US-Wahl 2020: Trump oder Biden?

  • Das merkst du erst jetzt?

    Nein, aber er schafft es tatsächlich, immer noch einen draufzusetzen. Man kann wirklich nur hoffen, dass er morgen Abend die Wahl so eindeutig verloren haben wird, dass es über das Ergebnis überhaupt keine Diskussion geben kann. Ansonsten befürchte ich das Schlimmste.

  • Zitat

    Aber wenn die Grundeinstellung der Kandidaten im Kern gar nicht so verschieden sind und es eigentlich nur darum geht, ob es populistisch oder etwas eleganter vorgetragen wird, dann ist es nur die Wahl zwischen dem geringeren Übel.


    Zum mitmeißeln nochmal gemeinsam:

    Das bedeutet in diesem Fall als Analogie: Nazi und konzilianter Nazi.


    Nein, das bedeutet es nicht. Eine "ich bin was Besseres / abweichende Meinungen werden nicht toleriert" Einstellung haben nicht nur Nazis. Eine ähnliche Grundeinstellung haben da sogar extrem Rechte und extremLinke. Nur die Details sind da natürlich Grundverschieden.

    Das sich die Forderungen von Nazis oft nicht mit dem Grundgesetz vertragen, es denen aber egal ist, ist recht offensichtlich. Bei Spahn gibt es aber ähnliches Verhalten. Auch er versucht seine Ideologie, sogar gegen ein Gerichtsurteil, durch zu boxen Link. Dazu noch seine Einstellung gegenüber sozial schwächeren.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

    Einmal editiert, zuletzt von KleverRadfahrer (2. November 2020 um 21:05)

  • Ich habe das gleiche ungute Gefühl (natürlich gespeist aus viel Lesen, Radio hören, Gesprächen, nahezu kaum bewegten Bildern) wie bei der letzten Wahl:

    Ich fürchte, Trump wird gewinnen. Denn auch wir sind imho hier in einer Filterblase und finden ihn allesamt so schrecklich, dass wir gar nicht mehr in der Lage zu sein scheinen, "Erfolge" Trumps aus der Sicht vieler verschiedener Gesellschaftsgruppen in den USA zu sehen.

    Ich fürchte, er könnte gewinnen.

  • "Erfolge" Trumps aus der Sicht vieler verschiedener Gesellschaftsgruppen in den USA zu sehen.

    Fällt Dir einer ein, der einer genaueren Überprüfung standhält?

    Die letzte Zusammenfassung, die ich gelesen habe, war ein Desaster:

    • Handelsdefizit? Gestiegen
    • Von Mexiko bezahlte Mauer? Die USA zahlen für Verstärkung bestehender Grenzanlagen.
    • Atomwaffenkontrolle Iran? Schlechter als vorher.

    Positiv waren glaube ich praktisch nur die ganzen ernannten konservativen Richter.

    Für mich fühlt sich das mehr und mehr an wie eine Sekte. Oder "Die Welle". Oder 1984 mit dem "Zwei-Minuten-Hass".

  • Fällt Dir einer ein, der einer genaueren Überprüfung standhält?

    Und schon bist du argumentativ in die Falle getappt.

    Du sollst ja nicht dem Chor predigen. Mich musst du nicht davon überzeugen, was für ein Idiot und unmoralischer Typ Trump, wie verlogen und unfähig er ist. Ich musste mich im Gegenteil beherrschen, im Unterricht nicht die ethische Legitimität eines Tyrannenmordes im Kontext der Person Trump zu diskutieren.

    Ich habe nicht zufällig "Erfolge" in Anführungszeichen gesetzt. Wahlentscheidend sind doch aber nicht etwa 'genauer überprüfbare' Fakten. Waren Sie es je?

    Befürworter werden dir sagen:

    Ich konnte mir ein Haus kaufen, und bin sogar Latino.

    Endlich haben wir Arbeit, die Fließbänder rollen wieder.

    Amerika, mein Amerika.

    Obama hat mehr Menschen töten lassen als Trump.

    Trump hat keinen Krieg geführt.

    Obama-Care? Dieser kommunistische Shit.

    Corona? Guck dir Donald an, über 70 und schon wieder fit wie ein Nike-Schuh.

    usw. usf.

    Quellen? Belege? Interessieren nicht. Die werden beim leisesten Verspüren einer kognitiven Dissonanz weggedrückt.

  • Für mich fühlt sich das mehr und mehr an wie eine Sekte. Oder "Die Welle". Oder 1984 mit dem "Zwei-Minuten-Hass".

    Eben! Und ich kenne mich mit Sekten einigermaßen praktisch wie theoretisch aus - bin in einer aufgewachsen. Falsifizierbarkeit existiert für einen indoktrinierten Jünger nicht - ganz gleich wie intelligent.

    Einmal editiert, zuletzt von cubernaut (4. November 2020 um 13:56) aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Ich habe nicht zufällig "Erfolge" in Anführungszeichen gesetzt.

    Die Aussage zur Filterblase, in der nach Deiner Aussage wir uns befinden, legt schon nahe, dass Du noch tatsächliche Erfolge in der Hinterhand hattest.

    Was er für verschiedene Gruppen tut und wie er sie überzeugt, ist ja nun kein Geheimnis.

    Schockierend finde ich nur, dass er mindestens knapp die Hälfte der Amerikaner mit so einem Mist tatsachlich überzeugt, ihn zu wählen.

  • Ich wünsche mir, dass wir die Debatte um Nazi oder Nicht-Nazi jetzt erst einmal bleiben lassen (oder in einem anderen Thread weiterführen) und uns heute erst einmal auf die anstehende Wahl konzentrieren, die eingangs Thema dieses Threads war.

  • Ich habe mich schon im Sommer 2016 dazu entschieden, Trump humoristisch zu nehmen. Für das, was Trump tagtäglich abliefert, müsste sich Der Postillon ganz schon abstrumpeln.

    Dass mich nicht ernsthaft interessiert, wer Präsident wird, liegt daran, dass es auf mein Leben nur einen maginalen Einfluss hat. Die US-Amerikanische Aussenpolitik halte ich für vollständig egoistisch und wird sich inhaltlich unter Biden nicht ändern.

    Dennoch wünsche ich mir Biden, da ich die gesellschaftlichen Probleme der USA gelöst und nicht befeuert sehen möchte. Ob Biden das überhaupt kann oder will, steht auf einem anderen Blatt. Mit Trump geht es aber sicher in die falsche Richtung.

    UNd ich bin Trump in einer gewissen Weise dankbar, da er Probleme verschiedenster Art, die ich auch bei uns sehe, offensichtlich gemacht hat. Es könnte einen Impuls in Richtung Problemlösung geben.

  • Die US-Amerikanische Aussenpolitik halte ich für vollständig egoistisch

    Das gilt doch grundsätzlich wohl für jedwede (Außen-)Politik. "Egoistisch" ist hier mMn kein passender Ausdruck, da es für den Staat und nicht für die eigene Person (ich = ego) getan wird. Es geht also im Endeffekt um die eigenstaatlichen Interessen. Das kann man vielleicht "Staatsräson" nennen.

    Trump dagegen betreibt tatsächlich eine "egoistische" Politik, eine narzisstische. Das Präsidentamt ist für ihn nur ein weiterer Chefposten, aus dem es für sich und die Seinen größtmögliches Kapital zu schlagen gilt.

    Das Ganze "humoristisch" zu nehmen, kann man nun gern "gelassen" oder auch "egoistisch" nennen. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von cubernaut (4. November 2020 um 13:58) aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Angesichts des Systems der Wahlleute repräsentiert der Wahlsieger ohnehin nicht den Wunsch des Wählers, aber ich habe immer mehr den Eindruck, dass der Ausgang der Wahl mittlerweile geradezu entkoppelt wird vom Wählerwillen, sondern stattdessen mit der Schließung von Wahllokalen in blau zugeneigten Wahlkreisen, der zeitlichen Begrenzung der Auszählung, so dass die zumeist blauen Briefwählerstimmen nicht mehr gewertet werden können, mit Gerrymandering oder Entscheidungen des seit heute noch konservativer orientierten Obersten Gerichtshofes.

    Und man braucht am besten ein Auto oder wenigstens einen Führerschein, um an der Wahl teilzunehmen, beziehungsweise das Wahllokal zu erreichen: Kein Auto, keine Stimme

  • Und man braucht am besten ein Auto oder wenigstens einen Führerschein, um an der Wahl teilzunehmen, beziehungsweise das Wahllokal zu erreichen

    Eigentlich nicht weiter überraschend.

    In einer Demokratie sollte es zum parteiübergreifenden Grundkonsens gehören, dass Wahlen so fair wie irgendwie möglich stattfinden sollten. Egal, für wie bescheuert man die Wähler hält.

    In den USA haben leider zu viele Politiker diesen Konsens verlassen. Da werden - je nach eigenen politischen Ansichten - die Wahlen so unfair wie irgendwie möglich für die Wähler des politischen Gegners gestaltet.

    Gerrymandering, "Winner takes all" bei den Wahlmännern, Erschwerung von Briefwahl, Entzug des Wahlrechts für Straftäter, lange Schlangen vor Wahllokalen in bestimmten Bezirken, Ausweispflicht für Wähler, usw.

    Eigentlich geht es ja schon damit los, dass an einem normalen Arbeitstag gewählt wird. Viele Arbeitnehmer können sich halt nicht einfach einen Tag frei nehmen (was sie bei langen Schlangen wohl teilweise müssten).

    Trump treibt nur auf die Spitze, was in den USA ohnehin schon üblich ist.

  • Eigentlich geht es ja schon damit los, dass an einem normalen Arbeitstag gewählt wird. Viele Arbeitnehmer können sich halt nicht einfach einen Tag frei nehmen (was sie bei langen Schlangen wohl teilweise müssten).

    Das ist wohl auch eher ein Relikt aus uralten Zeiten, das bis heute nicht reformiert oder geändert wurde — und witzigerweise auch auf die Anreise ohne Autos zurückzuführen ist. Bevor Autos weit verbreitet waren, war das nächste Wahllokal unter Umständen eine ganze Tagesreise entfernt. Sonntags war Kirche, da konnte man nicht reisen, also ging’s montags los, dienstags wurde gewählt und am Mittwoch war man wieder zu Hause — pünktlich zum Markt.

    Und im November wird gewählt, weil dort die Ernte bereits eingefahren wurde und viele Wähler überhaupt erst die Möglichkeit hatten, zur Wahl zu gehen. Und der 1. November durfte es nicht werden, weil dort schon Allerheiligen liegt. Also: Der erste Dienstag nach dem ersten Montag im November.

    In den USA haben leider zu viele Politiker diesen Konsens verlassen. Da werden - je nach eigenen politischen Ansichten - die Wahlen so unfair wie irgendwie möglich für die Wähler des politischen Gegners gestaltet.

    Das zeigt sich in den Grundzügen aber auch in allen anderen Demokratien. Unsere Bundesregierung hat mit der Wahlrechtsreform ja auch lieber nichts reformiert, weil eine vernünftige Reform zulasten der Regierungskoalition gegangen wäre. Und die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre, zu der man zurecht viel und lange diskutieren kann, scheitert nach meiner Kenntnis vor allem daran, dass die zusätzlichen Wählerschichten wohl primär die momentane Opposition wählen.

  • Natürlich sind im Wahlrecht auch Egoismen enthalten. Sind ja alles Menschen. Zum Glück sind sich unsere Parteien im Kern einig, dass sie den Wahlvorgang selbst nicht zum Bestandteil irgendwelcher Machtspielchen machen.

    An die Diskussion um "Wählen mit 16" kann ich mich noch aus meiner Schulzeit erinnern. Ich war damals schon recht politisch. Meine Mitschüler kannten in weiten Teilen nichtmal die Namen der Parteien. Von Inhalten und einer fundierten Meinung dazu mal ganz zu schwiegen. Das ist mein Hauptargument gegen Wählen mit 16.

    Mit dem gleichen Argument könnte man natürlich auch gegen Wählen schon mit 18 sein. Irgendwo muss es halt eine Grenze geben.

  • Oben hatten wir über Reformen des Wahlsystems spekuliert.

    Heise schreibt über eine ganz interessante Initiative:

    Einige Bundesstaaten einigen sich, alle in ihnen abgegeben Stimmen zusammen zu zählen. Der Sieger bekommt dann alle Wahlmänner aus diesen Staaten. Sobald Bundesstaaten mit insgesamt mehr als 270 Wahlmännern zusammen sind, tritt das Abkommen in Kraft.

    Stimmen in anderen Bundesstaaten sind damit wertlos und diese Staaten werden dem System dann wohl auch ganz schnell beitreten.

    Dann wären die Wahlmänner im Ergebnis egal und jede Stimme zählt gleich viel.

    https://www.heise.de/hintergrund/Za…ft-4931959.html

  • Unsere Bundesregierung hat mit der Wahlrechtsreform ja auch lieber nichts reformiert, weil eine vernünftige Reform zulasten der Regierungskoalition gegangen wäre.

    Genauso wie zu Lasten der Opposition. Das Verhältniswahlrecht heißt deswegen Verhältniswahlrecht, weil das Verhältnis gewahrt wird. Es scheitert meines Wissens nach an der Pfründen der CSU, die einfach nicht weniger Leute nach Berlin schicken möchte.

    Und die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre, zu der man zurecht viel und lange diskutieren kann, scheitert nach meiner Kenntnis vor allem daran, dass die zusätzlichen Wählerschichten wohl primär die momentane Opposition wählen.

    Das kann man auch anders sehen: Das Wahlalter wird immer von denen ins Spiel gebracht, die sich davon einen Vorteil versprechen.

    Das Wahlalter sollte wissenschaftlich begründet und nicht von politischen Mehrheiten abhängig sein.

  • Natürlich noch „too close to call“, aber nach der Auszählung von zehn Prozent der Stimmen führt Biden in der GOP-Hochburg Kentucky:

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    Aber wie Nate Silver schon sagte: Wichtig ist das Endergebnis, nicht irgendwelche obskuren Zwischenstände, weil vielleicht die Auszählung in einer größeren Stadt begonnen wurde:

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  • Nun ja. Da muss nun aber noch ganz schön viel bei den Briefwahlstimmen passieren, damit Trump nicht doch noch gewinnt.

    Schon ein bisschen bezeichnend, dass die meisten Umfragen davon ausgingen, dass Trumps Chancen auf einen Sieg irgendwo bei zehn Prozent zu verorten wären.