von einem betrunken Fahrer umgefahren wurde?

  • Naja, wenn es nur darum geht, zu überleben, wäre mehr Strenge bei Alkoholverstößen im Straßenverkehr sicher effektiver.

    Doch auch den Nebeneffekt der Schilder, etwas seltener angehupt oder geschnitten zu werden, nehme ich gern mit. ;)

    Immerhin gibt es bei Neuwagen (EU-weit vorgeschrieben) jetzt die Vorschrift, dass ein Alkomat eingebaut werden kann, der eine Blockierfunktion ermöglicht. Schön wärs, wenn der grundsätzlich eingebaut und scharf geschaltet sein müsste. Dann könnte niemand mit Promille im Blut das Fahrzeug in Bewegung setzen.

  • Ist auf dem Dorf passiert und wird deswegen wahrscheinlich keine hohen Wellen schlagen. Nicht mal eine Mahnwache, denn die nächstgelegenen ADFC-Ortsgruppen sind 60 km entfernt. Ich hatte heute Mittag hier berichtet. Hier ein paar Details zum Unfallhergang, der doch sehr nachdenklich stimmt.

    Foto vom 19.6., 18 Tage nach dem Unfall. Der Kreis markiert die Position des linken Vorderrades des Peugeot 508 (vermutlich beim Beginn der Bremsspur). Der Junge stand direkt am Fahrbahnrand mit rotem Fahrrad, rotem T-Shirt, rotem Basecap. Vermutlich ragte das Vorderrad auch schon auf die Fahrbahn. Das Auto fuhr Richtung Westen, der Sonne entgegen, etwa 2-3 Stunden vor Sonnenuntergang. Es ist anzunehmen, dass die Fahrerin (46 J.) nicht die ganze Zeit so hart am Fahrbahnrand gefahren ist, sondern aufgrund der am linken Straßenrand wartenden Mädchen einen kleinen Schlenker nach rechts machte. Ob sich der Junge dann in Panik noch bewegt hat, bevor das ungebremst auf ihn zufahrende Auto in traf? Die Großeltern hörten den Unfall im Garten: Zuerst hat es geknallt, dann haben die Bremsen gequietscht. Der Großvater (hinten im Bild) klagte, dass vor seinem Haus regelmäßig deutlich schneller als 50 km/h, vll. 70, 80 km/h gefahren wird, in beide Richtungen. Schließlich ist die Straße dort schnurgerade und lädt zum schnellen Fahren ein. Dabei gibt es dort nicht einmal einen Gehweg.

    Th(oma)s , da die Autofahrerin angesichts der Kinder am linken Fahrbahnrand anstatt zu bremsen einfach nach rechts ausgewichen ist, obwohl sich am rechten Fahrbahnrand ebenfalls ein Kind befand, wäre meine persönliche Einschätzung bei Hauptschuld zumindest kein "r". Wg. § 3 Abs. 2a StVO würde ich sogar "g" eintragen.

    lm Gespräch mit den beiden Großeltern gestern bemerkte ich auch, dass nicht nur das individuelle Versagen, sondern der Zustand unserer Gesellschaft unseren Schmerz vergrößert. (Weil es als völlig normal empfunden wird, im "sicheren Auto" schneller zu fahren als es die Sichtverhältnisse und die Bedürfnisse ungepanzerter Verkehrsteilnehmer es erlauben.) Sie stimmte mir zu.

    Der erste Pfeil nach rechts markiert die Stelle, wo nach der Kollision das Fahrrad lag, der zweite Pfeil bzw. die Blumenvase, wo der Junge lag und der Vater ihn zuletzt im Arm hatte.

  • Foto vom 19.6., 18 Tage nach dem Unfall. Der Kreis markiert die Position des linken Vorderrades des Peugeot 508 (vermutlich beim Beginn der Bremsspur). Der Junge stand direkt am Fahrbahnrand mit rotem Fahrrad, rotem T-Shirt, rotem Basecap. Vermutlich ragte das Vorderrad auch schon auf die Fahrbahn. Das Auto fuhr Richtung Westen, der Sonne entgegen, etwa 2-3 Stunden vor Sonnenuntergang. Es ist anzunehmen, dass die Fahrerin (46 J.) nicht die ganze Zeit so hart am Fahrbahnrand gefahren ist, sondern aufgrund der am linken Straßenrand wartenden Mädchen einen kleinen Schlenker nach rechts machte. Ob sich der Junge dann in Panik noch bewegt hat, bevor das ungebremst auf ihn zufahrende Auto in traf? Die Großeltern hörten den Unfall im Garten: Zuerst hat es geknallt, dann haben die Bremsen gequietscht. Der Großvater (hinten im Bild) klagte, dass vor seinem Haus regelmäßig deutlich schneller als 50 km/h, vll. 70, 80 km/h gefahren wird, in beide Richtungen. Schließlich ist die Straße dort schnurgerade und lädt zum schnellen Fahren ein. Dabei gibt es dort nicht einmal einen Gehweg.

    Th(oma)s , da die Autofahrerin angesichts der Kinder am linken Fahrbahnrand anstatt zu bremsen einfach nach rechts ausgewichen ist, obwohl sich am rechten Fahrbahnrand ebenfalls ein Kind befand, wäre meine persönliche Einschätzung bei Hauptschuld zumindest kein "r". Wg. § 3 Abs. 2a StVO würde ich sogar "g" eintragen.

    lm Gespräch mit den beiden Großeltern gestern bemerkte ich auch, dass nicht nur das individuelle Versagen, sondern der Zustand unserer Gesellschaft unseren Schmerz vergrößert. (Weil es als völlig normal empfunden wird, im "sicheren Auto" schneller zu fahren als es die Sichtverhältnisse und die Bedürfnisse ungepanzerter Verkehrsteilnehmer es erlauben.) Sie stimmte mir zu.

    Der erste Pfeil nach rechts markiert die Stelle, wo nach der Kollision das Fahrrad lag, der zweite Pfeil bzw. die Blumenvase, wo der Junge lag und der Vater ihn zuletzt im Arm hatte.

    Danke für deine Nachforschungen!

    Wenn der Kreis die Spur des *linken* Vorderrads kennzeichnet, müsste sich das Auto doch mit den rechten Reifen schon recht weit im Schotter befunden haben? Ein Peugeot 508 ist mit Spiegeln 2,07m breit, und von der Kreismitte zum Asphaltrand sind es geschätzt 1,5m. Hm. Falls das die Fahrlinie war, würde ich davon ausgehen, dass die Fahrerin das Opfer rechts überhaupt nicht bewusst wahrgenommen hat. Das System Netzhaut-Sehbahn-Bewusstsein ist leider keine hochauflösende Zeitlupenkamera, mit der der VAR im Kölner Keller in aller Ruhe und aus allen Perspektiven den wahren Ablauf der Dinge beurteilen könnte. Sowas darf nicht vorkommen, ist aber angesichts der Abermilliarden zu beurteilenden Interaktionen täglich im Straßenverkehr leider nicht völlig auszuschließen. Und wenn es vorkommt, ist es jedenfalls nicht unplausibel, dass jemand den Kindern am linken Rand sehr weit nach dahin ausweicht, wo vermeintlich frei ist anstatt zu bremsen.

    Zur Geschwindigkeit: die Lage von Fahrrad und Kind nur wenige Meter hinter dem Kollisionspunkt sowie das Fehlen jeglicher Bremsspuren spricht angesichts der Tatsache, dass das Auto den Knallzeugen zufolge offenbar erst nach dem Crash gebremst wurde, IMO nicht dafür, dass erheblich schneller als 50 gefahren wurde.

  • "Polizeidirektion Hannover

    POL-H: Radfahrerin verstirbt vier Tage nach Unfall im Krankenhaus

    Hannover (ots)

    Vier Tage nach einem Unfall mit ihrem Lastenrad ist am Donnerstag, 15.06.2023, eine Frau im Krankenhaus verstorben. Die 68-Jährige war am vergangenen Sonntag, 11.06.2023, im Bereich des Mühlenholzwegs in Hannover-Ricklingen ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmender gestürzt. Sie kam mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus, wo sie nun verstarb.

    Nach bisherigen Erkenntnissen des Verkehrsunfalldienstes Hannover befuhr die Seniorin am Sonntagnachmittag gegen 15:10 Uhr mit ihrem Lastenrad aus Richtung Göttinger Chaussee kommend den Mühlenholzweg im hannoverschen Stadtteil Ricklingen. In Höhe der Unterführung der Bundesstraße 3 fuhr die Frau aus bislang ungeklärter Ursache mit dem Rad gegen den Bordstein am rechten Straßenrand. In der Folge stürzte das Rad um und die Frau fiel zu Boden. Bei dem Aufprall erlitt die Radfahrerin schwere Verletzungen und kam mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus.

    Kurz nach dem Unfall war noch keine Lebensgefahr angenommen worden. Am Nachmittag des Donnerstags, 15.06.2023, verstarb die Frau nun im Krankenhaus.

    Zeugen, die Hinweise zu dem Unfall geben können, werden gebeten, sich beim Verkehrsunfalldienst Hannover unter der Telefonnummer 0511 109-1888 zu melden. /ram, co

    Rückfragen bitte an:

    Polizeidirektion Hannover

    Michael Bertram

    Telefon: 0511 109-1040"

    POL-H: Radfahrerin verstirbt vier Tage nach Unfall im Krankenhaus
    Hannover (ots) - Vier Tage nach einem Unfall mit ihrem Lastenrad ist am Donnerstag, 15.06.2023, eine Frau im Krankenhaus verstorben. Die 68-Jährige war am…
    www.presseportal.de

    Diese Meldung aus dem Presseportal hatte mich neugierig gemacht, denn durch diese Unterführung bin ich auch schon hin und wieder mal mit dem Fahrrad gefahren und empfand das stets als gruselig. Es ist so eine typische "Platz für den Autoverkehr-Unterführung" Die Auto-Straße wird als Kraftfahrtstraße ausgewiesen und höher gelegt, die querenden Straßen drunter durchgeführt. Das wurde schon vor Jahrzehnten so gemacht im Sinne eines möglichst schnell und störungsfrei dahinbrausenden Autoverkehrs.

    Hier der streetview-Link mit Blick auf die Unfallstelle aus Sicht des Autoverkehrs auf der B3:

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    Und hier der streetview-Link mit Blick auf die Unfallstelle aus Sicht der verunglückten Fahrradfahrerin:https://www.google.com/maps/@52.33576…i6656?entry=ttu

    Immerhin ist auf der Mühlenholzweg einseitiges Halteverbot angeordnet. Im Bereich der Unterführung, also dort wo der Unfall passierte, ist beidseitig absolutes Halteverbot angeordnet.

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com

    Auf dem streetview-Bild sieht man, dass das zum Zeitpunkt der Aufnahme (vor rund 12 Jahren) ignoriert wird. Wurde es auch ignoriert, als die Fahrradfahrerin tödlich Verunglückte? Darüber steht nichts in dem zitierten Artikel.

    Kann man noch von einem Alleinunfall ("ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmender") sprechen, wenn andere Verkehrsteilnehmer durch Falschparken zum Unfallgeschehen beigetragen haben?

    Gab es vielleicht entgegenkommender Verkehr, der die Fahrradfahrerin zu einem Ausweichmannöver veranlasste, das für sie tödlich am Bordstein endete?

    Immerhin sucht die Polizei noch nach Zeugen.

    Und die Frage im Hinblick auf das Thema dieses Threads: Wird dort zukünftig sorgfältig und konsequent das absolute Halteverbot überwacht, inklusive Abschleppen bei Zuwiderhandlung?

  • Wenn der Kreis die Spur des *linken* Vorderrads kennzeichnet, müsste sich das Auto doch mit den rechten Reifen schon recht weit im Schotter befunden haben?

    Ja, so war es.

    Falls das die Fahrlinie war, würde ich davon ausgehen, dass die Fahrerin das Opfer rechts überhaupt nicht bewusst wahrgenommen hat.

    Sehe ich auch so.

    Zur Geschwindigkeit: die Lage von Fahrrad und Kind nur wenige Meter hinter dem Kollisionspunkt sowie das Fehlen jeglicher Bremsspuren spricht angesichts der Tatsache, dass das Auto den Knallzeugen zufolge offenbar erst nach dem Crash gebremst wurde, IMO nicht dafür, dass erheblich schneller als 50 gefahren wurde.

    Die Stelle, an der nach Aussage des Großvaters das Auto zum Stehen kam, lässt auf einen Bremsweg von 12-15 m schließen. Es gab 3 Einschläge auf der Frontscheibe. Die Geschwindigkeit wird sicher unterhalb von 60 km/h gelegen haben, vielleicht knapp über 50?

  • Viel Spekulation.

    Auf jeden Fall macht es deutlich, warum Rechtsfahrgebot nicht heißt, am Bordstein zu kleben.

    Da ist viel Raum für Spekulation. Aber tatsächlich spekuliert die HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung) nur in eine Richtung:

    "Die 68-Jährige war wohl ohne Helm unterwegs. Offenbar waren keine anderen Verkehrsteilnehmer am Unfall beteiligt."

    Es ist jedenfalls so, dass in der Unterführung selbst ein absolutes Halteverbot gilt. Aber es wird nichts darüber gesagt in dem Artikel. Auch nichts darüber, ob das Halteverbot respektiert wird. Auf den streetview-Aufnahmen von 2008 kann man sehen, dass es damals nicht respektiert wurde. Außerdem wird ganz legal unmittelbar nach Stelle an der Unfall passierte am Fahrbahnrand gegenüber der Fahrspur der verunfallten Fahrradfahrerin geparkt. Da gibt es kein absolutes Halteverbot. Die Fahrbahnbreite ist ca. 6,00 m auf googlemaps gemessen. Parkt da ein 2,00 m breites Fahrzeug, verbleiben noch 4,00 m. Kommt dann dir ein 2,00 m breites Fahrzeug entgegen, das mit 1,00 m Abstand zu den parkenden Fahrzeugen fährt, dann verbleibt dir gerade noch ein Meter! Das heißt, dann "klebst du fast schon am Bordstein".

    Das ist der Link zum HAZ-Artikel:

    68-jährige Lastenradfahrerin stürzt über Bordstein – und stirbt im Krankenhaus
    Sturz mit tödlichen Folgen: Eine 68-Jährige ist am Donnerstag an den Folgen eines Unfalls gestorben. Die Frau war am Sonntag auf ihrem Lastenrad an einer…
    www.haz.de