Mund-Nase-Bedeckung: Pflicht auch für Radfahrer?

  • In Kiel gilt ab morgen die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung an mehreren Straßen und Plätzen, unter anderem in der Holtenauer Straße, also quasi bei mir vor der Haustür: Maskenpflicht auf mehreren Kieler Straßen und Plätzen

    Die Allgemeinverfügung sagt in Ziffer 1:

    Zitat
    1. 1In den öffentlich zugänglichen Bereichen des Kieler Stadtgebiets, die in den Anlagen 1 bis 4 bezeichnet und gekennzeichnet sind, ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gemäß § 2 Abs. 5 der Landesverordnung zur Bekämpfung des Coronavirus SARS-CoV-2 vom 1. November 2020, ersatzverkündet am 1. November 2020 verpflichtend vorgeschrieben. 2Die Anlagen sind Teil dieser Allgemeinverfügung. 3Die Verpflichtung nach Satz 1 gilt nicht für Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr und Personen, die aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen können und dies glaubhaft machen können. 4Die Verpflichtung nach Satz 1 gilt ebenfalls nicht bei der Nahrungsaufnahme im Sitzen oder Stehen sowie beim Rauchen im Sitzen oder Stehen. 5Personen, die keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen und für die keine Ausnahme zutrifft, ist das Betreten der öffentlich zugänglichen Bereiche nach den Anlagen 1 bis 4 nicht gestattet.

    Ziffer 1 zählt bereits einige Personengruppen auf, die keinen MNS tragen müssen, etwa Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr und rauchende Menschen und so weiter.

    Nun ist natürlich auch klar, dass Kraftfahrer keinen MNS tragen müssen — aber was mit Radfahrern? In den Anlagen 1 bis 4, die gemäß Ziffer 1 Teil der Allgemeinverfügung sind, steht:

    Zitat

    Bezeichnung und Plandarstellung eines Bereichs, in dem Fußgänger*innen eine Mund- Nasen-Bedeckung tragen müssen:

    Gut, die Pflicht gilt also nicht für mich als Radfahrer, so lange ich mit mit dem Fahrrad bewege. Ich kann zum Beispiel durch die Holstenstraße mit Schrittgeschwindigkeit durch die ab 19 Uhr, sonnabends ab 16 Uhr, freigegebene Fußgängerzone rollen und brauche keine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Ich kann auch auf diesen tollen untermaßigen Bummel-Bimmel-Radwegen an der Holtenauer Straße fahren und an der roten Ampel mit kombinierten Signalgebern für Fußgänger und Radfahrer 60 Sekunden lang inmitten der maskentragenden Fußgänger warten.

    Nun ja. Mal sehen, ob die Polizei die Anlagen auch liest oder ob gleich morgen die Einhaltung der vermeintlichen Maskenpflicht bei Radfahrern kontrolliert wird. In Berlin hat das ja auch nicht so ganz hingehauen: Die Polizei kontrollierte in der Bergmannstraße maskenlose Radfahrer, medial wurde wieder das Bild des rücksichtslosen und regelbrechenden Kampfradlers gefeiert und am Ende stellte sich raus: Die Maskenpflicht gilt doch nicht für Radfahrer

  • Beitrag von krapotke (2. November 2020 um 09:02)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (5. Januar 2023 um 10:28).
  • Ungeachtet aller rechtlichen Vorgaben, die aktuell teilweise sehr sinnvoll und teilweise ziemlich schwachsinnig sind, würde ich an eurer Stelle an drei Dinge denken:

    1. Masken machen vor allem dann Sinn, wenn man sie vernünftig trägt und behandelt. Mit sauberen Händen an den Schlaufen aufsetzen, beim Tragen nicht mehr hinfassen, an den Schlaufen abnehmen und dann (je nach Art) entweder in einem verschlossenen Restmülleimer entsorgen, in einer Papiertüte einen Tag zum Trocknen und Wiederverwenden aufbewahren oder in die Wäsche geben. Eine Maske, die ich beim Radfahren nicht trage, aber die ich z. B. beim Absteigen und Schieben dann aufsetzen müsste und in der Hosentasche oder dergleichen transportiere, erfüllt das alles überhaupt nicht, außer ich wasche auch meine Hosen jeden Tag nach jedem Verlassen des Hauses. Der Sinn einer Maskenpflicht draußen ist unter anderem gerade die Verhinderung dieses (leider sehr häufigen) Verhaltens.
    2. Wer keine Maske tragen will und wirklich nur fährt, soll das gerne tun. Er beraubt sich dann aber selbst einer genialen Eigenschaft des Fahrrads auf deutschen Straßen, nämlich das sofortige Versetzen in einen Fußgänger. Fußgängerzone, Einbahnstraße, Zebrastreifen, Z205-Geh-/Radweg, Verbot für Radfahrer - mit einem eleganten Beinschwung kann man all das wunderbar ignorieren und keiner kann einem was. Profis schaffen das sogar rollernd und damit fast so schnell wie ein langsamer Radfahrer, aber mit vollen Fußgängerrechten - solange eben eine Maske getragen wird. Allein das wäre es mir wert. Spezielle Bonussituationen wie Anhalten am linken Fahrbahnrand oder Schieben des Rads am rechten Fahrbahnrand statt auf dem Gehweg kommen noch dazu.
    3. Die eigene Gesundheit und die anderer sollte einem schon etwas wert sein. Masken (zumindest die besseren, FFP2/3) schützen den Träger ja nicht nur vor der Wolke, die der heftig schnaufende Radfahrer vor einem oder der Kettenraucher an der Ampel neben einem ausstößt, sondern auch gegen Staub und andere Partikel. Sowohl im Stadtverkehr (Autoabgase) als auch auf dem Land (Holzofenterroristen) ist das ein deutlicher Unterschied, gerade im Winter (bzw. in der Stadt schon bei unter 15 Grad Celsius). Als kleiner Nebeneffekt kann man länger ohne Schal fahren und der Mund trocknet weniger aus (wenn man durch selbigen atmet).
  • Mit sauberen Händen an den Schlaufen aufsetzen, beim Tragen nicht mehr hinfassen, an den Schlaufen abnehmen und dann (je nach Art) entweder in einem verschlossenen Restmülleimer entsorgen, in einer Papiertüte einen Tag zum Trocknen und Wiederverwenden aufbewahren oder in die Wäsche geben.

    Alles egal, oder?

    Covid-19 ist ein behülltes Virus und sollte damit zuverlässig von Seife/Tensiden vernichtet werden.

    Gegen Schmierinfektion hilft, sich nicht mit ungewaschenen Händen in Auge/Mund/Nase zu pulen.

    Die Maske hilft etwas gegen Tröpfcheninfektion, aber dafür ist doch egal, wie man die Schlaufen anfässt.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Alles egal, oder?

    Covid-19 ist ein behülltes Virus und sollte damit zuverlässig von Seife/Tensiden vernichtet werden.

    Gegen Schmierinfektion hilft, sich nicht mit ungewaschenen Händen in Auge/Mund/Nase zu pulen.

    Die Maske hilft etwas gegen Tröpfcheninfektion, aber dafür ist doch egal, wie man die Schlaufen anfässt.

    Masken helfen auch gegen Aerosole, und da setzen sich die Partikel im Filtergewebe ab. Das sind zwar eigentlich die mittleren Schichten und nicht die äußeren, aber das heißt nicht, dass da nicht auch Partikel hängen bleiben können (zusätzlich dazu noch die größeren Feuchtpartikel, die auf dieser Schicht aufgehalten werden). Wenn man dann nach Kontamination die Maske frontal anfasst, nimmt man möglicherweise Partikel mit Viren auf die Hand auf, und die meisten Leute, die ich beobachtet haben, kratzen sich dann erstmal an der Nase, statt sich die Hände an ihrem mitgeführten Waschbecken zu waschen oder zu desinfizieren. Dass die Maske dann ins feuchtwarme Klima einer Hosentasche befördert wird, ist auch nicht grade das gelbe vom Ei.

    Ist natürlich wie immer keine eindeutige Sache, sondern eine von Wahrscheinlichkeiten - aber wieso unnötiges Risiko eingehen? Die Schlaufen muss man beim Auf- und Absetzen ja sowieso anfassen, also wieso noch zusätzlich das Risiko vorne eingehen?

  • Covid-19 ist ein behülltes Virus und sollte damit zuverlässig von Seife/Tensiden vernichtet werden..

    Dummerweise gibt's nicht nur Covid-19-Zeugs in unserer Welt.

    Die Lappen, die C. eh nur bedingt einfangen können, fangen aber um so besser anderes Zeugs ein ...

    Hier in der ba-wü Landes-VO gibt es eine Maskenausnahme für Sport im Freien. In der städt. Vo wird die leider nicht erwähnt ... Ist mir aber schnuppe, irgendwo hat's eine Grenze ...

  • Ungeachtet aller rechtlichen Vorgaben, die aktuell teilweise sehr sinnvoll und teilweise ziemlich schwachsinnig sind, würde ich an eurer Stelle an drei Dinge denken:

    1. Masken machen vor allem dann Sinn, wenn man sie vernünftig trägt und behandelt. Mit sauberen Händen an den Schlaufen aufsetzen, beim Tragen nicht mehr hinfassen, an den Schlaufen abnehmen und dann (je nach Art) entweder in einem verschlossenen Restmülleimer entsorgen, in einer Papiertüte einen Tag zum Trocknen und Wiederverwenden aufbewahren oder in die Wäsche geben. Eine Maske, die ich beim Radfahren nicht trage, aber die ich z. B. beim Absteigen und Schieben dann aufsetzen müsste und in der Hosentasche oder dergleichen transportiere, erfüllt das alles überhaupt nicht, außer ich wasche auch meine Hosen jeden Tag nach jedem Verlassen des Hauses. Der Sinn einer Maskenpflicht draußen ist unter anderem gerade die Verhinderung dieses (leider sehr häufigen) Verhaltens.
    2. Wer keine Maske tragen will und wirklich nur fährt, soll das gerne tun. Er beraubt sich dann aber selbst einer genialen Eigenschaft des Fahrrads auf deutschen Straßen, nämlich das sofortige Versetzen in einen Fußgänger. Fußgängerzone, Einbahnstraße, Zebrastreifen, Z205-Geh-/Radweg, Verbot für Radfahrer - mit einem eleganten Beinschwung kann man all das wunderbar ignorieren und keiner kann einem was. Profis schaffen das sogar rollernd und damit fast so schnell wie ein langsamer Radfahrer, aber mit vollen Fußgängerrechten - solange eben eine Maske getragen wird. Allein das wäre es mir wert. Spezielle Bonussituationen wie Anhalten am linken Fahrbahnrand oder Schieben des Rads am rechten Fahrbahnrand statt auf dem Gehweg kommen noch dazu.
    3. Die eigene Gesundheit und die anderer sollte einem schon etwas wert sein. Masken (zumindest die besseren, FFP2/3) schützen den Träger ja nicht nur vor der Wolke, die der heftig schnaufende Radfahrer vor einem oder der Kettenraucher an der Ampel neben einem ausstößt, sondern auch gegen Staub und andere Partikel. Sowohl im Stadtverkehr (Autoabgase) als auch auf dem Land (Holzofenterroristen) ist das ein deutlicher Unterschied, gerade im Winter (bzw. in der Stadt schon bei unter 15 Grad Celsius). Als kleiner Nebeneffekt kann man länger ohne Schal fahren und der Mund trocknet weniger aus (wenn man durch selbigen atmet).

    Ein Szenario möchte ich aber hinzufügen: Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit goss es in Strömen. Die Schutzfunktion eines MNSes geht dann gegen Null oder ist sogar negativ.

    Und ganz persönlich: Es ist ohnehin schon sehr anstrengend, als Asthmatiker durch (in meinem Fall dann) FFP2 zu atmen, was ich dann im Anschluss mehrere Stunden tun muss (möchte). Ich bin froh um jeden fast freien Zug - besonders beim Radfahren.

  • Ein Szenario möchte ich aber hinzufügen: Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit goss es in Strömen. Die Schutzfunktion eines MNSes geht dann gegen Null oder ist sogar negativ.

    Und ganz persönlich: Es ist ohnehin schon sehr anstrengend, als Asthmatiker durch (in meinem Fall dann) FFP2 zu atmen, was ich dann im Anschluss mehrere Stunden tun muss (möchte). Ich bin froh um jeden fast freien Zug - besonders beim Radfahren.

    Bei Regen: Zustimmung, das ist auch ohne MNS bescheiden... in einer vernünftigeren Welt wären seit 30 Jahren Velomobile (heute mit E-Unterstützung bis 50 km/h) steuerlich und mit Zuschüssen (anstatt der Autoindustrie) gefördert worden, sodass sich diese Probleme gar nicht mehr stellen würden... aber ich schweife ab.

    Zum Asthma: hast du mal FFP2 bzw. besser FFP3 mit Ausatemventil probiert? Alternativ und wenn dich das Aussehen nicht stört, Halbmasken mit wechselbaren Filtern (z. B. 3m HF-800er-Serie), die sollen bei längerem Tragen wohl recht angenehm sein (hab es selbst aber noch nicht probiert). Kosten zwar anfangs mehr, aber nach 1-2 Monaten hat man das wieder drin, wenn man sie täglich trägt. Die wären durch das Plastik vermutlich auch besser im Regen.

  • hast du mal FFP2 bzw. besser FFP3 mit Ausatemventil probiert?

    Meines Wissens nach sind derartige Masken sehr schlecht für den Fremdschutz.

    Das ganze Konzept des MNS beruht ja hauptsächlich darauf, dass der ausgeatmete Luftstrom gebremst wird und sich nicht so stark verbreitet

    Eine Maske mit Ventil zum Ausatmen macht oft das genaue Gegenteil. Anstatt den Luftstrom zu bremsen, wird er durch die kleine Öffnung des Ventils sogar noch beschleunigt.

  • Meines Wissens nach sind derartige Masken sehr schlecht für den Fremdschutz.

    Das ganze Konzept des MNS beruht ja hauptsächlich darauf, dass der ausgeatmete Luftstrom gebremst wird und sich nicht so stark verbreitet

    Eine Maske mit Ventil zum Ausatmen macht oft das genaue Gegenteil. Anstatt den Luftstrom zu bremsen, wird er durch die kleine Öffnung des Ventils sogar noch beschleunigt.

    Stimmt natürlich, dafür kann man dann noch eine OP-Maske drüberklemmen. Ich bin jetzt stillschweigend davon ausgegangen, dass jemand mit Asthma sich schon aus Eigeninteresse ansonsten auch mustergültig verhält, also im Prinzip alle problematischen Situationen komplett meidet und an allen nicht vermeidbaren den jeweils besten Schutz verwendet und daher auch keine Viren weiterverbreiten kann. cubernaut hatte ja mal geschrieben, dass er schon seit April oder Mai auf eigene Kosten FFP2 trägt, von daher hab ich ihn einfach mal in die "vernünftige Leute, braucht man nicht ermahnen"-Schublade gesteckt. ;)

    Von der Gesamtwirkung her ist natürlich FFP3 besser als FFP3+Ventil, aber wenn Atemprobleme bestehen, ist FFP3+Ventil+OP besser als nur OP, für den Träger und alle anderen. Die Warnung vor den Nachteilen des Ventils gilt natürlich trotzdem, da ist die Eigenverantwortung eben besonders hoch, und dessen sind sich Personen der Risikogruppe im Schnitt sicher besser bewusst als der nächstbeste Passant auf der Straße, für den eine Infektion keinen besonderen Einschnitt darstellen würde.

  • Bei uns (Fürth/Bayern) finde ich in der "Allgemeinverfügung" keine Ausnahme für Radfahrende. Genaugenommen nicht mal für KFZ-Insassen; es sind neben Füßgängerzone und Parks auch mehrere Straßen genannt.

    Habe mal ganze freundlich beim Ordnungsamt nachgefragt...

    HIntergrund:

    Musste feststellen, dass Helm und Mütze sehr effektiv gegen ein schnelles Anlegen einer Maske helfen. Während der Fahrt geht gar nicht; ob der "echte" Verkehr hinter mir für mein Anhalten Verständnis haben wird?