Indirektes Abbiegen vor der Kreuzung?

  • Du würdest Kinder ein einer leeren 30-Zone oder gar verkehrsberuhigtem Bereich indirekt links abbiegen lassen?

    Das ist eine andere Situation als die auf dem Bild dargestellte mit mehreren Fahrspuren:

    In einer Tempo 30 Zone fahren die Fahrradfahrer*innen auf der Fahrbahn und dabei ist es wichtig, dass sie so mittig fahren, dass sie nicht auf die Seite gedrängt werden oder im Dooring-Bereich fahren. Oft ist die Fahrbahn in einer Tempo 30 Zone so schmal, dass das auch ganz gut klappt und Radfahrerinnen sich nicht plötzlich rechts von einem Auto-Fahrzeugstrom wiederfinden. (Leider ist das auf der Zeichnung falsch dargestellt, nämlich so wie es nicht sein sollte.)

    Müssen Fahrradfahrer dann an einer Kreuzung links abbiegen (in einer Tempo-30-Zone wo es keine Extra-Linksabbiegerspur gibt, dann müssen sie sich auch nicht erst auf einer Linksabbiegespur einordnen).

    Wo ich das schreibe fällt mir auf: Auf der Zeichnung ist kein Radfahrstreifen oder Radweg zu sehen. (In Hannover ist das vielfach Standard an Hauptverkehrsstraßen mit mehreren Fahrspuren im Kreuzungsbereich.)

    Aber auch ohne Radweg, Radfahrstreifen oder Schutzstreifen macht da indirektes Linksabbiegen vor oder nach der Kreuzung Sinn, weil das Einordnen auf die innere Fahrspur entfällt.

    Und weil das grün werdende Ampellicht nicht falsch interpretiert werden kann als freie Fahrt für den Linksabbieger. Und dadurch der Gegenverkehr übersehen wird.

    Die Kreuzung auf der Zeichnung hat eine Ampelanlage. Das hat man dann ja auch nicht in der Tempo 30 Zone.

    Und da stimme ich dir zu. Bei solchen Kreuzungen ohne mehrere Fahrspuren ist auch mit Grundschulkindern das direkte Abbiegen nach Links zu üben. Es ist allerdings gut, es in einer Tempo 30 Zone zu machen.

    Aber was du vorschlägst, wenn ich das richtig verstehe, ist ja auch in Fällen von mehreren Fahrspuren mit einer Ampelkreuzung (also Tempo 50) das direkte Linksabbiegen mit Kindern einer Grundschulklasse zu üben.

    Ich habe mir das gerade mal auf einem Fahrschul-Video angeschaut, wie dort der Fahrlehrer versucht, dass Linksabbiegen an mehrspurigen Ampelkreuzungen zu erklären.

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    Ich bin mir sicher, dass Grundschulkinder damit überfordert sind. Man kann versuchen das stark vereinfacht theoretisch zu erklären, aber nicht praktisch üben mit einer Grundschulklasse.

  • Und ebenso spannend: wo findet so etwas statt? Der Fahrradunterricht der vierten Klassen in Bayern ist jedenfalls auf vergleichsweise entspannte Straßen ausgerichtet - schon um die Anzahl der toten Schulkinder zu reduzieren.

  • Wo soll ich das geschrieben haben?

    Das habe ich nicht gesagt, dass du das so geschrieben hast, aber ich habe das so verstanden:

    Es gehören beide StVO-konformen Varianten in die theoretische Ausbildung (also direkt und indirekt ohne Absteigen). Das ist für mich Pflicht, damit die Kinder die Verkehrsregeln kennen.

    Wenn zusätzlich noch die Varianten mit Absteigen erklärt werden, finde ich das überflüssig, kann es aber nicht ändern.

    Und anschließend erklärt man den Kindern, welche Variante für welche Situation geeignet ist.

    Mit den beiden StVO-konformen Varianten meinst du doch das direkte Linksabbiegen und das Linksabbiegen hinter der Kreuzung. An einer Ampelkreuzung mit mehreren Fahrspuren und an einer Ampelkreuzung sind fast immer mehrere Fahrspuren und es gilt Tempo 50, würde ich mit einer Grundschulklasse nicht das direkte Linksabbiegen üben.

    Aber du meintest das mehr generell, also auch bei einer Rechts-Vor-Links-Kreuzung in einer ruhigen Tempo-30-Zone.

    Jetzt verstehe ich auch was du damit meinst.

    Und anschließend erklärt man den Kindern, welche Variante für welche Situation geeignet ist.

    Soll heißen, bei einer Ampelkreuzung mit mehreren Fahrspuren besser indirektes Abbiegen hinter der Kreuzung. Bei einer "einfachen" Kreuzung in einer Tempo-30-Zone besser direktes Linksabbiegen. Hab' ich das so richtig verstanden?

  • Auch in Bayern findet der Unterricht für den Radverkehr auf einem Übungsplatz statt. Wobei ich den Nbgradler wahrscheinlich falsch verstanden habe.

    In der 4. Klasse, meistens eher am Schluss vom Schuljahr. Etwas spät finde ich, aber Sinn ist zu verhindern, dass die Kinder vor der 5. mit dem Radl in die Schule kommen.

    Dazu gibt es entweder extra festinstallierte Plätze, oder es sind ein paar Linien auf den Schulhof oder Volksfestplatz gepinselt. Schilder werden dann aus einer Garage geholt und aufgestellt, Radl gibts auch.

    Kenne es zumindest nicht anders. Und es werden nur elementarste Grundregeln vermittelt. Bei den 3-4, die ich gesehen habe, gibt es z. B. keinen Kreisverkehr, Kreuzungen sind immer unterteilt in Abbiegespur und geradeaus mit den entsprechenden Pfeilen.

    Unterricht geben Polizisten, die dafür auch gerne mal im Halteverbot oder auf der Bushaltestelle stehen.

  • Auch in Bayern findet der Unterricht für den Radverkehr auf einem Übungsplatz statt. Wobei ich den Nbgradler wahrscheinlich falsch verstanden habe.

    Ja, entschuldigung, ich meinte das "wo findet so etwas statt" bezogen auf "..in Fällen von mehreren Fahrspuren mit einer Ampelkreuzung (also Tempo 50) das direkte Linksabbiegen mit Kindern einer Grundschulklasse zu üben".

  • Auch in Bayern findet der Unterricht für den Radverkehr auf einem Übungsplatz statt. Wobei ich den Nbgradler wahrscheinlich falsch verstanden habe.

    In der 4. Klasse, meistens eher am Schluss vom Schuljahr. Etwas spät finde ich, aber Sinn ist zu verhindern, dass die Kinder vor der 5. mit dem Radl in die Schule kommen.

    Dazu gibt es entweder extra festinstallierte Plätze, oder es sind ein paar Linien auf den Schulhof oder Volksfestplatz gepinselt. Schilder werden dann aus einer Garage geholt und aufgestellt, Radl gibts auch.

    Kenne es zumindest nicht anders. Und es werden nur elementarste Grundregeln vermittelt. Bei den 3-4, die ich gesehen habe, gibt es z. B. keinen Kreisverkehr, Kreuzungen sind immer unterteilt in Abbiegespur und geradeaus mit den entsprechenden Pfeilen.

    Unterricht geben Polizisten, die dafür auch gerne mal im Halteverbot oder auf der Bushaltestelle stehen.

    Wenn ich mich recht erinnere (ist mehr als 10 Jahre her), fand die "Abschlussprüfung" bei meinen Kids auf einer "echten" Straße statt: Kurz vor dem Marthabräu auf der B2-Augsburger Straße. Da standen zwei Polizeikombis mit Blaulicht und die Kids mussten zeigen, dass sie vor einem rechts parkenden Auto den linken Arm rausstrecken können. Bizarr war, dass gegenüber ein linksseitiger "Rad"weg mit Benutzungspflicht war und bis heute immer noch ist.

  • Wenn ich mich recht erinnere (ist mehr als 10 Jahre her), fand die "Abschlussprüfung" bei meinen Kids auf einer "echten" Straße statt: Kurz vor dem Marthabräu auf der B2-Augsburger Straße. Da standen zwei Polizeikombis mit Blaulicht und die Kids mussten zeigen, dass sie vor einem rechts parkenden Auto den linken Arm rausstrecken können. Bizarr war, dass gegenüber ein linksseitiger "Rad"weg mit Benutzungspflicht war und bis heute immer noch ist.

    Bei uns im Stadtteil konnte ich einmal den Parcours der Grundschule beobachten.

    Mehrere Eltern hatten sich als Helfer an mehreren Kreuzungen zur Verfügung gestellt, um die Fahrkünste der Kinder zu bewerten.

    Hier eine Auswahl aus googlestreetview:

    1. Start an der Grundschule:

    https://www.google.com/maps/@52.36783…!7i13312!8i6656

    2. Kreisverkehr reinfahren und die nächste wieder rausfahren.

    https://www.google.com/maps/@52.36841…!7i13312!8i6656

    3. Wieder raus aus dem Kreisel:

    https://www.google.com/maps/@52.36887…!7i13312!8i6656

    4. Rechts abbiegen auf eine Straße mit Vorfahrtsberechtigung. Dort gilt jedoch 30 weil Teil der Tempo-30 Zone. Vorfahrtsberechtigt an Kreuzungen deshalb, weil dort eine Buslinie langfährt. https://www.google.com/maps/@52.36906…!7i13312!8i6656

    5. Vorfahrtsberechtigte Straße langfahren.

    https://www.google.com/maps/@52.36896…!7i13312!8i6656

    6. Bei der nächsten Kreuzung rechts abbiegen. Und zurück zur Schule.

    https://www.google.com/maps/@52.36809…!7i13312!8i6656

    7. Kurz vor dem Ziel noch geradeaus über Kreuzung mit Einmündung von Rechts. Leider nicht auf googlestreetview zu sehen.

    Was fehlte? Linksabbiegen. ;)

    Den ganzen Parcours in die andere Richtung wäre deutlich schwerer zu bewältigen.

    Aber dafür wurde auf echten Straßen mit echtem Verkehr gefahren.

    Und das ist auch ohne Linksabbiegen eine anerkennenswerte Leistung!

  • In der 4. Klasse, meistens eher am Schluss vom Schuljahr. Etwas spät finde ich, aber Sinn ist zu verhindern, dass die Kinder vor der 5. mit dem Radl in die Schule kommen.

    Ich bin bereits ab der 2. Klasse mit dem Fahrrad in die Grundschule gefahren, das war vor dieser „Prüfung“. Aber der Weg zu Fuß war schlicht zu weit, und die Verkehrsregeln konnte ich ohnehin schon.

  • Verboten ist es auch heute nicht, aber es wird auf die Eltern entsprechend eingewirkt, Kinder zu Fuß zu schicken.

    Bei dem Zustand unserer Gehwege und der Parkerei an Kreuzungen ist es auch nicht verwunderlich.

    Wobei wir ziemlich gleich alt sein dürften, ich habe schon so einen Radl-Unterricht inkl. Radführerschein genießen dürfen.

  • Ich bin ab der zweiten Klasse mit dem Rad zur Schule gefahren. In der ersten 'durften' wir noch nicht, das lag aber (soweit ich mich erinnere) am akuten Platzmangel im Fahrradschuppen hinter der Schule. Da waren gefühlt mehrere hundert Fahrräder untergebracht.

    Heute ist das Gebäude abgerissen, an seiner Stelle: Drei Autostellplätze und ein wenig Grün...

  • Auch ein voller Fahrradschuppen ist natürlich kein Grund, nicht mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. Ob ein Kind schon reif genug ist, den Schulweg mit dem Fahrrad zurückzulegen, entscheiden die Erziehungsberechtigten und sonst gar niemand.

    Und ja, ich hab damals auch einen "Radführerschein" gemacht, nur offiziell gibt es ja so eine Fahrberechtigung in Deutschland überhaupt nicht.

  • Ich habe heute mal bei ein paar Kindern abgefragt, wie ihnen das Linksabbiegen nun beigebracht wurde:

    1. Auf der rechten Seite geradeaus weiterfahren bis auf den Gehweg.
    2. Anhalten
    3. Absteigen
    4. Fahrrad um 90° drehen
    5. Bei Fußgänger-Grün auf der Fußgängerfurt losfahren
    6. Noch vor Erreichen des gegenüber liegenden Gehwegs wieder in den Verkehr einfädeln

    Viel schlechter hätte das Ergebnis nicht sein können:

    Punkte 1 und 5 sind illegal. Und das Einfädeln von der Fußgängerfurt ist ja wohl eine der unsichersten Stellen, die man sich dafür aussuchen kann.